Altersbestimmung beim Auerhahn DER «ALTE HAHN» Foto: naturpix.ch/ m.castelli) 20 <strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 5/2012 Abgesehen von wenigen, regional positiven Entwicklungen zeigt die Trendkurve beim Grossteil der Auerwildpopulationen in Mitteleuropa nach wie vor nach unten. Über die Altersbestimmung bei Auerhähnen informiert folgender Artikel von Armin Deutz, Gunther Gressmann und Helmut Fladenhofer.
Die Fotoserie von Oberförster Helmut Fladenhofer stellt wohl ein einzig- artiges Bilddokument dar, das einen 2003 beringten, damals als dreijährig angesprochenen Hahn zeigt, der sich bis 2010 als Haupthahn auf einem Balzplatz behauptete. Die Bilder zeigen sehr eindrucksvoll die Veränderungen im Erscheinungsbild von Auerhahnen im Lauf der Jahre. Von Armin Deutz, Gunther Gressmann, Helmut Fladenhofer. Versucht man für Auerwild eine Alterspyramide zu erstellen, stösst man in zweifacher Hinsicht auf Schwierigkeiten. Denn im Vergleich zu Säugetieren, wo die Überlebensraten der Jungtiere im ersten Jahr ebenfalls stark schwanken können, kommt beim Federwild eine weitere Variable hinzu: Diese betrifft die Ausfälle in der Zeit zwischen dem Legen der Eier und dem Schlupf der Jungvögel. Nestverluste Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass die durchschnittlichen Gelegegrössen bei 6 bis 9 Eiern liegen. Nun können allerdings, bedingt durch verschiedenste Ursachen, die Nestverluste bereits zwischen 20 und 90% ausmachen. Diese Ausfälle stehen oft erheblich in Verbindung mit der Lebensraumqualität und werden in einigen Untersuchungen als wesentlicher Faktor für den Rückgang von Populationen angesehen. Dies überrascht nicht weiter, denn die Habitatstrukturen sind letztendlich ausschlaggebend für die Deckungsstrukturen und das Nahrungsangebot bis hin zum Beutegreiferdruck. Sind nun die Ausfälle in den Gelegen bereits hoch, bleiben nur wenige Reserven, um weitere Todesfälle im ersten Jahr kompensieren zu können. Kückenausfälle Ausfälle bei den Kücken werden grösstenteils durch nasskalte Witterung in den ersten Wochen nach dem Schlüpfen verursacht, daneben fallen Jungtiere natürlich auch Beutegreifern zum Opfer. Eine Studie aus Deutschland zeigt, dass nur knapp 40% der Kücken die ersten beiden Wochen überlebten, bis August lebten sogar nur mehr 20% der geschlüpften Kücken. Untersuchungen aus Russland gehen davon aus, dass von den geschlüpften Kücken 50 2003 2004 bis 60% bis zum Winter überleben, während nach anderen Studien sogar rund vier Fünftel der Kücken vorher sterben. Aus Skandinavien wird berichtet, dass rund 75% der Kücken nach dem ersten Winter fehlen. Ungeachtet dieser Zahlen zeigt sich aber, dass im ersten Jahr, vor allem bei den Kücken, grössere Abgänge bei männlichen Jungtieren zu verzeichnen sind. Die hö- here Sterblichkeit der Hahnenkü- cken, zumindest unter schlechten Ernährungsbedingungen, wird dadurch erklärt, dass Hähne in gleicher Zeit fast die doppelte Körpermasse erreichen müssen wie Hennen und deshalb einen deutlich höheren Äsungsbedarf haben. In erlöschenden Vorkommen gelingen am Schluss deshalb meist nur mehr Hennenbeobachtungen. Vergleichbarkeit der Studien? Zu bedenken ist allerdings, dass Auerwildhabitate in Skandinavien oder Russland wahrscheinlich mit mitteleuropäischen Gebieten nur bedingt vergleichbar sind. In rückläufigen Beständen, wie wir sie zum Teil im Alpenbogen beobachten müssen, sind möglicherweise beginnend mit Gelegeverlusten bis hin zu den Einbussen von Jung- und Altvögeln grössere Ausfälle gegeben, als in stabilen Populationen. Zusätzlich wird berichtet, dass bei rückläufigen Populationen bereits in den Gelegen durchschnittlich weniger Eier zu finden sind. <strong>Schweizer</strong> <strong>Jäger</strong> 5/2012 21 Wildkunde