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Georges Fouré - BDPh Kompass für Sammler

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am 19. April 1863 in Berlin.<br />

Für das Jahr 1865 findet man erstmals – und vorerst letztmals – einen Adresseintrag <strong>für</strong> <strong>Georges</strong> 9<br />

<strong>Fouré</strong> im Berliner Adressbuch, bis Anfang der 70er-Jahre scheint er, der sich wie seine Mutter nun<br />

als „Sprachlehrer <strong>für</strong> Französisch“ ausgibt, von der Erdfläche verschwunden. Ascher vermutet,<br />

dass er vielleicht auf französischer Seite Wehrdienste leistete und am Deutsch-Französischen<br />

Krieg teilnahm, wo<strong>für</strong> <strong>Fouré</strong>s eigene Darstellung „Ich war früher einmal Offizier und Translator<br />

einer kaiserlichen Majestät, dann Correspondent politischer Zeitungen, jetzt Lehrer und<br />

Schriftsteller“ in seiner später von ihm gegründeten Fachzeitschrift, der „Berliner Illustrierten<br />

Briefmarken-Zeitung“ im Jahre 1880 (Heft 23) sprechen mag.<br />

1872 weist das Berliner Adressbuch <strong>für</strong> ihn eine Wohnung Am Planufer 12 aus, 1874 in der<br />

Oranienstraße 159 III, ein Jahr später in der Friedrichsgracht 24, 1876 in der Kürassierstraße 10.<br />

Kaum ein Jahr später scheint er in der gleichen Straße zur Hausnummer 5 II umgezogen zu sein,<br />

wo er auch nur zwei Jahre bleibt, denn 1879 zieht es ihn in die Alexandrinenstraße. Jährlich bis<br />

zweijährlich wechselt er auch fortan seine Wohnungen in Berlin, bis das Einwohnermeldeamt <strong>für</strong><br />

den 7. Oktober 1896 seine Abmeldung nach Leipzig listet, während seine Frau – diese stirbt am<br />

14. Februar 1930 – und seine Tochter in Berlin verbleiben.<br />

Ein Grund <strong>für</strong> diese Odyssee ist bis heute eigentlich kaum ersichtlich, zumal Wohnungswechsel<br />

auch damals mit viel Arbeit, Aufwand und Kosten verbunden waren. Andererseits mögen diese<br />

auch Stationen seines zweifelhaften Lebenserfolges gewesen sein, der sich dann auch in vielleicht<br />

immer besseren Wohnlagen niederschlug (was zu prüfen wäre). Andere Vermutungen gehen in<br />

die Richtung, dass er – neurotisch wie er wohl war – alles daran setzte, nur ja nicht bei seinem<br />

kriminellen Tun auffällig zu werden und wenn er tatsächlich seine Fälschungen in einer oder<br />

mehreren der genannten Wohnungen selbst angefertigt haben sollte, dann bestand<br />

durchaus Grund zur Annahme, dass diese Vorgänge nicht lautlos und damit auch vielleicht nicht<br />

ganz unbemerkt vor sich gingen.<br />

Es wird noch von seiner Entlarvung im Jahre 1893 zu sprechen sein. Später – ein genaues Datum<br />

ist nicht bekannt – verschwand er fast spurlos nach Paris. Er soll dort noch häufiger bei den<br />

Briefmarkenbörsen auf dem Champs Elysee gesichtet worden sein 10 , bevor er dann in großer<br />

Armut verstarb. Und zu seinem Sterbedatum gibt es bis heute – und dies völlig unverständlich –<br />

widersprüchliche Angaben. Einige sprechen vom Herbst 1902 11 , andere gar vom Jahre 1904 12 !<br />

Das gleiche – falsche – Datum findet sich denn auch bei jüngeren Autoren wieder. Unzweifelhaft<br />

richtig ist nur das Jahr 1902 und – sofern die dem Autor vorliegenden Angaben stimmen – scheint<br />

<strong>Fouré</strong> im Herbst 1902 in Paris verstorben zu sein. 13<br />

<strong>Fouré</strong>s Karriere und Aufstieg in Berlin<br />

1872 nach Berlin zurückgekehrt – <strong>Fouré</strong> ist 28 Jahre jung – entfaltet er recht bald ein reges<br />

philatelistisches Leben. Vorerst wohl noch als <strong>Sammler</strong>, wenig später aber schon als Händler. Er<br />

gründet im Januar 1877 in Berlin den ersten Verein, den „Verein <strong>für</strong> Briefmarkenkunde zu Berlin“,<br />

der allerdings nur ein Jahr (bis zum 29. Dezember 1877) besteht. Als Grund wird das Gerücht<br />

kolportiert, „<strong>Fouré</strong> habe (die Mitglieder) mit falschen Marken betrogen“. 14 Paul Lietzow, der<br />

bekannte Berliner Markenhändler, der seine Briefmarkenhandlung gerne immer als die älteste in<br />

Berlin ausgab, hatte <strong>Fouré</strong> schon 1876 bei einem „Briefmarkenhändler-Kongress“ in einem<br />

Berliner Ratskeller kennen-und schätzen gelernt und war einer der Mitgründer dieses Vereins. Als<br />

Mitglied in dem neuen Verein und hatte aber wohl auch einiges von <strong>Fouré</strong>s Machenschaften<br />

mitbekommen.<br />

Nicht von ungefähr veröffentlicht Lietzow 1878 in der Wiener Briefmarken-Zeitung von S. Friedl<br />

eine humoristische Glosse 15 („Wahre oder Schein-Philatelisten“), die nicht nur die Insider bestens<br />

verstanden, <strong>für</strong> großes Aufsehen sorgt, ihm gleichzeitig aber auch die Todfeindschaft <strong>Fouré</strong>s<br />

einbringt. Nicht genug damit, publiziert Lietzow ein Jahr später sein „Schwarzes Buch der<br />

Philatelie“ und gibt im Anhang den „Brief eines betrogenen <strong>Sammler</strong>s an einen Markenhändler und

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