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Die Begleitung von pbi-Freiwilligen in der internationalen ...

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<strong>pbi</strong>-Studie 2Februar 2009<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit- Vorbereitung, Betreuung und Nachbereitung <strong>von</strong> <strong>Freiwilligen</strong>e<strong>in</strong>sätzen -Herausgeber<strong>in</strong> peace brigades <strong>in</strong>ternational (<strong>pbi</strong>) – Deutscher Zweig e. V.


ImpressumHerausgeber<strong>in</strong> und Kontaktpeace brigades <strong>in</strong>ternational | Deutscher Zweig e. V.Bahrenfel<strong>der</strong> Str. 79 | D-22765 HamburgFon +49 (0) 40-3 80 69 03<strong>in</strong>fo@<strong>pbi</strong>-deutschland.de | www.<strong>pbi</strong>-deutschland.de<strong>pbi</strong> | Promot<strong>in</strong>g nonviolence and protect<strong>in</strong>g human rights s<strong>in</strong>ce 1981Spendenkonto 200 –105 Sparkasse Neuwied – BLZ 574 501 20Autor<strong>in</strong>Suhela Behboud, Kulturwissenschaftler<strong>in</strong> – M.A., seit 1999 aktiv für <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V.RedaktionSuhela Behboud, <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V.Doris Erdmann, <strong>pbi</strong> Referat ÖffentlichkeitsarbeitCathr<strong>in</strong> Schmock, <strong>pbi</strong> Referat <strong>Freiwilligen</strong>begleitungLektoratDagmar Kronenberg und Christel Köhler, <strong>pbi</strong> – RundbriefredaktionViSdPAdam Mum<strong>in</strong>ovic, <strong>pbi</strong> Referat ÖffentlichkeitsarbeitFotoredaktionSuhela Behboud, <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V.Doris Erdmann, <strong>pbi</strong> Referat ÖffentlichkeitsarbeitFotos<strong>pbi</strong>-ArchivTitelfoto<strong>pbi</strong>-Freiwillige auf dem Weg zur afrokolumbianischen Friedensgeme<strong>in</strong>de CAVIDA(Geme<strong>in</strong>schaft für Selbstbestimmung, Leben und Würde am Cacarica-Fluss)LayoutCREALUX Kommunikationsdesign, HamburgDruckDruckwelten GmbH, Hamburg2


Inhalt1. E<strong>in</strong>leitung 51.1. H<strong>in</strong>tergrund für die Entstehung dieser Broschüre 62. Kurzvorstellung peace brigades <strong>in</strong>ternational (<strong>pbi</strong>) 82.1. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en <strong>pbi</strong>-E<strong>in</strong>satz 103. Begriffsklärungen <strong>von</strong> Nachbereitung / Debrief<strong>in</strong>g, Trauma und Burnout 123.1. Nachbereitung o<strong>der</strong> Debrief<strong>in</strong>g? 123.2. Trauma 143.2.1. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) 153.3. Burnout 174. <strong>pbi</strong>-Begleitkonzept <strong>von</strong> Friedensfachkräften 184.1. <strong>Die</strong> Arbeitsgruppe „<strong>Freiwilligen</strong>begleitung, <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V.“ 184.1.2. <strong>Die</strong> Arbeitsgruppe <strong>Freiwilligen</strong>begleitung auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene 184.2. <strong>pbi</strong>-Studie 1: Motivation und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>von</strong> Friedensfachkräften– Methoden und Konzepte zu ihrer Betreuung 204.3. Fortbildungen und Workshops 204.4. Diversity und Gen<strong>der</strong>-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g 215. <strong>Begleitung</strong> vor <strong>der</strong> Ausreise 245.1. PatInnenkonzept 245.2. Vorbereitung auf den E<strong>in</strong>satz: Sem<strong>in</strong>are, Workshops und Coach<strong>in</strong>gs 266. <strong>Begleitung</strong> während des E<strong>in</strong>satzes 276.1. Geson<strong>der</strong>te Begleitmaßnahmen mit dem Zivilen Friedensdienst (ZFD)und dem Programm „weltwärts“ 286.2. <strong>Begleitung</strong> <strong>der</strong> Friedensfachkräfte im Projektland 293


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit7. Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satz 327.1. Vorbereitung auf die Rückkehr 327.1.1. „<strong>Die</strong> Schwierigkeiten <strong>der</strong> Rückkehr“ und <strong>der</strong> „umgekehrte“ Kulturschock 327.1.2. Rückkehr <strong>in</strong>s Herkunftsland 357.2. Methoden <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräften nach e<strong>in</strong>em Auslandse<strong>in</strong>satz 377.2.1. Nachbereitungsgespräch 377.2.1.1. Umgang mit Sekundärtraumatisierung: Erste Hilfe 377.2.2. Advocacyarbeit 397.2.3. Öffentlichkeitsarbeit 397.2.4. Mitarbeit an Weiterbildungssem<strong>in</strong>aren 407.2.5. Menschenrechtsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>: das Schulprojekt 407.2.6. Beson<strong>der</strong>heiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbereitung mit dem ZFD 417.2.6.1. RückkehrerInnenstelle 417.2.6.2. Beson<strong>der</strong>heiten mit dem Programm „weltwärts“ 427.3. RückkehrerInnensem<strong>in</strong>ar 427.3.1. Beispiel für den Ablauf e<strong>in</strong>es RückkehrerInnensem<strong>in</strong>ars 437.3.2. Zukunftsorientierung: E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzerfahrungen für die berufliche Zukunft 447.4. „Wie kann e<strong>in</strong>e gute Nachbereitung gestaltet werden ?“Beispiel für e<strong>in</strong> Nachbereitungskonzept 447.4.1. „Wie gestalte ich als NachbereiterIn e<strong>in</strong> lernendes Nachbereitungsgespräch?“ 457.4.1.1. Gesprächs<strong>in</strong>halte, Gesprächsführung, Sett<strong>in</strong>g 467.4.2. Aufbau e<strong>in</strong>es Nachbereitungssem<strong>in</strong>ars / RückkehrerInnensem<strong>in</strong>ar 467.4.3. <strong>Die</strong> „M<strong>in</strong>dmapp<strong>in</strong>g“-Methode 487.4.4. „Tabuthemen“ und „kle<strong>in</strong>e Geheimnisse“ während e<strong>in</strong>es Projekte<strong>in</strong>satzes 487.5. Verhaltensweisen, Kommunikationsformen und E<strong>in</strong>stellungen für die Nachbereitung 517.5.1. Worauf sollten NachbereiterInnen <strong>von</strong> Friedensfachkräften achten? 517.5.2. Kommunikationsformen 517.5.3. Verhaltensweisen 537.6. Wie können sich NachbereiterInnen vor möglichen Überfor<strong>der</strong>ungen schützen? 538. Ausblick 549. Literaturliste 579.1. <strong>pbi</strong>-Schriften 5810. Verzeichnis <strong>der</strong> AnhängeAnhang 1: Auswertung <strong>pbi</strong>-Projekte<strong>in</strong>satz 60Anhang 2: „Posttraumatic Diagnostic Scale“ 61Anhang 3: Strategien <strong>der</strong> Selbstfürsorge 62Anhang 4: Erfahrungsbericht e<strong>in</strong>er <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> aus dem Kolumbienprojekt (2008) 634


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen FriedensarbeitIn 2004 hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Län<strong>der</strong>gruppe <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> dieArbeitsgruppe „<strong>Freiwilligen</strong>begleitung“ gegründet. 2005formierte sich auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene die „VolunteerSupport Work<strong>in</strong>g Group“. Beide haben das Ziel, die <strong>Begleitung</strong><strong>von</strong> <strong>Freiwilligen</strong> zu verbessern. (siehe Kapitel 4.)<strong>Die</strong> Arbeitsgruppe <strong>der</strong> deutschen Län<strong>der</strong>gruppe gründetesich <strong>in</strong> Anlehnung an die <strong>pbi</strong>-Studie 1 – „Motivationund Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>von</strong> Friedensfachkräften – Methodenund Konzepte zu ihrer Betreuung“ (2003, aktualisierteFassung 2005). In 2005 hat die Arbeitsgruppedie vorhandenen Ansätze zur <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräftenzusammengetragen, strukturiert und neueInstrumente entwickelt. Damit liegt <strong>in</strong> deutscher undübersetzt <strong>in</strong> englischer Sprache e<strong>in</strong> Leitfaden vor, <strong>der</strong>den neuesten Standards <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> angepasst ist.Er ermöglicht e<strong>in</strong>e umfassende <strong>Begleitung</strong> <strong>der</strong> Friedensfachkräftevor, während und nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzzeit (vgl.Handbuch <strong>Freiwilligen</strong>betreuung, Hrsg. <strong>pbi</strong> – DeutscherZweig e.V., 2005). Das Handbuch dient als Informationsgrundlagefür begleitende Län<strong>der</strong>gruppenmitglie<strong>der</strong>und zu begleitende Fachkräfte und wird fortlaufend aktualisiert.Im Kontext <strong>der</strong> Arbeitsgruppe wurde 2006 bei<strong>pbi</strong> Deutschland die Stelle e<strong>in</strong>er Referent<strong>in</strong> für <strong>Freiwilligen</strong>begleitunggeschaffen.Viele Organisationen arbeiten an Konzepten zur <strong>Begleitung</strong><strong>von</strong> Friedensfachkräften, bislang gibt es jedochke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen Rahmen und nur sehr wenige empirischeUntersuchungen zum Thema. Mit dieser Broschüremöchte <strong>pbi</strong> Deutschland ihre Instrumente <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong>aktualisiert vorstellen, e<strong>in</strong>en Beitrag zur Verbesserung<strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Personal, das <strong>in</strong> Kriegs- und Krisengebietentätig ist, leisten und Anregungen zur Thematikgeben. <strong>Die</strong> Begleitmaßnahmen an<strong>der</strong>er Organisationenwurden dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>bezogen.<strong>Die</strong> erste Friedensfachkraft, Christiane Schwarz (re.),die mit dem Programm des Zivilen Friedensdienstes <strong>in</strong>sAusland g<strong>in</strong>g, arbeitete <strong>von</strong> 1999 bis 2001 im <strong>pbi</strong>-Kolumbienprojekt.Hier mit e<strong>in</strong>em Mitglied <strong>der</strong> afrokolumbianischenGeme<strong>in</strong>de „Nueva Vida“. <strong>Die</strong> afrokolumbianischeGeme<strong>in</strong>de war 1997 durch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Militäraktion<strong>der</strong> kolumbianischen Streitkräfte und Paramilitärs <strong>von</strong>ihrem Land im Bundesstaat Chocó vertrieben worden.Nach <strong>der</strong> Rückkehr bauen sie e<strong>in</strong> neues Dorf auf und nennenes Nueva Vida – Neues Leben.1.1. H<strong>in</strong>tergrund für die Entstehung dieser Broschüre2007 fand <strong>in</strong> Kooperation zwischen <strong>der</strong> Plattform ZivileKonfliktbearbeitung, dem Deutschen Entwicklungsdienst(DED) und <strong>der</strong> Evangelischen Akademie Iserlohn im Bundesm<strong>in</strong>isteriumfür wirtschaftliche Zusammenarbeit undEntwicklung (BMZ) <strong>in</strong> Bonn <strong>der</strong> Studientag „Der Verantwortunggerecht werden. Re<strong>in</strong>tegration und Debrief<strong>in</strong>g<strong>von</strong> Fachkräften <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit“ statt.Daran haben Organisationen wie Peace Watch Switzerland,Carea, Evangelischer Entwicklungsdienst (eed), DeutscherEntwicklungsdienst (DED), Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft fürEntwicklungshilfe (AGEH), EIRENE (Internationaler ChristlicherFriedensdienst e. V.), Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>Die</strong>nstfür den Frieden (AGDF), Ev. Akademie Iserlohn, Ökumenischer<strong>Die</strong>nst (Schalomdiakonat), forumZFD (Ziviler Friedensdienst),Plattform Zivile Konfliktbearbeitung sowie<strong>pbi</strong> Deutschland teilgenommen.6


E<strong>in</strong>leitungErwartungen und Bedürfnisse <strong>der</strong> entsandten Fachkräfteaustauschen. Außerdem wurde diskutiert, wie das Wissenspotential<strong>der</strong> Fachkräfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> entwicklungs- undfriedenspolitischen Arbeit genutzt werden kann und wiediese Arbeit verbessert werden kann.Susanne Thiele, (Referent<strong>in</strong> für Personalentwicklung fürFachkräfte, AGEH) berichtete <strong>in</strong> ihrem E<strong>in</strong>führungsvortrag,dass ihre Organisation die Vorbereitung und RückkehrerInnenarbeitals E<strong>in</strong>heiten, die mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbundens<strong>in</strong>d, ansieht. <strong>Die</strong>s ähnelt dem Begleitkonzept <strong>von</strong><strong>pbi</strong> Deutschland. (unveröffentlichtes Protokoll Studientag2007)Als Ergebnisse dieses Studientags können festgehaltenwerden: Alle Organisationen arbeiten an <strong>der</strong> Verbesserung<strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Fachkräften vor, während undnach e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satz. Es besteht Handlungsbedarf <strong>in</strong> <strong>der</strong>Verbesserung <strong>der</strong> Instrumente zur <strong>Begleitung</strong>.Heike Kammer ist seit 20 Jahren bei <strong>pbi</strong>. Sie lernte <strong>pbi</strong>1986 <strong>in</strong> Guatemala kennen, beteiligte sich an den <strong>pbi</strong>-Teams <strong>in</strong> El Salvador, Guatemala und Kolumbien und über6 Jahre am SIPAZ-Team <strong>in</strong> Chiapas, Mexiko. 1999 bekamsie den Menschenrechtspreis <strong>der</strong> Stadt Weimar verliehen.Seit dem 2007 arbeitet sie für <strong>pbi</strong> Deutschland <strong>in</strong> <strong>der</strong> Friedenserziehungmit Methoden <strong>der</strong> Theaterpädagogik.Der Studientag richtete sich vor allem an MitarbeiterInnen<strong>von</strong> Organisationen, die Friedensfachkräfte vorbereiten,entsenden, e<strong>in</strong>e Auswertung ihres Aufenthaltesvornehmen und Hilfestellung bei <strong>der</strong> Rückkehr leisten.<strong>Die</strong> Trägerorganisationen konnten sich über Ziele, Konzepteund Methoden <strong>der</strong> Nachbereitungsangebote, überdie Erfahrungen, die Entsendeorganisationen mit Konzepten<strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> gemacht haben, sowie über dieIn Anlehnung an den o. g. Studientag entstand die Idee,geme<strong>in</strong>sam mit Carea, Peace Watch Switzerland und<strong>pbi</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Fortbildung zu organisieren. Dar<strong>in</strong>wollten wir uns gezielt darüber austauschen und lernen,wie e<strong>in</strong>e gute Nachbereitung <strong>in</strong> Gruppen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelgesprächenstattf<strong>in</strong>den kann und was diese be<strong>in</strong>haltensollte. E<strong>in</strong> Jahr später fand das Weiterbildungssem<strong>in</strong>ar fürBegleiterInnen <strong>von</strong> Friedensfachkräften nach e<strong>in</strong>em Projekte<strong>in</strong>satz„Wie kann e<strong>in</strong>e gute Nachbereitung gestaltetwerden?“ <strong>in</strong> Kooperation <strong>von</strong> Carea e. V. und <strong>pbi</strong> DeutscherZweig e. V. <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> statt. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Ergebnisse desSem<strong>in</strong>ars wird <strong>in</strong> Kapitel 7.4. vorgestellt.Auch Literaturrecherchen zeigen Defizite im Themenbereich<strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Fachkräften nach e<strong>in</strong>em Friedense<strong>in</strong>satz.Es s<strong>in</strong>d nur wenige Veröffentlichungen im deutschundenglischsprachigen Raum vorhanden. Dazu gehörenu. a. die im Auftrag des eed erstellte Studie <strong>von</strong> PetraWünsche zu den psycho-sozialen Aspekten <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong><strong>in</strong> „Unterstützende <strong>Begleitung</strong> und Nachbetreuung <strong>von</strong>Fachkräften im Zivilen Friedendienst. 1999“, Scriptum 3 deseed „Wenn die Welt zerbricht“, 2005, die Abhandlungen<strong>von</strong> Berista<strong>in</strong> und Donà: Psychology: In humanitarian assistance,2001, <strong>der</strong> Entwurf zur <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräften<strong>von</strong> EIRENE und die Qualitätsstandards zurVorbereitung, Qualifikation und Auswahl für Fachkräfteim Zivilen Friedensdienst (ZFD – Standards und Qualitätsmanagement<strong>der</strong> Träger 2001) sowie die <strong>pbi</strong>-Studie 1 (sieheauch Literaturliste im Kapitel 9.). Neben den genanntenQuellen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literaturliste aufgeführten Publikationen,s<strong>in</strong>d die Protokolle des Studientags <strong>in</strong> Bonn (2007)sowie des Sem<strong>in</strong>ars <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (2008) und die langjährigen<strong>pbi</strong>-Erfahrungen <strong>in</strong> die vorliegende Broschüre <strong>in</strong>tegriert.7


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit2. Kurzvorstellungpeace brigades <strong>in</strong>ternational (<strong>pbi</strong>)peace brigades <strong>in</strong>ternational (<strong>pbi</strong>) ist e<strong>in</strong>e <strong>von</strong> den Vere<strong>in</strong>tenNationen anerkannte Menschenrechtsorganisation,die seit 1981 <strong>in</strong> Krisengebieten tätig ist. Auf Anfrage begleiten<strong>in</strong>ternational zusammengesetzte <strong>pbi</strong>-Teams <strong>von</strong>Friedensfachkräften MenschenrechtsverteidigerInnen(z. B. Flüchtl<strong>in</strong>ge und <strong>in</strong>tern Kriegsvertriebene, Friedensgeme<strong>in</strong>den,RechtsanwältInnen, Mitglie<strong>der</strong> <strong>von</strong> Bauernverbändenund Frauenorganisationen sowie Indigenageme<strong>in</strong>schaften,die aufgrund ihrer Arbeit <strong>in</strong> Lebensgefahrs<strong>in</strong>d). Somit werden Handlungsräume für e<strong>in</strong>e gewaltfreieKonfliktbearbeitung und Raum für die politische Arbeit<strong>der</strong> Friedens- und MenschenrechtsverteidigerInnenerhalten bzw. geschaffen. Beide Seiten – Beschützte undBegleitende – s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong> weltweites Alarmnetz mitKontakten zu Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft abgesichert.Beziehungen zu allen Regierungsstellen, Botschaften,<strong>in</strong>ternationalen und nationalen Organisationens<strong>in</strong>d wichtig, um die Sicherheit <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Teams und <strong>der</strong>begleiteten Menschen und Organisationen zu erhöhen.Das Sammeln und Weitergeben <strong>von</strong> Informationen zurMenschenrechtssituation gehört ebenfalls zu den grundlegendenTätigkeiten <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Teams. Benötigt werden dieseInformationen für die Risikoanalyse und ständige Anpassungbzw. Weiterentwicklung <strong>von</strong> E<strong>in</strong>satzstrategien.<strong>pbi</strong> arbeitet dabei nach verschiedenen Grundsätzen: Siewird nur auf Anfrage aktiv. Sie arbeitet gewaltfrei. Siemischt sich nicht <strong>in</strong> die <strong>in</strong>haltliche Arbeit <strong>der</strong> begleitetenPersonen und Organisationen e<strong>in</strong>. Sie nimmt Partei fürdie Menschenrechte, jedoch nicht für e<strong>in</strong>e bestimmte politischeo<strong>der</strong> religiöse Weltanschauung. Sie trifft alle politischenEntscheidungen im Konsens.Der E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> den Projektlän<strong>der</strong>nwird vor allem <strong>von</strong> den 18 bestehenden Län<strong>der</strong>gruppen<strong>in</strong> Europa, Nordamerika, Australien und Indien getragen.<strong>Die</strong> Län<strong>der</strong>gruppen nehmen Aufgaben wahr, die für dieschützende <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> MenschenrechtsverteidigerInnennotwendig s<strong>in</strong>d: Sie unterstützen die E<strong>in</strong>satzprojektedurch die Anwerbung, Vorbereitung und <strong>Begleitung</strong><strong>von</strong> <strong>Freiwilligen</strong>, Öffentlichkeitsarbeit, Fundrais<strong>in</strong>g, Advocacyund Netzbildung. <strong>Die</strong> kont<strong>in</strong>uierliche Arbeit <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>gruppenist Voraussetzung für e<strong>in</strong> funktionierendesAlarm- und Unterstützungsnetz. (vgl. Kapitel 7.2.2.)In Deutschland ist <strong>pbi</strong> Deutscher Zweig e. V. seit 1991 e<strong>in</strong>anerkannter geme<strong>in</strong>nütziger Vere<strong>in</strong>. Der Deutsche Zweigist Mitglied <strong>in</strong> Dachverbänden wie z. B. Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft<strong>Die</strong>nst für den Frieden (AGDF), Forum Menschenrechte,E<strong>in</strong>e-Welt-Netzwerk Hamburg e. V. und PlattformZivile Konfliktbearbeitung und ist anerkannter Träger imProgramm „Ziviler Friedensdienst“ (ZFD) 1 . <strong>pbi</strong> wirkte mitan<strong>der</strong>en NROs an <strong>der</strong> Konzeptentwicklung des neuenentwicklungspolitischen <strong>Freiwilligen</strong>dienst „weltwärts“ <strong>in</strong>2006/07 mit. 2MenschenrechtsbildungIn <strong>der</strong> Bildungsarbeit bietet <strong>pbi</strong> Deutschland jährlich e<strong>in</strong>eReihe <strong>von</strong> Wochenendsem<strong>in</strong>aren als E<strong>in</strong>stieg zu Themenwie <strong>in</strong>ternationale Präsenz und Menschenrechtsschutz,Grundlagen <strong>der</strong> Gewaltfreiheit, Teamarbeit, Umgang mitBelastungen und Angst an. Zudem beteiligt sich <strong>pbi</strong> anKursangeboten an<strong>der</strong>er Träger zu Themen wie <strong>in</strong>ternationaleMenschenrechtsbeobachtung, Konflikt- und Wirkungsanalyseam Beispiel <strong>von</strong> Do-no-harm.1 <strong>Die</strong> Regierungskoalition <strong>von</strong> SPD und Bündnis 90 / <strong>Die</strong> Grünen erklärte <strong>in</strong> ihrer Koalitionsvere<strong>in</strong>barung <strong>von</strong> 1998 den E<strong>in</strong>satz für die Menschenrechte zurQuerschnittsaufgabe ihrer Politik. Sie verpflichtete sich zum Aufbau e<strong>in</strong>er Infrastruktur zur Krisenprävention und zivilen Konfliktbearbeitung. Hierzu gehören dief<strong>in</strong>anzielle För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Friedens- und Konfliktforschung und die Vernetzung bestehen<strong>der</strong> Initiativen. <strong>Die</strong> juristischen, f<strong>in</strong>anziellen und organisatorischen Voraussetzungenfür die Ausbildung und den E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Friedensfachkräften und -diensten (z. B. Ziviler Friedensdienst) s<strong>in</strong>d zu verbessern.Vgl. auch www.forumzfd.de <strong>Die</strong> erste ZFD-Friedensfachkraft, die das BMZ 1999 im Rahmen des neu geschaffenen Programms f<strong>in</strong>anziert hat, war die <strong>pbi</strong>-FreiwilligeChristiane Schwarz (Kolumbien), damals noch <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem anerkannten Entwicklungsdienst EIRENE.2 „weltwärts“ ist <strong>der</strong> neue entwicklungspolitische <strong>Freiwilligen</strong>dienst des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Erwird <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl <strong>von</strong> zivilgesellschaftlichen Entsendeorganisationen im partnerschaftlichen Dialog mit den ProjektpartnerInnen vor Ort durchgeführt. Der<strong>Freiwilligen</strong>dienst ermöglicht Menschen im Alter zwischen 18 und 28 Jahren, sich mit f<strong>in</strong>anzieller Unterstützung für 6 bis 24 Monate ehrenamtlich <strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n desTrikont zu engagieren. Info: www.weltwaerts.de8


Kurzvorstellung peace brigades <strong>in</strong>ternational (<strong>pbi</strong>)Auf Anfrage bietet <strong>pbi</strong> auch Sem<strong>in</strong>are und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs u.a.zu Sicherheitsfragen o<strong>der</strong> zur Aufarbeitung <strong>von</strong> Traumatafür lokale Menschenrechtsgruppen und MultiplikatorInnen<strong>in</strong> den Projektlän<strong>der</strong>n an. (vgl. Beristaín 2000)Seit 2004 bietet <strong>pbi</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>teraktiven PuppentheatersK<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Grundschulen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten dieMöglichkeit, Themen wie Gewalt und Ungerechtigkeitsowie eigenes Konfliktverhalten zu reflektieren. <strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>lernen auf diese Weise auch, über sich und ihre Beziehungzu K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aus an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n nachzudenken.Das Puppentheater ist aus Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Friedensarbeit<strong>in</strong> Chiapas, Mexiko, entstanden. Es wird <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er erfahrenen<strong>pbi</strong>-Rückkehrer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gesetzt, die als Referent<strong>in</strong>für Friedenserziehung mit Methoden <strong>der</strong> Theaterpädagogikfür <strong>pbi</strong> Deutschland arbeitet. <strong>Die</strong>se arbeitet mit dem<strong>pbi</strong>-Bildungsprojekt zusammen.Ebenfalls seit 2004 gibt es <strong>in</strong> Deutschland das <strong>pbi</strong>-Bildungsprojekt„<strong>pbi</strong> macht Schule – Menschenrechte lernen & leben“.In Workshops, Unterrichtse<strong>in</strong>heiten und Vorträgenan Schulen (bundesweit) werden Ideen und das Wissen<strong>von</strong> <strong>pbi</strong> für Jugendliche angeboten. Damit soll Themenwie Konfliktlösung, Gewaltfreiheit und Menschenrechteauch im Inland mehr Aufmerksamkeit verschafft werden.Zurückgekehrte <strong>pbi</strong>-Friedensfachkräfte berichten <strong>von</strong> ihrerArbeit <strong>in</strong> den Konfliktgebieten. Sie begleiten MenschenrechtsverteidigerInnen,die <strong>in</strong> Deutschland auf Besuchsreisens<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> die Schulen, damit sie über ihr Engagementerzählen. (Kapitel 7.2.5.)Alexan<strong>der</strong> Bless<strong>in</strong>g war mit dem ZFD als <strong>pbi</strong>-Freiwilligerim Mexikoprojekt, danach u. a. Tra<strong>in</strong>er für das Mexikoprojekt:Z. Zt. arbeitet er für EIRENE (Internationaler ChristlicherFriedensdienst e. V.)9


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit2.1. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en <strong>pbi</strong>-E<strong>in</strong>satz==> Qualifizierung für die BewerbungAuf die Bewerbung für e<strong>in</strong> <strong>pbi</strong>-Projekt folgt zunächst dieTeilnahme an e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>führenden Wochenend-Informationssem<strong>in</strong>ar.Vermittelt werden Informationen überGrundsätze und Struktur <strong>der</strong> Organisation, Rahmenbed<strong>in</strong>gungendes E<strong>in</strong>satzes, die Arbeitsweise, Mandat undAufgabenfel<strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>, Möglichkeiten und Grenzene<strong>in</strong>es freiwilligen Friedense<strong>in</strong>satzes sowie Informationenüber die e<strong>in</strong>zelnen Projekte. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> ReferentInnens<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ehemalige Freiwillige. Dadurch bietetdieses Wochenendsem<strong>in</strong>ar e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit, Erfahrungenaus dem Lebens- und Arbeitsalltag als <strong>pbi</strong>-Freiwillige„aus erster Hand“ zu erhalten.Im Anschluss an das Wochenendsem<strong>in</strong>ar f<strong>in</strong>den ausführlicheGespräche mit ehemaligen <strong>Freiwilligen</strong> und <strong>der</strong> Referent<strong>in</strong>für <strong>Freiwilligen</strong>begleitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hamburger Geschäftsstellestatt.<strong>Die</strong> Gespräche dienen dem gegenseitigen Kennenlernenund bieten sowohl für die BewerberIn als auch für <strong>pbi</strong>die Gelegenheit zur Klärung <strong>von</strong> Fragen (Motivation, Erwartungen,Zweifel, Arbeits- und Lebensalltag im Team,mögliche Schwierigkeiten, organisatorische E<strong>in</strong>zelheiten).Auf Grundlage des ausführlichen Gespräches spricht<strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V. gegenüber dem jeweiligen<strong>in</strong>ternationalen Projektbüro e<strong>in</strong>e Empfehlung aus. Parallelhierzu senden die BewerberInnen e<strong>in</strong>e schriftliche Bewerbungan das betreffende <strong>in</strong>ternationale Projektbüro. 3==> Intensiver Auswahl- und Vorbereitungsprozessnach <strong>der</strong> BewerbungNach E<strong>in</strong>gang <strong>der</strong> Bewerbung führt e<strong>in</strong> Mitglied desTra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsteams <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landessprache des Projektes e<strong>in</strong>Telefon<strong>in</strong>terview mit <strong>der</strong> BewerberIn durch. Danach wirdentschieden, ob die BewerberIn zum <strong>in</strong>ternationalenProjekttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g e<strong>in</strong>geladen wird. Schließlich nehmen dieBewerberInnen geme<strong>in</strong>sam mit BewerberInnen aus an<strong>der</strong>en<strong>pbi</strong>-Län<strong>der</strong>gruppen an e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiven sieben- biszehntägigen projektspezifischen Vorbereitungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gdes <strong>in</strong>ternationalen Projektbüros teil. 4 Sie dienen <strong>der</strong> endgültigenAuswahl geeigneter Teammitglie<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Vorbereitungauf den E<strong>in</strong>satz. Auf <strong>der</strong> Grundlage e<strong>in</strong>es abschließendenGespräches zwischen BewerberInnen undTra<strong>in</strong>erInnen wird e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Entscheidung überdie Eignung für e<strong>in</strong>en <strong>Freiwilligen</strong>e<strong>in</strong>satz getroffen. 5==> Insgesamt verpflichten sich die <strong>Freiwilligen</strong>, an allenVeranstaltungen teilzunehmen, die Bestandteil des Qualifizierungs-und Auswahlverfahrens <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> s<strong>in</strong>d.Dazu gehören m<strong>in</strong>destens zwölf Vorbereitungstage,fünf Qualifizierungstage vor Ort im Projekt, fünf Nachbereitungstagenach <strong>der</strong> Rückkehr und drei <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>flexibel e<strong>in</strong>setzbare Tage. Auch müssen regelmäßige Berichteund e<strong>in</strong>e abschließende Projektbeschreibung verfasstwerden. (vgl. Kapitel 4.-7.)==> Voraussetzung für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d sehr guteSprach- und Landeskenntnisse. Erfor<strong>der</strong>lich ist auch dieFähigkeit zur politischen Analyse, Fähigkeit bzw. Erfahrungim Zusammenleben mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Gruppeund <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit mit <strong>in</strong>ternationalen Organisationen,Flexibilität und Anpassungsbereitschaft sowie sozialeKompetenz und kulturelle Sensibilität. E<strong>in</strong> sicheres Auftretenbei VertreterInnen <strong>von</strong> Behörden und lokalen Menschenrechtsorganisationenist sehr wichtig, so dass hiere<strong>in</strong>e gewisse Lebenserfahrung vorausgesetzt wird. Daherempfehlen wir bei Interesse die Bewerbung ab e<strong>in</strong>emM<strong>in</strong>destalter <strong>von</strong> etwa 24 Jahren. <strong>Die</strong> <strong>Freiwilligen</strong> müssenmit Stresssituationen psychisch und physisch umgehenkönnen und bereit se<strong>in</strong>, unter e<strong>in</strong>fachsten Bed<strong>in</strong>gungenzu leben. Erfahrungen <strong>in</strong> Öffentlichkeitsarbeit, mit Methoden<strong>der</strong> Gewaltfreiheit und dem Konsenspr<strong>in</strong>zip, sowieComputerkenntnisse s<strong>in</strong>d <strong>von</strong> Vorteil.<strong>pbi</strong> unterscheidet <strong>der</strong>zeit bei <strong>der</strong> Entsendung <strong>von</strong> Friedensfachkräftenzwei verschiedene Formen des <strong>Freiwilligen</strong>dienstes:1. Der e<strong>in</strong>jährige <strong>Freiwilligen</strong>dienst (mit Option aufVerlängerung auf max. 2 Jahre), wird überwiegend aus3 Der Bewerbung ist e<strong>in</strong> Referenzgutachten zur persönlichen Eignung beizufügen (entsprechende Vorlagen für Bewerbung und Referenzgutachten s<strong>in</strong>d über dieGeschäftstelle erhältlich).4 Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs werden je nach Projekt zwei- bis dreimal pro Jahr angeboten. <strong>Die</strong> Vorbereitungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs werden bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Projektsprache durchgeführt.Der Veranstaltungsort variiert; die Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>den gleichermaßen <strong>in</strong> Deutschland wie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en europäischen) Län<strong>der</strong>n, sowie <strong>in</strong> den USA und <strong>in</strong> Asien statt.5 Danach vertiefen die BewerberInnen ihre Kenntnisse <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es schriftlichen Vorbereitungskurses für das konkrete Projekt (Fernkurs mit bis zu acht Materialsendungenzum Selbststudium). Sie werden hierbei <strong>von</strong> <strong>der</strong> deutschen Landesgruppe sowie <strong>von</strong> Tra<strong>in</strong>erInnen des jeweiligen Projektes unterstützt. Der Zeitpunkt<strong>der</strong> Ausreise richtet sich nach den Erfor<strong>der</strong>nissen des Projektes, den Visaformalitäten sowie nach den Wünschen <strong>der</strong> BewerberInnen.10


Kurzvorstellung peace brigades <strong>in</strong>ternational (<strong>pbi</strong>)<strong>pbi</strong>-eigenen Mitteln f<strong>in</strong>anziert. Für Menschen bis 28 Jahrewird <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>dienst vom Bundesm<strong>in</strong>isterium fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)über das Programm „weltwärts“ kof<strong>in</strong>anziert. Das Modellprogramm<strong>der</strong> Intergenerativen <strong>Freiwilligen</strong>dienste(IFL), mit dem <strong>pbi</strong> ebenfalls Freiwillige entsenden konnte,ist Ende 2008 ausgelaufen.2. Der zweijährigen ZFD – <strong>Freiwilligen</strong>dienst wird ausdem Programm „Ziviler Friedensdienst“ (ZFD) des Bundesm<strong>in</strong>isteriumfür wirtschaftliche Zusammenarbeit undEntwicklung (BMZ) f<strong>in</strong>anziert.<strong>Die</strong> Entsendung <strong>von</strong> <strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> die <strong>pbi</strong>-Projekte erfolgtüber die als Entsendeorganisation anerkannte Trägerorganisation<strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V.. In <strong>der</strong> Praxiswerden alle <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> unabhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Formihres <strong>Freiwilligen</strong>dienstes geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> den gleichen <strong>in</strong>ternationalzusammengesetzten <strong>pbi</strong>-Teams e<strong>in</strong>gesetzt.Alle <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> weltweit s<strong>in</strong>d im Rahmen e<strong>in</strong>er Gruppenversicherungdes Evangelischen Entwicklungsdienstes(eed) kranken-, unfall und haftpflichtversichert. 6==> BewerberInnen für den ZFD-<strong>Freiwilligen</strong>dienstmüssen noch e<strong>in</strong> zusätzliches Auswahl- und Qualifizierungsverfahrenbeim Evangelischen Entwicklungsdienst(eed) nach den Kriterien des EntwicklungshelferInnengesetzesabsolvieren.Es gibt fünf wesentliche Unterschiede zwischen deme<strong>in</strong>jährigen <strong>Freiwilligen</strong>dienst (<strong>pbi</strong> / weltwärts) und demzweijährigen Zivilen Friedensdienst:1. <strong>Die</strong> Dauer des E<strong>in</strong>satzes beträgt m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Jahr,beim ZFD-<strong>Freiwilligen</strong>dienst m<strong>in</strong>destens zwei Jahre (zzgl.e<strong>in</strong>er etwa dreimonatigen Vorbereitungszeit). Der Vertragkann auf Antrag um e<strong>in</strong> weiteres Jahr verlängertwerden.des ZFD-Programms des Bundesm<strong>in</strong>isterium für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)f<strong>in</strong>anziert und organisatorisch <strong>in</strong> Kooperation mit demEvangelischen Entwicklungsdienst (eed) durchgeführt.Dem eed obliegt vor allem die Prüfung <strong>der</strong> formellen Eignungund die sozialversicherungspflichtige Meldung <strong>der</strong>ZFD-<strong>Freiwilligen</strong>.3. ZFD-Freiwillige müssen höhere persönlichere Anfor<strong>der</strong>ungenerfüllen (M<strong>in</strong>destalter 30 Jahre, abgeschlosseneBerufsausbildung, m<strong>in</strong>destens dreijährige Berufserfahrung).4. ZFD-Freiwillige müssen zusätzlich zum <strong>pbi</strong>-eigenenAuswahl- und Qualifizierungsverfahren das Auswahlverfahrendes ZFD-Programms absolvieren. Das eed-Auswahlverfahrendes ZFD umfasst die Teilnahme an e<strong>in</strong>emOrientierungssem<strong>in</strong>ar, e<strong>in</strong> Auswahlgespräch, e<strong>in</strong>e tropenmediz<strong>in</strong>ischeUntersuchung sowie e<strong>in</strong>e dreimonatigeVorbereitungszeit mit verschiedenen Vorbereitungs- undFortbildungskursen. <strong>Die</strong> Kurse werden für jede Friedensfachkraft<strong>in</strong>dividuell zusammengestellt. In Absprache mit<strong>pbi</strong> und dem eed können auch Sprachkurse und Kursezu <strong>pbi</strong>-relevanten Themen besucht werden. <strong>Die</strong> Vorbereitungszeitwird mit e<strong>in</strong>em dreie<strong>in</strong>halbwöchigen Ausreisekursabgeschlossen.5. ZFD-Freiwillige erhalten umfangreichere Leistungen imBereich <strong>der</strong> sozialen Absicherung (Arbeitslosen-, KrankenundRentenversicherung).<strong>pbi</strong>-D ist bemüht, die ZFD-Mittel, die das ZFD-Programmfür E<strong>in</strong>zelpersonen vorsieht, dem ganzen Team zu Gutekommen zu lassen und Friedensfachkräfte mit und ohneZFD-Vertrag gleich zu behandeln. (vgl. Kapitel 6.1., 7.)Für „weltwärts“-Freiwillige s<strong>in</strong>d ebenfalls geson<strong>der</strong>teBegleitmaßnahmen vorgesehen. (vgl. Kapitel 6.1.)2. Der e<strong>in</strong>jährige <strong>Freiwilligen</strong>dienst wird <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> teilweiseals „ungeregelter <strong>Freiwilligen</strong>dienst“, teilweise auf Grundlage<strong>der</strong> jeweiligen Programmrichtl<strong>in</strong>ien organisiert undkof<strong>in</strong>anziert. Der ZFD-<strong>Freiwilligen</strong>dienst wird aus Mitteln6 Weitere detaillierte Informationen über persönliche Voraussetzungen, Ablauf des Qualifizierungs- und Auswahlverfahrens sowie Leistungen f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> unseremInfoblatt und unserer Broschüre „Friedensdienste mit peace brigades <strong>in</strong>ternational“, zum Download im Internet www.<strong>pbi</strong>-deutschland.de o<strong>der</strong> über unsereHamburger <strong>pbi</strong>-Geschäftsstelle. Ansprechpartner<strong>in</strong> für alle Fragen zur Bewerbung im <strong>Freiwilligen</strong>e<strong>in</strong>satz ist die <strong>pbi</strong>-Referent<strong>in</strong> für Freiwiligenbegleitung Cathr<strong>in</strong>Schmock, die Sie über die <strong>pbi</strong>-Geschäftsstelle o<strong>der</strong> per E-Mail catr<strong>in</strong>.schmock@<strong>pbi</strong>-deutschland.de erreichen.11


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit3. Begriffsklärungen <strong>von</strong> Nachbereitung /Debrief<strong>in</strong>g, Trauma und BurnoutFriedensfachkräfte machen während ihres E<strong>in</strong>satzes nebenvielen positiven und bereichernden Erfahrungen auchschwierige, zum Teil extrem belastende Erfahrungen. Siearbeiten häufig mit Menschen, die <strong>von</strong> politisch motivierterGewalt, Entführung, Ermordung o<strong>der</strong> Massakernbedroht und traumatisiert s<strong>in</strong>d. 7 Auch die Sorge um dieSicherheit <strong>der</strong> MenschenrechtsverteidigerInnen kann sehrbelastend für die <strong>Freiwilligen</strong> se<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>sen Belastungssituationenbegegnen die <strong>Freiwilligen</strong> unterschiedlich. E<strong>in</strong>ewichtige Basis für Friedensarbeit ist neben <strong>der</strong> Fähigkeit,notwendige Distanz e<strong>in</strong>zunehmen die Fähigkeit, sich aufan<strong>der</strong>e Menschen e<strong>in</strong>zulassen und mitzufühlen. <strong>Die</strong>sbirgt die Gefahr, selbst (sekundär) traumatisiert zu werden.(eed 2005:5) „Solche Zustände über längere Zeitmitzuerleben, ohne viel dagegen ausrichten zu können,ist so belastend, dass sie zu sekundärer Traumatisierungführen können.“ (Wünsche 1999:2; vgl. auch Beristaín /Donà 2001: 24ff) In <strong>der</strong> Vorbereitung auf ihren E<strong>in</strong>satzwerden <strong>pbi</strong>-Freiwillige auf diese belastenden Situationenvorbereitet. Information und Aufklärung über psychologischeAspekte und <strong>der</strong>en mögliche Auswirkungen undPrävention können im Umgang mit diesen hilfreich se<strong>in</strong>.(vgl. Kapitel 5.2.)<strong>Die</strong> Themen Trauma und Burnout, die im <strong>Die</strong>nstalltag <strong>von</strong>Friedensfachkräften mehr o<strong>der</strong> weniger e<strong>in</strong>e Rolle spielen(können), s<strong>in</strong>d so umfangreich, dass e<strong>in</strong>e ausführlicheDarstellung im Rahmen dieser Broschüre nicht möglichist. Dennoch soll hier zum besseren Verständnis auf Begriffewie Trauma, Burnout und Nachbereitung / Debrief<strong>in</strong>ge<strong>in</strong>gegangen werden.3.1. Nachbereitung o<strong>der</strong> Debrief<strong>in</strong>g?Während e<strong>in</strong>iger Diskussionen im Kontext <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong>begleitungergab sich die Frage, ob wir als BegleiterInnen<strong>von</strong> zurückgekehrten Friedensfachkräften ohnepsychologische Ausbildung, <strong>von</strong> „Nachbereitung“ o<strong>der</strong>„Debrief<strong>in</strong>g“ sprechen sollten. Hierzu gibt es zum<strong>in</strong>dest<strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Me<strong>in</strong>ung.<strong>Die</strong> Autor<strong>in</strong> vertritt die Ansicht, dass nur im psychologischenFachkontext <strong>von</strong> „Debrief<strong>in</strong>g“ gesprochen werdensollte. In unserem Bereich sollte nur <strong>von</strong> „Nachbereitung“,allenfalls <strong>von</strong> „didaktischem Debrief<strong>in</strong>g“ (s. u.)gesprochen werden. Auch wenn <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> die Problematik<strong>der</strong> Def<strong>in</strong>itionsmacht e<strong>in</strong>iger Fächer im wissenschaftlichenDiskurs bekannt ist, plädiert sie für e<strong>in</strong>e klareAbgrenzung und begründet dies wie folgt:==> Als entsendende Organisation verstehen wir unter<strong>Begleitung</strong> im psychosozialen Bereich die soziale undkollegiale Unterstützung <strong>von</strong> Friedensfachkräften vor,während und nach e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satz. <strong>Die</strong>se <strong>Begleitung</strong>dient zur Gesun<strong>der</strong>haltung und ersten Krisen<strong>in</strong>tervention.Ohne diese Unterstützung und den sozialen Kontaktmit an<strong>der</strong>en wären die psychischen Verarbeitungskapazitätenschnell erschöpft. <strong>Die</strong> entscheidenden Funktionensozialer Unterstützung liegen neben <strong>der</strong> Befriedigungsozialer Bedürfnisse und dem Teilen <strong>von</strong> <strong>in</strong>tensiven Erfahrungenim Schutz vor Belastungen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfestellungbei ihrer Verarbeitung. Lassen sich Belastungennicht vermeiden, soll zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> adäquater Umgangmit ihnen ermöglicht werden. Das soziale Bezugssystemstellt unverzichtbare Ressourcen zur Bewältigung <strong>von</strong>Stress dar. Bereits das Wissen darüber, dass es Menschenbzw. Bezugspersonen gibt, an die sich die <strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong>schwierigen o<strong>der</strong> unsicheren Situationen wenden können,bietet psychisch-emotionale Sicherheit und Stabilität7 Der tägliche Umgang mit diesen Menschen und das Kennenlernen ihrer Arbeit macht <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> aber auch Mut und wirkt Ohnmachtsgefühlen entgegen.Es ist e<strong>in</strong>e Arbeit mit Opfern, die über ihre Identität als Opfer h<strong>in</strong>aus gewachsen s<strong>in</strong>d und als AkteurInnen für soziale Gerechtigkeit handeln. (<strong>pbi</strong>-Studie 1 2005)12


Begriffsklärungen <strong>von</strong> Nachbereitung / Debrief<strong>in</strong>g, Trauma und Burnout(<strong>pbi</strong>-Studie 1 2005:26; Wünsche 1999:20ff). <strong>Die</strong> Krisen<strong>in</strong>terventionhat zum Ziel, dem/<strong>der</strong> Betroffenen zu helfen,se<strong>in</strong>/ihr psychisches Gleichgewicht wie<strong>der</strong>zuf<strong>in</strong>den,persönliche Bewältigungsmechanismen zu mobilisierenund ggf. weitere Unterstützung zu planen. In e<strong>in</strong>em <strong>pbi</strong>-Nachbereitungsgespräch, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>von</strong> <strong>der</strong> Referent<strong>in</strong>für <strong>Freiwilligen</strong>begleitung durchgeführt wird, solle<strong>in</strong>e fachliche und berufsbezogene Auswertung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzerfahrunggeme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Friedensfachkraft vorgenommenwerden. E<strong>in</strong> zweiter Schwerpunkt liegt dar<strong>in</strong>,geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Friedensfachkraft zu klären, wie sieihren allgeme<strong>in</strong>en und psycho-sozialen Gesundheitszustandwahrnimmt. Wünscht sie e<strong>in</strong>e weitere Unterstützungdurch <strong>pbi</strong> bei <strong>der</strong> Verarbeitung des Erlebten? Hatsie e<strong>in</strong>en über die Möglichkeiten <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> h<strong>in</strong>ausgehendenBedarf an Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Erlebten? Wiekann e<strong>in</strong> solcher Bedarf gedeckt werden?<strong>Die</strong>se Form <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> ist we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Therapie noche<strong>in</strong> Ersatz für therapeutische Maßnahmen. <strong>pbi</strong> <strong>in</strong>formiertdie Ausreisenden vor, während und nach ihrer E<strong>in</strong>satzzeitüber psychologische Aspekte und Anfor<strong>der</strong>ungen,über <strong>der</strong>en mögliche Auswirkungen und über geeigneteStressbewältigungsstrategien. <strong>Die</strong> Teamsitzungen, Workshops,Supervisionen und – bei Bedarf – E<strong>in</strong>zelgesprächeim E<strong>in</strong>satzland helfen, mit unerwarteten Bed<strong>in</strong>gungenund Reaktionen umzugehen. (vgl. Kapitel 4.3., 6.2.)==> Für e<strong>in</strong> Debrief<strong>in</strong>g im psychologischen S<strong>in</strong>n bedarf ese<strong>in</strong>er entsprechenden Aus- o<strong>der</strong> Fortbildung. Der Begriffdes „Debrief<strong>in</strong>g“ bezeichnet im umgangssprachlichenS<strong>in</strong>ne „darüber reden, was passiert ist“. <strong>Die</strong>se Herangehensweisebe<strong>in</strong>haltet schon <strong>in</strong> dieser Form e<strong>in</strong>ige wichtigeAspekte des Debrief<strong>in</strong>g, wie es im fachlichen, psychologischenS<strong>in</strong>n gebraucht wird. So stellt auch bereits das„Darüberreden“ e<strong>in</strong>e Art Rückblick über gemachte Erfahrungendar, um e<strong>in</strong>e gewisse Ordnung und Bedeutungshaftigkeitdar<strong>in</strong> zu entdecken. Konkret bezeichnet <strong>der</strong> Begriffdes psychologischen Debrief<strong>in</strong>g im fachlichen S<strong>in</strong>ngenau e<strong>in</strong>en solchen Rückblick zur Ordnung und Verarbeitunggemachter Erfahrungen. Er impliziert allerd<strong>in</strong>gs auchschon e<strong>in</strong> spezifisches, aktives Interventionsprogramm,um diese Ordnung und Verarbeitung zu erreichen (Raphael& Wilson, 1993). 8 E<strong>in</strong>e wesentliche Unterscheidungbesteht zwischen dem „didaktischen“ Debrief<strong>in</strong>g unddem „emotionalen o<strong>der</strong> psychologischen“ Debrief<strong>in</strong>g. Imdidaktischen Debrief<strong>in</strong>g stehen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Informationenüber Stress, Stressreaktionen- und management zurVerfügung. Das psychologische Debrief<strong>in</strong>g legt dagegenmehr Gewicht auf die kognitive Bewertung des Geschehens,z. B. e<strong>in</strong>e Besprechung <strong>der</strong> erlebten Erfahrungen,Reaktionen und Gefühle (Wünsche 1999:25). Das eigentlichepsychologische Debrief<strong>in</strong>g entstand <strong>in</strong> den siebzigerJahren und geht vor allem auf Jeffrey Mitchell zurück,e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Pioniere auf diesem Gebiet. Das <strong>von</strong> Mitchellentwickelte Modell des Debrief<strong>in</strong>g ist bekannt als „CriticalIncident Stress Debrief<strong>in</strong>g“ (CISD) und hat e<strong>in</strong>e klar geregelteStruktur. Mögliche Wirkmechanismen s<strong>in</strong>d frühe Intervention,Bereitstellung psychologischer Unterstützung,emotionale Entlastung, Gelegenheit zur Verbalisierungdes Traumas, strukturiertes Vorgehen, psychologisch fundierterAufbau <strong>der</strong> Maßnahmen, Handlungsorientierung,Information über Stress und Stressmanagement, Unterstützungdurch die Gruppe und KollegInnen sowie Nachsorgemöglichkeit.Das Modell wurde für e<strong>in</strong>e stressreduzierendeUmgehensweise mit belastenden Erfahrungenfür Notfalle<strong>in</strong>satzkräfte wie SanitäterInnen, Feuerwehrleuteund PolizistInnen entwickelt. (Mitchell 1983; Mitchellund Everly 2001, Mc Nally 2004, vgl. auch Wünsche1999:21ff, <strong>pbi</strong>-Studie 1 2003/2005)E<strong>in</strong>ige KollegInnen aus dem Bereich <strong>der</strong> Nichtregierungsorganisationenverb<strong>in</strong>den mit Debrief<strong>in</strong>g vor allem dassiebenstufige Gesprächsmodell <strong>von</strong> Mitchell und Everly.Dabei soll e<strong>in</strong> Debrief<strong>in</strong>g vor allem zeitnah, vor Ort undprofessionell durchgeführt werden (Susanne Thiele,AGEH, Studientag 2007; an<strong>der</strong>e Debrief<strong>in</strong>g-Modelle vgl.Wünsche 1999:25).8 In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur wird die Effektivität <strong>von</strong> Debrief<strong>in</strong>g kontrovers diskutiert und es gibt nur wenige empirische Belege für die kl<strong>in</strong>ische Effektivitätdes Debrief<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Bezug auf die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>von</strong> Symptomen. (Wünsche 1999:26)13


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit3.2. TraumaWie unter 3. beschrieben, besteht auch für Fachkräftedes Entwicklungs- o<strong>der</strong> Friedensdienstes, die <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>sschwierigen Situationen arbeiten, vor allem im Rahmen<strong>der</strong> Konfliktbearbeitung die Gefahr, selbst unter (Sekundär-)Traumatisierungen zu leiden. (Wünsche / Döhne2006; Beristaín / Donà 2001:24) (vgl. Kapitel 7.2.1.1.)Grundsätzlich ist es deshalb wichtig - Friedensfachkräfteund NachbereiterInnen, die im Umfeld traumatisierterGruppen arbeiten, über Grundzüge <strong>von</strong> Traumatisierungsprozessenund ihre Auswirkungen zu <strong>in</strong>formieren.Innerhalb <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> ist es bereits obligatorisch. Denn MitarbeiterInnen,die über diese und an<strong>der</strong>e spezielle Problematiken<strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d, werden befähigt, mit Geduld,E<strong>in</strong>fühlung und Verständnis auf an<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>zugehen. Indiesem Zusammenhang s<strong>in</strong>d auch „kulturelle Spezifika<strong>von</strong> Traumaerleben und -verarbeitung“ wichtig! (Scherg2003:23;30) Zudem können MultiplikatorInnen, die entsprechendausgebildet bzw. fortgebildet s<strong>in</strong>d, ihr Wissenan an<strong>der</strong>e Personen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbereitung tätig s<strong>in</strong>d,weitergeben.In diesem Abschnitt kann nicht auf die unterschiedlichenStandpunkte <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Diskussion zur Traumabearbeitungund Traumakonzeptionen e<strong>in</strong>gegangen werden.(vgl. u. a. Scherg 2003, Becker 2006, Teegen 2000).Ebenso wenig kann auf die vielfältigen körperlichenProzesse <strong>in</strong>/nach e<strong>in</strong>er traumatischen Situation, wie beispielsweiseProzesse im Gehirn, e<strong>in</strong>gegangen werden.Der Begriff „Trauma“ wird <strong>in</strong> verschiedenen Kontextenunterschiedlich benutzt, nachfolgend e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>eDarstellung:<strong>pbi</strong> hebt beson<strong>der</strong>s den gesellschaftspolitischen Aspekt<strong>von</strong> Trauma(bearbeitung) im politischen Kontext hervor:Trauma bezieht sich – gleichgültig, welcher theoretischenKonzeption wir anhängen – immer auf e<strong>in</strong>e soziale Realitätund auf e<strong>in</strong>e kulturspezifisch geprägte psychischeStruktur und wirkt sich deshalb <strong>in</strong> verschiedenen sozialenund kulturellen Kontexten unterschiedlich aus. Es istalso wichtig, die e<strong>in</strong>zelnen Personen <strong>in</strong> ihren jeweiligenFeliciana Marcario <strong>der</strong> Organisation CONAVIGUA (NationalerZusammenschluss <strong>der</strong> Witwen Guatemalas) undMar<strong>in</strong>a Comandulli (<strong>pbi</strong>) während <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> zu e<strong>in</strong>erBeerdigung im Quiché, GuatemalaCONAVIGUA befasst sich u. a. mit Exhumierungen undBegräbnissen <strong>der</strong> Opfer des bewaffneten Konfliktes. <strong>pbi</strong>begleitet sie <strong>in</strong> ihrem Büro <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptstadt, sowie beiExhumierungen und Zeugenaussagen auf dem Land.14


Begriffsklärungen <strong>von</strong> Nachbereitung / Debrief<strong>in</strong>g, Trauma und BurnoutKontexten zu sehen. Dabei muss bestimmt werden, wer,wie, was, wo und unter welchen Umständen traumatischgebrochen wurde (Becker 2006). D. h. die kontextspezifischen<strong>in</strong>tra- und <strong>in</strong>terpsychischen, <strong>in</strong>dividuellen und sozialenDimensionen s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e Bearbeitung bedeutsam.<strong>Die</strong> Ursachen <strong>von</strong> Trauma können nicht außerhalb desverursachenden politischen Kontextes gedacht und behandeltwerden (vgl. Becker 1999; Beristaín 2001; Brune1999). Das Trauma bee<strong>in</strong>trächtigt das Individuum o<strong>der</strong>die Gruppe nicht nur <strong>in</strong> ihrem/se<strong>in</strong>em psychischen Erleben,son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> ihrem/se<strong>in</strong>en sozialen Beziehungenund Funktionen. E<strong>in</strong> Trauma ist demnach eng mit demjeweiligen spezifischen Kontext verbunden und verstehbar.<strong>Die</strong>ses weicht ab <strong>von</strong> <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Def<strong>in</strong>ition <strong>von</strong>Trauma im psychologisch-psychiatrischen <strong>in</strong>dividualisiertenKontext.E<strong>in</strong> „Trauma“, aus dem Griechischen Wort „Wunde / Verletzung“,wird verursacht durch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schneidendes, oftlebensbedrohliches Erlebnis, welches die Möglichkeiten<strong>der</strong> Verarbeitung durch die menschliche Psyche überfor<strong>der</strong>t.E<strong>in</strong> weiteres beson<strong>der</strong>es Kennzeichen ist, dass <strong>der</strong>Mensch sich vollkommen hilflos fühlt und das Ereignisbzw. die Situation nicht bee<strong>in</strong>flussen kann. Flucht o<strong>der</strong>Verteidigung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> traumatischen Situation nichtmöglich o<strong>der</strong> führen nicht zu e<strong>in</strong>em Nachlassen <strong>der</strong> Bedrohung.Erlebnisse wie z. B. Kriege, Unfälle, Vergewaltigungen,Folter, Vertreibungen (sogenannte „man-madedesaster“, d.h. <strong>von</strong> Menschenhand ausgelöste Katastrophen)o<strong>der</strong> Naturkatastrophen können e<strong>in</strong> Trauma auslösen.E<strong>in</strong> Trauma ist die Erfahrung <strong>von</strong> extremem Stress.<strong>Die</strong> traumatische Situation geht mit <strong>in</strong>tensiver Angst, Hilflosigkeito<strong>der</strong> Entsetzen e<strong>in</strong>her. <strong>Die</strong> Auswirkungen solchtraumatischer Erfahrungen s<strong>in</strong>d vielschichtig. Neben<strong>der</strong> bekannten „posttraumatischen Belastungsreaktion“(PTBS, s. u.) kann es zu tiefgreifenden Verän<strong>der</strong>ungen desSelbst- und Weltverständnisses, zur Erschütterung lebenstragen<strong>der</strong>Grundannahmen sowie zu Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><strong>der</strong> Beziehung zu an<strong>der</strong>en Menschen kommen.Das gilt vor allem dann, wenn es sich um über längereZeit anhaltende und <strong>von</strong> Menschenhand ausgelöste Traumatisierungenhandelt. (bzfo 2006; eed 2005; Wünsche,Döhne 2006; Teegen 2000)Auch Belastungssituationen, die im e<strong>in</strong>zelnen nicht traumatischs<strong>in</strong>d, wie z. B. die ständige Angst, dass etwaspassieren kann, können zur „akkumulativen Traumatisierung“führen.Häufig s<strong>in</strong>d Friedensfachkräfte ZeugInnen / BeobachterInnen<strong>von</strong> Menschenrechtsverletzungen, Gewalt, Hunger,Krankheit, Tod und Rechtlosigkeit. Solche Zuständeüber längere Zeit mitzuerleben, kann zu traumatischenBelastungsreaktionen führen (Wünsche; Döhne 2006).<strong>Die</strong> Schwere des Traumas ist abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Art, <strong>der</strong>Häufigkeit, <strong>der</strong> Dauer und <strong>der</strong> Intensität des Ereignisses,<strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Bedeutungszuschreibung, den situativenFaktoren und den Vorerfahrungen <strong>der</strong> betroffenenPerson (Weiterbildungssem<strong>in</strong>ar Berl<strong>in</strong> 2008).3.2.1. Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)<strong>Die</strong> seelischen Schäden / Verletzungen nach e<strong>in</strong>er traumatischenErfahrung werden im kl<strong>in</strong>ischen S<strong>in</strong>n als posttraumatischeSymptome und Reaktionen bezeichnet.<strong>Die</strong> Diagnose „Posttraumatic stress disor<strong>der</strong>“ (PTSD), aufDeutsch „posttraumatische Belastungsstörung“ (PTBS),wurde 1980 als eigenständiges Krankheitsbild <strong>von</strong> <strong>der</strong>US-amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft <strong>in</strong> ihreKlassifikation „psychischer Störungen“ aufgenommen(Teegen 2000:341). <strong>Die</strong> PTBS zählt laut Teegen zu denhäufigsten psychischen Erkrankungen. Allerd<strong>in</strong>gs entwickeltnur e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Menschen, die mit e<strong>in</strong>em potentielltraumatischen Ereignis konfrontiert wird, e<strong>in</strong>e PTBS(ebd.). Für Frauen ist das Risiko, e<strong>in</strong>e PTBS zu entwickeln„m<strong>in</strong>destens doppelt so hoch wie für Männer, e<strong>in</strong> chronischerVerlauf wird bei Frauen sogar viermal so häufigbeobachtet“ (ebd.). <strong>Die</strong> Traumatisierung ist e<strong>in</strong> Prozessund entsteht bzw. entwickelt sich <strong>in</strong>dividuell aus demAufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgen <strong>von</strong> potentiell erschütternden Belastungsereignissen.<strong>Die</strong> Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Psyche durch dasTrauma zeigt sich im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhangim allgeme<strong>in</strong>en als schwere, akute o<strong>der</strong> chronischeKrisenreaktion. Nach e<strong>in</strong>er Zeit tritt häufig e<strong>in</strong>e neue Phasedes psychischen Leidens auf. <strong>Die</strong> neuen Beschwerdenkönnen nach wenigen Wochen auftreten o<strong>der</strong> manchmal15


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeitauch bis zu Jahrzehnte später. (Brune 1999; vgl. auchWünsche 1999:28) „Nach e<strong>in</strong>er sogenannten E<strong>in</strong>wirkungsphase<strong>von</strong> e<strong>in</strong> bis zwei Wochen beg<strong>in</strong>nt die Eigendynamikdes Traumas.“ (eed 2005:13). Aktivitätsschübewechseln mit totaler Erschöpfung ab. Es kann zu Entwicklung<strong>von</strong> Selbstzweifeln, Schuldgefühlen, Depressionenund Gefühlen <strong>von</strong> Hoffnungslosigkeit sowie Wut kommen.<strong>Die</strong> Belastungsreaktionen verschw<strong>in</strong>den bei etwa25-30% <strong>der</strong> Betroffenen nach den ersten vier Wochen.Wenn die Symptome zwischen e<strong>in</strong>em und drei Monatennach dem Ereignis anhalten, sprechen wir <strong>von</strong> e<strong>in</strong>erposttraumatischen Belastungsreaktion. Innerhalb diesesZeitraums erholen sich 30-40% <strong>der</strong> Personen. Nach dreiMonaten kann e<strong>in</strong>e Chronifizierung e<strong>in</strong>treten, die mehrereJahre anhalten kann (ebd.).Posttraumatische Belastungsstörungen können erst dannangemessen behandelt werden, wenn sie fachkundig diagnostiziertwerden (Teegen 2000:348).==> Mögliche körperliche und psychische Folgen, mit denenMenschen auf e<strong>in</strong>e Traumatisierung reagieren, s<strong>in</strong>dvielfältig und können <strong>in</strong>dividuell unterschiedlich se<strong>in</strong>. Esgibt jedoch Kernsymptome, die <strong>in</strong> unterschiedlicher Ausprägungbei allen Traumatisierten zu beobachten s<strong>in</strong>d:ÜbererregungAls Folge des traumatischen Stresses bleibt <strong>der</strong> Körper <strong>in</strong>„Alarmbereitschaft“. <strong>Die</strong>s äußert sich sich <strong>in</strong> Reizbarkeito<strong>der</strong> Wutausbrüchen, Schlafstörungen mit Alpträumen,übertriebener Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, Nervositätund erhöhter Schreckhaftigkeit, sowie <strong>in</strong> begleitendenkörperlichen Reaktionen wie z. B. chronischenSchmerzen, unkontrollierbaren Er<strong>in</strong>nerungen, Konzentrations-und Gedächtnisstörungen, selbstschädigendemVerhalten, Verlust haltgeben<strong>der</strong> Überzeugungen sowieDepressionen.IntrusionenE<strong>in</strong> andauerndes Wie<strong>der</strong>erleben des traumatischen Ereignisses.<strong>Die</strong>s zeigt sich <strong>in</strong> unkontrollierbaren, überflutendenEr<strong>in</strong>nerungen an das traumatische Ereignis (Bil<strong>der</strong>,Gedanken, Alpträume, bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n auch Spiele mittraumatischen Inhalten) o<strong>der</strong> im Handeln o<strong>der</strong> Fühlen, alsob das traumatische Ereignis sich aktuell wie<strong>der</strong>hole.VermeidungsverhaltenE<strong>in</strong> Bemühen, Situationen o<strong>der</strong> Reize, die dem ursprünglichentraumatischen Ereignis ähneln o<strong>der</strong> mit diesemassoziiert s<strong>in</strong>d, zu vermeiden. <strong>Die</strong>s äußert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>embewussten Vermeiden <strong>von</strong> Gedanken, Gesprächen, Aktivitäten,Orten, Menschen o<strong>der</strong> Situationen, die an traumatischeInhalte er<strong>in</strong>nern. Manchmal können e<strong>in</strong>zelneAspekte o<strong>der</strong> das gesamte traumatische Ereignis, <strong>der</strong>Zeitraum se<strong>in</strong>es Auftretens o<strong>der</strong> unmittelbar vorausgehendeo<strong>der</strong> nachfolgende Zeitperioden nicht er<strong>in</strong>nertwerden (bzfo 2006; Teegen 2000:344).Häufig entwickeln Menschen nach e<strong>in</strong>em traumatischenErlebnis Schuld- und Schamgefühle. Menschen denkenimmer wie<strong>der</strong> darüber nach, was passiert ist und wie sieden Verlauf <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge hätten bee<strong>in</strong>flussen können. Vielemachen sich Vorwürfe, dass sie bestimmte D<strong>in</strong>ge getano<strong>der</strong> nicht getan haben o<strong>der</strong> dass sie an<strong>der</strong>s hätten reagierensollen.Nicht alle Menschen entwickeln traumatische körperlicheund psychische Beschwerden nach extrem bedrohlichenErfahrungen. Menschen s<strong>in</strong>d unterschiedlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage,mit den körperlichen und psychischen Folgen alle<strong>in</strong>e o<strong>der</strong>mit Hilfe <strong>von</strong> FreundInnen, Familie und Unterstützung<strong>von</strong> ärztlichen, psychosozialen, psychotherapeutischenFachpersonal umzugehen. 9Menschen, die traumatische Erlebnisse hatten, brauchenvor allem Sicherheit und Stabilität. (Dorn / Novoa 2004)„Stabilisierung <strong>in</strong> diesem Zusammenhang me<strong>in</strong>t den Aufbauund die För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> äußeren, aber auch <strong>in</strong>nerenStrukturen, die e<strong>in</strong> Erleben <strong>von</strong> Sicherheit, Orientierung,E<strong>in</strong>flussnahme, Fähigkeiten und Selbstwert sowie verlässlichesund verbundenes Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> im Sozialen sowieS<strong>in</strong>n, Kont<strong>in</strong>uität und Perspektive <strong>der</strong> eigenen Existenz ermöglichen.“(ebd.). In diesem S<strong>in</strong>n trägt e<strong>in</strong> guter Nachbereitungsprozess<strong>von</strong> Friedensfachkräften zu ihrer Stabilisierung,sozialen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung und ihrem psychosozialemWohlbef<strong>in</strong>den bei. (vgl. Kapitel 7.)9 <strong>Die</strong> Risiken, e<strong>in</strong>e PTBS zu entwickeln, hängen <strong>von</strong> verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. allgeme<strong>in</strong>e persönliche Verfassung, Belastungen und Stress vor demErlebnis, Entwicklungsstand <strong>der</strong> betroffenen Person (K<strong>in</strong><strong>der</strong> erleben bedrohliche Ereignisse an<strong>der</strong>s als Erwachsene und s<strong>in</strong>d verwundbarer), vorhergehende Traumatisierung,Lebensgeschichte, Dauer <strong>der</strong> Bedrohung, ob Menschen körperlich versehrt worden s<strong>in</strong>d sowie <strong>von</strong> Reaktionen <strong>der</strong> (stabilen) sozialen Umwelt, obbeispielsweise FreundInnen Sicherheit und Halt bieten können. (Teegen 2000:342ff; eed 2005:14ff)16


Begriffsklärungen <strong>von</strong> Nachbereitung / Debrief<strong>in</strong>g, Trauma und Burnout<strong>pbi</strong>-Freiwillige während e<strong>in</strong>es Friedenserziehungsworkshops<strong>in</strong> Indonesien3.3. BurnoutDas berufliche Burnout-Syndrom (wörtlich: „Ausgebranntse<strong>in</strong>“)me<strong>in</strong>t den Zustand psychischer und physischer Erschöpfungund ist u. a. Folge <strong>von</strong> großem beruflichemStress und dauernden Gefühlen <strong>von</strong> Überfor<strong>der</strong>ung. 10Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> Kriegs- und Krisengebieten istes wegen <strong>der</strong> bereits angeführten Bed<strong>in</strong>gungen und <strong>der</strong>großen psychischen Belastung nicht ungewöhnlich, dasssich bald erste Anzeichen <strong>von</strong> emotionaler Erschöpfungbemerkbar machen. <strong>Die</strong> Friedensfachkraft fühlt sich ausgebranntund verspürt möglicherweise nur noch wenig<strong>in</strong>nerlichen Antrieb. Außerdem beanspruchen Diskussionenund Probleme <strong>in</strong>nerhalb des Teams immer mehrZeit (vgl. Sabiç 1999:59ff; Beristaín / Donà 2001:24ff).Zudem muss die Fachkraft sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neuen Situation,mit e<strong>in</strong>er fremden Sprache und Kultur zurechtf<strong>in</strong>den (Akkulturationsstress).Um dem Burnout entgegen zu tretenund sich davor zu schützen, s<strong>in</strong>d das Pflegen sozialerKontakte, Supervision, die gegenseitige Unterstützungim Team und beson<strong>der</strong>s die prozessbegleitende Reflexion<strong>der</strong> eigenen Arbeit und <strong>der</strong> eigenen Grenzen wichtig (Beristaín/ Donà 2001:24ff.). (vgl. Kapitel 7.)Burnout bleibt oft lange Zeit unbemerkt. Auftretende Problemewerden nicht als Folgen <strong>von</strong> Überlastung erkannt,son<strong>der</strong>n persönlichen Schwierigkeiten <strong>der</strong> betroffenenPerson zugeschrieben. Burnout beg<strong>in</strong>nt mit verstärktemArbeitse<strong>in</strong>satz und dem Negieren eigener Bedürfnissenach Ruhe und Entlastung. <strong>Die</strong> eigenen Grenzen werdennicht mehr wahr- und ernst genommen. Von an<strong>der</strong>enwird e<strong>in</strong> ähnlicher E<strong>in</strong>satz gefor<strong>der</strong>t. Es kann zu Frustrationenund Konflikten kommen, Unterstützungsangebote<strong>von</strong> FreundInnen und KollegInnen werden zurückgewiesen(vgl. Wünsche / Döhne 1999; Wünsche 1999:3ff). Zudemkann beispielsweise die eigene privilegierte Position(im Vergleich zu den Begleiteten) zu Schuldgefühlen führen,wodurch die eigenen Bedürfnisse als nichtig ersche<strong>in</strong>en.„Der tatsächliche Grad an Belastung wird nicht mehrwahrgenommen und es wird nicht rechtzeitig für Entlastunggesorgt. Solche Bed<strong>in</strong>gungen und Erfahrungen verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ndie Stressresistenz, das heißt, sie erhöhen dasRisiko für berufliches Burnout und machen verwundbarerfür zusätzliche Belastungen.“ (Wünsche / Döhne 1999)==> Anzeichen für Burnout können se<strong>in</strong>:Reizbarkeit, Apathie, schnelle Ermüdung, Erschöpfung,Vergesslichkeit, Entscheidungsschwierigkeiten, Vernachlässigung<strong>der</strong> Aufgaben, Gefühl <strong>der</strong> Überfor<strong>der</strong>ung, e<strong>in</strong>eArt „Arbeitssucht“, Unzufriedenheit, Schwermut.<strong>pbi</strong> legt großen Wert darauf, die <strong>Freiwilligen</strong> bereits vor<strong>der</strong> Ausreise auf Möglichkeiten <strong>von</strong> Stressbewältigungund Vermeidung <strong>von</strong> Burnout <strong>in</strong> Workshops vorzubereiten.(vgl. Kapitel 5.)In den folgenden Abschnitten werden die Instrumente<strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-Friedensfachkräften – vor, währendund nach e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satz – genauer vorgestellt.10 Zur Entstehung und zu Möglichkeiten <strong>der</strong> Stressbewältigung können wir das folgende Buch sehr empfehlen: „Hilfen bei Stress und Belastung“ <strong>von</strong> Re<strong>in</strong>erTausch (2008), <strong>der</strong> seit vielen Jahren am Psychologischen Institut <strong>der</strong> Universität Hamburg arbeitet. / Über Strategien <strong>der</strong> Stressprävention und- Bewältigung vgl.<strong>pbi</strong>-Studie 1:2005.17


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit4. Begleitkonzept <strong>von</strong> Friedensfachkräften4.1. <strong>Die</strong> Arbeitsgruppe <strong>Freiwilligen</strong>begleitung, <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V.2004 hat sich <strong>in</strong> Deutschland die <strong>pbi</strong>-Arbeitsgruppe <strong>Freiwilligen</strong>begleitunggegründet, die zur Verbesserung <strong>der</strong><strong>Begleitung</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong> auf nationaler und <strong>in</strong>ternationalerEbene beitragen möchte.Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d die <strong>pbi</strong>-Studie 1 2003 / aktualisierteFassung 2005: „Motivation und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<strong>von</strong> Friedensfachkräften – Methoden und Konzepte zuihrer Betreuung“, <strong>in</strong> <strong>der</strong> ehemalige Friedensfachkräfteaus dem deutschsprachigen Raum zur Motivation für ihrenE<strong>in</strong>satz, Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und Betreuungsbedarfbefragt wurden. <strong>Die</strong> Befragungsergebnisse dienten <strong>der</strong>Aktualisierung e<strong>in</strong>es <strong>Begleitung</strong>skonzeptes durch diedeutsche Län<strong>der</strong>gruppe.Außerdem hat die Arbeitsgruppe die e<strong>in</strong>zelnen vorhandenen<strong>pbi</strong>-Begleitkonzepte <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Handbuches zusammengetragenund neue Instrumente entwickelt. Fürdie Zukunft liegt damit e<strong>in</strong> strukturierter Leitfaden vor,<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e umfassende <strong>Begleitung</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong> durch<strong>pbi</strong> Deutschland vor, während sowie nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzzeitermöglicht (vgl. Handbuch <strong>Freiwilligen</strong>betreuung, Hrsg.<strong>pbi</strong> D, 2005). Zudem wurden durch die ZFD-Mittel neueAnsätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>von</strong> <strong>Freiwilligen</strong> und <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Begleitung</strong> während <strong>der</strong> Teamzeit möglich.E<strong>in</strong> weiteres Resultat zur Verbesserung und Weiterentwicklung<strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>-<strong>Begleitung</strong> ist die <strong>in</strong> 2006 geschaffeneReferentInnenstelle für <strong>Freiwilligen</strong>begleitung.Ansprechpartner<strong>in</strong> für Fragen zum <strong>Freiwilligen</strong>e<strong>in</strong>satzist die Referent<strong>in</strong> für <strong>Freiwilligen</strong>begleitung Cathr<strong>in</strong>Schmock. Frau Schmock hat langjährige Erfahrung als<strong>pbi</strong>-Mitarbeiter<strong>in</strong> und war 2001 als Friedensfachkraft im<strong>pbi</strong>-Mexikoprojekt tätig.Auch die Schweizer <strong>pbi</strong>-Län<strong>der</strong>gruppe hat e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gestellt, die sich schwerpunktmäßig mit <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong><strong>von</strong> Friedensfachkräften beschäftigt. 114.1.2. Arbeitsgruppe <strong>Freiwilligen</strong>begleitung auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene<strong>pbi</strong> arbeitet seit vielen Jahren auch auf <strong>in</strong>ternationalerEbene an <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>Freiwilligen</strong>.2002 erarbeiteten <strong>pbi</strong> Großbritannien und <strong>pbi</strong> USAe<strong>in</strong> Mental-Health-Konzept mit dem Namen „How to takecare of yourself before, dur<strong>in</strong>g, and after your field servicewith peace brigades <strong>in</strong>ternational“ Es hat zum Ziel,die Verantwortung für die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Organisation zu verankern, diese alsonicht auf Län<strong>der</strong>gruppen o<strong>der</strong> Projektebene zu belassen(E<strong>in</strong>gabe Karen Brandow für <strong>pbi</strong>-UK zum IC-Meet<strong>in</strong>g2002/2003). Im genannten Konzept sollen u. a. folgendeAspekte <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> berücksichtigt werden: PsychosozialeVorbereitung und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g vor dem Teame<strong>in</strong>satz,Selbsthilfestrategien zur Prävention <strong>von</strong> Burnout,Unterstützung durch Workshops, Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungmit Konflikten <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>, Selbstevaluierungen<strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong> und Rückmeldung des Teams, Thematisierungmöglicher sekundärer Stressersche<strong>in</strong>ungen und<strong>der</strong>en Folgen, Vorbereitung und Sensibilisierung auf dieWahrnehmung möglicher (post)traumatischer Stresssyn-11 <strong>pbi</strong>-Schweiz baut e<strong>in</strong>e Partnerschaft mit <strong>der</strong> „European Association of Gestalttherapists“ auf, die im Rahmen ihres Menschenrechtsauftrages bereit s<strong>in</strong>d, aufgrund<strong>der</strong> Erfahrungen <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> e<strong>in</strong> Buddysystem zu konzipieren.18


Begleitkonzept <strong>von</strong> FriedensfachkräftenCathr<strong>in</strong> Schmock, SuhelaBehboud, Johanna Stöppler.<strong>pbi</strong>-Arbeitsgruppe <strong>Freiwilligen</strong>begleitungdrome, Unterstützung und Vernetzung mit an<strong>der</strong>en <strong>Freiwilligen</strong>nach dem E<strong>in</strong>satz. (vgl. auch Report on issues relevantto volunteer support from IC meet<strong>in</strong>g discussions.<strong>pbi</strong> UK 2006)Mittlerweile s<strong>in</strong>d alle genannten Aspekte Teil des Begleitkonzepts<strong>von</strong> <strong>pbi</strong> Deutschland. Es geht aber über dieseh<strong>in</strong>aus: z.T. wurden Instrumente weiterentwickelt und Instrumentean<strong>der</strong>er Organisationen h<strong>in</strong>zugefügt.In 2005 hat sich die <strong>in</strong>ternationale Arbeitsgruppe zurUnterstützung <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> („Volunteer SupportWork<strong>in</strong>g Group“) gegründet, an <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Aktive aus England,Paläst<strong>in</strong>a, Kolumbien, USA, Schweiz , Spanien undDeutschland teilnehmen, um an <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong><strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräften auf <strong>in</strong>ternationalerEbene zu arbeiten. Auf Basis e<strong>in</strong>er Evaluierung <strong>der</strong> existierendenUnterstützung für Freiwillige <strong>in</strong> den verschiedenen<strong>pbi</strong>-Län<strong>der</strong>gruppen und Projekten hat die Arbeitsgruppe2008 Richtl<strong>in</strong>ien erarbeitet, die für die gesamte Organisationals M<strong>in</strong>imalstandards gelten. <strong>Die</strong>se M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungenwurden auf <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Generalversammlung 2008diskutiert und bestätigt. 12 <strong>Die</strong> M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>dan Län<strong>der</strong>gruppen und Projekte gerichtet und for<strong>der</strong>n bestimmteMaßnahmen zur Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>vor, während und nach dem E<strong>in</strong>satz im Projekt. Des weiterens<strong>in</strong>d Unterstützungsmaßnahmen durch das Kommunikationsforumwww.my<strong>pbi</strong>.net und für Freiwillige,die ke<strong>in</strong>e Län<strong>der</strong>gruppe haben, vorgesehen. E<strong>in</strong>e wichtigeErgänzung während <strong>der</strong> Generalversammlung wardie Richtl<strong>in</strong>ie, dass alle <strong>pbi</strong>- Geschäftsstellen <strong>in</strong> ihrem Etate<strong>in</strong>en Posten für die Unterstützung <strong>von</strong> <strong>Freiwilligen</strong> vorsehensollen. 2009 will die Arbeitsgruppe Mechanismenzur Überwachung und Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung dieserStandards entwickeln, die <strong>in</strong> den Richtl<strong>in</strong>ien gefor<strong>der</strong>twerden. <strong>Die</strong> Arbeitsgruppe koord<strong>in</strong>iert mit verschiedenen<strong>in</strong>ternationalen <strong>pbi</strong>-Kommitees (International PersonalCommittee, International F<strong>in</strong>ance Committee, CountryGroup, Development Work<strong>in</strong>g Group), den Projekten undLän<strong>der</strong>gruppen. Sie ist mit <strong>der</strong> Arbeitsgruppe <strong>Freiwilligen</strong>begleitung<strong>pbi</strong>-Deutschland vernetzt. Zur Umsetzung <strong>der</strong>m<strong>in</strong>imalen Standards sucht die Arbeitsgruppe Mechanismenzu entwickeln, die die Kommunikation zwischenLän<strong>der</strong>gruppen und Projekten stärken. Außerdem soll e<strong>in</strong>Leitfaden für RückkehrerInnengespräche entwickelt werdenund das Kommunikationsforum www.my<strong>pbi</strong>.net dah<strong>in</strong>gehendweiterentwickelt werden, dass es <strong>der</strong> Unterstützung<strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong> dient. <strong>Die</strong> Arbeitsgruppe möchtemehr Information zur Gesundheitslage <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>(Versicherung und häufige Krankheiten) sowie generelleInformation über die <strong>Freiwilligen</strong> sammeln, damit diesebesser unterstützt werden können. <strong>Die</strong> Unterstützung<strong>von</strong> <strong>Freiwilligen</strong> ist künftig e<strong>in</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit<strong>von</strong> <strong>pbi</strong> International. (Policy on m<strong>in</strong>imum standards forprovid<strong>in</strong>g emotional support for volunteers Approved by<strong>pbi</strong> General Assembly November 2008)12 <strong>Die</strong> Gruppe versteht unter Unterstützung <strong>der</strong> mentalen Gesundheit Aktivitäten, die auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene existieren, um die <strong>Freiwilligen</strong> auf mentaler undsozialer Ebene, vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er Arbeit mit hoher emotionaler und persönlicher Belastungen im Projektland zu unterstützen. Auf <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Generalversammlungwurden die e<strong>in</strong>zelnen Standards <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>gruppen vorgestellt und mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verglichen.19


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit4.2. <strong>pbi</strong>-Studie 1: Motivation und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>von</strong> Friedensfachkräften– Methoden und Konzepte zu ihrer Betreuung<strong>Die</strong> <strong>in</strong> 2003 erstellte und 2005 aktualisierte <strong>pbi</strong>-Studie 1entstand im Rahmen <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit dem ZivilenFriedensdienst (ZFD). <strong>Die</strong> Studie ist e<strong>in</strong>e Befragung <strong>von</strong>Friedensfachkräften aus dem deutschsprachigen Raum,die mit <strong>pbi</strong> zwischen 1984 und 2001 im E<strong>in</strong>satz gewesens<strong>in</strong>d. In e<strong>in</strong>em ersten Schritt wurde e<strong>in</strong>e schriftliche Befragungehemaliger Friedensfachkräfte zur Motivation fürihren E<strong>in</strong>satz, ihren Erfahrungen mit <strong>der</strong> Personalbetreuungsowie ihren Verbesserungsvorschlägen durchgeführt.Es wurden sowohl Freiwillige befragt als auch Personen,die mit dem Programm des Zivilen Friedensdienstes (ZFD)zunächst mit EIRENE, dann im Rahmen des EvangelischenEntwicklungsdienstes (eed) mit <strong>pbi</strong> im E<strong>in</strong>satz waren. <strong>Die</strong>Studie bezieht sich auch die Verantwortung, welche diedeutsche Län<strong>der</strong>gruppe <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> als Entsendeorganisationübernehmen kann: Personalanwerbung e<strong>in</strong>erseitsund Betreuung vor, während und nach dem E<strong>in</strong>satz. Zuman<strong>der</strong>en – und dar<strong>in</strong> liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Untersuchung– dienen die Befragungsergebnisse <strong>der</strong> Aktualisierunge<strong>in</strong>es Konzeptes zur Personalbegleitung durch diedeutsche Län<strong>der</strong>gruppe.<strong>pbi</strong> hat <strong>in</strong> zahlreichen Anfragen potentiell Interessierterfeststellen können, dass berufliche Motive bei <strong>der</strong> Entscheidungfür e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz als Friedensfachkraft heutee<strong>in</strong>e größere Rolle spielen als beispielsweise vor fünfzehnJahren. Es hat also e<strong>in</strong>en Wandel <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er politisch-idealistischenMotivation h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er gezielten Überlegungdes E<strong>in</strong>baus <strong>in</strong> die eigene berufliche Laufbahn gegeben.Daraus ergeben sich neue Herausfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>erseitsfür die Personalanwerbung und an<strong>der</strong>erseits für die <strong>Begleitung</strong>und Nachbereitung e<strong>in</strong>es Friedense<strong>in</strong>satzes. Wobeierst e<strong>in</strong>e differenzierte Forschungsarbeit diese Aussageverifizieren würde.4.3. Fortbildungen und Workshops<strong>pbi</strong> - Deutscher Zweig e. V. verfolgt e<strong>in</strong> ganzheitlichesKonzept <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong>. Dazu gehören u. a. Weiterbildungenund Sem<strong>in</strong>arreihen zu Themen wie zivile Konfliktbearbeitung,Umgang mit Angst und Stress, Advocacy-und Öffentlichkeitsarbeit, Konflikttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, eigenesJulia Wältr<strong>in</strong>g <strong>pbi</strong>- Freiwillige mit dem ZFD im Kolumbienprojekt,hier als Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> für <strong>in</strong>terkulturelle KommunikationKonfliktverhalten, <strong>in</strong>terkulturelle Kommunikation, Gen<strong>der</strong>und Bildungsarbeit zum Thema Menschenrechte. Je nachThematik richten sich die Fortbildungen sowohl an <strong>pbi</strong>-Aktive, Interessierte, Friedensfachkräfte und BegleiterInnen<strong>von</strong> Friedensfachkräften. Auf Anfrage organisiert <strong>pbi</strong><strong>in</strong>ternational auch für MenschenrechtsverteidigerInnenvor Ort Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs zu Sicherheitsfragen, Methoden zumSchutz gegen Repression, Friedenserziehung, Methoden<strong>der</strong> Konfliktanalyse, zur Aufarbeitung <strong>von</strong> Traumata, wiez. B. <strong>in</strong> Indonesien und Kolumbien.E<strong>in</strong> Ziel ist es, <strong>pbi</strong>- MitarbeiterInnen selbst zu Tra<strong>in</strong>erInnenauszubilden. <strong>Die</strong>s ist bereits <strong>in</strong> vielen Bereichen <strong>der</strong> Fall:Interkulturelle Kommunikation, Advocacyarbeit, Menschenrechtsbildung,Do-No-Harm Methode etc.. ZurückgekehrteFriedensfachkräfte werden bereits <strong>in</strong> Ausreisesem<strong>in</strong>arenund Workshops als Tra<strong>in</strong>erInnen e<strong>in</strong>gesetzt.Auch <strong>in</strong> Zukunft sollen Sem<strong>in</strong>are zur E<strong>in</strong>führung undVertiefung o. g. Themen durchgeführt werden. So ist <strong>in</strong>2009 e<strong>in</strong> vertiefendes Sem<strong>in</strong>ar zu Gesprächstechnikenfür <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbereitung <strong>von</strong> Friedensfachkräften Tätigegeplant.20


Begleitkonzept <strong>von</strong> FriedensfachkräftenJorge López, Direktor <strong>der</strong> OrganisationOASIS (Organisation zur UnterstützungIntegrierter Sexualität), undZulma Robles, Mitglied <strong>von</strong> OASIS,Guatemala. <strong>pbi</strong> begleitet <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<strong>in</strong> Guatemala und Nepal Organisationen,die sich für die Anliegen undden Schutz <strong>von</strong> LGBT-AktivistInnen(Lesbian, Gay, Bisexual and Transgen<strong>der</strong>)e<strong>in</strong>setzen4.4. Diversity und Gen<strong>der</strong>-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g<strong>pbi</strong> versteht Gewaltlosigkeit nicht nur als e<strong>in</strong>en Prozess,direkte Gewalt zu beenden, son<strong>der</strong>n auch als Prozess,Machtverhältnisse und Diskrim<strong>in</strong>ierungen, die z. B. aufethnischer Herkunft, Geschlecht, sexueller Ausrichtung,Religion, Nationalität und erlernten Fähigkeiten beruhen,zu h<strong>in</strong>terfragen. 13 <strong>pbi</strong> ist <strong>von</strong> <strong>der</strong> universellen Gültigkeit<strong>der</strong> Menschrechte überzeugt und tritt für <strong>in</strong>terkulturellenRespekt und soziale Gerechtigkeit e<strong>in</strong>. Das Thema <strong>in</strong>terkulturelleKommunikation und <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenzist Bestandteil <strong>der</strong> Ausreisesem<strong>in</strong>are und <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalenAusreisetra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs. Außerdem bietet <strong>pbi</strong> Sem<strong>in</strong>arezu diesem Thema an. Damit soll kultur- und gen<strong>der</strong>sensiblesArbeiten geför<strong>der</strong>t werden.Hier soll kurz auf e<strong>in</strong>ige Diversity- und Gen<strong>der</strong>aktivitäten<strong>von</strong> <strong>pbi</strong> e<strong>in</strong>gegangen werden:==> Diversity:Grundlage und gleichzeitig Ziel <strong>von</strong> Diversity ist die Wertschätzungjeglicher Unterschiede aufgrund <strong>von</strong> kulturellenGründen bzw. Lebensentwürfen. Diversity will alsoGesamtzusammenhänge herstellen und auf komplexeHerausfor<strong>der</strong>ungen und Perspektiven antworten. Es iste<strong>in</strong> Instrument zur Analyse <strong>von</strong> Machtverhältnissen undgesellschaftlichen Ausgrenzungsmechanismen und e<strong>in</strong>Instrument zur Bewusstse<strong>in</strong>sbildung. Diversity basiertauf <strong>der</strong> Heterogenität <strong>von</strong> gesellschaftlichen Gruppenund beschreibt die Anerkennung, Berücksichtigung undWertschätzung <strong>von</strong> Unterschiedlichkeit und <strong>von</strong> Individualität.Unterschiedlichkeit wird dabei nicht nur als etwasTrennendes, son<strong>der</strong>n auch als etwas Verb<strong>in</strong>dendes angesehen.<strong>Die</strong> beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ung ist, dass die Friedensfachkraft<strong>in</strong> ihrem Vorgehen flexibel se<strong>in</strong> muss. Siemuss e<strong>in</strong>e Balance zwischen ihrem eigenen Wissen undsoziokulturellen Kontext sowie <strong>der</strong> spezifischen Situationim E<strong>in</strong>satzland f<strong>in</strong>den Dabei sollte sie ihren persönlichenH<strong>in</strong>tergrund we<strong>der</strong> über- noch unterbewerten (vgl. Brune2002). Diversity Management im Personalbereich richtetsich zunächst gegen Benachteiligung und Diskrim<strong>in</strong>ierung,z. B. aufgrund <strong>von</strong> Geschlecht o<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. 14Benachteiligungen können Rechtsmittel und Entschädigungsansprüchezur Folge haben. Bei <strong>pbi</strong> gab es Bedenken,ob e<strong>in</strong>e Altersbeschränkung <strong>von</strong> 25 Jahren alsE<strong>in</strong>trittsalter <strong>in</strong> den <strong>Freiwilligen</strong>dienst nicht auch gegene<strong>in</strong>e Gleichbehandlung verstößt. Da es jedoch berechtigteGründe für e<strong>in</strong>e Altersbegrenzung gibt, ist sie e<strong>in</strong>13 Helen Yuill und Liam Mahony: Gen<strong>der</strong> and Diversity proposal (2. Proposed changes to <strong>pbi</strong> pr<strong>in</strong>ciples, 2.1. Proposed addition to pr<strong>in</strong>ciples , PP1 – Dez. 2005),<strong>pbi</strong>-IC Treffen, März 2006, London.14 Zur Verwirklichung des Gleichbehandlungsgrundsatzes hat die EU im Jahre 2000 Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsrichtl<strong>in</strong>ien verabschiedet. Das Allgeme<strong>in</strong>e Gleichbehandlungsgesetzrichtet sich gegen Benachteiligungen aufgrund <strong>von</strong> Alter, körperlicher Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, Geschlecht, Ethnie, sexueller Orientierung, Religion o<strong>der</strong>Weltanschauung. Weitere Dimensionen <strong>von</strong> Diversity können Nationalität, Kultur, Elternschaft, Sprache, Bildung, sozio-ökonomischer Status, Familienstand sowieDenk- und Arbeitsweise se<strong>in</strong>. Diversity be<strong>in</strong>haltet somit auch den Umgang mit Kulturen und Subkulturen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Gesellschaft und bezieht unterschiedlicheBerufsh<strong>in</strong>tergründe und <strong>in</strong>dividuelle Ausrichtungen mit e<strong>in</strong>. Deutschland hat im August 2006 die Richtl<strong>in</strong>ie mit dem Inkrafttreten des Allgeme<strong>in</strong>en Gleichbehandlungsgesetzes(AGG) <strong>in</strong> deutsches Recht umgesetzt. Ziel des Gesetzes ist es, Benachteiligungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt wie auch im privaten Geschäftsverkehr zuverh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und zu beseitigen. (Mum<strong>in</strong>ovic 2007)21


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeitzulässiger Grund. Allerd<strong>in</strong>gs soll künftig das E<strong>in</strong>trittsalterals e<strong>in</strong>e Empfehlung ausgesprochen werden (Mum<strong>in</strong>ovic2007).Soziale Gerechtigkeit ist e<strong>in</strong> Leitbild <strong>der</strong> Menschenrechtsarbeit.Vielfalt ist e<strong>in</strong> immanentes Pr<strong>in</strong>zip dieser Arbeit.<strong>Die</strong> Arbeit <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> im <strong>in</strong>ternationalen Kontext verdeutlichtdies: Interkulturelle Beziehungen s<strong>in</strong>d häufig durchMachtasymmetrie <strong>in</strong> Bezug auf Status-, Rechtsungleichheitund Wohlstandsgefälle gekennzeichnet. Zum Verständnis<strong>von</strong> Vielfalt aus Sicht <strong>der</strong> Menschenrechtsarbeitgehört also auch immer, sich mit Ungleichheiten ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen.Deshalb hat die <strong>pbi</strong>-Arbeitsgruppe <strong>Freiwilligen</strong>begleitungDeutschland im Jahr 2006 geme<strong>in</strong>sam mit zurückgekehrtenFriedensfachkräften e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternes Arbeitspapier „ZurRolle <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> <strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> den Projekten“ als weitereArbeits- und Diskussionsgrundlage erarbeitet. Dar<strong>in</strong> gehtes darum, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Friedensfachkräfte e<strong>in</strong>Bewusstse<strong>in</strong> für die strukturbed<strong>in</strong>gten asymmetrischenBeziehungen zwischen den <strong>Freiwilligen</strong> und den <strong>von</strong>ihnen begleiteten MenschenrechtsverteidigerInnen zuschaffen.Das gilt aber nicht nur für die Friedensfachkräfte. Ihre Arbeithängt strukturell mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>gruppen,<strong>der</strong> Projekt-Arbeitsgruppen und den <strong>in</strong>ternationalen Gremienzusammen. Es gilt also für <strong>pbi</strong> als Ganzes und fängtmit <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>-Teams an, diemeist nicht sehr divers ist. <strong>Die</strong> <strong>Freiwilligen</strong> s<strong>in</strong>d überwiegend„Weiße“, die meist aus e<strong>in</strong>em sozialen Mittelstandsmilieumit entsprechen<strong>der</strong> Bildung kommen und <strong>in</strong> <strong>der</strong>Altersstruktur relativ homogen s<strong>in</strong>d. Hier ist e<strong>in</strong>e Reflexion<strong>der</strong> eigenen kulturellen Rolle unerlässlich. Zur Klärungkönnen diese Fragen hilfreich se<strong>in</strong>: Wie werde ich als Friedensfachkraft,die aus Europa kommt und mit entsprechendenPrivilegien und Ressourcen an Geld und Wissenausgestattet ist, im E<strong>in</strong>satzgebiet wahrgenommen?Welche Erwartungshaltungen und Projektionen gibt esbei<strong>der</strong>seitig zwischen <strong>Freiwilligen</strong>, die Schutz bieten undden lokalen Partnern, die Schutz benötigen? Inwieweitwerden offene und verdeckte Machtbeziehungen reflektiertund konstruktiv bearbeitet?<strong>Die</strong> Ausbildung und <strong>Begleitung</strong> <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong> sowie dieArbeit im Team bedarf e<strong>in</strong>er fortwährenden Sensibilisierungfür diese Themen (ebd. 2006). 15In <strong>der</strong> Inlandsarbeit gibt es weitere Themenfel<strong>der</strong>: Bei<strong>der</strong> Personalanwerbung <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong> tauchte z. B. dieFrage auf, warum <strong>pbi</strong> Deutschland fast ausschließlichDeutsche entsendet, wo doch etwa 20 % <strong>der</strong> deutschenBevölkerung MigrantInnen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrundhaben. (vgl. <strong>pbi</strong>-Studie 1, 2005) O<strong>der</strong> zumBeispiel auch Fragen <strong>der</strong> Außenwahrnehmung <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Mit welchen Broschürenund Faltblättern wirbt <strong>pbi</strong>? Welches Bildmaterial wird verwendet?S<strong>in</strong>d die Broschüren e<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> mehrsprachig?E<strong>in</strong> Schritt, um Diversity <strong>in</strong> die Bildungsarbeit <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-Deutschland zu <strong>in</strong>tegrieren, war <strong>in</strong> 2007 e<strong>in</strong> bundesweiterWorkshop zur <strong>in</strong>terkulturellen Sensibilisierung. Zudemfand <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Diakonie e<strong>in</strong> weiterer Workshopzu diesem Thema sowie zur Personal- und Organisationsentwicklungstatt. Das wäre e<strong>in</strong>e Möglichkeit, auchden Bereich <strong>Freiwilligen</strong>anwerbung, –ausbildung und–begleitung im H<strong>in</strong>blick auf Diversity zu untersuchen.<strong>Die</strong>se Beispiele veranschaulichen, dass es um die Gestaltunge<strong>in</strong>er ganzheitlichen Organisationskultur geht, diedas Thema Diversity mitdenkt, auch wenn vieles <strong>in</strong> <strong>der</strong>Praxis nicht immer gleich umgesetzt werden kann. Dennwie oben bereits erwähnt, besteht Diversity vor allem <strong>in</strong>Bewusstse<strong>in</strong>sarbeit und ist e<strong>in</strong> länger andauern<strong>der</strong> Prozess,<strong>der</strong> Zeit benötigt. Weitere Ausführungen und Handlungsempfehlungenf<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Studie Diversity(Mum<strong>in</strong>ovic 2007).==> Gen<strong>der</strong>-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g 16 :Für die Menschenrechtsarbeit <strong>in</strong> Konfliktsituationenkönnen wir sehr viel <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em gen<strong>der</strong>-sensiblen Ansatzlernen: So werden gerade <strong>in</strong> Konfliktsituationen traditionelleGen<strong>der</strong>-Rollen herausgefor<strong>der</strong>t, <strong>in</strong> Frage gestelltund umgewälzt. <strong>Die</strong> Spezifität <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> Konflikt- undKrisengebieten, wie z. B. die Erfahrungen <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> <strong>in</strong> unterschiedlichenkulturellen Kontexten zeigen, setzt e<strong>in</strong>engenaueren Blick auf die jeweilige Lage <strong>von</strong> Frauen undMänner bzw. auf <strong>der</strong>en kulturelle Rollen voraus. Frauen15 E<strong>in</strong>e empfehlenswerte Broschüre zum Thema ist das <strong>von</strong> verschiedenen entwicklungspoltischen Netzwerken herausgegebene Heft „Von Trommlern und Helfern– Beiträge zu e<strong>in</strong>er nicht-rassistischen entwicklungspolitischen Bildungs- und Projektarbeit“. 2007. Berl<strong>in</strong>, Dresden, Frankfurt, Hamburg.16 Der Begriff Gen<strong>der</strong> betrifft - im Gegensatz zum biologischen Geschlecht - das im sozialen Umfeld erlernte Verhalten, welches weibliche und männliche Rollenunterscheidet. <strong>Die</strong> Weltfrauenkonferenz <strong>in</strong> Pek<strong>in</strong>g 1995 prägte das „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“ als neuen Ansatz, Geschlechterrollen und auch Geschlechterungerechtigkeitenzu identifizieren und zu verän<strong>der</strong>n. Das „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“ ist e<strong>in</strong>e Methode, Denken und Handeln neu zu bestimmen und die Geschlechtergleichzustellen.22


Begleitkonzept <strong>von</strong> Friedensfachkräftenund Männer s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Konflikt- und Krisensituationen <strong>in</strong> ihrenGeschlechtsrollen <strong>in</strong> unterschiedlicher Art und Weisebetroffen und entwickeln somit auch gen<strong>der</strong>spezifischeReaktionen. <strong>Die</strong> Erfahrung <strong>der</strong> gewaltsamen Vertreibungetwa, <strong>der</strong> oft geschlechterspezifische Menschenrechtsverletzungenvorangehen, bedeutet e<strong>in</strong>en totalenBruch mit <strong>der</strong> früheren Lebenswirklichkeit und verlangtganz unterschiedliche Anpassungsleistungen <strong>von</strong> Männernund Frauen <strong>in</strong> den jeweiligen Zufluchtskontexten.Es gibt frauenspezifische Menschenrechtsverletzungenim Krieg und <strong>in</strong> Nachkriegszeiten, wie die sexualisierteKriegsgewalt.<strong>pbi</strong> hat den Anspruch, mit ihrer Arbeit die Geschlechtergleichstellungzu för<strong>der</strong>n und geschlechtsbezogene Diskrim<strong>in</strong>ierungenzu überw<strong>in</strong>den. Zugleich sollte Raum bleibenfür e<strong>in</strong>e kritische Würdigung des Gen<strong>der</strong>-Ansatzes,<strong>der</strong> heute die früheren emanzipatorischen Ansätze, wiez. B. die För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> spezifischen Frauenprojekten, zuverdrängen sche<strong>in</strong>t.2007 startete <strong>pbi</strong> mit Hilfe des Zivilen Friedensdienstes(ZFD) das Projekt „Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g und Arbeit <strong>in</strong>Konfliktgebieten“. Auftakt für das Gen<strong>der</strong>-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>gbildete e<strong>in</strong> Workshop im Januar 2007 <strong>in</strong> Genf (Schweiz).Daran nahmen die am Gen<strong>der</strong>-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g beteiligtenFriedensfachkräfte und Teams, die Projekte, Län<strong>der</strong>gruppen,das <strong>in</strong>ternationale Sekretariat und externeExpertInnen teil. Das Projekt Gen<strong>der</strong>-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g soll<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im E<strong>in</strong>satzbereich <strong>der</strong> Friedensfachkräfte<strong>in</strong> den Konfliktgebieten Guatemala, Kolumbien, Mexiko,Indonesien und Nepal neue Ressourcen und Analysemöglichkeitenbieten.Männer und Frauen wenden unterschiedliche, geschlechtsspezifischeSchutzmechanismen an. Deshalb hat <strong>pbi</strong> spezielleTra<strong>in</strong><strong>in</strong>gse<strong>in</strong>heiten zum Schutz für weibliche Menschenrechtsverteidiger<strong>in</strong>nenentwickelt. (vgl. Eguren /Caraj: 2008: Chapter 1.9: Security for women humanrights defen<strong>der</strong>s. In: New Protection manual for humanrights defen<strong>der</strong>s. Protection International. Brussels.)Auch <strong>in</strong> den <strong>pbi</strong> Strukturen ist e<strong>in</strong>e Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechterbedeutsam. <strong>pbi</strong> muss noch stärker darauf achten,wie sich dies <strong>in</strong> persönlicher und politischer Ebene aufdie Begleitarbeit im Projektland auswirkt. <strong>Die</strong> Geschlechterfragebee<strong>in</strong>flusst zum Beispiel auch die Beziehung zuden Begleiteten, etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frage, ob Frauen als Vertrauenspersonenwahrgenommen werden o<strong>der</strong> nicht.Auch im Team spielen Konflikte zwischen den Geschlechterne<strong>in</strong>e Rolle. Das gen<strong>der</strong>sensible Handeln implizierte<strong>in</strong>e konstruktive Selbstreflexion und e<strong>in</strong>en Austauschüber traditions- und kulturbed<strong>in</strong>gte Weiblichkeits- undMännlichkeitsbil<strong>der</strong>, Stereotypen <strong>von</strong> Geschlechterrollenund Rassismen. Insbeson<strong>der</strong>e für <strong>pbi</strong>-Freiwillige ist eswichtig, die häufig „westlich-weiße“ Wertehaltung, diesie mitbr<strong>in</strong>gen, als „Auslän<strong>der</strong>In“ im Projektland zu überdenken.Es gilt, diese Rollen auf allen Ebenen und <strong>in</strong> allenPhasen <strong>der</strong> Arbeit und <strong>in</strong> sozialen Beziehungen festzustellenund so zu bearbeiten, dass geschlechtsbezogeneDiskrim<strong>in</strong>ierungen und Stereotypen überwunden undChancengleichheit hergestellt werden kann. Ziel e<strong>in</strong>esGen<strong>der</strong>tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs bzw. e<strong>in</strong>er Fortbildung ist die Erweiterung<strong>der</strong> persönlichen und professionellen Perspektiven.Handlungskompetenzen <strong>in</strong> Bezug auf die geschlechtersensibleReflexion <strong>der</strong> eigenen Herkunft und die Auswirkungauf die eigene Wertehaltung sollen erworbenwerden.Wir haben bereits begonnen, Weiterbildungssem<strong>in</strong>arezum Thema anzubieten und unser Wissen als MultiplikatorInnenan die regionalen Gruppen <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> Deutschlandund an die <strong>in</strong>ternationale Ebene weiterzugeben.Beispielsweise hat <strong>in</strong> 2008 e<strong>in</strong>e zurückgekehrte Friedensfachkraftals Gen<strong>der</strong>beauftragte <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> Deutschland e<strong>in</strong>Modul zur Gen<strong>der</strong>-Thematik erarbeitet, das für zukünftigeFriedensfachkräfte vor ihrer Ausreise genutzt werdenkann. <strong>Die</strong> Gen<strong>der</strong> Diversity Work<strong>in</strong>g Group hat auf <strong>der</strong><strong>in</strong>ternationalen <strong>pbi</strong>-Generalversammlung <strong>in</strong> 2008 e<strong>in</strong>eVorlage zur Frage e<strong>in</strong>gebracht, wie <strong>pbi</strong>-Mandat, <strong>pbi</strong>-Pr<strong>in</strong>zipien,Teile <strong>der</strong> Personalrichtl<strong>in</strong>ien und die Richtl<strong>in</strong>ien zur<strong>Freiwilligen</strong>auswahl und -unterstützung an Gen<strong>der</strong>- undDiversity-Aspekte angepasst werden können. <strong>Die</strong>se Gruppehat die Projekte auf Gen<strong>der</strong>- und Diversity-Aspekte untersuchtund 2007 e<strong>in</strong>en Abschlussbericht dazu verfasst(<strong>pbi</strong>-Gen<strong>der</strong> and Diversity Work<strong>in</strong>g Group 2007: F<strong>in</strong>alReport: Implementation and F<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of the Phase Oneof the GDMP with<strong>in</strong> <strong>pbi</strong> Field Projects. London.). Da <strong>pbi</strong>mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil an ehrenamtlicher Unterstützungarbeitet und die personellen Kapazitäten begrenzt s<strong>in</strong>d,werden schnelle Ergebnisse nicht zu erwarten se<strong>in</strong>. Dochwir werden weiterh<strong>in</strong> auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene an dieserThematik arbeiten.23


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit5. <strong>Begleitung</strong> vor <strong>der</strong> AusreiseDer persönliche Kontakt zu an<strong>der</strong>en <strong>pbi</strong>-Aktiven, zu ehemaligen<strong>Freiwilligen</strong>, zu an<strong>der</strong>en BewerberInnen sowiedas Kennenlernen <strong>der</strong> Arbeit <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> auf nationaler Ebenehaben sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit für alle Beteiligtenals außerordentlich wertvoll erwiesen. Daher ist <strong>der</strong> ersteSchritt auf dem Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>pbi</strong>-Projekt das Kennenlernen<strong>von</strong> <strong>pbi</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er aktiven Mitarbeit bei <strong>pbi</strong> – DeutscherZweig e. V.. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sichbei <strong>der</strong> deutschen Län<strong>der</strong>gruppe e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen – sei es <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Regionalgruppe, o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe, diezu e<strong>in</strong>em <strong>pbi</strong>-Projekt o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er bestimmten Thematikarbeitet. 17 Da das persönliche Kennenlernen die Grundlagefür die <strong>Freiwilligen</strong>begleitung während des E<strong>in</strong>satzesbildet, bieten wir den BewerberInnen vor ihrer Ausreisedie Möglichkeit e<strong>in</strong>er Hospitation o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Praktikums<strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Geschäftsstelle <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> <strong>in</strong> Hamburg an.<strong>Die</strong> BewerberInnen für e<strong>in</strong>en Friedense<strong>in</strong>satz werdenwährend ihrer Vorbereitungszeit durch die Geschäftsstelle<strong>von</strong> <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V., <strong>der</strong> Referent<strong>in</strong> für<strong>Freiwilligen</strong>begleitung sowie durch <strong>in</strong>ternationale <strong>pbi</strong>-Projektverantwortlicheberaten und begleitet.Darüber h<strong>in</strong>aus hilft <strong>pbi</strong> den <strong>Freiwilligen</strong> vor Ihrer Ausreisebeim Aufbau e<strong>in</strong>es persönlichen Unterstützungsnetzes,das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel aus FreundInnen und Familienmitglie<strong>der</strong>nsowie <strong>pbi</strong>-Aktiven besteht. Persönlichkeitendes öffentlichen Lebens unterstützen das Projekt aufpolitischer Ebene und tragen so zur Sicherheit <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>bei. (vgl. Kapitel 7.2.2.)Es hat sich gezeigt, dass es für viele Freiwillige währenddes E<strong>in</strong>satzes im Projekt sehr wichtig ist, den Kontaktnach Hause zu halten. Da Friedensfachkräfte immerwie<strong>der</strong> berichtet haben, dass <strong>in</strong> ihrem sozialen Umfeld(FreundInnen und/o<strong>der</strong> Familie) das Verständnis für ihreArbeit bei <strong>pbi</strong> fehle, hat <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V. e<strong>in</strong>PatInnenkonzept e<strong>in</strong>geführt.5.1.PatInnenkonzeptAlle <strong>Freiwilligen</strong> können während ihres <strong>Die</strong>nstes im Projekte<strong>in</strong>e/n „<strong>pbi</strong>-PatIn“ <strong>in</strong> Deutschland zur Seite gestelltbekommen. E<strong>in</strong>e PatInnenschaft ist e<strong>in</strong> regelmäßigerfreundschaftlicher Kontakt zwischen e<strong>in</strong>er Friedensfachkraftim Projekt und e<strong>in</strong>er Person, die bei <strong>pbi</strong> <strong>in</strong> Deutschlandaktiv ist. Im Gegensatz zu FreundInnen und Familienmitglie<strong>der</strong>nkennt <strong>der</strong>/die PatIn die die Organisation<strong>pbi</strong> mit ihren Strukturen und Pr<strong>in</strong>zipien sehr genau.PatInnenschaften s<strong>in</strong>d oft aus Freundschaften, Sympathieund <strong>pbi</strong>-Zusammenarbeit entstanden und sehen <strong>in</strong><strong>der</strong> konkreten Umsetzung sehr unterschiedlich aus. <strong>Die</strong>Häufigkeit des Kontakts (Emails, Telefonanrufe) ergibtsich aus den bei<strong>der</strong>seitigen Bedürfnissen und kann zwischenvierteljährlich und wöchentlich variieren. Wichtigist, dass die/<strong>der</strong> Freiwillige weiß, dass jemand da ist,<strong>der</strong>/die bereit ist, bei Bedarf zuzuhören und mit demsie/er sich über das am Ort Erlebte austauschen kann.E<strong>in</strong>e PatIn kann darüber h<strong>in</strong>aus, je nach Absprache mit<strong>der</strong>/dem <strong>Freiwilligen</strong>, natürlich weitere D<strong>in</strong>ge tun: z.B. Geburtstagspäckchen und Bücher verschicken, Vortragsrundreisennach <strong>der</strong> Rückkehr organisieren, e<strong>in</strong>eBesuchsreise <strong>in</strong> das Projektland <strong>der</strong> Fachkraft durchführen,Rundmails weiterleiten, Willkommensfeiern organisieren,Kontakt zur Projekt-Arbeitsgruppe halten, Ämter-17 Jedes <strong>pbi</strong>-Projekt hat <strong>in</strong> <strong>pbi</strong>-Deutschland e<strong>in</strong>e dazugehörige Arbeitsgruppe, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zwei- bis viermal im Jahr für e<strong>in</strong> bis zwei Tage trifft und <strong>in</strong>tensivüber die Situation im Land spricht. In Absprache mit <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> werden Advocacygespräche geplant und durchgeführt, Vorträge z.B. mit MenschenrechtsverteidigerInnenaus dem jeweiligen Land organisiert, PatInnen vermittelt u.v.m.24


<strong>Begleitung</strong> vor <strong>der</strong> Ausreisegänge übernehmen, Kontakt zur Familie des <strong>Freiwilligen</strong>halten o<strong>der</strong> <strong>von</strong> aktuellen Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>pbi</strong>-Deutschlandberichten.E<strong>in</strong>e PatInnenschaft ist e<strong>in</strong>e Form <strong>von</strong> Beziehung<strong>in</strong> <strong>der</strong> esdarum geht, Grenzen und Bedürfnisse beidseitig transparentzu machen. <strong>Die</strong> PatIn sollte <strong>in</strong> schwierigen Situationen,z. B. wenn die Fachkraft e<strong>in</strong>e persönliche Krisedurchlebt, auch auf die eigenen Grenzen achten bzw. sichselbst Unterstützung holen. (vgl. auch Abschnitt 7.6.)Im Team vertrauliche Details über die Arbeit gehörennicht <strong>in</strong> die PatInnenschaft, außer, wenn sie das das persönlicheWohlbef<strong>in</strong>den <strong>der</strong>/<strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong> bee<strong>in</strong>trächtigen.Auch dann ist e<strong>in</strong>e Erwähnung nur möglich, wennes die Sicherheit des Teams nicht bee<strong>in</strong>trächtigt. Das solltebeiden klar se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e PatInnenschaft ist ke<strong>in</strong> Ersatz fürSupervision, we<strong>der</strong> für e<strong>in</strong>e Team- noch für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelsupervision,weil dies e<strong>in</strong>e professionelle Distanz voraussetzt.E<strong>in</strong>E PatIn h<strong>in</strong>gegen soll we<strong>der</strong> professionell nochdistanziert, son<strong>der</strong>n freundschaftlich, solidarisch und empathischse<strong>in</strong>. Es macht aufgrund <strong>der</strong> Parteilichkeit und<strong>der</strong> Distanz wenig S<strong>in</strong>n, direkt <strong>in</strong> Team- und Projektkonfliktezu <strong>in</strong>tervenieren. Wenn die Fachkraft dies wünscht,kann die PatIn vorsichtig bei <strong>der</strong> Projekt-Arbeitsgruppenachfragen bzw. Probleme an an<strong>der</strong>e <strong>pbi</strong>-E<strong>in</strong>heiten weiterleiten.==> Wie ist das PatInnenmodell organisiert?Es gibt e<strong>in</strong>e Liste <strong>von</strong> allen <strong>pbi</strong>-Aktiven <strong>in</strong> Deutschland,die sich die Übernahme e<strong>in</strong>er PatInnenschaft vorstellenkönnen bzw. bereits PatIn s<strong>in</strong>d. Dar<strong>in</strong> wird neben denpersönlichen Daten auch vermerkt, <strong>in</strong> welcher Art sichdie Person bei <strong>pbi</strong> engagiert (z. B. ehemalige Fachkraft,Mitglied <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Regionalgruppe). In den Informationssem<strong>in</strong>aren,Projekt-AGs, Regionalgruppen und Gesprächmit <strong>der</strong> Referent<strong>in</strong> für <strong>Freiwilligen</strong>begleitung wird <strong>der</strong>Fachkraft das PatInnenmodell vorgestellt und die Liste<strong>der</strong> potentiellen PatInnen ausgehändigt. Möglichkeitene<strong>in</strong>e PatIn kennenzulernen s<strong>in</strong>d Regionalgruppentreffen,Projekt-AG-Treffen, Bundestreffen, Weiterbildungssem<strong>in</strong>are.Ansonsten nimmt die Fachkraft selbst mit den potentiellenPatInnen Kontakt auf.Wünschenswert wären <strong>in</strong> Zukunft regelmäßige Treffenaller PatInnen, um Erfahrungen auszutauschen. Außerdemwäre e<strong>in</strong>e Auswertung zwischen PatIn und Fachkraftnach dem E<strong>in</strong>satz wünschenswert, um das PatInnenkonzeptweiterzuentwickeln. Und nicht zuletzt sollen die zurückgekehrtenFriedensfachkräfte gefragt werden, ob sieselbst auf die Liste <strong>der</strong> potentiellen PatInnen möchten.==> Checkliste für PatInnen• e<strong>in</strong> persönliches Treffen vor <strong>der</strong> Ausreise sollte stattf<strong>in</strong>den• es ist gut, vor <strong>der</strong> Ausreise genau anzusprechen, wiesich beide den Kontakt vorstellen, auch, was sie nichtleisten können / wollen. Im Laufe des E<strong>in</strong>satzes kanndiese Absprache natürlich verän<strong>der</strong>t und den Bedürfnissenangepasst werden• die gegenseitige Erreichbarkeit ist im Auge zu behalten,so sollte zum Beispiel klar kommuniziert werden,wann <strong>der</strong>/die PatIn wegen Urlaub o. ä. längere Zeitnicht o<strong>der</strong> nur per E-Mail erreichbar ist• während <strong>der</strong> Kontakt im Vorfeld- und zu Beg<strong>in</strong>n desProjektaufenthaltes sehr <strong>in</strong>tensiv se<strong>in</strong> kann, ist es verständlich,dass dieser nach e<strong>in</strong>igen Monaten an Intensitätverliert, weil die Lebenswelten unterschiedlichs<strong>in</strong>d und die Friedensfachkraft sich immer mehr <strong>in</strong> dasTeam und den Arbeitsalltag e<strong>in</strong>lebt• es ist gut, die Fachkraft immer wie<strong>der</strong> zu er<strong>in</strong>nern,aber natürlich nicht unter Druck zu setzen, den Kontaktnach Deutschland zu pflegen• die Fachkraft sollte auch an die Pflege ihrer psychosozialenGesundheit / Selbstfürsorge er<strong>in</strong>nert werden• oft ist es für die Fachkraft auch wichtig, vom Lebendaheim zu hören. Gerade weil sie oft ausschließlich <strong>in</strong><strong>der</strong> „<strong>pbi</strong>-Welt“ lebt, tut es häufig gut, e<strong>in</strong>fach vom Alltag<strong>in</strong> Deutschland zu hören• <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel hat die PatIn mehr Zeit und Energie, umden Kontakt zur Fachkraft zu halten. Deshalb sollte die /<strong>der</strong> PatIn auf eigene Initiative den Kontakt halten undnicht abwarten, bis die Fachkraft sich meldet• die PatInnenschaft sollte für beide Seiten nicht zu e<strong>in</strong>erLast werden. Hilfreich ist es klar zu kommunizieren,wie eng <strong>der</strong> gegenseitige Kontakt <strong>von</strong> beiden Seitengewünscht wird und was zeitlich für beide möglichist. Dabei sollten ab und zu Anspruch und Realität verglichenwerden („Was wünschst Du Dir gerade <strong>von</strong> <strong>der</strong>PatIn?“ „Kann und will ich das leisten?“ und umgekehrt)• es ist s<strong>in</strong>nvoller Wahrnehmungen mitzuteilen, stattInterpretationen: „Du hast mir schon lange nicht mehrgeschrieben“ statt „Du bist überarbeitet“• „Insi<strong>der</strong>kenntnisse“ (z. B. wenn die PatIn selbst im Projektwar) können helfen, weil D<strong>in</strong>ge leichter vorstellbars<strong>in</strong>d, aber sie können auch schwierig se<strong>in</strong>, weil sich <strong>der</strong>Kontext mit <strong>der</strong> Zeit än<strong>der</strong>t und Menschen D<strong>in</strong>ge unterschiedlich<strong>in</strong>terpretieren. Es geht vor allem um dieSicht <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>.• Freiwillige haben immer sehr viel Arbeit. Wenn sie kurzangebunden s<strong>in</strong>d, ist das nicht unbed<strong>in</strong>gt persönlich25


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeitgeme<strong>in</strong>t.• die Verantwortung für das Wohlergehen <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>liegt bei ihm/ihr selbst, wenn er/sie Unterstützunghaben will, wird er/sie das (im Zweifel auf Nachfrage)sagen• das bedeutet auch, dass die PatIn nicht drängen soll.<strong>Die</strong> Fachkraft entscheidet selbst, wieviel er/sie erzählt• die PatInnenschaft ist e<strong>in</strong> Vertrauensverhältnis, d.h. diebesprochenen D<strong>in</strong>ge sollten <strong>von</strong> <strong>der</strong> PatIn nicht weitergetragenwerden (außer, wenn die Fachkraft daswünscht)• wenn <strong>der</strong> Fachkraft belastende D<strong>in</strong>ge passieren, diedie PatIn ebenfalls belasten, ist es wichtig, dass sie/ersich ebenfalls Unterstützung sucht, um offen zu bleibenfür die Fachkraft und sie nicht mit den eigenenProblemen zusätzlich zu belasten• <strong>in</strong> solchen Situationen ist es auch wichtig auf die Grenzenfreundschaftlicher Unterstützung zu achten: e<strong>in</strong>ePatIn ist ke<strong>in</strong>e TherapeutIn!• die PatInnenschaft endet im Idealfall nicht nach <strong>der</strong>Rückkehr. Gerade bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung ist ess<strong>in</strong>nvoll, die Fachkraft als PatIn zu unterstützen, auchweil die PatIn die Fachkraft während <strong>der</strong> Teamzeit begleitethat(<strong>pbi</strong> AG <strong>Freiwilligen</strong>begleitung 2004, vgl. <strong>pbi</strong> Handbuch 2005)5.2. Vorbereitung auf den E<strong>in</strong>satz: Sem<strong>in</strong>are, Workshops und Coach<strong>in</strong>gsWie <strong>in</strong> Kapitel 4. 3. beschrieben, machen Sem<strong>in</strong>are, Workshopsund Coach<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>en unverzichtbaren Bestandteil<strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> und Vorbereitung für die Ausreise <strong>von</strong>Friedensfachkräften aus. In den letzten Jahren achtet <strong>pbi</strong>verstärkt auf Sem<strong>in</strong>are zur psychischen Gesundheit <strong>von</strong>Fachkräften, da deutlich wurde, dass e<strong>in</strong>e professionellepsychologische <strong>Begleitung</strong> und Supervision <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>satzlän<strong>der</strong>nunentbehrlich ist. (vgl. Tachau 2004:10, vgl.auch Abschnitt 3.1.) 18Da <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V. <strong>der</strong> adäquaten Vorbereitungund Qualifizierung für e<strong>in</strong>en Friedense<strong>in</strong>satz beson<strong>der</strong>eBedeutung beimisst, nehmen die BewerberInnen vor<strong>der</strong> Ausreise <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen an verschiedenen Sem<strong>in</strong>arenbzw. e<strong>in</strong>em mehrtägigen Ausreisecoach<strong>in</strong>g teil, die e<strong>in</strong>es<strong>in</strong>nvolle Ergänzung zum projektspezifischen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d.„Das Coach<strong>in</strong>g hat mich noch e<strong>in</strong>mal dar<strong>in</strong> bestärkt, dasses ke<strong>in</strong>e gute und befriedigende <strong>pbi</strong> Arbeit geben kann,ohne Ängste und Konflikte anzugehen.“ (Mona Bricke,ehemalige ZFD-Fachkraft im <strong>pbi</strong> Mexikoprojekt, <strong>in</strong>: Tachau2004:11)Themen <strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>are s<strong>in</strong>d beispielsweise: Teamarbeitmit <strong>in</strong>terkulturellem Verständnis (Wahrnehmung undUmgang mit kulturellen Unterschieden im Projektlandund im Team), Internationales Menschenrechtssystemund humanitäres Völkerrecht, Sicherheitsanalyse, InternationaleMenschenrechtsbeobachtung, Gen<strong>der</strong> und Diversity,Anti-BIAS, Do-No-Harm, Zivile Konfliktbearbeitung,Konflikttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Leben und Arbeiten im Team, Umgangmit Gewalt- und Bedrohungssituationen, GewaltfreieKommunikation. In Absprache mit <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>in</strong>Hamburg ist die Teilnahme an <strong>der</strong> Lobby- und Advocacyarbeit(im deutschen und europäischen Kontext) miterfahrenen <strong>pbi</strong>-ExpertInnen möglich. (dazu ausführlicherKapitel 7.2.2)Bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitung müssen die MitarbeiterInnenüber die Umstände <strong>der</strong> Arbeit umfassend <strong>in</strong>formiertwerden. Um mit den psychischen Belastungen umzugehen,erlernen sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitung Methoden desSelbstcoach<strong>in</strong>gs, z. B. den Umgang mit Stress und Angst,Strategien zur Erhaltung <strong>der</strong> persönlichen Ressourcen,psychische Folgen <strong>von</strong> Trauma und Umgang mit traumatisiertenMenschen. 19Zur Durchführung <strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>are und Coach<strong>in</strong>gs werdenehemalige <strong>pbi</strong>-Friedensfachkräfte und erfahrene <strong>pbi</strong>-MitarbeiterInnene<strong>in</strong>bezogen und als Tra<strong>in</strong>erInnen angefragt.E<strong>in</strong>ige ehemalige Freiwillige s<strong>in</strong>d mittlerweile beruflichfür <strong>pbi</strong> und an<strong>der</strong>e Träger im Bereich Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Vorbereitungund Beratung für Freiwillige tätig. <strong>pbi</strong> Deutschlandarbeitet beispielsweise für die RückkehrerInnensem<strong>in</strong>areseit mehreren Jahren mit e<strong>in</strong>em erfahrenen Tra<strong>in</strong>er zusammen,<strong>der</strong> ehemaliger <strong>pbi</strong>-Freiwilliger aus Guatemala /Kanada ist. <strong>Die</strong> <strong>pbi</strong>-Erfahrungen <strong>der</strong> Tra<strong>in</strong>erInnen wurden<strong>von</strong> den Ausreisenden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit als sehr hilfreichbewertet.18 „Zu Beg<strong>in</strong>n war die Angst, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bedrohungssituation nicht angemessen reagieren zu können und ich mich deshalb verantwortlich fühle, wenn <strong>der</strong> Person,die ich begleite, etwas passiert. Später war es <strong>der</strong> Tod e<strong>in</strong>es Mitarbeiters <strong>der</strong> „Organizacion Fem<strong>in</strong><strong>in</strong>a Popular“ (OFP) – e<strong>in</strong>er Frauenorganisation, die wir (<strong>in</strong>Kolumbien) begleiten – und die Angst, wer <strong>der</strong> nächste se<strong>in</strong> wird? Danach kam e<strong>in</strong> Teamkonflikt...“ (Interview mit Christ<strong>in</strong>e Weisser, die fünf Jahre für <strong>pbi</strong> imKolumbienprojekt gearbeitet hat, u.a. zwei Jahre als ZFD-Friedensfachkraft. Grosse 2004: 12)19 Ausreisende Friedensfachkräfte des Kolumbienprojekts müssen zur Vorbereitung für das <strong>in</strong>ternationale Projekttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g verschiedene Materialien, u. a. überStresssituationen, bearbeiten.26


<strong>Begleitung</strong> während des E<strong>in</strong>satzes6. <strong>Begleitung</strong> während des E<strong>in</strong>satzesFür die Friedensfachkräfte vollzieht sich e<strong>in</strong> weiterer bedeuten<strong>der</strong>Schritt <strong>der</strong> Qualifizierung während <strong>der</strong> E<strong>in</strong>arbeitungim Projekt. Während <strong>der</strong> ersten vier Wochen werdenneue Freiwillige durch erfahrene Teammitglie<strong>der</strong> imProjekt mithilfe e<strong>in</strong>es festgelegten E<strong>in</strong>arbeitungsplans <strong>in</strong>das Land und die Arbeitsabläufe e<strong>in</strong>geführt. <strong>Die</strong> Teammitglie<strong>der</strong>s<strong>in</strong>d vere<strong>in</strong>t durch den S<strong>in</strong>n ihres E<strong>in</strong>satzes, die zubewältigenden Aufgaben und ihr Engagement. Währenddes E<strong>in</strong>satzes s<strong>in</strong>d die <strong>Freiwilligen</strong> auf die Unterstützungihrer unmittelbaren sozialen Umgebung angewiesen.Es ist wichtig, auch die sozialen Netze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ursprungsgesellschaftaufrechtzuerhalten und während des Aufenthaltesseitens <strong>der</strong> deutschen Län<strong>der</strong>gruppe <strong>in</strong> regelmäßigemKontakt mit <strong>der</strong> Fachkraft zu se<strong>in</strong>, um Rückhaltzu geben. <strong>Die</strong>s kann z. B. durch Emailkontakt mit <strong>der</strong><strong>pbi</strong>-Referent<strong>in</strong> für <strong>Freiwilligen</strong>begleitung sowie <strong>der</strong> PatIn,Regionalgruppe o<strong>der</strong> Arbeitsgruppe des jeweiligen Projektesse<strong>in</strong>. Wenn die Fachkraft möchte, kann sie z. B.auch Artikel für den <strong>pbi</strong>-Rundbrief Deutschland / Schweizo<strong>der</strong> für den <strong>in</strong>ternen Newsletter <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> Deutschlandschreiben und so die Öffentlichkeitsarbeit im Herkunftslandverstärken. Spezielle Projekt-Bullet<strong>in</strong>s, die <strong>von</strong> denFriedensfachkräften vor Ort geschrieben werden, <strong>in</strong>formierenund sensibilisieren die Öffentlichkeit <strong>in</strong> den Herkunftslän<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Friedensfachkräfte für die Konflikte imProjektland. (<strong>pbi</strong>-Handbuch zur <strong>Freiwilligen</strong>begleitung2005; <strong>pbi</strong> Studie 1 2003/05).Etwa drei Monate, bevor die Fachkraft <strong>in</strong> ihr Herkunftslandzurückkehrt, nimmt die Referent<strong>in</strong> für <strong>Freiwilligen</strong>begleitungvia Email Kontakt zur Fachkraft auf. Neben denim Projekt regelmäßig stattf<strong>in</strong>denden Autoevaluationen<strong>der</strong> Friedensfachkräfte spricht die Fachkraft mit <strong>der</strong> Referent<strong>in</strong>über den bisherigen E<strong>in</strong>satz und über die letztePhase ihres Aufenthaltes sowie die Zeit danach. In diesemProzess wird sie <strong>von</strong> <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>gruppe <strong>in</strong> Deutschlandunterstützt. Dazu gehört u.a. das Angebot e<strong>in</strong>er RückkehrerInnenstelleund die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Mitarbeit bei<strong>pbi</strong> Deutschland o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Europa. (vgl. Kapitel 7.) Auch diePatIn nimmt <strong>in</strong> diesem Zeitraum Kontakt auf, um z. B.Vortragsrundreisen für die Fachkraft im Herkunftsland zuorganisieren.Eloyda Mejía, Präsident<strong>in</strong> des Vere<strong>in</strong>s <strong>der</strong> Freunde desIzabal-Sees (ASALI), arbeitet für den Schutz des Izabal-Sees und <strong>in</strong>formiert die Bevölkerung über die möglichenAuswirkungen <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>eröffnung des guatemaltekischenNickelunternehmens (CGN), e<strong>in</strong>er Tochterfirma<strong>der</strong> kanadischen Skye Resources Inc.. Hier <strong>in</strong> <strong>Begleitung</strong>e<strong>in</strong>er <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong>.27


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit6.1. Geson<strong>der</strong>te Begleitmaßnahmen mit dem ZFDund dem Programm „weltwärts“==> ZFD-Begleitmaßnahmen:Wie <strong>in</strong> Abschnitt 2.1. beschrieben, haben <strong>pbi</strong>-Fachkräfte,die mit dem ZFD <strong>in</strong> <strong>pbi</strong>-Projektlän<strong>der</strong> ausreisen, zusätzlichzu allen <strong>pbi</strong>-Begleitmaßnahmen die Möglichkeit, am Begleitprogrammdes eed teilzunehmen. 20Dazu gehören:• je<strong>der</strong> Friedensfachkraft steht während <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nstzeite<strong>in</strong>e qualifizierte BeraterIn als persönliche Kontaktpersonzur Seite. <strong>Die</strong>se unterstützt die Fachkraft, (gelernte)Bewältigungsstrategien zu aktivieren, um diese imGastland bei Bedarf möglichst effektiv zu nutzen.Außerdem berät er/sie die Fachkraft <strong>in</strong> Bezug aufStressprävention und -bewältigung. <strong>Die</strong> Begleitmaßnahmenwerden mit den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissenund den Gegebenheiten des Gastlandes abgestimmt.• <strong>Die</strong> Kontaktperson unterstützt sowohl per Telefon alsauch via Email und leistet, falls erfor<strong>der</strong>lich, Krisen<strong>in</strong>tervention.Bei Bedarf werden Gespräche vor Ort geführt,die dazu genutzt werden können, Anzeichen<strong>von</strong> Burnout o<strong>der</strong> traumatischen Symptomen zu diagnostizieren(eed 2005:27).• Auch wenn die <strong>Begleitung</strong> während <strong>der</strong> Teamzeitseltener aktiv bleibt, bleibt sie bestehen. Sie endeterst mit dem Gespräch nach <strong>der</strong> Rückkehr. (vgl. Abschnitt7.)Mittel des ZFD ermöglichen für jede Fachkraft e<strong>in</strong>mal jährlichProjektbesuche <strong>in</strong> Absprache mit MitarbeiterInnen<strong>der</strong> Geschäftsstelle und <strong>der</strong> jeweiligen Projekt-Arbeitsgruppe.<strong>Die</strong> Besuchsreise hat zum Ziel, die aktuelle Lebens- undArbeitswelt <strong>der</strong> Friedensfachkraft kennenzulernen undihr die Möglichkeit zu geben, über die fachliche Arbeitund ihr allgeme<strong>in</strong>es Bef<strong>in</strong>den zu sprechen (Hake 2003:5).In diesem Zusammenhang wird e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Augenmerkauf mögliche Anzeichen <strong>von</strong> Stress, Burnout undden allgeme<strong>in</strong>en und psychosozialen Gesundheitszustand<strong>der</strong> Fachkraft gelegt. In Gesprächen mit <strong>der</strong> Friedensfachkraftund ihrem Umfeld : Team, Projekt, begleitete MenschenrechtsverteidigerInnenbzw. -organisationen, werdenu.a. diese Themen angesprochen: Wohlbef<strong>in</strong>den imTeam, Bezugspersonen und Privatleben, kultureller Kontext,Umgang mit Stress, die Arbeitssituation, persönlicheE<strong>in</strong>schätzung des Projektes und <strong>der</strong> eigenen Arbeit sowiedie Perspektiven nach <strong>der</strong> Rückkehr.Bei Bedarf werden vor Ort geme<strong>in</strong>same Überlegungenzu Möglichkeiten des Ausgleichs und Stressabbaus angestellt.Dazu gehören:a) Instrumente, die das jeweilige Projekt zur Verfügungstelltb) kollegiale Unterstützung durch Teammitglie<strong>der</strong>c) <strong>in</strong>dividuelle Möglichkeiten <strong>der</strong> Fachkraft und Unterstützungdurch die <strong>pbi</strong>-Län<strong>der</strong>gruppe <strong>in</strong> Deutschlandd) Balance zwischen Arbeit und Freizeit f<strong>in</strong>den==> „weltwärts“-Begleitmaßnahmen:<strong>Die</strong> „weltwärts“-Begleitmaßnahmen decken sich mit denen<strong>von</strong> <strong>pbi</strong> Deutschland. Für die Nachbereitung nach<strong>der</strong> Rückkehr s<strong>in</strong>d entwicklungspolitische o<strong>der</strong> fachspezifischeSem<strong>in</strong>are o<strong>der</strong> Tagungen vorgesehen, die biszu sechs Monate nach <strong>der</strong> Rückkehr <strong>der</strong> Fachkraft <strong>in</strong>Deutschland besucht werden können (weltwärts 2007).Hierzu ausführlicher siehe Kapitel 7.2.6.2. „weltwärts“-RückkehrerInnenprogramm „<strong>pbi</strong> baut e<strong>in</strong>e Brücke – entwicklungspolitischeÖffentlichkeits- und Bildungsarbeitdurch RückkehrerInnen“ 2009.20 „Als 1999 <strong>der</strong> ZFD gegründet wurde, waren die speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen absehbar. Es wurde e<strong>in</strong>e Studie durchgeführt, mit <strong>der</strong>en Hilfe e<strong>in</strong> „Hilfe-für-die-Helfer-Programm“ entwickelt wurde. <strong>Die</strong> Studie ergab, dass die Fachkräfte e<strong>in</strong> hohes Risiko für Burnout-Syndrome aufweisen. Ursachen s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em das Fehlen<strong>von</strong> Freizeit, die enge räumliche Verb<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> Arbeit und Freizeit und die beson<strong>der</strong>en Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den Projekten (vgl. Wünsche 1999). Anhanddieser Studie wurde im eed e<strong>in</strong> Begleitprogramm entwickelt, das <strong>in</strong>dividuell auf die Friedensfachkräfte e<strong>in</strong>geht. Getragen wird das Programm <strong>von</strong> sechs externenMitarbeiter<strong>in</strong>nen. <strong>Die</strong>s garantiert die Unabhängigkeit <strong>der</strong> Beratung. <strong>Die</strong> Pilotphase des Programms dauerte bis 2002. Dann gab es e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne Evaluation, die dasBegleitprogramm sehr positiv bewertete. Mittlerweile ist das Programm Standard für die Projektplätze im ZFD und für an<strong>der</strong>e gefährdete Arbeitsplätze.28


<strong>Begleitung</strong> während des E<strong>in</strong>satzesDr. He<strong>in</strong>ke Wendt war 1988 im E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Guatemala,dem 1. Projektland <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>. Als langjährige Ehrenamtlichebesuchte sie 2007 im Rahmen des ZFD-BegleitprogrammsMaripaz Gallardo (Spanien), die zwei Jahre alsZFD-Fachkraft im <strong>pbi</strong>-Guatemalaprojekt arbeitet (li. Foto)und Sandra Morán vom Sector de Mujeres, e<strong>in</strong>em Zusammenschluss<strong>von</strong> Organisationen, die sich für die wirtschaftlicheEntwicklung <strong>von</strong> Frauen e<strong>in</strong>setzt und gegenStraflosigkeit und Frauenmorde kämpft.6.2. <strong>Begleitung</strong> <strong>der</strong> Friedensfachkräfte im Projektland<strong>Die</strong> Lern- und E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungszeit für die <strong>Freiwilligen</strong> beträgtbis zur vollen E<strong>in</strong>satzfähigkeit je nach Projektlande<strong>in</strong>ige Monate. Nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>arbeitungsphase werden dieQualifizierungsmaßnahmen im Projekt kont<strong>in</strong>uierlich weitergeführt:<strong>Die</strong> <strong>Freiwilligen</strong> nehmen regelmäßig an Supervisions-und psychosozialen Angeboten, <strong>in</strong>ternen undexternen Weiterbildungstagen vor Ort (variiert je nachProjekt <strong>in</strong> Sett<strong>in</strong>g und Frequenz) und regelmäßigen Selbstevaluierungenteil. Dar<strong>in</strong> unterziehen sich alle <strong>Freiwilligen</strong>regelmäßigen gegenseitigen Auswertungen über Arbeitund Teame<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung. 21 Unterstützende Gespräche mitTeamkollegInnen s<strong>in</strong>d bereits Teil <strong>der</strong> Nachbereitung desE<strong>in</strong>satzes. „Am wichtigsten s<strong>in</strong>d zunächst die TeamkollegInnen,mit denen wir viele Situationen erleben und dieähnliche Erfahrungen gemacht haben. Es gibt auch dieberühmten „Gefühlsrunden“ zu Beg<strong>in</strong>n je<strong>der</strong> Teamsitzungam Samstagmorgen, <strong>in</strong> denen jede und je<strong>der</strong> sagt,was e<strong>in</strong>en beschäftigt, erfreut, bee<strong>in</strong>druckt, traurig o<strong>der</strong>wütend gemacht hat.“ (Christ<strong>in</strong>e Weisser, <strong>pbi</strong>-Kolumbienprojekt.Interview Grosse 2004:12)Im Projekt f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e umfangreiche <strong>Begleitung</strong> <strong>der</strong><strong>Freiwilligen</strong> durch das Personal des Projektes statt. <strong>Die</strong>Maßnahmen be<strong>in</strong>halten u.a. Angebote psychologischerBeratungen, Besuche und Workshops mit dem Projektpersonal(Hauptamtliche des Projektbüros sowie ehrenamtlicheMitglie<strong>der</strong> des Projekt-Komitees, welcheüber erhebliche Erfahrung mit dem betreffenden Land21 E<strong>in</strong>erseits dienen „Fallsupervisionen“ <strong>der</strong> Reflexion <strong>von</strong> Kommunikation und Interaktion mit externen Personen und KooperationspartnerInnen. Hier stehenArbeitsprozesse und die begleiteten Personen und Organisationen im Mittelpunkt. Im Gegensatz dazu steht die „Teamsupervision“, bei <strong>der</strong> die Kommunikationund die Interaktion, aber auch Organisationsabläufe e<strong>in</strong>es Teams im Vor<strong>der</strong>grund stehen. Durch Supervision werden Strategien <strong>der</strong> Deeskalation gelernt, die zurKonfliktbearbeitung und –lösung sowie <strong>der</strong> Beziehungsklärung und Beziehungsarbeit und För<strong>der</strong>ung des Gruppengefühls mit e<strong>in</strong>er geschulten Person dienen.29


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen FriedensarbeitPaul Metsch (<strong>pbi</strong>) undYan Christian War<strong>in</strong>ussyvom Institut für Rechtshilfe„LP3BH“ <strong>in</strong> Manokwari,West-Papua. Nach <strong>der</strong> Unterzeichnungdes Begleitvertragesmit <strong>pbi</strong> im Jahr2007verfügen) und geschultem Fachpersonal (Team- undFall-Supervision, angeleitete Auswertungs- und Selbstevaluierungene<strong>in</strong>zeln und im Team, Workshops zu Themenbereichenwie psychosoziale Gesundheit, Stress,Trauma, Teamkonflikte, Län<strong>der</strong>kunde, entwicklungspolitischeFachthemen sowie Schutz- und Sicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs).<strong>Die</strong> Workshops bestehen aus mehreren E<strong>in</strong>heitenund umfassen <strong>in</strong>sgesamt etwa e<strong>in</strong>e Dauer <strong>von</strong> m<strong>in</strong>destenszwölf Tagen. Ziel <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> ist die Etablierung <strong>der</strong> regelmäßigenTeam – und Fallsupervisionen als Standard<strong>in</strong> allen Projekten.• Im Kolumbienprojekt steht den Friedensfachkräftenseit 2003 speziell zur psychosozialen <strong>Begleitung</strong> e<strong>in</strong>ePsycholog<strong>in</strong> zur Seite, die regelmäßige Teamsupervisiondurchführt, regelmäßig Kontakt zu allen Teamshat und auf Wunsch E<strong>in</strong>zelgespräche sowie Workshopsfür die e<strong>in</strong>zelnen Teams durchführt. <strong>Die</strong>se Arbeitwird seit 2006 ebenfalls <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Psycholog<strong>in</strong>,die als Friedensfachkraft im <strong>pbi</strong>-Kolumbien- und Mexikoprojektgearbeitet hat, fortgeführt.• Im Mexikoprojekt gibt es <strong>in</strong>nerhalb des Teams <strong>der</strong><strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> Chilpanc<strong>in</strong>go e<strong>in</strong>en Verantwortlichenfür „Salud Mental“ (psychische Gesundheit), <strong>der</strong> imKontakt mit <strong>der</strong> Psycholog<strong>in</strong> ist, die e<strong>in</strong>mal im Monate<strong>in</strong>en Workshop durchführt. Je nach Bedarf werden<strong>in</strong> Absprache mit den an<strong>der</strong>en <strong>Freiwilligen</strong> Themen fürden Workshop gewählt. Bei Bedarf bietet <strong>der</strong> Psychologeauch E<strong>in</strong>zelgespräche an. Das Mexikoprojekt hatzwei Inlandskoord<strong>in</strong>atoren, <strong>von</strong> denen e<strong>in</strong>er für dieTeamkoord<strong>in</strong>ation zuständig ist. <strong>Die</strong>se Person ist imständigen Austausch mit den <strong>Freiwilligen</strong>.• Im Indonesienprojekt wird das Team <strong>von</strong> <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>für Freiwillige und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Inlandskoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>im Bereich <strong>in</strong>terne Konfliktbearbeitung unterstützt.Auch externe Betreuung durch e<strong>in</strong>e Nichtregierungsorganisationaus Jakarta, die auf Konfliktbewältigung<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Teams spezialisiert ist, stehtbei Bedarf zur Verfügung. Aufgrund personellerWechsel wird die <strong>Freiwilligen</strong>begleitung im Indonesienprojekt<strong>der</strong>zeit neu strukturiert.• Im Guatemalaprojekt gab es speziell e<strong>in</strong>e Person, diefür die psychosoziale Unterstützung <strong>der</strong> Friedensfachkräfte,u. a. für Supervision, zuständig war. Das Teamwird auf e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> halbjährlich stattf<strong>in</strong>denden Treffenmit dem Projektkomitee über e<strong>in</strong>e Fortsetzung beraten.Ansonsten existieren bei Bedarf für die psychosozialeUnterstützung Anlaufstellen außerhalb desProjekts.30


<strong>Begleitung</strong> während des E<strong>in</strong>satzes<strong>pbi</strong>-Freiwillige mit Satellitentelefon <strong>in</strong> Kolumbien<strong>pbi</strong>-Häuschen <strong>in</strong> Cacaria, Kolumbien• Im Nepalprojekt gab es Anfang 2009 e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gzur psychosozialen Gesundheit („Mental health andpsycho-social wellbe<strong>in</strong>g“). Außerdem steht <strong>in</strong> Kathmandubei Bedarf e<strong>in</strong>e ausgebildete Person für psychosozialeBeratung zur Verfügung. Für die ZFD-Friedensfachkräftebesteht darüber h<strong>in</strong>aus die Möglichkeit,außerhalb des Projektes, ggf. auch außerhalb desLandes, an Supervisionssitzungen teilzunehmen.In allen Projekten f<strong>in</strong>den sogenannte „Teambuild<strong>in</strong>g“-Tagestatt, die dazu dienen, dass die Teammitglie<strong>der</strong> außerhalb<strong>der</strong> Arbeit geme<strong>in</strong>same Unternehmungen machen.Dazu gehören selbstverständlich Urlaub und geson<strong>der</strong>teAuszeiten, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die <strong>Freiwilligen</strong> für e<strong>in</strong>en bestimmtenZeitraum die Arbeitsregion o<strong>der</strong> das Land verlassen, umsich zu erholen.Über all diese Maßnahmen h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d durch die beson<strong>der</strong>enArbeitsbed<strong>in</strong>gungen, wie bereits beschrieben, sehrbelastende Ereignisse möglich. Aus diesem Grunde ist esnotwendig, Maßnahmen für e<strong>in</strong>e unmittelbare Krisen<strong>in</strong>terventionbereitzuhalten, um die Friedensfachkräftekurzfristig zu entlasten und nach Möglichkeit langfristigeSchädigungen zu vermeiden (<strong>pbi</strong> Studie 1 2003/2005;Eguren / Mahony 2002:187ff). Jedes <strong>pbi</strong>-Projekt verfügtüber Sicherheits – und Krisenpläne, die klare Abläufe undVerfahrensweisen für Notfälle festlegen. Informationenund Kenntnisse <strong>der</strong> Verantwortlichkeiten müssen für die<strong>Freiwilligen</strong> transparent se<strong>in</strong>, so dass <strong>von</strong> Anfang an klarist, welche Aufgaben die Organisation übernimmt undwelche nicht. Zudem gehören Sicherheitsanalysen überdie Situation vor Ort zum Arbeitsalltag <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>.Zur Identifikation <strong>von</strong> Krisen dienen als Standard für alleProjekte die regelmäßig stattf<strong>in</strong>denden Selbstevaluationenund <strong>in</strong>dividuelle Projektbesuche, sowie Supervisionenund Fortbildungen nach Bedarf. Daraus ergibt siche<strong>in</strong> projektabhängiger Krisen<strong>in</strong>terventionsplan, <strong>der</strong> <strong>in</strong><strong>der</strong> Regel die E<strong>in</strong>beziehung <strong>von</strong> psychologisch geschultemFachpersonal, wie oben beschrieben, be<strong>in</strong>haltet.Darüberh<strong>in</strong>aus führt <strong>pbi</strong> als Standard <strong>in</strong> allen Projekten<strong>in</strong>terne und externe Sicherheitstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs durch und verfügtüber e<strong>in</strong> Alarmnetz, das bei Sicherheitsvorfällen o<strong>der</strong>Drohungen präventiv aktiviert werden kann. <strong>Die</strong> <strong>Freiwilligen</strong>verfügen über sämtliche Notfallnummern ihrer AnsprechpartnerInnenim Projekt, bei <strong>pbi</strong> Deutschland und<strong>der</strong> deutschen Botschaft vor Ort, bei <strong>der</strong> sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelvor dem E<strong>in</strong>satz vorstellig werden. Zur Sicherheit <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>gehören außerdem sichere Transport- und Kommunikationsmittel,z. B. Satellitentelefone.31


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit7. Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satz7.1. Vorbereitung auf die Rückkehr<strong>Die</strong> Friedensfachkräfte <strong>in</strong> den fünf <strong>pbi</strong>-Projektlän<strong>der</strong>n werden<strong>von</strong> den Team- und Projektmitglie<strong>der</strong>n auf ihre Rückkehrvorbereitet. Als Beispiel sei hier die Vorbereitung <strong>der</strong>Rückkehr aus dem Kolumbienprojekt genannt:Etwa zwei Monate vor Ablauf <strong>der</strong> Vertragslaufzeit bekommen<strong>pbi</strong>-Freiwillige <strong>von</strong> den Verantwortlichen des<strong>pbi</strong>-Kolumbien-Personalkomitees e<strong>in</strong>en Anruf, mit demsie darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Zeitihrer Rückkehr <strong>in</strong> die Herkunftslän<strong>der</strong> naht und dass siedarüber nachdenken sollen, was sie nach ihrer E<strong>in</strong>satzzeittun möchten. Zusätzlich erhalten sie Dokumente wie die„Lecturas para el retorno“, zu denen das Dokument „<strong>Die</strong>Schwierigkeiten <strong>der</strong> Rückkehr“ <strong>von</strong> Carlos Mart<strong>in</strong> Beristaínund e<strong>in</strong>e Zitatsammlung <strong>von</strong> Berichten ehemaligerFachkräfte gehören. Das Dokument <strong>von</strong> Beristaín thematisiertProbleme <strong>der</strong> Rückkehr und gibt zu bedenken, dassdas im Ausland Erlebte nicht mit <strong>der</strong> Rückkehr endet,son<strong>der</strong>n auch nach <strong>der</strong> Rückkehr noch das Alltagslebenbee<strong>in</strong>flussen kann, wie im folgenden deutlich wird (<strong>pbi</strong>-Handbuch 2005). 227.1.1. „<strong>Die</strong> Schwierigkeiten <strong>der</strong> Rückkehr“ und <strong>der</strong> „umgekehrte“ Kulturschock„<strong>Die</strong> Ankunft war e<strong>in</strong> Freuden- und Festtag, aber danachfühlte ich mich fremd <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em eigenen Land, ich fühltemich verloren. Ich erkannte mich nicht wie<strong>der</strong>. Es war alshätte ich me<strong>in</strong>e Vergangenheit verloren, e<strong>in</strong>en Teil <strong>von</strong>mir selbst. Wie kann ich dies den an<strong>der</strong>en vermitteln?“(<strong>pbi</strong>-Freiwillige 2001). <strong>Die</strong> Rückkehr <strong>in</strong> die Ursprungsgesellschaftkann Probleme im Umgang mit Alltagssituationenund <strong>der</strong> sozialen Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung verursachen.Friedensfachkräfte müssen mit zwei „Kulturschocks“zurechtkommen: Mit dem ersten dort, wo <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzstattfand, und mit dem zweiten bei <strong>der</strong> Rückkehr <strong>in</strong> dasHerkunftsland, <strong>in</strong> die „eigene“ Kultur. (Beristaín / Donà2001:26) Es gibt natürlich viele <strong>in</strong>dividuelle Unterschiede<strong>in</strong> den Auswirkungen und im Umgang hiermit.Fünf Aspekte, die die Grundlage dieser Schwierigkeitendarstellen, sollen hier betrachtet werden, wobei nicht allezu Schwierigkeiten führen:==> Verän<strong>der</strong>ungen im eigenen SelbstkonzeptSchon vor <strong>der</strong> Rückreise werden sich viele darüber bewusst,dass sie sich durch den Auslandsaufenthalt selberan<strong>der</strong>s wahrnehmen. <strong>Die</strong> häufigsten D<strong>in</strong>ge, die h<strong>in</strong>terfragtwerden, s<strong>in</strong>d:• Zugehörigkeitsgefühl zu e<strong>in</strong>er Gruppe o<strong>der</strong> Nation(dies kann <strong>in</strong> gewissem Maße zu e<strong>in</strong>em Identitätsverlustführen)• Fähigkeiten <strong>der</strong> nicht verbalen Kommunikation habensich möglicherweise geän<strong>der</strong>t, z. B. s<strong>in</strong>d neue Formen,sich zu bewegen o<strong>der</strong> auszudrücken, erlernt worden• Fähigkeiten <strong>der</strong> verbalen Kommunikation haben sichverän<strong>der</strong>t (die Beherrschung e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Sprachegeht mit dem Zugang zu an<strong>der</strong>en kulturellen Konzeptenund Werten e<strong>in</strong>her)<strong>Die</strong> Fachkraft wird sich darüber bewusst, dass ihr jetziges„Ich“ D<strong>in</strong>ge an<strong>der</strong>s betrachtet und bewertet, als vor dem22 Es existierte <strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika e<strong>in</strong> <strong>pbi</strong>-salud-mental-Team, denen u.a. <strong>der</strong> externe <strong>pbi</strong> Berater Dr. Carlos M. Beristaín (Arzt, Psychologe und Tra<strong>in</strong>er) angehörte.<strong>Die</strong>ser führt <strong>in</strong> Kolumbien und Mexiko auch Workshops für begleitete MenschenrechtsverteidigerInnen zu Trauma und Wie<strong>der</strong>herstellung sozialer Netze durch.(<strong>pbi</strong>-studie 1, 2005: 41ff, <strong>pbi</strong>-RB 2000)32


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satzSlomo Büth <strong>in</strong> Urabá (Kolumbien). Dort begleitete er die Friedensgeme<strong>in</strong>de<strong>von</strong> San José de Apartado, die humanitärenZonen Cavidas sowie die Organisation Justicia y Paz, die imganzen Land BäuerInnen- und Indígena-Bewegungen unterstützt.Nach se<strong>in</strong>er Rückkehr <strong>in</strong> 2006 arbeitete er als Projektreferent<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Geschäftsstelle <strong>in</strong> Hamburg.E<strong>in</strong>satz. <strong>Die</strong>s kann Wi<strong>der</strong>sprüche <strong>der</strong> Selbstwahrnehmungund Identität verursachen.Auch die Menschen, die daheim geblieben s<strong>in</strong>d, habensich verän<strong>der</strong>t. Dabei sieht sich <strong>der</strong>/die RückkehrerIn gezwungen,sich den Gegebenheiten <strong>der</strong> Herkunftsgesellschaftanzupassen. Dass er/sie sich verän<strong>der</strong>t hat, wirdoft nicht verstanden. Es entsteht e<strong>in</strong>e Erwartungssituation(„Mal sehen, wann er/sie wie<strong>der</strong> normal wird.“) <strong>Die</strong>skann auf Seiten <strong>der</strong> Fachkraft zu e<strong>in</strong>em Gefühl <strong>der</strong> E<strong>in</strong>samkeitund des Fremdse<strong>in</strong>s im eigenen Land führen.==> enttäuschte Erwartungen <strong>der</strong> zurückkehrendenPersonKaum jemand erwartet, dass er/sie bei <strong>der</strong> Rückkehr <strong>in</strong>das eigene Land e<strong>in</strong>en Kulturschock erleben könnte. <strong>Die</strong>smacht diesen „Schock“ jedoch nur noch schlimmer. Beson<strong>der</strong>sdiejenigen, die sich bei <strong>der</strong> Ausreise beson<strong>der</strong>sschwer taten, <strong>in</strong> die Gastgesellschaft e<strong>in</strong>zuleben, neigendazu, ihre Ursprungsgesellschaft zu idealisieren und <strong>von</strong>e<strong>in</strong>er schnellen Rückkehr zu träumen. <strong>Die</strong>se Idealisierungkann sich zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Rückkehr negativ auswirken.<strong>Die</strong>s betrifft v. a. idealisierte persönliche Beziehungen.==> enttäuschte Erwartungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<strong>Die</strong> Daheimgebliebenen haben ihre Erwartungen bzgl.dessen, was die RückkehrerIn erzählen und tun wird.Häufig s<strong>in</strong>d sie dann enttäuscht, wenn sie me<strong>in</strong>en, dassdie zurückkehrende Person die vorbereiteten D<strong>in</strong>ge ggf.nicht <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>zelheiten so schätzt, wie sie dies erwartethätten und <strong>in</strong>terpretieren dies als e<strong>in</strong>e persönliche Ablehnung.==> Gefühl des Verlustes<strong>Die</strong> Rückkehrenden verspüren häufig das Gefühl e<strong>in</strong>es irreversiblenVerlustes. Sie mussten sich <strong>von</strong> FreundInnenim E<strong>in</strong>satzland verabschieden, die sie wahrsche<strong>in</strong>lichnicht mehr wie<strong>der</strong> sehen und die sich vielleicht <strong>in</strong> äußersterGefahr bef<strong>in</strong>den.Es kann auch vorkommen, dass die Person im Projektlande<strong>in</strong>en sozialen Status <strong>in</strong>nehatte, den sie nun nicht mehrbesitzt, z. B. galt sie im E<strong>in</strong>satzland als „ausländische Ex-33


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen FriedensarbeitpertIn“ und zu Hause ist sie e<strong>in</strong>e unter vielen. <strong>Die</strong>s kanndurch e<strong>in</strong>e schwierige f<strong>in</strong>anzielle Situation o<strong>der</strong> Arbeitslosigkeitnoch verstärkt werden.==> Werte- und EntscheidungswandelWichtig für die zurückkehrende Person ist es, zu erkennen,welche Verän<strong>der</strong>ungen sich <strong>in</strong> ihrem Wertesystemund <strong>in</strong> ihren Handlungen vollzogen haben und zu entscheiden,welche sie als persönliche Bereicherung beibehaltenmöchte. Wichtig ist auch, sich z. B. für e<strong>in</strong>e Weiterbildung,Auszeit, Urlaubsreise o. ä. zu entscheiden undnicht den Lauf <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge abzuwarten.In diesem Kontext s<strong>in</strong>d folgende D<strong>in</strong>ge zu bedenken:• Akzeptieren, dass die Integration <strong>in</strong> die eigene Gesellschafte<strong>in</strong> gegenseitiger Prozess ist, <strong>der</strong> <strong>von</strong> beidenSeiten Verständnis und Zeit braucht.• Falls entschieden wird, dass an den zurückgelassenenProjekten weiter mitgearbeitet werden soll, muss sichdie Fachkraft über die Grenzen klar se<strong>in</strong>• Will er/sie die neuen Erfahrungen <strong>in</strong> den neuen Lebensplan<strong>in</strong>tegrieren, z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen Arbeitsbereich?• Wie können die Verän<strong>der</strong>ungen bzgl. Lebensstil, Wissen,Werte o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te Bef<strong>in</strong>dlichkeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>enneuen Kontext e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>t werden?Folgende Fragen können bei <strong>der</strong> Vorbereitung aufdie Rückkehr hilfreich se<strong>in</strong>:• Wen möchtest du bei de<strong>in</strong>er Rückkehr sofort sehen,und wen lieber erst später?• Bei welchen Personen hast du das Gefühl, dass dieBeziehung neu def<strong>in</strong>iert werden müsste?• Welche D<strong>in</strong>ge möchtest du mit de<strong>in</strong>er Familie teilen,welche Erfahrungen nicht?• Welche de<strong>in</strong>er neuen Werte könnten zu Spannungenund Missverständnissen führen?• Wie, glaubst du, wirken sich de<strong>in</strong>e Erfahrungen zuHause bei <strong>der</strong> Rückkehr aus?• Möchtest du die Beziehung zur Organisation aufrechterhalten? In welcher Form?• Was möchtest du h<strong>in</strong>sichtlich Arbeit und Beschäftigungtun?• Was wirst du bezüglich des Ortes und <strong>der</strong> Menschen,die du verlässt, vermissen?==> Mittel <strong>der</strong> Selbsthilfea) <strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> Institution o<strong>der</strong> Organisation• <strong>Die</strong> Problematik <strong>der</strong> Rückkehr muss bereits vor <strong>der</strong>Ausreise angesprochen werden. Auch während desAuslandsaufenthaltes sollten immer wie<strong>der</strong> Informationenbzgl. möglicher Probleme bei <strong>der</strong> Rückkehr zurVerfügung gestellt werden.• Der/dem zurückkehrenden <strong>Freiwilligen</strong> muss e<strong>in</strong>eMöglichkeit gegeben werden, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> sie/er ihreErfahrungen mitteilen kann. Der erste Kontakt zurOrganisation nach <strong>der</strong> Rückkehr sollte auf ke<strong>in</strong>en Fall<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Büro stattf<strong>in</strong>den, wo jedeR se<strong>in</strong>er/ihrer Arbeitnachgeht und ke<strong>in</strong>e Zeit hat.• Es sollte ermöglicht werden, dass sich die zurückkehrendeFachkraft mit Leuten trifft, die ebenfalls ausdem gleichen Land zurückkamen, um Erfahrungenaustauschen zu können.b) <strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> betroffenen Person selbst:vor <strong>der</strong> Rückreise• Bereite diejenigen vor, die dich erwarten. Erkläre D<strong>in</strong>ge, die dich beschäftigen, teile mit, was du bei de<strong>in</strong>erAlfonso Bauer Paiz, ehemaliger Landwirtschaftsm<strong>in</strong>ister,mit se<strong>in</strong>er Frau zu Besuch im <strong>pbi</strong>-Team Guatemala34


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satzRückkehr erwartest und was nicht. Erkläre die eigenenVerän<strong>der</strong>ungen, erwähne, was dir am meisten gefehlthat. Du solltest es ermöglichen, dass de<strong>in</strong>e Rückkehrvorbereitet werden kann. Ermutige auch die an<strong>der</strong>en,ihre Erwartungen, dich betreffend, mitzuteilen.• Bereite dich selbst vor. Br<strong>in</strong>ge dich bezüglich de<strong>in</strong>esLandes auf den neuesten Stand, z. B. durch Gesprächemit Freund<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> das Lesen <strong>von</strong> Zeitungen.zu Hause• Akzeptiere, dass die Rückkehr e<strong>in</strong> Prozess ist, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>eZeit benötigt und nimm dir die Zeit. Setze dichnicht unter Druck.• Müdigkeit etc. während <strong>der</strong> ersten Woche ist ganznormal.• Es kann nützlich se<strong>in</strong>, das Wie<strong>der</strong>sehen schrittweisezu gestalten. Zuerst mit engsten FreundInnen, Verwandten,dem Essen, dem Klima und später mit dem„Rest“.• Suche dir Leute, mit denen du reden kannst und diedich verstehen – vielleicht, weil sie selbst e<strong>in</strong>e längereAuslandserfahrung hatten.• Du bist <strong>in</strong> <strong>der</strong> privilegierten Situation, dass du durchde<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkulturellen Erfahrungen auch de<strong>in</strong>e eigeneKultur mit den Augen e<strong>in</strong>er „BeobachterIn“ betrachtenkannst. Erkenne, dass sich de<strong>in</strong> Erfahrungshorizonterweitert hat und du Möglichkeiten kennst, wieMenschen an<strong>der</strong>er Kulturen reagieren, werten o<strong>der</strong>deuten.c) <strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> Familie und <strong>der</strong> FreundInnen 23• Es ist wichtig zuzuhören, ohne zu urteilen, und die zurückkehrendePerson reden zu lassen• Schützen Sie die/den RückkehrerIn vor zu vielen Personenbeim Wie<strong>der</strong>sehen, regen Sie sie jedoch zu Aktivitätenan, wenn sie sich zu sehr isoliert• Akzeptieren Sie, dass sich die Person verän<strong>der</strong>t hat(Auszug aus Beristaín 2000, unveröffentlichtes spanisches Dokument, vgl.auch Beristaín / Donà 2001:20ff)7.1.2. Rückkehr <strong>in</strong>s Herkunftsland<strong>Die</strong> Rückkehr aus dem Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en kulturellenLebenszusammenhang und e<strong>in</strong>em psychisch und physischanspruchsvollen Friedensdienst kann, wie oben beschrieben,e<strong>in</strong> schwieriger Teil des gesamten Prozesses des E<strong>in</strong>satzesse<strong>in</strong>. Damit verbunden s<strong>in</strong>d z. B. Müdigkeit, Überarbeitung,Orientierungslosigkeit, Gefühle kultureller undsozialer Entfremdung. Auch die sozialen Kontakte, dieim Team als sehr <strong>in</strong>tensiv und manchmal auch belasten<strong>der</strong>lebt wurden, haben nach <strong>der</strong> Rückkehr <strong>in</strong> Deutschlandwie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Qualität. Möglicherweise wurden persönlicheFreiräume vermisst, aber <strong>der</strong> enge Zusammenhaltim Team als positiv empfunden. Manche Personenmachen sich Sorgen um die Sicherheit <strong>der</strong> begleitetenMenschenrechtsverteidigerInnen. Aus langjähriger Erfahrungist bekannt, dass die Rückkehr <strong>in</strong> das Herkunftslande<strong>in</strong> schwieriger Abschnitt des gesamten <strong>Freiwilligen</strong>e<strong>in</strong>satzesse<strong>in</strong> kann und somit nicht vernachlässigt o<strong>der</strong> unterschätztwerden darf.Deshalb möchte <strong>pbi</strong> den zurückgekehrten Friedensfachkräftene<strong>in</strong>en schrittweisen Prozess <strong>der</strong> Rückkehr ermöglichen.Hierfür ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungsphase e<strong>in</strong>efeste persönliche Unterstützungsgruppe beson<strong>der</strong>s wertvoll.In diesem Prozess werden die <strong>Freiwilligen</strong> durch dieReferent<strong>in</strong> für <strong>Freiwilligen</strong>begleitung, durch ehemaligeFriedensfachkräfte und die Län<strong>der</strong>gruppe begleitet. <strong>Die</strong>Friedensfachkräfte kommen mit vielfältigen Erfahrungenund vielfältigem Wissen <strong>der</strong> Situation vor Ort <strong>in</strong> ihr Herkunftslandzurück. Sie standen <strong>in</strong> engem Kontakt mitengagierten Persönlichkeiten aus sozialen Bewegungenund waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tensiven Austausch mit Angehörigenverschiedener Kulturen und den kulturellen Gegebenheitendes Landes. Mit diesem Wissen können sie an<strong>der</strong>eMenschen für Menschenrechtsthemen sensibilisieren undweiterbilden. Vielfältig s<strong>in</strong>d die positiven Erfahrungen,die aus e<strong>in</strong>em <strong>Freiwilligen</strong>e<strong>in</strong>satz als Friedensfachkraft resultierenkönnen: Soziale Kompetenz, sprachliche Fähigkeiten,Auslandserfahrungen, vertiefte Kenntnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong>zivilen Konfliktbearbeitung, Umgang mit <strong>in</strong>ternationalenOrganisationen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Advocacyarbeit und vieles mehr.<strong>Die</strong> RückkehrerInnen stellen für die <strong>pbi</strong>-Inlandsarbeit e<strong>in</strong>unersetzbares Potential dar – sei es <strong>in</strong> den <strong>pbi</strong>-Arbeitsgruppen,Län<strong>der</strong>- und Regionalgruppen o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Advocacy-,Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. <strong>pbi</strong> möchte dieseProjekterfahrungen unmittelbar <strong>in</strong> die genannten Arbeitsbereichee<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, um diese wichtigen Ressourcen anWissen und Erfahrung nachhaltig für die Organisation zunutzen. Nach jedem E<strong>in</strong>satz f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Nachbereitungsgespräch(Kapitel 7.2.1.) mit <strong>der</strong> Referent<strong>in</strong> für Freiwilli-23 <strong>pbi</strong>-Schweiz hat e<strong>in</strong>en sehr guten Ratgeber für PartnerInnen und Familien <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> erarbeitet. Dar<strong>in</strong> bekommen Familien und PartnerInnen Ratschläge,wie sie die <strong>Freiwilligen</strong> während den verschiedenen Phasen e<strong>in</strong>es Friedense<strong>in</strong>satzes bestmöglich unterstützen können. (<strong>pbi</strong> Sschweiz 2007: Ratgeber für diePartnerInnen und Familien <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong>.)35


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen FriedensarbeitZurückgekehrte <strong>pbi</strong>-Freiwillige stärken dieRegionalgruppen. Kathar<strong>in</strong>a Meier (ganz li.),Sarah Fritsch (2. <strong>von</strong> re.) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>genbegleitung und ggf. e<strong>in</strong>er PatIn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschäftsstellestatt. Zudem wird die Fachkraft gebeten, an projektspezifischenArbeitsgruppentreffen teilzunehmen, was e<strong>in</strong>wichtiger Teil <strong>der</strong> Nachbereitung ist. Dort können dieFachkräfte Kontakte, die sie schon vor <strong>der</strong> Ausreise mit<strong>der</strong> Arbeitsgruppe geknüpft haben, wie<strong>der</strong> aufnehmenund den Mitglie<strong>der</strong>n über ihre Arbeit im Projekt berichtenund zukünftige Aktivitäten planen. Außerdem könnendie RückkehrerInnen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Arbeitsgruppe ihrenAufenthalt im Projekt mit e<strong>in</strong>er Gruppe reflektieren, diesowohl thematisch als auch <strong>in</strong>haltlich die Arbeit im Projektverfolgt. Wenn möglich, sollte die <strong>in</strong>ternationale sowienationale Vernetzung mit an<strong>der</strong>en Nichtregierungsorganisationenund Menschenrechtsgruppen auch nach<strong>der</strong> Rückkehr weiter gepflegt werden. E<strong>in</strong>erseits ist dieFachkraft auf diesem Weg weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Kontakt mit denOrganisationen des E<strong>in</strong>satzlandes, an<strong>der</strong>erseits könnensich dadurch weitere Berufsperspektiven entwickeln. Sokommt es nicht selten vor, dass die Fachkraft <strong>in</strong> ihr E<strong>in</strong>satzlandzurückkehrt und dort für e<strong>in</strong>e Menschenrechtsorganisationtätig wird.<strong>Die</strong> <strong>Freiwilligen</strong> wirken im <strong>pbi</strong>-Schulprojekt als ReferentInnenmit, das sowohl schulische wie auch außerschulischeUnterrichtse<strong>in</strong>heiten zur Menschenrechtsbildungmit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen anbietet. <strong>Die</strong> zurückgekehrten<strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> s<strong>in</strong>d zudem willkommene Gesprächspartnerauf thematischen Workshops, Konferenzenund Vorträgen. Auch werden sie regelmäßig <strong>von</strong>E<strong>in</strong>e-Welt-Läden, Kulturzentren, Kirchengeme<strong>in</strong>den o<strong>der</strong>Menschenrechtskoord<strong>in</strong>ationsgruppen angefragt.Das RückkehrerInnensem<strong>in</strong>ar (vgl. Kapitel 7.2.) dient <strong>in</strong>erster L<strong>in</strong>ie dazu, dass die <strong>Freiwilligen</strong> sich geme<strong>in</strong>sammit an<strong>der</strong>en kürzlich zurückgekehrten <strong>Freiwilligen</strong> überdas Erlebte austauschen können. <strong>Die</strong>ses Sem<strong>in</strong>ar f<strong>in</strong>detunter Anleitung e<strong>in</strong>er erfahrenen TeamerIn <strong>in</strong> geschütztemRahmen statt. <strong>Die</strong>s ist e<strong>in</strong> Weg, die gemachtenErfahrungen zu verarbeiten. Außerdem bietet <strong>pbi</strong> dieMöglichkeit, sich nach <strong>der</strong> Rückkehr aus dem Projekt aufe<strong>in</strong>e den RückkehrerInnen vorbehaltene sechsmonatigeProjektreferentInnenstelle zu bewerben. <strong>Die</strong>se werden <strong>in</strong><strong>der</strong> Regel drei Monate vor Rückkehr <strong>der</strong> Friedensfachkräfteausgeschrieben (vgl. Kapitel 7.2.6.). Auf diese Weisewird das Fachwissen <strong>der</strong> RückkehrerInnen <strong>in</strong> die Organisatione<strong>in</strong>gebunden und damit das Wie<strong>der</strong>ankommenerleichtert.All diese Maßnahmen dienen zur Stärkung <strong>der</strong> ehemaligenFachkräfte, <strong>der</strong> persönlichen Anerkennung undWertschätzung ihrer geleisteten Arbeit. 24In <strong>der</strong> Regel f<strong>in</strong>det die Nachbereitung nicht direkt imAnschluss an die Rückkehr statt, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong>e<strong>in</strong> bis drei Monaten. Viele Freiwillige nutzen die Zeit <strong>der</strong>Nachbereitung, <strong>in</strong>dem sie über die gewonnenen E<strong>in</strong>drückeund Erfahrungen berichten und <strong>in</strong> unterschiedlichenBereichen aktiv werden. Im Folgenden werden e<strong>in</strong>igedieser Bereiche sowie Methoden und Instrumente <strong>der</strong><strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräften nach ihrem E<strong>in</strong>satzgenauer vorgestellt.In Kapitel 7.4. f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e weitere Idee für e<strong>in</strong> RückkehrerInnenkonzept,das auf dem Weiterbildungssem<strong>in</strong>arfür NachbereiterInnen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 2008 entwickelt wurde.24 Der Umgang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nutzung des Erfahrungsschatzes <strong>von</strong> Friedensfachkräften <strong>in</strong> Deutschland deckt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorgehensweise <strong>in</strong> vielen Punkten mit dem eedund <strong>der</strong> AGEH. (Studientag <strong>in</strong> Bonn 2007)36


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satz7.2. Methoden <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräftennach e<strong>in</strong>em Auslandse<strong>in</strong>satz7.2.1. NachbereitungsgesprächIm Nachbereitungsgespräch versuchen wir herauszuf<strong>in</strong>den,<strong>in</strong> welcher Situation sich die Friedensfachkraft bef<strong>in</strong>det,ob das soziale Netz hier ausreichend stark ist um„wie<strong>der</strong> anzukommen“ o<strong>der</strong> ob Unterstützung <strong>in</strong> <strong>der</strong>Verarbeitung hilfreich se<strong>in</strong> könnte.Entsprechend dient das Gespräch dazu, den Bedarf anFolgeangeboten mit <strong>der</strong> Friedensfachkraft genauer zubestimmen. <strong>Die</strong>se können im Bereich <strong>der</strong> Beratung liegenund Orientierungshilfe geben sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vermittlung<strong>von</strong> PsychologInnen bestehen. <strong>Die</strong>se arbeiten bereitslänger mit <strong>pbi</strong> zusammen und können die Folgen e<strong>in</strong>es<strong>Freiwilligen</strong>dienstes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krisenregion e<strong>in</strong>schätzen. 25Das Gespräch dient aber auch als Rückblick auf den E<strong>in</strong>satzund – falls <strong>von</strong> <strong>der</strong> Friedensfachkraft gewünscht– kann Hilfe bei <strong>der</strong> Bewältigung <strong>von</strong> wichtigen Alltagsregelungengegeben werden. Dazu gehören die Versicherung<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krankenkasse, die Wohnungssuche undÜberlegungen, wie es hier beruflich weitergehen kannund wie die RückkehrerIn <strong>in</strong> die <strong>pbi</strong>-Arbeit vor Ort e<strong>in</strong>gebundenwerden kann.Zudem wird die Friedensfachkraft gebeten, ihren E<strong>in</strong>satzschriftlich auszuwerten. (siehe Anhang 1)Nicht zuletzt bietet das Nachbereitungsgespräch e<strong>in</strong>eMöglichkeit, vorsichtig Phänomenen wie Burnout und Sekundärtraumatisierungzu identifizieren.7.2.1.1. Umgang mit Sekundärtraumatisierung: Erste HilfeWir s<strong>in</strong>d offen und empathisch für das, was uns MenschenrechtsverteidigerInnen<strong>in</strong> Bezug auf Krieg und Gewalt erzählen.<strong>Die</strong>se Empathie ist e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Quelle unserer Verletzlichkeitgegenüber Leid und Schmerz. Wer mit durchGewalt traumatisierten Menschen arbeitet, ist mit <strong>der</strong>Brutalität, <strong>der</strong> schmerzvollen Realität <strong>der</strong> menschlichenGeme<strong>in</strong>schaft konfrontiert (medica mondiale 2006:2ff).Jemand, <strong>der</strong> sich auf Menschen e<strong>in</strong>lässt, die <strong>von</strong> Greueltaten,Terror, Schmerz und Trauer traumatisiert s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong>da<strong>von</strong> berichten, wie MenschenrechtsverteidigerInnenUnrecht angetan wird, <strong>in</strong>dem ihnen beispielsweise diepsychische Genesung durch e<strong>in</strong>e Politik des Vergebensund Vergessens verwehrt wird, kann sekundär traumatisierenbzw. <strong>in</strong> abgeschwächter Form ähnliche Symptomeentwickeln, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> posttraumatischen Belastungsstörungbeschrieben werden (eed 2005:7; 14, Teegen /Grotw<strong>in</strong>kel 2001:169; vgl. Sabiç 1999; Wünsche / Döhne1999).<strong>Die</strong> Auswirkungen s<strong>in</strong>d vielfältig: sie können sich aufunser Selbstbild, unseren Glauben über uns und an<strong>der</strong>e,unsere Identität, unsere Weltsicht usw. auswirken.Insbeson<strong>der</strong>e bei Menschen <strong>in</strong> „helfenden Berufen“ istdie sekundäre Traumatisierung weit verbreitet (medicamondiale 2006:3). In unserem Kontext, also <strong>der</strong> Friedensarbeit,ist es wichtig, e<strong>in</strong>en fundierten H<strong>in</strong>tergrundüber Traumaverarbeitung zu haben, wie dies bereits <strong>in</strong><strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung geschieht. <strong>Die</strong>s dient dazu,e<strong>in</strong> Verständnis für das Thema zu bekommen, diesesWissen an<strong>der</strong>en weitergeben zu können und möglicheStrategien im Umgang mit sekundärer Traumatisierungbzw. Schutzmöglichkeiten davor zu f<strong>in</strong>den. Im Umgangmit sekundärer Traumatisierung brauchen BegleiterInnenund Friedensfachkräfte Selbstwertschätzung und Selbstfürsorge,denn wenn wir nicht für uns selbst sorgen können,ist es schwierig, für an<strong>der</strong>e da zu se<strong>in</strong> und D<strong>in</strong>ge zubewegen. Bei e<strong>in</strong>er sekundären Traumatisierung werden<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt.25 E<strong>in</strong> weiterer, bisher wenig beachteter Aspekt betrifft die Auswirkungen <strong>von</strong> Burnout und Traumatisierung auf die Inlandsarbeit. Zurückgekehrte Fachkräfte, dieunter solchen Symptomen leiden, ohne die damit verbundenen Erlebnisse bearbeiten zu können, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> hohem Maße dem Risiko ausgesetzt, <strong>von</strong> dem Erlebtenüberwältigt zu werden. <strong>Die</strong>s kann e<strong>in</strong>en erheblichen Leidensdruck erzeugen und sich auch sehr nachteilig darauf auswirken, wie die Erfahrungen des Projektaufenthaltsrückblickend wahrgenommen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit dargestellt werden. In jedem Fall s<strong>in</strong>d auch hier, falls erfor<strong>der</strong>lich, nachsorgende Maßnahmenangebracht. (Wünsche 1999)37


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen FriedensarbeitCarol<strong>in</strong>e Sperl<strong>in</strong>g (li.), <strong>pbi</strong>-Freiwillige für den ZFD, mitMenschenrechtsverteidiger<strong>in</strong> Suciwati Munir (Indonesien)nach e<strong>in</strong>em Gespräch im Auswärtigen Amt, Berl<strong>in</strong>Daher ist es beson<strong>der</strong>s wichtig, während des gesamtenE<strong>in</strong>satzes und <strong>der</strong> Rückkehr auf das körperliche und seelischeWohlbef<strong>in</strong>den zu achten. (ebd:4; eed 2005:28ff)(siehe Anhang 3)medica mondiale beschreibt drei Aspekte, die im Umgangmit sekundärer Traumatisierung auf Seiten <strong>der</strong> Friedensfachkraftwichtig s<strong>in</strong>d:Achtsamkeit: auf sich selbst, die eigenen Bedürfnisse,Grenzen und Ressourcen achten. Es ist wichtig, sich selbstgut zu kennen und gut zu verstehen, eigene Gefühle zuzulassenund wahrzunehmen, um im Kontakt mit Betroffenenklar se<strong>in</strong> zu können und um zwischen Übertragungund Gegenübertragung unterscheiden zu können.Balance: Balance zwischen <strong>der</strong> Vielfalt unserer Aktivitätenim beruflichen und im persönlichen Leben f<strong>in</strong>den.Verb<strong>in</strong>dung: In <strong>der</strong> begleitenden Arbeit, im Kontext <strong>von</strong>Gewalt und Trauma, ist es wichtig, sich verbunden zu fühlenmit sich und an<strong>der</strong>en, mit <strong>der</strong> Natur, mit dem Leben.Das Wissen darum, diese (Friedens-)Arbeit nicht alle<strong>in</strong>etragen zu müssen, son<strong>der</strong>n den eigenen kle<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollenAnteil beizutragen. Es ist wichtig auf uns zu achtenund unsere Kräfte e<strong>in</strong>zuteilen. (ebd. 2006:4ff)<strong>Die</strong> Fragen, die sich <strong>in</strong> unserem Kontext stellen, s<strong>in</strong>d: Wiespreche ich als NachbereiterIn, als „Laie“ (Sekundär-)Traumataan? Was ist me<strong>in</strong>e Verantwortung? Darf ich dieseTür öffnen?In <strong>der</strong> Nachbereitung können wir die zurückgekehrteFachkraft unterstützen und offen se<strong>in</strong> für das, was sie/eruns erzählt. Wir sollten zuhören und auf ke<strong>in</strong>en Fall zumErzählen über belastende Inhalte drängen! Wenn wir alsBegleiterIn o<strong>der</strong> die Fachkraft selber (sekundär-)traumatischeBelastungen vermuten, dann können wir eventuelleZusammenhänge mit den gemachten Erfahrungenachtsam ansprechen und die Symptome als normale körperlicheund / o<strong>der</strong> psychische Reaktion auf belastendeEreignisse besprechen. Falls die Fachkraft es wünscht,können wir Hilfe bei <strong>der</strong> Suche nach speziell für diese Thematikausgebildete BeraterInnen anbieten. Ansonsten istim Umgang mit <strong>der</strong> Fachkraft Empathie und Wohlwollen,ohne Überengagement, wichtig. Wir können Erste Hilfeanbieten, <strong>in</strong> dem wir für die Fachkraft zuverlässig das<strong>in</strong>d und geme<strong>in</strong>sam weitere Schritte überlegen – falls erwünscht.Wir können Ruhe vermitteln, Mut machen undEntlastung schaffen. Wir können zur Selbsthilfe anregenund Cop<strong>in</strong>gstrategien <strong>der</strong> Fachkräfte anerkennen undwürdigen. (Weiterbildungssem<strong>in</strong>ar Berl<strong>in</strong> 2008)Für die NachbereiterInnen ist es wichtig, die eigenen„Kompetenzen“ nicht zu überschreiten und mit <strong>der</strong> Friedensfachkraftdeutlich zu kommunizieren, dass e<strong>in</strong> o<strong>der</strong>mehrere Gespräche mit ihm/ihr e<strong>in</strong>e gezielte Fachberatungnicht ersetzen. Wobei dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel allen Beteiligtenklar ist. In jedem Fall s<strong>in</strong>d die Grenzen unserer Unterstützungund die Grenzen <strong>der</strong> Betroffenen zu beachten.<strong>Die</strong> Frage, ab wann e<strong>in</strong>e Psychotherapie o. ä. s<strong>in</strong>nvoll ist,kann nur geschultes Personal geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong>/dem<strong>Freiwilligen</strong> erörtern. <strong>Die</strong> Personen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbereitungtätig s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d zwar sozial kompetent, können abere<strong>in</strong>e geschulte Fachkraft nicht ersetzen.Selbst Fachleuten, so Wünsche und Döhne, unterlaufenbei ungenügen<strong>der</strong> Kenntnis dieser Problematik Fehle<strong>in</strong>schätzungen:z. B. werden auftretende Depressionen fürHeimweh gehalten, Alkoholmissbrauch für e<strong>in</strong> persönlichesProblem und Risikoverhalten als hohe Belastbarkeitund nicht als Ausdruck traumatischer Belastungsreaktionene<strong>in</strong>geschätzt. Auch die Auswirkungen sekundärerTraumatisierung werden häufig nicht als solche erkannt(ebd. 1999) 26 .Teegen beschreibt e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien entwickeltes Betreuungskonzeptfür Feuerwehrleute und an<strong>der</strong>e gefährdeteBerufsgruppen, das „auf kollegialer Unterstützungberuht“. Nach hochbelasteten E<strong>in</strong>sätzen werden den HelferInnen<strong>von</strong> vertrauten KollegInnen, die <strong>in</strong> spezifischenGesprächstechniken geschult s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> bis drei Gesprächeangeboten, um über das Erlebte <strong>in</strong> Ruhe zu reflektierenund zu sprechen. Angesprochen werden u.a. Gefühle wieTrauer, Angst und Schuld <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit speziellenE<strong>in</strong>satzerfahrungen. <strong>Die</strong> Gespräche erfolgen geme<strong>in</strong>sammit an<strong>der</strong>en, die ähnliches erlebt haben. Abschließend26 Zum Thema sehr empfehlenswert: „Wenn die Welt zerbricht. Mit traumatischen Erlebnissen umgehen.” Scriptum 3. eed, Bonn.38


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satzkann die Intensität <strong>der</strong> Belastung e<strong>in</strong>geschätzt und darübergesprochen werden, ob die Fachkräfte mehr Unterstützungwie z. B. e<strong>in</strong>e psychologische / therapeutischeUnterstützung möchte (ebd.:344). E<strong>in</strong> ähnliches Konzeptwird auch <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> Deutschland verfolgt, Gespräche imTeam vor Ort und mit BegleiterInnen nach dem E<strong>in</strong>satzbieten die Möglichkeit <strong>der</strong> kollegialen Unterstützung. 27(vgl. auch Kapitel 7.5.1.) (siehe Anhang 2)7.2.2. AdvocacyarbeitAuch nach <strong>der</strong> Rückkehr <strong>der</strong> Friedensfachkräfte ist diepolitische Arbeit auf nationaler wie <strong>in</strong>ternationaler Ebenee<strong>in</strong> wichtiger Teil <strong>der</strong> Arbeit <strong>von</strong> zurückgekehrten Friedensfachkräftenund ProjektreferentInnen. <strong>Die</strong>se verfügenüber die notwendige Kompetenz und berichten <strong>von</strong>direkten Erfahrungen vor Ort. Auch an<strong>der</strong>e erfahreneehrenamtliche Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Projektarbeitsgruppen, dieKoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> aus <strong>der</strong> Hamburger <strong>pbi</strong>-Geschäftsstelle undan<strong>der</strong>e RepräsentantInnen <strong>der</strong> Projekte s<strong>in</strong>d wichtige UnterstützerInnen<strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Advocacyarbeit. E<strong>in</strong> wichtiger Teil<strong>der</strong> Advocacyarbeit besteht dar<strong>in</strong>, Gespräche zu führenund bestehende Kontakte zu pflegen. Ziel <strong>der</strong> Advocacyarbeitist die Unterstützung und <strong>der</strong> Schutz <strong>von</strong> MenschenrechtsverteidigerInnen,sozialen Organisationenund Opfern <strong>von</strong> Menschenrechtsverletzungen, die z. B.aufgrund ihres Engagements für wirtschaftliche, soziale,kulturelle und <strong>in</strong>digene Rechte <strong>von</strong> politisch motivierterGewalt bedroht s<strong>in</strong>d.Um dies zu erreichen, versucht <strong>pbi</strong>, auf die Situation <strong>der</strong>begleiteten Personen und Gruppen aufmerksam zu machen,um politische Unterstützung zu bekommen.Zielgruppen hierfür s<strong>in</strong>d z. B.: Län<strong>der</strong>referentInnen imAuswärtigen Amt (AA) und im Bundesm<strong>in</strong>isterium fürwirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), Menschenrechtsreferatund zivile Krisenprävention im AA undBMZ, Bundestagsabgeordnete, v. a. aus dem Menschenrechtsausschuss,Auswärtigen Ausschuss und Ausschussfür wirtschaftliche Zusammenarbeit, kirchliche VertreterInnenund BischöfInnen, Vorfeldorganisationen <strong>der</strong> deutschenEnticklungszusammenarbeit, z. B. die Gesellschaftfür Technische Zusammenarbeit (GTZ), Referate zu Krisenprävention,VertreterInnen an<strong>der</strong>er Nichtregierungsorganisationen,JuristInnen / AnwältInnen, Friedensforschungs<strong>in</strong>stitute,Gewerkschaften, WissenschaftlerInnenund JournalistInnen. 28 Formen <strong>der</strong> Unterstützung s<strong>in</strong>d:Teilnahme an Eilaktionen 29 , Partnerorganisationen empfangenund ihre Anliegen auf die politische Agenda br<strong>in</strong>gen,Kontakte zwischen den MenschenrechtsverteidigerInnenund Nichtregierungsorganisationen vermitteln,parlamentarische Anfragen, Resolutionen, Teilnahme anDelegationsreisen. 30 Außerdem begleitet <strong>pbi</strong> MenschenrechtsverteidigerInnen,die sich <strong>in</strong> Deutschland o<strong>der</strong> Europazu Besuch aufhalten, zu Gesprächsterm<strong>in</strong>en und sorgtggf. für die Übersetzung.7.2.3. ÖffentlichkeitsarbeitDen zurückgekehrten Friedensfachkräften stehen unterschiedlicheBereiche des E<strong>in</strong>satzes <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Öffentlichkeitsarbeitzur Verfügung. Dazu gehören z. B.Vortragsrundreisen, Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungsreihen,wie den „Late<strong>in</strong>amerika-Tagen“, Vorträgean Universitäten, das Schreiben <strong>von</strong> Artikeln fürdiverse Publikationen und Rundbriefe (z. B. <strong>pbi</strong>-Rundbriefo<strong>der</strong> ai-Journal).27 In Anlehnung an den eed und die Weltgesundheitsorganisation f<strong>in</strong>det sich im Anhang 2 e<strong>in</strong> Fragebogen, <strong>der</strong> nach den 17 häufigsten und gravierendstenMerkmalen e<strong>in</strong>er Posttraumatischen Belastung fragt. <strong>Die</strong>ser soll <strong>der</strong> NachbereiterIn helfen, wenn sie/er bei <strong>der</strong> zurückkehrten Fachkraft solch e<strong>in</strong>e Belastungsreaktionvermutet, um geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Fachkraft zu überlegen, ob e<strong>in</strong>e professionelle Hilfe <strong>in</strong> diesem Bereich h<strong>in</strong>zugezogen werden soll.28 Um diese Zielgruppen für <strong>pbi</strong> zu gew<strong>in</strong>nen und <strong>in</strong> Kontakt zu treten, werden bestimmte Anlässe gesucht: lokaler Bezug <strong>der</strong> Zielperson (z. B. Wahkreisabgeordnetere<strong>in</strong>es ausreisenden <strong>Freiwilligen</strong>), thematischer Bezug <strong>der</strong> Zielperson (z.B. Late<strong>in</strong>amerika-Beauftragter <strong>der</strong> SPD).29 Zur politischen Arbeit <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> gehört e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales Alarmnetz, das <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s bedrohlichen Situationen zur Unterstützung des Projektes und <strong>der</strong> begleitetenOrganisation aktiviert wird.30 <strong>pbi</strong> nimmt auch an Begegnungen <strong>in</strong>nerhalb diverser Gesprächsrunden teil. <strong>Die</strong> Teilnahme und <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Beteiligung (aktiv o<strong>der</strong> passiv) hängt dabei vomMandat ab. Dazu gehören z.B.: Kontakt zwischen Forum Menschenrechte, Bundestag und Regierung, Treffen mit an<strong>der</strong>en Organisationen, Län<strong>der</strong>gespräche, Konferenzen<strong>in</strong> Abstimmung mit dem jeweiligen Projektbüro, Teilnahme an Gesprächen mit multilateralen Institutionen wie EU und UN. (<strong>pbi</strong>-Lobbyhandbuch 2007)39


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit7.2.4. Mitarbeit an Weiterbildungssem<strong>in</strong>aren<strong>Die</strong> zurückgekehrten <strong>Freiwilligen</strong> werden dazu ermutigt,sich an unterschiedlichen Weiterbildungssem<strong>in</strong>aren alsTeamerIn zu beteiligen. Dazu gehören Weiterbildungssem<strong>in</strong>arezu Gesprächsführung und Rhetorik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lobby-Advocacyarbeit und Sem<strong>in</strong>are für BegleiterInnen <strong>von</strong> Friedensfachkräftennach e<strong>in</strong>em Projekte<strong>in</strong>satz (vgl. Kapitel7.4.) o<strong>der</strong> zu Themen wie Gen<strong>der</strong> und Diversity. Wie <strong>in</strong>Kapitel 5.2. beschrieben, s<strong>in</strong>d zurückgekehrte Friedensfachkräfte<strong>in</strong> die Vorbereitung und Durchführung <strong>von</strong>Sem<strong>in</strong>aren <strong>von</strong> ausreisenden <strong>Freiwilligen</strong> ebenfalls e<strong>in</strong>gebunden.E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Bereich, <strong>in</strong> dem zurückgekehrteFriedensfachkräfte e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d, ist die bildungspolitischeArbeit zu Menschenrechten im <strong>pbi</strong>-Schulprojektund an<strong>der</strong>en Bildungse<strong>in</strong>richtungen. Schließlich verfügendie <strong>Freiwilligen</strong> über e<strong>in</strong>en großen Schatz unmittelbarerErlebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit MenschenrechtsverteidigerInnen.7.2.5. Menschenrechtsbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>: das SchulprojektIn <strong>der</strong> Vergangenheit beteiligten sich zurückgekehrteFriedenfachkräfte vere<strong>in</strong>zelt auch an Vorträgen im schulischenBereich und am <strong>pbi</strong>-Schulprojekt. Auf Basis dieserErfahrungen und <strong>der</strong> positiven Rückmeldungen <strong>der</strong> Schulenhat <strong>pbi</strong> seit Ende 2003 e<strong>in</strong> Konzept zur systematischenBildungsarbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen entwickelt.(Konzeptentwurf zur Verstärkung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong>RückkehrerInnen <strong>in</strong> die Inlands- bzw. Bildungsarbeit <strong>von</strong><strong>pbi</strong>. Hamburg 2004)<strong>Die</strong> Erfahrungen und Kenntnisse <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong> s<strong>in</strong>dideale Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e Stärkung <strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong>Menschenrechte und För<strong>der</strong>ung des Eigenengagements<strong>von</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen: <strong>Die</strong> zurückgekehrten Fachkräfteerarbeiten mit ihnen konkrete Handlungsmöglichkeitenzur E<strong>in</strong>haltung und Achtung <strong>der</strong> Menschenrechtean verschiedenen Orten. Kompetentes Wissen <strong>in</strong> denBereichen Menschenrechte werden gelernt und gelehrt,gleichzeitig wird <strong>der</strong> Raum für den <strong>in</strong>terkulturellen Dialogausgeweitet und die Fähigkeit zur Analyse <strong>von</strong> politischen,ökonomischen und sozialen Zusammenhängen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erglobalisierten Welt erworben und weitergegeben.Auf Basis <strong>der</strong> positiven Erfahrungen werden RückkehrerInnenverstärkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildungsarbeit im Bereich des <strong>pbi</strong>-Schulprojekts e<strong>in</strong>gesetzt.Neben Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> und ehrenamtlich Tätigen s<strong>in</strong>dmittlerweile RückkehrerInnen die Hauptstütze des Schulprojektes.Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Unterrichtse<strong>in</strong>heitenund Workshops stehen die Themen Menschenrechteund zivile Konfliktbearbeitung. Der Bezug zum Alltag <strong>der</strong>Jugendlichen wird anhand geeigneter Methoden hergestellt.Das ermöglicht e<strong>in</strong>en „Blick über den Tellerrand“.„Ich habe vorrangig Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zu den Themen„Gewaltlose Konfliktbewältigung“ und „Verschw<strong>in</strong>denlassen“organisiert. Das Interesse und die Mitarbeit warenüberwältigend. Selbst für die Lehrkräfte war das neu...“(Kathar<strong>in</strong>a Meier, <strong>pbi</strong>-Kolumbienprojekt 2007, Projektreferent<strong>in</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Geschäftsstelle und Gen<strong>der</strong>beauftragte2008 im <strong>pbi</strong>-RB 03/08:9)<strong>Die</strong> konkrete Maßnahmen zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> RückkehrerInnenim Rahmen des Schulprojekts sehen so aus: Bereitsvor dem E<strong>in</strong>satz werden zukünftige Fachkräfte darüber<strong>in</strong>formiert, wie sie im Bereich <strong>der</strong> Menschenrechtsbildungnach ihrem E<strong>in</strong>satz aktiv werden können. Nach ihrer Rückkehrwerden Gespräche geführt, um ihnen die Möglichkeit<strong>der</strong> aktiven Mitwirkung anzubieten.Kont<strong>in</strong>uierlich soll <strong>der</strong> ReferentInnen-Pool ausgebaut werden:zurückgekehrte Fachkräfte werden speziell für dieArbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Menschenrechtsbildung <strong>von</strong> <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en erfahrenen Personen „ausgebildet“,um an Schulen Unterrichtse<strong>in</strong>heiten und Workshopsdurchführen zu können. Der Prozess <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellenE<strong>in</strong>führung be<strong>in</strong>haltet E<strong>in</strong>zelgespräche <strong>der</strong> zurückgekehrtenFachkräfte mit <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> (Vorstellung <strong>der</strong>Ziele und Mitwirkungsmöglichkeiten des Projektes), Vorstellung<strong>der</strong> bereits erprobten bzw. durchgeführten Konzepte,Planung <strong>von</strong> geme<strong>in</strong>samen Term<strong>in</strong>en an Schulen,geme<strong>in</strong>same Gestaltung und Vorbereitung erster Unterrichtse<strong>in</strong>heiten,geme<strong>in</strong>same Durchführung <strong>der</strong> entwickeltenUnterrichtse<strong>in</strong>heiten, Gespräche zur Auswertung <strong>der</strong>durchgeführten Unterrichtse<strong>in</strong>heiten und geme<strong>in</strong>sameWeiterentwicklung <strong>der</strong> Unterrichtse<strong>in</strong>heiten.40


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satzWeitere (geplante) Aktivitäten s<strong>in</strong>d u.a.:==> Herstellung und Veröffentlichung e<strong>in</strong>es Handbuchesfür ReferentInnen:Das Handbuch soll verschiedene Unterrichtse<strong>in</strong>heiten bish<strong>in</strong> zu Konzepten für Projekttage be<strong>in</strong>halten und <strong>in</strong> ersterL<strong>in</strong>ie RückkehrerInnen <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> und an<strong>der</strong>er OrganisationenAnregungen für die Entwicklung <strong>von</strong> entwicklungspolitischenBildungsangeboten bieten.==> Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>pbi</strong> Schul-Arbeitsgruppe: RegelmäßigeTreffen und enge Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>garantieren die Kont<strong>in</strong>uität <strong>der</strong> Aktivitäten desSchulprojektes.==> Bis Ende 2009 sollen 40 Unterrichtse<strong>in</strong>heiten / Workshopsan Hamburger Schulen durchgeführt werden.<strong>Die</strong>se sollen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe I und IIstattf<strong>in</strong>den und können <strong>von</strong> RückkehrerInnen und weiterenReferentInnen, z. B. Ehrenamtlichen, durchgeführtwerden.==> Bei Interesse an <strong>der</strong> Mitwirkung im Schulprojekt könnenzurückgekehrte Friedensfachkräfte Workshops durchführenund eigenständig neue Konzepte entwickeln. Geplants<strong>in</strong>d Sem<strong>in</strong>are für RückkehrerInnen zu Methoden<strong>der</strong> Bildungsarbeit, bzw. die Möglichkeit, an Sem<strong>in</strong>arenan<strong>der</strong>er Organisationen teilzunehmen.<strong>Die</strong> Vorträge und Workshops <strong>von</strong> zurückgekehrten Friedensfachkräftenan Schulen s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>e Möglichkeit,<strong>pbi</strong> bekannt zu machen und für Menschenrechtsarbeit zuwerben, sowie Infomaterial zu verbreiten.7.2.6. Beson<strong>der</strong>heiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbereitung mit dem ZFDZFD-Freiwillige haben die Möglichkeit, nach <strong>der</strong> Rückkehrdie För<strong>der</strong>ungen des För<strong>der</strong>werkes für RückkehrerInnenaus <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit sowie weitere Angebote,wie Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfen, Supervision sowieCoach<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen.Bei Bedarf wird den zurückgekehrten Fachkräften <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>enGruppen (1-3 TeilnehmerInnen) auch e<strong>in</strong> RückkehrerInnencoach<strong>in</strong>gangeboten, das unterschiedliche Zielehat, wie z. B. den Prozess <strong>der</strong> Reflexion zu unterstützen:Dazu gehört das Zurückschauen auf den <strong>pbi</strong>-Aufenthaltaus <strong>der</strong> „Distanz“ und die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit kulturellenRe<strong>in</strong>tegrationsschwierigkeiten („Reverse CultureShock“). <strong>Die</strong> Coach<strong>in</strong>gs bieten den Friedensfachkräftendie Möglichkeit, über ihre Erfahrungen zu sprechen unddiese zu verarbeiten. Dabei werden sie <strong>von</strong> Fachleuten(z. B. PsychologInnen) unterstützt. Um den Reflexionsprozessanzuregen, ist H<strong>in</strong>tergrundwissen, wie z. B. über<strong>in</strong>nerpsychische, zwischenmenschliche und gruppendynamischeProzesse, das ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Coach<strong>in</strong>g vermitteltwird, hilfreich.7.2.6.1. RückkehrerInnenstelleFriedensfachkräfte haben die Möglichkeit, sich nach <strong>der</strong>Rückkehr aus dem Projekt auf e<strong>in</strong>e den RückkehrerInnenvorbehaltene sechsmonatige ProjektreferentInnenstelle,die sogenannte „RückkehrerInnenstelle“ zu bewerben.Hierfür wurde e<strong>in</strong> „RückkehrerInnen-Fonds“ e<strong>in</strong>gerichtet,<strong>der</strong> sich aus den Spenden <strong>von</strong> ZFD-<strong>Freiwilligen</strong> speist, dieihr Unterhaltsgeld o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Teil da<strong>von</strong> an <strong>pbi</strong> spenden.ZFD-Freiwillige zeichnen nach Absprache mit <strong>pbi</strong> – DeutscherZweig e. V. e<strong>in</strong>e freiwillige Vere<strong>in</strong>barung und spendene<strong>in</strong>en erheblichen Teil ihres Unterhaltsgeldes an denFonds. Aus diesem Fonds werden Leistungen zur Unterstützung<strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> bei <strong>der</strong> Vorbereitung undbei <strong>der</strong> Rückkehr nach Deutschland f<strong>in</strong>anziert (Ausreisecoach<strong>in</strong>g,RückkehrerInnensem<strong>in</strong>ar, die befristete ProjektreferentenInnenstellebzw. RückkehrerInnenstelle).<strong>Die</strong> Stelle <strong>der</strong> ProjektreferentInnen umfasst Tätigkeitenfür die <strong>pbi</strong>-Projekte im Rahmen <strong>der</strong> Inlandsarbeit <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>Deutschland und auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene. <strong>Die</strong> zurückgekehrtenFachkräfte können mit dieser Stelle ihr Wissenprofessionell nutzen, <strong>von</strong> dem auch <strong>pbi</strong> sehr profitiert.E<strong>in</strong> Auswahlgremium entscheidet gemäß <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Richtl<strong>in</strong>ienüber die Vergabe. 3131 Für die Stelle werden Personen bevorzugt, die ke<strong>in</strong>en Anspruch auf Arbeitslosengeld und ke<strong>in</strong>e Arbeitsstelle haben und daher e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Bedarf an <strong>der</strong>durch die Stelle gegebenen f<strong>in</strong>anziellen und sozialen Absicherung besitzen. Ausserdem werden RückkehrerInnen bevorzugt, die e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Bedarf an denMöglichkeiten zeigen, die die RückkehrerInnenstelle sozial und psychisch für die Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung bietet.41


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit7.2.6.2. Beson<strong>der</strong>heiten mit dem Programm „weltwärts“==> <strong>Die</strong> „weltwärts“-Begleitmaßnahmen sehen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Zeitraum <strong>von</strong> zwei Jahren <strong>in</strong> unterschiedlichenPhasen zahlreiche Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong><strong>Freiwilligen</strong> vor. Dazu gehören entwicklungspolitischeo<strong>der</strong> fachspezifische Sem<strong>in</strong>are und Tagungen, die biszu sechs Monate nach <strong>der</strong> Rückkehr des/<strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>nach Deutschland besucht werden können (weltwärts2007:11ff). Hier soll e<strong>in</strong> Beispiel skizziert werden:Phase 3: RückkehrerInnenprogramm 2-6 Monate (bedarfsorientiert),wie z.B. RückkehrerInnen aus dem „weltwärts“-<strong>Freiwilligen</strong>dienstwerden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung undDurchführung <strong>von</strong> Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zu entwicklungspolitischenThemen, zur Situation im Projektland und zuMöglichkeiten des Engagements im In- und Ausland e<strong>in</strong>bezogeno<strong>der</strong> erstellen e<strong>in</strong>e Broschüre zum <strong>Freiwilligen</strong>dienstals Orientierungshilfe für Interessierte. Im Fokus stehenneben <strong>in</strong>haltlichen und organisatorischen Informationen,aber vor allem persönliche Motivation und Erfahrungsberichte<strong>von</strong> ehemaligen <strong>Freiwilligen</strong>. (weltwärts 2007)==> RückkehrerInnenprogramm „<strong>pbi</strong> baut e<strong>in</strong>e Brücke– entwicklungspolitische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeitdurch RückkehrerInnen“ 2009:<strong>Die</strong> <strong>Freiwilligen</strong> können sich bei <strong>pbi</strong> bereits beruflich orientieren,um den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Berufsfeld <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeitzu f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>sucht jedoch vielmehr nach Möglichkeiten, ihre Kompetenzenpunktuell e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong> über e<strong>in</strong>en Zeitraum<strong>von</strong> mehreren Wochen o<strong>der</strong> Monaten unmittelbar nachihrem <strong>Freiwilligen</strong>dienst ihre Erfahrungen <strong>der</strong> Zivilgesellschaftzugänglich zu machen. Neben <strong>der</strong> Anerkennungund dem Weiterbildungsaspekt dient e<strong>in</strong>e solche aktivePhase auch <strong>der</strong> Orientierung und dem Fußfassen nach<strong>der</strong> Rückkehr. Von vielen <strong>Freiwilligen</strong> wurde e<strong>in</strong>e Vortragsrundreisenach <strong>der</strong> Rückkehr bereits als e<strong>in</strong>e guteund hilfreiche Möglichkeit gesehen, die Erlebnisse mitden Menschen hier <strong>in</strong> Deutschland teilen zu können undso e<strong>in</strong>e Brücke zwischen „dort“ und „hier“ zu schlagen.<strong>Die</strong>se Angebote möchten wir systematisieren und denRückkehrerInnen die Möglichkeit geben, ohne eigenenf<strong>in</strong>anziellen Aufwand punktuelle o<strong>der</strong> auch mehrmonatigeMaßnahmen <strong>der</strong> Öffentlichkeits-, Advocacy- undBildungsarbeit anzubieten. <strong>Die</strong> Bildungsarbeit wird unterbeson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>von</strong> öffentlichen Vorträgenund Projektarbeit <strong>in</strong> Schulen e<strong>in</strong>en Schwerpunkt bilden,was auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bezeichnung „<strong>pbi</strong> schafft e<strong>in</strong>e Brücke– entwicklungspolitische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeitdurch RückkehrerInnen“ deutlich wird.7.3. RückkehrerInnensem<strong>in</strong>arDreimal im Jahr bietet <strong>pbi</strong> zurückgekehrten <strong>Freiwilligen</strong>die Teilnahme an e<strong>in</strong>em dreitägigen RückkehrerInnensem<strong>in</strong>aran.Ziel dieses Sem<strong>in</strong>ars ist es zum e<strong>in</strong>en, den zurückgekehrten<strong>Freiwilligen</strong> die Möglichkeit zu geben, ihre Zeit imTeam zu reflektieren und dort evtl. aufgetretene Schwierigkeitenbzw. offene Fragen anzusprechen, und sichmit Menschen, die ähnliche Erlebnisse gemacht haben,kollegial auszutauschen. E<strong>in</strong> RückkehrerInnensem<strong>in</strong>arkann die Möglichkeit bieten, eigene Zweifel und Fragenim Kontext <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzzeit zu klären o<strong>der</strong> Konflikte aus<strong>der</strong> Teamzeit zu besprechen, um mit sich und an<strong>der</strong>en„<strong>in</strong>s Re<strong>in</strong>e“ zu kommen. Das Sem<strong>in</strong>ar kann auch e<strong>in</strong> guterAbschluss <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzzeit se<strong>in</strong>, um neue Wege gehen zukönnen. Außerdem können <strong>in</strong>dividuelle Bewältigungsstrategiendurch die Tra<strong>in</strong>erIn erlernt werden. Unter Anleitunge<strong>in</strong>er erfahrenen Tra<strong>in</strong>erIn, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samenErfahrungsh<strong>in</strong>tergrund, mit gegenseitiger Unterstützungsowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschützten Rahmen fällt es vielen Menschenleichter, über belastende und positive Erfahrungenund die damit verbundenen Gefühle (z. B. Wut, Trauer,Freude) zu sprechen. E<strong>in</strong> RückkehrerInnensem<strong>in</strong>ar kanne<strong>in</strong> geschützter Ort se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> dem Wünsche, Ängste, Gefühleund Gedanken thematisiert und die eigene verantwortungsvolleRolle reflektiert werden. Im Sem<strong>in</strong>ar kannRaum geschaffen werden für e<strong>in</strong>e Stärkung <strong>der</strong> Friedensfachkräfte,<strong>in</strong> dem ihre Arbeit durch die Teilnehmendenund Tra<strong>in</strong>erIn Wertschätzung erfährt.Insgesamt erhielt <strong>pbi</strong> Deutschland <strong>von</strong> den meisten RückkehrerInnene<strong>in</strong>e positive Rückmeldung zu den RückkehrerInnensem<strong>in</strong>aren,die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit stattfanden.Dabei steht bei vielen im Vor<strong>der</strong>grund, das Erlebtegeme<strong>in</strong>sam mit an<strong>der</strong>en zu reflektieren.42


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satzEmanuel Goo (Mitte), freier Journalist <strong>in</strong>Nabire, West-Papua, wird seit 2008 <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>begleitetCathr<strong>in</strong> Schmock, <strong>pbi</strong>-Referent<strong>in</strong> für <strong>Freiwilligen</strong>begleitung imAuswertungsgespräch mit Gerrit Meyer, <strong>pbi</strong>-Freiwilliger aus demIndonesienprojektUnd schließlich geht es auch um e<strong>in</strong>e Rückmeldung <strong>der</strong><strong>Freiwilligen</strong> an <strong>pbi</strong> zur weiteren Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong>begleitung:Nach allen RückkehrerInnensem<strong>in</strong>arenwird e<strong>in</strong> Protokoll sowie e<strong>in</strong>e Rückmeldung an die Referent<strong>in</strong>für <strong>Freiwilligen</strong>begleitung geschickt, anhand dessensie die <strong>in</strong>haltliche Vorbereitung des nächsten RückkehrerInnensem<strong>in</strong>arsggf. verbessern kann.Zur Veranschaulichung wird im Folgenden anhand e<strong>in</strong>esBeispiels das Programm e<strong>in</strong>es RückkehrerInnensem<strong>in</strong>ars,das 2008 <strong>in</strong> Hamburg stattfand, vorgestellt.7.3.1. Beispiel für den Ablauf e<strong>in</strong>es RückkehrerInnensem<strong>in</strong>arsDas Sem<strong>in</strong>ar wurde <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er erfahrenen Psycholog<strong>in</strong>,mit <strong>der</strong> <strong>pbi</strong> zusammenarbeitet, durchgeführt. Ziel des Sem<strong>in</strong>ars:Reflexion vor dem H<strong>in</strong>tergrund des LebenslangenLernens• Begrüßung und Vorstellung• Was wünsche ich mir <strong>in</strong> den zwei Tagen?• Was brauche ich – <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gruppe und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Leitung?• Möglichkeiten und Methoden <strong>der</strong> Reflexion: Welchepasst zu mir? Was tut mir gut?• Möglichkeiten f<strong>in</strong>den für die Verarbeitung des Erlebten• Zurückschauen auf den <strong>pbi</strong>-Aufenthalt aus <strong>der</strong> Distanzheute• Chancen und Grenzen me<strong>in</strong>es <strong>pbi</strong>-Aufenthaltes fürmich, Erkenntnisgew<strong>in</strong>n und Lernfel<strong>der</strong>• Blick <strong>in</strong> die Zukunft: Wie kann ich me<strong>in</strong>e Erfahrungenfür me<strong>in</strong>e persönliche und berufliche Biographienutzen?• Umgang mit Konflikten im <strong>pbi</strong>-Kontext• Reflexion und Sammlung <strong>von</strong> Kompetenzen, Skills, die<strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Aufenthalt jedem/r E<strong>in</strong>zelnen ermöglich hat• Theoretische Inputs nach Bedarf zu e<strong>in</strong>gebrachtenThemen, z. B. Kulturschock, Umgang mit Stress undtraumatischen Erlebnissen• Malen, E<strong>in</strong>zelarbeit als Methode <strong>der</strong> Reflexion• Auswertung <strong>der</strong> Erfahrungen für <strong>pbi</strong> / Inputs für dieVorbereitung• Phantasiereise zu den eigenen Stärken(Auszug aus dem Programm e<strong>in</strong>es RückkehrerInnensem<strong>in</strong>ars 2008)43


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit7.3.2. Zukunftsorientierung:E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzerfahrungen für die berufliche ZukunftE<strong>in</strong> Friedensdienst ist nicht nur e<strong>in</strong> Beitrag zu Friedenund Gerechtigkeit, son<strong>der</strong>n hilft auch dabei, die eigenePersönlichkeit weiterzuentwickeln. Er bietet Friedensfachkräften,wie beschrieben, die Möglichkeit, beispielsweisedie <strong>pbi</strong>-Inlandsarbeit zu unterstützen und neue Akzentezu setzen. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> den vorangegangenen Abschnitten erwähntenFähigkeiten und Kenntnisse erweisen sich auchfür die berufliche Laufbahn als hilfreich. <strong>Die</strong> entsendendeOrganisation sollte bereits vor dem E<strong>in</strong>satz deutlich machen,wie die beruflichen Perspektiven nach dem E<strong>in</strong>satzs<strong>in</strong>d und auch auf die berufliche Enge im Bereich <strong>der</strong> Arbeit<strong>in</strong> Nichtregierungsorganisationen, Entwicklungszusammenarbeit,Humanitären Hilfe etc. h<strong>in</strong>weisen, um möglichenEnttäuschungen nach <strong>der</strong> Rückkehr vorzubeugen.Für die Zukunft <strong>der</strong> Fachkräfte nach dem Auslandse<strong>in</strong>satzist auch die Qualität und <strong>der</strong> Inhalt ihres Arbeitszeugnissesbedeutsam. Nach dem E<strong>in</strong>satz erhalten die <strong>Freiwilligen</strong><strong>von</strong> <strong>pbi</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e Besche<strong>in</strong>igung über dengeleisteten E<strong>in</strong>satz. E<strong>in</strong> qualifiziertes Zeugnis wird aufWunsch durch die <strong>pbi</strong>-Projekte ausgestellt.Anhand <strong>der</strong> langjährigen <strong>pbi</strong>-Erfahrungen <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong>lässt sich sagen, dass e<strong>in</strong> großer Teil <strong>der</strong> zurückgekehrtenFriedensfachkräfte im Bereich <strong>der</strong> Menschenrechts- undFriedensarbeit weiterarbeitet, wie z. B. bei Brot für dieWelt, Eirene, Kolumbienkoord<strong>in</strong>ation sowie im BereichTra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>der</strong> zivilen Konfliktbearbeitung, Mediation,etc.. Manch an<strong>der</strong>e RückkehrerInnen s<strong>in</strong>d mit an<strong>der</strong>enTrägern erneut <strong>in</strong> Auslande<strong>in</strong>sätzen tätig, e<strong>in</strong>ige arbeiten<strong>in</strong> den <strong>in</strong>ternationalen Strukturen <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>, e<strong>in</strong>ige für <strong>pbi</strong>Deutschland. Manche bleiben <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>satzlän<strong>der</strong>n, umdort zu studieren, e<strong>in</strong>ige an<strong>der</strong>e Friedensfachkräfte gehenmehrmals <strong>in</strong>s Ausland und arbeiten für an<strong>der</strong>e Nichtregierungsorganisationenund kehren nicht, bzw. erstnach Jahren <strong>in</strong> die Ursprungsgesellschaft zurück. Undmanche kehren <strong>in</strong> ihre alten Berufe zurück und arbeitenehrenamtlich für <strong>pbi</strong> weiter. Um diese Daten empirisch zubelegen, wäre e<strong>in</strong>e Untersuchung zum Themenbereichaufschlussreich.7.4. „Wie kann e<strong>in</strong>e gute Nachbereitung gestaltet werden ?“Beispiel für e<strong>in</strong> NachbereitungskonzeptIn 2008 wurde <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Weiterbildungssem<strong>in</strong>ar fürBegleiterInnen <strong>von</strong> Friedensfachkräften nach e<strong>in</strong>em Projekte<strong>in</strong>satzmit dem Titel „Wie kann e<strong>in</strong>e gute Nachbereitunggestaltet werden ?“ abgehalten. Es wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kooperation<strong>von</strong> <strong>pbi</strong> Deutschland und Carea e.V. organisiert.Das Sem<strong>in</strong>ar richtete sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an Personen, diebereits Erfahrung mit <strong>der</strong> Nachbereitung und <strong>Begleitung</strong><strong>von</strong> <strong>Freiwilligen</strong> gemacht haben, an ehemalige Friedensfachkräfteund Personen, die sich <strong>in</strong> Zukunft bei <strong>pbi</strong>Deutschland, <strong>pbi</strong> Schweiz und Carea <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbereitungengagieren möchten. Damit sollen auch ehrenamtlichAktive <strong>in</strong> den Prozess <strong>der</strong> Rückkehr aktiv <strong>in</strong>tegriertund geschult werden. Außerdem sollen die im Sem<strong>in</strong>arerworbenen Kenntnisse an<strong>der</strong>en <strong>pbi</strong>- und Carea-Aktivenals MultiplikatorInnen vermittelt werden. Im Rahmen<strong>der</strong> Fortbildung wurden konkrete Umsetzungsideen fürdie lokale Arbeit im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräftennach e<strong>in</strong>em Friedense<strong>in</strong>satz entwickelt.<strong>Die</strong>se Ideen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ausführlichen Protokoll festgehalten,e<strong>in</strong> Teil wird <strong>in</strong> dem hier beschriebenen Nachbereitungskonzeptvorgestellt. Ziel des Sem<strong>in</strong>ars war es,die Bedeutung e<strong>in</strong>er guten Nachbereitung und e<strong>in</strong> Nachbereitungskonzeptzu erörtern, um Instrumente für e<strong>in</strong>konstruktives und weiterhelfendes Nachgespräch undNachbereitungssem<strong>in</strong>ar mit bzw. für RückkehrerInnenzu erarbeiten.Im Sem<strong>in</strong>ar wurden außerdem u.a. folgende Inhalte vermitteltund geme<strong>in</strong>sam erarbeitet:Grundlagen für e<strong>in</strong> Nachbereitungssem<strong>in</strong>ar:• Gestaltung und Organisation• Nachbereitungsgespräche: Gesprächsführung, Rollenund Methoden• Umgang mit belastenden Lebensereignissen:E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Thema Trauma• Umgang mit eigenen Stärken und Grenzen• Umgang mit „Tabu“-Themen.44


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satzHierfür wurden sowohl die Erfahrungen <strong>der</strong> Organisationen(Carea, <strong>pbi</strong>-D, <strong>pbi</strong> Schweiz, Peace Watch Switzerlandsowie Kolumbienkoord<strong>in</strong>ation) als auch dieErwartungen und Bedürfnisse <strong>der</strong> Fachkräfte berücksichtigt.32Das Sem<strong>in</strong>ar wurde <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er erfahrenen Psycholog<strong>in</strong>,Supervisor<strong>in</strong> und Coach durchgeführt, die für <strong>pbi</strong>-Ausreisendebereits mehrere Sem<strong>in</strong>are durchgeführt hat. 33<strong>Die</strong> TeilnehmerInnen präsentierten und diskutierten dieInhalte und Maßnahmen im Plenum und <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen.<strong>Die</strong> Mischung aus theoretischen und praktischenTeilen (Gruppenarbeit, Kle<strong>in</strong>gruppenarbeit, verschiedeneMethoden) machte das Sem<strong>in</strong>ar abwechslungsreich.Sem<strong>in</strong>ar für BegleiterInnen <strong>von</strong> zurückgekehrten <strong>Freiwilligen</strong><strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>7.4.1. Wie gestalte ich als Nachbereiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong> lernendes Nachbereitungsgespräch?Unter e<strong>in</strong>em lernenden Gespräch wird nach Ruth Cohne<strong>in</strong>e Balance zwischen dem Dreieck Ich-Ebene, Sach-Ebene(z. B. Inhalt), Du und / o<strong>der</strong> Gruppe-Ebene verstanden.Beispiel: was möchte ich <strong>von</strong> mir (Ich-Ebene), me<strong>in</strong>emGegenüber (Du-Ebene), für me<strong>in</strong>e Organisation (Sachebene)lernen? Nach Cohn können wir alle Äußerungen<strong>in</strong> diese drei Ebenen e<strong>in</strong>ordnen. Ruth Cohn hat e<strong>in</strong>e Reihe<strong>von</strong> Grundregeln erarbeitet, die <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Gruppe undfür alle Beteiligten zu e<strong>in</strong>er effektiven und angenehmenArbeitsweise führen.Als Beispiel seien hier drei Grundregeln genannt:a) In <strong>der</strong> Ich-Form sprechen.b) Motivation und H<strong>in</strong>tergrund <strong>von</strong> eigenen Fragen transparentmachen.c) Persönliche E<strong>in</strong>drücke deutlich kennzeichnen. 34In jedem Fall ist professionelle Vertraulichkeit wichtig!Zur Vorbereitung auf e<strong>in</strong> Gespräch s<strong>in</strong>d folgende Fragenhilfreich:In welcher Rolle (FreundIn, KollegIn, PatIn, TeamerIn,MandatsträgerIn) spreche ich die RückkehrerIn an?Sollte ich mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „offiziellen Rolle“ bef<strong>in</strong>den, mussdies gegenüber <strong>der</strong> RückkehrerIn klar kommuniziert werden!Welche Vorannahmen habe ich (<strong>in</strong> Bezug auf diePerson, Aufenthalt, Projekt, Land)? Folgen daraus Konsequenzen?Möchte ich me<strong>in</strong>e Vorannahmen überprüfen?(vgl. Kapitel 7.4.4.)Wie gestalte ich das Nachbereitungsgespräch?Wie sollte das Sett<strong>in</strong>g / <strong>der</strong> Rahmen se<strong>in</strong>?Ist das Gespräch e<strong>in</strong> Angebot o<strong>der</strong> Pflicht?Gesunde Nähe – Distanzbalance: <strong>in</strong> manchen Situationenist e<strong>in</strong>e liebevolle Distanz auf Seiten <strong>der</strong> NachbereiterInhilfreich und angebracht.Gibt es schwierige Themen? Wie möchte ich damit umgehen?32 <strong>Die</strong> Arbeit <strong>von</strong> Carea e. V. hat zwei Schwerpunkte: In Zusammenarbeit mit dem Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas bereitet CAREA e. V.Freiwillige als MenschenrechtsbeobachterInnen für die Region Chiapas <strong>in</strong> Mexiko und für Zeugenbegleitung <strong>in</strong> Guatemala aus. Info: www.buko.<strong>in</strong>fo/careaPeace Watch Switzerland entsendet BeobachterInnen zur <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Dorfgeme<strong>in</strong>schaften <strong>in</strong> Konfliktgebiete. Das Ziel ist es, durch die <strong>in</strong>ternationale Präsenze<strong>in</strong>en Beitrag zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung gewalttätiger Übergriffe auf die Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Peace Watch Switzerland sucht freiwillige BeobachterInnen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz, bildet sie aus und entsendet sie für zwei o<strong>der</strong> drei Monate <strong>in</strong> e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Projekte. E<strong>in</strong>satzorte s<strong>in</strong>d Guatemala / Südmexiko, Israel / Paläst<strong>in</strong>a, Kolumbien.Info: www.peacewatch.chkolko e.V. ist e<strong>in</strong> unabhängiger und geme<strong>in</strong>nütziger Vere<strong>in</strong>, <strong>der</strong> sich für die Wahrung aller grundlegenden Menschenrechte <strong>in</strong> Kolumbien e<strong>in</strong>setzt. kolko e. V. arbeiteteng mit zivilgesellschaftlichen kolumbianischen Organisationen zusammen, welche die Menschenrechte <strong>in</strong> den Mittelpunkt ihrer Bemühungen stellen. kolkoe. V. ist als unabhängige Fachstelle <strong>in</strong> das europäische Menschenrechtsnetzwerk zu Kolumbien e<strong>in</strong>gebunden, <strong>in</strong> dem auch <strong>pbi</strong> Mitglied ist. Info: www.kolko.net33 <strong>Die</strong> TeilnehmerInnenzahl des Sem<strong>in</strong>ars war auf max. 15 Personen beschränkt. Im Vorfeld fand e<strong>in</strong>e Vorbesprechung mit <strong>der</strong> Psycholog<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> statt, <strong>in</strong> <strong>der</strong>die Vorstellungen und Erwartungen <strong>von</strong> CAREA und <strong>pbi</strong> e<strong>in</strong>gebracht worden s<strong>in</strong>d.34 Wir können aber auch unsere eigenen Empf<strong>in</strong>dungen, Handlungen o<strong>der</strong> Äußerungen daraufh<strong>in</strong> analysieren: Wenn ich mich z. B. über e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> ärgere,kann dies die Ursache im Verhältnis zu ihr se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> weil sie mich nicht versteht (Sachebene) o<strong>der</strong> weil es mir nicht gut geht und ich me<strong>in</strong> Unwohlse<strong>in</strong> auf sieübertrage. Je klarer wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunikation mit an<strong>der</strong>en diese drei Ebenen analysieren, um so besser können wir Konflikte lösen und es kann e<strong>in</strong>e Balancezwischen den drei Ebenen wie<strong>der</strong>hergestellt werden (nach Ruth Cohn: Themenzentrierte Interaktion: 1975).45


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit7.4.1.1. Gesprächs<strong>in</strong>halte, Gesprächsführung, Sett<strong>in</strong>g==> Ziele:• Entlastung bieten (emotional)• beim Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den helfen• Feedback über den Aufenthalt (für die Organisation)• Erfahrungen und Erkenntnisse <strong>der</strong> Organisation zurVerfügung stellen==> Vorbereitung auf das Gespräch:• Informationen auslegen, z. B. e<strong>in</strong> RückkehrerInnenhandout• <strong>in</strong>dividuelle Vorbereitung auf die Person• Ankündigung beim Vorbereitungssem<strong>in</strong>ar• E<strong>in</strong>ladung per Post, per Email, telefonisch• vorab Erwartungen, Themen abfragen==> Sett<strong>in</strong>g:• Vertraulichkeit• Sensibler Umgang mit Informationen• ruhiger Ort• genug Zeit e<strong>in</strong>planen• angenehme Atmosphäre schaffen: Kekse und Tee,Kaffee, Wasser bereitstellen==> Methoden:• Gespräch• Stichwortkarten• Leitfragen==> Dokumentation:• Notizen während des Gesprächs, nach dem Gespräch• Transparenz, wofür die Notizen gemacht werden• gleichberechtigtes Angebot an die RückkehrerIn,ebenfalls Notizen zu machen==> Themen:Nachfragen zu:• Partnerorganisation• äußere Bed<strong>in</strong>gungen• Team• Betreuung vor Ort• Kontakt zur Län<strong>der</strong>vertretung• positive Erlebnisse• negative (z. B. traumatisierende) ErlebnisseInformationen bereitstellen über:• Behörden, z. B. Bezirksämter, etc.• Netzwerke• berufliche (Neu-)Orientierung• Möglichkeiten <strong>der</strong> Weiterarbeit zum ThemaFollow Up:• Email Angebot• telefonisches Angebot• persönliches Gesprächsangebot• Aussicht auf Nachbereitungssem<strong>in</strong>ar / Treffen• Angebot / Verabredung <strong>der</strong> weiteren Mitarbeit7.4.2. Aufbau e<strong>in</strong>es Nachbereitungssem<strong>in</strong>ars / RückkehrerInnensem<strong>in</strong>ar==> Merkposten• fester Term<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> Nachbereitungssem<strong>in</strong>ar, so dassbereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitung darauf h<strong>in</strong>gewiesen unddie Wichtigkeit e<strong>in</strong>er Teilnahme betont werden kann• Länge des Nachbereitungssem<strong>in</strong>ars (2 – 4 Tage)• Wie kann die Kreativität <strong>der</strong> RückkehrerInnen genutztwerden, um <strong>in</strong> Teamarbeit, z. B. e<strong>in</strong>e Broschüre zu erstellen,die für die Arbeit verwendet werden kann?• E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> RückkehrerInnen <strong>in</strong> die Gestaltungdes Nachbereitungssem<strong>in</strong>ars• die RückkehrerInnen im Vorfeld fragen, welche Bedürfnissedas Sem<strong>in</strong>ar abdecken soll• Angebot zu E<strong>in</strong>zelgesprächen während des Nachbe-reitungssem<strong>in</strong>ars. Es muss klar se<strong>in</strong>, welche Funktiondieses Gespräch hat: Abfragegespräch, offenes Gesprächbei Bedarf, etc. <strong>Die</strong>s sollte am ersten Abendgeklärt werden.==> Vorschlag für den Aufbau e<strong>in</strong>es Nachbereitungssem<strong>in</strong>ars1. Vorstellung <strong>der</strong> Anwesenden• Landkarten mit E<strong>in</strong>satzgebieten erstellen und aufhängen,auf denen die TeilnehmerInnen (TN) mit P<strong>in</strong>--Nadeln die Orte, <strong>in</strong> denen sie tätig waren, markieren• Zweier-Interviews als Vorstellungsrunde: TN erstellen46


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satzgegenseitig e<strong>in</strong> Plakat, z. B. mit Fotos, die die TN <strong>von</strong>ihren E<strong>in</strong>satzorten mitbr<strong>in</strong>genZiel: gegenseitiges Kennenlernen, Austausch überevtl. gleiche E<strong>in</strong>satzorte, Gestaltung des Sem<strong>in</strong>arraumesmit persönlichen Er<strong>in</strong>nerungen, Visualisierungdes eigenen Erlebens2. Kurzpräsentationen durch RückkehrerInnen• je nach TN-Zahl werden alle o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>ige RückkehrerInnenim Vorfeld gebeten, e<strong>in</strong>e Kurzpräsentation(Dias, Bericht) zu erstellen und vorzuführen. Solltedies zeitlich nicht allen TN möglich se<strong>in</strong>, kann die Auswahlz. B. anhand <strong>der</strong> Dauer des Aufenthaltes, <strong>der</strong>Anzahl <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzorte o<strong>der</strong> <strong>der</strong> gemachte Erlebnissevor Ort erfolgen• Bedacht werden muss, dass die E<strong>in</strong>satzlän<strong>der</strong> (z. B.Mexiko-Guatemala) thematisiert werden, v.a., wenndie RückkehrerInnen nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> beiden Län<strong>der</strong>gearbeitet habenZiel: Wertschätzung <strong>der</strong> RückkehrerIn, Informationüber die aktuelle Situation im Land3. Organisationsrelevanz• Open Space mit vorgegebenen Fragen / Begriffen,evtl. Bil<strong>der</strong>n <strong>in</strong> verschiedenen Ecken des Sem<strong>in</strong>arraumszu: Verhältnis zu Partnerorganisationen vor Ort, Kritik /Anregungen an Entsendeorganisationen, S<strong>in</strong>nfragebeim E<strong>in</strong>satz und <strong>der</strong> Arbeit, retrospektive Bewertung<strong>der</strong> Vorbereitungssem<strong>in</strong>areZiel: Entsendeorganisation erhält Informationen undAnregungen zur Weiterarbeit, über Qualität und evtl.Än<strong>der</strong>ungsbedarf <strong>der</strong> Vorbereitungssem<strong>in</strong>are4. Rollenspiel• TN erhalten Themenvorgaben und entwickeln selbstRollenspiele über Situationen, die sie <strong>in</strong> den Dörfern /im E<strong>in</strong>satz erlebt haben und führen dieses vor• Offene Fragen: soll dieses Rollenspiel allen vorgeführtwerden o<strong>der</strong> nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>gruppe? In welcher Formwerden die Rollenspiele ausgewertet?Ziel: Erfahrenes und Erlebtes E<strong>in</strong>zelner den weiterenTN vermitteln. <strong>Die</strong>s geschieht durch das Rollenspielmit Distanz5. Rolle <strong>der</strong> Fachkräfte vor Ort• Diskussion über wesentliche Aspekte <strong>der</strong> Menschenrechtsbeobachtung/ <strong>Begleitung</strong> wie Neutralität / Unparteilichkeit,Gewaltfreiheit, Solidarität, Pr<strong>in</strong>zipien (jenach Gruppengröße <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen o<strong>der</strong> Plenum)Ziel: Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen mit diesen Pr<strong>in</strong>zipien,nachdem sie praktisch vor Ort im E<strong>in</strong>satz angewendetwerden konnten, mögliche Unklarheiten o<strong>der</strong> Konflikteerkennen und besprechen6. Belastende Erlebnisse vor Ort und nach <strong>der</strong>Rückkehr• RückkehrerInnen berichten – je nach Gruppengröße– <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen o<strong>der</strong> im Plenum über belastendeErlebnisse, den Umgang hiermit, wie hat das Teamreagiert, welche möglichen Konsequenzen hatten dieseErlebnisse, wie haben sie die Rückkehr erlebt• Angebot zu E<strong>in</strong>zelgesprächen o<strong>der</strong> professionellerHilfe (TherapeutInnenliste erstellen, bei Bedarf aushändigen)Ziel: mögliche (erste) Verarbeitung <strong>von</strong> belastendenErfahrungen, Erfahrungsaustausch mit an<strong>der</strong>en Personen,die vielleicht ähnliches erlebt haben, dadurchErkenntnismöglichkeit, dass bestimmte Schwierigkeiten„normal“ s<strong>in</strong>d. Behutsamkeit im Umgang mitdem Thema ist wichtig!7. Selbstflexion über• Bedeutung, Motivation, Anspruch und / o<strong>der</strong> Vorstellungen,mit denen die RückkehrerInnen <strong>in</strong>s Projekt gefahrens<strong>in</strong>d. Wurden diese bestätigt, s<strong>in</strong>d sie erfülltworden, mussten sie im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> revidiert werden?Ziel: Anstoß zum Nachdenken über die Arbeit vor Ort,Motivation, S<strong>in</strong>n, etc.8. Projektarbeit (optional):• Je nach Zeitrahmen e<strong>in</strong>e Stunde bis e<strong>in</strong> Tag zur Erarbeitunge<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Projektes für die Öffentlichkeitsarbeit,z. B. Sammlung <strong>von</strong> Fotos für Vorträge,Zusammenstellung e<strong>in</strong>es Vortrags, Erarbeitung e<strong>in</strong>erBroschüre• Sollte gut vorbereitet und angeleitet werdenZiel: Schaffung e<strong>in</strong>es konkreten geme<strong>in</strong>samen „Produktes“o<strong>der</strong> auf dem Sem<strong>in</strong>ar die Grundlagen dafürschaffen, um die Kenntnisse und das Material <strong>der</strong> TNwertzuschätzen und e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.9. Perspektiven für die Weiterarbeit aufzeigen• Weiterbildungsmöglichkeiten (z. B. ZFD-Kurse, Aufbaustudiengänge),Network<strong>in</strong>g (welche Organisationenarbeiten im Umfeld?), Möglichkeiten für Weiterarbeitim Vere<strong>in</strong> (entsendende Organisation), z. B.Vorbereitungssem<strong>in</strong>are, Öffentlichkeitsarbeit, Büromitarbeit• konkrete Verabredungen mit TN, z. B. offene Grup-47


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeitpentreffen (<strong>in</strong>formeller Austausch), ggf. Arbeitsgruppen,z. B. zum Bereich Menschenrechte und Möglichkeitensich stärker politisch e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.Ziel: Den TN werden Perspektiven aufgezeigt, Hilfestellungwird gegeben bei <strong>der</strong> Suche nach Netzwerkenund weiteren Möglichkeiten, <strong>in</strong> diesem Bereich zu arbeiteno<strong>der</strong> sich weiterzubilden. Außerdem Erfahrungsaustausch.Um diese Ziele zu erreichen, könnenexterne ReferentInnen e<strong>in</strong>geladen werden, die z. B.aus dem Bereich Ziviler Friedensdienst o<strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeitkommen, um Abwechslung <strong>in</strong>das RückkehrerInnensem<strong>in</strong>ar zu br<strong>in</strong>gen und neueAnreize zu schaffen.10. Auswertung• Was nehme ich aus dem Sem<strong>in</strong>ar mit?Es kam nach <strong>der</strong> Vorstellung dieser Ideen zu Diskussionenim Plenum:a) Inwieweit sollen die RückkehrerInnen <strong>in</strong> die Vorbereitung,den Inhalt und den Ablauf des Nachbereitungssem<strong>in</strong>arse<strong>in</strong>bezogen werden? Wie stark übernimmt dieOrganisation die Verantwortung für das Nachbereitungssem<strong>in</strong>ar?Je nachdem muss sie das Sem<strong>in</strong>ar stärker strukturierenund anleiten / mo<strong>der</strong>ieren.b) Nach dem Punkt „belastende Erlebnisse“ muss Raumgeschaffen werden, damit die TN Zeit zur Verarbeitunghaben. Aktionismus muss vermieden werden. Den Rückkehrer<strong>in</strong>nenZeit lassen, selbst zu entscheiden, ob siemit <strong>der</strong> TeamerIn E<strong>in</strong>zelgespräche führen, etwas spielen,sich untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterhalten o<strong>der</strong> spazieren gehenmöchten.c) Rollenspiele sollen nur gemacht werden, wenn transparentdargestellt werden kann, um welche Themen essich handelt, was das Ziel ist, und wenn die Möglichkeitbesteht, sie danach kompetent auszuwerten. Es bestehtansonsten die Gefahr, dass das Thema des Rollenspiels„aus dem Ru<strong>der</strong>“ läuft, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wenn Themen vorgegebenwerden, wie Machismo, Rassismus, erlebte Situationvor Ort, bei denen belastende Erlebnisse aktuellerlebt werden können.7.4.3. <strong>Die</strong> „M<strong>in</strong>dmapp<strong>in</strong>g“-MethodeIn e<strong>in</strong>igen RückkeherInnensem<strong>in</strong>aren wird die „m<strong>in</strong>dmap“-Methode angewandt:Mit dieser Methode wird den aus ihrem E<strong>in</strong>satzort zurückgekehrtenFriedensfachkräften Gelegenheit gegeben,ihre Gedanken zur <strong>Die</strong>nstzeit im Projektland zustrukturieren und zu Papier zu br<strong>in</strong>gen. Anhand dieserAufzeichnungen kann jedeR TN erzählen, was sie/ihnbewegt hat, welche Erfahrungen gemacht wurden, etc..JedeR bekommt e<strong>in</strong> großes Stück Papier, dieses wird <strong>in</strong>drei Spalten aufgeteilt: vor dem E<strong>in</strong>satz, während desE<strong>in</strong>satzes, nach dem E<strong>in</strong>satz. Neben dieser Zeitachse gibtes die Aufteilung: obere Hälfte positiv, untere Hälfte negativ.JedeR TN hat ca. e<strong>in</strong>e Stunde Zeit, das Papier mitpositiven und negativen Ereignissen und Gefühlen zu füllen.Danach kann jedeR TN se<strong>in</strong>e/ihre Gedanken <strong>in</strong> <strong>der</strong>Runde vorstellen, erklären und erläutern. <strong>Die</strong> an<strong>der</strong>en TNund <strong>der</strong>/die Tra<strong>in</strong>erIn können Fragen stellen, die zum Verständnis,zur Vertiefung und Reflexion beitragen. Es iste<strong>in</strong>e relativ e<strong>in</strong>fache Methode, um e<strong>in</strong>en Input <strong>von</strong> dene<strong>in</strong>zelnen zurückgekehrten Fachkräften zu bekommenund dient e<strong>in</strong>em strukturierten Rückblick <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nstzeit<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschützten Raum. Aus diesem Sem<strong>in</strong>arblock(Vorstellung jedes/je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen RückkehrerIn) könnensich Themen für den Rest des Sem<strong>in</strong>ars ableiten, die sichbei den verschiedenen Fachkräften wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den und vertieftwerden o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>zelne Themen, die die Gruppebesprechen möchte.7.4.4. „Tabuthemen“ und „kle<strong>in</strong>e Geheimnisse“ während e<strong>in</strong>es Projekte<strong>in</strong>satzesWährend des Weiterbildungssem<strong>in</strong>ars für NachbereiterInnen<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> kam auch das Thema „Tabus“ bzw. „Geheimnisse“im S<strong>in</strong>ne <strong>von</strong> Gerüchten zur Sprache. Es gibtThemen, welche oft nicht direkt angesprochen werden.Es handelt sich um Vorfälle o<strong>der</strong> Verhalten <strong>von</strong> Teammitglie<strong>der</strong>n,die alle kennen und worüber viel gesprochen– und geurteilt – wird. Solange „kle<strong>in</strong>e Geheimnisse“jedoch nur h<strong>in</strong>ter vorgehaltener Hand und „vertraulich“verbreitet werden, erhalten diese Vorfälle oft e<strong>in</strong>e Wichtigkeit,welche nicht angebracht ist. Sie können dadurchzu Gerüchten führen, diese wie<strong>der</strong>um zu Konflikten,usw.. <strong>Die</strong>s kann unter Umständen für E<strong>in</strong>zelne o<strong>der</strong> das48


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satzY<strong>von</strong>ne Berner ist im Rahmen des Zivilen Friedensdienstesfür drei Jahre <strong>in</strong> das <strong>pbi</strong>-Kolumbienprojekt ausgereist.Hier im Gespräch mit e<strong>in</strong>em kolumbianischen MenschenrechtsverteidigerMike Blewitt (li.), im Rahmen des Zivilen Friedensdienstesim <strong>pbi</strong>-Nepalprojektgesamte Team und den Teambildungsprozess belastendse<strong>in</strong>. RückkehrerInnen berichten gelegentlich über solcheGerüchte und darüber, wie diese zu Konflikten zwischene<strong>in</strong>zelnen <strong>Freiwilligen</strong> o<strong>der</strong> dem Team geführt haben. Daherhaben wir das Thema <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe aufgenommenund empfehlen, es sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitungals auch bei Bedarf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbereitung mit Friedensfachkräftenzu besprechen. Es ist wichtig, dass die Themenoffen behandelt und direkt mit Betroffenen o<strong>der</strong> Verantwortlichen<strong>der</strong> Organisation angesprochen werden.Werte / Ethik <strong>der</strong> OrganisationAllgeme<strong>in</strong> wurde festgestellt, dass <strong>pbi</strong> als Organisationzwar Statuten, Grundsätze und Leitgedanken, jedocheher wenig Deklarationen zur Ethik (Werte / Verhalten)hat. Es gibt e<strong>in</strong>ige Richtl<strong>in</strong>ien, Anweisungen und Mandate,welche Werte <strong>der</strong> Organisation wichtig s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong>wie sich die Mitglie<strong>der</strong> verhalten sollen, z. B. zur Gewaltfreiheit,Nichte<strong>in</strong>mischung o<strong>der</strong> Nichtparte<strong>in</strong>ahme. DasFehlen e<strong>in</strong>er ausführlicheren Anleitung zur Ethik trägtvermutlich dazu bei, dass gewisse Themen gegenüber<strong>der</strong> Organisation gerne verschwiegen werden bzw. verschwiegenwerden können. Deshalb sollten <strong>von</strong> <strong>der</strong> Organisatione<strong>in</strong>ige Richtl<strong>in</strong>ien zur Ethik und zum Verhaltenim Projektland aufgestellt werden. So wissen alle Beteiligtenwährend e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes, welche Richtl<strong>in</strong>ien für allegelten – ansonsten werden die Teammitglie<strong>der</strong> weiterh<strong>in</strong>über und um die Werte jedes E<strong>in</strong>zelnen diskutieren undzu ke<strong>in</strong>em Ende kommen.Heikle Themen sollten im Vorfeld, also <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitung,angesprochen werden. In e<strong>in</strong>igen Organisationengab es z. B. e<strong>in</strong>e Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Liebschaftmit E<strong>in</strong>heimischen strikt verboten wurde – ohne Erklärung.Bei Nichte<strong>in</strong>halten konnte jemand ausgeschlossenwerden. E<strong>in</strong> Werte-Leitfaden <strong>der</strong> Organisation könntehelfen, solche Diskussionen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, denn schlussendlichbee<strong>in</strong>flussen sie das gute Auskommen <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong>untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Zu erwähnen ist, dass e<strong>in</strong>zelneProjekte <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong> Dokument „Code of conduct“ausgearbeitet haben. Zu prüfen wäre, ob diese Dokumentevollständig s<strong>in</strong>d. Es geht um Verhaltensregeln,die <strong>von</strong> allen Friedensfachkräften e<strong>in</strong>gehalten werdenmüssen: dazu gehört z. B., wie sich Friedensfachkräftemit ihrer Rolle <strong>in</strong> den Projektlän<strong>der</strong>n ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen,wie sie sich zu Themen wie Rassismus (z. B. <strong>in</strong>digenenGeme<strong>in</strong>schaften gegenüber) verhalten, wie sie mit ihrerWeiblichkeit / Männlichkeit umgehen, wie sie mit Liebesbeziehungenumgehen, mit Eurozentrismus, mit Homosexualität,etc. (vgl. Kapitel 4.4.)<strong>Die</strong> Folgen <strong>von</strong> solchen „Gerüchten“ o<strong>der</strong> Geheimnissenkönnen unterschiedlich se<strong>in</strong>: sie können z. B. das Teamspalten. Weiß nur e<strong>in</strong> Teil des Teams das Geheimnis, dannführt es meist dazu, dass e<strong>in</strong> Team nicht harmonisch funktioniert.<strong>Die</strong> „nicht e<strong>in</strong>geweihten“ Teammitglie<strong>der</strong> spürendies, fühlen sich ausgeschlossen und werden evtl. nachfrageno<strong>der</strong> Vermutungen aufstellen. <strong>Die</strong> „E<strong>in</strong>geweihten“jedoch halten zusammen; werden zum Team im Team.49


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen FriedensarbeitKathar<strong>in</strong>a Meier (<strong>pbi</strong>-D, ganz rechts außen) mit Mitglie<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Frauenorganisation Organización Femen<strong>in</strong>a Popular(OFP), Barrancabermeja, Kolumbien, 2006<strong>pbi</strong>-Freiwillige begleiten Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Friedensgeme<strong>in</strong>de<strong>in</strong> Urabá, KolumbienWie auch immer die Dynamik se<strong>in</strong> wird, sie ist schlechtfür den „Teamgeist“.Es gibt unterschiedliche „Typen“ <strong>von</strong> Geheimnissen bzw.<strong>von</strong> entsprechendem Verhalten, bei denen bestimmteRegeln, die zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes klar kommuniziertwerden, Unklarheiten vermeiden würden.E<strong>in</strong> Beispiel s<strong>in</strong>d Liebesbeziehungen. Es ist e<strong>in</strong>e Tatsache,dass Teammitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel sehr wenig Privatsphärehaben und somit alle alles <strong>von</strong> allen wissen. Darumkönnen <strong>in</strong> diesem Fall Worte fallen wie: „Das ist me<strong>in</strong>ePrivatangelegenheit“, „Das geht dich nichts an“, „Wo dieLiebe h<strong>in</strong>fällt...“, „Du bist eifersüchtig“, „Such Dir dochselber jemanden“, usw.. Natürlich gibt es auch aufrichtigeLiebesbeziehungen, die respektiert werden und menschlichs<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d jedoch komplexer:E<strong>in</strong> Teammitglied (Mann o<strong>der</strong> Frau) verliebt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>heimische Person. E<strong>in</strong>e Geheimhaltung ist kaum möglich.In <strong>der</strong> Regel können wir da<strong>von</strong> ausgehen, dass diesalle wissen – auch die E<strong>in</strong>heimischen. In welcher Formbee<strong>in</strong>flusst das die Arbeit, falls <strong>der</strong>/die E<strong>in</strong>heimische e<strong>in</strong>erbegleiteten Organisation angehört? Wie weit sollen /müssen Werte <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heimischen respektiert werden?E<strong>in</strong> weiteres Beispiel ist das Thema Rollenverteilung zwischenMännern und Frauen im Team: Ungleichmäßigverteilte Arbeiten für das Team bzw. Unklarheit, wer wofürzuständig ist, s<strong>in</strong>d immer wie<strong>der</strong>kehrende Themen– sehr oft zwischen Männern und Frauen. <strong>Die</strong>s betrifftz. B. Haushalt, Sauberkeit und Ordnung. Wir halten es fürselbstverständlich, dass alle Personen im Team, unabhängigvom Geschlecht, dafür zuständig s<strong>in</strong>d. Lei<strong>der</strong> teilennicht immer alle Beteiligten diese Ansicht.E<strong>in</strong> letztes Beispiel: Begleitete Personen. E<strong>in</strong> sehr engagierterMenschenrechtsaktivist, <strong>der</strong> gute Arbeit macht,<strong>in</strong>ternational bekannt ist und <strong>von</strong> allen bewun<strong>der</strong>t wird,schlägt zuhause se<strong>in</strong>e Frau. Was kann / soll / muss seitens<strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong> getan werden?Wir empfehlen, dass <strong>von</strong> <strong>der</strong> Entsendeorganisation e<strong>in</strong>igeRichtl<strong>in</strong>ien / Regeln zur Ethik und zum Verhalten im Projektlandaufgestellt werden. So wissen alle Beteiligten währende<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzes, welche Richtl<strong>in</strong>ien (für alle) gelten.<strong>Die</strong>s ermöglicht auch e<strong>in</strong>e Diskussion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbereitung,im Team und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbereitung. In <strong>der</strong> Vorbereitungfür e<strong>in</strong> Nachbereitungsgespräch können auch Vorannahmenüber die Friedensfachkraft (z. B. etwas, das mir jeman<strong>der</strong>zählt hat) e<strong>in</strong>e Rolle spielen. Folgen daraus Konsequenzen?Wenn ja, welche? E<strong>in</strong> Team sollte <strong>von</strong> <strong>der</strong>Organisation eng begleitet se<strong>in</strong> und Supervision und Coach<strong>in</strong>gangeboten bekommen. <strong>Die</strong>s hat <strong>in</strong> jedem Fall auche<strong>in</strong>e präventive Wirkung. Ebenfalls sollte e<strong>in</strong>e Fachpersondafür sorgen, dass im Falle <strong>von</strong> belastenden Erlebnissendie betroffene Person e<strong>in</strong>e adäquate <strong>Begleitung</strong> erhält.Und die Organisation sollte vermehrt den Teambildungsprozessbeobachten und för<strong>der</strong>n. Wichtig sche<strong>in</strong>t uns,e<strong>in</strong>e gute und offene Kommunikationskultur zu entwickeln,die Vertrauen, Raum, Zeit und e<strong>in</strong>e geschützte Atmosphärebe<strong>in</strong>haltet.50


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satz7.5. Verhaltensweisen, Kommunikationsformen und E<strong>in</strong>stellungenfür die NachbereitungEs gibt e<strong>in</strong>e Reihe <strong>von</strong> Verhaltensweisen, Kommunikationsformenund E<strong>in</strong>stellungen, die bei <strong>der</strong> Nachbereitung<strong>von</strong> Friedensfachkräften hilfreich se<strong>in</strong> können. Imfolgenden s<strong>in</strong>d wichtige Gedanken <strong>von</strong> Dorn und Novoa<strong>in</strong>tegriert, die sich zwar auf die Arbeit mit traumatisiertenFlüchtl<strong>in</strong>gen beziehen, dennoch auch für die <strong>pbi</strong>-Arbeitbedeutsam s<strong>in</strong>d.7.5.1. Worauf sollten NachbereiterInnen <strong>von</strong> Friedensfachkräften achten?E<strong>in</strong>stellungen / Verhalten• Sensibilität im Umgang mit <strong>der</strong> Friedensfachkraft, z. B.für mögliche im H<strong>in</strong>tergrund stehende Traumatisierungund / o<strong>der</strong> Burnout, vorsichtiger Umgang mit<strong>der</strong> Benennung „du bist traumatisiert“• Vorsichtig se<strong>in</strong> bei Interpretationen, eigenen Übertragungen,vorschnellen „Ratschlägen“• Das Unrecht unter dem Menschenrechtsverteidiger-Innen leiden auch als Unrecht benennen• Daran er<strong>in</strong>nern, dass Gefühle <strong>von</strong> Hilflosigkeit, Trauer,etc. bei Friedensfachkräften normale Reaktionen aufdie Gewalt, Bedrohung und Unrecht s<strong>in</strong>d, denen diebegleiteten MenschenrechtsverteidigerInnen ausgesetzts<strong>in</strong>d• Akzeptanz, Verständnis und Respekt für das, was dieFriedensfachkraft erzählt• Me<strong>in</strong>e eigene <strong>in</strong>nere Haltung (als NachbereiterIn)dazu: b<strong>in</strong> ich z. B. authentisch, offen?• Der Friedensfachkraft das Gefühl geben, dass sie nichtalle<strong>in</strong> gelassen wird, dass sie sich verstanden und unterstütztfühlt• Zuhören• Geme<strong>in</strong>sam schauen, was die Friedensfachkraftbraucht• Zuverlässig se<strong>in</strong>• Freudvolle, stärkende Erfahrungen ansprechen• Fähigkeiten und Stärken hervorheben und sichtbarmachen• Arbeitsbelastung begrenzen• Das Team als „haltende Umgebung“ verstehen• Fühlen sich die Friedensfachkräfte <strong>von</strong> FreundInnen,KollegInnen und Familie verstanden?7.5.2. KommunikationsformenE<strong>in</strong>e klare und offene Kommunikation ohne Bewertungist e<strong>in</strong> wichtiges Charakteristikum für e<strong>in</strong>e sozial unterstützendeUmgebung!• Zuhören können – d.h. darauf e<strong>in</strong>gehen, wenn dieFriedensfachkraft etwas über ihre Erlebnisse erzählt.Sprechen kann e<strong>in</strong>e Hilfe se<strong>in</strong> die eigene Situationund eigene Gefühle besser zu verstehen und zu verarbeiten• Nicht zum Gespräch drängen: Der/die Betroffene entscheidetselbst, wann, wo und worüber er/sie mitwem spricht• Sich ausreichend Zeit für e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> mehrere Gesprächelassen, füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> da se<strong>in</strong>• Prozesse <strong>der</strong> gewaltfreien Kommunikation beachten:Aufrichtigkeit und empathisches Zuhören / Selbstempathie/ Körperwahrnehmung<strong>Die</strong> vier Grundzüge gewaltfreier Kommunikation:Beobachtung (Hören, sehen, nicht <strong>in</strong>terpretieren), Gefühle(Wie ich mich fühle / wie du dich fühlst), Wünsche,Bedürfnisse, die diesen Gefühlen zugrunde liegen, konkreteBitte, d.h. e<strong>in</strong>e ausführbare, konkrete Handlung(was ich möchte / was du möchtest).51


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen FriedensarbeitClaudia Marti, <strong>pbi</strong>-Freiwillige(Schweiz) im Gespräch mit e<strong>in</strong>erMenschenrechtsverteidiger<strong>in</strong> <strong>von</strong>ASFADDES <strong>in</strong> Kolumbien (Organisation<strong>der</strong> Angehörigen <strong>von</strong>Verhafteten und gewaltsam Verschwundenen)Zu vermeiden s<strong>in</strong>d (weil diese Elemente im Umgangmite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e harmonische Beziehung blockieren):sich selbst und an<strong>der</strong>e zum Handeln zu br<strong>in</strong>gen,aus Angst vor Konsequenzen, Schuldgefühl o<strong>der</strong> Schamgefühl.Wenn möglich ebenfalls vermeiden: Statische (absolutistische)Sprache gebrauchen. Immer, nie, alle, se<strong>in</strong>,müssen ,etc.Möglichkeiten des „aktiven Zuhörens“ nutzen:– Mit den eigenen Worten das Gehörte wie<strong>der</strong>geben,um sicherzustellen, dass ich wirklich verstanden habe,was me<strong>in</strong> Gegenüber sagen wollte– Ich spreche <strong>von</strong> mir, <strong>von</strong> dem, was1. ich gehört, gesehen, beobachtet habe2. welche Gefühle das bei mir auslöst3. warum, d.h. welche Bedürfnisse bei mir dah<strong>in</strong>terstehen könnten4. ich sage deutlich, was ich mir (vom Gegenüber)wünsche(aus e<strong>in</strong>em Workshop: Marshall Rosenberg, Center for Nonviolent Communication,Sherman, TX, USA, 1966)• Zeitstruktur: Klarheit und Transparenz bezüglich Anfang,Ende, Raum und Zeit für e<strong>in</strong> Gespräch• BegleiterInnen sollten vorsichtig se<strong>in</strong> vor „Überfürsorglichkeit“,aber auch übertriebener Distanziertheit• Aspekte unterstützen<strong>der</strong> und offener Kommunikation:– Empathie und Respekt vor den Gedanken des/<strong>der</strong>an<strong>der</strong>en– Problemlösung: Bereitschaft, Unterschiede auszuloten,Wahrnehmungen mitzuteilen, den Blickw<strong>in</strong>keldes/<strong>der</strong> An<strong>der</strong>en zu tolerieren– Synergie: Komb<strong>in</strong>ation positiver Aspekte e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>wi<strong>der</strong>sprechen<strong>der</strong> Positionen zu e<strong>in</strong>er neuen und s<strong>in</strong>nvollenLösung, die beide Seiten befriedigt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> eske<strong>in</strong>en Verlierer gibt, son<strong>der</strong>n nur Gew<strong>in</strong>ner– Sich nicht ablenken lassen, son<strong>der</strong>n sich ganz aufden/die An<strong>der</strong>e/n konzentrieren– Bereit se<strong>in</strong>, auf Ideen, Vorschläge und Kommentareohne Vorwurf zu reagieren, sich mit gut geme<strong>in</strong>tenRatschlägen zurückhalten und ke<strong>in</strong>e Urteile fällen– Mit <strong>der</strong> Antwort warten, um sich selbst Zeit zu geben,die erhaltenen Informationen zu verarbeiten– In <strong>der</strong> „ich-Form“ reden und nicht per „wir“ o<strong>der</strong>„man“ (Ruth Cohn 1975)• Vorsicht vor Verallgeme<strong>in</strong>erungen des eigenen Wissens,Kompetenzen und beruflichen Erfahrungen. 3535 Zum Themenbereich Kommunikation s<strong>in</strong>d sehr zu empfehlen: Schulz <strong>von</strong> Thun, Friedemann: Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Reden: Band 1 und 2, Son<strong>der</strong>ausgabe 2009: Re<strong>in</strong>bekbei Hamburg und Holler, Ingrid: Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsbuch Gewaltfreie Kommunikation. 2008. Pa<strong>der</strong>born. / Cohn, Ruth: Von <strong>der</strong> Psychoanalyse zur ThemenzentriertenInteraktion: 1975. Stuttgart.52


Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satz7.5.3. VerhaltensweisenNachbereiterIn• Selbstwertgefühl stärken: <strong>Die</strong> Arbeit <strong>der</strong> Friedensfachkraftwertschätzen. Augenmerk darauf richten, wasdie Friedensfachkraft geleistet hat, d.h. positive Rückmeldung geben, Stärken aufzeigen, aber auch Raumlassen für z. B. Enttäuschung und Trauer• Entspannungsmöglichkeiten för<strong>der</strong>n, z. B. daran anknüpfen,wie die Fachkraft sich bisher am besten entspannenkonnte (Yoga, Meditation, Joggen)• Stressbewältigungstechniken, wie z. B. Autogenes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g(e<strong>in</strong>e Auswahl verschiedener Stress-Bewältigungstechnikenvgl. Litsch 2006:25ff; Tausch 2008:259ff)• Imag<strong>in</strong>ationen, wie z. B. sich mit e<strong>in</strong>em Licht-Schutzmantelumgeben, <strong>der</strong> uns Kraft gibt• Rituale können uns Gefühle <strong>von</strong> Sicherheit und Geborgenheitgeben, z. B. e<strong>in</strong> morgendliches Gebet fürsich und an<strong>der</strong>e, o<strong>der</strong> fünf M<strong>in</strong>uten „Stille“ erleben,um <strong>in</strong> uns anzukommen und Kraft zu schöpfen(Reddemann 2006)• Über Erfolge sprechen und sie würdigen• Welche persönlichen Bewältigungsstrategien und-ressourcen hat die Friedensfachkraft?• Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>er periodischen Kontaktaufnahme,z. B. mit <strong>der</strong> Referent<strong>in</strong> für <strong>Freiwilligen</strong>begleitung• Dazu ermutigen wahrzunehmen, dass die Friedensarbeitgut und s<strong>in</strong>nvoll war und ist, das stärkt die Hoffnungfür die Zukunft• Bereichernde Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> eigenen Person undLebensführung erkennen und zulassen• <strong>Die</strong> Grenzen me<strong>in</strong>es Gegenübers achten, z. B., wenner/sie über bestimmte D<strong>in</strong>ge nicht sprechen möchte• Auf eigene Reaktionen und Motive im Gespräch achten• Welche Erfahrungen waren beson<strong>der</strong>s belastend?• Welche Werte wurden dadurch erschüttert?Friedensfachkraft• Was habe ich erreicht?• Durch welche Erfahrungen b<strong>in</strong> ich gewachsen?• Was ist für mich e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nerfülltes Leben? Wie kann ichme<strong>in</strong> Leben weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoll gestalten?• Was gibt mir Kraft?• Wie achtsam b<strong>in</strong> ich mir selbst gegenüber, wie sorgeich für mich?• Auf klaren und strukturierten Alltag achten, <strong>der</strong> Haltgibt: Feste Zeiten für Essen, Schlafen, Lesen, Spaziergänge,etc.• Freudvolles tun, wie z. B. Lesen, Wan<strong>der</strong>n, Theater besuchen,Reisen• <strong>Die</strong> im Friedensdienst gemachten Erfahrungen aufschreiben• Sich selbst „ernähren“ auf allen Ebenen: seelisch,geistig, spirituell und körperlich7.6. Wie können sich NachbereiterInnen vor möglichenÜberfor<strong>der</strong>ungen schützen?Um möglichen Überfor<strong>der</strong>ungen als NachbereiterIn vorzubeugen,ist es wichtig, sich im Team, mit KollegInnen,<strong>der</strong> Arbeitsgruppe <strong>Freiwilligen</strong>begleitung, mittels Supervisiono<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Coach auszutauschen bzw. zu beraten.Hier seien zwei Formen <strong>der</strong> kollegialen Beratung vorgestellt:– Kollegiale Beratung (Intervision): Gespräche im KollegInnenkreiskönnen als e<strong>in</strong>e Form gegenseitiger kollegialerBeratung und Supervision, sowie für entlastendeGespräche genutzt werden– Das Buddy-System: auch e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> kollegialen Beratung,allerd<strong>in</strong>gs zu zweitWichtig ist es, mögliche eigene emotionale Bef<strong>in</strong>dlichkeiten,Hilflosigkeit, Überfor<strong>der</strong>ung, Wünsche, Enttäuschungen,etc. klar zum Ausdruck zu br<strong>in</strong>gen und anzusprechen.Auch die eigenen Grenzen anzuerkennenund diese mit <strong>der</strong> zurückgekehrten Fachkraft ehrlich zubesprechen. Dabei sollen die Grenzen eigener Belastbarkeite<strong>in</strong>geschätzt und ggf. im Team mit an<strong>der</strong>en NachbereiterInnenangesprochen werden. „E<strong>in</strong>e gute und klareKommunikation im Augenblick ist bereits <strong>in</strong> sich selbstkonstruktiv.“(Tullio 2005:127).Zu h<strong>in</strong>terfragen ist letztlich auch die Vorstellung, dassBegleiterInnen selber ke<strong>in</strong>e Unterstützung (o<strong>der</strong> Zuwendung)brauchen.53


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit8. AusblickErfreulicherweise konnte <strong>pbi</strong> <strong>in</strong> den letzten Jahren ihreInstrumente <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräften vor,während und nach e<strong>in</strong>em Friedense<strong>in</strong>satz deutlich verbessern.Positiv auffällig ist auch, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Studie 1<strong>von</strong> 2003/2005 bereits festgestellt wurde, dass viele <strong>der</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie <strong>von</strong> Petra Wünsche genannten Empfehlungenfür die psycho-soziale <strong>Begleitung</strong> bereits seit e<strong>in</strong>igenJahren umgesetzt werden konnten. Dazu gehörtenwährend des E<strong>in</strong>satzes: Strategien <strong>der</strong> Stresspräventionund -bewältigung, Maßnahmen <strong>der</strong> persönlichen und<strong>in</strong>tergruppalen sowie <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen Unterstützung.In fast allen <strong>pbi</strong>-Projekten steht den Friedensfachkräftenspeziell zur psychosozialen <strong>Begleitung</strong> e<strong>in</strong>e psychologischausgebildete Person zur Seite. Es hat sich auch als sehrs<strong>in</strong>nvoll herausgestellt, dass <strong>pbi</strong> - Deutscher Zweig e. V.e<strong>in</strong>e Referent<strong>in</strong> für die <strong>Freiwilligen</strong>begleitung e<strong>in</strong>gestellthat, die e<strong>in</strong>e gute <strong>Begleitung</strong> <strong>der</strong> Friedensfachkräfte gewährleistet.Dennoch gibt es für <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V. die Anfor<strong>der</strong>ung,neben e<strong>in</strong>er adäquaten Vorbereitungs- und Qualifizierungsstrategieweiterh<strong>in</strong> an ihrem ganzheitlichenKonzept <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> mit Schwerpunkt Nachbereitungweiterzuarbeiten. Erste Schritte waren neben dem Besuch<strong>von</strong> Studientagen die Organisation des Sem<strong>in</strong>ars fürBegleiterInnen <strong>von</strong> zurückgekehrten Friedensfachkräften„Wie kann e<strong>in</strong>e gute Nachbereitung gestaltet werden?“.Im Sem<strong>in</strong>ar wurden Grundlagen zu folgenden Bereichenvermittelt: Gestaltung e<strong>in</strong>es Nachbereitungssem<strong>in</strong>ars,E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> belastende Lebensereignisse wie z. B. Traumaund Gesprächsführung (Vorbereitung des Gesprächs,Sett<strong>in</strong>g, Gesprächsthemen: welche Themen möchte ichansprechen?, Fragensammlung, Gesprächsführung- undstruktur). Außerdem die Rolle <strong>der</strong> NachbereiterIn (welcheOrganisations<strong>in</strong>teressen habe ich als NachbereiterIn?),Zeitrahmen und Dokumentation des Gesprächs, Angebote<strong>der</strong> weiteren Mitarbeit, Bekanntgabe <strong>von</strong> Term<strong>in</strong>enund die Bedeutung des helfenden Lernens.Abschließend können wir festhalten, dass e<strong>in</strong>e guteNachbereitung (Sem<strong>in</strong>ar und Gespräch) folgende Punktebe<strong>in</strong>halten sollte:• Konzept für e<strong>in</strong> Nachbereitungssem<strong>in</strong>ar• Regelmäßig stattf<strong>in</strong>dende Nachbereitungssem<strong>in</strong>are(wünschenswert zwei- bis dreimal im Jahr)• Möglichkeit für RückkehrerInnen, sich an <strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>argestaltungzu beteiligen• Austausch <strong>von</strong> E<strong>in</strong>satzerfahrungen, z. B. Kurzpräsentationendurch RückkehrerInnen• Bewertung <strong>der</strong> Vorbereitung: Was war gut? Was hatgefehlt? Worauf müsste <strong>in</strong> Zukunft stärker geachtetwerden?• Reflexion <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Arbeit vor Ort: Welche Erwartungenhatte die Fachkraft? Reflexion über Motivationund Vorstellungen mit denen die Fachkraft <strong>in</strong>s E<strong>in</strong>satzlandgefahren ist: Wurden diese bestätigt, revidiert?(Erwartungsabgleich)• Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung über das Mandat <strong>der</strong> Organisation,ihre Arbeitsweise, etc.• Reflexion über die Rolle <strong>der</strong> Fachkraft vor Ort• Unterstützung zur sozialen und beruflichen Re<strong>in</strong>tegration:Partnerschaft, Wohnort, Studium, Arbeitslosigkeit,Beruf• Reflexion des Gelernten• Reflexion <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen• E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> belastende Lebensereignisse und Möglichkeiten<strong>der</strong> Deutung, z. B. Trauma, Sekundärtraumatisierung• Erfahrungen mit belastenden Ereignissen (je nach Bedürfnis<strong>der</strong> Gruppe: <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>gruppe und bei BedarfAngebot e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelgesprächs durch TeamerIn )• Möglichkeiten <strong>der</strong> Weiterarbeit aufzeigen: z. B. RückkehrerInnenstelleanbieten• Verständnis für den Kontext, aus dem e<strong>in</strong>e Fachkraftkommt, ist auf Seiten <strong>der</strong> NachbereiterIn wichtig• <strong>Begleitung</strong> bei Formalia, wie z. B. Krankenversicherung54


Ausblick• Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Thema „Abschied undRückkehr“ sollte bereits Thema vor <strong>der</strong> Ausreise se<strong>in</strong>!• Gespräche und Sem<strong>in</strong>ar sollten den Bedürfnissen <strong>der</strong>Friedensfachkräfte angepasst se<strong>in</strong>Das Nachbereitungssem<strong>in</strong>ar und das Nachbereitungsgesprächsollte zum Schluss <strong>von</strong> den TeilnehmerInnen undTeamerInnen ausgewertet werden: was war gut, wasfehlte, um <strong>in</strong> Zukunft ggf. an e<strong>in</strong>er Weiterentwicklungdes Konzepts zu arbeiten. Das Nachbereitungssem<strong>in</strong>arsollte den gleichen Stellenwert wie das Vorbereitungssem<strong>in</strong>arbzw. die Vorbereitung auf den E<strong>in</strong>satz haben!<strong>Die</strong> NachbereiterInnen sollten im Verhalten, ihren E<strong>in</strong>stellungenund Kommunikationsformen unterstützend,respektvoll und empathisch se<strong>in</strong>, um Halt geben zu können.Dazu eignen sich die Grundregeln <strong>der</strong> GewaltfreienKommunikation o<strong>der</strong> die verschiedenen Ebenen <strong>der</strong> Kommunikationnach Cohn. Es gibt verschiedene Formen desZuhörens wie z. B. aktives Zuhören o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fühlsames Zuhören,die gewählt werden können. Schließlich sollte dieNachbereiterIn auch auf eigene Grenzen achten.E<strong>in</strong> schwieriges Thema ist, <strong>in</strong>wieweit ich als NachbereiterInbelastende Erfahrungen, z. B. traumatische Ereignisse,ansprechen darf. Wie f<strong>in</strong>de ich Zugang zu jemandem,<strong>der</strong>/die Schlimmes erlebt hat? Welche Bed<strong>in</strong>gungen müssengegeben se<strong>in</strong>, um darüber sprechen zu können? Wieist die Person mit dem Erlebten umgegangen? Wie könnenwir mit <strong>der</strong> eigenen Hilflosigkeit umgehen, wenn wirmit jemandem reden, bei dem viel Kummer besteht?Im Sem<strong>in</strong>ar wurde deutlich, dass es sehr wichtig ist, übermögliche Folgen <strong>von</strong> (Sekundär-)Trauma aufzuklären, damitdie Friedensfachkraft auftretende Symptome besserverstehen kann.<strong>Die</strong> Erfahrung <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> hierzu: „Für mich war e<strong>in</strong>Rollenspiel, das wir <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen zu dritt gemachthaben, aufschlussreich: Jede Gruppe sollte sich auf e<strong>in</strong>belastendes Erlebnis e<strong>in</strong>igen. In me<strong>in</strong>er Gruppe war esdas Massaker <strong>in</strong> <strong>der</strong> kolumbianischen Friedensgeme<strong>in</strong>de2006, bei <strong>der</strong> acht Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong>, darunter dreiK<strong>in</strong><strong>der</strong>, brutal ermordet wurden. Im Rollenspiel gab ese<strong>in</strong>e BeobachterIn, e<strong>in</strong>e Friedensfachkraft und e<strong>in</strong>e NachbereiterIn.Wir wechselten uns <strong>in</strong> den verschiedenen Rollenab und konnten auf diese Weise e<strong>in</strong> Nachbereitungsgespräch„üben“ und Feedback <strong>von</strong> <strong>der</strong> BeobachterInund <strong>der</strong> Friedensfachkraft“ bekommen.“ <strong>pbi</strong> Deutschlandwird diese Anregung auf e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> nächsten Sitzungen<strong>der</strong> Arbeitsgruppe <strong>Freiwilligen</strong>begleitung aufgreifen.Den Prozess <strong>der</strong> Schulung im Bereich Nachbereitungmöchte <strong>pbi</strong> auch <strong>in</strong> diesem Jahr fortführen. Schwerpunktdes im Herbst 2009 stattf<strong>in</strong>denden Sem<strong>in</strong>ars werden dieErarbeitung e<strong>in</strong>es Gesprächsleitfadens und die Entwicklung<strong>von</strong> Modulen über verschiedene Gesprächsführungsmethodenund Kommunikationsformen wie z. B. „LernendesNachbereitungsgespräch“, „ThemenzentrierteInteraktion“ und „Gewaltfreie Kommunikation“ se<strong>in</strong>. DasSem<strong>in</strong>ar wird <strong>in</strong> Kooperation mit <strong>pbi</strong> Deutschland undCarea fortgeführt. Abschließend wird <strong>pbi</strong> – DeutscherZweig e. V. über das Konzept zur Nachbegleitung <strong>von</strong>Friedensfachkräften beraten.Auch auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene wird am Begleitkonzeptweitergearbeitet. <strong>Die</strong> Arbeitsgruppe <strong>Freiwilligen</strong>begleitungDeutschland und die <strong>in</strong>ternationale Arbeitsgruppezur <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>Freiwilligen</strong> werden aktiv daran arbeiten.Wenngleich die <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräften nache<strong>in</strong>em Friedense<strong>in</strong>satz als e<strong>in</strong> wichtiges Element <strong>der</strong> Arbeit<strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit und <strong>der</strong> Menschenrechts-und Friedensarbeit gesehen wird, liegenbislang wenige systematische Arbeiten speziell zur Nachbetreuungvor. Manche Träger und E<strong>in</strong>richtungen lassenGeme<strong>in</strong>samkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> erkennen, wie beispielsweiseCarea, <strong>pbi</strong>, AGEH und eed.<strong>Die</strong> TeilnehmerInnen des Studientages <strong>in</strong> Bonn (2007) unterstrichen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Abschlussdiskussion, dass e<strong>in</strong>e stärkereVernetzung und Zusammenarbeit <strong>der</strong> Organisationen <strong>in</strong>Deutschland wünschenswert wäre, zumal die Fachkräfte<strong>in</strong> den Projekten vor Ort oft bereits kooperieren. Geradeim Bereich <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>tegration bzw. Rückkehr sahen dieTeilnehmerInnen noch viele Entwicklungsmöglichkeiten.So wurde <strong>der</strong> Vorschlag gemacht, e<strong>in</strong> Forum zu schaffen,das sich mit <strong>der</strong> Nachbereitung beschäftigt, was <strong>pbi</strong>sehr begrüßt (Studientag 2007). Wünschenswert wäre <strong>in</strong>Zukunft die Entwicklung organisationsübergreifen<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samerStandards <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräftenvor, während und nach e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satz, wie bereitsauf dem Studientag deutlich wurde.Noch besteht e<strong>in</strong> Mangel an Konzepten und Studien, diesich mit <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräften, speziell<strong>in</strong> Konfliktregionen, beschäftigen. Ebenso stehen zu wenigöffentliche Publikationen zur Verfügung, die über diebisherigen Konzepte aus <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeith<strong>in</strong>ausgehen und auf den Arbeitsbereich Konfliktbewältigungund Friedensför<strong>der</strong>ung Bezug nehmen.55


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen FriedensarbeitMit <strong>der</strong> <strong>pbi</strong> Studie 1 und <strong>der</strong> vorliegenden Broschüremöchten wir uns an <strong>der</strong> Diskussion und Weiterentwicklungdes Themas beteiligen und e<strong>in</strong>en Beitrag dazu leistendie Lücke, die es im Bereich öffentliche Publikationengibt, zu schließen. <strong>pbi</strong> wird sich auch <strong>in</strong> Zukunft an Studientagenwie z. B. dem Studientag zur Personalbegleitung<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit beteiligen. Er wird<strong>von</strong> <strong>der</strong> „Offenen Kooperation Qualifizierung“ <strong>in</strong> Zusammenarbeitmit <strong>der</strong> „Plattform Zivile Konfliktbearbeitung“<strong>in</strong> diesem Jahr <strong>in</strong> Bonn abgehalten.Für die Zukunft wären empirische Forschungen und Dokumentationenfolgen<strong>der</strong> Themen wünschenswert, dennmöglicherweise erweisen sich aus den Ergebnissen wichtigeKonsequenzen für die Konzeption <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong><strong>von</strong> Friedensfachkräften:– Während <strong>in</strong> den Anfangszeiten <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> vorwiegendsolidarische, politische und altruistische Werte als Motivfür e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz entscheidend waren, werden heutee<strong>in</strong>e Vielzahl unterschiedlicher Aspekte genannt. (vgl.<strong>pbi</strong>-Studie 1, 2005:44ff) Der fortgeschrittene Professionalisierungsgrad<strong>von</strong> E<strong>in</strong>sätzen mag e<strong>in</strong>e Rolle bei diesemWandel <strong>der</strong> Motivstrukturen spielen, ebenso wie e<strong>in</strong> generellergesellschaftlicher Werte- und Normenwandel. 36Wobei erst e<strong>in</strong>e differenzierte Forschungsarbeit dieseAussage bestätigen könnte.– Belastungsreaktionen nach e<strong>in</strong>em Friedense<strong>in</strong>satz, wiedie Posttraumatische Belastungsstörung, s<strong>in</strong>d nach denLiteraturrecherchen <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> kaum untersucht und dokumentiert.Hier wäre e<strong>in</strong>e gezielte Befragung <strong>von</strong> Friedensfachkräftenaufschlussreich.– <strong>Die</strong> Folgen <strong>von</strong> Krieg s<strong>in</strong>d für Frauen und Männer unterschiedlich.Stellen sich dadurch nicht auch unterschiedlicheAnfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräften?Ist beispielsweise e<strong>in</strong>e gen<strong>der</strong>spezifischeNachbereitung notwendig?– Wie wirkt sich e<strong>in</strong> Friedense<strong>in</strong>satz auf die eigene Biografieaus? Welche Verän<strong>der</strong>ungen treten e<strong>in</strong>, z. B. <strong>in</strong> <strong>der</strong>Haltung gegenüber politischer Solidaritätsarbeit?– Welche e<strong>in</strong>heimischen Methoden des Umgangs mitTrauma s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kultur vorhanden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Fachkräftearbeiten? Was können wir daraus lernen? WelcheMöglichkeiten gibt es, beide zu komb<strong>in</strong>ieren?– Untersuchung zum Thema: Gibt es unterschiedliche Bedürfnisse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung <strong>von</strong> jungen undälteren Friedensfachkräften?E<strong>in</strong> Defizit <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> <strong>pbi</strong> besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong><strong>von</strong> BewerberInnen, die nach bzw. vor e<strong>in</strong>em Projekttra<strong>in</strong><strong>in</strong>gabgelehnt werden sowie <strong>von</strong> Fachkräften, die ihrenE<strong>in</strong>satz vorzeitig beenden. Es bestehen zwar <strong>in</strong>nerhalb<strong>von</strong> <strong>pbi</strong> <strong>in</strong>ternational gültige M<strong>in</strong>deststandards. Sie sehenvor, dass die Ablehnung <strong>der</strong> BewerberInnen nach o<strong>der</strong>vor dem Projekttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g direkt vom Projektkomitee mitgeteiltwird und diese die Möglichkeit und das Recht haben,nach genaueren Gründen zu fragen. <strong>Die</strong> Län<strong>der</strong>gruppensollen die abgelehnten BewerberInnen kontaktieren undwenn möglich, <strong>in</strong> die Inlandsarbeit e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den. Trotz <strong>der</strong>vorhandenen Bemühungen sollte <strong>pbi</strong> auf nationaler und<strong>in</strong>ternationaler Ebene die <strong>Begleitung</strong> bzw. Unterstützungim genannten Bereich verbessern. <strong>Die</strong>s könnte z. B. <strong>in</strong>Form e<strong>in</strong>es Diskussionspapiers geschehen, das <strong>von</strong> denbeiden <strong>pbi</strong>-Arbeitsgruppen zur <strong>Freiwilligen</strong>begleitungausgearbeitet wird, Vorschläge zur Verbesserung enthältund auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene e<strong>in</strong>gebracht und diskutiertwird.<strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e. V. plant für 2009 zwei weitereSem<strong>in</strong>are für RückkehrerInnen und e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>ar im BereichÖffentlichkeitsarbeit. Für das zweite Halbjahr 2009ist die Erarbeitung e<strong>in</strong>es Handouts für RückkehrerInnenvorgesehen. <strong>Die</strong>s soll v. a. Aspekte <strong>der</strong> praktischen Unterstützung<strong>in</strong> schriftlicher Form vermitteln. Außerdem wirde<strong>in</strong>e Aktualisierung des <strong>pbi</strong>-Handbuchs zur <strong>Freiwilligen</strong>begleitungvorgenommen.Allen <strong>pbi</strong>-KollegInnen und Friedensfachkräften sowieden TeilnehmerInnen des Studientags <strong>in</strong> Bonn (2007)und des Weiterbildungssem<strong>in</strong>ars <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (2008) möchteich für ihre Unterstützung, die sie mir für die Erarbeitungdieser Broschüre gaben, <strong>von</strong> Herzen danken!Suhela Behboud36 Für e<strong>in</strong>e differenzierte Betrachtung <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergründe dieses Wandels vgl. die Studie <strong>von</strong> Uta Bronner: „<strong>Die</strong> Motivation humanitärer Helfer<strong>in</strong>nen und Helfer“,<strong>in</strong>: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jahrgang 8: 2000:505ff. Berl<strong>in</strong>.56


Literaturliste9. LiteraturlisteBecker, David 2006: Polemische Gedanken über Opfer, Täterund Helfer. In: Edition Freitag.Becker, David 2005: Auswirkungen organisierter Gewalt. In:Im Inneren <strong>der</strong> Globalisierung – Psychosoziale Arbeit <strong>in</strong> Gewaltkontexten.medico – Report 26: 148-161.Becker, David 1999: Trauerprozesse und Traumaverarbeitungim <strong>in</strong>terkulturellen Zusammenhang. In: Zeitschrift für PolitischePsychologie, Jahrgang 7, Nr. 1 u. 2: 165-182.Beristaín, Carlos M.; Donà, Giorgia 2001: NOAH – Networkon Humanitarian Assistance: Psychology <strong>in</strong> humanitarian assistance.Volume 7 Chapter 3. Network on humanitarian assistance:20-27.Berman, Lisa 2005: Traumasensible Konfliktarbeit. In: ForumZiviler Friedensdienst e. V. <strong>von</strong> Konrad Tempel (Hg.). ZFD impuls– Band 3. 2005: Begegnen und Verwandeln – Zur Psychologie<strong>der</strong> Friedensarbeit: 141-144. Bonn.Berman, Lisa 2005: „Compassionate Listen<strong>in</strong>g – E<strong>in</strong>fühlsamZuhören. In: Forum Ziviler Friedensdienst e.V. <strong>von</strong> Konrad Tempel(Hg.). ZFD impuls – Band 3. 2005: Begegnen und Verwandeln– Zur Psychologie <strong>der</strong> Friedensarbeit: 144-147. Bonn.Bronner, U. 2000: <strong>Die</strong> Motivation humanitärer Helfer<strong>in</strong>nenund Helfer. In: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jahrgang8: 505-521. Berl<strong>in</strong>.Brune, Michael 2002: Psychosocial Work <strong>in</strong> Disaster Areas.Berl<strong>in</strong>.Brune, Michael 1999: Das Trauma. IPPNW akzente, Berl<strong>in</strong>.Cohn, Ruth 1975: Von <strong>der</strong> Psychoanalyse zur ThemenzentriertenInteraktion. Stuttgart.Cunn<strong>in</strong>gham, M. S.; Aroche, J. 1997: Car<strong>in</strong>g for Caregivers.Pr<strong>in</strong>ciples and practices fort the Management of Staff <strong>in</strong> Tortureand Trauma Rehabilitation Centers. PST Quarterly: 19-26.Dorn, Carol<strong>in</strong>e; Novoa, Manuel (basics <strong>in</strong> KooperationGesellschaft zur Unterstützung <strong>von</strong> Gefolterten und Verfolgtene. V.) 2004: Wissenswertes über Trauma. Hamburg.eed (Hg.) 2005: Wenn die Welt zerbricht. Mit traumatischenErlebnissen umgehen. Scriptum 3. Bonn.Evangelisches Missionswerk <strong>in</strong> Deutschland (EMW) Hamburg.(Hg.) 2005: Perspektiven für e<strong>in</strong>e professionelle und verantwortungsvolle<strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Mitarbeitenden. DokumentationNr. 2.Leonhardt, K. 1998: Mitarbeitere<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Krisengebieten.Folgerungen für die Personalarbeit – am Beispiel e<strong>in</strong>es humanitärenHilfsprojektes <strong>in</strong> Bosnien-Herzegow<strong>in</strong>a. Diplomarbeit.Erlangen-Nürnberg: Friedrich-Alexan<strong>der</strong>-Universität.Litsch, E. M. (GTZ/COPE) 2006: Wenn es nicht so rund läuft….Stress, Konflikt und Krise. E<strong>in</strong> praktischer Ratgeber für den Auslandse<strong>in</strong>satz.Eschborn.McNally, Richard J. 2004: Psychological Debrief<strong>in</strong>g Does NotPrevent Posttraumatic Stress Disor<strong>der</strong>. Psychiatric Times. Vol. 21No. 4. USA.medico <strong>in</strong>ternational (Hg.) 1997: Schnelle E<strong>in</strong>greiftruppe“Seele”: auf dem Weg <strong>in</strong> die therapeutische Weltgesellschaft;Texte für e<strong>in</strong>e kritische „Trauma-Arbeit”. Medico Report 20.Frankfurt am Ma<strong>in</strong>.medico <strong>in</strong>ternational (Hg,) 2005: Im Inneren <strong>der</strong> Globalisierung.Psychosoziale Arbeit <strong>in</strong> Gewaltkontexten. medico Report26, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>.medica mondiale e.V. (Haak,G. ; Griese K.) 2006: Umgangmit Trauma und sekundärer Traumatisierung / Burnout. Köln.(unveröffentlichtes Arbeitspapier)Mitchell, J. T.; Everly, G. S. 1998: Stressbearbeitung nach belastendenEreignissen. Zur Prävention psychischer Traumatisierung.Wien: Stumpf & Kossendey.Reddemann, Luise 2006: E<strong>in</strong>e Reise <strong>von</strong> 1.000 Meilen beg<strong>in</strong>ntmit dem ersten Schritt. Seelische Kräfte entwickeln undför<strong>der</strong>n. Freiburg im Breisgau.Scherg, N<strong>in</strong>a / GTZ (Hg.) 2003: EntwicklungsorientierteTraumabearbeitung <strong>in</strong> Nachkriegssituationen. Eschborn.Schulz <strong>von</strong> Thun, Friedemann 2001: Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Reden,Band 1 und 2. Re<strong>in</strong>bek bei Hamburg.57


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen FriedensarbeitStandards für den Zivilen Friedensdienst 2008 (überarbeiteteFassung): Geme<strong>in</strong>same Grundlage des Konsortiums ZivilerFriedensdienst bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>von</strong> Projekten. Bonn.Storti, Craig 2003: The Art of Com<strong>in</strong>g Home. Yarmouth,Ma<strong>in</strong>e. USA.Studientag 2007: Der Verantwortung gerecht werden –Debrief<strong>in</strong>g und Re<strong>in</strong>tegration <strong>von</strong> Fachkräften <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalenFriedensarbeit im Rahmen <strong>der</strong> „Offenen KooperationQualifizierung“. Bonn. (unveröffentlichtes Protokoll)Tausch, Re<strong>in</strong>er 2008: Hilfen bei Stress und Belastung. Re<strong>in</strong>bekbei Hamburg.Teegen, Frauke 2000: Psychotherapie <strong>der</strong> PosttraumatischenBelastungsstörung. Gießen.Teegen, F.; Grotw<strong>in</strong>kel, M. 2001: Traumatische Erfahrungenund Posttraumatische Belastungsstörung bei Journalisten –E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternet-basierte Studie. Gießen.Thiele, Susanne 2003: Rückkehrer werden ist nicht schwer...Von <strong>der</strong> Rolle ehemaliger Fachkräfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> AGEH. In: contacts:26-27. Köln.Tullio, F. 2005: Negative Emotionen als Tor zu Hoffnung, Liebeund Vertrauen. In: Forum Ziviler Friedensdienst e.V. <strong>von</strong> KonradTempel (Hg.). ZFD impuls – Band 3. 2005: Begegnen und Verwandeln– Zur Psychologie <strong>der</strong> Friedensarbeit: 125-128. Bonn.weltwärts / BMZ (Hg.) 2007: Richtl<strong>in</strong>ien zur Umsetzungdes entwicklungspolitischen <strong>Freiwilligen</strong>dienstes „weltwärts“.Bonn.Wünsche, Petra 1999: Unterstützende <strong>Begleitung</strong> und Nachbetreuung<strong>von</strong> Fachkräften im Zivilen Friedendienst. Im Auftrag<strong>von</strong> <strong>Die</strong>nste <strong>in</strong> Übersee. Berl<strong>in</strong>.Wünsche, P.; Döhne, K. 1999: Hilfe für die Helfer. Zeitschriftfür Entwicklung und Zusammenarbeit. Frankfurt a. M.9.1. <strong>pbi</strong>-SchriftenBehboud, Suhela 2008: Auslandserfahrungen mit <strong>pbi</strong>. Washaben wir <strong>in</strong> Deutschland da<strong>von</strong>? In: <strong>pbi</strong> Rundbrief 03/08:9.Hamburg.Behboud, Suhela; Bongard, Nicole 2008: Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g.In: <strong>pbi</strong>-Rundbrief 02/08:8. Hamburg.Behboud, Suhela; Berner, Y<strong>von</strong>ne; Müller-Hoff, Claudia 2006:Zur Rolle <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> den Projekten – Arbeitsgrundlagefür die <strong>pbi</strong> AG <strong>Freiwilligen</strong>betreuung. Hamburg. (unveröffentlicht)Beristaín, Carlos Mart<strong>in</strong> 2000: Bildungsarbeit bei <strong>pbi</strong> – <strong>Die</strong>Wie<strong>der</strong>herstellung sozialer Netze – e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Facette <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong>.In: <strong>pbi</strong> Rundbrief 04/00. Hamburg.Eguren, Luis Enrique; Mahony; Liam 2002: Gewaltfrei stören– Gewalt verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. <strong>Die</strong> peace brigades <strong>in</strong>ternational.Zürich. (Orig<strong>in</strong>al erschien 1997 unter dem Titel: Unarmed Bodyguards.International Accompaniment for the Protection ofHuman Rights. USA.)Grosse, Brigitte 2004: Was, wenn ihnen was passiert? Interviewmit Christ<strong>in</strong>e Weisser (ZFD): Wie <strong>pbi</strong>-Freiwillige mit Stressumgehen. In: <strong>pbi</strong>-Rundbrief 02-03/04:12.Hamburg.Hake, Astrid 2003: Betreuung während des E<strong>in</strong>satzes: Erfahrungene<strong>in</strong>er (ZFD-) Besuchsreise. In: <strong>pbi</strong>-Rundbrief 04/03:5.Hamburg.Mum<strong>in</strong>ovic, Adam 2003; Behboud, Suhela (aktualisierteFassung) 2005, <strong>pbi</strong>-D (Hg.): Friedensdienste mit peace brigades<strong>in</strong>ternational (<strong>pbi</strong>). Broschüre. Hamburg.Mum<strong>in</strong>ovic, Adam: <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e.V. (Hg.) 2007:Diversity bei <strong>pbi</strong> Deutschland. Hamburg.peace brigades <strong>in</strong>ternational – Deutscher Zweig e. V. 2007;Lobbyarbeit bei <strong>pbi</strong> Deutschland – Lobbyhandbuch. Hamburg.(unveröffentlicht)peace brigades <strong>in</strong>ternational – Deutscher Zweig e. V.2004: Konzeptentwurf zur Verstärkung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong>RückkehrerInnen <strong>in</strong> die Inlands- bzw. Bildungsarbeit <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>.Hamburg.(unveröffentlicht)peace brigades <strong>in</strong>ternational – Deutscher Zweig e. V. (Hg.)2007: Menschenrechte lernen & leben – <strong>pbi</strong> macht Schule (Broschüre).Hamburg.peace brigades <strong>in</strong>ternational – Deutscher Zweig e.V. (Hg.)2005: Handbuch <strong>Freiwilligen</strong>betreuung. Hamburg.peace brigades <strong>in</strong>ternational – Deutscher Zweig e. V. (Hg.):<strong>pbi</strong> Studie 1: 2003 / aktualisierte Fassung 2005: Motivationund Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>von</strong> Friedensfachkräften – Methodenund Konzepte zu ihrer Betreuung. Hamburg.peace brigades <strong>in</strong>ternational – Deutscher Zweig e.V. <strong>in</strong>Kooperation mit Carea e.V. 2008: Protokoll Weiterbildungssem<strong>in</strong>arfür BegleiterInnen <strong>von</strong> Friedensfachkräften nach e<strong>in</strong>emProjekte<strong>in</strong>satz. Berl<strong>in</strong>. (unveröffentlicht)58


Literaturliste<strong>pbi</strong> England 2006: Cultural Diversity and equal opportunitiespolicy. London, USA. (unveröffentlicht)<strong>pbi</strong> – Gen<strong>der</strong> Diversity Work<strong>in</strong>g Group 2007: F<strong>in</strong>al Report:Implementation and F<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs of the Phase One of the GDMPwith<strong>in</strong> <strong>pbi</strong> Field Projects. London. (unveröffentlicht)<strong>pbi</strong> – Gen<strong>der</strong> Diversity Work<strong>in</strong>g Group 2007: Assessmentof the status of the Gen<strong>der</strong> and Diversity Perspective with<strong>in</strong> <strong>pbi</strong>Field Projects. (unveröffentlicht)<strong>pbi</strong> Germany (Hg.) 2006: Proposals <strong>in</strong> the ZFD-program of<strong>pbi</strong> Germany. Short-time measure: Gen<strong>der</strong> ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g andwork <strong>in</strong> conflict areas. Hamburg. (unveröffentlicht)<strong>pbi</strong> – <strong>in</strong>ternational 2006: M<strong>in</strong>utes Gen<strong>der</strong> and Diversity Meet<strong>in</strong>g.Genf. (unveröffentlicht)<strong>pbi</strong> – <strong>in</strong>ternational 2008: Policy on m<strong>in</strong>imum standards forprovid<strong>in</strong>g emotional support for volunteers. Approved by <strong>pbi</strong>General Assembly. Hamburg. (unveröffentlicht)<strong>pbi</strong> – International Personnel Committee 2006: (Edenburg,Joke / Molnar, Steve / Keirmann, Josie): Anti Ag<strong>in</strong>g Proposal.London. (unveröffentlicht)<strong>pbi</strong> – International Volunteer Support Work<strong>in</strong>g Group2008: Questionnaire for Ex-Volunteers – The Mental healthsupport for Volunteers policy of peace brigades <strong>in</strong>ternational.Brüssel. (unveröffentlicht)<strong>pbi</strong> Schweiz (Hg.) 2007: Ratgeber für die PartnerInnen undFamilien <strong>der</strong> <strong>pbi</strong> <strong>Freiwilligen</strong> / Advice for families and partnersof volunteers. Schweiz.Tachau, Peter 2004: Friedensarbeit und psychosoziale Gesundheit/ Coach<strong>in</strong>g zur Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>-Fachkräfte: PeterTachau sprach mit Dirk Sprenger und Monika Bricke (ZFD-Freiwillige)über ihre Erfahrungen. In: <strong>pbi</strong>-Rundbrief 02-03/04:10-11. Hamburg.Urteaga, Katia / Zarate, Erika 2005: Gen<strong>der</strong> an Diversity Proposalat the General Assembly. (unveröffentlicht)Wältr<strong>in</strong>g, Julia 2006: <strong>pbi</strong>-Coach<strong>in</strong>g für Ausreisende. (unveröffentlicht)Wiegmann, Max 2004 (Protokoll): Beratung <strong>in</strong> Traumaarbeit.Unveröffentlichtes Protokoll des <strong>pbi</strong>-Coach<strong>in</strong>g.<strong>pbi</strong>-Freiwillige als <strong>in</strong>ternationale Beobachter<strong>in</strong> <strong>in</strong> Nepal59


<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen FriedensarbeitAnhang 1 Auswertung des <strong>pbi</strong> Projekte<strong>in</strong>satzesMit: _____________________________________________Datum: __________________E<strong>in</strong>leitunga) Dank für den E<strong>in</strong>satz / ggf. Überreichung e<strong>in</strong>er Bestätigung über den E<strong>in</strong>satzb) Auswertungsgespräche s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Situation: <strong>Die</strong> <strong>Freiwilligen</strong> sollen da<strong>von</strong> profitieren, aber auch <strong>pbi</strong> Deutschland.<strong>Die</strong> Arbeit als Freiwillige/r im Projekt (ca. 40 m<strong>in</strong>.)1. Arbeitsbereicha) In welchem Team warst Du, was waren De<strong>in</strong>e Tätigkeiten / Schwerpunkte dort?b) Kurz: Welche Entwicklungen hat das Projekt durch die Arbeit vor Ort im letzen Jahr durchlaufen?c) Wie beurteilst Du die Effektivität und die Sicherheitssituation <strong>der</strong> Arbeit vor Ort ?d) Wie beurteilst Du die Arbeitsbelastung <strong>der</strong> <strong>Freiwilligen</strong> und de<strong>in</strong>e persönliche Arbeitsbelastung?e) Wie war das Verhältnis zum Projektkomitee: Wurdest du / wurdet ihr unterstützt?f) Gab es Konflikte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit?2. Leben im Teama) Verhältnis zu den Teammitglie<strong>der</strong>n / <strong>Freiwilligen</strong>b) Verhältnis zu den an<strong>der</strong>en Teamsc) Verhältnis zu den an<strong>der</strong>en deutschen <strong>Freiwilligen</strong>Wohlbef<strong>in</strong>den und Rückkehr (ca. 30 m<strong>in</strong>)a) Gab es weitere Konflikte, die dich belasten?b) Mit welchem Gefühl hast du de<strong>in</strong>e <strong>Freiwilligen</strong>zeit beendet?c) Wie war es für dich, nach Deutschland zurückzukommen?d) Hattest du e<strong>in</strong>e Ruhephase nach <strong>der</strong> Ankunft?e) Wie fühlst du dich jetzt: Bist du müde / ausgelaugt? Drehen sich de<strong>in</strong>e Gedanken vorwiegend um das Projekt? Hast du bereitse<strong>in</strong> bisschen Abstand gewonnen?`f) <strong>Die</strong> Phase nach <strong>der</strong> Rückkehr: Orientierungslosigkeit, langweiliger Alltag, fremdgewordene Freunde?Wie geht es weiter?a) Wie ist de<strong>in</strong>e Stimmung, wenn Du <strong>in</strong> die Zukunft blickst?b) Wie ist de<strong>in</strong>e Planung <strong>der</strong> kommenden Monate?c) Möglichkeiten <strong>der</strong> Mitarbeit bei <strong>pbi</strong> Deutschland:- <strong>pbi</strong> Schulprojekt- Advocacyarbeit- politisches Netzwerk, NGO`s, Geldgeber- Öffentlichkeitsarbeit:- öffentliche Vorträge- <strong>pbi</strong> Infosem<strong>in</strong>ar- Rundbrief - Artikel schreiben- Überarbeitung <strong>der</strong> Projekt - Handouts- <strong>pbi</strong> D-Webseite- Unterstützung <strong>der</strong> Projekt-AG und / o<strong>der</strong> Regionalgruppe- Vorbereitung <strong>der</strong> ausreisenden <strong>Freiwilligen</strong>3. Offene Fragen60


AnhangAnhang 2 „Posttraumatic Diagnostic Scale“(aus eed- Scriptum 3 „Wenn die Welt zerbricht“ 2005: 50ff und Rob<strong>in</strong>s, L.; Janca, A.; Orley, J.: World Health Organization: PTSDTreatment Screener)<strong>Die</strong>ser Fragebogen, <strong>der</strong> nach den 17 häufigsten und gravierendsten Merkmalen e<strong>in</strong>er Posttraumatischen Belastung fragt, sollhelfen, wenn wir bei uns selber o<strong>der</strong> unseren KollegInnen e<strong>in</strong>en solchen Zustand vermuten. Erst wenn mehr als 12 Merkmale <strong>in</strong><strong>der</strong> Ausprägung 2 o<strong>der</strong> 3 vorliegen und das Erlebnis länger als 3 Monate zurückliegt, weil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>ige Symptome bei zweiDritteln <strong>der</strong> Betroffenen im Laufe <strong>von</strong> drei Monaten verschw<strong>in</strong>den, könnten sich die H<strong>in</strong>weise verdichten, dass es sich um e<strong>in</strong>Trauma handelt. Sollte sich <strong>der</strong> Verdacht verdichten, sollte professionelle Hilfe aufgesucht werden.0 = überhaupt nicht o<strong>der</strong> nur e<strong>in</strong>mal im letzten Monat1 = e<strong>in</strong>mal pro Woche o<strong>der</strong> seltener, manchmal2 = zwei bis vier mal pro Woche, die Hälfte <strong>der</strong> Zeit3 = fünf mal o<strong>der</strong> öfter pro Woche, fast immer1) Hast du belastende Gedanken o<strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerungen an das Erlebnis, die dir durch den Kopf g<strong>in</strong>gen, obwohldu nicht daran denken wolltest?2) Hast du häufiger schlechte Träume o<strong>der</strong> Alpträume über das Erlebnis?3) Fühlst du so, als würdest du das Ereignis plötzlich noch e<strong>in</strong>mal durchleben o<strong>der</strong> als würde es wie<strong>der</strong>passieren, wenn dich etwas an das Erlebnis er<strong>in</strong>nert?4) Wenn du an das Erlebnis er<strong>in</strong>nert wurdest, fühltest du dich z. B. ängstlich, ärgerlich, traurig, schuldig,usw.?5) Hast du körperliche Reaktionen, wie z. B. Schweißausbruch, Herzklopfen, als du an das Erlebnis er<strong>in</strong>nertwurdest?6) Hast du dich bemüht, nicht an das Erlebnis zu denken, nicht darüber zu reden o<strong>der</strong> damit verbundeneGefühle zu unterdrücken?7) Hast du dich bemüht, Aktivitäten, Menschen o<strong>der</strong> Orte zu meiden, die dich an das Erlebnis er<strong>in</strong>nern?8) Konntest / Kannst du dich an e<strong>in</strong>en wichtigen Bestandteil des Erlebnisses nicht er<strong>in</strong>nern?9) Hast du deutlich weniger Interesse an Aktivitäten, die vor dem Erlebnis für dich wichtig waren o<strong>der</strong> hastdu sie deutlich seltener unternommen?10) Fühlst du dich Menschen de<strong>in</strong>er Umgebung gegenüber entfremdet o<strong>der</strong> isoliert?11) Fühlst du dich abgestumpft o<strong>der</strong> taub (z. B. nicht we<strong>in</strong>en können o<strong>der</strong> sich unfähig fühlen, liebevolleGefühle zu erleben)?12) Hast du das Gefühl, dass sich de<strong>in</strong>e Zukunftspläne und Hoffnungen nicht erfüllen werden , z. B. dass duim Beruf ke<strong>in</strong>en Erfolg, ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>, ke<strong>in</strong> langes Leben haben wirst?13) Hast du Schwierigkeiten e<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> durchzuschlafen?14) Bist du reizbar o<strong>der</strong> hast Wutausbrüche?15) Hast du Schwierigkeiten dich zu konzentrieren, z. B. während e<strong>in</strong>es Gesprächs <strong>in</strong> Gedanken abschweifeno<strong>der</strong> vergessen was du gerade gelesen hast?16) Bist du übermäßig wachsam / vorsichtig bzw. besorgt, dass etwas passiert, so dass du z. B. nachprüfst,wer <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er Nähe ist, dich unwohl fühlst, wenn du mit dem Rücken zur Tür sitzt?17) Bist du nervös o<strong>der</strong> schreckhaft, z. B. wenn jemand h<strong>in</strong>ter dir steht?Wie lange hast du die hier angegeben Probleme?• weniger als e<strong>in</strong>en Monat• e<strong>in</strong> bis drei Monate• über drei Monate61


AnhangAnhang 4 Erfahrungsbericht e<strong>in</strong>er <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong>aus dem Kolumbienprojekt (2008)Seit Mai 2008 arbeite ich als Freiwillige im Kolumbienprojekt<strong>von</strong> <strong>pbi</strong>, im Team Urabá, e<strong>in</strong> Krisengebiet im Norden desLandes. Wir bieten Schutzbegleitung für die Friedensgeme<strong>in</strong>deSan José de Apartadó, die „Geme<strong>in</strong>schaft für Selbstbestimmung,Leben und Würde <strong>von</strong> Cacarica” und die kolumbianischeMenschenrechtsorganisation „Gerechtigkeit und Frieden”. Beime<strong>in</strong>er Ankunft ist mir bewusst geworden, dass mir <strong>pbi</strong> - DeutscherZweig e.V. sehr gute Möglichkeiten zur Vorbereitung gebotenhatte. Durch verschiedene Sem<strong>in</strong>are (z. B. zum ThemaLobbyarbeit), Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lokalgruppe (z. B. Organisation<strong>von</strong> Besuchsreisen aus Projektlän<strong>der</strong>n) und nicht zuletzt das„Ausreisecoach<strong>in</strong>g“ waren mir manche Aspekte <strong>der</strong> Arbeit <strong>von</strong><strong>pbi</strong> bereits vertraut.In Urabá verbr<strong>in</strong>ge ich im Durchschnitt zwei Wochen im Monat<strong>in</strong> den Dörfern und Geme<strong>in</strong>den, wo vor allem unsere sichtbarePräsenz zählt. <strong>Die</strong> restlichen zwei Wochen beschäftigen michBüroarbeit, Gespräche mit Militär, Polizei, zivilen Autoritätenund an<strong>der</strong>en NRO, politische Analyse und die Erarbeitung <strong>von</strong>Artikeln.Ich telefoniere regelmäßig mit me<strong>in</strong>er Familie und Freunden<strong>in</strong> Deutschland. Vor me<strong>in</strong>er Abreise dachte ich, dass ich mehrKontakt zu <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweig e.V. haben würde. Lei<strong>der</strong>ist das <strong>in</strong> den letzten Monaten völlig untergegangen. Ich habenicht das Gefühl, dass ich mehr Unterstützung brauche, aberich beobachte mit Besorgnis, dass man hier vor Ort leicht ausdem Auge verliert, dass die Beziehung zwischen Projekten undLän<strong>der</strong>gruppen sehr wichtig ist. Auf konkrete Anfragen (Artikel,Fotos,...) werde ich stets versuchen, zu reagieren.Wenn ich an me<strong>in</strong>e verbleibende Zeit als Freiwillige denke, hoffeich, dass die Wochen weniger schnell verfliegen, als sie es imMoment tun. Derzeit steht für mich ke<strong>in</strong>e Aufgabenverän<strong>der</strong>ungan. Manchmal denke ich bereits an me<strong>in</strong>e Rückkehr nachDeutschland und b<strong>in</strong> sehr froh, dass <strong>pbi</strong> – Deutscher Zweige.V. se<strong>in</strong>en <strong>Freiwilligen</strong> die Möglichkeit bieten kann, ihre Erfahrungen<strong>in</strong> den Lokalgruppen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschäftsstelle und / o<strong>der</strong>im Schulprojekt weiterzugeben und e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Ich b<strong>in</strong> mirbereits jetzt sehr sicher, dass dies e<strong>in</strong>e große Hilfe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gewissnicht leichten Situation se<strong>in</strong> wird.Me<strong>in</strong> Team arbeitet <strong>in</strong> diesen Monaten sehr viel, weil die aktuelleSituation für die begleiteten Organisationen äußerst bedrohlichist. Trotz des Stresses, geht es dem Team gut. Wir teilendie Arbeit gut untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf und sprechen regelmäßigüber die <strong>in</strong>neren Spuren, die die Verleumdungen, Drohungenund Morde bei je<strong>der</strong> und jedem <strong>von</strong> uns h<strong>in</strong>terlassen. Dafürkönnen wir auch auf die Psycholog<strong>in</strong> des Projektes hun<strong>der</strong>tprozentigzählen. Wir freuen uns auch geme<strong>in</strong>sam, wenn wir merken,dass wir als Team unseren Teil dazu beitragen, dass <strong>pbi</strong>politischen Druck aufbauen kann, damit <strong>der</strong> kolumbianischeStaat die Menschenrechte se<strong>in</strong>er Bevölkerung respektiert undschützt. Deshalb b<strong>in</strong> ich auch kaum noch aufgeregt, wenn ichzum Beispiel e<strong>in</strong> Gespräch mit e<strong>in</strong>em General führen muss:Ich weiß, dass er weiß, dass h<strong>in</strong>ter mir e<strong>in</strong>e anerkannte un<strong>der</strong>fahrene Organisation steht. Viel Kraft schöpfe ich auch ausden persönlichen Beziehungen zu den Begleiteten, mit denenich viele Gespräche führe, <strong>der</strong>en Mut mich zutiefst bee<strong>in</strong>drucktund aus <strong>der</strong>en Erfahrungen ich sehr viel lernen kann.63


peace brigades <strong>in</strong>ternational | Deutscher Zweig e. V.Bahrenfel<strong>der</strong> Str. 79 | D-22765 HamburgFon +49 (0) 40-3 80 69 03 | Fax +49 (0) 40-3 86 94 17<strong>in</strong>fo@<strong>pbi</strong>-deutschland.de | www.<strong>pbi</strong>-deutschland.de<strong>pbi</strong> | Promot<strong>in</strong>g nonviolence and protect<strong>in</strong>g human rights s<strong>in</strong>ce 1981Spendenkonto Nr. 200 105 | Sparkasse Neuwied | BLZ 574 501 20Geför<strong>der</strong>t im Rahmen des Programms Ziviler Friedensdienst (ZFD)des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

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