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Journal 02-01 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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scientia halensis 2/20<strong>01</strong><br />

...............................................................................<br />

Fachbereich Pharmazie<br />

................................................................................<br />

vierung kontrolliert (Roos, W., Dordschbal,<br />

24 B., Steighardt, J., Hieke, M., Weiß, D. and<br />

Saalbach, G.: A redox-dependent, G-protein-coupled<br />

phospholipase A of the plasma<br />

membrane is involved in the elicitation<br />

of alkaloid biosynthesis in Eschscholtzia<br />

californica. Biochim Biophys Acta 1448<br />

[1999] 390–4<strong>02</strong>). Die Messung der Phospholipase<br />

A -Aktivität erfolgt mit einem<br />

2<br />

künstlichen Phospholipid, welches fluoreszierenden<br />

Reaktionsprodukte liefert. Letztere,<br />

insbesondere die Lysophospholipide,<br />

zeigen in der Zelle eine hohe Mobilität, die<br />

sie als diffusibles Signal prädestiniert<br />

(Abb. 2e). Als genuine Produkte der PLA2 in pathogen-gestressten Zellen wurden u.<br />

a. die Lysophosphatidylcholine 16:0 und<br />

18:2 massenspektrometrisch nachgewiesen.<br />

Ein gleichzeitiger Anstieg von Diacylglycerol<br />

weist auf eine parallele Aktivierung<br />

der Phospholipase C hin.<br />

2. Wenige Minuten nach Elicitorkontakt erfolgt<br />

ein transienter Abfall des cytoplasmatischen<br />

pH. Dieser pH-shift wird nur in<br />

solchen Zellen ausgelöst, welche zur Auslösung<br />

der Alkaloidbildung in der Lage<br />

sind. Die Messung intrazellulärer pH-Änderungen<br />

erfolgt mittels konfokaler pH-<br />

Topografie, einem lasermikroskopischen<br />

Verfahren, welches pH-Karten der lebenden<br />

Zelle liefert (Abb. 2f, g, h). Eine genaue<br />

Vermessung dieser »pH-Landschaft«<br />

weist darauf hin, dass der pH-shift durch<br />

einen Efflux von Protonen aus der Vakuole<br />

zustande kommt (Roos et al. 1998).<br />

3. Zur Prüfung von Protonenflüssen an<br />

einzelnen Vakuolen wurde ein in situ-System<br />

etabliert: durch selektive Permeabilisierung<br />

der Plasmamembran wird die intakte<br />

Vakuole innerhalb ihrer natürlichen Umgebung<br />

für Mikromoleküle zugänglich gemacht.<br />

Produkte der Phospholipase A , d. 2<br />

h. die bereits nachgewiesenen Lysophospholipide<br />

(s. o.) bewirken in diesem System<br />

einen transienten Ausstrom von Protonen<br />

aus der Vakuole (Abb. 2i, j, k). Damit<br />

wird dieses Enzym zu einem wesentlichen<br />

Element der putativen Signalkette: es<br />

wandelt das vom Elicitorkontakt ausgehende<br />

Signal in einen pH-shift um, der als intrazelluläres<br />

Signal fungiert. (Auch Diacylglycerol<br />

löst einen vakuolären pH-shift<br />

aus, dieser erfordert jedoch ungewöhnlich<br />

hohe Ca2+ -Konzentrationen im Cytoplasma).<br />

4. Die Notwendigkeit eines pH-shifts zur<br />

Auslösung der Alkaloidbiosynthese ist<br />

mehrfach gezeigt worden: Wird der Protonenpool<br />

der Vakuole entleert, findet keine<br />

Abb. 3: Kurze Übersicht zur Biosynthese einiger Benzophenanthridin-Alkaloide<br />

Elicitierung der Alkaloidbildung statt<br />

(Roos, W., Evers, S., Hieke, M., Tschöpe,<br />

M. and Schumann, B.: Shifts of intracellular<br />

pH distribution as a part of the signal<br />

mechanism leading to the elicitation of benzophenanthridine<br />

alkaloid biosynthesis.<br />

Plant Physiol 118 [1998) 349–364), andererseits<br />

kann allein durch einen artifiziellen<br />

pH-shift die Alkaloidbildung ausgelöst<br />

werden (Abb. 1, unten). Auf den pH-shift<br />

folgende Signalereignisse auf der Ebene der<br />

Proteinphosphorylierung werden z. Z. untersucht.<br />

Unsere Vorstellung vom Signalcharakter<br />

des intrazellulären pH wurde in den letzten<br />

Jahren durch Befunde aus anderen Pflanzenzellen<br />

unterstützt. So wird z. B. auch<br />

die Expression der Phenylalanin-Ammoniak-Lyase,<br />

einem Schlüsselenzym des<br />

pflanzlichen Phenolstoffwechsels, durch<br />

cytoplasmatische pH-shifts angeschaltet.<br />

In diesem Falle stammen die Extra-Protonen<br />

jedoch nicht aus der Vakuole, sondern<br />

aus der Umgebung der Zelle. Offenbar löst<br />

ein Einstrom externer Protonen andere Veränderungen<br />

der zellulären pH-Landschaft<br />

und damit andere downstream-Ereignisse<br />

aus als ein Efflux vakuolärer Protonen.<br />

Man darf erwarten, dass in den nächsten<br />

Jahren pH-Signaturen sichtbar gemacht<br />

werden, die sowohl in ihrer räumlichen und<br />

zeitlichen Ausprägung als auch in ihrem<br />

Signalcharakter eine Alternative oder Ergänzung<br />

zur bereits bekannten Ca<br />

■<br />

2+ -Signatur<br />

darstellen. Sie werden neue Möglichkeiten<br />

zur Kontrolle des pflanzlichen Synthesepotenzials<br />

eröffnen.<br />

Prof. Dr. Werner Roos ist Leiter der Abteilung<br />

Zellphysiologie und Direktor des Instituts<br />

für Pharmazeutische Biologie an der<br />

<strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>-<strong>Wittenberg</strong>.<br />

Hauptarbeitsgebiete: Signaltransfer<br />

und zelluläre Transportprozesse bei der<br />

Expression des pflanzlichen Sekundärstoffwechsels.<br />

Katrin Viehweger ist als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Institut für Pharmazeutische<br />

Biologie tätig.<br />

Astrid Nitzsche und Wieland Schwartze<br />

sind Studenten der Pharmazie und haben<br />

auf dem vorgestellten Arbeitsgebiet Diplomarbeiten<br />

abgeschlossen bzw. vorgelegt.

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