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Georges Fouré - BDPh Kompass für Sammler

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Mai 1898, also mehr als vier Jahre nach Rückgabe, wurde das Ergebnis zur Frage vorgelegt, ob<br />

die einzelnen Überdruck-Wertstempel zu Fälschungen genutzt wurden oder nicht.<br />

Im Gutachten heißt es u.a.: „Der Stempel ist stark genutzt. Die Art der Abnutzung zeigt, dass<br />

derselbe nicht zum Bedrucken von Briefumschlägen auf einer Buchdruck ‚Hand’-oder<br />

Schnellpresse verwendet worden ist, sondern dass der Druck unter Benutzung einer Presse mit<br />

Spindelbewegung, wie solche auch in der Staatsdruckerei s. Zt. zum Überstempeln der Couverts<br />

benutzt worden sind, ausgeführt ist. Zum Überdrucken sind in der Staatsdruckerei nur<br />

Stahlstempel benutzt worden; die Verwendung von galvanisch hergestellten Stempeln hat beim<br />

Druck auf Pressen mit Spindelbewegung niemals stattgefunden, weil Kupfer <strong>für</strong> Spindeldruck zu<br />

weich ist. Der Stempel würde, selbst stark niedergeschlagen und gut hinterlöthet, nach kurzer Zeit<br />

unscharfe Abdrucke liefern, eine Erneuerung und Neueinrichtung der Stempel mithin oft<br />

nothwendig sein. Der vorliegende Niederschlag ist somit aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in der<br />

Staatsdruckerei, sondern auswärts hergestellt, unter keinen Umständen ist aber die Abnutzung<br />

desselben aus vorstehend angeführten Gründen in der Staatsdruckerei erfolgt. Es muss also noch<br />

anderwärts ein Stahlstempel vorhanden sein, von welchem die vorliegende Abprägung<br />

abgenommen ist“. 36<br />

Wirklich? Ist es wirklich so einfach? Zumindest hatte sich damit die Reichsdruckerei selbst von der<br />

Verantwortung erst einmal freigesprochen, ein Ansatz, dem später Philatelisten nicht unbedingt<br />

gefolgt sind. 37<br />

Die Lehr aus der Gschicht!<br />

Der Fall <strong>Fouré</strong> ist in seiner Art einzigartig und verdient auch künftig noch eingehender Recherchen,<br />

um die zahlreichen Wissenslücken zu schließen. Er offenbart die Psychen, die Tiefen und<br />

Abgründe, von <strong>Sammler</strong>n. Er dokumentiert den Geltungsdrang, das Anerkennungsbedürfnis, die<br />

Habsucht und fast schon zerstörerische Konkurrenz zwischen namhaften Philatelisten in Vereinen,<br />

die Leichtgläubigkeit der Käufer, die je Stück <strong>für</strong> mehrere hundert Mark (damals wahrlich eine<br />

Menge Geld!) <strong>Fouré</strong> seine Raritäten gerade deshalb abkauften, weil sie etwas Einmaliges besitzen<br />

wollten und sich damit profilieren konnten. Man mag es Buddha und seiner Lehre abnehmen, dass<br />

die Begierden das Urübel allen Leidens sind, der Werdedurst, die Habgier und vieles andere mehr.<br />

Wie sagt das Sprichwort: Homo hominis alienum est – dem Menschen ist nichts Menschliches<br />

fremd!<br />

Anmerkungen<br />

1 Aus der kaum überschaubaren Zahl der Beiträge über <strong>Fouré</strong> wurden <strong>für</strong> dieses Buch besonders<br />

nachfolgend genannte Veröffentlichungen zu Rate gezogen:<br />

Ascher, Dr. Siegfried: <strong>Fouré</strong> und Schilling. Persönliches aus ihrem Leben, in: Deutsche Zeitung <strong>für</strong><br />

Briefmarkenkunde/Die Ganzsache, Nr. 10/1937, S. 388ff.<br />

Ascher, Dr. Siegfried: Die Handschrift <strong>Fouré</strong>s, Deutsche Zeitung <strong>für</strong> Briefmarkenkunde/Die Ganzsache, Nr.<br />

3/1938, S. 121-122; Nr. 4/38, S. 169/170<br />

Fischer, Peter (alias „Rosenau“): Ein Kenner, der als Fälscher endete, in: DBZ/SE 24/2002, S. 10-15<br />

Hollmann, Ernst/Detering, Klaus: <strong>Fouré</strong>, Kosack – und kein Ende: Eine bisher unbekannte Variante der<br />

gefälschten Mi.-Nr. 3b der Deutschen Post in der Türkei, in: Philatelie und Postgeschichte 226/philatelie 305,<br />

Nov. 2002, S. 37–40<br />

Lietzow, Paul: Das Schwarze Buch der Philatelie oder Neudruck und Fälschung von Postmarken und<br />

Briefumschlägen, Selbstverlag Berlin 1879<br />

Lietzow, Paul: <strong>Fouré</strong>s Glück und Ende, in: Die Post, Jg. 1903, S. 165–167<br />

Lindenberg, C.: Der Fall <strong>Fouré</strong>, in: Deutsche Briefmarken-Zeitung, IX. Jg., Nr. 6, 16. Juni 1898, S. 89-93;<br />

N.N. (wahrscheinlich Dr. Paul Kloss): Der „Fall <strong>Fouré</strong>“, in: Der Philatelist Jg. 1898, S. 200–206, 240–241<br />

Steinwasser, Fritz: Neues vom Fälscher Gorge <strong>Fouré</strong>, in: Briefmarken Spiegel 1/92, 104-106<br />

Ohrt, Paul: <strong>Fouré</strong>-Fälschungen, in: Germania-Berichte, Nr. 49/1905, S. 563–572<br />

Ohrt,. Paul: Handbuch aller bekannten Neudrucke staatlicher Postfreimarken und Ganzsachen nebst<br />

Angabe ihrer Kennzeichen, Leipzig 1906; der Teilband NDP erschien 1919<br />

Ton, Max: <strong>Georges</strong> <strong>Fouré</strong> und seine Machwerke, in: Deutsche Zeitung <strong>für</strong> Briefmarkenkunde Nr. 4/1937, S.

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