<strong>Die</strong> <strong>Begleitung</strong> <strong>von</strong> <strong>pbi</strong>-<strong>Freiwilligen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen Friedensarbeit6.1. Geson<strong>der</strong>te Begleitmaßnahmen mit dem ZFDund dem Programm „weltwärts“==> ZFD-Begleitmaßnahmen:Wie <strong>in</strong> Abschnitt 2.1. beschrieben, haben <strong>pbi</strong>-Fachkräfte,die mit dem ZFD <strong>in</strong> <strong>pbi</strong>-Projektlän<strong>der</strong> ausreisen, zusätzlichzu allen <strong>pbi</strong>-Begleitmaßnahmen die Möglichkeit, am Begleitprogrammdes eed teilzunehmen. 20Dazu gehören:• je<strong>der</strong> Friedensfachkraft steht während <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nstzeite<strong>in</strong>e qualifizierte BeraterIn als persönliche Kontaktpersonzur Seite. <strong>Die</strong>se unterstützt die Fachkraft, (gelernte)Bewältigungsstrategien zu aktivieren, um diese imGastland bei Bedarf möglichst effektiv zu nutzen.Außerdem berät er/sie die Fachkraft <strong>in</strong> Bezug aufStressprävention und -bewältigung. <strong>Die</strong> Begleitmaßnahmenwerden mit den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissenund den Gegebenheiten des Gastlandes abgestimmt.• <strong>Die</strong> Kontaktperson unterstützt sowohl per Telefon alsauch via Email und leistet, falls erfor<strong>der</strong>lich, Krisen<strong>in</strong>tervention.Bei Bedarf werden Gespräche vor Ort geführt,die dazu genutzt werden können, Anzeichen<strong>von</strong> Burnout o<strong>der</strong> traumatischen Symptomen zu diagnostizieren(eed 2005:27).• Auch wenn die <strong>Begleitung</strong> während <strong>der</strong> Teamzeitseltener aktiv bleibt, bleibt sie bestehen. Sie endeterst mit dem Gespräch nach <strong>der</strong> Rückkehr. (vgl. Abschnitt7.)Mittel des ZFD ermöglichen für jede Fachkraft e<strong>in</strong>mal jährlichProjektbesuche <strong>in</strong> Absprache mit MitarbeiterInnen<strong>der</strong> Geschäftsstelle und <strong>der</strong> jeweiligen Projekt-Arbeitsgruppe.<strong>Die</strong> Besuchsreise hat zum Ziel, die aktuelle Lebens- undArbeitswelt <strong>der</strong> Friedensfachkraft kennenzulernen undihr die Möglichkeit zu geben, über die fachliche Arbeitund ihr allgeme<strong>in</strong>es Bef<strong>in</strong>den zu sprechen (Hake 2003:5).In diesem Zusammenhang wird e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Augenmerkauf mögliche Anzeichen <strong>von</strong> Stress, Burnout undden allgeme<strong>in</strong>en und psychosozialen Gesundheitszustand<strong>der</strong> Fachkraft gelegt. In Gesprächen mit <strong>der</strong> Friedensfachkraftund ihrem Umfeld : Team, Projekt, begleitete MenschenrechtsverteidigerInnenbzw. -organisationen, werdenu.a. diese Themen angesprochen: Wohlbef<strong>in</strong>den imTeam, Bezugspersonen und Privatleben, kultureller Kontext,Umgang mit Stress, die Arbeitssituation, persönlicheE<strong>in</strong>schätzung des Projektes und <strong>der</strong> eigenen Arbeit sowiedie Perspektiven nach <strong>der</strong> Rückkehr.Bei Bedarf werden vor Ort geme<strong>in</strong>same Überlegungenzu Möglichkeiten des Ausgleichs und Stressabbaus angestellt.Dazu gehören:a) Instrumente, die das jeweilige Projekt zur Verfügungstelltb) kollegiale Unterstützung durch Teammitglie<strong>der</strong>c) <strong>in</strong>dividuelle Möglichkeiten <strong>der</strong> Fachkraft und Unterstützungdurch die <strong>pbi</strong>-Län<strong>der</strong>gruppe <strong>in</strong> Deutschlandd) Balance zwischen Arbeit und Freizeit f<strong>in</strong>den==> „weltwärts“-Begleitmaßnahmen:<strong>Die</strong> „weltwärts“-Begleitmaßnahmen decken sich mit denen<strong>von</strong> <strong>pbi</strong> Deutschland. Für die Nachbereitung nach<strong>der</strong> Rückkehr s<strong>in</strong>d entwicklungspolitische o<strong>der</strong> fachspezifischeSem<strong>in</strong>are o<strong>der</strong> Tagungen vorgesehen, die biszu sechs Monate nach <strong>der</strong> Rückkehr <strong>der</strong> Fachkraft <strong>in</strong>Deutschland besucht werden können (weltwärts 2007).Hierzu ausführlicher siehe Kapitel 7.2.6.2. „weltwärts“-RückkehrerInnenprogramm „<strong>pbi</strong> baut e<strong>in</strong>e Brücke – entwicklungspolitischeÖffentlichkeits- und Bildungsarbeitdurch RückkehrerInnen“ 2009.20 „Als 1999 <strong>der</strong> ZFD gegründet wurde, waren die speziellen Anfor<strong>der</strong>ungen absehbar. Es wurde e<strong>in</strong>e Studie durchgeführt, mit <strong>der</strong>en Hilfe e<strong>in</strong> „Hilfe-für-die-Helfer-Programm“ entwickelt wurde. <strong>Die</strong> Studie ergab, dass die Fachkräfte e<strong>in</strong> hohes Risiko für Burnout-Syndrome aufweisen. Ursachen s<strong>in</strong>d unter an<strong>der</strong>em das Fehlen<strong>von</strong> Freizeit, die enge räumliche Verb<strong>in</strong>dung <strong>von</strong> Arbeit und Freizeit und die beson<strong>der</strong>en Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den Projekten (vgl. Wünsche 1999). Anhanddieser Studie wurde im eed e<strong>in</strong> Begleitprogramm entwickelt, das <strong>in</strong>dividuell auf die Friedensfachkräfte e<strong>in</strong>geht. Getragen wird das Programm <strong>von</strong> sechs externenMitarbeiter<strong>in</strong>nen. <strong>Die</strong>s garantiert die Unabhängigkeit <strong>der</strong> Beratung. <strong>Die</strong> Pilotphase des Programms dauerte bis 2002. Dann gab es e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne Evaluation, die dasBegleitprogramm sehr positiv bewertete. Mittlerweile ist das Programm Standard für die Projektplätze im ZFD und für an<strong>der</strong>e gefährdete Arbeitsplätze.28
<strong>Begleitung</strong> während des E<strong>in</strong>satzesDr. He<strong>in</strong>ke Wendt war 1988 im E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> Guatemala,dem 1. Projektland <strong>der</strong> <strong>pbi</strong>. Als langjährige Ehrenamtlichebesuchte sie 2007 im Rahmen des ZFD-BegleitprogrammsMaripaz Gallardo (Spanien), die zwei Jahre alsZFD-Fachkraft im <strong>pbi</strong>-Guatemalaprojekt arbeitet (li. Foto)und Sandra Morán vom Sector de Mujeres, e<strong>in</strong>em Zusammenschluss<strong>von</strong> Organisationen, die sich für die wirtschaftlicheEntwicklung <strong>von</strong> Frauen e<strong>in</strong>setzt und gegenStraflosigkeit und Frauenmorde kämpft.6.2. <strong>Begleitung</strong> <strong>der</strong> Friedensfachkräfte im Projektland<strong>Die</strong> Lern- und E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungszeit für die <strong>Freiwilligen</strong> beträgtbis zur vollen E<strong>in</strong>satzfähigkeit je nach Projektlande<strong>in</strong>ige Monate. Nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>arbeitungsphase werden dieQualifizierungsmaßnahmen im Projekt kont<strong>in</strong>uierlich weitergeführt:<strong>Die</strong> <strong>Freiwilligen</strong> nehmen regelmäßig an Supervisions-und psychosozialen Angeboten, <strong>in</strong>ternen undexternen Weiterbildungstagen vor Ort (variiert je nachProjekt <strong>in</strong> Sett<strong>in</strong>g und Frequenz) und regelmäßigen Selbstevaluierungenteil. Dar<strong>in</strong> unterziehen sich alle <strong>Freiwilligen</strong>regelmäßigen gegenseitigen Auswertungen über Arbeitund Teame<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung. 21 Unterstützende Gespräche mitTeamkollegInnen s<strong>in</strong>d bereits Teil <strong>der</strong> Nachbereitung desE<strong>in</strong>satzes. „Am wichtigsten s<strong>in</strong>d zunächst die TeamkollegInnen,mit denen wir viele Situationen erleben und dieähnliche Erfahrungen gemacht haben. Es gibt auch dieberühmten „Gefühlsrunden“ zu Beg<strong>in</strong>n je<strong>der</strong> Teamsitzungam Samstagmorgen, <strong>in</strong> denen jede und je<strong>der</strong> sagt,was e<strong>in</strong>en beschäftigt, erfreut, bee<strong>in</strong>druckt, traurig o<strong>der</strong>wütend gemacht hat.“ (Christ<strong>in</strong>e Weisser, <strong>pbi</strong>-Kolumbienprojekt.Interview Grosse 2004:12)Im Projekt f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e umfangreiche <strong>Begleitung</strong> <strong>der</strong><strong>Freiwilligen</strong> durch das Personal des Projektes statt. <strong>Die</strong>Maßnahmen be<strong>in</strong>halten u.a. Angebote psychologischerBeratungen, Besuche und Workshops mit dem Projektpersonal(Hauptamtliche des Projektbüros sowie ehrenamtlicheMitglie<strong>der</strong> des Projekt-Komitees, welcheüber erhebliche Erfahrung mit dem betreffenden Land21 E<strong>in</strong>erseits dienen „Fallsupervisionen“ <strong>der</strong> Reflexion <strong>von</strong> Kommunikation und Interaktion mit externen Personen und KooperationspartnerInnen. Hier stehenArbeitsprozesse und die begleiteten Personen und Organisationen im Mittelpunkt. Im Gegensatz dazu steht die „Teamsupervision“, bei <strong>der</strong> die Kommunikationund die Interaktion, aber auch Organisationsabläufe e<strong>in</strong>es Teams im Vor<strong>der</strong>grund stehen. Durch Supervision werden Strategien <strong>der</strong> Deeskalation gelernt, die zurKonfliktbearbeitung und –lösung sowie <strong>der</strong> Beziehungsklärung und Beziehungsarbeit und För<strong>der</strong>ung des Gruppengefühls mit e<strong>in</strong>er geschulten Person dienen.29