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Alter – Schicksal oder Gnade?

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Gunda Schneider-Flume, <strong>Alter</strong> <strong>–</strong> <strong>Schicksal</strong> <strong>oder</strong> <strong>Gnade</strong>?<br />

Folge der demographischen Entwicklung ist eine völlige Veränderung<br />

der Familienstrukturen und der Verwandtschaftsbeziehungen.<br />

Man spricht von der „Bohnenstangenfamilie“<br />

als dem historisch neuen Familientyp, der gekennzeichnet ist<br />

durch eine vertikalisierte Familienstruktur und eine Abnahme<br />

der horizontalen Verwandtschaftsbeziehungen. 5 Die Verwandtschaftsbeziehungen<br />

reichen über mehrere Generationen, aber<br />

die Geschwister und die weiteren Verwandten auf der je eigenen<br />

<strong>Alter</strong>sebene fehlen.<br />

4. Die negative Bewertung des <strong>Alter</strong>s<br />

Zur Zeit des Alten Testaments und seiner religionsgeschichtlichen<br />

Umwelt, zu einer Zeit also, da es sehr wenige alte<br />

Menschen gab, wurde im Alten Testament das <strong>Alter</strong> zwar nicht<br />

ausschließlich, aber vorwiegend positiv gewertet. In Erinnerung<br />

an die erzählte Heilszeit wurde die außerordentliche<br />

Länge des Lebens noch als Nähe zu den Kräften der ursprünglichen<br />

Schöpfung verstanden. Ein mythisches <strong>Alter</strong>sverständnis<br />

maß Adam noch 930 Lebensjahre zu. (1. Mose<br />

5,3<strong>–</strong>5) Heute dagegen wird das massenhafte Erreichen eines<br />

sehr hohen <strong>Alter</strong>s vielfach als ein <strong>Schicksal</strong> von ambivalenter<br />

Qualität beurteilt. Mag der Zuwachs an Lebenszeit für den<br />

Einzelnen wünschenswert sein, solange er Herr seiner Kräfte<br />

ist, so ist andererseits <strong>Alter</strong> oft beschwerlich und für die<br />

Gesellschaft unproduktiv und teuer. Wie aber wird eine<br />

Gesellschaft, die ganz und gar vom Ideal der Jugendlichkeit<br />

und Leistung geleitet ist, mit immer mehr alten und sehr<br />

alten Menschen umgehen?<br />

Die heutige oft eher negative Bewertung des <strong>Alter</strong>s <strong>–</strong> der<br />

Begriff Überalterung ist ganz negativ getönt <strong>–</strong> hat ihren<br />

Grund nicht nur im demographischen Wandel, also in der<br />

Tatsache, dass es viel mehr alte und sehr alte Menschen gibt,<br />

sondern auch und vor allem darin, dass das <strong>Alter</strong> gesellschaftlich<br />

ausgegrenzt wird. Alte Menschen gehören nicht<br />

5 Schimany, Die <strong>Alter</strong>ung der Gesellschaft, 356.<br />

<strong>–</strong><strong>–</strong><strong>–</strong><strong>–</strong> 19 <strong>–</strong><strong>–</strong><strong>–</strong><strong>–</strong><br />

© 2010; 2008 Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

ISBN Print: 978-3-525-62404-3

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