Dronabinol in der Schmerztherapie/Palliativmedizin
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FACETTENNERVENBLOCKADE<br />
Ultraschallgezielte lumbale Facettennervenblockade<br />
Prim. Dr. Manfred Greher<br />
22<br />
1/2008<br />
Überblick<br />
Mit <strong>der</strong> Technik <strong>der</strong> ultraschallgezielten<br />
lumbalen Facettennervenblockade<br />
steht seit kurzer Zeit erstmals e<strong>in</strong> neues<br />
Verfahren <strong>der</strong> <strong>in</strong>vasiven <strong>Schmerztherapie</strong><br />
zur Verfügung, das für die praktische<br />
Anwendung e<strong>in</strong>e deutliche Vere<strong>in</strong>fachung<br />
gebracht hat. Da Ultraschall statt<br />
Röntgenstrahlung dabei als bildgebendes<br />
Verfahren verwendet wird, entsteht we<strong>der</strong><br />
für den Patienten noch für den Arzt<br />
e<strong>in</strong>e Belastung mit ionisieren<strong>der</strong> Strahlung,<br />
was zum Beispiel die Anwendung<br />
bei schwangeren Rückenschmerzpatient<strong>in</strong>nen<br />
pr<strong>in</strong>zipiell möglich macht. Außerdem<br />
s<strong>in</strong>d mo<strong>der</strong>ne Ultraschallgeräte im<br />
Laptop-Format portabel geworden. Die<br />
Durchführung ist daher nicht mehr an die<br />
Verfügbarkeit von E<strong>in</strong>griffsräumen mit<br />
C-Bogen-Anlagen und Röntgen-Schutzausrüstung<br />
gebunden, son<strong>der</strong>n kann nun<br />
leicht <strong>in</strong> Ord<strong>in</strong>ationen o<strong>der</strong> als „Bedside-<br />
Verfahren“ auf peripheren Stationen angeboten<br />
werden. Selbstverständlich ist<br />
dabei ebenso genauestens auf sterile Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
zu achten, um <strong>in</strong>fektiöse<br />
Komplikationen zu vermeiden.<br />
Nach <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Studienlage ist<br />
die Präzision und Zuverlässigkeit <strong>der</strong> ultraschallgezielten<br />
Methode auf Höhe<br />
L1–5, gemessen an Röntgendurchleuchtung<br />
o<strong>der</strong> sogar Computertomographie,<br />
als hervorragend und absolut vergleichbar<br />
e<strong>in</strong>zustufen. Gewisse theoretische<br />
und praktische Vorkenntnisse auf dem<br />
Gebiet <strong>der</strong> ultraschallgezielten Interventionen<br />
s<strong>in</strong>d zur sicheren und korrekten<br />
Durchführung <strong>der</strong> Technik vorauszusetzen.<br />
Lumbale Facettengelenksschmerzen<br />
(Epidemiologie und Diagnose)<br />
In e<strong>in</strong>em gemischten Patientenkollektiv<br />
mit Rückenschmerzen im S<strong>in</strong>ne von<br />
„Low Back Pa<strong>in</strong>“ s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> etwa 15–40%<br />
die kle<strong>in</strong>en Wirbelgelenke (Synonyme:<br />
Zygapophysialgelenke, Facettengelenke)<br />
als Ursprung <strong>der</strong> Schmerzen verantwortlich.<br />
Gegenwärtig können we<strong>der</strong> diagnostische<br />
bildgebende Verfahren (Röntgen,<br />
CT,MRI,SPECT,…) das Vorliegen e<strong>in</strong>er<br />
bestimmten Schmerzsymptomatik noch<br />
entsprechende kl<strong>in</strong>ische Untersuchungsmethoden<br />
Facettengelenksschmerzen mit<br />
ausreichen<strong>der</strong> Sensitivität und Spezifität<br />
diagnostizieren.<br />
Die e<strong>in</strong>zig korrekte Methode zur Bestätigung<br />
o<strong>der</strong> zum Ausschluss von<br />
Facettengelenksschmerzen, i.e. „Facetjo<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong>ived pa<strong>in</strong>“, besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>terventionellen<br />
Austestung, dabei kann<br />
entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e gezielte, streng <strong>in</strong>traartikuläre<br />
Applikation von Lokalanästhetika<br />
(Facettengelenksblockade) o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
hochselektive Leitungsblockade <strong>der</strong><br />
das Facettengelenk <strong>in</strong>nervierenden Nerven<br />
(Facettennervenblockade) mit ger<strong>in</strong>gsten<br />
Mengen von Lokalanästhetika<br />
(weniger als 1 ml) durchgeführt werden.<br />
Kommt es danach beim Patienten zur<br />
völligen o<strong>der</strong> fast totalen Schmerzfreiheit,<br />
<strong>der</strong>en Dauer mit <strong>der</strong> Wirkdauer des<br />
Lokalanästhetikums korreliert, ist <strong>der</strong><br />
Test positiv. Idealerweise sollten m<strong>in</strong>destens<br />
zwei Testblockaden durchgeführt<br />
werden, da die Rate <strong>der</strong> falsch positiven<br />
Ergebnisse bei nur e<strong>in</strong>er Testblockade<br />
bei 38% liegt und somit als <strong>in</strong>akzeptabel<br />
hoch e<strong>in</strong>zustufen ist.<br />
Innervation <strong>der</strong> Facettengelenke<br />
Jedes lumbale Facettengelenk wird<br />
von den beiden Rami mediales („medial<br />
branch“) des dorsalen Anteils <strong>der</strong> Sp<strong>in</strong>alnerven<br />
aus dem Segment darüber<br />
und darunter sensibel versorgt. Lediglich<br />
im Segment L5 ist es nicht <strong>der</strong> Ramus<br />
medialis, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> gesamte dorsale<br />
Ramus. Der Ramus medialis nimmt<br />
am Übergang vom kranialen Ende des<br />
Processus transversus (eigentlich Processus<br />
costarius) zum Processus articularis<br />
superior e<strong>in</strong>en Verlauf nach dorsal<br />
und ist an dieser Stelle am besten selektiv<br />
zu blockieren (Abb. 1). Da <strong>der</strong> Sp<strong>in</strong>alnerv<br />
e<strong>in</strong>es Segmentes unterhalb des<br />
jeweiligen Wirbels aus dem Neuroforamen<br />
austritt,läuft also beispielsweise <strong>der</strong><br />
„medial branch L4“ über den Processus<br />
transversus L5. Das bedeutet also zum<br />
konkreten Beispiel, dass für e<strong>in</strong>e komplette<br />
Anästhesie des Facettengelenkes<br />
L4/5 e<strong>in</strong>e Blockade <strong>der</strong> beiden Facettennerven<br />
L3 und L4, dort wo sie über die<br />
Querfortsätze <strong>der</strong> Wirbel L4 und L5 laufen,<br />
erfor<strong>der</strong>lich wird.<br />
Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e<br />
def<strong>in</strong>itive Therapie<br />
Wenn die Testung (diagnostische Facettennervenblockade<br />
mit Lokalanästhetikum)<br />
positiv ausfällt, lässt sich über<br />
e<strong>in</strong>e perkutane Radiofrequenzdenervierung<br />
<strong>der</strong> entsprechenden lumbalen Facettennerven<br />
e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>itive Therapie <strong>der</strong><br />
Facettengelenksschmerzen erreichen.<br />
Für die Effektivität dieser Behandlung<br />
gibt es Evidenz aus randomisierten, kontrollierten<br />
Studien (1).