Journal 02-01 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Mit dieser am Biozentrum installierten Gefrierbruch/Gefrierätzapparatur können Oberflächenstrukturen,<br />
wie z. B. (unten): ... die von Bakterien, über eine spezielle Replikatechnik dargestellt<br />
werden.<br />
Die Alternative zur chemischen Fixierung<br />
stellt die Gefrier- oder Kryopräparation<br />
dar. Hier werden die biologischen Materialien<br />
in Sekundenbruchteilen eingefroren<br />
und die Ausbildung der Fixierungsartefakte<br />
verhindert. Ein direkter Vergleich von chemisch<br />
und gefrierfixiertem Material bringt<br />
zum Teil sehr unterschiedliche mikroskopische<br />
Bilder hervor. Gut kryofixiertes Material<br />
ist in der Regel immer besser erhalten.<br />
Dies gilt sowohl für die zelluläre<br />
Strukturerhaltung als auch für die histochemische<br />
oder immunologische Nachweismöglichkeit<br />
biologischer Substanzen. All<br />
diese eindeutig für die Gefrierfixierung<br />
sprechenden Fakten werden durch eine<br />
Tatsache relativiert, nämlich durch die Bildung<br />
von kristallinem Eis. Wird unbehandeltes<br />
biologisches Material eingefroren,<br />
kommt es bereits ab einer Gewebetiefe von<br />
10 Mikrometern zur Eiskristallbildung und<br />
somit zur mechanischen Zerstörung der<br />
Zellstruktur. Mit verschiedenen Apparaturen<br />
kann man dieses Problem umgehen und<br />
die Vorteile der Gefrierfixierung somit optimal<br />
nutzen.<br />
Geräte zentral installiert<br />
In den zurückliegenden zwei Jahren wurden<br />
deshalb in der Abteilung »Bildgebende<br />
Verfahren« des Biozentrums alle momentan<br />
verfügbaren Geräte für die Kryopräparation<br />
zentral installiert. Hierbei handelt es<br />
sich um:<br />
• Eine Immersionsgefriereinrichtung zum<br />
Tauchgefrieren frischer und vorfixierter<br />
Proben. Diese relativ einfach zu bedienende<br />
Apparatur liefert vor allem für immunhistochemische<br />
Untersuchungen (Lichtmikroskopie)<br />
relativ schnell fixiertes Material.<br />
• Eine Sprühfixierungsapparatur (Propan-<br />
Jet-Freezer) zur Kryopräparation von<br />
Zellsuspensionen (Viren, Bakterien, Hefen,<br />
pflanzliche und tierische Zellkulturen).<br />
Hiermit können die relativ kleinen Partikel<br />
extrem schnell eingefroren werden. Die<br />
Strukturerhaltung ist auch für anspruchsvolle<br />
elektronenmikroskopische Untersuchungen<br />
optimal. Das fixierte Material<br />
kann anschließend über Kryosubstitution<br />
in ein Kunstharz eingebettet oder für Gefrierbrüche<br />
verwendet werden.<br />
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scientia halensis 2/20<strong>01</strong><br />
Biozentrum der <strong>Universität</strong><br />
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• Eine Hochdruckgefrier-Einrichtung zur<br />
Kryofixierung relativ dicker Gewebestücken.<br />
Durch den in dieser Apparatur<br />
zum Zeitpunkt des Einfrierens herrschenden<br />
hohen Druck (ca. 2000 bar) wird die<br />
Bildung kristallinen Eises und somit die<br />
Zerstörung der Zellen bis in eine Tiefe von<br />
200 bis 400 Mikrometern verhindert. Das<br />
fixierte Material kann anschließend sowohl<br />
direkt geschnitten, gefriergebrochen oder in<br />
ein Kunstharz eingebettet werden.<br />
• Eine Kryo-Substitutions-Apparatur zur<br />
schonenden Einbettung kryofixierten Gewebes<br />
in Kunstharze. Hierbei wird das Eis<br />
in den Zellen bei tiefen Temperaturen (-80<br />
bis -90°C) gegen ein Lösungsmittel und anschließend<br />
gegen ein Kunstharz ausgetauscht.<br />
• Eine Gefrierbruch/Gefrierätz-Anlage. Mit<br />
dieser Anlage können gefrierfixierte Materialien<br />
im gefrorenen Zustand gebrochen<br />
werden. Das gebrochene Material kann im<br />
gefrorenen Zustand betrachtet werden oder<br />
über das Aufdampfen eine Plantin/Kohle-<br />
Schicht werden Abdrücke (Replika) hergestellt.<br />
Diese Technik eignet sich besonders<br />
zur Darstellung von Membranflächen und<br />
kleinen Partikeln, wie z. B. Liposomen.<br />
• Ein Tieftemperatur-Schneidesystem, das<br />
zur Herstellung von Ultradünnschnitten direkt<br />
nach dem Einfrieren des Materials genutzt<br />
werden kann.<br />
Durch die in der Region einmalige Verfügbarkeit<br />
aller zur Zeit vorhandenen Kryopräparations-Apparaturen<br />
können für jede<br />
Problemstellung die optimalen Methoden-<br />
Kombinationen angewandt werden. Dies<br />
wird von Kooperationspartnern unterschiedlichster<br />
Forschungsrichtungen genutzt.<br />
Das Spektrum der Versuchsobjekte<br />
ist dementsprechend groß und umfasst sowohl<br />
virale Strukturen, Liposomen, Bakterienoberflächen,<br />
Hefezellen und verschiedenste<br />
Pilzarten als auch komplexe pflanzliche<br />
oder tierische Gewebe.<br />
■<br />
Der Verfasser studierte Biologie von 1979<br />
bis 1984 an der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
<strong>Halle</strong>. Hier promovierte er 1988 zum Dr.<br />
rer. nat. und 1996 an der <strong>Universität</strong> Wageningen<br />
(NL) zum Doktor der Landbauund<br />
Umweltwissenschaften. Er arbeitete<br />
als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut<br />
für Genetik in <strong>Halle</strong> sowie am Institut<br />
für Pflanzenzytologie und -morphologie in<br />
Wageningen. Seit 1998 leitet er die Abteilung<br />
»Bildgebende Verfahren« am Biozentrum<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong>.<br />
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