Claudia Pechstein Teil 5 - St. Marien-Krankenhaus Siegen
Claudia Pechstein Teil 5 - St. Marien-Krankenhaus Siegen
Claudia Pechstein Teil 5 - St. Marien-Krankenhaus Siegen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
3 Blut-Doping-Konzepte – Grundvoraussetzungen<br />
Blut-Doping Was auch immer zur <strong>St</strong>imulation der Bildung roter Blutkörperchen<br />
eingesetzt wird, an der Biologie der Erythropoese kommt es nicht<br />
vorbei. Drei Gesetzmäßikeiten beherrschen diese Biologie.<br />
1. Diese Biologie besteht darin, dass eine Vermehrung der<br />
Erythrozyten sich über eine zumindest temporäre Vermehrung<br />
der Retikulozyten verrät. Diese Vermehrung kann durchaus unter<br />
der Grenze der Doping-Kontrolleure von 2.4% bleiben.<br />
2. Der Retikulozytenanstieg kommt immer mit Verzögerung so wie<br />
bei einer Automobil-Fabrik eine beschlossenene Verdopplung<br />
der Produktion nicht am gleichen Tag zu einer doppelten<br />
Auslieferung von Neu-Fahrzeugen führt. Die Latenzzeit zwischen<br />
dem Befehl „Verdopplung der Ery-Produktion“ und dem Anstieg<br />
der Retikulozytenzahl liegt systembedingt bei 3-4 Tagen. Es ist<br />
wie in einer Automobilfabrik: Was auch immer die<br />
Produktionssteigerung auslöst, die firmen-internen Abläufe<br />
bleiben prinzipiell gleich, nur das Tempo kann sich steigern.<br />
So ist kein Dopingverfahren bekannt, bei dem eine schnellere<br />
Verdopplung der Retikulozytenzahl erzielt wird als mit sehr<br />
hohen Dosen Erythropoetin.<br />
3. Unabhängig von der eingesetzten Substanz gibt es eine<br />
charakteristische Sequenz aus Retikulozytenanstieg und erst<br />
nachfolgendem Anstieg des Hämoglobinwertes.<br />
Verhielten sich die roten Blutkörperchen wie ein einfaches<br />
mathematisches Modell mit 100-tägiger Lebensdauer der Erys,<br />
exakt 24-stündiger Reifungszeit der Retikulozyten bei<br />
konstantem Blutvolumen, könnte man Dauer und Dosierung<br />
eines Blut-Dopings mit den Fingern abzählen. Dann ergäbe sich,<br />
dass täglich etwa 1% der Erythrozyten abgebaut und durch neue<br />
Zellen ersetzt werden. Da die Retikulozyten einen Tag als solche<br />
nachweisbar wären, folgte daraus, dass die natürliche<br />
Retikulozytenzahl bei etwa 1% liegen muss. In Normwertstudien<br />
liegt der Mittelwert auch tatsächlich bei etwa 1%.<br />
5