Claudia Pechstein Teil 5 - St. Marien-Krankenhaus Siegen
Claudia Pechstein Teil 5 - St. Marien-Krankenhaus Siegen
Claudia Pechstein Teil 5 - St. Marien-Krankenhaus Siegen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4.8 Anabolika/(Androgene)<br />
Anabolika-These Professor. Dr. Franke glaubt nicht mehr an Epo-Doping bei Frau<br />
<strong>Pechstein</strong>. Er geht davon aus, dass das für erwiesen gehaltene<br />
Blutdoping durch Anabolika oder Mischungen verschiedener<br />
Substanzen erfolgt ist. Prof. Dr. Sörgel vertritt eine ähnliche Position.<br />
FAZ-Interview Interview mit Prof. Dr. Franke geführt am 16. März 2010 nachlesbar<br />
im Internet.<br />
FAZ: „Die Experten haben Epo-Doping aber völlig ausgeschlossen.“<br />
Prof. Dr. Franke: „Das glaube ich sogar.“<br />
FAZ: „Wie bitte?“<br />
Prof. Dr. Franke: „Aus der Vergangenheit, etwa im Radsport, ist<br />
längst bekannt, dass niedrig dosierte Anabolika wie zum Beispiel<br />
Andriol auch zur Verbesserung der Blutbildung genommen werden<br />
können. Man schluckt sie abends – am nächsten Mittag sind sie<br />
schon nicht mehr nachweisbar.“<br />
Kommentar dazu: Nach meiner Kenntnis läuft der <strong>St</strong>imulationsmechanismus bei<br />
anabolen Substanzen über die Epo-Produktion. Anabolika sind somit<br />
nichts anderes als Epo-<strong>St</strong>imulantien. Erys werden vermehrt gebildet,<br />
weil mehr Epo vorhanden ist. Wir haben es also mit dem gleichen<br />
<strong>St</strong>imulationsprinzip zu tun wie bei direkter Epo-Applikation. Nur dass<br />
eine zusätzliche Verzögerung des Hämoglobinanstiegs von drei bis<br />
vier Tagen gegeben ist.<br />
Der Vorteil bezüglich des Blut-Dopings besteht ausschließlich darin,<br />
dass kein nachweisbares Fremd-Epo vorhanden ist. Zweiter Vorteil<br />
ist die <strong>St</strong>ärkung der Muskelkraft. Nachteil ist der Body-Builder-Aspekt,<br />
wenn man Body-Builder-Dosen verwendet. Für mich ist die<br />
Argumentationslinie des FAZ-Interviews dementsprechend nicht<br />
nachvollziehbar.<br />
Andriol Prof. Dr. Franke spricht ausdrücklich die Substanz „Andriol“ an. Ich<br />
habe deshalb die medizinische Datenbank Medline der<br />
amerikanischen Gesundheitsbehörde auf die <strong>St</strong>ichwörter „andriol and<br />
reticulocytes“, „andriol and hemoglobin“ sowie auf<br />
„androgenic/anabolic and reticulocytes“ und vielfältige andere<br />
Begriffe in diesem Kontext durchsucht. In dieser Datenbank sind<br />
Kurzfassungen aller medizinischen Zeitschriftenartikel der Welt (alle<br />
wichtigen und sehr viele unwichtige wissenschaftliche Zeitschriften)<br />
nachlesbar.<br />
Prostata-Carcinom Bei Patienten mit Prostatacarcinom wird oft die Produktion von<br />
Sexualhormonen medikamentös „ausgeschaltet“. Bei dieser<br />
Ausschaltung der Produktion von Sexualhormonen kommt es zum<br />
Rückgang des Hämoglobinwertes. Dabei sind Epo-Spiegel sowie der<br />
Wachstumshormon-Spiegel unverändert. Der IGF-1-Spiegel ist<br />
erhöht. Trotzdem fällt der Hämoglobinwert unter den klinischen<br />
Bedingungen leicht.<br />
13