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INGOLSTADT & REGION<br />
Frauen wieder<br />
auf die Füße stellen<br />
Das Jobcenter Ingolstadt<br />
unterstützt Alleinerziehende<br />
Die Doppelbelastung Beruf und Familie hat es in sich. Ganz besonders für Alleinerziehende.<br />
Kommen dann noch eine ungeklärte Betreuungssituation<br />
der Kinder und eine fehlende Berufsausbildung oder -erfahrung dazu, wird die<br />
Situation extrem schwierig: Viele können ihren Alltag nicht mehr strukturieren,<br />
viele sind mit der Vielfalt der Aufgaben überfordert. Kein Wunder, dass<br />
bundesweit 42% aller Alleinerziehenden auf Leistungen des Staates angewiesen<br />
sind. Um diesem Personenkreis qualifizierte Hilfe zu bieten, gibt es seit<br />
1 1/2 Jahren beim Jobcenter Ingolstadt ein eigenes Team für Alleinerziehende.<br />
Hier arbeiten insgesamt sechs spezialisierte Arbeitsvermittlerinnen zusammen,<br />
die mit den immer ähnlichen Problemen und Bedürfnissen Alleinerziehender<br />
bestens vertraut sind.<br />
megazin: Wie unterstützen Sie Alleinerziehende?<br />
Barbara Deimel: Grundsätzlich machen wir bei allen Kundinnen und Kunden<br />
eine Bestandsaufnahme. Hierbei geht es sowohl um die Erwerbsbiographie,<br />
als auch um das private Umfeld. Bevor an eine Arbeitsaufnahme zu denken<br />
ist, muss man erst alle anderen anstehenden Probleme in den Griff bekommen.<br />
Oft ist die Belastung durch Schulden, Unterhaltsausfälle, psychische Probleme<br />
und fehlende Kinderbetreuung so stark, dass Alleinerziehenden vor diesem Hintergrund<br />
unmöglich eine Arbeitstelle annehmen können. Wir haben Kontakte<br />
zu verschiedenen Beratungsstellen, z.B. zum Jugendamt und zu Kindergärten,<br />
und können dadurch schnell und unbürokratisch Hilfe anbieten bzw. die Betroffenen<br />
an die unterschiedlichen Stellen verweisen. Spezielle Schulungen und<br />
Trainingsmaßnahmen runden das Angebot ab. Für viele ist das wie ein roter<br />
Faden, den sie aufnehmen, weil sie an dessen Ende wieder neue Perspektiven<br />
und ein aktives Berufsleben sehen. Und auch für uns im Jobcenter ist das große<br />
Ziel, dass die Betroffenen durch eine Vermittlung in einer Arbeitsstelle langfristig<br />
auf eigenen Füßen stehen können.<br />
megazin: Oft treffen ja viele Probleme zusammen. Wie gehen Sie bei Ihrer<br />
Beratung vor?<br />
Barbara Deimel: Für diejenigen, die mit sehr komplexen Problemen zu uns<br />
kommen, haben wir ein sogenanntes „Fallmanagement“ eingerichtet. Im Team<br />
für Alleinerziehende kümmern sich zwei Kolleginnen, die speziell für diese Aufgabenstellung<br />
ausgebildet wurden, besonders intensiv und mit einem entsprechenden<br />
zeitlichen Aufwand um diese Kunden. Sie organisieren Hilfen und<br />
Unterstützungen, um die eigenen Kräfte und Stärken der Kunden zu mobilisieren.<br />
Dazu erstellen Sie einen genauen Integrationsplan, der den schrittweisen<br />
Abbau der Integrationshemmnisse beschreibt, wobei hier die soziale<br />
Integration vor der beruflichen steht.<br />
megazin: Für Ihre Beratungstätigkeit brauchen Sie ein breites Wissensspektrum,<br />
psychologische Kenntnisse, rechtliche Kenntnisse…<br />
Barbara Deimel: …und vor allem Erfahrung! Ja, natürlich. Soweit wie möglich<br />
versuchen wir die Probleme zu lösen und lernen dabei auch jeden Tag<br />
selbst dazu. Oft geht es nur einfach darum, eine Zusammenfassung der aktuellen<br />
Lebenssituation zu machen, zu strukturieren und mit den Betroffenen<br />
zu besprechen. Damit wird der Problemberg in viele kleine Probleme aufgebrochen,<br />
die durchaus zu bewältigen sind. Aber wir stoßen natürlich an unsere<br />
Grenzen und stellen dann Kontakte zu den jeweiligen Fachstellen her.<br />
Z.B. verweisen wir bei rechtlichen Problemen an das Gericht und geben auch<br />
gleich den Hinweis auf einen kostenlosen Beratungsschein. Auch im Bereich<br />
der Suchtproblematik ist es wichtig, dass Mediziner und fachspezifische<br />
Dienste eingeschaltet werden. Dasselbe gilt für die psychosoziale Betreuung<br />
und die Schuldnerberatung.<br />
megazin: In welchen zeitlichen Abständen kommen die Klienten zu Ihnen?<br />
Barbara Deimel: Wir versuchen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, und<br />
das funktioniert nur mit einer gewissen Kontinuität. Das heißt, wir treffen uns<br />
in regelmäßigen, möglichst kurzen Abständen zu persönlichen Gesprächen,<br />
für die wir uns wirklich Zeit nehmen. Es gibt hier keinen vorgegebenen<br />
Rhythmus, sondern es kommt im Einzelfall darauf an, ob im Moment sehr viel<br />
Unterstützung und Feedback notwendig ist, oder ob die Betroffene schon selbständig<br />
auf ihrem Weg ist. Auch telefonisch stehen wir mit Vielen in Kontakt,<br />
d.h. wir bekommen Rückmeldungen oder fragen selbst nach, z.B. wie ein Termin<br />
gelaufen ist.<br />
megazin: Wie sieht denn der Wiedereinstieg ins Berufsleben aus?<br />
Barbara Deimel: Meist versuchen die Frauen spätestens dann, wenn die Kinder<br />
in den Kindergarten gehen, wieder eine Arbeit zu finden. Die größten Probleme<br />
macht auch weiterhin die Kinderbetreuung. Sogar eine Teilzeitstelle ist<br />
in vielen Fällen nicht möglich, von Vollzeit gar nicht zu reden. Engagement und<br />
Motivation der Frauen zeigen sich dennoch sehr deutlich und sind auch objektiv<br />
belegbar. Es haben nämlich 40% der alleinerziehenden Leistungsempfängerinnen<br />
im Jobcenter eine geringfügige Beschäftigung. Zum einen haben<br />
diese Frauen durch ihr Einkommen mehr Geld zur Verfügung, zum<br />
anderen verlieren sie nicht den beruflichen Anschluss und haben vielleicht mittel-<br />
oder langfristig sogar die Möglichkeit, die Stelle auszubauen.<br />
megazin: Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders gut?<br />
Barbara Deimel: Es macht einfach Spaß, mitzuerleben, wenn sich Erfolge einstellen<br />
und man weiß, dass man hier mitgewirkt hat. Und wir bekommen<br />
auch oft freudige Rückmeldungen und ein Dankeschön.<br />
megazin: Vielen Dank, Frau Deimel, für die Informationen. (SR/AA)<br />
Weiter INFOS: www.jobcenter-ingolstadt.de<br />
Das Jobcenter Ingolstadt in der Adolf-Kolping-Straße 10. Fachfrauen für die Probleme und Nöte Alleinerziehender: Veronika Oberer, Tanja<br />
Stumpf, Barbara Deimel, Eva-Maria Schmitt (auf dem Foto fehlen: Daniela Mosch<br />
und Heidemarie Vayssiè)<br />
8 megazin.de 08/<strong>2009</strong>