Anna Lúcia Florisbela dos Santos - Materialien für einen neuen ...
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Einige Ökonomen der „monetären Linie“ halten ein Arbeitslosenheer <strong>für</strong><br />
erforderlich, da eine Vollbeschäftigung zu steigenden Lohnforderungen und<br />
diese zu einer Erhöhung der Inflation und reduzierten Kapitalakkumulation<br />
führen würden (vgl. Sandroni, 1989, S. 82f).<br />
Die Beschreibungen und Analysen verschiedener Autoren beziehen sich bei<br />
der Charakterisierung des Informellen Sektors direkt oder indirekt auf die<br />
„industrielle Reservearmee“. So betrachten Jatobá et al (1985) und Cunha<br />
(1979) den Informellen Sektor als dem Formellen Sektor untergeordnet, präkapitalistisch<br />
und rückständig. Laut diesen Autoren können sich die als Konsequenz<br />
der kapitalistischen Entwicklung freigesetzten Arbeiter nur reproduzieren,<br />
wenn sie – außer im Rahmen der Subsistenzproduktion – direkte<br />
Lohntransferleistungen des modernen Sektors oder neue Möglichkeiten <strong>für</strong><br />
die informelle Produktion von vermarktbaren Gütern und Dienstleistungen<br />
erhalten. So nutze der Informelle Sektor den ökonomischen Raum, der <strong>für</strong><br />
das moderne Kapital nicht mehr lukrativ ist.<br />
Tokman, 1978, PREALC, 1978, Carleial; 1981, Cacciamali, 1993; Jatobá,<br />
1990, Borsútzky, 1992 u.a. charakterisieren den Informellen Sektor folgendermaßen:<br />
• Keine Steuerabgaben<br />
• einfacher Zugang zu informellen Aktivitäten,<br />
• geringe Anzahl an bezahlten Beschäftigten (bis 5),<br />
• Familienbetriebe,<br />
• arbeitsintensive, kapitalextensive Produktionsorganisation,<br />
• kein oder geringer Zugang zu (staatlichen) Krediten und sonstigen Förderprogrammen,<br />
• Erlangung der Qualifikation außerhalb des formalen schulischen Systems,<br />
teilweise Anlernen durch ‚training-on-the-job‘ und ‚learning-by-doing‘,<br />
geringe Schulbildung erforderlich,<br />
• geringer Grad an Arbeitsteilung,<br />
• vorherrschende Nutzung einfacher Arbeitsmittel,<br />
• niedrige Produktionszahlen,<br />
• Verwendung überholter Technologien,<br />
• ungeregelte Arbeitszeiten, mündliche Übereinkünfte, tägliche Entlohnung,<br />
• Fehlen von sozialen Sicherheiten, die z.B. Arbeitern des Formellen Sektors<br />
laut Arbeitsgesetzgebung zustehen,<br />
• hohe Arbeitsintensität (lange tägliche Arbeitszeiten, wenige oder keine<br />
Frei- und Urlaubszeit),<br />
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