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feld von Thorsten Heise. Bei einer „Abschiedsfeier“<br />

von Heise am 1. April 2000, kurz vor dessen Haftantritt,<br />

provozierte Niebur anwesende Kameraden und<br />

tönte gegenüber von zwei Kameradinnen: „Wenn<br />

Thorsten im Knast ist, beginnt wieder für mich die<br />

Jagdzeit, dann bekommt ihr alle was auf die Fresse.“ 13<br />

Mitglieder der „Kameradschaft Northeim“ und der extrem<br />

rechten Szene aus Einbeck bei einem NPD-Aufmarsch in<br />

Göttingen�<br />

Foto: privat<br />

Neonazi im Schuldienst<br />

Einer der von den Hausdurchsuchungen im Januar<br />

2009 betroffenen Neonazis, ist Marco B. aus Göttingen.<br />

Auch der 30-Jährige ist ein enger politischer<br />

Weggefährte von Kameradschaftsführer Thorsten<br />

Heise. Jahrelang marschierte B. auf Neonazi-Demonstrationen<br />

- meist mit geschultertem Megaphon<br />

- hinter dem Transparent der „Kameradschaft Northeim“.<br />

Als bekannt wurde, dass er seit rund zwei Jahren<br />

am Göttinger Max-Planck Gymnasium als Schulassistent<br />

beschäftigt war, wurde er Anfang 2009 vom<br />

Dienst suspendiert. Das Schulgelände darf er seit dem<br />

nicht mehr betreten. Dagegen versuchte der Göttinger<br />

Neonazi nun vor dem Arbeitsgericht vorzugehen.<br />

Vertreten wird er dabei vom in der Szene beliebten<br />

Anwalt Klaus Kunze aus Uslar.<br />

Der 55-jährige Advokat engagierte sich in den<br />

90er Jahren für die „Republikaner“ in Niedersachsen,<br />

sowie als deren Anwalt vor Gericht. So vertrat<br />

er die extrem rechte Partei unter anderem 1998 vor<br />

dem Bundesverwaltungsgericht, als deren Anführer<br />

versuchten, die Gründung einer parteinahen „Franz-<br />

Schönhuber-Stiftung“ gerichtlich durchzusetzen. 14<br />

Kunzes publizistische Tätigkeiten verschafften ihm<br />

bereits Jahre zuvor mehrere Nennungen in Verfassungsschutzberichten,<br />

unter anderem wurden ihm<br />

13) Blick nach Rechts, „Ende der Jagdzeit“, 12�12�2008<br />

14) Das Gericht bestätigte das Urteil einer vorherigen Instanz: Die<br />

geplante Stiftung der REPs würde das Gemeinwohl gefährden� Die Partei<br />

habe damit keinen Anspruch auf eine Genehmigung�<br />

1995 im jährlichen Bericht des Bundes „rechtsextremistische<br />

Bestrebungen“ nachgewiesen.<br />

Der Göttinger Marco B. muss sich zudem bald<br />

wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem thüringischen<br />

Amtsgericht Pößneck verantworten. Die<br />

Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im April 2005<br />

während eines Rechtsrock-Konzerts im Pößnecker<br />

„Schützenhaus“, zusammen mit vier weiteren Personen,<br />

einen Mann geschlagen und getreten zu haben.<br />

Gewalt als Teil neonazistischer Politik<br />

Gewalt durch Neonazis scheint in Südniedersachsen<br />

schon fast alltäglich geworden. Ob gegen jene,<br />

die nicht ins rassistische Weltbild passen, politische<br />

Gegner oder AussteigerInnen aus der Szene – aktuelle<br />

Studien weisen darauf hin, dass mittlerweile jeder<br />

Opfer rechter Gewalt werden kann. In ländlichen Regionen,<br />

wie dem Vorharzland, sind Feindbilder noch<br />

einfach gestrickt. So ist es bei Dorffesten nicht ungewöhnlich,<br />

wenn Gruppen von Neonazis Patrouille<br />

gehen und alternativ oder „ausländisch“ aussehende<br />

Jugendliche, die ihnen in die Quere kommen, wahllos<br />

zusammenschlagen. 2006 kam es in Dorste bei<br />

Osterode zu einem rassistischen Überfall. Bei einer<br />

„Mallorca Party“ hatten Angehörige der extrem rechten<br />

Szene, drei türkischstämmige Männer erst mit<br />

ausländerfeindlichen Parolen beschimpft und danach<br />

unter „Heil Hitler“-Rufen mehrmals geschlagen und<br />

getreten.<br />

Ein 14-jähriger Schüler aus Bad Lauterberg wurde<br />

im Mai 2007 von mehreren Erwachsene mit Holzlatten<br />

verprügelt, weil er aus der rechten Szene aussteigen<br />

wollte. Doch die Szene arbeitet nicht nur mit körperlicher<br />

Gewalt, sie setzt auch auf das Konzept der<br />

„Einschüchterung“. Jeder der sich gegen Neonazis<br />

engagiert, muss damit rechnen von diesen bedroht zu<br />

werden. Dies erlebte auch Ilyas Cangöz, Vorsitzender<br />

des „Alevitischen Kulturvereins“ und Stadtrat aus<br />

Herzberg. Bereits mehrmals hätten unbekannte Täter<br />

Fenster und Türen des Vereinslokals schwer beschädigt,<br />

berichtet der Politiker von „Die Linke“. Auch<br />

einen „beängstigenden Drohbrief“ bekam Cangöz.<br />

„In der Region wird bewusst Stimmung gegen antifaschistische<br />

Organisationen gemacht“, berichtet er. Er<br />

fordert eine „entschiedene Front gegen den Rechtsradikalismus“<br />

aufzubauen.<br />

Otto Belina

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