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die so voller Panik sind. Von den Fluchtversuchen,von all den Schlägen und Flüchen,bis das unselige Tier endlich im eisernenPferch zum Bolzenschuss bereit steht, mitPanoramablick auf die Halle, wo die Artgenossengehäutet und zerstückelt werden,– dann der tödliche Schuss, im nächstenMoment schon die Kette am Hinterfuss, diedas ausschlagende, sich windende Tier in dieHöhe zieht, während unten bereits der Kopfabgesäbelt wird. Und immer noch, kopflos,Ströme von Blut ausspeiend, bäumt der Leibsich auf, treten die Beine um sich ... Erzählenvon dem grässlich-schmatzenden Geräusch,wenn eine Winde die Haut vom Körper reisst,von der automatisierten Rollbewegung derFinger, mit der die Abdecker die Augäpfel –die verdrehten, rot geäderten, hervorquellenden– aus den Augenhöhlen klauben und inein Loch im Boden werfen, in dem der ‚Abfall‘verschwindet. Von der verschmierten Aluminiumrutsche,auf der alle Innereien landen, dieaus dem riesigen geköpften Kadaver gerissenwerden, und die dann, bis auf Leber, Herz,Lungen und Zunge – zum Verzehr geeignet –in einer Art Müllschlucker verschwinden.Erzählen möchte ich, dass immer wieder inmittendieses schleimigen, blutigen Bergesein trächtiger Uterus zu finden ist, dass ichkleine, schon ganz fertig aussehende Kälbchenin allen Grössen gesehen habe, zart undnackt und mit geschlossenen Augen in ihrenschützenden Fruchtblasen, die sie nicht zuschützen vermochten, – das kleinste so winzigwie ein neugeborenes Kätzchen und docheine richtige Miniatur-Kuh, das grösste weichbehaart, braunweiss und mit langen seidigenWimpern, nur wenige Wochen vor der Geburt.‚Ist es nicht ein Wunder, was die Natur soerschafft?‘ meint der Veterinär, der an diesemTag Dienst hat, und schiebt Uterussamt Fötus in den gurgelnden Müllschlucker.Und ich weiss nun ganz sicher, dassVegan – für Tierschutz und Tierrechte.es keinen Gott geben kann, denn kein Blitzfährt vom Himmel hernieder, diesen Frevelzu rächen, der seinen Fortgang nimmt,wieder und wieder.Auch für die erbärmlich magere Kuh, die, alsich morgens um sieben komme, krampfhaftzuckend im eisigen, zugigen Gang liegt kurzvor der Tötungsbox, gibt es keinen Gott undniemanden, der sich ihrer erbarmt in Form einesschnellen Schusses. Erst müssen die übrigenSchlachttiere abgefertigt werden. Als ichmittags gehe, liegt sie immer noch und zuckt,niemand, trotz mehrfacher Aufforderung, hatsie erlöst. Ich habe das Halfter, das unbarmherzigscharf in ihr Fleisch schnitt, gelockertund ihre Stirn gestreichelt. Sie blickt michan mit ihren riesig grossen Augen, und icherlebe nun selbst, dass Kühe weinen können.Die Schuld, ein Verbrechen tatenlosmitanzusehen, wiegt so schwer wie die eszu begehen. Ich fühle mich so unendlichschuldig.Meine Hände, Kittel, Schürze und Stiefel sindbesudelt vom Blute ihrer Artgenossen, stundenlanghabe ich unter dem Band gestanden,Herzen und Lungen und Lebern aufgeschnitten,– ‚Bei den Rindern saut man sichimmer total ein‘, bin ich bereits gewarnt worden.Das ist es, wovon ich berichten möchte,um es nicht allein tragen zu müssen, – aberim Grunde will es keiner hören. Nicht, dass ichwährend dieser Zeit nicht oft genug befragtwerde. ‚Wie ist es denn so im Schlachthof?Also, ich könnte das ja nicht!‘ Ich grabe mirmit den Fingernägeln scharfe Halbmondein die Handflächen, um nicht in diese mitleidigenGesichter zu schlagen, oder um nichtden Telefonhörer aus dem Fenster zu werfen,– schreien möchte ich, aber längst hat all das,was ich tagtäglich mit ansehe, jeden Schrei inder Kehle erstickt. Keiner hat gefragt, ob iches kann. Reaktionen auf noch so karge Antwortenverraten Unbehagen ob des Themas.29

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