Georges Fouré - BDPh Kompass für Sammler
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gelang. Der bekannte <strong>Sammler</strong> F. Breitfuss schrieb im Januar 1886 in der<br />
Zeitschrift „Der Philatelist“, dass viele der plötzlich auftauchenden neuen, bis<br />
dahin völlig unbekannten Ganzsachenumschläge altdeutscher Staaten nur mit<br />
einem in der Reichsdruckerei (RDr) verschwundenen Stempel, hergestellt<br />
worden sein könnten, was die so angesprochene RDr, der Lindenberg<br />
(vielleicht aber auch der Dresdener Verein) diese Aussage vorlegten, am 15.<br />
Februar 1886 vehement bestritt. 20<br />
<strong>Fouré</strong> lässt allerdings – diplomatisch klug und mit viel Fingerspitzengefühl <strong>für</strong><br />
die Situation, die sich scheinbar zuspitzt – erst einmal sein Schriftführeramt im<br />
Vereine ruhen, lehnt im Dezember 1886 gar eine Wiederwahl ab. Dies<br />
veranlasst Lindenberg zum Rücktritt als Vorsitzender des Vereins. Nach<br />
eigenen Worten konnte er es nicht akzeptieren, dass der Verein es fertig<br />
gebracht hatte, dem so unter Verdacht stehenden <strong>Fouré</strong> überhaupt ein<br />
Vorstandsamt anzubieten. Als bis in die Fingerspitzen überkorrekter<br />
preußischer Beamter (dem von einer gewissen elitären Arroganz bis zur fachbedingten<br />
Überheblichkeit auch später wenig abzusprechen war) sah er <strong>für</strong> sich kein Bleiberecht mehr in<br />
einem solchen Verein, lehnte auch umgehend die ihm sogar angebotene Ehrenmitgliedschaft ab<br />
und trat aus dem Verein aus.<br />
Nach einem kurzen Intermezzo Lindenbergs als Vorsitzender eines neu gegründeten „Verein der<br />
Briefmarkensammler“ (aus dem er dann aber auch wegen Unstimmigkeiten austritt), pflegt er<br />
zuerst Privateinladungen an ihm genehme Philatelisten und wenig später, am 16. Januar 1888,<br />
sieht man Lindenberg als Gründer des Berliner Philatelisten-Klub von 1888,<br />
dessen Vorsitzender er bis 1902 war und den er zur weltweiten Anerkennung<br />
führte. 21<br />
<strong>Fouré</strong>s Meisterprodukte<br />
Mit <strong>Fouré</strong> wollte er nichts mehr zu tun haben und es ärgerte ihn maßlos, dass<br />
noch vier Jahre später, als auf dem Philatelistentag zu Prag die Frage der<br />
Vergabe der nächsten Tagung nach Berlin diskutiert wurde, der I.P.V. Dresden<br />
Vorbehalte gegen Berlin geltend machte, weil im dortigen Verein (es war nicht<br />
der BPhK gemeint) Fälscher säßen. Gemeint waren eben <strong>Fouré</strong> und der<br />
Händler David Cohn. <strong>Fouré</strong> schied erst am 18. Mai 1893 aus dem „Deutschen<br />
Verein <strong>für</strong> Philatelie“ aus, nachdem es Lindenberg und Franz Kalckhoff<br />
gelungen war, den endgültigen Beweis <strong>für</strong> dessen (Mit-)Täterschaft (?) zu<br />
finden und die RDr zu überzeugen, dass Missbrauch mit Originalmaterial<br />
betrieben worden war, als dessen Urheber – wenn auch vielleicht nicht Macher<br />
– eben <strong>Fouré</strong> vermutet wurde. 22<br />
Ohne auch hier eine Einzelaufstellung liefern zu können, was <strong>Fouré</strong> alles fälschte, sei soviel<br />
gesagt: Zwischen 1877 und 1890 schuf er u.a. Neudrucke mittels der Original-Wertstempel von<br />
den Aufbrauchganzsachen des Norddeutschen Postbezirks, also z.B. von Preußen, Braunschweig,<br />
Mecklenburg-Strelitz und Oldenburg. Dabei konzentrierte er sich auf die sog. „überklebten<br />
Ganzsachen“, die damals, als die erwähnten Staaten in die Post des Norddeutschen Bundes<br />
übergingen als umfangreiche Restbestände so verwertet worden waren, dass man die alten<br />
Wertstempel mit neuen überklebte und damit quasi aufwertete und nochmals verkaufbar machte.<br />
Bekannt sind auch <strong>Fouré</strong>s Fälschungen der Brustschildmarken des Deutschen Reiches 2 und 5 Gr<br />
großer Adler, bei denen er den Prägedruck des Adlers glättete und – ebenfalls mit dem Original-<br />
Druckstock – einen neuen Adler verkehrt stehend einprägte. Des weiteren fälschte er z.B. die 7 Kr-<br />
Marke von 1872, aber auch Preußen-Marken von 1861/65 ohne Durchstich und – wie man seit<br />
kurzem weiß – auch die Nr. 3b der Deutschen Post in der Türkei. Die vorliegenden Angaben<br />
stimmen meist darin überein, dass er von seinen Raritäten meist nur bis zu 50 Exemplare<br />
anfertigte bzw. anfertigen ließ (davon wird noch zu sprechen sein), die er u.a. aber auch in