§ 20000-*}"174 Stahl und Eisen. Messungen im Hochofenbetriebe. Jahrg. Nr. 6.ohne daß der Betriebsleiter genau sehen kann, wo einFehler oder eine Nachlässigkeit aufgetreten ist.In Abb. 1 sind die Schaubilder, welche dieWinderhitzung betreffen, zusammengestellt. Es sinddie Kurven des Gasverbrauches, des Verbrauchesan Verbrennungsluft und der Menge des kaltenWindes, der Heißwind- und Abhitzetemperaturenund der Zusammensetzung der Abgase. Mit diesenSchaubildern dürfte der Vorgang der Winderhitzungnicht nur wärmetechnisch eindeutig bestimmt, sondernAbbildung 1.auch die Ueberwachung des Bedienungspersonalsdie denkbar größte sein. Angenommen, die Heißwindtemperaturginge auf eine Temperatur, die demHochofen nicht mehr zuträglich wäre, zurück, so kannman sofort feststellen, ob der Fehler gemacht wordenist: durch zu schwache Beheizung, durch nicht richtigeEinstellung der Verbrennung oder durch zu langes Belassendes Cowpers auf Wind; kurz, dem Cowperwärterist es durch diese Aufzeichnung vollkommen unmöglich,irgend etwas zu tun, was nicht auf die eine oderandere Weise aufeinem der Schaubilderzum Ausdruckkommt.Kahbvkra— w- 'meitge ~ p qW inderhitzer-Diagramme.TT1- 477 12 7 2 3 ¥■__ S S 7,Nachtschichta*w,nddi'uckb"t l— - Tl Ir-Vi**02I f* — rai1 o135000\Stan )rkl^p p ef.le iifn e t30000S tan d ro h rk/ap p e g e g fn e t nT TJ hn1000007 Ä 0 7 /TacjsitfiitJitAbbildung 2.ä se t zeu g u n g1 i" 7 .9A'actitschichfHochofen-Diagramme.■ "UDieses Bewußtseinhat auch der betreffendeArbeiter,und er wird sich sehrwohl hüten, zu einerZeit, wo der Cowperumgestellt werdenmüßte, auf der faulenHaut zu liegen.Tut er das doch,so muß er gewärtigsein, daß er amnächsten Tage zurRechenschaft gezogenwird.Stellt er dieVerbrennung nichtrichtig ein — hat erbeispielsweise Kohlenoxydin den Abgasen,wie z. B.zwischen 2 und 3Uhr nachts — , sowird man ihm auchdiese Nachlässigkeitnachweisen können.Hat man diese Aufzeichnungder Zu~sammensetzung derAbgase nicht, so istes ganz ausgeschlossen,dem Cowperwärterdie Unrichtigkeitder Einstellungder Verbrennungnachzuweisen.Er kann sich auchimmer wieder herausreden,daß ernichts habe, woraner die Richtigkeit dereingestellten Verbrennungerkennenkönne. Die Schaubilderzusammenstellungwird auchauf die eine oder andereWeise Zerstörungenoder sonstige
11. Februar 1926. Messungen im Hochofenbetriebe. Stahl und Eisen. 175Veränderungen innerhalb des Winderhitzers, der jaim Betrieb unserer direkten Beobachtung entzogenist, sofort und sicher anzeigen. Es ergibt sich dadurchdie Möglichkeit, Ausbesserungsnotwendigkeiten gleichin der Anfangszeitstufe zu erkennen und auszuführen.In Abb. 2 sind die Aufzeichnungen, die denHochofen selbst betreffen, zusanimengestellt. Deroberste Streifen zeigt das Abgehen der Beschikkungssäuleim Hochofen. Man hat ja an jedemOfen eine Stange, mit der man die Tiefe der Beschickungvon Zeit zu Zeit mißt. Im vorstehendengeschieht diese Messung selbsttätig. Die Vorrichtunghierzu läßt sich sehr leicht an jedem Ofen anbringen.Abb. 3 veranschaulicht die Anordnung des Tiefenanzeigersbei verschiedenen Begichtungssystemen.Die Stange ruht für gewöhnlich auf der Beschickung.Wichtig bei der Vorrichtung ist, daß die Stangejedesmal beim Gichten hochgezogen wird, weil sonstdie herabstürzenden Erzmassen die Stange krummschlagen und weitere Messungen unmöglich machen.Das Herausziehen der Stange wird ameinfachsten durch eine Seilverbindungmit dem Balancier erreicht, der dannbei seiner Auf- oder Abwärtsbewegungdie Stange zwangläufig hebt und senkt.D iese A u fz e ic h n u n g h a lt e ic h fü rein e der w ic h t ig s t e n , w e lc h e sic hü b erh a u p t am H o c h o fe n a n b r in gen la sse n . Man kann daraus entnehmen:die Tiefe der Beschickungssäuleim Ofen, aus der Schräge dieGeschwindigkeit des Abgangs der Gichten;man kann erkennen das Hängenund Stürzen, die Zeit des Gichtens, dieHöhe einer Koks- und Erzgicht imOfen. Die Engländer sind nach neuerenMitteilungen ) sogar noch weitergegangenund haben statt einer Meßstange vierMeßstangen an verschiedenen Stellen desOfens angebracht und damit eine vollkommeneUeberwachung des Verhaltensder Begichtungssäule im Ofen erreicht.Man hat bisher viel zu wenig Gewichtdarauf gelegt, die Vorgänge im oberenTeile des Hochofens genauer zu beobachten.Aber schon, wenn man sich dietheoretischen Schaubilder des Hochofens,Abb. 4 3), genauer ansieht, so mußman zu der Ansicht kommen, daß sichgerade im oberen Teile des Ofens Vorgängeabspielen, die auf den Verlaufdes gesamten Hochofenprozesses vonausschlaggebender Bedeutung sind.Wenn man mit diesem Bilde die Versuchsergebnissevergleicht, die früher4)ermittelt wurden, und wie sie sich aus der Abb. 5darstellen, so zeigt sich eine bemerkenswert guteUebereinstimmung. In einer Temperaturzone von600 bis 700° gehen auch hier die größten Veränderungenvor sich. Die Amerikaner haben anihrem Versuchshochofen in Minneapolis5) ähnlicheVersuche angestellt und die Gas Veränderung bei Aufgabeverschiedener Erze und Schlacken untersucht.Auch hier das gleiche Ergebnis. Wenn die Lage dieserVeränderungszone in dem Betriebshochofen und demVersuchsofen verschieden sind — sie liegen bei demamerikanischen Ofen höher — , so ist zu bedenken, daßje nach der Betriebsgeschwindigkeit, der Möllerzusammenstellungund der Koksbeschaffenheit die Temperaturverhältnisseim Hochofen verschieden seinmüssen. Jedenfalls muß in normalem Hochofenbetriebedie Veränderungszone in der zuträglichenZeit durchlaufen werden. Und deshalb werden sichauch bei zu schnellem Durchlaufen dieser Zone, wiez. B. beim Stürzen oder beim Nichtvollhalten, je nach2) F. C le m e n ts : Moderne englischeHochofenanlagen. B ritish Em pire Miningand Metallurgical Congress, Ju n i 1924. —Vgl. St. u. E. 44 (1924) S. 1418/22.3) St. u. E. 43 (1923) S. 242.4) St. u. E. 43 (1923) S. 684.5) Blast Furnace 12 (1924) S. 246;St. u. E. 44 (1924) S. 1081 ff.Abbildung 3. Selbsttätige Sonde zum Messen derBeschickungshöhe im Hochofen.