Anna Lúcia Florisbela dos Santos - Materialien für einen neuen ...
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stand eine Reihe von Regierungsprogrammen, die sich letztendlich als ineffizient<br />
erwiesen, da sie die globalen Maßnahmen der Wirtschaftspolitik und<br />
Funktionsweisen des Informellen Sektors unzureichend berücksichtigten.<br />
Laut Pires, Elson (1993) gilt dies vor allem <strong>für</strong> die folgenden beiden Punkte:<br />
• Die Konsequenzen, die das Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein von<br />
Arbeitsgesetzgebung und Schutzregelungen in Arbeitsverträgen haben<br />
können, insbesondere in Wirtschaftsbereichen, die viel Arbeitskraft absorbieren,<br />
die zudem, wie im Fall Brasilien, nicht immer hoch qualifiziert ist.<br />
• Berücksichtigung der Charakteristika und des Potenzials der Aktivitäten,<br />
die außerhalb der staatlichen Regelungen stattfinden, insbesondere bei<br />
Vorhandensein starker Hinweise auf die Ablehnung von Steuerzahlungen<br />
(hiermit ist der Städtische Informelle Sektor gemeint, Anm. der Autorin).<br />
2.2 Definition des Städtischen Informellen Sektors<br />
2.2.1 Differenzierung des Städtischen Informellen Sektors<br />
In Brasilien ist der Städtische Informelle Sektor unter verschiedenen Namen<br />
bekannt. Er kann als unterirdischer, geheimer, unsichtbarer, irregulärer, verborgener,<br />
marginaler, nicht offizieller Sektor, als Basar- oder Schattenwirtschaft<br />
bezeichnet werden, und es ist sicherlich möglich, in anderen Ländern<br />
noch eine Reihe weiterer Namen hinzuzufügen. 6<br />
Die Begriffe ‚Städtischer Informeller Sektor‘ und ‚Krimineller Informeller<br />
Sektor‘ umfasst verschiedene Aktivitäten, wie z. B. die des Straßenverkäufers,<br />
der Hausangestellten, der Dienstleister in verschiedenen Bereichen, die<br />
unter anderem keine Steuern zahlen (Pediküre, Maniküre, Friseur, Paketdienst,<br />
Anstreicher, Auto-, Elektro-, Fernseh- und Kühlschrankreparaturen<br />
etc.), die der Geldwechsler auf der Straße, Kliniken, die keine Quittung ausstellen,<br />
nicht angemeldete Kinderhorte und -gärten sowie Zwergschulen, die<br />
in Hinterhöfen Unterricht erteilen, Aktivitäten von Fabriken, in denen Arbeiter<br />
illegal beschäftigt werden, Fabriken, die illegal Raubkopien von Markenprodukten<br />
herstellen, ohne <strong>für</strong> das „Know-how“ und andere Rechte zu zahlen,<br />
bis hin zum „Jogo de Bicho“ 7 , dem Verkauf von Waffen und Drogen,<br />
der Prostitution.<br />
6 Das Georgia Institue of Tecnology in den USA hat (1975) 50 verschiedene Definitionen in<br />
75 Länder untersucht (vgl. Kochendörfer-Lucius, 1990).<br />
7 „Jogo de Bicho“ – Glücksspiel mit 12 verschiedenen Tiersymbolen; das Spiel ist in Brasilien<br />
verboten (s. Kapitel 5.3).<br />
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