Sektionsmitteilung Sommer 2007 - Alpenverein Sektion Erlangen
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Treffen von<br />
Höhlenforschern<br />
Ende November fand in Grünreuth ein<br />
Treffen der Höhlenforscher aus dem<br />
Raum Franken/Oberpfalz statt. Hierbei<br />
war auch die <strong>Sektion</strong> <strong>Erlangen</strong> mit<br />
zahlreichen Teilnehmern vertreten.<br />
Herr Dr. Franke, der bekannte Höhlenexperte,<br />
Buchautor und Zukunftsforscher,<br />
berichtete über die neuesten Erkenntnisse<br />
der Mars-Forschung. Denn<br />
dort gibt es ebenfalls Höhlen und<br />
Dolinen. In seinem Vortrag spannte er<br />
den Bogen vom Toten Gebirge über<br />
Lavahöhlen auf Hawaii bis hin zum<br />
Nachbarplaneten Mars.<br />
Walter Schraml schreibt über den Vortrag:<br />
„Höhlenforschung als Bewusstseinserweiterung<br />
und Beschäftigung mit der<br />
letzten wirklichen Wildnis dieser Welt,<br />
diese Aspekte haben Herbert Franke<br />
von frühester Jugend an beflügelt und<br />
für seinen ungewöhnlichen Lebens- und<br />
Berufsweg motiviert. War es am Anfang<br />
wohl auch eine gewisse Portion<br />
von Abenteuerlust des jungen Physikers,<br />
in das geheimnisvolle Dunkel der<br />
Tiefe vorzudringen, so war es später unbestreitbar<br />
der Ehrgeiz und das Bestreben<br />
des Wissenschaftlers der Menschheit<br />
neue Welten zu erschließen.“<br />
Von Walter Schraml, Stefan Uhl und<br />
Jutta Juranits als Sprecher der Höhlenfreunde<br />
herzlich begrüßt, kam Herbert<br />
Franke zunächst auf seine ersten Erfahrungen<br />
und Entdeckungen im Bereich<br />
des Hochgebirgskarsts aber auch<br />
des Frankenjuras zu sprechen. Powerpoint<br />
unterstützt präsentierte er u.a.<br />
historische Aufnahmen von alpinen<br />
Höhlenbefahrungen auf der Tauplitzalm<br />
im Toten Gebirge, einer stark verkarsteten<br />
und großteils vegetationslosen<br />
Hochfläche in den österreichischen<br />
Kalkalpen. Mehr als 600 Schächte<br />
und Höhlen ziehen hier seit jeher die<br />
Forscher an.<br />
Nicht unerwähnt ließ der Referent<br />
auch die chemischen und physikalischen<br />
Prozesse bei der Höhlenentstehung<br />
sowie die von ihm entwickelte<br />
wissenschaftliche Methode zur Altersbestimmung<br />
von sekundärem Kalk, also<br />
Sinter und Tropfsteinen (C-14 Methode)*.<br />
Dass auch Wüstenregionen der Sahara<br />
verkarstet sind, konnte er erneut<br />
bei seiner jüngsten Exkursion in den<br />
ägyptischen Teil der Sahara, der<br />
Weißen Wüste, im Frühjahr des Jahres<br />
2006 feststellen. So befuhr er eine<br />
neu entdeckte Höhle mit Ablagerungen<br />
der einstigen Meeresfauna.<br />
Fasziniert vom Vulkanismus unternahm<br />
der in Österreich gebürtige Forscher<br />
auch Studienreisen in den pazifischen<br />
Raum, um dort die Entstehung und<br />
Struktur der oftmals kilometerlangen<br />
Lavahöhlen zu ergründen. Im Gegensatz<br />
zu den Sekundärhöhlen des Frankenjuras<br />
und der Kalkregionen, sind<br />
diese Lavaröhren gleichzeitig mit dem<br />
umgebenden Gestein entstanden (Primärhöhlen).<br />
In launigen Worten berichtete der Vortragende<br />
vom kläglich fehlgeschlagenen<br />
Versuch, mit Wachs die Höhlenbildung<br />
im Vulkanismus zu demonstrieren.<br />
Aber eine inzwischen durch Aufnahmen<br />
aus Beobachtungssatelliten<br />
und Kleinlaboratorien bestätigte Vermutung<br />
Frankes von Höhlen auf diesem<br />
Planeten (Mars) war letztlich seinen<br />
Erkenntnissen zur Entstehung der<br />
Lavahöhlen auf Hawaii zu verdanken.<br />
Zwar sind Karsthöhlen auf dem Mars<br />
höchst unwahrscheinlich, doch be-<br />
BERICHTE<br />
Dr. Franke bei der Signierung<br />
Foto: Stefan Uhl<br />
steht wissenschaftlich längst kein<br />
Zweifel mehr daran, dass der Mars<br />
von weitreichenden Systemen von Lavahöhlen<br />
durchzogen ist, die auf<br />
Grund der geringeren Schwerkraft<br />
und anderer Faktoren in ihren Dimensionen<br />
jene der Erde weit übertreffen.<br />
Dass Dr. Franke sich keineswegs scheuklappenmäßig<br />
nur mit der geheimnisvollen<br />
Welt der Höhlen, sondern auch<br />
mit der Zukunft und den für Menschen<br />
wegweisenden Visionen befasst, zeigt<br />
die Fülle seiner Publikationen und Sachbücher<br />
aus einem breit gestreuten Arbeitsfeld,<br />
das von der Geologie über<br />
Computergrafik, Digitalfotografie bis<br />
hin zur Science Fiction reicht. Tief beeindruckt<br />
zollten die zahlreich versammelten<br />
Karst- und Höhlenfreunde dem<br />
Wissenschaftler und Altmeister der<br />
Höhlenforschung an diesem denkwürdigern<br />
und aufschlussreichen Abend<br />
Respekt und Anerkennung.“<br />
Stefan Linke<br />
*Anmerkung der Redaktion<br />
Die C-14 Methode wird zur Altersbestimmung<br />
von organischem Material genutzt. Dr.<br />
Franke entdeckte, dass diese Methode auch<br />
zur Altersbestimmung von Tropfsteinen eingesetzt<br />
werden kann, da diese Kohlenstoff enthalten.<br />
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