79Zur Vollendung des 79. Lebensjahres - Tiroler Jägerverband

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4 Reportage Wieder mehr G‘spür als Jäger kriegen Dipl. Ing. Hubert Schatz, dritter und letzter Teil Zum Jäger werden. Die Art und Weise bzw. das Gefühl, mit der jemand die Jagd ausübt, hängt in einem hohen Maße von seinem Werdegang, von seinem Weg zum Jäger ab. Logischerweise kann nicht jeder aus einer Jägerfamilie stammen, was übrigens noch keine Garantie für einen guten Jäger abgibt, genauso wie auch jemand aus einer nicht jagenden Familie ohne Weiteres ein unwahrscheinlich gutes G’spür für die Jagd mitbringen kann. Eine entscheidende Rolle für den Zugang sowie die weitere Entwicklung eines Jungjägers übt das jagdliche Umfeld sowie die jagdliche Erzie- hung aus. Während in früheren Jahren sich die meisten Jäger einen Abschuss erst einmal durch langes Mitgehen und Verrichten von bestimmten Revierarbeiten verdienen mussten, und dann mit Sicherheit nicht als erstes gleich einen besonderen Trophäenträger erlegen durften, hat sich in unserer Wohlstands- und Konsumwelt auch diesbezüglich viel zum Schlechteren verändert. Es tut mir persönlich richtig weh, wenn ich immer wieder feststellen muss, wie mancher Jagdkartenneuling, kaum Anfang Mai die Jagdprüfung absolviert, bereits ein paar Tage später in einem Revier auf einen Birk- Foto: Ernst Rudigier hahn eingeladen wird und diesen natürlich auch erlegt. Die allermeisten davon waren vorher noch nie auf einem Balzplatz, haben sich weder in die Lebensweise, Biotopansprüche noch Bejagungsart dieser Wildart hineinleben dürfen und schon sind sie mit stolzgeschwellter Brust, einen Schildhahn in den Händen, auf Bildern zu sehen. Andere wiederum meinen ebenfalls wenige Tage nach erfolgreicher Ablegung der Jagdprüfung bereits eine Jagdreise nach Tschechien, Ungarn oder Slowenien antreten zu müssen, um nach ihrer Rückkehr Fotos herumzureichen, wo sie grinsend hinter einer „Un- Jagd in TiRol 07-08/2011
menge“ von abgeschärften Rehbockköpfen – und ich sage bewusst nicht Rehhäuptern – hocken, weil das nicht Jagd-, sondern Schießkinoverhältnisse sind. Der Weg zum Jäger muss ein langsamer, schrittweiser sein. Wie bei der Besteigung eines Berges sollten die Schritte bedächtig und überlegt sein. Dafür müssen die jungen Grünröcke aber auch die Möglichkeit bekommen, in irgendeinem Revier des Heimatortes mitgehen zu dürfen, wo sich ein erfahrener bodenständiger Jäger ihrer annimmt. Neben der Vermittlung von Fachwissen muss ihnen vor allem auch Herzwissen, das heißt das richtige Gefühl und G‘spür zum Wild, seinem Lebensraum und seiner Bejagung nähergebracht werden. Kritische Entwicklung Ich glaube, dass die Jagd in Österreich trotz der vorher geschilderten Entwicklung in den vergangenen 60 Jahren sehr viel Positives geleistet hat, wofür neben den Landesjägerschaften, insbesondere den Revierinhabern zu danken ist. Wir haben Regionen und Reviere im Land, die jagdlich weltweit kaum zu überbieten sind. In manchen Gebieten waren wir als Jäger, in vielen aber als Heger besser, denn noch nie konnte in Österreich nachhaltig so viel Rot- und Rehwild erlegt werden, wie im vergangen Jahrzehnt. Wir haben aber mit Sicherheit auch den Fehler gemacht, uns zu sehr nur auf die jagdlichen Wildarten und hier wiederum nur auf bestimmte zu konzentrieren, obwohl die Vielfalt der Fauna in den meisten heimischen Revieren um ein Wesentliches größer ist. Und so haben wir in bestimmten Bereichen oder Fachgebieten auch einen Kompetenzverlust erlitten. Als Beispiel sei die Ornithologie bzw. Vogelkunde genannt. Nur wenige Jäger kennen die Vögel in ihrem Revier, können diese weder am Aussehen, geschweige denn anhand ihres Gesanges zuordnen. Dabei würden gerade diese Kenntnisse den Pirschgang oder Ansitz unwahrscheinlich bereichern, zum Teil kurzweiliger machen und das Ansehen des Jägers bzw. Jagdschutzorgans würde nicht nur bei Jagdgästen und Jagdbegleitern, sondern auch bei anderen Interessensgruppen wie z.B. Bird Life unwahrscheinlich steigen. Leider haben gerade Letztere der Jägerschaft die öffentliche anerkannte Kompetenz in Sachen Avifauna abgenommen und wie wir anhand der Debatte über die Frühjahrsjagd der Raufußhühner sehen, eine unwahrscheinlich starke Lobby, insbesondere in Brüssel aufgebaut. Ich bin mir sicher, dass wir diese Diskussion nicht in diesem Maße oder gar nicht führen Zum Weiterlesen blättern Sie bitte auf Seite 6 Jagd in TiRol 07-08/2011 müssten, hätten sich die Jäger bzw. Jägerschaft früh genug nicht nur zum Spezialisten von jagdbaren Tieren, sondern der gesamten heimischen Vogelwelt gemacht. Der Jäger wäre ja bestens in der Lage, dieses Fachgebiet zu erlernen und wie bei den Raufußhühnern könnte die Jägerschaft auf Grund unseres Revierjagdsystems ein landes- bzw. bundesweites, flächendeckendes Netz an Vogelexperten aufbieten wie keine andere Organisation. Aus meiner Sicht ist es aber noch nicht zu spät. Zum einem stellt das Erlernen der heimischen Vogelkunde eine unwahrscheinliche Erweiterung des Fachwissens des Jägers dar, zum anderen könnte man den Ornithologen zumindest eine fachliche Zusammenarbeit und somit Einflussnahme im gesamten Geschehen um die Ornithologie in Österreich anbieten. Bodenständig und geheimnisvoll Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir länger Freude am Weidwerk haben wollen, so müssen wir bemüht sein, wieder das Bodenständige, das Geheimnisvolle und wieder mehr das Unvorhersehbare auf der Jagd zu fördern. Außerdem müssen wir, wie eben erwähnt, nach außen mehr Fach-, aber auch mehr Sinnkompetenz vermitteln. Raus mit zu viel Technik, Schluss mit Naturvergewaltigungen! Die Jagd muss wieder mehr mit Hausverstand und mit viel mehr Gefühl und Achtung sowie Respekt vor der Natur und vor der Kreatur betrieben werden. Gott Lob gibt es in Österreich noch viele derer Reviere und im Jagdland Tirol ist solcher Anteil sicher noch größer. Wir müssen aber auf der Hut sein, dass in den Revieren kein jagdbetrieblicher Eintopf gefördert wird, aus dem für den Chef die besten Stücke in kürzester Zeit bereitgestellt werden, ansonsten soll er sich das gesamte Jahr kaum im Revier zeigen. Es muss eine jagdliche Vielfalt geboten werden. Jeder langjährige Revierinhaber eines guten Rotwildrevieres hat irgendwann einmal die Wände voll mit Geweihen. Und nachdem die meisten älteren Hirsche aus den heimischen Revieren nur noch Kronengeweihe tragen und letztendlich irgendwie alle gleich ausschauen, reizt den Jagdpächter vielleicht nur noch eine Jagdreise nach Argentinien, wo es noch alte, starke 6er, 8er und Eissprossenzehner gibt, die wir aus unseren Rotwildbeständen mehr oder weniger hinaus gehegt haben. Im eigenen Revier läuft die Rotwildjagd zunehmend Gefahr, lang- Kodiak-©-2011 · www.kodiak.de Abgabe von Waffen nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis. Aus Leidenschaft NEU ! K95 Stutzen Edition Abbildung: K95 Stutzen mit Zusatzausstattung Zielfernrohr und -montage K95 Stutzen – der legendäre Stutzen zum besonders attraktiven Preis : • schwarz eloxierter Systemkasten • runde Laufkontur • Schaftholzklasse 3 Import und Fachhandels-Auskunft: Idl GmbH · Südbahnstr. 1 · A-9900 Lienz office@waffen-idl.com · www.blaser.de 5
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