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Die Begleitung von pbi-Freiwilligen in der internationalen ...

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Rückkehr nach dem Friedense<strong>in</strong>satz7.2. Methoden <strong>der</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> Friedensfachkräftennach e<strong>in</strong>em Auslandse<strong>in</strong>satz7.2.1. NachbereitungsgesprächIm Nachbereitungsgespräch versuchen wir herauszuf<strong>in</strong>den,<strong>in</strong> welcher Situation sich die Friedensfachkraft bef<strong>in</strong>det,ob das soziale Netz hier ausreichend stark ist um„wie<strong>der</strong> anzukommen“ o<strong>der</strong> ob Unterstützung <strong>in</strong> <strong>der</strong>Verarbeitung hilfreich se<strong>in</strong> könnte.Entsprechend dient das Gespräch dazu, den Bedarf anFolgeangeboten mit <strong>der</strong> Friedensfachkraft genauer zubestimmen. <strong>Die</strong>se können im Bereich <strong>der</strong> Beratung liegenund Orientierungshilfe geben sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vermittlung<strong>von</strong> PsychologInnen bestehen. <strong>Die</strong>se arbeiten bereitslänger mit <strong>pbi</strong> zusammen und können die Folgen e<strong>in</strong>es<strong>Freiwilligen</strong>dienstes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krisenregion e<strong>in</strong>schätzen. 25Das Gespräch dient aber auch als Rückblick auf den E<strong>in</strong>satzund – falls <strong>von</strong> <strong>der</strong> Friedensfachkraft gewünscht– kann Hilfe bei <strong>der</strong> Bewältigung <strong>von</strong> wichtigen Alltagsregelungengegeben werden. Dazu gehören die Versicherung<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krankenkasse, die Wohnungssuche undÜberlegungen, wie es hier beruflich weitergehen kannund wie die RückkehrerIn <strong>in</strong> die <strong>pbi</strong>-Arbeit vor Ort e<strong>in</strong>gebundenwerden kann.Zudem wird die Friedensfachkraft gebeten, ihren E<strong>in</strong>satzschriftlich auszuwerten. (siehe Anhang 1)Nicht zuletzt bietet das Nachbereitungsgespräch e<strong>in</strong>eMöglichkeit, vorsichtig Phänomenen wie Burnout und Sekundärtraumatisierungzu identifizieren.7.2.1.1. Umgang mit Sekundärtraumatisierung: Erste HilfeWir s<strong>in</strong>d offen und empathisch für das, was uns MenschenrechtsverteidigerInnen<strong>in</strong> Bezug auf Krieg und Gewalt erzählen.<strong>Die</strong>se Empathie ist e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Quelle unserer Verletzlichkeitgegenüber Leid und Schmerz. Wer mit durchGewalt traumatisierten Menschen arbeitet, ist mit <strong>der</strong>Brutalität, <strong>der</strong> schmerzvollen Realität <strong>der</strong> menschlichenGeme<strong>in</strong>schaft konfrontiert (medica mondiale 2006:2ff).Jemand, <strong>der</strong> sich auf Menschen e<strong>in</strong>lässt, die <strong>von</strong> Greueltaten,Terror, Schmerz und Trauer traumatisiert s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong>da<strong>von</strong> berichten, wie MenschenrechtsverteidigerInnenUnrecht angetan wird, <strong>in</strong>dem ihnen beispielsweise diepsychische Genesung durch e<strong>in</strong>e Politik des Vergebensund Vergessens verwehrt wird, kann sekundär traumatisierenbzw. <strong>in</strong> abgeschwächter Form ähnliche Symptomeentwickeln, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> posttraumatischen Belastungsstörungbeschrieben werden (eed 2005:7; 14, Teegen /Grotw<strong>in</strong>kel 2001:169; vgl. Sabiç 1999; Wünsche / Döhne1999).<strong>Die</strong> Auswirkungen s<strong>in</strong>d vielfältig: sie können sich aufunser Selbstbild, unseren Glauben über uns und an<strong>der</strong>e,unsere Identität, unsere Weltsicht usw. auswirken.Insbeson<strong>der</strong>e bei Menschen <strong>in</strong> „helfenden Berufen“ istdie sekundäre Traumatisierung weit verbreitet (medicamondiale 2006:3). In unserem Kontext, also <strong>der</strong> Friedensarbeit,ist es wichtig, e<strong>in</strong>en fundierten H<strong>in</strong>tergrundüber Traumaverarbeitung zu haben, wie dies bereits <strong>in</strong><strong>der</strong> Vor- und Nachbereitung geschieht. <strong>Die</strong>s dient dazu,e<strong>in</strong> Verständnis für das Thema zu bekommen, diesesWissen an<strong>der</strong>en weitergeben zu können und möglicheStrategien im Umgang mit sekundärer Traumatisierungbzw. Schutzmöglichkeiten davor zu f<strong>in</strong>den. Im Umgangmit sekundärer Traumatisierung brauchen BegleiterInnenund Friedensfachkräfte Selbstwertschätzung und Selbstfürsorge,denn wenn wir nicht für uns selbst sorgen können,ist es schwierig, für an<strong>der</strong>e da zu se<strong>in</strong> und D<strong>in</strong>ge zubewegen. Bei e<strong>in</strong>er sekundären Traumatisierung werden<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt.25 E<strong>in</strong> weiterer, bisher wenig beachteter Aspekt betrifft die Auswirkungen <strong>von</strong> Burnout und Traumatisierung auf die Inlandsarbeit. Zurückgekehrte Fachkräfte, dieunter solchen Symptomen leiden, ohne die damit verbundenen Erlebnisse bearbeiten zu können, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> hohem Maße dem Risiko ausgesetzt, <strong>von</strong> dem Erlebtenüberwältigt zu werden. <strong>Die</strong>s kann e<strong>in</strong>en erheblichen Leidensdruck erzeugen und sich auch sehr nachteilig darauf auswirken, wie die Erfahrungen des Projektaufenthaltsrückblickend wahrgenommen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit dargestellt werden. In jedem Fall s<strong>in</strong>d auch hier, falls erfor<strong>der</strong>lich, nachsorgende Maßnahmenangebracht. (Wünsche 1999)37

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