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Danach ein kurzer Rundgang durch denSchlachthof, im Pausenraum beginnend. Eineoffene Fensterfront zur Schlachthalle, inunendlicher Folge schweben am Fliessbandfahle, blutige Schweinehälften vorbei. Dessenungeachtet sitzen zwei Angestellte beimFrühstück. Wurstbrot. Die weissen Kittel derbeiden sind blutverschmiert, unter einemGummistiefel hängt ein Fetzen Fleisch. Hier istder unmenschliche Lärm noch gedämpft, dermir wenig später ohrenbetäubend entgegenschlägt,als ich in die Schlachthalle geführtwerde. Ich fahre zurück, weil eine Schweinehälftescharf um die Ecke saust und gegen dienächste klatscht. Sie hat mich gestreift, warmund teigig. Das ist nicht wahr – das ist absurd– unmöglich.Vegan – für Tierschutz und Tierrechte.Alles zugleich stürzt auf mich ein. SchneidendeSchreie. Das Kreischen von Maschinen.Blechgeklapper. Der durchdringendeGestank nach verbrannten Haaren und versengterHaut. Der Dunst von Blut und heissemWasser. Gelächter, unbekümmerte Rufe.Blitzende Messer, durch Sehnen gebohrteFleischerhaken, daran hängende halbe Tiereohne Augen und mit zuckenden Muskeln.Fleischbrocken und Organe, die platschendin eine mit Blut gefüllte Rinne fallen, so dassder eklige Sud an mir hochspritzt. FettigeFleischfasern am Boden, auf denen man ausrutscht.Menschen in Weiss, von deren Kittelndas Blut rinnt, unter den Helmen oder KäppisGesichter, wie man sie überall trifft: in derU-Bahn, im Kino, im Supermarkt. Unwillkürlicherwartet man Ungeheuer, aber es ist dernette Opa von nebenan, der flapsige jungeMann von der Strasse, der gepflegte Herr ausder Bank. Ich werde freundlich begrüsst. DerDirektor zeigt mir rasch noch die heute leereRinderschlachthalle – ‚Rinder sind dienstagsdran!‘ –, übergibt mich dann einer Dame undenteilt; er hat zu tun. ‚Die Tötungshalle könnenSie sich ja selbst mal in aller Ruhe ansehen.‘Drei Wochen werden vergehen, ehe ichmich dazu überwinde.Der erste Tag ist für mich noch Galgenfrist.Ich sitze in einem kleinen Zimmerchen nebendem Pausenraum und schnippele Stunde umStunde kleine Fleischstückchen aus einemEimer von Proben, den regelmässig eine blutigeHand aus der Schlachthalle nachfüllt.Jedes Stückchen – ein Tier. Das Ganze wirddann portionsweise zerhäckselt, mit Salzsäureangesetzt und gekocht, für die Trichinenuntersuchung.Die Dame zeigt mir alles. Manfindet nie Trichinen, aber es ist Vorschrift.Am nächsten Tag werde ich dann selbst zueinem Teil der gigantischen Zerstückelungsmaschinerie.Eine rasche Einweisung – ‚Hier,den Rest des Rachenringes entfernen unddie Mandibular-Lymphknoten anschneiden.Manchmal hängt noch ein Hornschuh anden Klauen, den dann abmachen.‘ –, und ichschneide drauflos, es muss schnell gehen,das Band läuft weiter, immer weiter. Über mirwerden andere Teile des Kadavers entfernt.Arbeitet der Kollege zu schwungvoll oderstaut sich in der Rinne von mir zuviel blutigerSud, spritzt mir der Brei bis ins Gesicht. Ichversuche, zur anderen Seite auszuweichen,doch da werden mit einer riesigen, wassersprühendenSäge die Schweine zerteilt; unmöglichkann man hier stehen, ohne nass bisauf die Knochen zu werden. Mit zusammengebissenenZähnen säbele ich weiter, nochmuss ich mich zu sehr eilen, um über alldas Grauen nachdenken zu können, undausserdem höllisch aufpassen, mir nicht indie Finger zu schneiden.Gleich am nächsten Tag leihe ich mir von einerKommilitonin, die das Ganze schon hintersich hat, einen Kettenhandschuh. Und höreauf, die Schweine zu zählen, die triefendan mir vorüber gleiten. Auch Gummihandschuheverwende ich nicht länger. Zwar27

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