Journal 02-01 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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pflanzen auch der Erhaltung von Hybriden.<br />
Es wird zur klonalen Massenvermehrung,<br />
d. h. zur Herstellung genetisch identischer<br />
Pflanzen, und zur Gewinnung pathogenfreier,<br />
z. B. virusfreier Pflanzen eingesetzt.<br />
Nutzung in der Pflanzenzüchtung finden<br />
die Verfahren der Antheren- und Mikrosporenkulturen.<br />
Werden Antheren oder<br />
isolierte Mikrosporen, die männliche Samenzellen<br />
enthalten, unter geeigneten<br />
Bedingungen kultiviert, kann es über die<br />
Entwicklung somatischer Embryonen zur<br />
Entstehung haploider Pflanzen kommen,<br />
die in ihren Zellen nur einen Chromosomensatz<br />
(haploid) besitzen. Durch spontane<br />
oder chemische Diploidisierung entstehen<br />
homozygote diploide Pflanzen, die<br />
befruchtungsfähig sind. Die sich für die<br />
Hybridzüchtung ergebenden Vorteile bestehen<br />
in einer starken Verkürzung der für die<br />
Gewinnung von Inzuchtlinien benötigten<br />
Zeit.<br />
Mit Protoplastenkulturen werden echte<br />
Einzelzell-Kulturen durch Zellwandabbau<br />
in hypertonischen Lösungen angelegt. Neben<br />
Untersuchungen zu Zellwandaufbau<br />
und -regeneration besteht das Ziel der meisten<br />
Untersuchungen mit diesen Kulturen<br />
jedoch darin, Interspecies-Hybride, die auf<br />
sexuellem Wege nicht möglich sind, zu erzielen.<br />
Oder es wird Fremd-DNA in gentechnologischen<br />
Versuchen übertragen. Aus<br />
solchen Protoplasten können über eine somatische<br />
Embryogenese intakte Pflanzen<br />
herangezogen werden. Im Gegensatz zum<br />
Embryo der sexuellen Vermehrung, der sich<br />
aus der befruchteten Eizelle (Zygote) entwickelt,<br />
entstehen die makroskopisch ähnlichen,<br />
somatischen Embryonen aus normalen<br />
Pflanzenzellen. Es hat sich gezeigt,<br />
dass unreife Embryonen wichtiger Getreidearten<br />
eine hohe Kompetenz zur somatischen<br />
Embryogenese besitzen, aus denen<br />
mit Gewebekulturtechniken Pflanzen regeneriert<br />
werden können. Dies eröffnet die<br />
attraktive Möglichkeit, nach DNA-Übertragung<br />
mit biolistischer Partikelkanone<br />
monokotyle, transgene Pflanzen zu erzeugen.<br />
Diese Übersicht soll in Grundzügen deutlich<br />
machen, welche enorme Bedeutung die<br />
in vitro-Kultivierung von Pflanzenzellen<br />
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scientia halensis 2/20<strong>01</strong><br />
Biozentrum der <strong>Universität</strong><br />
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für die Grundlagen- und die angewandte<br />
Forschung inzwischen erreicht hat: Sie hat<br />
zugleich Basismethoden als auch anspruchsvolle<br />
Spezialanwendungen hervorgebracht.<br />
■<br />
Margret Köck studierte Biochemie an der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Halle</strong> (Diplom 1979, Promotion<br />
1983, Pflanzenbiochemie). Bis 1994<br />
war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
an der Sektion Biowissenschaften und später<br />
am Fachbereich Biochemie / Biotechnologie<br />
der <strong>Universität</strong> tätig. 1994 wechselte<br />
sie in das Biozentrum der <strong>Universität</strong> und<br />
war an Planung und Aufbau der Einrichtung<br />
beteiligt. Heute leitet sie die Abteilung<br />
Radionuklidlabor / Angewandte biowissenschaftliche<br />
Forschung am Biozentrum.<br />
Forschungsschwerpunkte innerhalb einer<br />
eigenen Forschungsgruppe: Rolle von T2-<br />
Typ Ribonukleasen in der Pflanzenentwicklung,<br />
Analyse differentieller Genexpression<br />
in Abhängigkeit von der pflanzlichen<br />
Phosphatversorgung.<br />
Anzucht von Suspensionskulturen unter standardisierten Bedingungen Foto: Köck<br />
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