Mammovision - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
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das zaenmagazin<br />
2<br />
2010<br />
Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsme<strong>di</strong>zin e.V.<br />
Claus Schulte-Uebbing<br />
Mammavision® –<br />
ein komplementäres Mamma-<br />
Diagnostik-Verfahren<br />
Monika Pirlet-Gottwald<br />
Ernährung als Therapie<br />
Ernährungsme<strong>di</strong>zin in der<br />
naturheilkundlich-ärztlichen<br />
Praxis<br />
Hartmut Heine<br />
Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
Regulation der Mitochondrien<br />
Bedeutung für den Zirka<strong>di</strong>anrhythmus<br />
Bernd Döring<br />
Erfolgreiche Ausheilung einer<br />
Psoriasis-Arthropathie mit<br />
naturheilkundlichem<br />
Therapieansatz<br />
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Sprühende Gesundheit!<br />
image anz.185x256,rz_4c.indd 1 07.09.2007 10:59:56 Uhr
2/2010<br />
E<strong>di</strong>torial<br />
Am Anfang war das Wort<br />
Wenn <strong>di</strong>e Beilage der <strong>Med</strong>ical Tribune vom 26.<br />
Februar einen Artikel über „Gesunden Schlaf im<br />
Alter mit Phytotherapie“ bringt, dann zeigt <strong>di</strong>es,<br />
dass <strong>di</strong>e rationale Phytotherapie einen festen Platz<br />
in der anerkannten Gesamtme<strong>di</strong>zin hat.<br />
Eindrucksvoll wurde der Stellenwert der Pflanzenheilkunde<br />
wohl nicht zufällig und fast zeitgleich<br />
auf unserem 118. Kongress demon striert,<br />
im Rahmen des Symposiums, das unser Ehrenpräsident<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz ScHilcHer organisiert<br />
hatte.<br />
Gerade auf <strong>di</strong>eser Veranstaltung wurden etliche<br />
hörens- und sehenswerte Beiträge geliefert,<br />
<strong>di</strong>e einem nunmehr „altge<strong>di</strong>enten“ ZAEN-Mitglied,<br />
wie dem Unterzeichenenden, das Herz im Leibe<br />
lachen ließen: nicht nur traf „harte Wissenschaft“<br />
auf „ge<strong>di</strong>egene Erfahrung“ oder künstlerischen<br />
Feinsinn, sondern es trafen auch „alt“ und „jung“<br />
zusammen und durften Stunden der Fortbildung<br />
im besten Sinne erleben.<br />
Ein Vortrag jedoch sollte – zumindest aus<br />
meiner Sicht – geradezu exemplarisch ausdrücken,<br />
was viele von uns Ärztinnen und Ärzte beschäftigt<br />
und bewegt. Es war <strong>di</strong>es der Beitrag von<br />
Prof. Dr. ScHulz, Berlin, der in seiner präzisen und<br />
schnörkellosen Art betonte, dass man Phytotherapie<br />
nicht in einen „Wissenschaftswettbewerb“<br />
mit konventionellen Pharmaka bringen dürfe, was<br />
notwen<strong>di</strong>gerweise letztlich zu Ungunsten der<br />
Pflanzenheilkunde ausgehen müsse; dass aber<br />
andererseits <strong>di</strong>e naturgemäße me<strong>di</strong>kamentöse<br />
Behandlung mit einem Phytopharmakon immer<br />
auch eine weitere Intervention erfordere: <strong>di</strong>e des<br />
Arztes. „Die Pflanze bedarf des Wortes“, drückte es<br />
der ehemalige Oberarzt einer großen Klinik und<br />
Facharzt für Kar<strong>di</strong>ologie aus – in <strong>di</strong>eser knappen<br />
Formel glaubte man ParacelSuS sprechen zu hören.<br />
„Logos“ – das Wort, welches „am Anfang war“<br />
(Genesis, Kap. 1) und ohne welches NICHTS ist,<br />
schafft erst <strong>di</strong>e Realität, schafft Vertrauen seitens<br />
des Patienten und Verständnis für das, was geschieht<br />
oder geschehen soll. „Logos“ lässt „compliance“<br />
entstehen – wenn man denn Amerikanismen<br />
mag.<br />
Natürlich muss „logos“ nicht immer Sinnbild<br />
des „Allerhöchsten“ sein oder, wie es <strong>di</strong>e griechische<br />
Philosophie interpretiert: „Ausdruck der sich<br />
selbst denkenden Vernunft“. Viele „logoi“ dürfen<br />
im spätgermanischen Alltag durchaus auch einmal<br />
Platitüden (was im Übrigen nichts mit Plato<br />
zu tun hat – Anm. d. Verf.) sein, wenn sie denn von<br />
Herzen kommen und der Rückbesinnung („religio“)<br />
auf das Wesentliche – den Arzt-Patienten-<br />
Kontakt – <strong>di</strong>enen.<br />
Vor <strong>di</strong>esem Hintergrund war (vor etwa 20<br />
Jahren) der Gedanke, eine „sprechende <strong>Med</strong>izin“<br />
zu fördern, gar nicht so verkehrt, aber leider ist er<br />
irgendwann zwischen der einen und der anderen<br />
Reform des deutschen Krankheitsverwaltungssystems<br />
verloren gegangen.<br />
Die Mahnung von Professor ScHulz gilt aber<br />
für alle Ärztinnen und Ärzte, auch für uns im ZAEN<br />
– wir sollen uns nicht darauf verlassen, dass „sanft“<br />
immer auch „besser“ und/oder „effektiver“ ist, oder<br />
dass sich konventionelle <strong>Med</strong>ikamente und Interventionen<br />
so ohne Weiteres durch irgendetwas<br />
mit dem Etikett „BIO“ ersetzen lassen. Regulative<br />
<strong>Med</strong>izin ist oft mühevoll; <strong>di</strong>e Umstellung gerade<br />
chronischer Patienten bzw. <strong>di</strong>e Einführung komplementärer<br />
Aspekte in ein bestehendes konventionelles<br />
Behandlungsregime verlangt viel Einfühlungsvermögen,<br />
Kraft und Geduld von Seiten des<br />
Arztes und immer wieder „das Wort“.<br />
Dies ist im Übrigen auch <strong>di</strong>e erste Maßnahme<br />
zur Verbesserung der Patientensicherheit – bzw.<br />
zur „Vermeidung unerwünschter Ereignisse“ (Dt.<br />
Ärzteblatt 6/2010). Der erwähnte, durchaus lesenswerte<br />
Artikel ist ein typisches Beispiel für ein<br />
zweifelsfrei perfektes, aber mechanistisches Konstrukt,<br />
welches in der heutigen technokratischen<br />
<strong>Med</strong>izin so liebevoll gepflegt wird und in dem alles<br />
vorkommt – außer der Arzt-Patient-Beziehung…<br />
Aufklärung, Einbeziehung in <strong>di</strong>e <strong>di</strong>agnostischen<br />
und therapeutischen Abläufe und das<br />
Erläutern von Grundzügen der physiologischen<br />
Vorgänge, welche durch <strong>di</strong>e komplementären<br />
Verfahren wieder angeregt werden, fördern <strong>di</strong>e<br />
Verantwortung des Patienten und tragen zur Heilung<br />
bei. „Das Wort“ ist ein fundamental wichtiger<br />
Faktor, der immer wichtiger wird – auch wenn gerade<br />
<strong>di</strong>ese primäre ärztliche Tätigkeit von me<strong>di</strong>zinisch<br />
Altgläubigen (z.B. Prof. ernSt, Exeter) immer<br />
wieder ins Lächer liche gezogen wird.<br />
Wollen wir uns – gerade jetzt in der Zeit nach<br />
Ostern – an <strong>di</strong>eses wichtige Anliegen des Arzt-<br />
Seins erinnern: das Wort, <strong>di</strong>e gute Nachricht von<br />
der Gesundheit zu verbreiten. Die Komplementärme<strong>di</strong>zin<br />
ist – mit all ihren verschiedenen Möglichkeiten<br />
– hierbei ein <strong>Med</strong>ium und das werden wir<br />
im ZAEN auch weiterhin nach Kräften fördern und<br />
erhalten.<br />
Es grüßt Sie wie immer herzlich<br />
Ihr<br />
Dr.med. Olaf W. Kuhnke<br />
Präsident des ZAEN<br />
zaenmagazin<br />
1
zaenmagazin<br />
4<br />
Regulation der Mitochondrien<br />
16<br />
Mamma-Diagnostik-Verfahren<br />
23<br />
Psoriasis-Arthopathie<br />
E<strong>di</strong>torial<br />
Inhalt<br />
Am Anfang war das Wort 1<br />
Zur <strong>di</strong>skussion<br />
Hartmut HEinE<br />
Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
Regulation der Mitochondrien<br />
Bedeutung für den Zirka<strong>di</strong>anrhythmus 4<br />
intErviEw<br />
olaf kuHnkE<br />
Interview mit dem Präsidenten des ZAEN 8<br />
CHristianE ClaudEr<br />
Interviews zur Zufriedenheit auf dem Kongress 10<br />
originalia<br />
Claus sCHultE-uEbbing<br />
<strong>Mammovision</strong>® – ein komplementäres Mamma-<br />
Diagnostik-Verfahren 16<br />
bErnd döring<br />
Erfolgreiche Ausheilung einer Psoriasis-<br />
Arthropathie mit naturheilkundlichem<br />
Therapieansatz 23<br />
PHiliP ECkardt<br />
Manuelle Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
Neurologisches Integrationssystem (NIS)<br />
nach Dr. Allan K. Phillips D.O. 26<br />
r. kloPP<br />
Perspektiven physikalischer Behandlungs-<br />
methoden für Prävention und<br />
Komplementärme<strong>di</strong>zin 30<br />
Hans HEyEr<br />
Die chronischen Krankheiten –<br />
von den Miasmen zu den Nosoden –<br />
von den Nosoden zu den Isotherapeutika 32<br />
2 2/2010
2/2010<br />
Inhalt<br />
kongrEssbEriCHtE<br />
Naturheilkunde neu entdecken –<br />
Der 118. ZAEN-Kongress war ein großer Erfolg 35<br />
Festsymposium zu Ehren von<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Schilcher 37<br />
Homöopathie im „Ringhof“ 39<br />
klinikPortrait<br />
Schwarzwaldklinik Bad Rippoldsau 41<br />
Praxis<br />
PirlEt-gottwald<br />
Ernährung als Therapie<br />
Ernährungsme<strong>di</strong>zin in der naturheilkundlich-<br />
ärztlichen Praxis 43<br />
JürgEn HEinEs<br />
Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />
Einige Hintergründe 48<br />
ZaEn<br />
Neues aus dem Arbeitskreis „<strong>Bio</strong>-Physikalische<br />
Therapie“ im ZAEN 51<br />
Chirotherapie 52<br />
industriE<br />
Bicarbonate bei chronisch latenter Azedose 53<br />
büCHEr<br />
Peter Kurzeck und Herta Müller (Hörbücher) 54<br />
tErminE<br />
Kongresse, Kurse, Veranstaltungen 55<br />
zaenmagazin<br />
Festsymposium Prof. Schilcher<br />
41<br />
Bad Rippoldsau<br />
37<br />
43<br />
Ernährung als Therapie<br />
3
zaenmagazin<br />
Aus der Grundlagenforschung<br />
Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
Regulation der Mitochondrien<br />
Bedeutung für den Zirka<strong>di</strong>anrhythmus<br />
Zusammenfassung<br />
Im Bereich der Komplementärme<strong>di</strong>zin werden seit<br />
einigen Jahren „Mitochondriopathien“ bei Antriebslosigkeit,<br />
Erschöpfungszuständen und chronischer<br />
Mü<strong>di</strong>gkeit behauptet, ohne <strong>di</strong>es ausreichend begründen<br />
zu können. Damit werden ungenügende<br />
Kenntnisse über <strong>di</strong>e Funktion der Mitochondrien<br />
reflektiert. Sie sind nämlich keineswegs eigenstän<strong>di</strong>ge<br />
Zellorganellen, <strong>di</strong>e le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e energetische<br />
Versorgung einer Zelle gewährleisten, vielmehr besteht<br />
eine enge Verbindung zwischen Mitochondrien<br />
und endoplasmatischem Retikulum über Mitochore.<br />
Diese Verbindung ist wichtig für den Ca2 + -Ionen und<br />
Phospholipidaustausch zwischen beiden Organellen.<br />
Mitochore haben Verbindung zum Mikrofilamentsystem<br />
und zu den proapoptischen Proteinen BAK<br />
und Bax. Der ATP Status einer Zelle wird durch <strong>di</strong>e<br />
Adenosinmonophosphatkinase (AMPK) registriert<br />
und gleichzeitig mit den „Uhrproteinen“ des Zirka<strong>di</strong>anrhythmus<br />
korreliert. Über das Mito-Signalosom<br />
bestehen Beziehungen der Mitochondrien zum<br />
Abwehrsystem. Diese Zusammenhänge zeigen, dass<br />
Mitochondrien in <strong>di</strong>e Grundregulation eingebunden<br />
sind. Jede regulationsme<strong>di</strong>zinische Maßnahme<br />
schließt daher Mitochondrien mit ein.<br />
Schlüsselwörter: Mitochondrien, Mitochondriopathie,<br />
Grundregulation<br />
Autor<br />
Hartmut Heine<br />
Vortrag für den 118. ZAEN Kongress. Freudenstadt 20. März 2010<br />
Prof. Dr. rer. nat. med. habil. Hartmut Heine<br />
Privates Forschungsinstitut<br />
Billerbeckweg 1-3<br />
D-75242 Neuhausen<br />
Tel.: 07234 / 62 46<br />
hartmutheine@aol.com<br />
Mitochondrien übernehmen als Zellorganellen eine Reihe lebenswichtiger<br />
Funktionen für <strong>di</strong>e Zelle, wie: Synthese von ATP,<br />
oxidative Phosphorylierung, Zitronensäurezyklus, Fettsäureoxidation,<br />
Bildung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), Apoptose (programmierter<br />
Zelltod) und Autophagie (zelleigene Verdauung<br />
von Zellorganellen).<br />
In letzter Zeit wird von komplementärme<strong>di</strong>zinischer Seite immer<br />
wieder auf Kongressen über eine bedeutende Rolle der Mitochondrien<br />
bei Erschöpfungssymptomatik referiert (z.B. Kongress<br />
für Erfahrungsheilkunde Baden-Baden 2009, Frühjahrskongress<br />
des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren, Freudenstadt<br />
2010). Dabei wird von Mitochondriopa thien gesprochen,<br />
was per definitionem falsch ist. Denn Mito chondriopathien sind<br />
Erbkrankheiten (DiMauro und ScHon 2003). Erworbene Mitochondriopathien<br />
stellen somatische Mutationen mit Schwellenwert<br />
dar (Heteroplasmie). Aufgrund der relativ hohen spontanen<br />
Mutationsrate der mitochondrialen DNS sind sie besonders an<br />
der Pathogenese von Alterserkrankungen beteiligt (DiMauro<br />
und ScHon 2003).<br />
Die Hauptfunktion der Mitochondrien ist <strong>di</strong>e Bereitstellung<br />
von Energie in Form von ATP. Daher sind bei Mitochondriopathien<br />
auch <strong>di</strong>e Organe, in denen besonders viel Energie bereitgestellt<br />
werden muss, wie Gehirn und Muskulatur, am stärksten<br />
betroffen. Die Diagnose Mitochondriopathie wird entsprechend<br />
durch eine Muskelbiopsie gesichert. Da es sich um Erbkrankheiten<br />
handelt, ist eine ursächliche Therapie nicht möglich.<br />
In komplementärme<strong>di</strong>zinischen Referaten wird jedoch<br />
behauptet, dass Mitochondrien an Regulationsstörungen der<br />
Homöostase (besser Homöodynamik) beteiligt sein sollen. Den<br />
jeweils beigefügten Abbildungen ist <strong>di</strong>es jedoch nicht zu entnehmen.<br />
Dabei fällt auf, dass <strong>di</strong>e jeweiligen Referenten keine<br />
weitergehenden Kenntnisse zur Funktion von Mitochondrien<br />
haben als <strong>di</strong>e eingangs erwähnten.<br />
Ziel <strong>di</strong>eser Arbeit ist es zu zeigen, wie Mitochondrien in das<br />
System der Grundregulation eingebaut sind und damit auch zu<br />
Regulationsstörungen beitragen können.<br />
Kommunikation zwischen<br />
endoplasmatischem Retikulum<br />
und Mitochondrien<br />
Die genannten Funktionen der Mitochondrien lassen sich in einen<br />
größeren regulativen Kontext darstellen. Schon lange war<br />
aufgefallen, dass das raue, d.h. ribosomenbesetzte endoplasmatische<br />
Retikulum (rER), Beziehungen zur äußeren Mitochondrien-<br />
4 2/2010
2/2010<br />
Aus der Grundlagenforschung<br />
Abb. 1: Anschnitt eines Fibroblasten. Transmissionselektronenmikroskopische<br />
Beziehungen zwischen rauem endoplasmatischem<br />
Retikulum (ER) und Mitochondrien (M) durch Mitochore<br />
membran hat (Abb. 1, 2) (Heine 1994). Erst KornMann et al. (2009)<br />
konnten den Durchbruch in der Aufklärung <strong>di</strong>eser Beziehungen<br />
schaffen. Dabei hat sich u.a. zeigen lassen, dass Mitochondrien<br />
mit keinen anderen Organellen als mit den Schläuchen des ER<br />
sehr komplex kommunizieren (Abb. 2). Die Verbindung zwischen<br />
der inneren und äußeren Mitochon drienmembran sowie<br />
der Membran des ER werden durch Multiproteinkomplexe<br />
sogenannte Mitochore bewirkt (Abb. 2) (KornMann et al. 2009,<br />
WieDeMann et al. 2009). Diese Kommunikation steht im Dienste<br />
des Austausches von Calcium und Phospholipid zwischen Mitochondrien<br />
und dem ER. Ansonsten würde <strong>di</strong>e ATP Synthese<br />
entlang der Atmungskette nicht funktionieren und u.a. <strong>di</strong>e Calcium-Ionen-Konzentration<br />
im Cytoplasma und den Mitochondrien<br />
gestört (Übersicht bei KornMann et al. 2009). Aus regulationsme<strong>di</strong>zinischer<br />
Sicht ist es von besonderer Bedeutung, dass <strong>di</strong>e<br />
Mitochore auch mit dem Mikrofilamentsystem des Cytoplasmas<br />
und damit den Integrinen der Zellmembran in Verbindung stehen<br />
(Abb. 2) (KornMann et al. 2009). Die Integrine stehen wiederum<br />
mit den extrazellulären Matrixkomponenten in Verbindung<br />
(Heine 2007). Damit ist eine Beziehung zu extra-intrazellulären Signaltransduktionskaskaden<br />
eröffnet, <strong>di</strong>e letztlich Transkriptionsfaktoren<br />
aktivieren, über <strong>di</strong>e dann informationsrelevante Gene<br />
aktiviert werden (Abb. 2). Über <strong>di</strong>e Verbindung der Mitochore<br />
zum Mikrofilamentsystem und den Integrinen können vielfältige<br />
exogene Einflüsse aus der ECM auf <strong>di</strong>e mitochondrialen Funktionen<br />
einwirken. Kürzlich wurde z.B. darauf hingewiesen, dass<br />
psychiatrische Symptomatiken und neuropathische Schmerzen<br />
zaenmagazin<br />
Ausschnittsvergrößerung<br />
(Pfeilköpfe). In der Ausschnittsvergrößerung weist der Pfeil auf ein<br />
Mitochor. K Zellkern. x 50 000 (Heine 1994)<br />
mitochondriale Störungen begleiten. Zur Therapie wird angeregt,<br />
Mikronährstoffe einzusetzen (Übersicht bei GarDner et al.<br />
2010).<br />
Ein Mitochor wird von mehreren funktionell verschiedenen<br />
Proteinen aufgebaut, wodurch nicht nur <strong>di</strong>e biologischen Abläufe<br />
zwischen ER und Mitochondrien bestimmt werden (KornMann<br />
et al. 2009, WieDeMann et al. 2009), sondern z.B. auch ein cross talk<br />
u.a. zu den Proteinen BAX und BAK der äußeren mitochondrialen<br />
Membran besteht (Abb. 2). Diese Moleküle werden bei drohender<br />
Zellschä<strong>di</strong>gungen aktiviert und leiten den apoptotischen<br />
Zelluntergang ein (Übersicht bei HotcHKiSS et al. 2009). Derartig<br />
schä<strong>di</strong>gende Signale sind u.a.: Vermehrte Bildung reaktiver Sauerstoffspezies<br />
in den Mitochondrien (z.B. Mikroben), Schä<strong>di</strong>gungen<br />
der mitochondrialen DNA (u.a. γ-Strahlung) und nicht regelhaft<br />
gefaltete Proteine im Cytoplasma (HotcHKiSS et al. 2009).<br />
Beteiligung von Mitochondrien<br />
an der Bildung inflammatorischer<br />
Zytokine (Mito-Signalosom)<br />
So wie sich Rezeptoren für Antigene an der Zelloberfläche finden,<br />
gibt es analog derartige Proteine auch im Cytoplasma.<br />
Sie werden als NLRs (nucleotide-bin<strong>di</strong>ng domain, leucine-rich<br />
repeat-containing) bezeichnet. Das bekannteste Familienmitglied<br />
ist NOD2 (nucleotide-bin<strong>di</strong>ng oligomerization domain 2),<br />
ein positiver Regulator in der Immunabwehr vergleichbar ei-<br />
5
zaenmagazin<br />
Abb. 2: Einbettung der Mitochondrien in <strong>di</strong>e Grundregulation. Verknüpfung<br />
zwischen Mitochondrien und dem endoplasmatischen<br />
Retikulum (ER) über Mitochore (rote Elipsen) und Ca2 + -Ionenaustausch<br />
über Inositol –1, 4, 5 –triphosphat Rezeptoren (IP3R;<br />
Schwarze Pfeile). Das Mito-Signalosom erkennt intrazellulär eingedrungene<br />
Mikroben (NOD2) und organisiert deren Abwehr über<br />
den NFκB mit Bildung von TNF-α, IL-1 und IL-6. BAX und BAK organisieren<br />
<strong>di</strong>e Zellapoptose. Über <strong>di</strong>e extrazelluläre Matrix, Integrine<br />
und das Mikrofilamentsystem erreichen Signaltransduktionskaskaden<br />
<strong>di</strong>e Uhrgene im Zellkern, deren Uhrproteine den Zirka<strong>di</strong>anrhythmus<br />
steuern. Der zelluläre Energiesensor Adenosinmonophosphatkinase<br />
(AMPK) regelt den notwen<strong>di</strong>gen Energiehaushalt<br />
der genannten Beziehungen.<br />
nem intrazellulären Toll-Rezeptor. Derartige Rezeptoren erkennen<br />
Pathogen-assoziierte molekulare Muster (PAMPs) z.B. an der<br />
Oberfläche von Bakterien und bei Zellschä<strong>di</strong>gung auftretende<br />
Molekülmuster (DAMPs), wobei z.B. Hitzeschockproteine, DNS<br />
und RNS-Bruchstücke gebildet werden (Übersicht bei iWaSaKi<br />
und MeDzHitov 2010). Die wichtigste Aufgabe der NLRs ist <strong>di</strong>e intrazelluläre<br />
Registrierung von entzündungsförderndem Material<br />
aus Mikroben und endogenen Proteinen mit Aktivierung des sog.<br />
Inflammosoms . Dabei handelt es sich um einen Signalkomplex<br />
aus NLR, dem Adaptor-Protein ASC (apoptitic speck-containing<br />
protein with a CARD [N-terminale Caspase Aktivierungs- und Rekrutierungsdomain])<br />
und Procaspase-1.<br />
Von großer Bedeutung für den Einfluss der Mitochondrien<br />
auf <strong>di</strong>e Grundregulation ist, dass NLRs an einen multimeren Komplex<br />
der äußeren Mitochondrienmembran (MAVS mitochondrial<br />
antiviral signaling protein) binden können, wodurch das sogenannte<br />
Mito-Signalosom gebildet wird (Abb. 2). Es aktiviert eine<br />
Signalkaskade, <strong>di</strong>e zur Bildung des proentzündlichen NFκB (nukleärer<br />
Faktor kappa B) führt, der als Transkriptionsfaktor Gene<br />
aktiviert, <strong>di</strong>e für Entzündungszytokine (u.a. IFN-α, -β, IL-1, IL-6 und<br />
TNF-α) ko<strong>di</strong>eren (iWaSaKi und MeDzHitov 2010, Übersicht bei tinG<br />
et al. 2010). Freigesetzt gelangen <strong>di</strong>ese Zytokine über <strong>di</strong>e Blutbahn<br />
auch ins Gehirn. Eintrittsstellen sind <strong>di</strong>e zirkumventrikulären<br />
Organe, denen eine Blut-Gehirnschranke fehlt wie z. B. dem<br />
Hypothalamus. Von dort wird das limbische System informiert,<br />
Aus der Grundlagenforschung<br />
Abb. 3: Der Nucleus suprachiasmatis als Taktgeber aller rhythmisch<br />
gesteuerten Stoffwechselvorgänge im Körper (aus Heine 2005).<br />
in dem unsere psychische Tönung lokalisiert ist (Heine und Heine<br />
2009). Die unterhalb der akuten Entzündungsschwelle subklinisch<br />
konzentrierten Entzündungs zytokine können dort das Erschöpfungssyndrom<br />
initiieren ( Heine 2001). Da Entzündungszytokine<br />
z.T. auch bei Infektionen <strong>di</strong>esen Weg nehmen, treten auch<br />
hier z.B. Abgeschlagenheit, Mü<strong>di</strong>gkeit und Antriebslosigkeit auf<br />
(Heine 2001).<br />
Über das proinflammatorische Mito-Signalosom sind daher<br />
<strong>di</strong>e Mitochondrien auch an das Abwehrsystem angeschlossen,<br />
da z.B. IL-1, IL-6 und TNF-α Makrophagen, dendritische Zellen und<br />
TH-1 Lymphozyten aktivieren können. Es darf nicht übersehen<br />
werden, dass auch im Stressgeschehen über <strong>di</strong>e Hypothalamus-<br />
Hypophysen-Nebennierenschiene Entzündungszytokine generiert<br />
werden. Zusammen mit den über das Mito-Signalosom<br />
entstandenen kommt es letztlich zur Ausprägung eines chronischen<br />
Erschöpfungssyndroms (Heine 2001).<br />
Diese Zusammenhänge zeigen deutlich den Unterschied<br />
zu den erblichen Mitochondriopathien. Es sei daher vorgeschlagen,<br />
bei Regulationsstörungen besser von „Mitochondrien assoziierten<br />
Störungen der Grundregulation (MASG)“ zu sprechen.<br />
Das würde bedeuten, dass bei jedem Syndrom auch mit der<br />
Möglichkeit einer mitochron<strong>di</strong>alen Beteiligung zu rechnen ist<br />
( DiMauro und ScHon 2003).<br />
Zirka<strong>di</strong>anrhythmischer Steuerung<br />
metabolischer Beziehungen zwischen<br />
Mitochondrien und Zelle<br />
Der Zellmetabolismus ist abhängig vom zellulären AMP/ATP-<br />
Verhältnis. Der zentrale zelluläreSensor für den ATP-Haushalt ist<br />
<strong>di</strong>e Adenosin-Monophosphat-Aktivierte Proteinkinase (AMPK)<br />
(laMia et al. 2009). Bei Unterschreiten eines bestimmten AMP/<br />
ATP-Verhältnisses wird das Enzym durch AMP phosphoryliert<br />
und <strong>di</strong>e ATP-Synthese hochgeregelt. Ist <strong>di</strong>es bei Zellschä<strong>di</strong>gung<br />
6 2/2010
Aus der Grundlagenforschung<br />
nicht möglich, wird über <strong>di</strong>e Mitochondrien das Apoptoseprogramm<br />
gestartet. Über AMPK bestehen regulative Beziehungen<br />
zum Zirka<strong>di</strong>anrhythmus, dem entscheidenden zellulären und<br />
geweblichen Ordnungsprogramm (Abb. 2, 3) (Heine 2006, 2007).<br />
Alle Zellen enthalten als Zeitgeber verschiedene „Uhrproteine“.<br />
Sie stellen Transkriptionsfaktoren dar, deren jeweilige hetero<strong>di</strong>mere<br />
Kombination jene Gene aktiviert, <strong>di</strong>e für den Metabolismus<br />
tagsüber bzw. nachts notwen<strong>di</strong>g sind (Übersicht bei Heine 2007,<br />
Suter und ScHibler 2009). Die „Uhrproteine“ arbeiten synchron<br />
mit den Uhrproteinen der Zellen im Nucleus suprachiasmatis,<br />
dem zirka<strong>di</strong>anrhythmischen Taktgeber im Hypothalamus zusammen<br />
(Abb. 2, 3). Dieser Kern steht über <strong>di</strong>e beiden Tractus retinohypothalamici<br />
mit den nicht optischen Uhrproteinen (Opsine)<br />
der Optikusganglienzellen der Retina des Auges in Verbindung<br />
(Abb. 3) (Übersicht bei Heine 2007).<br />
Die AMPK-Aktivität ist zirka<strong>di</strong>anrhythmisch invers mit dem<br />
zentralen Uhrprotein Cryptochrom korreliert. Das Protein wird<br />
durch aktiviertes AMPK abgebaut, wodurch <strong>di</strong>e zirka<strong>di</strong>anrhythmische<br />
Synthese regulierender Uhrproteine freigegeben wird.<br />
Bei AMPK-Mangel steigt Cryptochrom an, wodurch <strong>di</strong>e Uhrproteinsynthese<br />
gedrosselt wird (laMia et al. 2009). AMPK vermittelt<br />
daher zwischen den metabolischen Erfordernissen von<br />
Zellen und Geweben sowie dem Zirka<strong>di</strong>anrhythmus. Derartige<br />
Beziehungen sind notwen<strong>di</strong>g, um inkompartible enzymatische<br />
Prozesse (anabole und katabole) in derselben Zelle zu trennen<br />
( Suter und ScHibler 2009). Mangel oder Verlust an AMPK stabilisiert<br />
das Cryptochrom, wodurch der Zirka<strong>di</strong>anrhythmus gestört<br />
bzw. zerstört werden kann (Suter und ScHibler 2009). Befindensstörungen,<br />
Verhaltensstörungen, gestörte Glukosehomöostase<br />
u.a.m. hängen von den Beziehungen ER-Mitochor-AMPK-Zirka<strong>di</strong>anrhythmus<br />
ab und dürfen keinesfalls als isolierte Mitochondriopathien<br />
interpretiert werden.<br />
Therapeutische Möglichkeiten<br />
Wenn auch bei Erbkrankheiten und somatischen Mutationen<br />
derzeit keine kausale Therapie möglich ist, kann bei mitochondrialen<br />
Regulationsstörungen eine Besserung über Regulations-<br />
2/2010<br />
zaenmagazin<br />
therapien versucht werden, da wie gezeigt, <strong>di</strong>e Mitochondrien<br />
an das System der Grundregulation angeschlossen sind. Neben<br />
Azidosetherapie, Ernährungsumstellung, Stressabbau u.a.m.<br />
kann <strong>di</strong>e Erschöpfungssymptomatik zusätzlich durch Verminderung<br />
proinflammatorischer Zytokine insbesondere durch Auslösen<br />
einer immunologischen Beistandsreaktion erfolgen. Als geeignet<br />
scheint nach Heine (2001) das Komplexhomöopathikum<br />
Cerebrum compositum zu sein.<br />
Literatur<br />
Dimauro S, Schon EA. Mitochondrial respiratory-chain <strong>di</strong>seases. N Engl J <strong>Med</strong><br />
2003; 348: 2656-2668<br />
Gardner A, Kaplan BJ, Rucklidge JJ et al. The potential of nutritional therapy.<br />
Science 2010; 327: 268<br />
Heine H. Peroxidase reactive ribosomes attached to the endoplasmmis reticulum<br />
(ER) of fibroblasts – what does this imply for their functions? Lisboa: XVIth<br />
Federative International Congress of Anatomy. 24th-30th July 1994; A 136<br />
Heine H: Chronisches Erschöpfungssyndrom und Grundregulation. Ärztezeitschr<br />
f Naturheilverf 2001; 42:774-780<br />
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der extrazellulären Matrix (Grundsubstanz). In Marx K-W (Hrsg): Komplementäre<br />
Augenheilkunde. Stuttgart: Hippokrates 2006; 11-27<br />
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Heine H, Heine E. Befindensstörungen – Chronische Krankheiten – Altern. Hochheim:<br />
CO-MED Verlagsgesellschaft mbH; 2009<br />
Hotchkiss RS, Strasser a, McDunn JE, Swanson PE. Cell death. N Engl J <strong>Med</strong> 2009;<br />
361: 1570-1583<br />
Iwasaki A, <strong>Med</strong>zhitov R. Regulation of adaptative immunity by the innate immune<br />
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revealed by a synthetic biology screen. Science 2009; 325: 477-480<br />
Lamia KA, Sachdeva UM, DiTacchio L et al. AMPK regulates the circa<strong>di</strong>an clock<br />
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440<br />
Psychyrembel Klinisches Wörterbuch. 261. Aufl. Berlin-New York: Walter de<br />
Gruyter 2007<br />
Suter MD, Schibler U. Fee<strong>di</strong>ng the clock. Science 2009; 326: 378-379<br />
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Wiedemann N, Meisinger C, Pfanner N. Connecting organelles. Science 2009; 125:<br />
403-404<br />
7
zaenmagazin<br />
Der Präsident Dr. olaf kuHnkE<br />
Herr Dr. KuHnKe – wie beurteilen Sie den soeben zu Ende<br />
gegangenen Kongress in Freudenstadt? Kann man von<br />
einer Trendwende sprechen?<br />
Dr. KuHnKe: Noch ist es ein wenig früh, um zu jubeln, Sie wissen:<br />
eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber es gibt doch<br />
begründeten Anlass zur Hoffnung, dass der ZAEN wieder einen<br />
Aufschwung nimmt. Ich bin persönlich mit dem gesamten, glatten<br />
Verlauf der Veranstaltung und mit der erstaunlich guten Teilnehmerzahl<br />
von 857 Damen und Herren sehr zufrieden.<br />
Worauf führen Sie <strong>di</strong>es zurück – vor allem im Rückblick<br />
auf den letzten Herbstkongress mit seiner enttäuschenden<br />
Teilnehmerzahl – was war damals falsch? Was war<br />
<strong>di</strong>esmal richtig?<br />
„Falsch“ hatten wir damals sicher nichts gemacht in dem Sinne,<br />
dass wir fachlich oder organisatorisch „daneben gelegen“ hätten;<br />
aber wir, d.h. der Vorstand des ZAEN, hatte nach der Wahl vor<br />
einem Jahr nur sehr wenig Zeit für <strong>di</strong>e Vorbereitung und <strong>di</strong>e entsprechende<br />
Bewerbung. Diesmal konnten wir einen größeren<br />
Anlauf nehmen. Zudem konnten sich völlig neue Interessensgruppen<br />
formieren und gänzlich neue Themenfelder erschlossen<br />
oder (noch vom Herbstkongress her) vertieft werden. Diese<br />
Strategie haben wir bereits für <strong>di</strong>e kommenden Kongresse vorgesehen<br />
bzw. eingeleitet.<br />
Noch ein Wort zum Kongressort Freudenstadt – zweifelsfrei<br />
eine hübsche Stadt, der ZAEN ist seit 1954 hier „zu<br />
Hause“; aber durch <strong>di</strong>e Veränderungen in Deutschland<br />
ist doch eine geographische „Schieflage“ entstanden –<br />
hat das dem ZAEN nicht geschadet?<br />
Ich denke nicht, dass <strong>di</strong>e Lage Freudenstadts heute nachteiliger<br />
ist als früher. Vieles hat sich gebessert – in Hinblick auf <strong>di</strong>e Verkehrsanbindungen<br />
und <strong>di</strong>e Angebote im Bereich der Hotellerie.<br />
Die Tatsache, dass es heute an anderen Orten mehr Anbieter von<br />
Fort- und Weiterbildungen gibt, hat da ein wesentlich größeres<br />
Gewicht. Das Votum der ZAEN-Mitglieder PRO Freudenstadt war<br />
in der Vergangenheit im Übrigen eindeutig. Und das hat gute<br />
Im Interview<br />
Interview<br />
Gründe, <strong>di</strong>e auch von jüngeren Kongressteilnehmern geschätzt<br />
werden: „FDS“ bietet kurze Wege, eine eingespielte Zusammenarbeit<br />
zwischen der Geschäftsstelle, der Kurhaus-, Tourismus-<br />
und der Stadtverwaltung und den Hoteliers. Wo finden Sie das in<br />
einer großen Stadt in <strong>di</strong>esem Maße?<br />
Außerdem ist der süddeutsche Raum tra<strong>di</strong>tionell ein Kerngebiet<br />
der komplementären Methoden und ein „Verpflanzen“<br />
einer derart gewachsenen Struktur wäre mehr als riskant. Zudem<br />
glaube ich, dass <strong>di</strong>e allermeisten Ärzte und Ärztinnen „FDS“ gerade<br />
deswegen mögen, weil man hier ein wenig abseits der üblichen<br />
„action“ ist.<br />
Es wird immer von der Krise in der Gesamtgesellschaft<br />
und speziell bei den Ärzten gesprochen – glauben Sie,<br />
dass Sie und der ZAEN hier „gegenhalten können“? Gibt<br />
es genügend Interesse an der Fort- und Weiterbildung<br />
trotz der Krise?<br />
Eine interessante Frage. Ich denke, dass ein wesentlicher Faktor<br />
für das bleibende und wieder wachsende Interesse an unseren<br />
Kongressen <strong>di</strong>e Erkenntnis ist, dass ein ausschließlicher „Rückzug<br />
ins Private“ auch und gerade für uns Ärzte keine gute Lösung<br />
sein kann. Ein rigoroser Sparkurs, wie wir Ärzte ihn seit 20 Jahren<br />
in immer dramatischerem Maße und an allen Fronten gewohnt<br />
sind, darf nicht bei der qualifizierten Fort- und Weiterbildung<br />
stattfinden. Darüber hinaus ist für Viele auch <strong>di</strong>e Erfahrung des<br />
kollegialen Austausches in einem überschaubaren Ambiente<br />
sehr positiv und durch elektronische <strong>Med</strong>ien nicht zu ersetzen<br />
– das hat so mancher (wieder) gelernt und findet deshalb auch<br />
den Weg in den Schwarzwald.<br />
Das deutsche Gesundheitssystem kontrolliert <strong>di</strong>e Ärzteschaft<br />
in zunehmendem Maße. Welche Auswirkungen<br />
befürchten Sie für <strong>di</strong>e komplementären Verfahren – gibt<br />
es „Risiken und Nebenwirkungen“ oder auch Chancen<br />
für <strong>di</strong>e Regulationsme<strong>di</strong>zin?<br />
Die 15. Novelle zum Arzneimittelgesetz ist ohne Zweifel nicht nur<br />
Ausdruck europäischen Harmoniebedürfnisses, sondern auch<br />
ein Mechanismus, um <strong>di</strong>e „schwarzen Schafe“ sprich: komple-<br />
8 2/2010
2/2010<br />
Interview<br />
mentär agierenden Kolleginnen und Kollegen zu decou vrieren.<br />
Diese Bewertung und <strong>di</strong>e daraus resultierenden Sorgen werden<br />
auch von führenden Vertretern der Ärzteschaft geteilt, welche<br />
nicht komplementärme<strong>di</strong>zinisch arbeiten.<br />
Die Chance, <strong>di</strong>e hierin liegt, ist <strong>di</strong>e der fachübergreifenden<br />
„corporate identity“ unter den Ärzten, gemäß der alten lateinischen<br />
Weisheit „Es geht auch um Deine Sache, wenn das Haus<br />
des Nächsten brennt“.<br />
In <strong>di</strong>eser Situation der allmählich zunehmenden Einschränkung<br />
von Therapie- und Handlungsfreiheit wird ein größerer<br />
Zusammenhalt immer notwen<strong>di</strong>ger und er wird auch kommen<br />
– was unseren Patienten, unseren Verfahren und uns selber letztlich<br />
zugute kommen wird.<br />
Eine sehr persönliche Frage: Sie leben in der Südschweiz<br />
– vermutlich nicht ohne Grund! Aber wie lässt sich Ihr<br />
Engagement für den ZAEN mit einer Arbeit in einer Arztpraxis<br />
vereinbaren?<br />
(Schmunzelt) Es ist nicht leicht, zugegeben. Einerseits erleichtern<br />
moderne elektronische <strong>Med</strong>ien Vieles, da muss man für den Fortschritt<br />
dankbar sein. Andererseits wird dadurch <strong>di</strong>e Flut an Infor-<br />
zaenmagazin<br />
mationen, Anfragen und Wünschen dadurch erheblich größer,<br />
als <strong>di</strong>es noch vor 20 Jahren war. Das Internet schafft bisweilen<br />
genauso viele Probleme, wie es andere löst. Aber nichts ersetzt<br />
persönliche Kontakte und Begegnungen, <strong>di</strong>e man als Präsident<br />
ganz einfach wahrnehmen muss. Ich gebe zu, dass ich jeden Monat<br />
viele hundert Kilometer mit dem Auto für den ZAEN absolvieren<br />
muss und täglich – neben der Praxis – viel Zeit für <strong>di</strong>ese<br />
Arbeit investiere. Aber: ich werde durch <strong>di</strong>e Geschäftsstelle und<br />
durch <strong>di</strong>e Kollegen des Vorstandes beispielgebend unterstützt.<br />
Vor Ort habe ich ein hervorragendes Team, das auch in meiner<br />
Abwesenheit einen gewissen Teil der Arbeiten weiterführen<br />
kann. Als Bonus muss ich es auch werten, dass ich im weiteren<br />
Umkreis im Bereich der Regulationsme<strong>di</strong>zin keine „Mitbewerber“<br />
habe. Dennoch ist mir klar, dass ich nicht Alles tun kann, was im<br />
Sinne des ZAEN wünschenswert wäre, in der Tat ist das Amt eines<br />
Präsidenten einer Ärztegesellschaft mehr als ein „Nebenjob“.<br />
Wir wünschen Ihnen also viel Kraft für Ihre weitere Tätigkeit<br />
und viel Erfolg für <strong>di</strong>e kommenden Kongresse – und<br />
danken Ihnen für das Gespräch.<br />
Das Gespräch führte J. Meyer-WeGener.<br />
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9
zaenmagazin<br />
Momentaufnahmen zum Kongress<br />
Freudenstadt März 2010<br />
Kursangebot und Zufriedenheit<br />
mit Kongress und Programm<br />
„Wir möchten, daß Sie zufrieden sind und wollen gern, zusätzlich<br />
zu den Evaluationsbögen, persönliche Meinungen<br />
und Kritiken im Gespräch hier in den Pausen aufnehmen.<br />
Würden Sie mir einige Fragen beantworten? Was ist Ihnen<br />
grundsätzlich wichtig am Kursprogramm, am Kurs- und Vortragsangebot<br />
und zu den Dozenten?“<br />
Auf <strong>di</strong>ese Frage hin äußerten sich viele Teilnehmer zufrieden<br />
mit dem aktuellen guten Kongressprogramm und fühlten sich<br />
besonders auch vom Hauptthema „Müde, erschöpft, ausgelaugt“<br />
und dem Stichwort „Mitochondriopathie“ angesprochen.<br />
Das Kursangebot wurde als sehr gut eingestuft, von einigen<br />
sogar mit zu vielen interessanten Veranstaltungen parallel,<br />
besonders im Abendprogramm, so dass <strong>di</strong>e Auswahl manchmal<br />
schwer fiel.<br />
„Warum sind Sie gerade zu <strong>di</strong>esem Kongress gekommen<br />
und wie zufrieden sind Sie mit dem Kursangebot?“<br />
� „ Ich bin schon seit 20 Jahren Mitglied beim ZAEN, aber jetzt<br />
das erste Mal in FDS beim Kongress, da mich das Thema besonders<br />
interessiert.“<br />
� „Ich würde mir noch mehr Einzelkurse, ein dahingehendes<br />
abwechslungsreicheres Programm wünschen, vor allem<br />
Interview<br />
Um mit den Kongressteilnehmern persönlich in den Dialog zu treten, Stimmungen einzufangen<br />
und seitens des ZAEN noch besser auf deren Wünsche eingehen zu können, führte CHristianE<br />
ClaudEr in Freudenstadt zahlreiche Gespräche, <strong>di</strong>e in Auszügen oder auch als Zusammenfassung<br />
hier wiedergegeben werden – eine Rückmeldung sowohl für Verantwortliche als auch Mitglieder.<br />
Im Interview<br />
auch einzelne Akupunktur-Kurse für Fortgeschrittene. So<br />
würde ich mir für langjährig Erfahrene schon noch eine Mo<strong>di</strong>fizierung<br />
des Programms wünschen. Außerdem ist es bedauerlich,<br />
wenn Kurse bereits im Januar abgesagt werden.<br />
Das Gesamtthema lustlos-erschöpft ist für mich sehr aktuell<br />
und wichtig.“<br />
� „Gute evaluierte Vorträge sind mir wichtig, dabei lege ich<br />
auch Wert auf Wissenschaft, und dass <strong>di</strong>e Dozenten uns<br />
Teilnehmern aktuelle Stu<strong>di</strong>en nennen können, damit wir für<br />
unsere Patienten oder andere Kollegen Argumentationshilfen<br />
haben. Genauso von Bedeutung ist aber <strong>di</strong>e praktische<br />
Erfahrung des Dozenten. Die Kursschienen sollten wir beibehalten,<br />
auch wegen der Abrechnung, aber wir brauchen<br />
auch ein großes Zusatzangebot der naturheilkundlich brisanten<br />
Themen. Die klassischen Naturheilverfahren sollten<br />
noch mehr im Vordergrund stehen.“<br />
� „Mir kommt es sehr entgegen, weil es einfach eine Fülle, ein<br />
Riesenspektrum ist, was <strong>di</strong>e Naturheilkunde hier anbietet,<br />
wobei <strong>di</strong>e Leute unterschiedliche Vorraussetzungen und<br />
Interessen haben – ich denke, dass jeder hier etwas findet.“<br />
� „Ich bin das erste Mal hier und finde es Klasse, dass es so<br />
vielschichtig ist und alles nebeneinander existieren darf, so<br />
hat man auch selbst <strong>di</strong>e Freiheit, sich das rauszusuchen, wo<br />
seine Schwerpunkte liegen und <strong>di</strong>e Möglichkeit, alles erst<br />
einmal kennenzulernen. Man kann in Themen schnuppern,<br />
zu denen man vielleicht noch gar keinen Zugang hat, also<br />
gerade auch für <strong>di</strong>esen Rahmen finde ich den Kongress richtig<br />
super.“<br />
10 2/2010
2/2010<br />
Interview<br />
� „Die Abendveranstaltungen sprechen mich an, bei denen<br />
man <strong>di</strong>e Chance hat, sich Sachen nur mal anzuschauen. So<br />
kann man sich auch in den Industrieveranstaltungen leicht<br />
ein Bild zu Geräten oder Produkten verschaffen.“<br />
� „Ich fände ganz gut, wenn Dunkelfeldmikroskopie hier angeboten<br />
werden würde.“<br />
� „Ich war bei den neuraltherapeutischen Vorträgen und kriege<br />
sonst vom Kongressprogramm nicht viel mit, aber ich<br />
sehe, dass hier viel Infrastruktur geleistet wird, und <strong>di</strong>e Assistenten<br />
waren auch schwer in Ordnung.“<br />
„Sind Sie zufrieden mit dem Programm oder haben Sie Vorschläge,<br />
was Sie gern hören möchten?“<br />
� „Da muss ich sagen, es gefällt mir gut, ich bin auch sehr froh<br />
über <strong>di</strong>e Fülle der neuraltherapeutischen Vorträge und hätte<br />
auch gern noch mehr Zeit hier verbringen können.“<br />
� „Ich mache Einzelseminare, ich mache <strong>di</strong>esmal nur EAV. Leider<br />
habe ich gestern erst erfahren, dass der Kurs, für den ich<br />
speziell hierherkam, abgesagt ist, schade.“<br />
„Hast du jetzt andere Kurse gemacht oder gibt es etwas<br />
sonst im Kursangebot, was <strong>di</strong>ch anspricht, du hast ja vielleicht<br />
trotzdem das ganze Programm angeschaut?“<br />
� „Es ist viel da, aber im Augenblick bin ich nicht so breit am<br />
Suchen, ich wollte eben ganz speziell mich mit den Leuten,<br />
<strong>di</strong>e EAV machen, treffen. Immerhin hat es zum Teil geklappt.“<br />
„Würdest du <strong>di</strong>r demnach wünschen, dass es mehr EAV-Kurse<br />
gibt, <strong>di</strong>e man einfach so besuchen kann, um da immer ein<br />
bisschen weiterzukommen, Inputs zu bekommen, anstatt<br />
eine ganze Kursschiene zu besuchen?“<br />
� „Ja, mich würde interessieren, wenn der oder jener zu seiner<br />
Arbeit etwas sagen könnte, denn ich denke, gerade bei der<br />
EAV spielt viel Erfahrung eine große Rolle.“<br />
„Ich habe mitbekommen, dass Sie sich sehr wohl fühlen auf<br />
dem Kongress – wie gefällt Ihnen das Gesamtangebot?“<br />
� „Das Gesamtangebot gefällt mir sehr gut, es war eine ungeheure<br />
Vielfalt und sehr aktuell. Ich habe mich besonders für<br />
das Zentralthema interessiert, und das fand ich ausgezeichnet<br />
repräsentiert, auf dem neuesten Stand der Wissenschaft,<br />
auch <strong>di</strong>e Fülle, vor allem auch der Ganzheitlichkeit, finde<br />
ich, unterscheidet den Kongress ganz deutlich von anderen<br />
Kongressen. Ich bin ganz begeistert im Vergleich zu vielen<br />
zaenmagazin<br />
anderen Weiterbildungen, wo mir überall <strong>di</strong>e Seele fehlt, <strong>di</strong>e<br />
Ganzheitlichkeit fehlt und <strong>di</strong>e Vielfalt der Aspekte, und <strong>di</strong>e<br />
werden genau hier präsentiert, und das finde ich das Schöne<br />
am ZAEN.“<br />
„Wenn Sie sagen Ganzheitlichkeit, da habe ich noch eine<br />
Frage, gerade weil wir Naturheilärzte sind, können Sie sich<br />
vorstellen, dass wir noch mehr umweltme<strong>di</strong>zinische Themen<br />
anbieten in den Vorträgen?“<br />
� „Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen, das gehört für mich<br />
alles zusammen. Ich weiß nicht, wie <strong>di</strong>e Resonanz der anderen<br />
Ärzte ist, ich kann mir vorstellen, dass sie auch sehr<br />
auf Effektivität und ihre Punkte wert legen, aber ich denke,<br />
inhaltlich gehört das auf jeden Fall dazu.“<br />
Manche Teilnehmer besuchen ganz spontan Einzelveranstaltungen<br />
und entscheiden vor Ort, was ihnen wichtig ist und wünschen<br />
sich dabei mehr Halbtageskurse, damit auch halbe freie<br />
Tage bleiben und hätten überhaupt gern mehr und längere<br />
Pausen, Zeit zum Ausruhen und für <strong>di</strong>e Ausstellung und für den<br />
Austausch untereinander.<br />
Auch kommt immer wieder der Wunsch nach Erfahrungsaustausch<br />
auf bestimmten Gebieten mit Kollegen und Dozenten<br />
zum Ausdruck, gerade auch für <strong>di</strong>ejenigen, <strong>di</strong>e sich manche<br />
Methoden schrittweise erarbeiten und dann andere fragen<br />
möchten, wenn etwas noch nicht so in der Anwendung klappt.<br />
So wären gerade in Akupunktur, EAV und Neuraltherapie solche<br />
Angebote erwünscht oder auch Kurse zum Schnuppern, bei<br />
denen man lernt, was man in der Praxis anwenden kann, ohne<br />
gleich einen gesamten Kurs mit Anfänger- und Aufbaustunden<br />
zu besuchen.<br />
Veränderungen im letzten Jahr<br />
„Siehst du seit dem Frühjahr 2009 Unterschiede in der Qualität<br />
oder im Angebot, auch im Hinblick für potentielle Neumitglieder?“<br />
� „olaf KuHnKe macht seine Sache sehr gut, er hat sich in kurzer<br />
Zeit gut eingebracht, auch persönlich legt er Wert darauf,<br />
<strong>di</strong>e Menschen zu erreichen, setzt sich ein, versucht, <strong>di</strong>e<br />
Mitglieder persönlich anzusprechen, Visionen zu entwickeln<br />
11
zaenmagazin<br />
und nicht nur Hoffnungen zu verbreiten. Dabei braucht er<br />
noch mehr Hilfe von allen Seiten.<br />
„Spürst du einen Unterschied in der Kongressatmosphäre<br />
seit einem Jahr?“<br />
� „Ich habe einen guten Eindruck vom Kongress – <strong>di</strong>e Atmosphäre<br />
war gut, <strong>di</strong>e Kurse wohl wieder besser besucht.“<br />
� „Das habe ich in den zwei Tagen nicht so wahrgenommen,<br />
aber es scheinen doch mehr Leute da zu sein.“<br />
Erwartungen an <strong>di</strong>e Dozenten<br />
„Ist Ihnen <strong>di</strong>e Erfahrung des Dozenten durch seine Praxistätigkeit<br />
oder <strong>di</strong>e Vorstellung wissenschaftlicher Stu<strong>di</strong>en in<br />
erster Linie wichtig?“<br />
� „Schon beides, vor allem: wie hat es der Einzelne in seiner<br />
Praxis umgesetzt, das zählt letzten Endes. Es ist sicher etwas<br />
anderes, wenn jemand in einem Institut arbeitet oder an der<br />
Uni, aber hier muss er in kurzer Zeit überzeugen, dass <strong>di</strong>e<br />
Dinge einfach auch im Alltag praktikabel sind.“<br />
� „Ich finde eine gesunde Mischung sehr positiv – Forschungsergebnisse<br />
zur Argumentation gegenüber Ärzten, mit denen<br />
man zusammenarbeitet und gegenüber Patienten, aber<br />
letztlich ist <strong>di</strong>e Praxis für mich schwerpunktmäßig noch etwas<br />
wichtiger.“<br />
� „Ich bin mit den Dozenten sehr zufrieden. Die praktische Erfahrung<br />
ist wichtig, doch da ich selbst nicht <strong>di</strong>e Zeit habe,<br />
Stu<strong>di</strong>en herauszusuchen, erwarte ich das hier schon auch,<br />
dass ich da etwas an <strong>di</strong>e Hand bekomme.“<br />
� „Eigentlich bin ich wegen olaf KuHnKe gekommen, weil ich<br />
weiß, dass er Erfahrung hat, dass er gut ist, und da wollte ich<br />
ihn als Dozenten erleben, das war mir wichtig.“<br />
� „Ein ganz bedeutender Aspekt ist in meinen Augen, vor allem<br />
ältere Dozenten, Lehrmeister mit Charisma und Aura<br />
unbe<strong>di</strong>ngt immer wieder einzuladen, <strong>di</strong>e Idealismus und<br />
Humanismus ausstrahlen. Das ist auch für <strong>di</strong>e jungen Teilnehmer<br />
als Vorbild enorm wichtig.“<br />
Gute Gründe für den ZAEN<br />
Viele Mitglieder nutzen den Verband und kommen zum Kongress<br />
in erster Linie für Persönliches, Kontakte, <strong>di</strong>e Stimmung vor<br />
Interview<br />
Ort und den Austausch untereinander und mit kompetenten<br />
Dozenten. Erst in zweiter Linie kamen in den Interviews auch politische<br />
Aspekte zum Ausdruck:<br />
„Kannst du etwas dazu sagen, warum du Mitglied im ZAEN<br />
bist, was <strong>di</strong>r wichtig ist?“<br />
� „Ich sehe keine andere Möglichkeit, als über solch eine<br />
„ Lobby gruppe“ zu artikulieren, dass <strong>di</strong>e Naturheilkunde eine<br />
wichtige und gute Sache ist, wirtschaftlich und me<strong>di</strong>zisch,<br />
<strong>di</strong>e nicht plattgemacht werden darf, und <strong>di</strong>e man in seiner<br />
hohen Bedeutung fair einstufen muss. Immerhin 70-80 %<br />
der Patienten wollen, dass Naturheilkunde bei der Therapie<br />
mit berücksichtigt wird.“<br />
„Das heißt, du siehst den ZAEN als kompetenten Verband,<br />
<strong>di</strong>ese Interessen nach außen zu vertreten, politisch zu<br />
machen?“<br />
� „Das war in den letzten Jahren leider etwas in den Hintergrund<br />
getreten. Ich denke, dass wir alle Naturheilverfahren<br />
breiter fördern und dafür auch Politik machen müssten.<br />
Dazu gehört auch, uns dafür einzusetzen, dass <strong>di</strong>e Zusatzversicherungen<br />
<strong>di</strong>e Leistungen und Mittel der Naturheilärzte<br />
erstatten. Hier müssen wir anpacken: Dass Zusatzversicherungen<br />
Heilpraktiker bezahlen, nicht aber Ärzte, <strong>di</strong>e Naturheilverfahren<br />
anwenden, ist ein Skandal, und es gibt noch<br />
viele weitere Skandale.“<br />
„Hoffen wir, dass wir über den ZAEN gerade an <strong>di</strong>esen Baustellen<br />
etwas bewegen können.“<br />
� „Ja. Hier sehe ich den ZAEN als wichtigen Verband mit Kompetenz,<br />
sich politisch für <strong>di</strong>e klasssischen NHV einzusetzen.<br />
Unsere Patienten wünschen das, und <strong>di</strong>ese Interessen müssen<br />
auf breiter Basis vertreten und gestärkt werden.“<br />
Standort Freudenstadt<br />
„Warum kommen Sie nach Freudenstadt, wie wichtig ist<br />
Ihnen <strong>di</strong>eser Standort?“<br />
� „Für mich herrscht hier eine freundschaftliche gastliche Atmosphäre.<br />
� „Hier herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre-Baden, und<br />
wir haben schnell viele Bekannte getroffen.“<br />
12 2/2010
2/2010<br />
Interview<br />
� „Freudenstadt ist ein nettes Städtchen, etwas abseitig, dafür<br />
mit hohem Erholungspotential, das damit auch so etwas wie<br />
‚Anschauungsmaterial‘ und ein ganzes Ambiente für Naturheilverfahren<br />
bietet. Das Potential der Natur sollten wir uns<br />
ruhig noch viel mehr zunutze und auch bekannt machen.<br />
Gleichzeitig brauchen wir, vom ZAEN mit initiiert und in Kursen<br />
vertreten, zusätzlich knackige Kurzveranstaltungen für<br />
Leute mit wenig Zeit in großen oder Uni-Städten, auch mit<br />
erleichterter Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Diesbezüglich<br />
wäre es für Freudenstadt in der Zusammenarbeit<br />
mit der Stadt wünschenswert, noch mehr für <strong>di</strong>e öffentliche<br />
Anreise und für Busverbindungen zu den Vororten, zumindest<br />
zur Kongresszeit, zu organisieren.“<br />
Kongresstermin und -dauer<br />
Generell wurde von den Befragten <strong>di</strong>e Kongressdauer als gut<br />
beurteilt. Dabei wird <strong>di</strong>e Aufteilung mehrfach wieder wie früher<br />
von Donnerstag bis Dienstag oder Mittwoch gewünscht, das ließe<br />
sich für viele mit der Abwesenheit von der Praxis besser vereinbaren.<br />
zaenmagazin<br />
Außerdem läge so das Wochenende als Highlight in der<br />
Mitte, und es herrschte nicht ausgerechnet am Sonntag so eine<br />
Aufbruchsstimmung. Dazu trägt auch bei, dass viele Aussteller<br />
am Sonntag zu früh abbauen, wenn der Kongress eigentlich<br />
noch gar nicht zu Ende ist.<br />
Begleitprogramm<br />
„Haben Sie am Begleitprogramm teilgenommen oder<br />
wahrgenommen, was es gibt? Haben Sie hierzu Ideen und<br />
Wünsche?“<br />
Zu <strong>di</strong>esem Thema reichten <strong>di</strong>e Antworten über „Ja, ich habe es<br />
dem Kongressprogramm entnommen“, „Klar, das ist ein wichtiger<br />
Aspekt, und ich gehe gern hin“ bis zu „Das Begleitprogramm für<br />
mich eher nebensächlich, ich fühle mich von den Kursen schon<br />
ausgebucht“. Dabei wurde der Wunsch nach visueller Werbung<br />
in Form von kleinen Filmen geäußert, um am bewegten Bild mit<br />
Beispielen im Foyer darauf aufmerksam gemacht zu werden, was<br />
am Abend läuft. Vielleicht nicht gleich realisierbar, aber für <strong>di</strong>e<br />
Zukunft keine schlechte Idee. Beibehalten werden oder wieder<br />
aufgenommen werden sollten <strong>di</strong>e Sektbar als Treffpunkt, <strong>di</strong>e<br />
... wo Sie ganzheitlich<br />
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13
zaenmagazin<br />
Get-together-Party (aber mit gutem DJ!), der Salsa-Kurs, Filme,<br />
kreative Dinge, vielleicht sogar eine geführte Wanderung und<br />
nicht zuletzt eine Kinderbetreuung gegen extra Bezahlung. Für<br />
viele ist jedoch <strong>di</strong>e Koor<strong>di</strong>nation der vielen guten Angebote<br />
nicht leicht.<br />
� „In meinen Augen ist es wichtig, das Sportangebot als Basis<br />
der klassischen Naturheilverfahren mehr auszubauen, das ist<br />
in letzter Zeit zu sehr vernachlässigt worden. Es sollte auch<br />
Angebote in der Mittagspause geben, vor allem zur aktiven<br />
Entspannung, geben, wie Qi Gong oder Dehnen, vielleicht<br />
auch Yoga.“<br />
� „Sportliches Angebot und den Lauftreff sollten wir als Signalcharakter<br />
im Programm haben, auch wenn manchmal nur<br />
wenige daran teilnehmen, und es leider oft mit anderen interessanten<br />
Abendveranstaltungen kolli<strong>di</strong>ert. Es ist dennoch<br />
eine Aussage an sich, dass es <strong>di</strong>es auf unserem Kongress<br />
gibt.“<br />
� „Der Salsa-Kurs war Klasse, sollte nur das nächste Mal nicht<br />
zeitgleich mit dem Langlauf stattfinden, da würden wir auch<br />
gern mitmachen!“<br />
� „Gerade hier könnten wir <strong>di</strong>e Stärken von Freudenstadt<br />
mehr nutzen und über <strong>di</strong>e Bewegung am eigenen Körper<br />
erfahren, mit den Naturheilverfahren umzugehen.“<br />
„Sollen wir <strong>di</strong>e sportlichen Angebote beibehalten?“<br />
� „Ja, das finde ich ganz wichtig als Ausgleich, und man fühlt<br />
sich dann auch wieder fitter, auch Entspannungssportarten<br />
ins Programm aufnehmen.“<br />
� „Das sollte im Sinne eines vielfältigen Angebotes im Programm<br />
bleiben, auch wenn ich selbst nicht am Laufen teilnehmen<br />
kann. Ich fände es gut, wenn man eine Fächerung<br />
anbieten könnte, denn es gibt ja viele Menschen, <strong>di</strong>e irgendeine<br />
Einschränkung haben, und es wäre schön, wenn man<br />
<strong>di</strong>ese an <strong>di</strong>e Vielfalt der Bewegungsangebote heranführt.<br />
Die meisten kennen nur Joggen, wenn das nicht geht, machen<br />
sie eben gar nichts, und es wäre gut, wenn man da<br />
mehr Wert drauf legen würde, auch tatsächlich ein für jeden<br />
angepasstes Sportangebot anbieten zu können, so wie es<br />
ja auch für verschiedene Lifestylekorrekturen in<strong>di</strong>viduell<br />
angepasste Angebote gibt. Nor<strong>di</strong>c Walking fände ich da<br />
wunderbar. Als Entspannungssport vielleicht auch Qi Gong,<br />
je nach Raum sogar Yoga oder Pilates. Wenn man eine Vielfalt<br />
anbieten würde, würde man damit auch <strong>di</strong>e Wertigkeit<br />
deutlich machen und zeigen, dass es tatsächlich für jeden<br />
Interview<br />
irgendetwas geben kann, dass es keine Ausreden gibt. Man<br />
wäre damit auf dem Trend der Zeit. Und auch <strong>di</strong>ese Dinge<br />
müssen gewür<strong>di</strong>gt und wertgeschätzt werden.“<br />
� „Natürlich sollen <strong>di</strong>e Sportsachen auf jeden Fall im Programm<br />
bleiben, es macht ja auch einen guten Eindruck und<br />
darf nicht fehlen. Andererseits mache ich gerade abends<br />
auch gern noch <strong>di</strong>ese kleinen Schnupperkurse, insofern<br />
kommt das einander immer bißchen in <strong>di</strong>e Quere.“<br />
� „Vielleicht in der Mittagspause eher etwas Entspannendes<br />
wie Qi Gong, oder statt im Begleitprogramm auch als richtiges<br />
Kursangebot, wenn wir uns erweitern wollen, beides<br />
wäre denkbar.“<br />
Pausenverpflegung und<br />
Umweltaspekt<br />
Wie wichtig wäre Ihnen eine Pausenverpflegung mit Produkten<br />
aus ökologischem Anbau?“<br />
� „Kaffee in den Pausen biologisch, mehr Obst in den Pausen<br />
und das auch biologisch, das könnte man sich ja in den Ankün<strong>di</strong>gungen<br />
und in der Werbung auch zunutze machen,<br />
das fände ich ganz toll, wenn wir so auch auf <strong>di</strong>e gelebte<br />
Prävention in der Naturheilkunde Wert legen würden, wenn<br />
es gesundes Essen gäbe, was trotzdem schmackhaft und<br />
genussvoll sein sollte, genau <strong>di</strong>eser neue Ansatz aus der<br />
Kombination von Lebensfreude, Genuss und Ganzheitlicher<br />
Lebensführung.“<br />
„Das ist für mich persönlich auch eine Lebenseinstellung<br />
und ein ganz wichtiges Thema, gerade auch in der Kombination<br />
von Bewusstsein und Genuss. Zum Argument, das<br />
sei aber teurer – könnten Sie sich vorstellen, dass dafür <strong>di</strong>e<br />
Gesamtkongresskarte etwas teurer wäre, wären Sie da bereit,<br />
etwas mehr zu bezahlen, damit wir <strong>Bio</strong> in der Pausenverpflegung<br />
anbieten könnten?“<br />
� „Ja, ich fände das sehr gut, denn wir sind nur glaubwür<strong>di</strong>g,<br />
wenn man es tatsächlich auch umsetzt, das heißt es gäbe<br />
in den Pausen einen Bewegungskurs, sei es Yoga oder Atmung<br />
oder etwas anderes und auf der anderen Seite in den<br />
Pausen hochwertige und schmackhafte <strong>Bio</strong>-Kost, dann wäre<br />
das wunderbar, das wäre eine runde Sache. Ich habe jedes<br />
Jahr vor dem Kongress in Überlingen in der Buchinger- und<br />
Kurparkklinik das Seminar vom ZAEN mitgemacht und mit<br />
14 2/2010
2/2010<br />
Interview<br />
gefastet und finde es toll, dass es da moderne Köche gibt,<br />
<strong>di</strong>e eine hervorragende köstliche Küche umsetzen mit gesunder<br />
Kost. Das sind für mich <strong>di</strong>e Ansätze der Zukunft, und<br />
wenn man <strong>di</strong>e auch hier umsetzt, finde ich das sehr gut,<br />
ohne das alte Klischee und verstaubte Dasein der ,Körnerkocher’<br />
sozusagen.“<br />
zaenmagazin<br />
� „Ich finde schon ganz gut, dass es auch (aber nicht nur)<br />
Vollkorn gibt. Es sollte jedoch im Rahmen einer ganzheitlichen<br />
Glaubwür<strong>di</strong>gkeit Selbstverständnis und Grundvoraussetzung<br />
bei Naturheilärzten sein, dass (zumindest ein Teil<br />
der) Pausenverpflegung, Obst, vor allem Kaffee, aber auch<br />
Gebäck aus kontrolliert biologischem Anbau stammen, <strong>di</strong>es<br />
sollte gekennzeichnet sein; Ich denke, viele Kongressteilnehmer<br />
wären bereit, wenn <strong>di</strong>es zu nennenswerten Mehrkosten<br />
führen sollte, dafür einen etwas höheren Beitrag für <strong>di</strong>e Kongresskarte<br />
zu bezahlen.“<br />
� „Mehr Obst wäre wünschenswert.“<br />
� „Wir müssen nachhaltiges Denken anregen. Eine tolle Sache<br />
ist, dass es hier kein Wegwerfgeschirr gibt.“<br />
� „Wir sollten hier Vorreiter sein und damit auch <strong>di</strong>e Klientel<br />
ansprechen, <strong>di</strong>e wir erreichen wollen, wo wir hin müssen,<br />
den Kongress für <strong>di</strong>ese Klientel real attraktiv machen.“<br />
Wir möchten uns bei allen für ihre Bereitschaft zum Gespräch<br />
recht herzlich bedanken und freuen uns über das umfangreiche<br />
Feedback. Wir bitten um Verständnis, dass wir aus redaktionellen<br />
Gründen nicht alle Details im Original und in voller Länge hier<br />
wiedergeben können.<br />
Vorträge und Seminare auf DVD von Kongressen der Naturheilverfahren<br />
Homöopathie<br />
Elektroakupunktur<br />
<strong>Bio</strong>logische Krebsme<strong>di</strong>zin<br />
Ernährungsme<strong>di</strong>zin<br />
Phytotherapie<br />
ZÄN Kongresse 2002 bis 2010<br />
zu bestellen im Internetkatalog: www.avrecord.de<br />
AVRecord, Dorfstrasse 12, 23730 Roge, Tel. 04561 50422, mail: info@avrecord.de<br />
15
zaenmagazin<br />
<strong>Mammovision</strong> ® – ein komplementäres<br />
Mamma-Diagnostik-Verfahren<br />
Claus sCHulte-uebbing<br />
Zusammenfassung<br />
Seit 2005 setzen wir in unserem MAMMA-Zentrum<br />
neben Mammographie und Ultraschall-CT (strahlenfrei)<br />
auch das komplementäre Verfahren <strong>Mammovision</strong>®<br />
ein: Brust-Neoplasien können häufig charakteristische<br />
Änderungen des Infrarot–Spektrums<br />
aufweisen. Bei „<strong>Mammovision</strong>®“ handelt es sich um<br />
ein interessantes standar<strong>di</strong>siertes komplementäres<br />
Infrarot-Thermographie-Verfahren, das aller<strong>di</strong>ngs<br />
nach unserer Erfahrung auf keinen Fall Röntgen-<br />
Mammographie und Ultraschall ersetzen, sondern<br />
nur sinnvoll ergänzen kann.<br />
Wir haben <strong>di</strong>e Erfahrung gemacht, dass es bei<br />
„ <strong>Mammovision</strong>®“ im Vergleich zu Mammographie<br />
und Ultraschall häufiger auffällige Befunde (analog<br />
BIRADS IV und V) gibt, <strong>di</strong>e man als „falsch positiv“<br />
bezeichnen könnte. Umgekehr waren alle hochpathologischen<br />
(Röntgen-) Mammographie-Befunde<br />
(BIRADS IV und V), in der „<strong>Mammovision</strong>®“-Methode<br />
immer auffällig. Somit fanden wir bisher keine falsch<br />
negativen Befunde. Wir werden weiter berichten ...<br />
Schlüsselwörter: <strong>Mammovision</strong>®, Mammographie,<br />
Brust<strong>di</strong>agnostik, Brustkrebs-Vorsorge, Mamma-Diagnostik<br />
(strahlenfrei), BIRADS-Klassifikation, BIRADS<br />
(analog)-Klassifikation, Infrarot-Diagnostik, Infrarot,<br />
Thermographie<br />
Autor<br />
Praxis Prof. Dr. Schulte-Uebbing, AGE BREAKING CENTER<br />
Umweltme<strong>di</strong>zinisches Therapiezentrum am Dom<br />
Gynecology, Endocrinology, Oncology, Immunology<br />
Toxicology, Ultrasound CT, Laboratory<br />
Weinstr. 7 A<br />
D–80333 München<br />
Tel.: +49–89–299655, Fax: +49–89 –299672<br />
E-Mail: info@prof-schulte-uebbing.de<br />
Einführung<br />
Originalia<br />
Für <strong>di</strong>e Diagnostik und Therapie von Brustkrebs gibt es internationale<br />
Standards. Für <strong>di</strong>e standar<strong>di</strong>sierte Therapie gibt es entsprechende<br />
Manuale der Tumorzentren. Alle Expert(inn)en sind<br />
sich einig, dass <strong>di</strong>e Diagnose noch besser werden muss. Trotz<br />
des Mammographie-Screenings, das heute mit beträchtlichem<br />
finanziellem Aufwand betrieben wird, steigt <strong>di</strong>e Inzidenz nach<br />
wie vor. Dies vor allem in Ländern mit vorher niedrigen Raten,<br />
wie z.B. Japan 3 %, China 3-5 %, Rumänien, Polen, Tschechien,<br />
Bulgarien 4->5 %. Heute geht man davon aus, dass der Brustkrebs<br />
zum Zeitpunkt der Entdeckung schon mehr als zehn Jahre<br />
gewachsen ist und dann schon sehr oft (Mikro-) Metastasen haben<br />
kann. Ein primär bereits metastasierter Brustkrebs (N1) hat<br />
derzeit eine Zehn-Jahres-Überlebens chance von ca. 45 % (ohne<br />
Chemotherapie 42 %, mit Chemotherapie ca. 47 %).<br />
Die hier vorgestellte Infrarot-Thermographie ist ein modernes<br />
standar<strong>di</strong>siertes Komplementärverfahren. Sie kann und soll<br />
auf keinen Fall <strong>di</strong>e Röntgen-Mammographie ersetzen, sondern<br />
nur sinnvoll ergänzen.<br />
Standar<strong>di</strong>sierte Diagnostische<br />
Verfahren<br />
Diagnostische Verfahren: Wichtige <strong>di</strong>agnostische Verfahren<br />
sind <strong>di</strong>e regelmäßige Selbstuntersuchung, <strong>di</strong>e Untersuchung<br />
durch den Frauenarzt, <strong>di</strong>e regelmäßige Röntgen-Mammographie<br />
(Screening 50. Lj – 69. Lj alle 2 Jahre), der regelmäßige Brust-<br />
Ultraschall, ggf. 3-D-Ultra schall bzw. Ultraschall- CT (strahlenfrei),<br />
Röntgen-CT und MRT. Zu den bewährten „sicheren Verfahren“<br />
gehören vor allem <strong>di</strong>e (Röntgen-) Mammographie, der Brust-<br />
Ultraschall sowie das MRT mit Kontrastmittel.<br />
Mammographie Screening: Routinemäßig zwischen dem 50.<br />
und 70. Lebensjahr alle 2 Jahre. Die Evaluierung erfolgt nach BI-<br />
RADS (I, II, III, IV, V). Zwei unabhängige Ärzte machen <strong>di</strong>e Evaluierung.<br />
Bei BIRADS III ist ein zusätzlicher Ultra schall sehr sinnvoll.<br />
Bei BIRADS IV ist ebenfalls ein zusätzlicher Ultraschall sehr sinnvoll,<br />
ggf. Kernspin. Bei mutmaßlich malignen Befunden wird <strong>di</strong>e<br />
Stanzbiopsie empfohlen.<br />
Bei sehr <strong>di</strong>chtem Brustdrüsengewebe (ACR Grad 3 und Grad 4) ist<br />
der Mammographie-Befund nur eingeschränkt beurteilbar: ACR<br />
Grad 3 bedeutet das Vorhandensein eines weitgehend <strong>di</strong>chten<br />
Drüsenkörpers mit so genanntem fibroglandulärem Gewebe<br />
von mehr als 50 % und weniger als 75 %. ACR Grad 4 bedeutet<br />
das Vorhandensein eines sehr <strong>di</strong>chten Drüsenkörpers mit fib-<br />
16 2/2010
2/2010<br />
Originalia<br />
3D-Ultraschall (Praxis Schulte-<br />
Uebbing)<br />
Mamma-CA im 3D-Ultraschall<br />
roglandulärem Gewebe von mehr als 75 % Anteil. Hier ist immer<br />
eine zusätzliche Sonographie angezeigt.<br />
Sonographie-Kriterien: Struktur (homogen, inhomogen?),<br />
Beurteilbarkeit? (z.B. gut), Dichte (z.B. Grad II = 25-50 %), Parenchym<br />
(z.B. unauffällig) und Milchgänge? (z.B. regelrecht). Ist <strong>di</strong>e<br />
Architektur homogen (= gut beurteilbar) oder eher inhomogen<br />
(= eingeschränkt beurteilbar). Sind <strong>di</strong>e Milchgänge regelrecht,<br />
erweitert, glatt, unregelmäßig, Gangabbruch, Binnenstruktur<br />
cystisch? Solide? Metrik des Gangdurchmessers? Außerdem Größe<br />
(3 senkrechte Achsen, einschl. Maximaldurchmesser), Form<br />
(rund, oval, polymorph?), Achse (horizontal, vertikal, in<strong>di</strong>fferent,<br />
nicht messbar), Rand (glatt, gelappt, mikrolobuliert, unscharf,<br />
anguliert, spikuliert). Weitere Kriterien sind u.a. Begrenzung,<br />
Echogenität, Schallfortleitung, Verkalkungen, Komprimierbarkeit,<br />
Verschieblichkeit, Veränderungen im umgebenden Gewebe,<br />
Durchblutung, Lymph knoten und Milchgänge etc. Bei der 3-D-<br />
Sonographie gibt es zusätzlich auch sog. Kompressionsmuster<br />
und Reaktionsmuster. Auch <strong>di</strong>e Durchblutung kann in der Zeitachse<br />
beurteilt werden.<br />
Leider ist bisher kein Diagnostisches Verfahren hundertprozentig.<br />
<strong>Mammovision</strong> ® ist für Frauen aller Altersgruppen<br />
eine sinnvolle <strong>di</strong>agnostische Ergänzung, <strong>di</strong>e mehr Sicherheit<br />
bringen kann. Auch für Frauen, <strong>di</strong>e beim Mammographie-<br />
Screening teilnehmen (zwischen dem 50. bis 69. Lebensjahr<br />
alle zwei Jahre) kann <strong>di</strong>eses komplementäre Verfahren sehr<br />
interessant sein.<br />
<strong>Mammovision</strong>® – Ein neues kom-<br />
plementäres Verfahren<br />
Seit 2005 setzen wir in unserem Mamma-Zentrum das <strong>Mammovision</strong><br />
® Verfahren als komplementäre technische Mamma-<br />
Diagnostik-Methode ein. Bei allen Frauen, <strong>di</strong>e im Alter zwischen<br />
dem 50. und dem 69. Lebensjahr alle zwei Jahre am Mammographie-Screening<br />
teilnehmen, haben wir <strong>di</strong>e Möglichkeit, unsere<br />
Infrarot-Ergebnisse mit den Mammographie-Ergebnissen zu vergleichen.<br />
Außerdem führen wir in unserer Praxis zusätzlich Brust-<br />
Ultraschall und Brust-Ultraschall-CT (strahlenfrei) durch.<br />
Brustveränderungen zeigen häufig charakteristische Änderungen<br />
des Infrarot-Spektrums. Wir messen das Infrarot-Spektrum<br />
standar<strong>di</strong>siert in zwei Schritten: Vor und nach Abkühlung<br />
bei Raumtemperatur. Auffällige Befunde können wir (strahlenfrei,<br />
schmerzfrei) mit unserem Ultraschall-CT abklären. <strong>Mammovision</strong><br />
® ist kein Ersatz, aber eine sinnvolle Ergänzung konventioneller<br />
Methoden. Neben der Brust-Selbst-Untersuchung und<br />
zaenmagazin<br />
dem Abtasten der Brust im Rahmen der Krebsvorsorge bei uns<br />
empfehlen wir <strong>Mammovision</strong> ® als ergänzendes schmerzfreies,<br />
ungefährliches und strahlenfreies Dia gnoseverfahren: Geeignet<br />
für alle Frauen, insbesondere aber für jüngere Frauen ab dem 20.<br />
Lebensjahr, einmal jährlich. Ab dem 50. Lebensjahr bis zum 69.<br />
Lebensjahr empfehlen wir entsprechend der für uns verbindlichen<br />
Stufe-3-Leitlinie „Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland“<br />
zusätzlich alle zwei Jahre das Röntgen-Mammographie-Screening.<br />
Infrarot-Anamnese: Vor der Infrarot-Thermographie ist eine<br />
ausführliche Anamnese wichtig: Dabei sind insbesondere familiäre<br />
Risikofaktoren, hormonelle Einflüsse, Einnahme von hormonellen<br />
Antikonzeptiva (Pille), Hormonal Replacement Therapy<br />
(HRT) zu erfragen. Nach Möglichkeit sollten frühere und aktuelle<br />
Hormonwerte ermittelt und besprochen werden. Wichtig sind<br />
vor allem <strong>di</strong>e Estra<strong>di</strong>ol-Spiegel, aber auch <strong>di</strong>e Cortisol- und Homocystein-Spiegel:<br />
Konstant erhöhte Estra<strong>di</strong>ol-, Homocystein-<br />
Spiegel bei gleichzeitig niedrigen Progesteron- und DHEA-Spiegeln<br />
können ggf. mit einer verstärkten Durchblutung, mit einer<br />
erhöhten Brustdrüsen<strong>di</strong>chte etc. einhergehen. Auch psychosomatische<br />
Einflüsse (Stress, Konflikte etc.) sowie vor allem Ernährungsgewohnheiten<br />
sollten erfragt werden. Tierische Fette und<br />
Nahrung reich an Omega-6-Fettsäuren erhöhen das Risiko auf<br />
das dreifache. Omega-3-reiche Nahrung, vegetarische Nahrung,<br />
senkt das Risiko auf weniger als <strong>di</strong>e Hälfte.<br />
In<strong>di</strong>rekte Einflussfaktoren: Zeitpunkt der Menarche (früh =<br />
höheres MACA-Risiko, spät = geringeres MACA-Risiko), ggf. der<br />
Zeitpunkt der Menopause (früh = geringeres MACA-Risiko, spät<br />
= höheres MACA-Risiko), Zyklus, Schwangerschaft und Geburten<br />
(viele Schwangerschaften und Geburten = geringeres MACA-<br />
Risiko), Lactation (langes Stillen = geringeres Risiko), frühere<br />
Mamma-Operationen (einschließlich Dignität und genauer Histologie),<br />
gynäkologische Vorerkrankungen etc.<br />
Sämtliche das <strong>Mammovision</strong> ® -Resultat beeinflussende Faktoren<br />
werden demnächst in einer eigenen Publikation dargestellt<br />
werden.<br />
Wie bereits erwähnt, zeigen Brustveränderun gen häufig charakteristische<br />
Änderungen des Infrarot-Spektrums. Wir messen<br />
mit <strong>Mammovision</strong> ® das Infrarot-Spektrum standar<strong>di</strong>siert in zwei<br />
Schritten: Vor und nach Abkühlung bei Raumtemperatur. Auffällige<br />
Befunde können wir (strahlenfrei, schmerzfrei) mit unserem<br />
Ultraschall-CT abklären.<br />
17
zaenmagazin<br />
zaenmagazin<br />
Standar<strong>di</strong>sierte Messung vor und nach Abkühlung: Die bei uns<br />
eingesetzte standar<strong>di</strong>sierte <strong>Mammovision</strong> ® Infrarot-Diagnose<br />
wurde entwickelt und weiterentwickelt von der Deutschen Gesellschaft<br />
für Infrarot-Thermographie unter der Leitung von Prof.<br />
Dr. med. R. berz und der federführenden Mitwirkung von Dipl.-<br />
Informatiker Julian berz.<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : PC-Analyse für jeden Qua dranten: Kein Ersatz,<br />
aber eine sinnvolle Ergänzung konventioneller Methoden. Standar<strong>di</strong>siert<br />
sind <strong>di</strong>e Referenzwerte, <strong>di</strong>e Temperaturbereiche vor<br />
und nach Abkühlung, <strong>di</strong>e Messwerte beidseits für alle vier Quadranten<br />
plus Zentralareal.<br />
Standar<strong>di</strong>sierte „<strong>Mammovision</strong>®“<br />
Kriterien<br />
Wie bereits erwähnt, gibt es für Mammographie und Mamma-<br />
Sonographie standar<strong>di</strong>sierte Kriterien, welche in der internationalen<br />
BIRADS Klassifikation zusammengefasst sind. Dieselben<br />
Kriterien lassen sich für <strong>Mammovision</strong> ® leider nicht definieren.<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Bei der Beurteilung sind vor allem <strong>di</strong>e Kriterien<br />
Symmetrie, Temperatur und Gefäße wichtig. Beurteilt und<br />
beschrieben werden so genannte Hitze- bzw. Wärmemuster, u.a.<br />
<strong>di</strong>e Größe, Morphologie, Struktur und Verteilung von Hitze- bzw.<br />
Wärmearealen, jeweils vor und nach Abkühlung.<br />
links unauffällig rechts auffällig<br />
vor Abkühlung unauffällig nach Abkühlung unauffällig<br />
Originalia<br />
vor Abkühlung unauffällig nach Abkühlung unauffällig<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor allem <strong>di</strong>e Beurteilung von Hitze- bzw.<br />
Wärmearealen ist wichtig.<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : „Hot spider“<br />
(verdächtig)<br />
Ultraschall-CT (Röntgen-)Mammographie<br />
<strong>Mammovision</strong>®: Analog BIRADS<br />
Nomenklatur<br />
Wir beurteilen <strong>di</strong>e <strong>Mammovision</strong> ® -Resultate folgendermaßen:<br />
Unverdächtig (“Unconspicuous“)<br />
= analog BIRADS I<br />
Geringgra<strong>di</strong>g verdächtig (“Slightly conspicuous“)<br />
= analog BIRADS II<br />
Verdächtig (“Conspicuous“)<br />
= analog BIRADS III<br />
Sehr verdächtig (“Very conspicuous“<br />
= analog BIRADS IV oder V<br />
Beispiele aus unserer Praxis<br />
BIRADS I (analog) = unverdächtig: BIRADS I ist in der <strong>Mammovision</strong><br />
® gekennzeichnet durch symmetrische Verhältnisse vor<br />
und nach Abkühlung, sehr homogene Temperaturareale und<br />
sehr homogene Gefäßstrukturen. Man findet üblicherweise wenige<br />
Gefäße und kleinere Gefäße. Diese persisitieren nicht, sondern<br />
verschwinden nach der Abkühlung.<br />
Beispiel: 29 Jahre alte Frau, anamnestisch, inspektorisch und<br />
palpatorisch unauffällig.<br />
18 2/2010
Originalia<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Es finden sich symmetrische Verhältnisse vor<br />
und nach Abkühlung. Die Temperaturareale sind sehr homogen.<br />
Die Gefäße weisen sehr homogene Strukturen auf. Es finden sich<br />
wenige und sehr kleine Gefäße, <strong>di</strong>e nach der Abkühlung komplett<br />
verschwinden.<br />
BIRADS II (analog) = geringgra<strong>di</strong>g verdächtig: BIRADS II zeigt<br />
in der <strong>Mammovision</strong> ® relativ symmetrische Verhältnisse vor und<br />
nach Abkühlung. Es finden sich leichte bis mittelgra<strong>di</strong>ge Inhomogenitäten.<br />
Die Temperaturareale sind relativ homogen und<br />
deutlich kälter nach Abkühlung. Die Gefäßstrukturen sind homogen.<br />
Es zeigen sich wenig Gefäße. Diese sind kleiner. Alle Gefäße<br />
sind nach der Abkühlung deutlich schwächer sichtbar.<br />
Beispiel: 45 Jahre alte Frau, anamnestisch, inspektorisch und<br />
palpatorisch unauffällig.<br />
Beispiel: 51 Jahre alte Frau, anamnestisch, inspektorisch und<br />
palpatorisch unauffällig.<br />
Beispiel: 42 Jahre alte Frau, anamnestisch bekannte Mastopathie,<br />
inspektorisch unauffällig, palpatorisch knotig.<br />
In allen drei Fällen finden wir der <strong>Mammovision</strong> ® relativ symmetrische<br />
Verhältnisse vor und nach Abkühlung. Es zeigen sich<br />
leichte bis mittelgra<strong>di</strong>ge Inhomogenitäten. Alle Temperaturareale<br />
sind relativ homogen und deutlich kälter nach Abkühlen. Die<br />
Gefäßstrukturen sind homogen. Nur wenige Gefäße und kleinere<br />
Gefäße. Diese sind alle nach Abkühlung deutlich schwächer<br />
sichtbar.<br />
Beispiel: 31 Jahre alte Frau, anamnestisch ausgeprägte Mastopathie,<br />
PMS, prämenstruelle Mastodynie, palpatorisch beidseits<br />
knotig.<br />
2/2010<br />
zaenmagazin<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor Abkühlung zeigen sich einige wärmere Flecken,<br />
ein angedeutetes warmes Netz. Es finden sich keine „Hot<br />
spider“. Nach Abkühlung sind <strong>di</strong>e wärmeren Flecken und das<br />
warme Netz deutlich reduziert sichtbar.<br />
Beispiel: 55 Jahre alte Frau, anamnestisch Mamma-Karzinom<br />
bei der Tante mütterlicherseits, inspektorisch und palpatorisch<br />
unauffällig.<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor der Abkühlung zeigen sich einige wärmere<br />
Flecken, keine heißen Flecken. Keine heißen Netze. Keine „Hot<br />
spider”. Nach der Abkühlung sind <strong>di</strong>e wärmeren Flecken reduziert<br />
sichtbar.<br />
BIRADS III (analog) = verdächtig: BIRADS III zeigt in der <strong>Mammovision</strong><br />
® nicht immer symmetrische Verhältnisse vor und nach Abkühlung.<br />
Man sieht leichte bis mittelgra<strong>di</strong>ge Inhomogenitäten<br />
und leicht bis mittelgra<strong>di</strong>g inhomogene Temperaturareale. Nach<br />
Abkühlen sind noch wärmere Areale, aber keine heißeren Areale<br />
vorhanden. Die Gefäßstrukturen weisen leichte bis mittelgra<strong>di</strong>ge<br />
Inhomogenitäten auf. Die Gefäße sind nach Abkühlung etwas<br />
schwächer sichtbar.<br />
Beispiel: 42 Jahre alte Frau, anamnestisch Mastopathie, inspektorisch<br />
o.B., palpatorisch knotig. Infrarot-Diagnose: BIRADS III<br />
(analog) = verdächtig.<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor der Abkühlung zeigen sich einige so genannte<br />
„Hot spots“ und ein heißes Netz, aber kein sog. „Hot spider“.<br />
Nach Abkühlung finden sich noch wärmere Strukturen.<br />
Alle vorher heißen Strukturen haben sich etwas abgekühlt. So<br />
genannte „Hot spots“ und „Hot nets“ fehlen. Auch so genannte<br />
Spikulierungen fehlen.<br />
19
zaenmagazin<br />
zaenmagazin<br />
Beispiel: 63 Jahre alte Frau, anamnestisch, inspektorisch o.B.,<br />
palpatorisch bds. sehr <strong>di</strong>cht, ein fraglicher gut verschieblicher<br />
Knoten 11.00-12.00, 3-D-Ultraschall: mastopathische Struktur,<br />
stärkere Durchblutung, einige Cysten bds., BIRADS II, Mammographie:<br />
BIRADS II, ACR IV: Engmaschige Beobachtung.<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor Abkühlung Inhomogenitäten und Gefäßanomalie,<br />
ein angedeuteter „Hot Spot“, eine angedeutete Spikulierung.<br />
Nach Abkühlung „Hot Spot“ und Spikulierung abgeschwächt,<br />
aber noch vorhanden. BIRADS III (analog) = verdächtig<br />
BIRADS IV – V (analog) = sehr verdächtig: Bei BIRADS IV zeigen<br />
sich in der <strong>Mammovision</strong> ® eindeutig stärkere Abweichungen in<br />
der Symmetrie und starke Inhomogenitäten. Stärkere inhomogene<br />
Temperaturareale sind vorhanden. Vor und nach Abkühlen<br />
sind persistierende heiße Areale vorhanden. Diese heißen Areale<br />
zeigen oft atypische Strukturen. Die Gefäße zeigen starke Atypien.<br />
Die Gefäßstrukturen sind oft stark inhomogen. Häufig sind<br />
so genannte „Hot spots“ (= heiße Flecken), „Hot spikes“ (= heiße<br />
Spikulae) oder „Hot spiders“ (= heiße Spinnennetze).<br />
Beispiel: 35 Jahre alte Frau, anamnestisch Mamma-Karzinom<br />
bei der Großmutter väterlicherseits, bekannte Mastopathie.<br />
Inspektorisch o.B., palpatorisch bds. sehr knotig, v.a. im oberen<br />
äußeren Quadranten.<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor Abkühlung starke Inhomogenitäten, <strong>di</strong>verse<br />
warme, z.T. heißere Gefäße. Heiße Netze, ein „Hot spider“, konkave<br />
Konturen, Spikulierungen. Nach Abkühlung persisitierende<br />
heiße Strukturen: „Hot spot“, „Hot net“, „Hot spider“. Infrarot-Diagnose:<br />
BIRADS IV (analog). Die Röntgen-Mammographie erbrachte<br />
BIRADS II, ACR IV (sehr <strong>di</strong>cht). Sonographisch war der „hot spot“<br />
ein BIRADS III. Die Patientin hatte eine Mikropille. Nach Absetzen<br />
war <strong>di</strong>e Brust weniger knotig. Derzeit erfolgt engmaschige Kontrolle.<br />
Beispiel: 48 Jahre alte Frau, anamnestisch o.B., inspektorisch<br />
o.B., palpatorisch fraglich palpable Ver<strong>di</strong>chtung im oberen<br />
äußeren Quadranten. <strong>Mammovision</strong> ® Infrarot-Diagnose:<br />
BIRADS IV (analog). 3-D- Ultraschall: BIRADS III, Mammographie:<br />
BIRADS IV. <strong>Bio</strong>psie: Benignes Myofibroblastom<br />
Originalia<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor Abkühlung starke Inhomogenitäten, ausgeprägte<br />
Gefäßanomalien mit „Hot spot“ und „Hot spider“. Konkave<br />
Konturen, Spikulierungen. Nach Abkühlung partielle Persistenz<br />
der heißen Strukturen, v.a. des „Hot spider“. Infrarot-Diagnose:<br />
BIRADS IV (analog).<br />
Beispiel: 55 Jahre alte Frau, anamnestisch o.B., inspektorisch<br />
o.B., palpatorisch rechts o.B., links fragliche Ver<strong>di</strong>chtung bei<br />
12.00, fraglich palpabler axillärer Lymphknoten. Infrarot-Diagnose:<br />
BIRADS IV (analog). 3-D-Ultraschall: BIRADS IV, Mammographie-Befund:<br />
BIRADS V, ACR III. <strong>Bio</strong>psie: Invasiv duktales<br />
Karzinom pT2 pN1, GIII, ER +, GR +, HER -<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor Abkühlung starke Inhomogenitäten. Ausgeprägte<br />
Gefäßanomalien: „Hot net“, „Hot spider“, konkave Konturen,<br />
„Hot spikes“. Nach Abkühlung persistierende Gefäßanomalien<br />
(„Hot-net“, „Hot spikes“, „Hot spider net“). Infrarot-Diagnose:<br />
BIRADS IV (analog).<br />
Beispiel: 49 Jahre alte Patientin. Anamnestisch Knoten seit<br />
2 Monaten, inspektorisch o.B., palpatorisch bds. sehr <strong>di</strong>cht.<br />
Links außen bei 4.00 fraglicher verschieblicher Knoten. 3-D-<br />
Ultraschall: BIRADS III v.a. Fibroadenom, Mammographie:<br />
BIRADS IV, <strong>Bio</strong>psie: benignes Fibro adenom.<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor Abkühlung stärkere Inhomogenitäten. Gefäßanomalien:<br />
Kein „Hot net“, kein „Hot spider“, ein „Hot spot“ mit<br />
konkaver Kontur. Nach Abkühlung persistierender „Hot spot“ mit<br />
konkaver Kontur. Infrarot-Diagnose: BIRADS IV (analog).<br />
Beispiel: 69 Jahre alte Frau, anamnestisch o.B., inspektorisch<br />
o.B., palpatorisch rechts o.B., links ein tastbarer Knoten bei<br />
9.00-10.00, 3-D-Ultraschall BIRADS III, ACR II, Mammographie:<br />
BIRADS IV, ACR III. <strong>Bio</strong>psie: Benigne mikroglanduläre Adenosis.<br />
20 2/2010
2/2010<br />
Originalia<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Persistierende konkave Konturen, Spikulierungen<br />
vor der Abkühlung „Hot spot“, der sich nach Abkühlung eher<br />
verstärkt. Infrarot-Diagnose: BIRADS IV (analog).<br />
Beispiel: 58 Jahre alte Frau, anamnestisch o.B., inspektorisch<br />
o.B., palpatorisch rechts o.B., links fraglich tastbarer Knoten<br />
bei 2.00-3.00, <strong>Mammovision</strong> ® Infrarot-Diagnose: BIRADS IV<br />
(ana log), 3-D-Ultraschall BIRADS V, Mammographie-Befund:<br />
BIRADS V, <strong>Bio</strong>psie: Invasiv duktales Karzinom pT2 pN1, GIII,<br />
ER +, GR +, HER +<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor der Abkühlung stärkere Inhomogenitäten<br />
und Gefäßanomalien; links oben außen „Hot spot“ mit konkaven<br />
Konturen, der nach Abkühlung persisitiert. <strong>Mammovision</strong> ® Infrarot-Diagnose:<br />
BIRADS IV (analog).<br />
Beispiel: 69 Jahre alte Frau, anamnestisch unauffällig, inspektorisch<br />
und rechts palpatorisch o.B. Links einige deutlich<br />
tastbare verschiebliche Knoten bei 10.00, 11.00, 1.00 ACR II.<br />
3-D-Ultraschall BIRADS IV-V, ACR II, Mammographie BIRADS V,<br />
<strong>Bio</strong>psie: lobuläres Karzinom, Operation: pT2 pN1, GII, ER ++,<br />
GR +, HER?<br />
<strong>Mammovision</strong> ® : Vor Abkühlung starke Inhomogenitäten. Links<br />
oben innen ausgeprägte Gefäßanomalie: „Hot net“, „Hot spider“,<br />
konkave Konturen, „Hot spikes“. Nach Abkühlung persistierende<br />
Gefäßanomalien („Hot net“, „Hot spikes“, „Hot spider net“). <strong>Mammovision</strong><br />
® Infrarot-Diagnose: BIRADS IV (analog).<br />
Verdächtige Kriterien (BIRADS V analog): Bei <strong>Mammovision</strong> ®<br />
verdächtige Kriterien sind vor allem stärkere persistierende Inhomogenitäten<br />
und Gefäßanomalien: „Hot net“, „Hot spider“, konkave<br />
Konturen, „Hot spikes“. Wenn Strukturen nach Abkühlung<br />
zaenmagazin<br />
noch intensiver sind, ist immer bis zum Beweis des Gegenteils<br />
<strong>di</strong>e Infrarot-Diagnose: BIRADS IV (analog) gerechtfertigt:<br />
Beispiel: BIRADS V, in <strong>Mammovision</strong> ® sehr verdächtig, in 3-D-<br />
Ultraschall BIRADS V. In der <strong>Bio</strong>psie invasiv duktales Karinom.<br />
Postoperatives Resultat: pT2 pN1, GIII, ER +, GR +, HER +<br />
„Hot Spider“<br />
und<br />
„Hot Spike“<br />
Persistierende Inhomogenitäten und Gefäßanomalien: „Hot spider“<br />
und „Hot spike“.<br />
Erste eigene Resultate<br />
Wir setzen seit 2005 in unserem Mamma-Zentrum das<br />
<strong>Mammovision</strong> ® -Verfahren als komplementäre technische Mamma-Diagnostik-Methode<br />
ein. Inzwischen haben wir über 1.000<br />
Messungen durchgeführt. Bei allen Frauen führen wir zusätzlich<br />
ein Brust-Ultraschall-CT durch. Bei Patientinnen, <strong>di</strong>e im Alter<br />
zwischen dem 50. und dem 69. Lebensjahr alle zwei Jahre am<br />
Mammographie-Screening teilnehmen, vergleichen wir unsere<br />
Infrarot-Ergebnisse mit den Mammographie-Ergebnissen.<br />
Frauen unter 50 Jahren: Bei Frauen, <strong>di</strong>e noch jünger als 50<br />
Jahre sind, wo eine Mammographie wegen der höheren Strahlenbelastung<br />
streng in<strong>di</strong>ziert sein sollte, ist <strong>Mammovision</strong> ® als<br />
komplementäres Verfahren interessant. Vor allem auch bei jüngeren<br />
Risiko-Patientinnen, wo nicht zu oft Mammographie gemacht<br />
werden soll, ist es ein gutes komplementäres Verfahren.<br />
Aller<strong>di</strong>ngs darf das Ergebnis ohne Zusatzuntersuchungen nicht<br />
über bewertet werden, da es, verglichen mit normalen Mammographie-Befunden,<br />
„falsch-positive“ <strong>Mammovision</strong> ® -Befunde<br />
auch geben kann. Jeder „falsch-positive Befund“ kann theoretisch<br />
zu einer Verunsicherung von Patientin (und Arzt?) führen.<br />
In jedem Fall empfehlen wir daher zusätzlich Ultraschall, wenn<br />
möglich Ultraschall-CT (strahlenfrei), ggf. Mammographie.<br />
Frauen zwischen dem 50. und dem 69. Lebensjahr: Hier hat<br />
sich das Mammographie-Screening sehr erfolgreich etabliert.<br />
<strong>Mammovision</strong> ® kann und will kein Ersatz der Mammographie<br />
sein. Als ergänzendes komplementäres Verfahren ist <strong>Mammovision</strong><br />
® sehr interessant.<br />
Frauen über 69 Jahren: Hier wird <strong>di</strong>e Mammographie routinemäßig<br />
nicht mehr durchgeführt (nur bei klinischem Verdacht auf<br />
einen pathologischen Befund). Hier kann <strong>Mammovision</strong> ® auch<br />
eine gute ergänzende Methode sein.<br />
21
zaenmagazin<br />
zaenmagazin<br />
Die hier vorgestellte Methode „Mammo vision ® “ ist ein interessantes<br />
standar<strong>di</strong>siertes komplementäres Infrarot-Thermographie-<br />
Ver fahren. „<strong>Mammovision</strong> ® “ kann und soll auf keinen Fall Röntgen-Mammographie<br />
und Ultraschall ersetzen, sondern nur<br />
sinnvoll ergänzen.<br />
Wir haben <strong>di</strong>e Erfahrung gemacht, dass es bei „<strong>Mammovision</strong><br />
® “ im Vergleich zu Mammographie und Ultraschall häufiger<br />
auffällige Befunde (BIRADS III analog, BIRADS IV analog und V)<br />
gibt, <strong>di</strong>e man als „falsch positiv“ bezeichnen könnte. Umgekehr<br />
waren alle hochpathologischen (Röntgen-) Mammographie-<br />
Befunde (BIRADS IV und V), in der „<strong>Mammovision</strong> ® “-Methode<br />
immer auffällig. Somit fanden wir bisher keine falsch negativen<br />
Befunde.<br />
Wir werden über unsere Resultate weiter berichten.<br />
Literatur<br />
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Konferenz der GSAAM, München 4-09<br />
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Baden 10-07<br />
Schulte-Uebbing C: Breast Cancer Workshop. Int. University of Oradea 11-07<br />
Schulte-Uebbing C: Immunological Aspects of Breast Cancer. Onkologie Symposium<br />
Klinik St. Georg, Bad Aibling 5-07<br />
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Ludwig-Maximilians-Universität München, 1990-1995<br />
Originalia<br />
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Berz R: MammoVision – A New Approach to Diagnosis and Prevention of Breast<br />
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Berz R, Sauer H: Infrarot Regulations Imaging – innovative Funktions<strong>di</strong>agnostik für<br />
Früherkennung, Prävention und Problemfälle. (Infrared Regulation Imaging<br />
(IRI) – innovative functional <strong>di</strong>agnosis for early detection, prevention and<br />
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Institute of Physics and Engineering in <strong>Med</strong>icine (Ed): Clinical temperature<br />
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Berz R, Sauer H: Thermographie und Infrarot Regulations Imaging (IRI). In: Augustin<br />
M, Schmiedel V (Eds): Leitfaden Naturheilkunde – Methoden, Konzepte<br />
und praktische Anwendung. München (Elsevier, Urban und Fischer) 2007,<br />
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Berz R, Sauer H: The <strong>Med</strong>ical Use of Infrared-Thermography History and Recent<br />
Applications. Thermografie-Kolloquium 2007 by DGZfP, Stuttgart September<br />
2007, Vortrag 4<br />
22 2/2010
2/2010<br />
Originalia<br />
Erfolgreiche Ausheilung einer Psoriasis-<br />
Arthropathie mit naturheilkundlichem<br />
Therapieansatz<br />
bernd döring<br />
Zusammenfassung<br />
Der Fallbericht zeigt <strong>di</strong>e sehr erfolgreiche naturheilkundliche<br />
Behandlung einer Psoriasis-Arthropathie<br />
beider Kniegelenke mit mo<strong>di</strong>fizierter Eigenbluttherapie.<br />
Die initial als Arthrose eingestufte Erkrankung<br />
mit Verkennung eines autoimmunen Krankheitsgeschehens<br />
zeigt nach nun mehrjähriger Verlaufskontrolle<br />
einen stabilen, weitgehend beschwerdefreien<br />
Kniegelenksbefund ohne Notwen<strong>di</strong>gkeit einer<br />
begleitenden me<strong>di</strong>kamentösen Therapie.<br />
Schlüsselwörter: Psoriasis-Arthopathie<br />
Autor<br />
Dr.med. Bernd Döring<br />
Facharzt für Innere <strong>Med</strong>izin, Arzt für Naturheilverfahren,<br />
Arbeits- und Interessenschwerpunkte Diabetologie<br />
und Stoffwechsel, Notfallme<strong>di</strong>zin<br />
Zum Hardtwald 17<br />
35447 Reiskirchen / Ettingshausen<br />
Tel.: 06401 / 32 68<br />
kon-doe@web.de<br />
Anamnese<br />
Kniegelenke vor Therapie<br />
zaenmagazin<br />
Berichtet wird über einen im Dezember 1955 geborenen,<br />
schlank-sportlichen Patienten, welcher erstmals im Alter von 15<br />
Jahren an einer Pso riasis erkrankte mit zunächstem Hautbefund<br />
im Bereich der rechten Axilla und des Armes.<br />
Ende der 70er Jahre zusätzliche Erkrankung an einer Nagel-<br />
Pso riasis mit Befall der Finger- und Zehennägel (zur Zeit nur noch<br />
klinische Erscheinungen im Bereich der Zehennägel nachweisbar).<br />
Im März 1997 erstmaliges Betroffensein des rechten Kniegelenkes<br />
mit Ergussausbildung, Schwellung und deutlich schmerzhafter<br />
Bewegungseinbuße.<br />
Klinische Beschwerdesymptomatik nachfolgend auch im<br />
Bereich des linken Kniegelenkes seit Frühjahr 2005.<br />
Schulme<strong>di</strong>zinische Behandlungs-<br />
versuche<br />
A. Die Hauterkrankung des Patienten wurde wie üblich mit<br />
verschiedenen Corticoid-Salben behandelt mit befrie<strong>di</strong>genden<br />
Therapieerfolgen.<br />
B. Unter der zunächst klinischen Annahme einer primären Kniegelenksarthrose<br />
rechts erfolgte ein Behandlungsversuch mit<br />
23
zaenmagazin<br />
Glucosamin oral als antiarthrotischer Behandlungsansatz, wobei<br />
insgesamt kein ausreichender Therapieerfolg erreicht werden<br />
konnte.<br />
C. Diagnostik und Therapie<br />
Eine MRT-Untersuchung des rechten Kniegelenkes objektivierte<br />
im Oktober 1997 eine lokale Knorpelschä<strong>di</strong>gung condylotibial<br />
me<strong>di</strong>al bei zusätzlichem Nachweis eines leichten Gelenkergusses<br />
und einer Bakerzyste.<br />
9,5 Jahre später objektivierte eine MRT-Kontrolluntersuchung<br />
beider Kniegelenke eine ausgeprägte rechtsseitige Arthrose<br />
mit Verschmälerung der Gelenkspalten femoropatellar<br />
sowie am me<strong>di</strong>alen und lateralen Kompartiment.<br />
Zusätzlicher Nachweis einer Schrumpfung und Auffaserung<br />
des Innen -und Außenmeniskus. Nachweis einer geringgra<strong>di</strong>gen<br />
Synovialitis mit geringer Kontrastmittelanreicherung me<strong>di</strong>al und<br />
ventral.<br />
Das linke Kniegelenk zeigte einen massiven Gelenkerguss bei<br />
Nachweis einer ausgeprägten Synovialitis. Auch zeigte sich der<br />
me<strong>di</strong>ale und laterale Gelenkspalt<br />
verschmälert<br />
mit deutlicher Verdünnung<br />
der Knorpelbeläge.<br />
Auch hier zeigten<br />
sich geschrumpfte Meniski<br />
mit Auffaserungen.<br />
Im Dezember 1997<br />
erfolgte eine Arthroskopie<br />
des rechten Kniegelenkes<br />
mit Resektion<br />
des lateralen Meniskusvorderhornes. Intraoperativ zeigte sich<br />
eine reichliche Ergussausbildung mit erheblichem synovialem<br />
Reizzustand. Retropatellarer Nachweis von geringen Degenerationen,<br />
deutlicher Längsriffelung des Gleitlagers und erheblichen<br />
Knorpelverlusten in der Rinne. Der innere Meniskus zeigte ebenso<br />
degenerative Formationen. Am Femurcondylus zentral Nachweis<br />
eines massiven Knorpelausbruches.<br />
Im Januar 1999 erfolgte bei dem Patienten eine Chondrozyten-Transplantation<br />
nach zuvoriger Kultivierung über 3 Wochen.<br />
Klinisch konnte auch mit <strong>di</strong>eser Operation leider kein befrie<strong>di</strong>gender<br />
Therapieerfolg erreicht werden. Ja, das rechte<br />
Kniegelenk zeigte nachfolgend eine ausgeprägte Aktivierung<br />
der sekundären Arthrose mit deutlicher Ergussausbildung und<br />
schmerzhafter Bewegungseinbuße.<br />
Der Patient befand sich über viele Jahre hin bei einer Vielzahl von<br />
<strong>Ortho</strong>päden, Chirurgen und Rheumatologen, wobei entscheidende<br />
Behandlungserfolge nicht erreicht werden konnten.<br />
Letztendlich startete man einen Behandlungsversuch mit<br />
Methotrexat ab November 2001 bis Frühjahr 2007, beginnend<br />
mit 15 mg und nachfolgender Dosisreduktion auf wöchentlich<br />
10 mg. Die Behandlung mit Immunsuppresiva zeigte insgesamt<br />
auch hier nur geringe Besserung, wobei rezi<strong>di</strong>vierend deutliche<br />
Gelenkergüsse und schmerzhafte Bewegungseinschränkungen<br />
klinisch in Erscheinung traten.<br />
Nebenwirkungen mit Mundschleimhautaffektionen unter<br />
Methotrexat-Therapie traten zusätzlich auf und erforderten eine<br />
nachfolgende Reduktion der Dosis bzw. auch eine Therapiepausierung.<br />
Kniegelenke nach Therapie<br />
Originalia<br />
Naturheilkundliche Behandlung<br />
Bei fortbestehender Kniebeschwerdesymptomatik (mit deutlicher<br />
Schwellung und schmerzhafter Bewegungseinschränkung)<br />
stellte sich der Patient in unserer Praxis vor ab September 2005.<br />
Klinisch zeigte sich bei der Erstuntersuchung ein deutlicher<br />
Knie gelenkserguss rechtsseitig mit entsprechender Beschwerdesymptomatik.<br />
Nach Vorbereitung führten wir auch zur <strong>di</strong>agnostischen<br />
Neubewertung unter sterilen Kautelen eine Kniegelenkspunktion<br />
durch. Insgesamt erfolgten 3- bis 4-malige Gelenkpunktionen<br />
in mehrwöchigen Abständen mit vorübergehender Instillation<br />
eines Steroidpräparates. Die Punktatmengen zeigten ein<br />
Volumen von ca. 50-90 ml.<br />
Inspektorisch zeigte sich ein bernsteinfarbenes Punktat<br />
(Exsudat) mit einem Gesamtproteingehalt von 4,1g/dl und Entzündungsaktivität,<br />
erhöhte Harnsäurewerte zeigten sich nicht,<br />
ebenso wurden Phagozyten nicht nachgewiesen. LDH, Glukosespiegel<br />
und Lactat zeigten ebenso normale Untersuchungsbefunde.<br />
Die zytologische Begutachtung objektivierte Proteinniederschläge,<br />
einzelne Granulozyten, Lymphozyten und mononukleäre<br />
Zellen.<br />
24 2/2010
2/2010<br />
Originalia<br />
Uratkristalle wurden nicht nachgewiesen, ebenso keine<br />
atypischen Zellformationen.<br />
<strong>Med</strong>ikamentös verordneten wir dem Patienten eine hoch<br />
dosierte antioxidative Therapie mit Zink, Selen, Vitamin C + Vitamin<br />
E, ferner therapierten wir oral mit Chondroitin-Sulfat und<br />
Glukosamin.<br />
Wie vermutet konnte natürlich hiermit auch keine dauerhaft<br />
erfolgreiche Behandlung erreicht werden, so dass wir uns<br />
entschlossen haben, eine immunmodulierende Therapiestrategie<br />
zu verfolgen. Hierzu haben wir dem Patienten 10 ml einer<br />
Blutprobe entnommen und <strong>di</strong>ese aufarbeiten lassen zu einer<br />
subkutanen Impftherapie (Allergostop® I, vitOrgan), welche wir<br />
3-mal wöchentlich über eine Zeitdauer von 21 Tagen subkutan<br />
applizierten. (Gewinnung von Auto-Antikörpern bei hoher<br />
Krankheitsaktivität).<br />
Klinisch zeigte sich in den Folgewochen und Monaten noch<br />
keine einschneidende und sichtbare Besserung der Kniegelenksergüsse<br />
und Beschwerden. Zögerlich konnte aber im Verlauf<br />
von ca. 4 bis 6 Monaten ein ausgesprochen erfolgreicher Behandlungsverlauf<br />
gesehen werden mit vollstän<strong>di</strong>ger Beseitigung<br />
der Kniegelenksergüsse und deutlicher Beschwerdelinderung.<br />
Die zuvorige Methotrexat-Behandlung haben wir zu Beginn<br />
der Behandlung mit noch wöchentlich 5 mg fortgeführt,<br />
konnten erfreulicherweise <strong>di</strong>e immunsuppressive Therapie nach<br />
einigen Monaten bei stabilem klinischem Befund dauerhaft beenden.<br />
Auch nach nun 4,5-jähriger Verlaufskontrolle ist fortbestehend<br />
ein reizfreier Kniegelenksbefund vorliegend ohne nachweisbare<br />
oder wieder in Erscheinung getretene Kniegelenksergüsse.<br />
Eine me<strong>di</strong>kamentöse Behandlung findet zur Zeit nicht<br />
mehr statt. Der Patient ist vollstän<strong>di</strong>g leistungsfähig und weitgehend<br />
ohne Beschwerden.<br />
Epikritische Bewertung<br />
zaenmagazin<br />
Insgesamt konnte mit naturheilkundlichem Therapieansatz ein<br />
ausgesprochen erfreulicher und dauerhafter Behandlungserfolg<br />
– bei einer als bekannt sehr schwierig zu behandelbaren Arthritis<br />
psoriatica – erreicht werden.<br />
Die Behandlung ist über<strong>di</strong>es als sehr kostengünstig einzustufen,<br />
da Behandlungskosten von nur ca. 150 Euro entstanden<br />
sind.<br />
Die langjährige Odysee mit <strong>di</strong>versen Behandlungsversuchen<br />
ist bemerkenswert, wobei man offenbar anfangs eine primär arthrotische<br />
Gelenkerkrankung angenommen und behandelt hat<br />
mit Verkennung einer immunologisch begründeten Arthropathie<br />
bei Psoriasis.<br />
Mit der mo<strong>di</strong>fizierten Eigenbluttherapie werden therapeutisch<br />
patienteneigene Antikörper aufbereitet – gewonnen<br />
am günstigsten unter hoher Krankheitsaktivität und möglichst<br />
ohne immunsuppressive Begleittherapie – mit Induktion einer<br />
Antikörper-Antikörper-Reaktion und folgender Auslöschung der<br />
autoimmunen Krankheitsaktivität.<br />
Ähnliche Behandlungserfolge bei einer Vielzahl autoimmuner<br />
Erkrankungen sind bekannt und können sehr gute und dauerhafte<br />
klinische Erfolge herbeiführen ohne Nebenwirkungen<br />
üblicher immuntherapeutischer Behandlungen.<br />
Der Autor empfiehlt <strong>di</strong>e Prüfung ähnlicher Behandlungen<br />
bei immunologisch begründeten und verursachten Krankheitsbildern<br />
als in der Regel nebenwirkungsfreie naturheilkundliche<br />
Therapie.<br />
25
zaenmagazin<br />
zaenmagazin<br />
Neurologisches Integrationssystem (NIS)<br />
nach Dr. allan K. PHilliPs D.O.<br />
PHiliP eCkardt<br />
Zusammenfassung<br />
Das Neurologische Integrationssystem (NIS) nach<br />
Dr. PHilliPS D.O. ist ein nicht-invasives Behandlungskonzept,<br />
welches auf bewährten komplementärme<strong>di</strong>zinischen<br />
Konzepten wie der Akupunktur und der<br />
Osteopathie basiert, und auf aktuellen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen aus den Bereichen der Neurowissenschaften<br />
und der Stressforschung aufbaut. Der<br />
Körper ist ein durch das Nervensystem eng verbundenes<br />
Gefüge einzelner Systeme und Funktionen. Bei<br />
der Untersuchung und Behandlung mit NIS werden<br />
alle Facetten verschiedener Körperfunktionen immer<br />
in einen systemischen Gesamtkontext gebracht, und<br />
nicht einzeln oder Symptom bezogen untersucht<br />
und behandelt. Die ungestörte Informationsaufnahme,<br />
Informationsübertragung und Informationsverarbeitung<br />
durch das Nervensystem wird dabei als<br />
Grundlage für <strong>di</strong>e Aufrechterhaltung der Gesundheit<br />
gesehen. NIS <strong>di</strong>agnostiziert und behebt Störungen in<br />
der Wahrnehmung und der Regulation. Das Prinzip<br />
der Kybernetik ist der Grundgedanke bei der Vorgehensweise.<br />
Schlüsselwörter: Neurologisches Integrationssystem<br />
(NIS), Neurowissenschaften, Informationsverarbeitung,<br />
Wahrnehmung, Kybernetik<br />
Autor<br />
Dr. med. Philip Eckardt D.O. (DAAO)<br />
Deutsches Institut für Neurologische Integration<br />
Johannisstr. 6<br />
82418 Murnau<br />
Tel.: 08841 / 62 75 32, Fax: 08841 / 62 77 366<br />
info@nis-institut.de, www.nis-institut.de<br />
Originalia<br />
„Das Überleben des Organismus hängt von seiner Fähigkeit<br />
ab, Informationen aus der Umgebung richtig aufzunehmen<br />
und zu verarbeiten.“ bruce liPton PhD<br />
Einleitung<br />
Die Signale der Außenwelt steuern <strong>di</strong>e Funktion der Zellen im<br />
Körper. Die Wahrnehmung der Außenwelt und <strong>di</strong>e daraus generierte<br />
Reaktion zur Aufrechterhaltung der Homöostase im<br />
Organismus ist eine Grundvoraussetzung zum Erhalt der Gesundheit.<br />
Die Wahrnehmung, <strong>di</strong>e Verarbeitung und Weitergabe<br />
sensorischer Signale an alle Körpersysteme ist <strong>di</strong>e Hauptfunktion<br />
des Nervensystems. Das zentrale Nervensystem (ZNS) hat dabei<br />
in erster Linie <strong>di</strong>e Aufgabe, äußere Veränderungen abzupuffern<br />
und eine ungestörte und reibungslose Anpassung des Organismus<br />
an <strong>di</strong>e Veränderungen zu ermöglichen. Ist <strong>di</strong>e Wahrnehmung<br />
durch Störung des sensorischen Systems oder deren Filter<br />
verzerrt, kann eine optimale Anpassung des Organismus nicht<br />
erfolgen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass <strong>di</strong>e Anpassungsreaktion<br />
aufgrund vorausgegangener oder bestehender Störungen<br />
der Körpersysteme trotz guter sensorischer Signale nicht<br />
optimal ist. Die Folge der gestörten Anpassung ist physischer,<br />
physiologischer oder emotionaler Stress. Die Zellen gehen bei<br />
Stress in einen Schutzmodus, unter welchem <strong>di</strong>e Aufnahme von<br />
Nährstoffen, und damit der Zellstoffwechsel und <strong>di</strong>e Regeneration<br />
gestört sind. Bei kurzfristig hohem oder länger bestehendem<br />
Stress kommt es zur Entwicklung von Symptomen durch<br />
physiologische und strukturelle Veränderungen der betroffenen<br />
Körpersysteme. Dies ist auf <strong>di</strong>e Veränderung der drei<strong>di</strong>mensionalen<br />
Struktur von Proteinen unter Einwirkung von Stress zurückzuführen.<br />
Wie ein solcher Regelkreis aufgebaut ist erklärt <strong>di</strong>e<br />
Kybernetik.<br />
Kybernetik<br />
Jeder Regelkreis, ob in technischen oder biologischen Systemen,<br />
setzt sich aus einem Sensor, einem Prozessor und einem Effektor<br />
zusammen. Ein Grundprinzip in der Steuerung von Rückkopplungssystemen<br />
ist der Abgleich von Ist- und Sollwert. Ziel der Anpassung<br />
jedes Systems ist es, den Istwert und den Sollwert zu jedem<br />
Zeitpunkt und unter allen Umständen in Übereinstimmung<br />
zu halten oder zu bringen. Die Information aus der Umwelt und<br />
<strong>di</strong>e Rückkopplung der Stellwerte im Körperinneren werden über<br />
Sensoren in den peripheren Nerven und Hirnnerven aufgenommen.<br />
Das zentrale Nervensystem (Prozessor) wertet <strong>di</strong>ese sensorische<br />
Information aus der Umwelt und dem Köperinneren aus<br />
26 2/2010
2/2010<br />
Originalia<br />
und sendet ein darauf abgestimmtes Steuersignal an ein oder<br />
mehrere Zielorgane (Effektor), um Köperfunktionen wie Blutdruck,<br />
Körpertemperatur und Muskelkraft optimal zu steuern.<br />
Übergeordnetes Ziel aller Steuerungsvorgänge und Verhaltensänderungen<br />
ist es, das Überleben durch <strong>di</strong>e Anpassung des Organismus<br />
an äußere Veränderung zu ermöglichen.<br />
Neurologische Organisation<br />
Von grundlegender Bedeutung ist <strong>di</strong>e Tatsache, dass eine Trennung<br />
der Körpersysteme nicht möglich ist, da sie über das periphere,<br />
zentrale und Hirnnervensystem auf das engste miteinander<br />
verknüpft sind. Zudem muss <strong>di</strong>e parallele Steuerung<br />
emotionaler Vorgänge und körperlicher Reaktion durch das<br />
limbische System berücksichtigt werden, sodass eine Trennung<br />
von Körperfunktionen und mental/emotionaler Zustände allein<br />
schon aus neuroanatomischer Sicht unsinnig ist. Die Segment-<br />
Anatomie gibt Aufschluss über <strong>di</strong>e periphere Organisation des<br />
Nervensystems in Enterotom (Organ), Myotom (Muskel), Dermatom<br />
(Haut) und Sklerotom (Knochenhaut, Ligamente) und deren<br />
Vernetzung im Hinterhorn des Rückenmarks. Durch <strong>di</strong>e Überlappung<br />
afferenter Signale kommt es zum einem zur Projektion von<br />
Symptomen von einem Körpersystem ins andere. Ein Beispiel<br />
hierfür sind <strong>di</strong>e HaeD´schen Zonen. Zum anderen beeinflussen<br />
sich alle Systeme gegenseitig, sodass eine Störung in einem System<br />
auch zu einer Störung in den daran gekoppelten Systemen<br />
führen kann.<br />
Ist beispielsweise <strong>di</strong>e Funktion eines Organs gestört, kommt<br />
es immer auch in den damit verknüpften Muskelgruppen zu<br />
Funktionsstörungen und damit zur Störung der strukturellen Integrität.<br />
Neben der zentralen und segmentalen Organisation ist zu<br />
berücksichtigen, dass Systeme wie das autonome Nervensystem<br />
(ANS), segmentübergreifende Nerven wie z.B. der N. phrenicus<br />
und der N. accessorius, und segmentübergreifende Funktionsmuster<br />
wie Bewegung und deren strukturellen Korrelate myofaszialer<br />
Bahnen zu einer komplexen Vernetzung aller Körpersysteme<br />
durch das Nervensystem führt. Eine lokale Beurteilung und<br />
Therapie von Symptomen ist daher meist unzureichend, da sie<br />
<strong>di</strong>e zugrunde liegenden Störungen der Regulation weder <strong>di</strong>agnostiziert,<br />
noch eine notwen<strong>di</strong>ge Behandlung daraus abgeleitet<br />
werden kann. NIS wird dem systemischen Anspruch gerecht, da<br />
sowohl bei der Untersuchung als auch der Behandlung stets der<br />
systemische Aspekt aller Regulationsvorgänge unabhängig von<br />
der Lokalisation der Symptome berücksichtigt wird.<br />
Das System<br />
Der neuseelän<strong>di</strong>sche Osteopath Dr.<br />
allan PHilliPS D.O. (Abb. 1) verknüpfte<br />
in den 80er Jahren Erkenntnisse<br />
aus der Osteopathie, der Akupunktur,<br />
der Applied Kinesiology (AK),<br />
der Neurowissenschaften und der<br />
Stressforschung und erarbeitete daraus<br />
ein System zur Reintegration<br />
dysfunktioneller Körpersysteme auf<br />
neurologischer Ebene. Als Grund<br />
Abb. 1: AllAn K. PHilliPs<br />
zaenmagazin<br />
für eine Funktionsstörung wird eine verzerrte sensorische oder<br />
mental/emotionale Wahrnehmung oder eine abgelaufene Überschreitung<br />
systemischer Funktionstoleranzen durch physische,<br />
toxische oder emotionale Traumatas angenommen. Dabei fand<br />
er Unterteilung der Störungen in vier Typen:<br />
1. Neurologische Funktionsstörungen: Störung in der Verarbeitung<br />
sensorischer Daten<br />
2. Physiologische Funktionsstörungen: Störung in der Steuerung<br />
eines Systems infolge eines physischen, toxischen oder<br />
emotionalen Traumas<br />
3. Pathologische Funktionsstörung: Störungen durch Viren,<br />
Bakterien, Pilze oder Parasiten<br />
4. Emotionale Funktionsstörung: mental/emotionale Fehlverarbeitung<br />
sensorischer Daten<br />
Die Testung und Behandlung folgt einer nach Prioritäten geordneten<br />
Reihenfolge (Abb. 2). Die Reihenfolge beruht auf 30 Jahren<br />
Erfahrungen aus der Praxis von Dr. PHilliPS. Für <strong>di</strong>e Testung einer<br />
Störung wird durch Berührung eines gestörten Systems ein Signal<br />
(Afferenz A) erzeugt. Das ZNS registriert <strong>di</strong>e Berührung und<br />
wertet das Signal aus. Um ein Feedback zu bekommen, ob das<br />
Nervensystem <strong>di</strong>e Afferenz A versteht, führt man während oder<br />
kurz nach der Berührung einen Muskeltest an einem starken<br />
Muskel durch (Abb 3a). Oft zeigt sich durch eine einfache Berührung<br />
noch keine Veränderung im Muskeltest. Erst wenn dem<br />
Gehirn, zu dem untersuchten System, durch gleichzeitige Berührung<br />
einer zweiten Struktur, z.B. eines Treibers (Afferenz B, siehe<br />
unten), eine Referenz angeboten wird, kommt es zur Veränderung<br />
des anschließend durchgeführten Muskeltests, der Muskel<br />
wird schwach (Abb. 3b).<br />
1. Geopathischer Stress 19. Zellfunktion<br />
2. Sphenobasilar/Lumbosakral 20. DNA Schaden<br />
3. Virale Infektionen 21. Proteine<br />
4. Hirnnerven 22. Glaubensgrundsätze<br />
5. Pilzinfektionen 23. Melatonin<br />
6. Bakterielle Infektionen 24. Dopamin<br />
7. Infektionen m. Parasiten 25. Serotonin<br />
8. Nicht-aktive Pathologie 26. Augen<br />
9. Organtreiber 27. Mikrochimärismus<br />
10. Einseitige Organstörung 28. Spezifische Hormone<br />
11. Kortikale Integration 29. Lymphbahnen<br />
12. Kortikale Spaltung 30. Irreguläre Zellen<br />
13. Integration des Zerebellum 31. Sulfite<br />
14. Tensegrity 32. Antigene<br />
15. Ligamente 33. Quecksilbertoxizität<br />
16. Sehnen 34. Faszien<br />
17. Nervenengpass 35. Herzinnervation<br />
18. Gelenkpropriozeptoren 36. Neurotransmitter<br />
Abb. 2: Das NIS Prioritätensystem, das <strong>di</strong>e Reihenfolge der Testung<br />
und Behandlung vorgibt.<br />
Mit anderen Worten: Man stellt dem Körper über spezifisch<br />
kombinierte afferente Signale eine spezifische Frage. Die Referenz<br />
(Afferenz B) gibt den Hinweis, in Bezug auf was <strong>di</strong>ese Affe-<br />
27
zaenmagazin<br />
zaenmagazin<br />
renz A evaluiert werden soll (Abb. 4). Dafür werden unter anderem<br />
<strong>di</strong>e sieben Treiber eingesetzt oder bestimmten Funktionen<br />
zugeordnete Systeme, wie Thymus und Milz. Erst dann kann das<br />
Gehirn erkennen, ob <strong>di</strong>e Funktion in <strong>di</strong>esem System hinsichtlich<br />
physiologischer, neurologischer, pathologischer oder emotionaler<br />
Toleranzen kontrolliert und gesteuert werden kann. Unabhängig<br />
von der Symptomatik wird immer das gesamte System<br />
für <strong>di</strong>e Untersuchung und Behandlung in <strong>di</strong>eser Reihenfolge<br />
komplett durchgearbeitet. Dadurch wird eine Behandlung, welche<br />
allein auf der Interpretation der Symptome durch den Therapeuten<br />
beruht, vermieden.<br />
Afferenz A (gestörtes System) ❙ ❚ ■■■■■�<br />
Afferenz A + Afferenz B (Referenz) ❙ ❚ ■■■■■�<br />
negativer Muskeltest<br />
positiver Muskeltest<br />
Abb. 4: Schematische Darstellung bei der Testung mit NIS. Während<br />
eine einfache Berührung eines gestörten Systems (Afferenz A) oftmals<br />
noch keinen positiven Muskeltest zur Folge hat, kann durch<br />
Hinzufügen einer weiteren Berührung als Referenz (Afferenz B)<br />
das Gehirn in <strong>di</strong>esem Moment <strong>di</strong>e Abweichung in Afferenz A erkennen.<br />
Der anschließend durchgeführte Muskeltest fällt positiv<br />
aus (Schwächung des zuvor starken Muskels).<br />
Die 7 Treiber<br />
Dr. PHilliPS hat bei der Entwicklung des NIS sechs Strukturen im<br />
zentralen Nervensystem identifiziert, welche seiner Meinung<br />
nach eine übergeordnete Steuerfunktion besitzen. Er nennt sie<br />
<strong>di</strong>e Treiber der neurologischen, physiologischen und emotionalen<br />
Funktionen. Den sechs Treibern werden im NIS neben eini-<br />
Originalia<br />
gen NIS-spezifischen Funktionen im Wesentlichen <strong>di</strong>e bekannten<br />
neurophysiologischen Funktionen zugeordnet. Zu den sechs<br />
strukturellen Treibern gesellt sich ein siebter Treiber in Form einer<br />
Grundeinstellung der Zellfunktion: das Zellgedächtnis.<br />
1. Zerebellum: Koor<strong>di</strong>nation, chemische Kontrolle<br />
2. <strong>Med</strong>ulla oblongata: neurologische Kontrolle<br />
3. Pons: mentale Kontrolle<br />
4. Hippocampus: gegenwärtige Aufmerksamkeit<br />
5. Amygdala: emotionale Kontrolle<br />
6. motorischer Kortex: physische Kontrolle<br />
7. Zellgedächtnis: Blaupause der Zellfunktion<br />
So funktioniert NIS<br />
Abb. 3a: Meistens wird im NIS der M. deltoideus<br />
pars clavicularis als Testmuskel<br />
in 90° Anteversion und neutraler Rotation<br />
getestet. Ein starker Muskel verriegelt<br />
das Gelenk. b: Wird durch eine<br />
Kombination an Afferenzen eine Regulationsstörung<br />
getestet, kann der getestete<br />
Muskel schlechter angesteuert<br />
werden. Die Verriegelung löst sich (positiver<br />
Muskeltest)<br />
Das Ziel der Neurologischen Integration ist es, dem Gehirn <strong>di</strong>e<br />
Wiederherstellung der optimalen Funktion in allen gestörten<br />
Körpersystemen zu ermöglichen. Die Testung erfolgt dabei im<br />
Wesentlichen nach dem gleichen Schema. Geht man bei der Behandlung<br />
mit NIS <strong>di</strong>e Protokolle der Reihe nach durch, erlauben<br />
Überblicktests ein schnelles Abfragen einzelner Themen. Die Lokalisation<br />
erlaubt das genaue Auffinden der Störung, anschließend<br />
wird <strong>di</strong>e Korrektur durchgeführt und schließlich wird <strong>di</strong>e<br />
Korrektur überprüft.<br />
Überblicktests: Die Testung eines Themas erfolgt durch<br />
eine spezifische Kombination von Körperkontakten. Das Thema<br />
ist somit ko<strong>di</strong>ert. So wird z.B. <strong>di</strong>e Frage nach Störung ligamentärer<br />
Funktion durch gleichzeitiges Berühren des prämotorischen<br />
Kortex und der illiolumbalen Ligamente bds. getestet. Diese<br />
Tests beantworten <strong>di</strong>e Frage zu einem Thema mit „Ja, liegt vor“<br />
(schwacher Muskel) oder „Nein, liegt nicht vor“ (starker Muskel).<br />
Bei „Nein“ wird das nächste Thema getestet, bei „Ja“ folgt <strong>di</strong>e genaue<br />
Lokalisation des Problems.<br />
28 2/2010
2/2010<br />
Originalia<br />
Die Lokalisation: Die Lokalisation einer Störung erfolgt nur<br />
bei positivem Überblickstest. Teilweise wird durch bestimmte<br />
Tests zunächst das Körpersystem festgelegt (Nervensystem, Organe,<br />
Bewegungsapparat). Anschließend erfolgt eine genaue<br />
Lokalisation im Körpersystem. In Kombination mit einer oder<br />
mehrerer Referenzen werden einzelne Systeme durch Berührung<br />
und anschließendem Muskeltest getestet. Wurde ein spezifischer<br />
Regelkreis, der eine Störung aufweist, lokalisiert wird <strong>di</strong>eser<br />
sofort reintegriert. Bei Ligamenten z.B. erfolgt <strong>di</strong>e Lokalisation<br />
der Störung durch halten des Zerebellums (Referenz) und testen<br />
einzelner ligamtetärer Strukturen.<br />
Die Korrektur: Sie erfolgt unmittelbar nach dem Test durch<br />
sanftes Beklopfen (Tapping) beider Hirnhälften über den Gyri<br />
postzentralis (Abb. 5), während der positiv getestete Regelkreis<br />
gehalten wird. Dieser Vorgang, der nur einige Sekunden dauert,<br />
wird hemisphärische Integration (engl: hemispheric integration)<br />
Abb. 5: Durch sanftes Beklopfen (Tapping) beider Hemisphären<br />
über den Gyri postzentralis wird ein zuvor positiv getesteter Regelkreis<br />
integriert.<br />
genannt. In <strong>di</strong>esem Moment kann das Gehirn <strong>di</strong>e Regulation des<br />
Systems wieder übernehmen und stellt es neu ein. Weitere therapeutische<br />
Maßnahmen sind nicht notwen<strong>di</strong>g. Für <strong>di</strong>e Behandlung<br />
wird der Gyrus postzentralis genommen, da er <strong>di</strong>e oberste<br />
Ebene der Integration somatosensorischer Afferenzen ist. Ist<br />
bei der Lokalisation eines Ligaments beispielsweise das innere<br />
Seitenband am linken Knie positiv getestet worden, werden bei<br />
der Korrektur gleichzeitig das Zerebellum gehalten, über das<br />
Ligament gestrichen und über den Gyrus postzentralis beidseits<br />
durch Beklopfen integriert.<br />
Nachtesten: Direkt nach der Korrektur (Reintegration) wird<br />
<strong>di</strong>ese überprüft. Dies geschieht in der Regel mittels des Lokalisationstests.<br />
Anschließend wird mit dem Überblicktest überprüft,<br />
ob eine weitere Störung zum gleichen Thema vorliegt.<br />
Die Prinzipien der Untersuchung und Behandlung bleiben<br />
für alle Behandlungsprotokolle gleich, es ändern sich nur <strong>di</strong>e Kombinationen<br />
der Kontakte, um spezifische Themen abzufragen.<br />
In<strong>di</strong>kationen<br />
Durch Behandlung der vier großen Themenkomplexe Physiologie,<br />
Neurologie, Pathologie und Emotion ergibt sich trotz einer<br />
zaenmagazin<br />
überschaubaren Zahl an Behandlungsprotokollen ein sehr komplexer<br />
Zugang zu einer unbegrenzten Zahl an Symptomen.<br />
Außer schweren akuten Verletzungen, gibt es im NIS keine bekannten<br />
Kontrain<strong>di</strong>kationen. Man arbeitet mit dem NIS immer<br />
innerhalb der Regulationsmöglichkeiten jedes Patienten. Einige<br />
Beispiele für In<strong>di</strong>kationen sind:<br />
■ Schmerzen aller Art<br />
■ Entwicklungsstörungen und Lernschwierigkeiten bei Kindern<br />
■ Chronische Infektionen und Störfelder<br />
■ Neurologische Störungen aller Art<br />
■ Hormonelle Störungen<br />
■ Vegetative Störungen wie Schlafstörungen und Verdauungsstörungen<br />
■ Hauterkrankungen<br />
■ Allergien und Asthma<br />
■ Affektive Störungen<br />
und viele andere.<br />
Schlussbemerkung<br />
Dr. PHilliPS ist es mit dem NIS gelungen, ein systemübergreifendes<br />
und kompaktes, aber trotzdem umfangreiches Behandlungskonzept<br />
zu entwickeln, das ausschließlich auf <strong>di</strong>e körpereignen<br />
Kompetenz zur Heilung aufbaut. Im Mittelpunkt steht dabei das<br />
Gehirn des Patienten, da <strong>di</strong>eses allein <strong>di</strong>e exakten Funktionsparameter<br />
des eigenen Körpers kennt und in der Lage ist, sämtliche<br />
Gewebe optimal zu steuern. Durch <strong>di</strong>e Nutzung des Muskeltests<br />
als Feedback-Mechanismus werden Interpretation und Spekulation<br />
durch den Behandelnden minimiert. Das System ist für jeden<br />
Therapeuten leicht zu verstehen und zu erlernen, da es allein<br />
auf der Physiologie und Anatomie des Menschen aufbaut.<br />
„Alle Ressourcen, um ein Problem zu lösen, sind immer im<br />
System.“ Albert Einstein<br />
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Baker SN, Oscillatory interactions between sensorimotor cortex and the periphery,<br />
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Dejung B, Triggerpunkt-Therapie, Verlag Hans Huber, 2003<br />
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Janda V, Manuelle Muskelfunktions<strong>di</strong>agnostik, Ullstein Mosby, 1994<br />
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Phillips AK, Neurological Integration System Modul A, Neurolink Seminars, 2009<br />
Phillips AK, Neurological Integration System Modul B, Neurolink Seminars, 2009<br />
Wan<strong>cura</strong>-Kampik I, Segment-Anatomie, Urban und Fischer, 2009<br />
29
zaenmagazin<br />
Originalia<br />
Perspektiven physikalischer Behandlungs-<br />
methoden für Prävention und<br />
Komplementärme<strong>di</strong>zin<br />
rainer kloPP<br />
Zusammenfassung<br />
Naturwissenschaftlich evaluierte, wirksame physikalische<br />
behandlungsmethoden gewinnen für<br />
eine effektivere Prävention und zur Optimierung<br />
etablierter me<strong>di</strong>kamentöser Therapieverfahren eine<br />
zunehmende Bedeutung. Dabei stehen (nebenwirkungsfreie)<br />
therapierelevante Stimulierungen<br />
grundlegender Regulationsmechanismen des Gesamtorganismus,<br />
wie <strong>di</strong>e Regulierung der mikrozirkulatorischen<br />
Organdurchblutung, im Vordergrund.<br />
Eine neue physikalische Behandlungsmethode, bei<br />
der biorhythmisch determinierte Stimulationssignale<br />
für eingeschränkte oder gestörte übergeordnete und<br />
lokale Regulationsmechanismen der Mikrozirkulation<br />
Anwendung finden, leistet hierzu einen nicht zu unterschätzenden<br />
Beitrag, wie ausgewählte Messdaten<br />
einer Untersuchungsreihe zeigen.<br />
Schlüsselwörter: Prävention, physikalische Behandlungsmethoden,<br />
Komplementärme<strong>di</strong>zin, Mikrozirkulation<br />
Autor<br />
CA Dr. med. Rainer Klopp<br />
Institut für Mikrozirkulation<br />
Wolfener Straße 32 – 34 (Haus O)<br />
12681 Berlin<br />
Tel.: 030 / 93 49 12 16<br />
Fax: 030 / 93 49 12 17<br />
Die Ursache der meisten gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
oder Erkrankungen besteht nicht in einem generellen Ausfall<br />
von Regelsystemen des Organismus. Im Gegenteil, sie funktionieren,<br />
nur zum falschen Zeitpunkt und/oder am falschen Ort<br />
und/oder mit veränderter <strong>Bio</strong>rhythmik. Ziel jeder (kausalen) therapeutischen<br />
Maßnahme muss es daher sein, <strong>di</strong>e körpereigenen<br />
Regulationsmechanismen so zu stimulieren, dass sie wieder in<br />
<strong>di</strong>e Lage versetzt werden, <strong>di</strong>e eingetretene Störung zu beheben<br />
oder zumindest abzumildern.<br />
Wir verfügen heute über eine Reihe hochwirksamer, unverzichtbarer<br />
Arzneimittel, doch in vielen Bereichen ist <strong>di</strong>e Pharmakotherapie<br />
an ihre Grenzen gestoßen. Als ein Beispiel hierfür<br />
sei auf derzeitige Probleme bei der Behandlung älterer Patienten<br />
hingewiesen: multimorbide geriatrische Patienten werden<br />
zumeist me<strong>di</strong>kamentös multitherapiert. Dabei müssen Nebenwirkungen<br />
in Kauf genommen werden, <strong>di</strong>e zu einem großen<br />
Teil nicht kalkuliert werden können, weil unsere Kenntnisse zu<br />
Wechselwirkungen verschiedener gleichzeitig eingenommener<br />
<strong>Med</strong>ikamente noch unzureichend sind, weil noch Aufklärungsbedarf<br />
für <strong>di</strong>e jeweiligen Ausscheidungsvorgänge bei älteren<br />
Menschen besteht, weil für viele <strong>Med</strong>ikamente genaue Erkenntnisse<br />
zu deren altersgemäßer Dosierung fehlen u.a.m.<br />
Es liegt daher auf der Hand, dass ergänzend zur Anwendung<br />
chemischer Wirkstoffe ein Einsatz therapierelevanter physikalischer<br />
„Wirkstoffe“ (nebenwirkungsfrei) zur Therapieoptimierung<br />
dringend erforderlich ist, um z.B. ggf. eine Dosisminderung der<br />
in<strong>di</strong>ziert verordneten Arzneimittel und damit eine Abschwächung<br />
ihrer Nebenwirkungen zu ermöglichen.<br />
Von herausragender Bedeutung sind präventive Maßnahmen<br />
zur Vorbeugung gegenüber Erkrankungen, verbunden mit<br />
dem Ziel, mit möglichst geringen gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
ins Alter einzutreten bzw. das Alter mit möglichst hoher<br />
körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit und guter Infektabwehr<br />
zu erleben. Zum „Training“ bzw. zur Kon<strong>di</strong>tionierung<br />
körpereigener Regulationsmechanismen <strong>di</strong>ent sehr wirkungsvoll<br />
<strong>di</strong>e Einhaltung der „Gebote“ für eine gesunde Lebensführung.<br />
Diese aktive Mitwirkung des Patienten ist zudem Grundvoraussetzung<br />
jeder erfolgreichen ärztlichen Maßnahme in allen<br />
Lebensabschnitten.<br />
Bei besonderen Belastungen im Berufsleben (z.B. Arbeit<br />
unter Zeitdruck, Schlafdefizite), verschiedenesten chronischen<br />
Stresssituationen (vermeidbare oder unvermeidbare Noxen-<br />
Expositionen, z.B. chronische Lärmbelastung u.a.m.), familiären<br />
und sozialen Konflikten und bei chronischer Einwirkung anderer<br />
Stressoren reicht es oft nicht aus bzw. ist es nicht immer (subjektiv<br />
oder objektiv) möglich, <strong>di</strong>e Richtlinien für eine gesunde Lebensführung<br />
einzuhalten. Leider ist für viele das „Mittel der Wahl“<br />
der unbedachte Griff zur „Pille“. Neben einer effizienten Beratung<br />
30 2/2010
2/2010<br />
Originalia<br />
zur Konfliktbewältigung und Lebensgestaltung ist hier unterstüzend<br />
der Einsatz wirksamer (nebenwirkungsfreier) physikalischer<br />
Behandlungsmaßnahmen geboten, um <strong>di</strong>e funktionellen und<br />
organischen Schä<strong>di</strong>gungen als Folgeerscheinungen von chronischem<br />
Stress zu vermeiden, zu beheben oder zumindest abzumildern.<br />
Können pflanzenheilkundliche Substanzen als Ersatz für <strong>di</strong>e<br />
„chemische Keule“ <strong>di</strong>enen? Überschätzen wir <strong>di</strong>e Wirksamkeit<br />
pflanzlicher Heilmittel nicht. Nur bei einigen Substanzen konnten<br />
therapierelevante Wirkungen wissenschaftlich nachgewiesen<br />
werden (z.B. hochdosierter Ginkgo-Spezialextrakt). Man<br />
beachte, auch pflanzenheilkundliche Arzneimittel sind nicht in<br />
jedem Fall nebenwirkungsarm oder gar nebenwirkungsfrei.<br />
Nicht nur zur Prävention, sondern auch komplementärtherapeutisch<br />
ist ein breiter Einsatz wirksamer physikalischer Behandlungsmethoden<br />
geboten (bei vielen chronischen, therapieresistenten<br />
Leiden, chronischen Schmerzzuständen u.a.), um den<br />
Erfolg etablierter Therapiekonzepte zu steigern. Dies gilt auch für<br />
alle allgemeinen restitutiven und regenerativen Maßnahmen,<br />
vor allem jedoch für Rehabilitationsmaßnahmen. Vom Fachgebiet<br />
Physiotherapie wird hierzu Hervorragendes zum Wohle der<br />
Patienten geleistet, doch sind hier „<strong>di</strong>e Karten noch lange nicht<br />
ausgereizt“, wie das folgende Beispiel einer zukunftsweisenden<br />
Innovation zeigt :<br />
Mit der Einführung des neuen BEMER-Systems (INNOMED<br />
International AG, Liechtenstein) hat sich erstmals <strong>di</strong>e Möglichkeit<br />
eröffnet, <strong>di</strong>e wichtigsten Regulationsmechanismen der Mikrozirkulation,<br />
ohne deren Mitwirkung bekanntlich kein regenerativer<br />
oder restitutiver Vorgang möglich ist, auf eine komplexe Weise<br />
im Stör- oder Krankheitsfall zu stimulieren. Neue Erkenntnisse<br />
zur <strong>Bio</strong>rhythmik der lokalen Regulation der Organdurchblutung<br />
und ihrer übergeordneten nervalen und humoralen Regulierung<br />
haben erstmals einen erfolgversprechenden Weg eröffnet, um<br />
mittels biorhythmisch definierter Signalreize eine therapierelevante<br />
Stimulierung der eingeschränkten oder gestörten Organdurchblutung<br />
zu bewirken. Neben Programmen für <strong>di</strong>e Tagesanwendung<br />
ist auch ein Programm für <strong>di</strong>e Schlafphase entwickelt<br />
worden, deren Bedeutung insbesondere für den Ablauf immunologischer<br />
Reaktionen bei Restitutions- und Regenerationsvorgängen<br />
oft genug unterschätzt wird.<br />
� Untersucht wurde eine Stichprobe aus 40 männlichen Rehabilitanden<br />
im Alter von 55 bis 65 Jahren im Rahmen einer<br />
30-tägigen Behandlung, unterteilt in zwei gleichgroße Teilstichproben:<br />
Kontrolle (ambulante physiotherapeutische<br />
Maßnahmen), Verum (ambulante physiotherapeutische<br />
Maßnahmen, zusätzlich tägliche Anwendung des neuen<br />
BEMER-Systems mit Tages- und Nachtprogramm). Das gesamte<br />
Beobachtungsintervall betrug 40 Tage (30 Tage Behandlung,<br />
10 Tage Nachbeobachtung).<br />
Mittels einer intravitalmikroskopischen Untersuchungseinheit<br />
in Kombination mit einer reflexionsspektrometrischen Einheit<br />
wurden repräsentative Merkmale des Funktionszustandes<br />
der Mikrozirkulation in der Subkutis und im Intestinum gemessen<br />
(u.a.: spontane arterioläre Vasomotion als wichtigster lokaler<br />
Regulationsmechanismus der Mikrozirkulation, venolenseitige<br />
Sauerstoffausschöpfung – zur Bewertung der Effizienz mikrozirkulatorischer<br />
Transportvorgänge im Organ).<br />
In den Abbildungen 1 und 2 sind <strong>di</strong>e erhaltenen Messdaten<br />
zusammenfassend dargestellt.<br />
zaenmagazin<br />
Abb. 1: Messdaten zum Merkmal „Spontane arterioläre Vasomotion<br />
AVM“ (ermittelt wurde der Flächeninhalt unter der Einhüllenden<br />
des Amplituden-Frequenz-Spektrums der originären spontanen<br />
arteriolären Vasomotion im Targetgewebe Subkutis)<br />
Abb. 2: Messdaten zum Merkmal „Venolenseitige Sauerstoffausschöpfung<br />
ΔpO2“ (ermittelt wurde <strong>di</strong>e arteriolo-venuläre Sauerstoffpartialdruck<strong>di</strong>fferenz<br />
im Targetgewebe Subkutis)<br />
Wenngleich zu berücksichtigen ist, dass <strong>di</strong>ese Messdaten<br />
in einer Untersuchungsreihe mit einer bestimmten Stichprobe<br />
gewonnen wurden, und ferner zu berücksichtigen ist, dass sich<br />
der Erfolg vieler physiotherapeutischer Maßnahmen nicht sofort<br />
einstellt, so lassen <strong>di</strong>e Daten ungeachtet dessen eine deutliche<br />
Steigerung des therapeutischen Erfolges durch <strong>di</strong>e zusätzliche<br />
Anwendung des neuen BEMER-Systems erkennen.<br />
Eine verbesserte Organdurchblutung bedeutet eine größere<br />
Funktionsfähigkeit, eine Stimulierung der Regelmechanismen<br />
führt zu einer erweiterten Anpassungsbreite an sich ändernde<br />
Stoffwechselbedürfnisse des Organs; und schließlich wirkt sich<br />
ein verbesserter Funktionszustand der Mikrozirkulation auch auf<br />
den Transport und <strong>di</strong>e Reaktionen der humoralen und zellulären<br />
Faktoren des Immunsystems aus, sodass eine verminderte<br />
Infektbereitschaft <strong>di</strong>e Folge ist. Insgesamt gesehen kann auf <strong>di</strong>ese<br />
Weise letztlich eine gesteigerte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit,<br />
eine verminderte Infektbereitschaft und damit<br />
eine erhöhte Lebensqualität bewirkt werden.<br />
Der Autor sieht hier eine ermutigende Zukunftsperspektive<br />
für <strong>di</strong>e breite klinische Anwendung.<br />
Literatur<br />
R. Klopp : Mikrozirkulation im Focus der Forschung. Einführung in biomechanische,<br />
physiologische und pathophysiologische Grundlagen sowie ausgewählte<br />
Behandlungsoptionen. <strong>Med</strong>iquant Verlag AG Triesen (2008), 580 S.<br />
31
zaenmagazin<br />
Die chronischen Krankheiten –<br />
von den Miasmen zu den Nosoden –<br />
von den Nosoden zu den Isotherapeutika<br />
Hans Heyer<br />
Zusammenfassung<br />
Schlüsselwörter: Miasmen, Nosoden, Isotherapeutika<br />
Autor<br />
Dr.med. Hans Heyer<br />
Facharzt für Allgemeinme<strong>di</strong>zin, Naturheilverfahren,<br />
Homöopathie, Akupunktur<br />
St.-Peter-Straße 1<br />
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />
Originalia<br />
Anlass <strong>di</strong>eses Beitrages ist meine persönliche Beobachtung –<br />
über Jahrzehnte hinweg.<br />
Eine Zunahme der chronischen Krankheiten z.B. Allergien,<br />
Atopien sowie bösartige, destruktive Erkrankungen (Stichwort:<br />
maligne Entartung); sowie Zunahme der malignen Entartung<br />
aus chronisch entzündlichen Erkrankungen ist festzustellen.<br />
Konventionelle schulme<strong>di</strong>zinische<br />
Diagnose und Therapieverfahren<br />
Während meiner Schulzeit waren Allergien selten, zum Ende<br />
meiner Schulzeit (Abitur 1978) war Allergie schon kein Fremdwort<br />
mehr – nein, so langsam etablierte sich der Begriff „Atopie“.<br />
Dieser Begriff war ätiologisch unklar, nicht genau definiert. Man<br />
versuchte <strong>di</strong>esen Begriff symptomatisch und laborchemisch zu<br />
definieren, was anhand der körperlichen Symptome sowie der<br />
laborchemischen Veränderungen auch teilweise gelang. Trotzdem<br />
blieb <strong>di</strong>e Ätiologie ungeklärt.<br />
Also wurde entsprechend der Devise verfahren: Vor der Therapie<br />
steht <strong>di</strong>e Diagnose.<br />
War <strong>di</strong>e Diagnose klar, wurde und wird nach einem Stufen-<br />
Schema verfahren. Mastzellenmodulatoren, Membranstabilisierung,<br />
Antihistaminika. Am Ende steht <strong>di</strong>e hoch dosierte Cortison-<br />
Therapie. Auch werden inzwischen – was zu meiner Stu<strong>di</strong>enzeit<br />
obsolet war – teilweise zytostatische Substanzen bei autoimmunologischer<br />
Komponente (Rheuma mit allen Fassetten, Hashimoto,<br />
Morbus Crohn etc.) eingesetzt.<br />
Trotz all <strong>di</strong>eser Entwicklungen wird nicht nach der Ursache<br />
der Erkrankung geforscht, sondern es werden alle Nebenwirkungen<br />
<strong>di</strong>eser Therapien in Kauf genommen.<br />
Häufig musste ich als klinisch tätiger Arzt feststellen, dass mir<br />
meine technischen Möglichkeiten, z.B. Sonographie, Röntgen,<br />
CT und MRT keine Antworten auf das Geschehen einer Krankheit<br />
lieferten. Ebenso blieben Laboruntersuchungen „stumm“ oder<br />
sie waren nicht eindeutig, zum Teil sogar verwirrend.<br />
Meine persönliche Konsequenz bestand darin, <strong>di</strong>ese Methoden<br />
der Diagnostik kritisch zu hinterfragen, was bei meinen<br />
Vorgesetzten, zum Teil auch bei Kollegen nicht immer geschätzt<br />
wurde.<br />
Trotzdem fand ich in meiner Zeit als Assistenzarzt in der Anästhesie,<br />
in der Schmerzambulanz sehr offene Kollegen, Oberärzte<br />
und Chefs, welche <strong>di</strong>e Meinung vertreten: „Wer hilft und Erfolg<br />
hat, hat Recht“.<br />
Leider wurde <strong>di</strong>eser Grundsatz im Rahmen des statistischen<br />
Zeitalters verworfen und bekämpft. Bedauerlicherweise nehmen<br />
jährlich <strong>di</strong>e Probleme zu, sowohl auf körperlicher, seelischer und<br />
32 2/2010
2/2010<br />
Originalia<br />
auch auf finanzieller Ebene. Wir werden der Probleme gesundheitlich,<br />
gesellschaftlich, zum Teil politisch sowie ethisch und<br />
moralisch nicht mehr Herr.<br />
Alternative Heilmethoden –<br />
Naturheilverfahren und ganzheitlicher<br />
Ansatz<br />
Nun zurück zum Anfang meiner Gedanken. Alternative Heilmethoden<br />
waren in den 80er Jahren sehr gefragt. Auch wurden<br />
<strong>di</strong>ese Methoden wie Homöopathie, Akupunktur, Neuraltherapie,<br />
Elektro-Akupunktur nach voll (= EAV) u.v.a. von den gesetzlichen<br />
Krankenkassen unterstützt. Ebenso wurden <strong>di</strong>ese alternativen<br />
Methoden gesellschaftlich und politisch unterstützt.<br />
Dann kamen mit Herrn blüM und Herrn SeeHofer <strong>di</strong>e ersten<br />
Reformen – mit der Folge, dass <strong>di</strong>e Homöopathie stark eingeschränkt<br />
wurde, ebenso <strong>di</strong>e Akupunktur, EAV und Neuraltherapie.<br />
Das bedeutet, dass alle naturheilkundlichen Verfahren mehr<br />
oder weniger <strong>di</strong>squalifiziert wurden.<br />
Ordnungstherapie<br />
Ich wendete mich auch während meiner schulme<strong>di</strong>zinischen<br />
Ausbildung zur „Ordnungstherapie“ hin. Ordnung kann man sehr<br />
vielschichtig verstehen und praktizieren. Ganz einfach spürt man<br />
als Mensch Unordnung, wenn man zum Beispiel nicht schläft<br />
oder man spürt Bewegungsmangel sowie Hunger oder Völlegefühl.<br />
Man merkt natürlich, wenn man abends zu spät ins Bett<br />
geht und spürt am nächsten Tag ein Schlafdefizit.<br />
Grundsätzlich hat <strong>di</strong>e Ordnungstherapie einen hohen Stellenwert<br />
innerhalb eines naturheilkun<strong>di</strong>gen Behandlungskonzeptes.<br />
(1)<br />
Alle Verfahren, welche ich kennenlernen und erlernen konnte,<br />
haben Grundprinzipien, welche man als Ordnung, Lebensordnung<br />
etc. bezeichnet und versteht.<br />
Egal, ob <strong>di</strong>es das „Qi“ (Lebensenergie) in der Akupunktur ist,<br />
welches ich zum Beispiel über Nadeln an den Energieleitbahnen<br />
(Meri<strong>di</strong>anen) beeinflussen kann, oder ob <strong>di</strong>es <strong>di</strong>e homöopathische<br />
Modalität ist, <strong>di</strong>e mir ein Patient schildert. Immer muss mein<br />
„theoretisches Ordnungsprinzip“ zum Leitbild meines Patienten<br />
passen, wie ein Schlüssel ins Schloss passt – dann funktioniert es.<br />
Was geschieht jedoch, wenn all meine Ideen, mein Verständnis<br />
bzw. Ansatz zu keinem Erfolg führen? Entweder habe ich etwas<br />
übersehen oder gedanklich falsch kombiniert – als Homöopath<br />
wechsele ich zuerst <strong>di</strong>e Potenzstufen oder <strong>di</strong>e Häufigkeit<br />
der Mittelgabe. Erst dann rolle ich den Fall anhand meines Repertoriums<br />
neu auf und wechsele das Mittel!<br />
Genauso verfahre ich in der klassischen Akupunktur. Ich<br />
kann <strong>di</strong>e Art der Nadelung ändern, erst später bei Versagen aller<br />
Alternativen, wechsele ich <strong>di</strong>e Punkte-Kombination sowie <strong>di</strong>e<br />
Wertigkeit meiner Punkte und Modalität meiner Punkte-Therapie.<br />
All <strong>di</strong>ese Probleme kennt jeder erfahrene Praktiker.<br />
Im Laufe der Jahre steht für mich immer noch <strong>di</strong>e EAV an<br />
erster Stelle, da ich mit <strong>di</strong>eser Methode Fehler messbar darstellen<br />
und verstehen kann. Auch hier gilt der alte Satz: „Eine Methode<br />
ist nur so gut, wie sein Anwender“.<br />
zaenmagazin<br />
Die chronischen Krankheiten<br />
Nun wieder zurück zum Anfangsgedanken. Wieso nehmen <strong>di</strong>e<br />
chronischern Krankheiten so massiv zu?<br />
Sicherlich gibt es viele Gründe der Fehlregulation:<br />
Reisen in andere Kontinente<br />
Konfrontation mit neuen Krankheitserregern<br />
wiederkehrende Zoonosen, zum Beispiel MKS, SPS, Tuberkulose,<br />
u.a.<br />
Überimpfung und Konservierungsmittel in Impfstoffen<br />
(z.B. Quecksilber, Formaldehyd, Phenol etc.)<br />
Umweltgifte in Lebensmitteln<br />
Herbizide<br />
Insektizide<br />
Holzschutzmittel<br />
Konservierungsmittel in Lebensmitteln und Impfstoffen<br />
beherdete, wurzeltote Zähne<br />
Intoleranz von Zahnwerkstoffen, speziell Kunststoffe<br />
Hormontherapie an Menschen (Anti-Baby-Pille)<br />
Inzwischen sind in der Veterinärme<strong>di</strong>zin und in der Humanme<strong>di</strong>zin<br />
so viele Hormone im Einsatz, dass sogar im Grundwasser<br />
und unseren Flüssen überall Hormone oder hormonähnlich<br />
wirksame Substanzen nachweisbar sind. Dieses<br />
unlösbare Problem muss unsere Folgegeneration ausbaden,<br />
mit allen Konsequenzen!<br />
Elektrosmog, E-Felder u.v.a.<br />
Inzwischen haben wir das Jahr 2010. Vor 10 -15 Jahren sahen wir<br />
häufig das tuberculo-toxische Miasma mit psorischem Einschlag,<br />
das heißt Atopie mit und ohne Asthma, und/oder Ekzem. Heute<br />
sind wir beim medorrhinischen sowie carcinosinischen Miasma<br />
und auch beim luesinischen Miasma angelangt. (2)<br />
Ausufernde, grenzüberschreitende, zum Teil aggressive Verhaltensweisen<br />
werden immer alltäglicher bzw. schon als normal<br />
angesehen, zum Beispiel Kampftrinken bis zum Koma etc.<br />
Ein anderes Beispiel aus dem täglichen Leben möchte ich an<br />
<strong>di</strong>eser Stelle noch schildern. Während meiner Ausbildung in Anästhesie-<br />
und Notfallme<strong>di</strong>zin mussten wir Assistenzärzte sowohl<br />
<strong>di</strong>e verschiedenen operativen Bereiche durchlaufen, Chirurgie,<br />
Unfallchirurgie, HNO, Gynäkologie, Kinderchirurgie, Thoraxchirurgie<br />
etc. Auch das Organisieren einer Intensivstation gehörte<br />
dazu. Da wir viele <strong>Med</strong>ikamente parenteral verabreichen mussten,<br />
sahen wir häufig auch Sofortreaktionen und Nebenwirkungen<br />
der <strong>Med</strong>ikamente.<br />
Falls rezi<strong>di</strong>vierende, nicht beschriebene Nebenwirkungen<br />
auftraten, wurden <strong>di</strong>ese dokumentiert und anschließend dem<br />
Pharmaunternehmen mitgeteilt. Umgehend wurden <strong>Med</strong>ikamente<br />
neu geprüft, Nebenwirkungsprofile neu erstellt und<br />
bewertet. Zum Teil wurden auch <strong>Med</strong>ikamente kurzfristig vom<br />
Markt oder aus der Therapie zurückgezogen, bis <strong>di</strong>e Mängel beseitigt<br />
waren.<br />
Heute werden anscheinend andere Mechanismen der Bewertung<br />
und Beurteilung herangezogen, je nachdem in welchem<br />
Fachgebiet man tätig ist, Stichwort: Cholesterinsenker.<br />
In der Zahnme<strong>di</strong>zin wurde über Jahrzehnte das Amalgam<br />
eingesetzt, um defekte Zähne zu reparieren. Irgendwann stellte<br />
man fest, dass das Silberamalgam und andere Amalgame toxische<br />
Substanzen freisetzt, zum Beispiel das Quecksilber. Also<br />
33
zaenmagazin<br />
kam das Amalgam langsam in Verruf. Wie um alles in der Welt<br />
sollten denn nun <strong>di</strong>ese Zahndefekte repariert werden?<br />
Das Zeitalter der Kunststoffe in der Zahnme<strong>di</strong>zin brach Ende<br />
der 80er Jahre an. Vor allem <strong>di</strong>e UV-gehärteten Kunststoffe eroberten<br />
im Handumdrehen den Markt. Diese Kunststoffe konnten<br />
zahnfarben mit Metalloxiden eingefärbt werden, waren in jeder<br />
Hinsicht modellierbar und konnten technisch und inhaltlich<br />
so perfektioniert werden, dass sich preisgünstig eine Alternative<br />
zum toxischen Amalgam anbot.<br />
Amalgam ist aber „nur“ toxisch , genau wie Zigaretten und<br />
Alkohol. (3) Kunststoffe wurden in der Zwischenzeit in der Universität<br />
München an Ratten untersucht. (4) Nach Langzeitbeobachtung<br />
wurde eine „Kanzerogenität an Ratten“, welche Leberkrebs<br />
bekamen, festgestellt.<br />
Nun ist Kopfeinziehen angesagt, da Kanzerogenität keine<br />
Lapalie darstellt.<br />
Wir versiegeln sogar unseren Kleinkindern <strong>di</strong>e Zähne und<br />
erzählen deren Eltern, <strong>di</strong>es sei eine gute und gesunde und notwen<strong>di</strong>ge<br />
Maßnahme, damit keine Karies entsteht! Die Folge <strong>di</strong>eser<br />
Versiegelung sind u.a. toxische Reaktionen, <strong>di</strong>e sich primär als<br />
allergotoxische Reaktionen zeigen. (5)<br />
Wo stehen wir heute?<br />
Nach 25 Jahren ärztlicher Tätigkeit steht für mich meine me<strong>di</strong>zinische<br />
Welt auf dem Kopf. Mit angeblich nicht wissenschaftlichen<br />
Methoden weisen wir auf allergotoxische Eigenschaften<br />
von Kunststoffen und Glasionomerzementen in der Zahnwerkstoffkunde<br />
am menschlichen Körper nach und bestätigen auf<br />
universitärer Ebene <strong>di</strong>esen Sachverhalt. (4) Trotzdem verweigert<br />
sich <strong>di</strong>e Zahnheilkunde <strong>di</strong>eser Thematik.<br />
Originalia<br />
Trotz des Referates von Prof. reicHle und toxikolgischen Beiträgen<br />
auf verschiedenen Treffen bzw. Arbeitskreisen der EAV<br />
werden weder personelle, inhaltliche noch me<strong>di</strong>zinische Konsequenzen<br />
gezogen – <strong>di</strong>es ist mehr als fahrlässig!<br />
Folgender Gedanke aus all dem Gesagten drängt sich mir<br />
auf:<br />
1. Eine Heilung der Patienten scheint in <strong>di</strong>esem System unerwünscht<br />
zu sein. Dies zeigt sich an der zahlenmäßigen Zunahme<br />
der chronischen Krankheiten wie z.B. der Hypertonie,<br />
Diabetes mellitus, Rheuma, Asthma, Colitis, LWS- und HWS-<br />
Syndrom, Migräne, psychischen Krankheiten etc.<br />
Chronische Krankheiten entstehen immer dann, wenn unser<br />
Organismus eine Situation nicht mehr zu regulieren, das<br />
heißt, zu ordnen vermag. Genau dann ist der Boden bereitet<br />
für eines der Miasmen (Psorinum, Tuberkulinum, <strong>Med</strong>orrhinum,<br />
Luesinum, Carcinosinum).<br />
2. Ganzheitliche <strong>Med</strong>izin umfasst alle Fachgebiete, auch <strong>di</strong>e<br />
Zahnme<strong>di</strong>zin. Leider verstehen <strong>di</strong>e meisten Zahnme<strong>di</strong>ziner<br />
nicht den Zusammenhang zwischen Werkstoffkunde und<br />
Systemregulation.<br />
Literatur<br />
1 Prof. Dr. med. Dr. med. dent. H. F. Herget und Mitarbeiter, Kopf- und Gesichtsschmerz,<br />
Könemann Verlagsgesellschaft mbH, 2000<br />
2 M. M. Hadulla, O. Richter, H. Tauer, Die chronischen Krankheiten, ML-Verlag,<br />
2005<br />
3 Prof. Dr. O. Wassermann, M. Weitz, Priv. Doz. Dr. C. Alsen-Hinrichs, Kieler Amalgam-Gutachten,<br />
Institut für Toxikologie im Klinikum der Christian-Albrechts-<br />
Universität Kiel, 1997<br />
4 Prof. Dr. Dr. F. X. Reichl, Prof. Dr. K. Mohr, Prof. Dr. L. Hein, Prof. Dr. R. Hickel,<br />
Taschenatlas der Pharmakologie und Toxikologie für Zahnme<strong>di</strong>ziner, Thieme<br />
Verlag, 2007<br />
5 Dr. I. Fonk, Darmparasitose in der Humanme<strong>di</strong>zin, Akse Verlag, 2002<br />
34 2/2010
2/2010<br />
Kongressberichte<br />
Der 118. ZAEN-Kongresses<br />
wurde am 18. März 2010 feierlich<br />
eröffnet. Der Festredner<br />
Prof. HArtmut Heine, der seine<br />
Teil nahme kurzfristig absagen<br />
musste, wurde daher für seine<br />
Arbeit im Dienste der Matrixforschung<br />
in Abwesenheit geehrt.<br />
Der Präsident des ZAEN,<br />
Dr. OlAf KuHnKe, richtete Worte<br />
der Ehre und Anerkennung<br />
an Frau Heine und das Publikum.<br />
Anschließend überreichte<br />
er Frau Heine stellvertretend<br />
<strong>di</strong>e Ehrenmitgliedsurkunde.<br />
Nach der herzlichen<br />
Begrüßung durch den Oberbürgermeister<br />
der Stadt,<br />
Julian oSSWalD, ging Prof.<br />
Heinz scHilcHer mit dem<br />
Publikum auf kurzweilige<br />
Reise durch <strong>di</strong>e Blumengärten<br />
in der Kunst. Sein besonderes<br />
Augenmerk lag dabei<br />
auf der Darstellung von Heilpflanzen,<br />
<strong>di</strong>e ja schon seit<br />
alters her große Bedeutung<br />
für den Menschen haben.<br />
Naturheilkunde neu entdecken<br />
Der 118. ZAEN-Kongress war ein großer Erfolg<br />
OlAf KuHnKe referiert über <strong>di</strong>e Ver<strong>di</strong>enste von Prof. Heine.<br />
Prof. scHilcHer. auf seiner<br />
Reise durch <strong>di</strong>e Blumengärten<br />
der Kunst.<br />
OB Julian Osswald<br />
zaenmagazin<br />
Das Leitthema<br />
Die Vortragsreihe zum Leitthema<br />
des 118. ZAEN-Kongresses<br />
war dem sehr aktuellen Thema<br />
„Müde, erschöpft, ausgelaugt<br />
– von der Mitochondriopathie<br />
bis zur chronischen Erkrankung“<br />
gewidmet. Die Brisanz<br />
<strong>di</strong>eses Themas rührt zum einen<br />
daher, dass heute immer mehr<br />
Menschen unter chronischer<br />
Mü<strong>di</strong>gkeit leiden, und zum anderen<br />
dass <strong>di</strong>e Mitochondrien-<br />
<strong>Med</strong>izin, <strong>di</strong>e neue Wege in der<br />
Stellvertretend für Ihren Mann nahm Frau Heine <strong>di</strong>e Urkunde zur<br />
Ehrenmitgliedschaft aus den Händen von OlAf KuHnKe entgegen.<br />
Diagnose und der Therapie <strong>di</strong>eser Erkrankung geht, als eine ganz<br />
neue Richtung in der <strong>Med</strong>izin verstanden werden muss.<br />
Die Mitochondrien, <strong>di</strong>e Kraftwerke der Zelle, spielen eine<br />
entscheidende Rolle bei der Entstehung von Krankheiten aller<br />
Art. Während noch vor wenigen Jahren nur <strong>di</strong>e erblich be<strong>di</strong>ngte<br />
Mitochondriopathie als Ursache von Stoffwechselstörungen<br />
<strong>di</strong>skutiert wurde, waren sich <strong>di</strong>e Wissenschaftler in Freudenstadt<br />
darin einig, dass Mitochondrien durch zahlreiche epigenetische<br />
und exogene Faktoren in ihrer Funktion beeinträchtigt<br />
werden können. Z.B. Pestizide und andere Toxine können in <strong>di</strong>e<br />
Mitochondrien eindringen und dort <strong>di</strong>e membranstän<strong>di</strong>gen<br />
Atmungsketten-Enzyme beeinflussen. Ebenso können auch therapeutische<br />
wirksame Substanzen – mitotrophe Wirkstoffe – zur<br />
Behandlung von Mitochondriopathien eingesetzt werden.<br />
Als ein Beispiel für stoffwechselaktivierende Stoffe nannte Prof.<br />
HArAld HOenscH <strong>di</strong>e Flavonoide, eine Stoffgruppe, <strong>di</strong>e durch<br />
zwei – über eine C3-Brücke miteinander verbundene –aromatische<br />
Ringe charakterisiert ist.<br />
35
zaenmagazin<br />
Die Wirkung der verschiedenen<br />
Flavonoide<br />
reicht nach Aussage des<br />
Wissenschaftlers von: antientzündlich<br />
und antiödematös<br />
über <strong>di</strong>e Hemmung<br />
der Karzinogenese bis hin<br />
zur Steigerung der Apoptose.<br />
Auch eine Wirkung<br />
Prof. Harald Hoensch<br />
auf <strong>di</strong>e Schutzenzyme des<br />
Körpers, <strong>di</strong>e Hemmung der<br />
COX-2-Enzyme und <strong>di</strong>e Interaktion mit mitochondrialen Prozessen<br />
ist nachgewiesen.<br />
Nach Aussage von Dr. frAnz enzmAnn in seinem Vortrag über<br />
„Mitome<strong>di</strong>zin“ in der Augenheilkunde sind <strong>di</strong>e Mitochondrien<br />
aufgrund ihrer großen<br />
Oberfläche besonders gefährdet<br />
und werden bei anhaltender<br />
Intoxikation der<br />
Zellen, z.B. durch Ra<strong>di</strong>kale,<br />
irreparabel geschä<strong>di</strong>gt.<br />
Bei der Therapie sei darauf<br />
zu achten, dass in ausreichend<br />
hoher Dosierung<br />
gearbeitet werden müsse<br />
und dass <strong>di</strong>e mitotrophen<br />
Dr. Franz Enzmann<br />
Substanzen (wie z.B. Q10) auch wirklich in <strong>di</strong>e Christae der Mitochondrien<br />
gelangen.<br />
Und noch eines wurde im Rahmen der Vortragsveranstaltung<br />
deutlich: Wenn es um <strong>di</strong>e Mitochondrien geht, ist es verfehlt,<br />
nur von den „Kraftwerken der Zelle“, von Energie zu reden.<br />
Die Mitochondrien spielen eine weit größere Rolle für <strong>di</strong>e Funktionsfähigkeit<br />
und Gesundheit der Zelle als bisher angenommen.<br />
Besonders aufmerksam hörten <strong>di</strong>e Teilnehmer beim Vortrag über<br />
Elektrosmog und Mitochondriopathie von Dr. ulricH WArnKe<br />
zu. Er widersprach den vollmun<strong>di</strong>gen Aussagen der Telefonkonzerne:<br />
– Handys seien sicher,<br />
– ein Wirkungsmechanismus einer Schä<strong>di</strong>gung sei nicht bekannt,<br />
– und wenn, sei <strong>di</strong>e Größenordnung unterhalb thermischen<br />
Rauschens,<br />
– <strong>di</strong>e Quantenenergie der Strahlung sei zu gering,<br />
– es gäbe keine Störungen und<br />
– elektrosensible Menschen seien Nocebos unterlegen.<br />
WarnKe verwies dabei auf eine Reihe von Stu<strong>di</strong>en <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e<br />
schä<strong>di</strong> gende Wirkung von Handy-Strahlen belegen. Demzu folge<br />
gibt es sowohl ther mische<br />
als auch athermische Wirkungen.<br />
Die Gesetzgeber<br />
versuchen derzeit mit<br />
Grenzwerten pathologische<br />
Erwärmung zu verhindern,<br />
athermische (biologische)<br />
Dr. Ulrich Warnke<br />
Wirkungen werden jedoch<br />
noch garnicht berücksichtigt.<br />
Neuwahl des Vorstandes der Neural-<br />
therapeuten<br />
Kongressberichte<br />
In Rahmen des Frühjahrskongresses fand <strong>di</strong>e Neuwahl des Vorstandes<br />
der Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke, Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
e.V. statt. Die alten Vorstandsmitglieder wurden<br />
einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Dr. Jürgen reHder gab seiner<br />
Freude über <strong>di</strong>e Geschlossenheit der Gesellschaft Ausdruck<br />
und hob hervor, dass <strong>di</strong>e Neuraltherapeuten in <strong>di</strong>esem Jahr mit<br />
284 Teilnehmern <strong>di</strong>e beste Auslastung der Kurse seit Bestehen<br />
der Gesellschaft zu verzeichnen habe.<br />
Der neue Vorstand der IGNH (v.l.n.r.): Prof. Lorenz Fischer, Dr. Bernd<br />
Belles, Imke Plischko, Dr. Jürgen Rehder, Dr. Uta Rehder, Dr. Hagen<br />
Huneke<br />
Rahmenprogramm<br />
Auch in <strong>di</strong>esem Frühjahr trug das anspruchsvolle und abwechslungsreiche<br />
Begleitprogramm mit zu einem guten Gelingen des<br />
Kongresses bei. Besonders hervorzuheben sind dabei der Lauf-<br />
und Langlauftreff von Dr. cHristiAne clAuder und der Salsa-<br />
Workshop von Dr. BArBArA dOll. Alle Veranstaltungen fanden<br />
einen regen Zuspruch.<br />
36 2/2010
2/2010<br />
Kongressberichte<br />
PD Dr. Werner KnöSS, BfArM,<br />
ging in seinem Vortrag auf <strong>di</strong>e<br />
Bedeutung der pharmazeutischen<br />
Qualität der Phytopharmaka<br />
und Homöopathika für<br />
<strong>di</strong>e ärztliche Verordnung in<br />
der Praxis ein. Zentrale Aufgabe<br />
des BfArM ist <strong>di</strong>e regulatorische<br />
Festlegung und<br />
Überwachung einer gleichbleibend<br />
hohen Qualität von<br />
Arzneimitteln mit dem Ziel,<br />
eine gute Wirksamkeit und<br />
Unbedenklichkeit des jeweiligen<br />
Wirkstoffes garantieren<br />
zu können. Da es sich bei pflanzlichen Arzneimitteln, im Gegensatz<br />
zu den meisten synthetischen Arzneimitteln, um natürliche<br />
Vielstoffgemische handelt, müssen hier besondere Güte-Kriterien<br />
zum Zuge kommen:<br />
beginnend beim Anbau<br />
der Pflanze, über <strong>di</strong>e Herstellung<br />
der Droge, bis hin<br />
zu den z.T. sehr zahlreichen<br />
wirksamkeitsbestimmenden<br />
und -mitbestimmenden<br />
Wirkstoffen.<br />
Dr. Werner Knöss<br />
Obwohl das BfArM, wie<br />
KnöSS bemerkte, „alles reguliert<br />
und einschränkt und<br />
Präparate verbietet“, und daher vielerorts einen eher schlechten<br />
Ruf genießt, bestünden auf der Sachebene im Bereich der Qualitätsanforderungen,<br />
wie sie von Prof. ScHilcHer bereits seit den<br />
60er Jahren gefordert werden, etliche Gemeinsamkeiten zwischen<br />
dem BfArM und der Industrie.<br />
Wirksamkeit zwischen Evidenz<br />
und Erfahrung<br />
Prof. Dr. volKer ScHulz hob in seinem Vortrag <strong>di</strong>e besondere Bedeutung<br />
des Hausarztes für<br />
<strong>di</strong>e Phytotherapie hervor.<br />
Der Hausarzt ist täglich in<br />
der Pflicht zu handeln, zu<br />
behandeln! Seine Erfahrung<br />
ist etwas sehr Pragmatisches,<br />
etwas sehr Wertvolles,<br />
das langsam und mit<br />
der Zeit wächst. Wissenschaftliche<br />
Evidenzen sind<br />
Festsymposium<br />
zu Ehren von Prof. Dr. Dr. h.c.mult. HEinZ sCHilCHEr<br />
Prof. Schilcher in seinem Abschlussvortrag<br />
zaenmagazin<br />
im Gegensatz dazu relativ<br />
schnell zu gewinnen und haben<br />
eine ganz andere Qualität.<br />
Als anschauliches Beispiel<br />
nannte ScHulz <strong>di</strong>e Patienten<br />
mit unheilbaren Krankheiten,<br />
denen ein Arzt im Hinblick auf<br />
eine Evidence Based <strong>Med</strong>icine<br />
keine Hoffnung auf eine<br />
wirksame Arzneimitteltherapie<br />
machen könnte, und fügte<br />
mahnend hinzu: „Wer dem<br />
behandlungswilligen Patienten<br />
und dessen Angehörigen<br />
<strong>di</strong>e Hoffung nimmt, der schadet.“<br />
Mit anderen Worten: Unbedenklichkeit kann in der Praxis<br />
manchmal wichtiger sein als Wirksamkeit.<br />
In einem kritischen Rückblick auf zwei Jahrzehnte der Therapie<br />
mit Phytopharmaka hob ScHulz eine Reihe von Punkten hervor,<br />
<strong>di</strong>e sowohl von den Anwendern als auch von der Herstellern<br />
pflanzlicher Arzneimittel neu zu überdenken seien:<br />
1. Die pharmakologische Stärke der Phytopharmaka ist oft zu<br />
schwach;<br />
2. Der Allopathie-Anspruch provoziert einen Wettbewerb, der<br />
für Phytopharmaka nicht zu gewinnen ist;<br />
3. Unbedenklichkeitsanspruch ist oft zu vermessen;<br />
4. Spezialextrakte lassen Zugewinn an klinischem Nutzen im<br />
Dunkeln;<br />
5. Die Pflanze braucht zum vollen Therapieerfolg das Wort.<br />
Sein Credo: Phytotherapie braucht einen neuen Standort.<br />
Dieser kann nur gemeinsam mit den Kollegen aus der Pharmazie<br />
gefunden werden.<br />
Phytotherapie in der Geriatrie<br />
Die Lebenserwartung der Menschen in der Bundesrepublik<br />
steigt stetig an, daher gewinnt <strong>di</strong>e Pharmakologie in der Geriatrie<br />
nach Einschätzung von Prof. Dr. Dr. Dieter loeW zunehmend<br />
an Bedeutung. In seinem Vortrag erläuterte der bekannte Arzt<br />
und Pharmakologe <strong>di</strong>e vielfältigen<br />
physiologischen<br />
Veränderungen, <strong>di</strong>e mit<br />
dem Alter einhergehen,<br />
z.B. <strong>di</strong>e Abnahme der Albumin-Konzentration,<br />
<strong>di</strong>e<br />
Verminderung der Serum-<br />
Kreatinin-Clearence, <strong>di</strong>e Reduktion<br />
der Resorption im<br />
Dünndarm u.a.m. Gerade<br />
Prof. Volker Schulz Prof. Dieter Loew<br />
37
zaenmagazin<br />
pflanzliche Arzneimittel seien aus klinisch-pharmakologischer<br />
Sicht im Alter unproblematisch und bei gleicher In<strong>di</strong>kation chemisch-synthetischen<br />
Mitteln sogar vorzuziehen, da sie schnell<br />
wirksam sind und gut aufgenommen werden. Außerdem entstehen<br />
keine toxischen Metaboliten in der Leber, betonte loeW.<br />
Phytotherapie in Klinik und Praxis<br />
Kongressberichte<br />
ge Voraussetzung geknüpft: der frühzeitige Behandlungsbeginn.<br />
Patienten, <strong>di</strong>e mit einem CRP von unter 15 in <strong>di</strong>e Sprechstunde<br />
gekommen waren, konnten schon in wenigen Tagen geheilt<br />
werden. Bei Patienten mit einem CRP von über 60 war eine Behandlung<br />
mit Antibiotika meist das Mittel der Wahl.<br />
Von Hexenkräutern und einem unermüdlichen<br />
Kräuterprofessor<br />
Während PD Dr. anDre-MicHael beer über seine reichhaltigen Erfahrungen<br />
in der Anwendung klassischer Naturheilverfahren in Obgleich es sich bei <strong>di</strong>esem Festsymposium eigentlich um<br />
der Klinik Blankenstein berichtete, ging Dr. Martin aDler auf den ein „Phytosymposium“ handelte, sollten auch <strong>di</strong>e Vertreter der<br />
Einsatz und <strong>di</strong>e wissenschaftliche Erprobung von pflanzlichen Homöopathie nicht zu kurz kommen. Nach Dr. KnöSS, der auf<br />
und homöopathischen Aspekte der Herstellung ho-<br />
Kombina tionsarzneimitteln möopathischerArzneimit- in der niedergelassenen tel eingegangen war, und<br />
Praxis ein.<br />
Dr. aDler, der ein homöopa-<br />
Bei den von aDler thisches Komplexmittel in<br />
vorgestellten Stu<strong>di</strong>en han- der Praxis vorgestellt hatte,<br />
delte es sich um Langzeit- ergriff als vorletzter Redner<br />
stu<strong>di</strong>en mit bemerkens- ein klassischer Homöopath,<br />
werten Ergebnissen. Zum Dr. MicHael M. HaDulla, das<br />
Dr. Andre-Michael Beer einen berichtete er über Wort. HaDulla spannte mit Dr. Martin Adler<br />
eine Anwendungsbeob- seinem eindrucksvollen<br />
achtung mit einem pflanzlichen Kombinationsarzneimittel (mit Vortrag einen Bogen zwischen der Phytotherapie und der Ho-<br />
Wirkstoffen aus Eschenrinde, Zitterpappelrinde und -blättern, möopathie und nahm <strong>di</strong>e Zuhörer mit auf eine (arzneimittel-)<br />
sowie dem Echten Goldrutenkraut) im Vergleich zu Diclofenac bildreiche Reise von der Antike bis in <strong>di</strong>e Neuzeit.<br />
und Iboprofen. Die Ergebnisse der Untersuchungen – eine deut- Im Abschlussvortrag gewährte Professor ScHilcHer dem beliche<br />
Verkürzung der schmerzfreien Gehstrecke und eine Sengeisterten Publikum einige sehr persönliche Einblicke in seine<br />
kung des CRP – ließen keinen Zweifel an der Überlegenheit der nunmehr über 70-jährige „Heilkräuter-Erfahrung“, beginnend als<br />
pflanzlichen <strong>Med</strong>ikation im Vergleich zu den chemischen Alter- 9-jähriger Bub im Kräutergarten seiner Oma bis zu seinen Fühnativen.<br />
Einzige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie rungen im Heil- und Gewürzkräutergarten Missen-Wilhams.<br />
sei, wie aDler betonte, eine strenge und eine möglichst frühzei- ScHilcHer wies darauf hin, dass er aufgrund seiner langjähtige<br />
In<strong>di</strong>kationsstellung. Problematisch nannte aDler in <strong>di</strong>esem rigen wissenschaftlichen und praktischen Beschäftigung mit<br />
Zusammenhang den Umstand, dass <strong>di</strong>e pflanzlichen Mittel – im Arzneipflanzen ein grundsätzlicher Befürworter der tra<strong>di</strong>tionel-<br />
Gegensatz zu ihren synthetischen Alternativen – nicht von den len Anwendung von Heilkräutern sei. Er habe aber gleichzeitig<br />
Gesetzlichen Krankenkassen erstattet würden.<br />
wenig Verständnis dafür, wenn esoterische und vor allem mys-<br />
Weiterhin ging aDler auf eine aktuelle Untersuchung mit tische Vorstellungen sachliche Argumente in den Hintergrund<br />
einem homöopathischen Komplexmittel gegen Infektions- rücken lassen, auch wenn sie kulturgeschichtlich interessant sein<br />
krankheiten ein. Obgleich es sich um ein homöopathisches mögen.<br />
Arzneimittel handelt, konnte aDler auf eine Reihe von In-vitro- Für eine verantwortungsvolle Empfehlung von Heilkräutern<br />
Untersuchungen verweisen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Wirkung der Kombination müsse man zumindest über Grundkenntnisse von den wirk-<br />
auch auf zellulärer Ebene eindrucksvoll dokumentieren. Die gute samkeits-mit-bestimmenden Pflanzeninhaltsstoffen sowie über<br />
Wirksamkeit des Mittels bei Infektionen war nur an eine wichti- fun<strong>di</strong>erte Kenntnisse über unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen<br />
verfügen, betonte ScHilcHer.<br />
Prof. scHilcHer mit Ehefrau im entspannten Gespräch<br />
nach dem Symposium<br />
Für musikalische Höhepunkte sorgten <strong>di</strong>e Herrn anDreaS<br />
DieMer, Flügelhorn, und Stefan KneiSSler, Flügel.<br />
J. Meyer-Wegener<br />
38 2/2010
2/2010<br />
Kongressberichte<br />
Homöopathie im „Ringhof“<br />
In bester Stimmung und mit steigenden Teilnehmerzahlen<br />
fanden unter der Leitung von Dr. anne SParenborG-nolte und<br />
Dr. StePHan HeinricH nolte im „Ringhof“ wieder <strong>di</strong>e Homöopathiekurse<br />
A, B, C, D sowie ein F-Kurs und der Expertenkurs<br />
(G-Kurs) statt. Vorgeschaltet waren bereits<br />
am Dienstag <strong>di</strong>e Repertorisationskurse, für<br />
Anfänger von Dr. rolanD ScHule, für Fortgeschrittene<br />
unter dem Thema „Repertorisation<br />
von Symptomen und Zeichen der<br />
unmittelbaren Beobachtung und der körperlichen<br />
Untersuchung“ von Dr. anne SParenborG-nolte.<br />
Am Mittwoch begannen <strong>di</strong>e<br />
40-stün<strong>di</strong>gen Kurse nach dem Curriculum<br />
des Deutschen Zentralvereines Homöopathischer<br />
Ärzte. Zu den etwa 80 Humanme<strong>di</strong>zinern gesellten sich<br />
23 Zahnme<strong>di</strong>ziner, <strong>di</strong>e im Rahmen der Ausbildung der Internationalen<br />
Gesellschaft für ganzheitliche Zahnme<strong>di</strong>zin (GZM) <strong>di</strong>e<br />
Homöopathie-Kurse absolvierten und von Dr. rolanD ScHule<br />
betreut wurden. Dr. anton roHrer, Österreich, leitete in bewährter<br />
Form den Expertenkurs, der sich mit den Erfahrungen der<br />
Homöopathie mit alten und neuen Seuchen, Impfungen und<br />
Impffolgen (Dr. anne SParenborG-nolte und Dr. StePHan HeinricH<br />
nolte) sowie kindlicher Epilepsie und neurologischen Krankheiten<br />
(Dr. olaf ricHter und Dr. MicHael HaDulla) beschäftigte und<br />
in den auch als Einzelseminar buchbaren Kursen zahlreiche zusätzliche<br />
Teilnehmer anlockte.<br />
Der Präsident des ZAEN umringt von einem Teil der Dozenten auf<br />
dem Empfang im „Ringhof“. Von links nach rechts: AntOn rOHrer,<br />
Anne sPArenBOrg-nOlte, stePHAn HeinricH nOlte, OlAf KuHnKe, rOlAnd<br />
scHule, Henning HAger und rü<strong>di</strong>ger strAuss<br />
Auch das Beiprogramm konnte sich sehen lassen: Der Präsident<br />
des ZAEN, Dr. olaf KuHnKe, beehrte den Standort Ringhof<br />
und <strong>di</strong>e Gemeinde der Homöopathen durch <strong>di</strong>e Verlegung des<br />
offiziellen Begrüßungsempfanges der Kongresses in das Foyer<br />
des Ringhofes. In seiner kurzen Ansprache wür<strong>di</strong>gte er <strong>di</strong>e angewachsene<br />
Teilnehmerschar und <strong>di</strong>e Arbeit der seit Jahren dem<br />
ZAEN treuen Dozenten. Am anschließenden Filmabend wurde<br />
eine beeindruckende filmische Darstellung der Lebensgeschich-<br />
zaenmagazin<br />
te des hochbegabten Mathematikers und Nobelpreisträger JoHn<br />
forbeS naSH gezeigt. Dieser Film verführt den Zuschauer in <strong>di</strong>e<br />
aus einem kollektiven Feindbild geborenen Wahnidee des Protagonisten.<br />
Anschließend erfolgte eine Besprechung unter psychiatrischen<br />
und homöopathischen Gesichtspunkten. Der <strong>di</strong>daktische<br />
Wert liegt zum einen in der Tatsache, dass der Zuschauer<br />
über lange Zeit in den Wahn mit „einsteigt“,<br />
zum anderen in der unterschiedlichen Wahrnehmung<br />
der Teilnehmer, <strong>di</strong>e doch alle denselben<br />
Film sehen – so wie wir bei der Begegnung<br />
mit Menschen allgemein und Patienten<br />
im Besondern auch von unterschiedlichen<br />
Wahrnehmungen geleitet werden.<br />
Am Donnerstagabend hielt SH nolte im<br />
Kongresszentrum einen Vortrag zu dem Arzt<br />
van GoGHs, Dr. Paul GacHet, seiner homöopathischen<br />
<strong>Bio</strong>graphie sowie den letzten siebzig Tagen des Künstlers<br />
in Auvers. Freitagabend setzte an demselben Ort MicHael<br />
HaDulla in bewährt kurzweiliger Form seine kenntnisreichen Betrachtungen<br />
zu HoMer und den in seinen Epen vorkommenden<br />
Archetypen unter Aspekten der homöopathischen Typologie<br />
fort, wobei er sich tagesaktueller Kommentare nicht enthielt. Anschließend<br />
fand im Ringhof ein homöopathischer Stammtisch<br />
statt, an dem nach einem Vortrag von SH nolte über <strong>di</strong>e Honorarfrage<br />
zur Zeit HaHneManns Abrechnungsmodalitäten besprochen<br />
wurden. HaHneMann war ja nicht nur ein Revolutionär der<br />
<strong>Med</strong>izin, sondern auch der Abrechnung; er forderte entweder<br />
Pauschalen im Voraus oder <strong>di</strong>e Honorierung vor der Ausgabe der<br />
Arznei, wobei er auf <strong>di</strong>e finanzielle Situation der Patienten, <strong>di</strong>e er<br />
durch seine Sozialanamnese kannte, Rücksicht nahm.<br />
Am Samstag, der im Rahmen des Gesamtkongresses dem<br />
80. Geburtstag des Ehrenpräsidenten des ZAEN, Prof. sCHilCHEr<br />
gewidmet war, nahmen am späteren Vormittag alle Kurse am<br />
feierlichen Symposion im Kursaal teil. Der Nachmittag im Kurtheater<br />
dem Sonderseminar unserer besonderen Gäste zur kindlichen<br />
Epilepsie mit eindrucksvollen Fallbeispielen gewidmet,<br />
Dr. olaf ricHter gab einen offenen Einblick in <strong>di</strong>e Synthese von<br />
solidem klinischen neuropä<strong>di</strong>atrischen Wissen und Können und<br />
homöopathischer Betrachtung und Therapie. MicHael HaDulla<br />
Fröhliche Gesichter der schon jahrelang treuen Kursteilnehmer<br />
39
zaenmagazin Kongressberichte<br />
Festlicher Rahmen für <strong>di</strong>e Plenarveranstaltungen: Der große Saal im „Ringhof“<br />
zeigte in der zweiten Hälfte <strong>di</strong>e Aussagekraft und Wertung kindlicher<br />
Zeichnungen während einer homöopathischen Behandlung<br />
am Beispiel der Zeichnungen „verzauberter Familien“ oder<br />
des „Baum-Haus-Mann-Zeichentestes“.<br />
Der Sonntag endete nach einem weiteren „Theorie-Block“<br />
mit der Vorstellung der in höchst erstaunlicher Weise <strong>di</strong>e<br />
ursprünglichen Ergebnisse der Arzneimittelprüfungen HaHne-<br />
Manns bestätigenden Resultate der in den Kursen des Vorjahres<br />
durchgeführten Arzneimittelprüfung von Platinum metallicum<br />
und dem Einsammeln der Ergebnisse der <strong>di</strong>esmaligen Prüfungssymptome.<br />
Die durchweg guten Kurskritiken bestätigten <strong>di</strong>e inhaltliche<br />
Stimmigkeit, den Rahmen und <strong>di</strong>e Organisation sowie<br />
<strong>di</strong>e Qualität der Dozenten.<br />
Auch auf dem 119. ZAEN-Kongress im Herbst 2010 werden<br />
<strong>di</strong>e vierzigstün<strong>di</strong>gen Kurse A-E und G im „Ringhof“ stattfinden.<br />
Als auswärtiger Gast wird Dr. Jorgos kavouras am<br />
Samstag, dem 2. Oktober das Krankheitsmodell von gEorgE<br />
vitHoulkas der Ebenen der Gesundheit vorstellen, welches<br />
eine faszinierende Synthese eines allgemeinen Krankheitsverständnisses<br />
und den zu erwartenden Symptomen, Reaktionen<br />
und Erfolgen auf <strong>di</strong>e homöopathische Behandlung darstellt.<br />
Der am Dienstag, 28. September vorgeschaltete Repertorisationskurs<br />
(Dr. anne SParenborG-nolte) wird sich mit dem Thema<br />
der Wahrnehmung, Wertung und Auffindung der während der<br />
Anamnese auftretenden psychischen Symptome beschäftigen,<br />
zeitgleich wird für <strong>di</strong>e Anfänger eine Einführung in <strong>di</strong>e Repertorisation<br />
durch Dr. rolanD ScHule angeboten.<br />
Wir freuen uns schon jetzt auf zahlreiche Teilnehmer und<br />
bereichernde Impulse!<br />
Anne Sparenborg-Nolte, Stephan Heinrich Nolte<br />
M.M. Hadulla, O. Richter (Hrsg.)<br />
Die homöopathischen Arzneien<br />
Band 1: Wesen und Essenz<br />
geb., 210 S., 44 Abb., EUR 34,80<br />
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M.M. Hadulla, O. Richter (Hrsg.)<br />
Die homöopathischen Arzneien<br />
Band 2: Wesen und Essenz<br />
geb., 242 S., 44 Abb., EUR 36,80<br />
ISBN 978-3-88136-210-8(210-x)<br />
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M.M. Hadulla, O. Richter, N. Fattahi<br />
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M.M. Hadulla, O.Richter, H.Tauer (Hrsg.)<br />
Die chronischen Krankheiten<br />
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ISBN 978-3-88136-233-7(233-9)<br />
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M.M. Hadulla, O. Richter, T.A. Pfeil<br />
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geb., 51 Abb., EUR 53,00<br />
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alle ML Verlag, Uelzen<br />
40 2/2010
1<br />
2/2010<br />
Serie Klinikportraits<br />
Schwarzwaldklinik Bad Rippoldsau<br />
An <strong>di</strong>eser Stelle startet eine neue Serie, in der wir unseren<br />
Mitgliedern naturheilkundlich arbeitende Kliniken vorstellen<br />
möchten.<br />
Aufgrund der bereits langjährigen Zusammenarbeit<br />
insbesondere im Rahmen der Weiterbildung Naturheilverfahren<br />
beginnen wir mit der Schwarzwaldklinik Bad Rippoldsau,<br />
einem Rehabilitations- und Postakutzentrum für<br />
<strong>Ortho</strong>pä<strong>di</strong>e und Innere <strong>Med</strong>izin. Dr. cHristiAne clAuder war<br />
während des ZAEN-Kongresses in der Klinik vor Ort und erkun<strong>di</strong>gte<br />
sich im Gespräch mit Chefarzt mArtin Vierl sowie<br />
in einem Rundgang mit dem Leiter der Physiotherapie-Abteilung,<br />
AndreAs sPerBer, über <strong>di</strong>e Besonderheiten des Hauses.<br />
In<strong>di</strong>kationen – Patientenklientel<br />
In der Schwarzwaldklinik werden insbesondere alle Erkrankungen<br />
des Bewegungsapparates bzw. des Muskel-Skelett-Systems<br />
sowie des Bindegewebes über degenerative Gelenk- und<br />
Skeletterkrankungen, chronische Wirbelsäulenleiden und<br />
Schmerz syndrome bis hin zu Fibromyalgie behandelt. Postoperative<br />
Anschlussbehandlungen werden für alle Eingriffe am<br />
Bewegungsapparat, insbesondere nach Endoprothesen, Wirbelsäuleneingriffen,<br />
aber auch nach Amputationen durchgeführt.<br />
Dabei sind <strong>di</strong>e me<strong>di</strong>zinische, personelle, bauliche und personelle<br />
Ausstattung sehr auf gehbehinderte und frühmobilisierte Patienten<br />
ausgerichtet.<br />
Im Rahmen der Rehabilitation und AHB kommen Patienten<br />
zaenmagazin<br />
aller Altersgruppen, vorrangig jedoch im 5. bis 6. Lebensjahrzehnt.<br />
Die Aufenthaltsdauer beträgt je nach Kostenträger 3 bis<br />
4 Wochen.<br />
Behandlungskonzept<br />
Über <strong>di</strong>e Methoden der üblichen apparativen und Labor-Diagnostik<br />
hinaus sind eine Besonderheit zur Therapieplanung Isokinetische<br />
Muskeluntersuchungen und spezielle Einrichtungen<br />
zur Bewegungs- und Kraftmessung. Neben den schulme<strong>di</strong>zinischen<br />
Behandlungen werden auch Akupunktur, Teile der Neuraltherapie<br />
sowie Chirotherapie eingesetzt. Hingegen kommen<br />
Phytotherapeutika und Homöopathika zur <strong>di</strong>rekten Behandlung<br />
der orthopä<strong>di</strong>schen Krankheitsbilder hier nicht zur Anwendung,<br />
stattdessen eher zur Behandlung von begleitenden Beschwerden.<br />
Die besondere Stärke des Behandlungskonzeptes liegt in<br />
der multimodalen Schmerzbehandlung. Vor allem <strong>di</strong>e Anwendungen<br />
der umfangreichen Physikalischen Therapie und insbesondere<br />
einer derart breit gefächerten Balneotherapie mit<br />
in<strong>di</strong>viduellem Therapiekonzept für jeden einzelnen Patienten<br />
sind in <strong>di</strong>eser Form heute nur noch selten zu finden. Hier werden<br />
speziell <strong>di</strong>e natürlichen Heilquellen wie Moorbäder mit Naturmoor,<br />
Heubäder, Mineralquellwasser für Mineralbäder (sowie<br />
auch im Schwimmbad und für Trinkkuren) genutzt und zudem<br />
Kneipp-Anwendungen, Dampfduschen, Stangerbäder sowie 2-<br />
und 4-Zellenbäder durchgeführt. Diese personalintensiven Einzelphysiotherapieanwendungen,<br />
<strong>di</strong>e für jeden Patienten optimal<br />
41
zaenmagazin<br />
zusammengestellt werden, sind als ganz besonderes therapeutisches<br />
Konzept anzusehen, das in Bad Rippoldsau in <strong>di</strong>eser Form<br />
auch weiterhin erhalten bleiben soll.<br />
Darüber hinaus wird Wert auf Gruppentherapien gelegt. Insbesondere<br />
spezielle Gruppengymnastik und Bewegungs- oder<br />
Sporttherapien haben in Gemeinschaft von Mitpatienten den<br />
Effekt des Zusammengehörigkeitsgefühls, einer Reduktion von<br />
„Schwellenängsten“ und unter sinnvoller Leitung einen positiven<br />
Wettbewerbseffekt. Auf <strong>di</strong>e in<strong>di</strong>viduelle Leistungsfähigkeit wird<br />
dabei durch verschiedene Leistungsniveaus Rücksicht genommen.<br />
mArtin Vierl im Gespräch mit cHristiAne clAuder<br />
Speziell im Bereich der Naturheilverfahren kommen weiterhin<br />
Entspannungstherapie, Atemtherapie und Bewegungstherapie<br />
zum Einsatz. Gerade auf aktive Bewegung wird dabei viel<br />
Wert gelegt, wozu das herrliche Bewegungsbad mit Innen- und<br />
Außenbereich (mit Mineralquellwasser) sowie zwei großzügige<br />
Sporthallen und ein mit modernen Geräten ausgestatteter Fitnessraum<br />
regelrecht einladen.<br />
Insbesondere für „Bewegungseinsteiger“ sind <strong>di</strong>e „<strong>Med</strong>i-<br />
Swing“ bzw. „Bellicon-Swing“ hochelastischen Mini-Trampoline<br />
eine außergewöhnliche Besonderheit. Hier ist durch <strong>di</strong>e Ausstattung<br />
mit speziell dehnbaren Einzelseilringen ein besonders<br />
sanftes, weiches und gleichzeitig sehr effektives Training gerade<br />
für Nicht-Sportler oder ältere Menschen möglich. Es wirkt sich<br />
Serie Klinikportraits<br />
nicht nur auf den Muskelaufbau, sondern auch auf Gelenke,<br />
Bandscheiben, Stoffwechsel, Körpergewicht und Balance positiv<br />
aus und motiviert <strong>di</strong>e Patienten durch <strong>di</strong>ese spürbaren Erfolge zu<br />
weiterer sportlicher Aktivität.<br />
Beim Nor<strong>di</strong>c Walking in Gruppen wird ein im wahrsten Sinne<br />
Terraintraining durchgeführt, wobei hier das Erleben der Natur<br />
eine besondere Rolle spielt. So genießen <strong>di</strong>e Patienten aufgrund<br />
der herrlichen, eher einsamen Lage der Klinik <strong>di</strong>e wohltuende<br />
Ruhe und frische Schwarzwaldluft und spüren rasch den Erholungseffekt.<br />
Vorbereitung auf den Alltag<br />
Ein wichtiger Bestandtal des Aufenthalts ist <strong>di</strong>e Verhaltensschulung<br />
zur Vorbereitung der Patienten auf den Alltag.<br />
So wird gesundes Ernährungsverhalten nicht nur durch<br />
Nahrungsmittelberatung und Buffetschulung zum Frühstück<br />
und Abendessen gefördert, sondern in der Essverhaltensgruppe<br />
werden fehlerhafte Gewohnheiten wie z.B. Frust- und Stressessen<br />
oder „Selbstbelohnung“ durch Essen besprochen und<br />
Änderungsstrategien erarbeitet. In der Lehrküche wird in der<br />
Gemeinschaft Freude am gesunden Kochen erlebbar gemacht.<br />
Für <strong>di</strong>e häusliche und berufliche Umsetzung werden außerdem<br />
Haltungstraining sowie Schulungen zur ergonomischen<br />
Arbeitsplatz- und Wohnraumgestaltung angeboten, wobei großer<br />
Wert auf <strong>di</strong>e Eigenverantwortung der Patienten gelegt wird.<br />
Dies gilt auch bei den Empfehlungen zur Stress- und Burn-out-<br />
Prophylaxe im Alltag.<br />
Vorgehen – Ansprechpartner<br />
Ein Heilverfahren wird über den RV-Träger vom Hausarzt beantragt,<br />
AHB-Anträge werden durch <strong>di</strong>e Akutklinik gestellt. Privat<br />
Versicherte erhalten nach vorherigem Antrag mit ärztlichem Befundbericht<br />
zumeist Pauschalen ihrer PKV und ggf. entsprechende<br />
Zahlungen der Beihilfestelle. Für Selbstzahler gibt es auch<br />
Spezialangebote.<br />
Info<br />
Ärztliche Leitung Chefarzt Martin Vierl<br />
Facharzt für <strong>Ortho</strong>pä<strong>di</strong>e und Unfallchirurgie, Chirotherapie<br />
und Sozialme<strong>di</strong>zin<br />
Kontakt Frau Piechnik, Frau Weller<br />
Telefon: 07440 / 80-210<br />
Fürstenbergstraße 68<br />
77776 Bad Rippoldsau-Schappach<br />
www.schwarzwaldklinik-rippoldsau.de<br />
info@schwarzwaldklinik-rippoldsau.de<br />
42 2/2010
2/2010<br />
Praxis<br />
Ernährung als Therapie<br />
Ernährungsme<strong>di</strong>zin in der naturheilkundlich-ärztlichen<br />
Praxis<br />
Immer wieder sind wir in Klinik und Praxis mit systemisch-chronischen<br />
Erkrankungen konfrontiert, deren Ursachen wir im Einzelnen<br />
noch nicht kennen, für <strong>di</strong>e wir aber unsere Ernährung (mit-)<br />
verantwortlich machen. Dies sind in erster Linie Erkrankungen,<br />
<strong>di</strong>e das Verdauungssystem <strong>di</strong>rekt betreffen (Refluxösophagitis,<br />
Gastritis, Reizdarm, Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen,<br />
Hepathopathien) aber auch das Übergewicht, der Hypertonus,<br />
<strong>di</strong>e Arteriosklerose, Rheumatische Erkrankungen, Chronische Erschöpfung,<br />
Allergien, Krebs.<br />
<strong>Med</strong>ikamentöse Therapien sind manchmal nicht zu umgehen,<br />
aber sie bleiben immer nur symptomatisch: Sie blocken <strong>di</strong>e<br />
Säureproduktion der Belegzellen, sie dämpfen überschießende<br />
entzündliche und immunologische Prozesse mit Cortison, mit<br />
Mesalazin, mit Immunsuppressiva. Wir versuchen Schlimmeres<br />
zu verhüten, aber <strong>di</strong>e Ursachen beseitigen wir damit nicht.<br />
„Egal wie der Vater der Krankheit heißt,<br />
<strong>di</strong>e Mutter ist immer <strong>di</strong>e Ernährung.“<br />
(chinesisches Sprichwort)<br />
Die Bedeutung der Schleimhautintegrität und <strong>di</strong>e Rolle des intestinalen<br />
Immunsystems („gut associated lymphoid tissue“<br />
(GALT)) bei der Entstehung systemischer Entzündungen und ihren<br />
Folgen konnte in den letzten Jahren in vielen Untersuchungen<br />
nachgewiesen werden.<br />
Wie aber können wir durch eine vernünftige Diätetik <strong>di</strong>e<br />
entzündlich-immunologischen Veränderungen der intestinalen<br />
Mukosa, des intestinalen Immun- und Nervensystem, des Stoffwechselsystems<br />
therapeutisch beeinflussen? Und: Was können<br />
wir dem Gesunden raten, wie und was er essen soll? Die folgende<br />
Zusammenstellung weist den Weg. Sie kann als Leitlinie für<br />
eine in<strong>di</strong>viduelle Beratung genutzt werden.<br />
Der Mensch ist was er verdaut!<br />
Vorraussetzung für <strong>di</strong>e ordnungsgemäße enzymatische Aufschlüsselung<br />
und Verdauung aller Nahrungsbestandteile ist ein<br />
intaktes gesundes Schleimhautsystem. Im proximalen Dünndarm<br />
werden aus dem Nahrungsbrei Aminosäuren, Einfachzucker,<br />
Fettsäuren und <strong>di</strong>e meisten Vitamine, Mineralien und<br />
Spurenelemente resorbiert. In den unteren Darmabschnitten,<br />
besonders im Dickdarm, siedelt eine an Zahl und Aktivität äußerst<br />
komplexe Bakterienflora, <strong>di</strong>e uns einerseits mit wichtigen<br />
Vitaminen und Metaboliten versorgt, andererseits aber auch immunmodulatorische<br />
und Abwehraufgaben erfüllt.<br />
Außerdem beherbergt der Darm das mukosa-assoziierte<br />
lymphatische Gewebe (MALT) den größten Teil unseres Immunsystems.<br />
80% der Immunzellen haben hier ihren Ursprung,<br />
kein anderes Organ bildet ähnlich viele Antikörper. Es ist ein<br />
fein abgestimmtes System aus Makrophagen, M-Zellen, B- und<br />
T-Lymphozyten. In der Darmmukosa liegt auch das intestinale<br />
Nervensystem, ein neuro-endokrinologisch hochaktives Gewebe.<br />
Hier wird etwa 90% des Serotonins gebildet, das nicht nur<br />
zaenmagazin<br />
stimmungsaufhellende und antidepressive, sondern auch appetitzügelnde<br />
Wirkung hat.<br />
„Der Mensch lebt nur von der Hälfte dessen,<br />
was er isst, von der anderen Hälfte leben <strong>di</strong>e Ärzte.“<br />
(Ägypten 2000 v.Chr.)<br />
Es ist <strong>di</strong>e chronische Überforderung der Verdauungsorgane –<br />
Magen, Dünndarm, Dickdarm, Bauchspeicheldrüse, Leber – <strong>di</strong>e<br />
zu Entzündungen der Darmschleimhaut, der Mukosa, zur Schä<strong>di</strong>gung<br />
des Immun- und Nervensystems und des gesamten<br />
Stoffwechsels führt:<br />
Wir essen zu viel, zu viel auf einmal, zu viel Schwerverdauliches.<br />
Wir essen zu schnell und zu hastig. Ein Teil der Nahrung<br />
bleibt unverdaut, und wird nicht von den Darmsäften aufgeschlüsselt.<br />
Was von der aufgenommenen Nahrung nicht rechtzeitig und<br />
nicht restlos enzymatisch abgebaut wird, das wird von den Bakterien<br />
in tieferen Darmabschnitten zersetzt. Aus essentiellen<br />
Aminosäuren Tyrosin, Tryptophan und Phenylalanin entstehen<br />
Fäulnisstoffe – Indol, Kresol, Phenol, Skatol. Schwerverdauliche<br />
faserreiche Kohlenhydrate gären, es entstehen Butanol, Propanol<br />
und andere Fuselalkohole. Alle <strong>di</strong>ese Stoffe sind zytotoxisch<br />
43
zaenmagazin<br />
und kanzerogen. Sie führen zu entzündlichen Veränderungen<br />
der Darmschleimhaut, werden resorbiert, durchströmen das<br />
mukosale Immun- und Nervensystem und den gesamten Stoffwechsel.<br />
Sie können in Faeces, Urin, Blut nachgewiesen werden<br />
(Labor: In<strong>di</strong>kainprobe). Wir sprechen von der Intestinalen<br />
Autointoxikation – von der Selbstvergiftung vom Darm.<br />
Das Ausmaß <strong>di</strong>eser Zersetzungsvorgänge erkennt man an<br />
der Bildung von Darmgasen, an der Auftreibung des Leibes und<br />
am üblen Geruch des Stuhles. Dieser Reizzustand äußert sich<br />
in einer Neigung zu breiigen und schmierigen Entleerungen.<br />
Häufig stellt sich dann aber auch ein Erschöpfungszustand des<br />
Darms ein, mit unzureichender Darmsaftbildung und mit hartnäckiger<br />
Darmträgheit. Diese Patienten leiden besonders unter<br />
den Intoxikationen. (Anamnese, Befunderhebung)<br />
Es kommt zu einer Vermehrung der Bakterien in den Dünndarm<br />
hinein (Overgrowth-Syndrom) und einer ausgeprägten<br />
Dysbiose mit einer Verminderung der aeroben Leitkeime Lactobacillen<br />
und Bifidobakterien, <strong>di</strong>e für <strong>di</strong>e Schleimhautintegrität<br />
(tight junctions) mitverantwortlich sind.<br />
Die exsudative Entzündung der Darmschleimhaut (Labor:<br />
alpha-1-Antitrypsin, Calprotectin im Stuhl) führt zur Störung der<br />
Schleimhautimmunität (Labor: sIgA im Stuhl), Auflösung der<br />
Tight-junctions, der Verbindungen zwischen den Darmschleimhautzellen,<br />
und zum Leaky-gut-Syndrom, dem Syndrom des<br />
„löchrigen Darms“. Hier können hochmolekulare, unverdaute<br />
Proteine penetrieren und treffen in der Mukosa auf das vegetative<br />
Immunsystem. Dort können sie <strong>di</strong>e Antikörperbildung auslösen<br />
(Labor: IgE, IgG auf Nahrungsmittel).<br />
Nitrosativer Stress – Mitochondriopathie –<br />
Serotoninverlust<br />
Diese Entzündungen in der Schleimhautfläche löst eine Kaskade<br />
von mukosalen und systemischen immunologischen Reaktionen<br />
aus:<br />
Bildung von Entzündungsme<strong>di</strong>atoren (z.B. TNFα, IL-6), <strong>di</strong>e<br />
wir heute für viele systemischen Erkrankungen (wie Rheuma,<br />
CED) verantwortlich machen.<br />
Anfall an Sauerstoffra<strong>di</strong>kalen und nitrosativem Stress. Dies<br />
führt zu Schäden an den Mitochondrien und der Atmungskette.<br />
(Labor: Mitochondriale Aktivität, Nitrotyrosin). Die Zuckerverbrennung<br />
im Zitronesäurezyklus wird gehemmt und<br />
es fällt vermehrt Lactat an (Labor: Pyruvat/Lactat-Verhältnis).<br />
Es kommt zur Übersäuerung. Die Leitsymptome sind: Mü<strong>di</strong>gkeit,<br />
Erschöpfung, morgendlich lange Anlaufszeit, Zerschlagenheit,<br />
Gelenksteife, LWS-Schmerzen, morgendliche<br />
Inappetenz, „Fress“-Attacken auf „Süßes.“<br />
Verbrauch an Vitaminen und Spurenelementen.<br />
Verlust an Serotonin mit depressiven Symptomen, Antriebslosigkeit,<br />
übersteigertem Appetit.<br />
Der therapeutische Weg<br />
Oberstes Ziel ist <strong>di</strong>e Beseitigung der Intestinalen Intoxikation<br />
und <strong>di</strong>e Entzündungsvorgänge kommen zur Ruhe, das Verdauungssystem,<br />
das Immunsystem, der ganze Stoffwechsel wird regenerieren<br />
und gesunden.<br />
Für eine therapeutische und präventive Dätetik ergeben<br />
sich folgende Grundsätze: Wir müssen uns einerseits alle Stof-<br />
Praxis<br />
fe zuführen, <strong>di</strong>e wir brauchen: Eiweiße für <strong>di</strong>e Erneuerung von<br />
Substanz- und Funktionsproteinen. Fette und Kohlenhydrate zur<br />
Deckung des Energie- und Wärmehaushaltes. Vitamine, Mineralstoffe<br />
und Spurenelemente für den reibungslosen Ablauf aller<br />
Stoffwechselvorgänge. Ebenso aber gilt ein Zweites: Wir müssen<br />
der in<strong>di</strong>viduellen Verdauungsleistung Rechnung tragen: Keine<br />
Überforderung der in<strong>di</strong>viduellen verdauenden und stoffwechselnden<br />
Systeme!<br />
Alle Nahrungsbestandteile müssen so gegessen und gekaut<br />
werden, dass sie im Mund vollstän<strong>di</strong>g verspeichelt sind, im Magen<br />
von der Magensäure vollkommen eingesaftet werden. Im<br />
Duodenum sollten sie von den Enzymen durchdrungen und in<br />
ihre Bausteine – Proteine in Aminosäuren und Dipeptide, Kohlenhydrate<br />
in Di- und Monosaccharide, Fette in <strong>di</strong>e einzelnen<br />
Fettsäuren – aufgeschlüsselt werden, damit sie resorbiert werden<br />
können. Entzündungen in tiefer liegenden Darmabschnitten<br />
werden entlastet und können abheilen. Deshalb:<br />
Kauen, einspeicheln, auskosten!<br />
Kleinere Mahlzeiten – je kränker der Patient, desto kleiner <strong>di</strong>e<br />
Mahlzeiten!<br />
Faserhaltige Nahrungsmittel, Obstsäuren und säurehaltige<br />
Speisen sind beim Kranken, besonders in den ersten Tagen<br />
und Wochen zu meiden.<br />
Kohlenhydratreduktion – bei schwereren Erkrankungen in<br />
den ersten Tagen strenger, später etwas moderater.<br />
Fettbetonte Kost – <strong>di</strong>e Energiegewinnung aus Fettsäuren ist<br />
auch bei ausgeprägter Mitochondriopathie und nitrosativem<br />
Stress problemlos möglich.<br />
Reduziert man Brot, Obst und Salate für kurze Zeit auf ganz<br />
knapp bemessene Mengen und begrenzt <strong>di</strong>e Mahlzeiten, dann<br />
beendet man in wenigen Tagen den Gärungs- und damit auch<br />
den Fäulnisprozess. Die Darmflora regeneriert sich, <strong>di</strong>e exsudative<br />
Entzündung kommt zur Ruhe, <strong>di</strong>e Schleimhaut regeneriert<br />
sich, <strong>di</strong>e Leaky-guts heilen, <strong>di</strong>e Giftbildung hört auf, das Immunsystem<br />
erholt sich, <strong>di</strong>e Krankheitssymptome verschwinden.<br />
Gesundet der Darm, gesundet der Mensch!<br />
Um schnell zu einem Erfolg zu kommen, ist der Anfang etwas<br />
streng gehalten und zwar für wenige Tage mit einer fast kohlenhydratfreien<br />
Kost – eiweiß- und fettbetont. Der Patient isst dabei<br />
kaum mehr Eiweiß als früher, denn Brot, Nudeln, Kartoffeln enthalten<br />
auch nicht unerhebliche Mengen Eiweiß. Kohlenhydratträger,<br />
vor allem Getreide, sind zunächst aber für einige Tage gestrichen<br />
oder werden nur in sehr knappen Mengen in <strong>di</strong>e Kost eingefügt.<br />
Dafür wird der Fettanteil etwas angehoben. Eiweiß und Fett sind<br />
dann erfahrungsgemäß leicht verdaulich und bekömmlich.<br />
Der Arzt muss den Patienten auf <strong>di</strong>esem Weg begleiten. Er<br />
braucht sein Vertrauen und seine Mitarbeit. Ziel der gemeinsamen<br />
Bemühungen ist es, eine gemischte und gehaltvolle, aber<br />
leicht bekömmliche Kost zu finden, eine Ernährungsweise, <strong>di</strong>e<br />
den Lebensgewohnheiten und den Alltagsbelastungen so gut<br />
wie möglich angepasst ist. Die Kost ist in der ersten Zeit etwas<br />
monoton und in den jeweiligen Mahlzeiten einfach zusammengesetzt<br />
– aus zwei bis drei Nahrungskomponenten. Die ersten<br />
Eiweiß-Fett-Mahlzeiten müssen knapp bleiben. Zu Anfang muss<br />
alles weggelassen werden, was stört und den Heilungsprozess<br />
behindern könnte.<br />
44 2/2010
2/2010<br />
Praxis<br />
Wie soll der Patient essen?<br />
1. Jede Mahlzeit soll köstlich zubereitet sein, denn es muss<br />
schmecken. Und jeder Bissen muss im Mund ausgeschmeckt<br />
werden, muss im Mund anverdaut werden.<br />
2. In den ersten Tagen wird <strong>di</strong>e Mahlzeit aus einfachen Lebensmitteln<br />
möglichst zuhause zubereitet und zuhause gegessen.<br />
3. Die eigene Mahlzeit kann auch im Kreise anderer Menschen,<br />
z.B. der Familie, eingenommen werden. Bei <strong>di</strong>esen Mahlzeiten<br />
<strong>di</strong>e Anderen reden lassen, ruhig und gelassen bleiben,<br />
auch wenn das eigene Essen etwas länger dauert.<br />
4. Keinen Ärger aufkommen lassen, möglichst keine Unterhaltung,<br />
nicht lesen, nicht fernsehen.<br />
5. Entspannt sitzen. Nur kleine Bissen in den Mund nehmen.<br />
Während des Essens Besteck immer wieder neben den Teller<br />
legen. Gabel oder Löffel erst wieder füllen, wenn der Mund<br />
leer ist.<br />
6. Sich auf das konzentrieren, was im Mund liegt: kosten und<br />
auskosten – schmecken, schmecken und ausschmecken,<br />
auch Getränke und flüssige Speisen.<br />
7. So lange schmecken und kosten, bis jede Speise<br />
– Mundtemperatur hat,<br />
– restlos zerkleinert ist,<br />
– restlos verflüssigt ist<br />
– und völlig ausgeschmeckt ist.<br />
8. Was in <strong>di</strong>eser Weise ausgeschmeckt und mit Speichel verflüssigt<br />
ist, das schluckt sich aus dem hinteren Teil der Mundhöhle<br />
in kleinen Portionen von selbst.<br />
9. Mehr Zeit zum Essen nehmen, das bietet mehr Genuss. Man<br />
merkt nach 20 bis 30 Minuten, wie sich ein inneres Sättigungsgefühl<br />
einstellt. Dann aufhören! So viel und so oft essen,<br />
dass man den ganzen Tag über wohlig satt ist, im Bauch<br />
leicht und leer.<br />
Wann soll er essen?<br />
1. Etwa sechs bis acht Mahlzeiten über den Tag verteilt. Drei<br />
etwas betonte Hauptmahlzeiten mit sechs bis acht, später<br />
acht bis zehn Bissen. Knappe Zwischenmahlzeiten mit vier<br />
bis sechs Bissen.<br />
2. Die Mahlzeiten in regelmäßigem Abstand von etwa drei<br />
Stunden einnehmen. Zeitpunkte etwa 7, 10, 13, 16, 19 und<br />
22 Uhr. Keine Mahlzeit auslassen!<br />
zaenmagazin<br />
3. Der Patient sollte immer gesättigt sein! Wenn Hungergefühl<br />
aufkommt, sofort etwas essen: zwei bis drei Bissen. Eventuell<br />
nur etwas Flüssigkeit, Wasser, Tee, eine Brühe.<br />
4. In den ersten Tagen keine hektischen und strapaziösen Aktivitäten!<br />
5. Es könnte dann Hunger oder ein Gefühl der Schwäche aufkommen.<br />
Sie sollten immer etwas zu Knabbern bei sich haben,<br />
z.B. etwas Hartkäse.<br />
Je kränker das Verdauungssystem, z.B. bei M. Crohn, Colitis ulcerosa,<br />
schweren Gelenkentzündungen oder bei ausgeprägten<br />
dyspeptischen Störungen, desto kleiner müssen <strong>di</strong>e Mahlzeiten<br />
sein. In akuten Fällen können zunächst einmal halbstündlich ein<br />
bis zwei, später stündlich drei Bissen gegessen werden. Dann alle<br />
zwei Stunden sechs bis acht Bissen, keine Hauptmahlzeiten.<br />
Was soll er essen?<br />
Je nach Schwere der Erkrankung, in den ersten Tagen nur Eiweißträger<br />
(Eier, Fisch, Fleisch) und Fett (Butter, Sahne, Speiseöl).<br />
Keine Kohlenhydratträger<br />
keine Speisen <strong>di</strong>e zur Gärung, und damit zur Bildung von Gärungssäuren<br />
führen.<br />
keine Speisen <strong>di</strong>e Säuren enthalten, also: kein Obst, keine<br />
Obstsäfte<br />
kein Salat, kein Gemüse, keine Rohsäfte, keine Gemüsesäfte<br />
keine Getreidespeisen, kein Brot, keine Kornprodukte, keinen<br />
Reis, keine Nudeln<br />
keine Süßigkeiten<br />
Nach einigen Tagen schrittweise kleine Mengen einfügen:<br />
weich gekochte Kartoffeln<br />
zartes, ganz weich gekochtes, mildes Gemüse<br />
zartes Weißbrot mit viel Butter<br />
Flüssigkeit:<br />
Morgens mindestens eine Stunde vor dem Frühstück sofort<br />
nach dem Aufwachen oder bereits beim Aufwachen in der<br />
Nacht ein bis zwei Gläser warmes Wasser.<br />
Tagsüber jeweils eine halbe Stunde vor jeder Mahlzeit ein<br />
halbes bis ein Glas warmes Wasser oder nicht säuerlichen<br />
Tee oder dünnen Kaffee (in kleinen Schlucken). Der Patient<br />
soll selbst herausfinden, wie viel Flüssigkeit er braucht, um<br />
einen geregelten, geformten Stuhl zu haben – auch bei<br />
leichter, knapper und ballaststoffarmer Kost.<br />
45
zaenmagazin<br />
Ein Fallbeispiel:<br />
Frau H, 42 J., Hausfrau und freiberufl. tätig, verh., 2 Kinder,<br />
stellt sich in meiner Praxis vor:<br />
Seit 20 Jahren besteht ein M. Bechterew mit sacroiliakalen<br />
Schmerzen. Vor zwei Jahren nach wiederholter Antibiose<br />
wegen einer rezi<strong>di</strong>vierenden Sinusitis und NSAR über 6 Monate:<br />
erst breiige, dann flüssige Durchfälle. Die Enterokoloskopie<br />
ergab: M. Crohn, NSAR-induziert.<br />
Unter Absetzen der NSAR und Gabe von Mesalazin und<br />
Cortison zeitweise Beschwerdebesserung: Stuhl breiig.<br />
Weiterhin Schmerzen im Sacroiliakalgelenk. Immer wieder<br />
flüssige Stuhlgänge.<br />
Aktueller Befund:<br />
� Blutige wässrige Diarrhöe seit 8 Wochen<br />
� Starke Bauchschmerzen, Rückenbeschwerden<br />
� BSG: 82/83 <strong>Med</strong>: 20 mg Cortison<br />
� Sehr schlanke Patientin, BMI 19, macht einen etwas<br />
überaktiven Eindruck<br />
� Bauch gebläht, Dünndarm und Colon descendens<br />
druckschmerzhaft<br />
Ernährungsanamnese: „normale gemischte Ernährung“,<br />
1 x täglich Obst, 1-2 x täglich einen großen Salat. Am<br />
Abend <strong>di</strong>e warme Mahlzeit gegen 19.00 Uhr. 1 x täglich<br />
Espresso.<br />
Die Blähungen sind etwas besser mit lactosefreien Milchprodukten,<br />
mit Vollkorn geht es ihr schlechter.<br />
Ernährungstherapie:<br />
Kauen, Schmecken, Einspeicheln!<br />
Zwei Tage kohlenhydratfrei, jede Stunde 3-4 Bissen.<br />
Ab dem dritten Tag: langsamer Aufbau mit Kartoffel, einem<br />
Zwieback (siehe Kasten unten)<br />
Mit den angegebenen Trinkmengen wird <strong>di</strong>e Ausscheidung von<br />
Darmgiften und Stoffwechselablagerungen erleichtert. Übergroße<br />
Flüssigkeitsmengen könnten <strong>di</strong>e Darmfunktion aller<strong>di</strong>ngs<br />
stören.<br />
Wie könnten <strong>di</strong>ese Mahlzeiten gestaltet werden?<br />
Frühstück<br />
Ein bis zwei Eier, fest wie Honig – evtl. nur das Eigelb, auch<br />
als stockiges Rührei mit Salz, evtl. auf einer halben Scheibe<br />
Toast mit reichlich Butter, dazu Kaffe oder Tee.<br />
Zwischenmahlzeit<br />
Morgens zwischen 10 und 11 Uhr: eine <strong>di</strong>cke Scheibe Hartkäse,<br />
z.B. trockener Emmentaler, evtl. mit Butter.<br />
Mittags<br />
Zarter Fisch, z.B. Lachs oder Forelle, Fleisch, bevorzugt Geflügel<br />
oder zartes Kalbfleisch, gebraten, gewürzt, Fett:<br />
Praxis<br />
Ab 8. Tag weiter mit Reis und einmal täglich etwas ganz<br />
weich gekochtes Gemüse<br />
– Fleisch, Fisch, Ei, -L-Milchprodukte (Käse, Rahmquark)<br />
– Öle, Butter, Sahne<br />
– Fleischbrühe<br />
– Dazu: über den Tag verteilt: eine kleine Kartoffel, eine<br />
Esslöffel Reis, 1 Zwieback<br />
Nach 2 Tagen: Stuhl breiig, noch Blut<br />
Nach 8 Tagen: Geformter Stuhl – noch 2 x täglich etwas<br />
braune Flüssigkeit – kein Blut – BSG 55/75<br />
Daraufhin: alle 2 Stunden etwa 6-8 Bissen<br />
Kohlenhydratzulagen etwas anheben: 1 x täglich etwas<br />
mildes, weichgekochtes Gemüse (Karotten, Zucchini) Keine<br />
Rohkost.<br />
Weitere Befundbesserung: keine Rückenschmerzen mehr –<br />
500 g Gewichtszunahme<br />
Nach 3 Wochen: Einmal täglich geformter Stuhl, keine<br />
Bauchschmerzen.<br />
Reduktion / Absetzen des Cortisons: 10 – 5 – 2,5 mg<br />
Nach 6 Wochen: BSG: 15/23, Cortison abgesetzt!<br />
Patientin isst bei jedem Essen mit, nimmt wieder am<br />
normalen Leben teil, kann sich aus jedem Essen (auch<br />
Geschäftsessen/Weihnachtsessen) heraussuchen, was ihr<br />
bekommt. Auch einige Schlucke Prosecco bekommen ihr.<br />
Nach 3 Monaten: BSG 5/14. Weiterhin einmal täglich geformter<br />
Stuhl, keine Bauchschmerzen.<br />
Gemischte leichtverdauliche, fettbetonte Kost – verteilt auf<br />
7 Mahlzeiten!<br />
frische Butter, Sahne. Alles wird weich, zart und lecker<br />
gewürzt.<br />
Dazu Kartoffeln – zunächst eine halbe Kartoffel ganz weich<br />
gekocht, nach ein paar Tagen eine ganze Kartoffel, dazu viel<br />
Butter. Keine Vorspeisen, keine Nachspeisen.<br />
Nachmittags<br />
Zum Beispiel eine Portion Weichkäse mit etwas Gelee.<br />
Abends<br />
Eine halbe Scheibe Toast, zart geröstet, mit viel Butter,<br />
dazu zwei bis drei Scheiben gekochten Schinken oder<br />
Käse. Alternativ ein Ei, z.B. ein Rührei mit etwas Gelee oder<br />
Marmelade.<br />
Spätabends<br />
Vor dem Zähneputzen ein bis zwei Ecken Schokolade –<br />
ohne Nüsse, ohne Rosinen, Stück für Stück auf der Zunge<br />
zergehen lassen.<br />
46 2/2010
2/2010<br />
Praxis<br />
Das Ergebnis <strong>di</strong>eser Umstellung:<br />
Der Patient isst weniger Kalorien, aber <strong>di</strong>e gleiche Menge Eiweiß<br />
wie früher, denn das Eiweiß in Brot und Teigwaren entfällt. Er isst<br />
etwas mehr Fett – zunächst nur Sahne und Butter: 100–120 g,<br />
das ist <strong>di</strong>e Menge <strong>di</strong>e der Durchschnittsbürger zu sich nimmt.<br />
Kohlenhydratträger werden langsam in knappen Mengen wieder<br />
eingefügt.<br />
Die Giftbildung im Darm hört auf:<br />
Der Patient wird satt und er nimmt ab.<br />
Der Leib wird ruhig.<br />
Der Stuhlgang normalisiert sich.<br />
Nach Besserung der Beschwerden kann <strong>di</strong>e Kost nach Absprache<br />
in kleinen Schritten ergänzt werden z.B. durch:<br />
Kartoffeln, zunächst eine, dann auch zwei, aber nur 1 x täglich<br />
weichgekochten, klebrigen Reis<br />
Zwieback, Weißbrot, evtl. 2 x täglich<br />
eine halbe reife Banane<br />
einige Beerenfrüchte (sorgfältig ausgelutscht – Schale und<br />
Kerne ausspucken)<br />
etwas frisch gepresster Möhrensaft (in kleinen Schlucken<br />
schmecken, auf der Zunge zergehen lassen, <strong>di</strong>e Säuren mit<br />
Speichel abbinden)<br />
Saft einer halben Nektarine<br />
einige Blatt Kopfsalat mit Dressing: kauen, auslutschen, Blattgerüst<br />
auf den Teller zurücklegen<br />
ein bis drei Esslöffel Gemüse, ganz weich gekocht<br />
Zur Prävention oder bei leichteren Beschwerden genügt meist<br />
<strong>di</strong>e Beachtung einiger weniger Punkte, um Beschwerden und<br />
Krankheitssymptome zum Abklingen zu bringen:<br />
❚ Geruhsames und sorgfältiges Essen: Das Kauen und<br />
sorgfältige Genießen und Schmecken der Speisen. „Lassen<br />
Sie <strong>di</strong>e Speisen auf der Zunge zergehen!“<br />
❚ Häufige und knappe Mahlzeiten: Zwischen <strong>di</strong>e<br />
Hauptmahlzeiten sollten kleine kohlenhydratarme<br />
Imbisse eingelegt werden. Dann kommt es nicht zu<br />
Heißhungerattacken,dann kann jede Mahlzeit mit Genuss<br />
und Aufmerksamkeit gegessen werden.<br />
❚ Leicht verdauliche Nahrungsmittel in leicht verdauliche<br />
Zubereitung. Gerade in unserem gestressten Alltag<br />
sollten wir uns <strong>di</strong>e Hilfe der Küchentechnik zunutze<br />
machen, und den Verdauungsvorgang so erleichtern.<br />
Das mag dann genügen. Die bakteriellen Zersetzungsvorgänge<br />
und Entzündungen kommen zur Ruhe, der Stoffwechsel wird<br />
gesunden. Mehr braucht der Körper nicht, um gesund zu werden,<br />
um gesund zu bleiben. Das <strong>di</strong>ätetische Ziel ist: eine hochwertige,<br />
aber leichtverdauliche Mischkost, abwechslungsreich,<br />
schmackhaft und bekömmlich. Auch der Arzt sollte <strong>di</strong>ese Dinge<br />
beherzigen. Er wird mehr Überzeugungskraft haben, wenn er <strong>di</strong>e<br />
positiven Erfolge am eigenen Leibe erfährt.<br />
Ausbildungskurs<br />
zaenmagazin<br />
Seit <strong>di</strong>esem Jahr hat der Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren<br />
und Regulationsme<strong>di</strong>zin e.V. sein Weiterbildungsprogramm<br />
um den curriculären Ausbildungskurs Ernährungsme<strong>di</strong>zin<br />
erweitert. In <strong>di</strong>esem Kursus wird nach Curriculum<br />
der Bundesärztekammer der aktuelle Forschungsstand – <strong>di</strong>e<br />
Grundlagen und Methoden der Ernährungsme<strong>di</strong>zin, der speziellen<br />
und der allgemeinen präventiven und therapeutischen Ernährungslehre<br />
– vermittelt.<br />
Darüber hinaus beinhaltet <strong>di</strong>eser Kurs aber auch alle Aspekte<br />
einer naturheilkundlichen Diätetik und ein Fallseminar<br />
Magen-Darm-Erkrankungen im Rahmen der Weiterbildung Naturheilverfahren.<br />
Praxisnah und anwendungsorientiert werden<br />
Therapierichtlinien und Präventivmaßnahmen besprochen. In<br />
praktischen Übungen werden <strong>di</strong>e oben genannten Untersuchungstechniken<br />
erlernt und eingeübt, sinnvolle und notwen<strong>di</strong>ge<br />
Darm<strong>di</strong>agnostik besprochen und anhand von ausgewählten<br />
Fällen Therapierichtlinien und -pläne erstellt.<br />
Dr.med. Monika Pirlet-Gottwald<br />
Paganinistr. 98, 81247 München; pirlet-gottwald@t-online.de<br />
Literatur bei der Verfasserin<br />
Leitung der Ausbildung: Dr. med. Monika Pirlet-Gottwald<br />
Die nächsten Kurstermine:<br />
Kompaktkurs I Ort: Freudenstadt<br />
Teil I: 22.09. - 26.09.2010; Teil II: 29.09. - 03.10.2010<br />
Kompaktkurs II Ort: Hamburg<br />
10. - 13. Juni; 24. - 27. Juni und 26. - 29. August 2010<br />
weitere Kurse auf Anfrage<br />
Kursgebühren: 1.600 € für Nichtmitglieder; 1.500 € für ZAEN-Mitglieder<br />
Information und Anmeldung über den ZAEN<br />
Am Promenadenplatz 1 – 72250 Freudenstadt<br />
Fax: 0 74 41 / 91 858-22 – info@zaen.org<br />
Nach erfolgreicher Teilnahme des vollstän<strong>di</strong>gen Kurses kann bei der zustän<strong>di</strong>gen<br />
LÄK <strong>di</strong>e Qualifikation „Ernährungsme<strong>di</strong>ziner/in“ beantragt werden.<br />
Themenblöcke<br />
Grundlagen der Ernährungsme<strong>di</strong>zin<br />
z.B. Makronährstoffe und Energieumsatz, Ballaststoffe, Präbiotika, Probiotika, Lebensmittelkunde<br />
sowie Fallbesprechungen<br />
Ernährungsme<strong>di</strong>zin und Prävention<br />
z.B. Möglichkeiten und Grenzen der ernährungsme<strong>di</strong>zinischen Prävention, Ernährung<br />
in der Schwangerschaft und Stillzeit, Ernährung bei Säuglingen, Kindern<br />
und Jugendlichen, Ernährung im Alter, Sport und Ernährung sowie Fallbesprechungen<br />
Methoden, Organisation und Qualitätssicherung der Ernährungsme<strong>di</strong>zin<br />
z.B. Methoden zur Erfassung des Ernährungsstatus bei Erwachsenen und Kindern,<br />
Grundlagen der Ernährungsberatung, Metho<strong>di</strong>k der Einzel- und Gruppenberatung,<br />
Alternative<br />
Kostformen und Außenseiter<strong>di</strong>äten, Finanzierung von ernährungsme<strong>di</strong>zinischen<br />
Leistungen sowie Fallbesprechungen<br />
Enterale und parenterale Ernährung<br />
z.B. In<strong>di</strong>kation, Durchführung und Qualitätssicherung der enteralen und parenteralen<br />
Ernährung, Ethnische Aspekte der künstlichen und palliativen Ernährung<br />
sowie Fallbesprechungen<br />
Therapie und Prävention ernährungsme<strong>di</strong>zinisch relevanter Krankheitsbilder<br />
z.B. A<strong>di</strong>positas und metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus, Magen-Darm-Erkrankungen,<br />
Leber-, Gallenwegs- und Pankreaserkrankungen, Nephrologie und<br />
Urologie, Psychiatrische und psychosomatische Erkrankungen und Essstörungen,<br />
Hauterkrankungen und Fallbesprechungen.<br />
47
zaenmagazin<br />
Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />
Einige Hintergründe<br />
Heilkunde ist Handlungs-Wissenschaft<br />
Der vorliegende Text wendet sich bevorzugt an praktisch tätige<br />
ÄrztInnen. 1 Er setzt sich deswegen bevorzugt mit Eigenheiten<br />
der allgemeinen Pathogenese/Nosologie auseinander. Hierbei<br />
werden ihre energetischen Aspekte in den Vordergrund gerückt,<br />
weil <strong>di</strong>e Einführung einer energetischen Sicht das therapeutische<br />
Konzept um eine ganze – wenn nicht <strong>di</strong>e wichtigste – Dimension<br />
erweitert.<br />
Allgemeine Pathogenese, ...<br />
Lehr- und Handbücher der speziellen Pathogenese und Nosologie<br />
gibt es zuhauf. Im Gegensatz dazu steht das dürftige Wissen<br />
über <strong>di</strong>e Gesetzmäßigkeiten der allgemeinen Pathogenese und<br />
Nosologie. PerGer wies noch in den 1990er Jahren auf den Mangel<br />
an Basiswissen in <strong>di</strong>eser Hinsicht hin. Auch das Wissen um <strong>di</strong>e<br />
Salutogenese breitet sich ja erst allmählich aus.<br />
... ihr qualitativer Aspekt ...<br />
Menschen reagieren – unabhängig von den auf sie einwirkenden<br />
Reizen – in<strong>di</strong>viduell und in<strong>di</strong>vidual-typisch. Wie sich letzteres<br />
in der Vollblutanalyse der Elektrolyte zeigt, haben Sie in der ersten<br />
Publikation als Typ-A-Reaktion oder Typ-B-Reaktion kennengelernt.<br />
Die ausreichend beforschte Typ-A-Reaktion ist weitgehend<br />
deckungsgleich mit der Ihnen bekannten „fight or flight“-<br />
Strategie oder dem sympathicoton-adrenergen Reaktionsmuster<br />
der klinisch-pharmakologischen Forschung. Das hier vorgestellte<br />
Konzept erweitert <strong>di</strong>ese aber von der vegetativ-nervalen in <strong>di</strong>e<br />
hormonale Dimension. 2<br />
Die Typ-B-Reaktion hingegen ist – sowohl in der klinischen<br />
wie in der pathophysiologischen Literatur – immer noch so gut<br />
wie unbekannt. Ein Wissenszuwachs hat sich in den letzten Jahren<br />
durch <strong>di</strong>e Gender-Forschung und durch <strong>di</strong>e feministische<br />
<strong>Med</strong>izin ergeben. Der B-Reaktion liegt ein grundsätzlich anderes<br />
Konflikt- und Stress-Management zugrunde als der A-Reaktion.<br />
Es wird als „tend and befriend“- oder als „care and cure“-Strategie<br />
umschrieben.<br />
Entscheidend bei all dem ist <strong>di</strong>e Erweiterung des unipolaren<br />
Stress-Konzepts zum bipolaren Konzept der Zweikomponenten-<br />
Regulation.<br />
... und ihr quantitativer Aspekt<br />
Den quantitativen Aspekt der Pathogenese können Sie in Gestalt<br />
des Stress-Index als „Krankheits-Gefährdung“ erfassen. Dieser<br />
und seine Veränderung über <strong>di</strong>e Zeit wurde in Form der Verlaufs<strong>di</strong>agramme<br />
in den beiden vorangegangenen Mitteilungen gezeigt.<br />
Energetik, ...<br />
Praxis<br />
Sehr wahrscheinlich werden wir über „energetische Skeptiker’“ in<br />
absehbarer Zeit so lächeln, wie wir uns heute über das Erschrecken<br />
von In<strong>di</strong>anern angesichts der telegraphischen Nachrichtenübermittlung<br />
amüsieren.<br />
Die Erkenntnisse der Quantenphysik, der <strong>Bio</strong>photonen- bzw.<br />
Laser-Forschung, der Synergetik und anderen Grundlagenwissenschaften<br />
können nicht weiter ignoriert werden.<br />
Ein zu Ende gedachtes energetisches Konzept der Arzt-<br />
Patienten- Beziehung verändert das <strong>di</strong>agnostische und das therapeutische<br />
Herangehen an kranke Menschen. Energetische<br />
Vorgänge spielen nämlich bei der Entstehung wie bei der Rückbildung<br />
von Krankheit eine zentrale Rolle.<br />
... Krankheitsentstehung durch Störungen der<br />
Energie-Gewinnung ...<br />
Normalerweise erzeugen <strong>di</strong>e Mitochondrien durch enzymatischen<br />
Abbau aus einem Molekül Glucose 38 energiereiche<br />
Phosphate. Wird <strong>di</strong>eser Prozess dauerhaft gestört – aus welchen<br />
Gründen auch immer – stellt sich das Gewebe darauf ein und<br />
sucht einfachere Wege. Es ersetzt sozusagen „Klasse durch Masse“:<br />
Vom hoch effizienten aeroben Energie-Gewinns schalten<br />
Zellen und Gewebe nach und nach auf anaeroben Stoffwechsel<br />
um. Die Minderung des Energie-Gewinns wird durch vermehrte<br />
Substrat-Zufuhr ausgeglichen. Ein Teufels-Kreis beginnt sich immer<br />
schneller zu drehen, aus dem der kranke Organismus ohne<br />
fremde Hilfe keinen Ausweg mehr findet. Aber selbst bei Hilfe<br />
von außen gibt es einen „point of no return“. Die Konsequenz<br />
daraus kann nur sein: Veränderungen des Stoffwechsels und<br />
des Energie-Haushaltes zu erfassen, bevor <strong>di</strong>eser fatale Punkt erreicht<br />
wird.<br />
Das ist Früherkennung, <strong>di</strong>e den Namen ver<strong>di</strong>ent.<br />
Eine Krebs-Zelle beispielsweise braucht das 20-Fache an<br />
Substraten, um auf den gleichen Energie-Gewinn zu kommen<br />
wie eine gesunde Zelle.<br />
Der vermehrte Substratbedarf führt zu einer Steigerung der<br />
Durchblutung einer bösartigen Neubildung.<br />
Der durch <strong>di</strong>e Umstellung auf anaerobe Vergärung entstehende<br />
Milchsäure-Wall schützt <strong>di</strong>e kranke Zelle vor der Körperabwehr<br />
usw.<br />
... und <strong>di</strong>e Praxis<br />
In der Abb. 1a sind <strong>di</strong>e Zusammenhänge von Energieumsatz und<br />
Funk tion von Geweben, Organen und Organismen abgebildet,<br />
von denen Sie in der Physiologie gehört haben. Die Abb. 1b zeigt,<br />
wie sich <strong>di</strong>es im Redox-Potential beispielsweise widerspiegelt.<br />
Eine Metapher für <strong>di</strong>e allgemeine Pathogenese ...<br />
Störungen – und später Krankheiten (s. Abb. 2a) – entstehen,<br />
wenn ein Organismus Belastungen nicht mehr kompensieren<br />
kann. Dies tritt wegen der von der Natur eingebauten und großzügigen<br />
Sicherungen erst dann ein, wenn <strong>di</strong>e „Ausgaben“ <strong>di</strong>e<br />
„Einnahmen“ gravierend und/oder über längere Zeit überstiegen<br />
haben.<br />
Die „Bank“ verzögert zunächst den „Zahlungsverkehr“. Dies<br />
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2/2010<br />
Praxis<br />
Abb. 1a: Energieumsatz und Zell-/Gewebsfunktion<br />
Abb. 1b: Redox-Potential und Krankheitsgruppen<br />
nennen wir Funktionsstörung. Subjektiv werden <strong>di</strong>e Misslichkeiten,<br />
<strong>di</strong>e sich aus der „Behinderung des Zahlungsverkehrs“<br />
ergeben, als Befindlichkeitsstörung empfunden. Stellt <strong>di</strong>e „Bank“<br />
keinen „Kre<strong>di</strong>t“ mehr zur Verfügung – heißt: können <strong>di</strong>e unspezifischen<br />
Funktionsstörungen durch symptomatische Maßnahmen<br />
auf Dauer nicht mehr übertünscht werden –, bricht der Betrieb<br />
zusammen: Die spezifische Krankheit wird manifest. Jeder „weiß<br />
dann Bescheid“: Der Betrieb ist „pleite“. „Man hat es ja kommen<br />
sehen“. Die „Warnungen wurden überhört“ usw.<br />
Aus dem bis hierhin Ausgeführten ist zu schließen, dass eine<br />
Gesundung nur dann zu erwarten ist, wenn der „Betrieb saniert“<br />
oder „umstrukturiert“ wird – heißt: wenn es gelingt, <strong>di</strong>e Selbstheilungskräfte<br />
zu aktivieren.<br />
Ein „Stopfen der Löcher“ durch „neue Kre<strong>di</strong>te“, wie es eine<br />
Bank handhabt, <strong>di</strong>e Angst vor „Minderung des Umsatzes“ – heißt:<br />
ein Fortsetzen der symptomunterdrückenden Behandlung<br />
–, verschiebt das Problem nur um eine kurze Zeit.<br />
... und für das Prinzip einer heilenden Intervention<br />
Die „Münze“; in der heilende Kräfte ausgezahlt werden, weil sie<br />
<strong>di</strong>e Selbstheilung in Gang bringen, sind<br />
zaenmagazin<br />
auf der Merk-Seite, <strong>di</strong>e man auch als den <strong>di</strong>agnostischen<br />
Teil des Arzt-Patienten-Beziehungs-Zirkels ansehen kann,<br />
Empathie, Intuition und Instinkt als <strong>di</strong>e Manifestationen der<br />
Einfühlung auf den drei Ebenen menschlichen Seins – Geistigkeit,<br />
Psycho-Sozialität und Körperlichkeit.<br />
Auf der Wirk-Seite – dem therapeutischen Teil des Rückkopplungs-Kreises<br />
zwischen Arzt und Patient – sind es: eine<br />
konstruktive Beziehung, aktive Zuwendung und Liebe im<br />
Sinne der griechischen Agape oder im Sinne von auGuStinuS<br />
ebenfalls entsprechend den drei Ebenen menschlichen Seins.<br />
ParacelSuS wusste das noch. Wir „Macher-<strong>Med</strong>iziner“ haben es<br />
vergessen und kommen erst langsam wieder zu <strong>di</strong>esen alten Erkenntnissen<br />
zurück.<br />
Die Komponenten der allgemeinen<br />
Pathogenese<br />
Die „Zahlungsschwierigkeiten“, von denen oben <strong>di</strong>e Rede war,<br />
nennt man in der Stress-Forschung „Misfit“: Die Adaptationsfähigkeit<br />
des Organismus ist überfordert – sei es infolge inadäquaten<br />
Einsatzes der Kräfte mit Überbeschäftigung und Ermüdung<br />
des Abwehr- und anderer Systeme, vergleichbar dem Zustand<br />
des Übertrainiertseins (Typ A), sei es infolge von fehlender<br />
Übung wegen Unterbeschäftigung und passiver Schwächung<br />
der verschiedenen Systeme, vergleichbar dem Zustand des Trainingsmangels<br />
(Typ B).<br />
Die Regelvorgänge in einem – aus welchen Gründen auch<br />
immer – gestörten, blockierten, überschießend oder vermindert<br />
reagierenden System werden in mehreren Dimensionen verändert<br />
(Abb. 2b: Die Abbildung ist um 90° zur Abb. 2 a zu denken<br />
und zeigt <strong>di</strong>e pathogenetischen Vorgänge hinter den Kulissen<br />
der dort aufgeführten klinischen Syndrome).<br />
Anfänglich unbemerkt ablaufende Prozesse bekommen bei<br />
fehlender Gegensteuerung eine Eigendynamik, <strong>di</strong>e sich in folgenden<br />
Eigenarten manifestiert:<br />
Aufspaltung des Reaktionsspektrums,<br />
Vereinseitigung der Regelvorgänge und<br />
gleichzeitige Einschränkung der Regulationsbreite.<br />
Hierzu einige Erläuterungen, <strong>di</strong>e zwangsläufig kurz gehalten<br />
sind.<br />
1.) Beim gesunden Menschen findet sich ein nahtloser Übergang<br />
vom Reaktionszustand A in den Reaktionszustand B (in der<br />
Abb. 2 b das rot-blaue Trapez im oberen Bildteil) – sei es von der<br />
Leistung zur Erholung, sei es vom Wachzustand in den Schlaf, sei<br />
es von der Entzündung in <strong>di</strong>e Reparatur des Gewebes, sei es von<br />
der symptomatischen Krankheits-Phase in <strong>di</strong>e Rekonvaleszenz,<br />
sei es – allgemein gesprochen – von der ReAktion in <strong>di</strong>e ReGeneration.<br />
Ein gesunder Mensch passt sich einerseits flexibel an u.<br />
U. rasch wechselnde Umwelt-Be<strong>di</strong>ngungen an und grenzt sich<br />
andererseits aber auch eindeutig von Belastungen ab, <strong>di</strong>e er für<br />
unzuträglich hält.<br />
Gesundheit besteht darin, <strong>di</strong>e Zustände A und B voll auszuschöpfen.<br />
3 Mit Zunahme der Störung bzw. Krankheit wird <strong>di</strong>eses<br />
Spektrum aufgespalten.<br />
2.) Die Waage der neuro-vegetativ-hormonalen Regelung neigt<br />
sich nach der einen oder der anderen Seite: Es entwickelt sich<br />
eine Tendenz, nach dem Muster A oder nach dem Muster B zu<br />
49
zaenmagazin<br />
Abb. 2a: allgemeine Nosologie (seitliche Ansicht) Abb. 2b: allgemeine Pathogenese (frontale Ansicht)<br />
reagieren: <strong>di</strong>e typenspezifischen Strategien, Verhaltensweisen<br />
und Reaktionen werden überbetont. Dieser Trend zeigt sich u.<br />
a. darin, dass <strong>di</strong>e Krankheits-Gruppen mit Zunahme der Schwere<br />
der Krankheit immer rein-geschlechtlicher werden (‚Sex beats<br />
gender‘).<br />
Aus der flexiblen Anpassung wird beim Typ A <strong>di</strong>e Überanpassung<br />
oder <strong>di</strong>e Revolte, beim Typ B entweder eine verminderte<br />
Anpassung oder eine grundsätzliche Verweigerung. Weitere<br />
typenspezifische Veränderungen können Sie aus Abb. 2 b ableiten.<br />
3.) Nach der Spaltung der Reaktion findet ein Kippen der Regulations-Waage<br />
statt. Reaktionen werden mit Fortschreiten des<br />
krankhaften Prozesses immer einseitiger. Gleichzeitig findet eine<br />
Einschränkung der Reaktionsbreite statt. Die Folge ist – je nach<br />
Konstitution – ein immer früheres Anspringen einer insuffizienten<br />
Regulation (Typ A) oder eine immer geringer werdende Reaktion<br />
(Typ B).<br />
Bei Fortschreiten der Pathogenese genügen bei Typ A immer<br />
geringere Reize, um eine Reaktion auszulösen. Das heißt:<br />
Typ-A-Reaktionen führen zu katastrophalen, wie „vom Himmel<br />
fallenden“ Krankkeiten.<br />
Es genügt „<strong>di</strong>e Fliege an der Wand“, eine Katastrophe auszulösen.<br />
So ist beispielsweise das Auftreten eines Herzinfarkts,<br />
eines Schlaganfalls etc. bei Auslösern wie banaler Aufregung,<br />
Wetterumschwung, Arbeitsbeginn, Urlaubsantritt etc. zu verstehen<br />
oder auch <strong>di</strong>e Auslösung eines Status asthmaticus durch minimalen<br />
Pollenflug oder durch andere kon<strong>di</strong>tionierte Reize, der<br />
dramatische Croup bei Smog etc. etc. 4<br />
Beim Typ B hingegen erfolgt <strong>di</strong>e Reaktion immer träger. Es<br />
bedarf immer stärkerer Reize von außen, um überhaupt noch<br />
eine Reaktion auszulösen. Das heißt: Typ-B-Menschen sind so mit<br />
ihren inneren Zuständen befasst, dass sie äußere Vorgänge gar<br />
nicht oder nur noch eingeschränkt zur Kenntnis nehmen (können).<br />
Das Beispiel hierfür sind depressive Zustände.<br />
Der Krankheits-Beginn bei Typ-B-Reaktionen ist schleichend.<br />
Anfänglich gering ausgeprägte Veränderungen und Schadens-<br />
Reaktionen nehmen langsam, aber stetig zu.<br />
Diese allmähliche Manifestation und lange Vorlaufzeiten finden<br />
wir bei der Fibromyalgie, beim chronischen Mü<strong>di</strong>gkeits-Syn-<br />
Praxis<br />
drom und seiner „größeren Schwester“, dem Fatigue-Syndrom,<br />
bei Autoimmunkrankheiten, bei „Degenerations“-Leiden etc.<br />
Bei A-Erkrankungen „reißt das Gummiband“ der Regulation,<br />
bei B-Erkrankungen „wird es schlaff“. Dementsprechend unterscheiden<br />
sich <strong>di</strong>e Manifestationen der klinischen Syndrome.<br />
50 2/2010<br />
Fazit<br />
Die Ursachen chronischer Krankheiten sind in der „Füllung des<br />
Fasses“ über <strong>di</strong>e Jahre zu sehen: durch <strong>di</strong>e Nicht-Erle<strong>di</strong>gung von<br />
biologischen, psychosozialen, mentalen Herausforderungen.<br />
Auslöser sind beliebige „Tropfen“, <strong>di</strong>e das Fass zum Überlaufen<br />
bringen. Einen „Blick in das Fass“ – lange bevor es überläuft – erlaubt<br />
<strong>di</strong>e Autonome Diagnostik.<br />
Ausblick<br />
So oder so ist aber zwischen inneren Ursachen (~ „Pathogenese“)<br />
und äußeren Auslösern (~ „Ätiologie“) zu unterscheiden, will man<br />
den Kranken dauerhaft helfen.<br />
Im nächsten Teil werden wir uns mit den therapeutischen<br />
Konsequenzen aus <strong>di</strong>esen Erkenntnissen befassen.<br />
J. Heines<br />
Fußnoten<br />
1 Wissenschaftlich sozialisierte <strong>Med</strong>izinerInnen werden durch <strong>di</strong>e multiplen<br />
Vereinfachungen frustriert sein, könnten <strong>di</strong>es aber als Anregung betrachten,<br />
sich einmal mit dem Prinzip der Komplexitätsreduktion durch Musterbildung<br />
auseinanderzusetzen. Komplementärme<strong>di</strong>zinerInnen wird vieles<br />
selbstverständlich – vielleicht sogar banal – vorkommen. Sie bitte ich, den<br />
nachfolgenden Text als eine Zusammenfassung von Bekanntem zu lesen.<br />
2 Diese Kategorien schließen an <strong>di</strong>e klinische Zweiteilung der Kar<strong>di</strong>ologie und<br />
der Psychosomatischen <strong>Med</strong>izin an. Sie sind nahezu deckungsgleich mit den<br />
konstitutionsphysiologischen Merkmalen von Pirlet. Auch mit den Typen<br />
nach curry und laMPert bestehen große Schnittmengen.<br />
3 <strong>Med</strong>itationsgeübte beispielsweise können sehr rasch vom Zustand A in den<br />
Zustand B – und zurück – wechseln.<br />
4 Wahrscheinlich tritt auch der in der Chaos-Theorie immer wieder beschriebene<br />
Schmetterlings-Effekt nur in maximal strapazierten Systemen auf. Das<br />
„Fass war randvoll“, und „es bedurfte nur eines Tropfens, um es „zum Überlaufen<br />
zu bringen“.
2/2010<br />
ZAEN<br />
Neues aus dem Arbeitskreis<br />
„<strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie“<br />
Um der Therapie mit physikalischen Wirkstoffen, präventiv oder<br />
als komplementäre Basisbehandlung eingesetzt, bessere Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen<br />
zur Darstellung und Verbreitung zu schaffen,<br />
wurde am 06.02.2010 der neue Arbeitskreis „<strong>Bio</strong>-Physikalische<br />
Therapie“ innerhalb des ZAEN von 8 Ärzten gegründet. Mit der<br />
aktiven Unterstützung des Präsidenten, Herrn Olaf KuHnKe, wurden<br />
auf dem Frühjahrskongress in Freudenstadt am 18. und 19.<br />
März <strong>di</strong>e ersten Gründungsveranstaltungen und Vorträge mit<br />
Erfolg und großer Resonanz durchgeführt. Inzwischen hat der<br />
Arbeitkreis bereits fast 30 Mitglieder.<br />
Die Taufpaten (v.l.n.r.): Dr. med. JOAcHim PiAtKOWsKi // Dr. med. ines<br />
PeglAu // Prof. Dr. KlAus Peter BAder // Dr. med. mOniKA Pirlet-gOtt-<br />
WAld // Dr. med. WOlfgAnAg BOHn // Dr. med. cHristiAne clAuder //<br />
Dr. med. PetrA mAAcK-WAntzen // Dr. med. siegfried scHmOtz-leyrer<br />
Der Arbeitskreis wird auch <strong>di</strong>e zukünftige, weltweite Multicenter-Stu<strong>di</strong>e<br />
mit den Geräten der neuen BEMER-Generation<br />
ab Mitte des Jahres koor<strong>di</strong>nieren. Diese Stu<strong>di</strong>e soll in Zusammenarbeit<br />
mit dem ZAEN, der IPO (International Prevention<br />
Organisa tion) und weiteren wissenschaftlichen und universitären<br />
Instituten wichtige Daten in der breiten Anwendung einer<br />
physikalischen Therapiemethode über einen längeren Zeitraum<br />
bringen.<br />
Viele Kollegen haben bereits in der Vergangenheit den<br />
Wunsch geäußert, mehr über nebenwirkungsfreie, physikalische<br />
Therapieoptionen, ihre wissenschaftliche Belegung und ihre<br />
vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zu erfahren. Einerseits<br />
suchen sie dabei eine Erweiterung ihres therapeutischen Angebotes,<br />
andererseits aber auch <strong>di</strong>e seriöse IGeL-Leistung zur Unterstützung<br />
ihres Praxiserfolges. Es ist das Hauptziel des neuen<br />
Arbeitskreises, genau <strong>di</strong>ese Inhalte zu vermitteln und so dem<br />
Wunsch nach Information durch eine Vielzahl von Angeboten an<br />
zaenmagazin<br />
Fachseminaren, Vorträgen und Workshops – regional oder überregional<br />
auf Kongressen – entgegen zu kommen.<br />
Für ZAEN-Mitglieder, <strong>di</strong>e Interesse an der <strong>di</strong>eser Thematik<br />
und an einer Mitgliedschaft und Mitarbeit im Arbeitskreis „<strong>Bio</strong>-<br />
Physikalische Therapie“ haben, bieten wir daher bis zum Herbstkongress<br />
des ZAEN <strong>di</strong>e Möglichkeit einer kostenfreien Teilnahme<br />
an den nächsten Veranstaltungen oder Fachseminaren (Wert<br />
ca. 100,- €) an. Dazu ist rechtzeitig vorher eine schriftliche Anmeldung<br />
mit vollstän<strong>di</strong>gem Absender notwen<strong>di</strong>g, um Ihnen <strong>di</strong>e<br />
entsprechenden Gutscheine auch termingerecht zusenden zu<br />
können.<br />
Info<br />
Kontaktadresse:<br />
BEMER Int. AG, <strong>Med</strong>ical Expert Center<br />
Dr. med. WolfGanG boHn<br />
Schliessa 12, FL 9495 Triesen<br />
Tel.: 00423 – 399 399 9; Fax: 00423 – 399 398 8<br />
www.bemer-me<strong>di</strong>zintechnik.de<br />
E-Mail: info@innomed.li<br />
Nächste Fachseminare:<br />
14.05.2010 in Frankfurt<br />
10.07.2010 in Bad Hindelang<br />
Referenten: Dr. med. WolfGanG boHn /<br />
Dr. med. SieGfrieD ScHMotz-leyrer<br />
Nächste Vortragstermine:<br />
30.05.2010 in Hagen/Westf.<br />
18.06.2010 in Rosenheim<br />
19.06.2010 in Leonberg<br />
02.07.2010 in Lindau<br />
Referent: CA Dr. med. rainer KloPP<br />
(Leiter des Instituts für Mikrozirkulation, Berlin; Autor des Buches:<br />
„ Mikrozirkulation, im Fokus der Forschung“)<br />
Weitere Aktivitäten des Arbeitskreises:<br />
Herbstkongress des ZAEN, 29.09. – 03.10. 2010 in Freudenstadt<br />
2. Bundeskongress für Privatme<strong>di</strong>zin, 04.12.2010 in Köln<br />
„BEMER – <strong>di</strong>e bestuntersuchte und wirksamste physikalische Behandlungsmethode“<br />
Derzeitiger Stand bei der effektiven Beeinflussung einer eingeschränkten/gestörten<br />
Mikrozirkulation im Spektrum anerkannter<br />
physiotherapeutischer, komplementärme<strong>di</strong>zinischer und schulme<strong>di</strong>zinischer<br />
Behandlungsmethoden. (Siehe auch Orginalbeitrag<br />
von Dr. Klopp in <strong>di</strong>eser Ausgabe)<br />
Im Anschluss an <strong>di</strong>ese Vorträge ist fakultativ eine Sitzung des<br />
Arbeitskreises „<strong>Bio</strong>-physikalische Therapie“.<br />
51
zaenmagazin<br />
Weiterbildung Chirotherapie<br />
Der ZAEN freut sich im Rahmen unseres Weiterbildungsprogramms<br />
auch Kurse anbieten zu können zur Erlangung der Zusatzbezeichnung<br />
„Chirotherapie“. Diese werden durchgeführt bei<br />
unseren Kongressen in Freudenstadt und in Heidelberg. Hierzu<br />
konnten wir Herrn Dr. franz tH. becKer den Leiter der „Chirogroup<br />
München“ gewinnen.<br />
Herr Kollege becKer ist seit nunmehr 30 Jahren in aktiv in<br />
der Weiterbildung zur Erlangung der Zusatzbezeichnung „Chirotherapie“<br />
tätig. Er war zunächst als leitender Arzt in der Argentalklinik<br />
in Isny tätig. Danach führte er eine orthopä<strong>di</strong>sche Praxis in<br />
Neumarkt in der Oberpfalz. Jetzt ist er in einer Gemeinschaftspraxis<br />
in München und in einer Praxisgemeinschaft in Gröbenzell,<br />
einer Gemeinde westlich von München tätig.<br />
In <strong>di</strong>eser Zeit hat er eine Technik entwickelt, <strong>di</strong>e sich deutlich<br />
von den immer noch üblichen „Krafttechniken“ unterscheidet.<br />
Ein chirotherapeutischer Griff setzt sich zusammen aus 1. Lagerung,<br />
2. Kontakt, 3. Spannungsaufbau, 4. Impuls.<br />
Während <strong>di</strong>e Punkte 2 bis 4 relativ rasch erlernt und beherrscht<br />
werden, scheitert man in der Ausübung der Griffe im Punkt 1. Bei<br />
der sog. „Lagerung“ ist <strong>di</strong>e Positionierung des Patienten, sondern<br />
Irritationspunkt<strong>di</strong>agnostik an der linea nuchae für Blockierungen<br />
an der Halswirbelsäule<br />
„Doppelnelson“ zur Lösung einer Blockierung an der<br />
Brustwirbelsäule<br />
ZAEN<br />
<strong>di</strong>e des Therapeuten mit dem Aufbau der eigenen Spannung im<br />
Körper entscheidend. Ein weiteres Merkmal seiner Kurse ist, dass<br />
nur <strong>di</strong>e Griffe gelehrt werden, <strong>di</strong>e sich in der Praxis durchgesetzt<br />
haben. „History“-Griffe oder „Steinzeit“-Techniken werden auf<br />
Wunsch gelegentlich gezeigt, aber nicht ernsthaft geübt.<br />
Großer Wert wird auf das Erkennen der In<strong>di</strong>kation gelegt.<br />
Die Griffe als solche sind selbstverständlich gefahrlos und können<br />
ohne Risiko eingesetzt werden. Kontrain<strong>di</strong>kationen im klassischen<br />
Sinn gibt es nicht. Es gibt jedoch seltene Krankheitsbilder,<br />
<strong>di</strong>e in der Praxis erkannt werden müssen, um Vorwürfe und<br />
Anschul<strong>di</strong>gungen, auch wenn Sie nicht gerechtfertigt sind, zu<br />
vermeiden. Auf <strong>di</strong>ese problematischen Geschehnisse wird hingewiesen.<br />
Sie sind sehr selten und für Ärzte leicht zu erkennen.<br />
Es sollte trotz oder auch wegen der Seltenheit in der Sprechstunde<br />
immer an <strong>di</strong>e richtige Einordnung gedacht werden.<br />
Kursinhalte<br />
Nach der WBO sind für <strong>di</strong>e Weiterbildung 2 Grundkurse mit 120<br />
Stunden und 4 Aufbaukurse mit 240 Stunden zu absolvieren.<br />
Die Kurse werden an Wochenenden (Freitag bis Sonntag) zu<br />
je 30 Unterrichtsstunden angeboten. Einstieg und Kursreihenfolge<br />
sind beliebig. Durch <strong>di</strong>e kompakte Gestaltung der Kurse<br />
ist eine intensive Beschäftigung mit der Chirotherapie gewährleistet.<br />
Im praktischen Teil des Kurses werden Grifftechniken gezeigt,<br />
<strong>di</strong>e – insbesondere an der HWS – sofort und gefahrlos<br />
anwendbar sind. Es werden ausschließlich Griffe vermittelt, <strong>di</strong>e<br />
sich in der Praxis bewährt haben.<br />
Im theoretischen Teil werden neben unserer Lehrmeinung<br />
auch <strong>di</strong>e von leWit, GreenMan, Sell, Wolff u.a. vermittelt.<br />
Die Kurse haben folgende Lehrinhalte:<br />
Grundkurs I und II<br />
Untersuchungs-, Mobilisierungs- und Manipulationtech niken<br />
an der Wirbelsäule und den Extremitätengelenken.<br />
Aufbaukurs I<br />
Segmentale Bewegungsprüfung.<br />
Anatomie und Bewegungsfunktion der Rippen- und Wir belgelenke.<br />
Spondylogene und segmentale Funktionsstörungen.<br />
Theorie der segmentalen Störung. Muskelenergietechniken<br />
(MET) und postisometrischen Relaxation (PIR).<br />
Aufbaukurs II<br />
Gezielte segmentale Diagnostik und Therapie der gesamten<br />
Wirbelsäule einschließlich der Sakroiliakal- sowie Kopf- und<br />
Kiefergelenke.<br />
Aufbaukurs III<br />
Manualtherapie bei komplexen Segmentstörungen und<br />
spondylogenen Schmerzsyndromen.<br />
Aufbaukurs IV<br />
Abschlusskurs in der manualme<strong>di</strong>zinischen Grundausbildung.<br />
Prüfung der Kenntnisse sowie der segmentalen Technik<br />
in Form eines schriftlichen, mündlichen und praktischen<br />
Examens.<br />
Zu Rücksprachen steht Dr. becKer gern und jederzeit zur Verfügung<br />
Zu allen Veranstaltungen erhalten Sie Fortbildungspunkte.<br />
52 2/2010
2/2010<br />
Industrie<br />
Bicarbonate bei chronisch latenter Azidose:<br />
schnell, effektiv, gut verträglich<br />
Unter der Schirmherrschaft der SELF e.V., der Europäischen Liga<br />
für ein sicheres Patienten-Therapie-Selbstmanagement, haben<br />
sieben Experten aus verschiedenen Disziplinen den Stellenwert<br />
von Bicarbonaten im Rahmen einer Unterstützung des Säure-<br />
Base-Haushaltes <strong>di</strong>skutiert. Es besteht Konsens darüber, dass<br />
bei einer ernährungsbe<strong>di</strong>ngten chronisch latenten Azidose<br />
BASENTABS pH-balance PASCOE® <strong>di</strong>e optimale Menge an Bicarbonaten<br />
enthalten, um <strong>di</strong>e Pufferkapazität des Körpers aufzufüllen.<br />
Auf <strong>di</strong>ese Weise können <strong>di</strong>e Gesundheit der Knochen und<br />
Muskeln, sowie Befinden und Leistungsfähigkeit in jedem Alter<br />
günstig beeinflusst werden.<br />
Falsche Ernährung bringt Säure-Base-Ungleichgewicht<br />
Zahlreiche Zivilisationskrankheiten werden auf eine chronisch<br />
latente Übersäuerung zurückgeführt. Die Ursache <strong>di</strong>eser Übersäuerung<br />
ist eine Ernährungsweise mit einer hohen Säurebelastung.<br />
Vor allem proteinreiche Nahrungsmittel (z. B. Fleisch, Milchprodukte)<br />
sind Hauptlieferanten für Säuren.<br />
Um einen ausgeglichenen Säure-Base-Haushalt aufrecht zu<br />
erhalten, verbraucht der Körper bei einer hohen Säurebelastung<br />
eigene Puffer. Die entscheidende Rolle spielt hierbei das extrazelluläre<br />
Bicarbonat als natürlicher Puffer:<br />
Bei einer Erschöpfung <strong>di</strong>eser natürlichen Pufferreserven entsteht<br />
eine chronisch latente Azidose. Folgeerkrankungen können<br />
u.a. Osteoporose und Erkrankungen des Muskel- und Bewegungsapparates<br />
sein.<br />
Der Knochen liefert Puffersubstanzen und verliert<br />
dadurch an Qualität<br />
Zum Auffüllen der natürlichen Pufferkapazität im Blut greift der<br />
Organismus auf körpereigene Reserven aus dem Knochen zurück.<br />
Zwangsläufig wird dabei auch Calcium aus dem Knochen<br />
freigesetzt, <strong>di</strong>e Knochenqualität nimmt ab und das Risiko für Osteoporose<br />
steigt (KrieGer, fricK et al. 2004). Die mit zunehmendem<br />
Alter nachlassende Nierenfunktion führt zusätzlich zu einer<br />
Reduktion des körpereigenen Bicarbonats im Blut (fraSSetto,<br />
MorriS et al. 1996). Eine nahrungsbe<strong>di</strong>ngte Übersäuerung kann<br />
dadurch noch schlechter ausgeglichen werden.<br />
Eine aktuelle Stu<strong>di</strong>e aus dem Jahr 2009 untersuchte den Einfluss<br />
von Kalium- und Natriumbicarbonat auf den Knochenstoffwechsel<br />
und <strong>di</strong>e Calciumausscheidung im Urin. Die Tagesdosis<br />
betrug jeweils 67,5 mmol. Dabei konnte anhand von Knochenmarkern<br />
gezeigt werden, dass beide Bicarbonate den Knochenabbau<br />
signifikant gegen Placebo verminderten (DaWSon-HuGHeS,<br />
HarriS et al. 2008).<br />
Auch <strong>di</strong>e Gesundheit der Muskeln und <strong>di</strong>e allgemeine<br />
Leistungsfähigkeit werden beeinträchtigt<br />
Bei einer chronisch latenten Azidose kann <strong>di</strong>e mögliche Übersäuerung<br />
von Bindegewebsstrukturen zu Muskelschmerzen und<br />
rheumatischen Syndromen führen. Auch unspezifische Symptome<br />
wie Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Antriebslosigkeit,<br />
brüchige Nägel, unreine Haut und depressive Verstimmun-<br />
zaenmagazin<br />
gen können bei einer chronisch latenten Azidose festgestellt<br />
werden. Bei hohen körperlichen Belastungen (z.B. Sport) können<br />
Bicarbonat-Gaben <strong>di</strong>e Pufferkapazität erhöhen und damit <strong>di</strong>e<br />
Leistungsfähigkeit erhalten.<br />
Die einfachste Methode zur Einschätzung der Säurebelastung<br />
ist <strong>di</strong>e Selbst-Messung des Urin-pH-Wertes durch Teststreifen<br />
(Tagesprofil).<br />
Idealerweise schwanken <strong>di</strong>e Urin-pH-Wertes im Tagesverlauf,<br />
wobei zu den Basenfluten, <strong>di</strong>e abhängig von den Mahlzeiten<br />
auftreten, <strong>di</strong>e pH-Werte im basischen Bereich liegen. Fehlen<br />
<strong>di</strong>ese Schwankungen und liegt der Urin-pH-Wert stän<strong>di</strong>g im<br />
sauren Bereich, ist <strong>di</strong>es als Hinweis auf einen Säureüberschuss zu<br />
werten.<br />
Durch eine Bicarbonat-Zufuhr zum Beispiel mit BASENTABS<br />
pH-balance PASCOE® mit einer Tagesdosis von etwa 70 mmol Bicarbonat<br />
können Pufferreserven wieder aufgefüllt werden.<br />
Citrate können ebenfalls <strong>di</strong>e Pufferkapazität verbessern.<br />
Natürliche Bicarbonate wirken aller<strong>di</strong>ngs schneller, da sie im<br />
Gegensatz zu Citraten nicht erst in der Leber verstoffwechselt<br />
werden müssen. Mit Bicarbonaten stellt man dem Körper den<br />
wichtigsten körpereigenen Puffer zur Verfügung.<br />
Literatur:<br />
Dawson-Hughes, B., S. S. Harris, et al. (2008). „Treatment with Potassium Bicarbonate<br />
Lowers Calcium Excretion and Bone Resorption in Older Men and<br />
Women.“ J Clin Endocrinol Metab.<br />
Frassetto, L. A., R. C. Morris, Jr., et al. (1996). „Effect of age on blood acid-base composition<br />
in adult humans: role of age-related renal functional decline.“ Am J<br />
Physiol 271(6 Pt 2): F1114-22.<br />
Krieger, N. S., K. K. Frick, et al. (2004). „Mechanism of acid-induced bone resorption.“<br />
Curr Opin Nephrol Hypertens 13(4): 423-36.<br />
53
zaenmagazin<br />
Peter Kurzeck: Da fährt mein Zug<br />
Konzeption und Regie: Klaus Sander<br />
Erzähler: Peter Kurzeck<br />
Aufnahmen: Klaus Sander<br />
Schnitt, Mastering: Michael Schlappa<br />
Produktion: supposé 2010<br />
Au<strong>di</strong>o-CD, 62 Minuten<br />
ISBN 978-3-932513-92-3<br />
Euro 16,80<br />
Es soll Leute geben, <strong>di</strong>e Peter KurzecK nicht kennen. Andersherum<br />
gibt es solche, <strong>di</strong>e beinahe aus dem Häuschen geraten,<br />
wenn sie seinen Namen hören. Beides ist nicht verwunderlich.<br />
Man findet seine Werke nicht in den Bestsellerlisten – er ist auch<br />
nicht Mainstream. Eher liest man etwas im Feuilleton über ihn.<br />
Nichts, woran man einen halben Tag lang herum beißen müsste,<br />
kein germanistischer Overkill. Kleinere Abschnitte, wohlwollend,<br />
Berichte mit einem Schuss Staunen darin.<br />
Zum Beispiel bei „Ein Sommer, der bleibt“. Erinnerungen<br />
an seine Kindheit.<br />
Ein Sommer, der bleibt<br />
Peter Kurzeck erzählt das Dorf<br />
seiner Kindheit<br />
Konzeption und Regie: Klaus Sander<br />
Erzähler: Peter Kurzeck<br />
Aufnahmen: Klaus Sander<br />
Schnitt, Mastering: Michael Schlappa<br />
Produktion: supposé 2007<br />
Box mit 4 Au<strong>di</strong>o-CDs, 290 Minuten<br />
ISBN 978-3-932513-85-5<br />
Euro 34,80<br />
Flüchtlingskind in einem Dorf bei Gießen. Nicht gerade <strong>di</strong>e auskömmlichste<br />
Zeit für einen aufgeweckten Jungen, den es mit<br />
seiner Mutter dorthin verschlagen hat. Auch nicht besonders<br />
vorteilhaft, wenn man zwei Arten von Hunger hat, den richtigen<br />
und den Lesehunger. Für den richtigen Hunger lässt sich<br />
ja gelegentlich was organisieren – aber Lesen? Schwierig, sehr<br />
schwierig, damals unter Bauern. Trotzdem ziehen <strong>di</strong>e Sommer<br />
und Winter des Knaben ohne das geringste Selbstmitleid an uns<br />
vorbei. Da wächst ein Mensch heran, der an allem seine Freude<br />
hat, auch, wenn es eigentlich nichts zum Freuen gibt. Klar: Wer<br />
in KurzecKs Alter ist, wird manches anders erlebt haben, düsterer,<br />
dramatischer, entbehrungsreicher, jammervoller. Trotzdem: es<br />
stimmt alles, was er erzählt, und es stimmt, wie er es erzählt.<br />
Zum Beispiel Mitfahren auf dem Erntewagen. Dieses Hereinschwanken<br />
ins Dorf, vorneweg <strong>di</strong>e Pferde oder – gemächlicher –<br />
<strong>di</strong>e Kühe (Trecker gab es noch nicht, <strong>di</strong>e kamen später) und meterhoch<br />
auf dem Heu oder Stroh: wir. So hoch! Wir konnten in <strong>di</strong>e<br />
ersten Stockwerke gucken. Wir, <strong>di</strong>e wir <strong>di</strong>e Welt doch ganz anders<br />
sahen als <strong>di</strong>e Erwachsenen. Deren Wäldchen waren für uns<br />
Wald. Riesig und geheimnisvoll. Unsere kleinen Beine brauchten<br />
länger, um hindurch zu kommen, unsere Nacken mussten sich<br />
stärker beugen, wenn wir zu den Wipfeln hochgucken wollten.<br />
Peter KurzecK kann das so wunderbar, so freundlich erzählen.<br />
Wer damals noch nicht auf der Welt war, möchte staunen, dass<br />
man lebte, dass man fröhlich war, dass man sang, obwohl der<br />
Magen knurrte … –<br />
Bücher<br />
Nun gibt es eine neue Geschichte von ihm: „Da fährt mein<br />
Zug“. Er will von Frankfurt nach Frankreich fahren, macht Zwischenstation<br />
in Straßburg, nicht zum ersten Mal. Eigentlich kennt<br />
er <strong>di</strong>e Stadt, trotzdem wird er jedes Mal hier halten, weil er immer<br />
etwas Neues sieht. Am Abend hat er dann sein Gepäck schon in<br />
den Zug getan, mit dem er weiter in den Süden fahren will. Aber<br />
er muss schnell noch einmal hinaus auf den Bahnsteig, <strong>di</strong>e winterliche<br />
Straßburger Luft atmen (er muss, seine Neugier will das<br />
so!) – und weg ist er, der Zug. Wie er dann seine Siebensachen<br />
zurückbekommt (und nicht darüber verzweifelt und räsoniert) –<br />
das ist <strong>di</strong>e ganze Geschichte. Erlebnisse eines älteren, womöglich<br />
umständlichen, durchaus auch schrulligen Herrn, verwunderlich,<br />
melancholisch, spannend, absonderlich. –<br />
Sagen wir mal so: Das muss einen nicht vom Stuhl reißen.<br />
Nicht als „normales“ Buch jedenfalls – also gedruckt. Es ist aber ein<br />
Hörbuch. Ein erzähltes Hörbuch. Aus dem Gedächtnis wiedergegeben,<br />
ohne Manuskript. Peter KurzecK sagt an einer Stelle: „Man<br />
muss solche Geschichten erzählen, sonst hält man es nicht aus.“<br />
Genau! Und gut, dass ihn der Regisseur schwadronieren lässt. Es<br />
ist wunderschön. Eben wie bei „Ein Sommer, der bleibt“. Auch<br />
keine gedruckte Vorlage. Nur drauflos erzählt. Wunderbar!<br />
Ich meine, es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn eingefleischte<br />
Hörbuchgegner darüber nicht anderen Sinnes würden.<br />
Die Nacht ist aus Tinte gemacht<br />
Herta Müller erzählt ihre Kindheit<br />
im Banat<br />
Konzeption und Regie: Thomas<br />
Böhm, Klaus Sander<br />
Erzählerin: Herta Müller<br />
Aufnahmen: Klaus Sander<br />
Schnitt, Mastering: Michael Schlappa<br />
Produktion: supposé 2009<br />
2 Au<strong>di</strong>o-CDs, 116 Minuten<br />
ISBN 978-3-932513-88-6<br />
Euro 24,80<br />
Ach ja: Im selben Verlag gibt es <strong>di</strong>e Kindheitserinnerungen<br />
der Nobelpreisträgerin Herta Müller: „Die Nacht ist aus Tinte<br />
gemacht“. Auch – nur – erzählt. Gran<strong>di</strong>os!<br />
W. Kolkhorst<br />
Zentralverband der Ärzte für Naturheil-<br />
verfahren und Regulationme<strong>di</strong>zin e.V.<br />
Am Promenadenplatz 1<br />
72250 Freudenstadt<br />
Tel. 0 74 41 – 91 858 0<br />
Fax 0 74 41 – 91 858 20<br />
www.zaen.org � info@zaen.org<br />
Impressum<br />
© 2010 ZAEN<br />
Chefredaktion:<br />
Jens Meyer-Wegener<br />
Herstellung: S. Oestreich<br />
daedalus design, München<br />
54 2/2010
2/2010<br />
Termine<br />
3. Internationaler Neuraltherapie Kongress<br />
vom 4.-6. Juni 2010 in Istanbul<br />
Anmeldung und Unterkunft<br />
Die Anmeldung kann vor dem Kongresstermin, aber auch im<br />
Kongresszentrum selbst vorgenommen werden. Alle, <strong>di</strong>e am<br />
Kongress teilnehmen möchten, müssen sich zu <strong>di</strong>eser Veranstaltung<br />
kostenpflichtig anmelden. Die Anmeldung kann sowohl<br />
vorher, als auch vor Ort geschehen. Neben dem wissenschaftlichen<br />
Programm (Workshops nicht mit inbegriffen) beinhaltet<br />
<strong>di</strong>e Teilnahmegebühr ein Buch zum Kongress, ein Zertifikat, Mittagessen,<br />
eine Kongress- Tasche und ein Namensschild. Um von<br />
der vergünstigten Übernachtungsmöglichkeit zu profitieren ist<br />
der 01.04.2010 der letzte Stichtag. (Inklusive Frühstück)<br />
IGNH<br />
Internationale <strong>Med</strong>izinische<br />
Gesellschaft für Neural-<br />
therapie nach Huneke –<br />
Regulationstherapie e.V.<br />
Geschäftsstelle<br />
Ansprechpartner<br />
Öffnungszeiten<br />
Am Promenadenplatz 1<br />
72250 Freudenstadt<br />
Bettina Fischer<br />
Mo – Do 9:00 – 16:00<br />
Fr 9:00 – 13:00<br />
Telefon 0 74 41 – 91 858 0<br />
Fax 0 74 41 – 91 858 22<br />
E-Mail info@zaen.org<br />
Website www.ignh.de<br />
3. ECIM Kongress<br />
Charité Berlin<br />
in Kooperation mit dem<br />
ZAEN<br />
Leitthemen:<br />
Allergie, Schmerz, Arzt-<br />
Patienten-Kommunikation<br />
Programm unter:<br />
www.ecim-congress.org<br />
Neuraltherapie nach Huneke<br />
<strong>Med</strong>izinische Woche vom 29.10.-3.11.2010<br />
in Baden-Baden<br />
(Anmeldung/Infos:<br />
medwoche@me<strong>di</strong>zinverlage.de oder Tel. 0711 / 893 13 63)<br />
Freitag,<br />
29.10.2010<br />
Freitag,<br />
29.10.2010<br />
Samstag,<br />
30.10.2010<br />
Samstag,<br />
30.10.2010<br />
Sonntag,<br />
31.10.2010<br />
Sonntag,<br />
31.10.2010<br />
Kurs I<br />
Propädeutikkurs<br />
Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
Kurs VII<br />
NTH im Fachbereich<br />
Gynäkologie und<br />
Urologie<br />
Kurs II<br />
Segment<strong>di</strong>agnostik<br />
und Segmenttherapie<br />
Kurs VIII<br />
NTH im Fachbereich<br />
Chirurgie und <strong>Ortho</strong>pä<strong>di</strong>e<br />
Kurs III<br />
Störfeld<strong>di</strong>agnostik und<br />
Störfeldtherapie<br />
Kurs X<br />
NTH Neurologie,<br />
Haut- und System-<br />
erkrankungen<br />
119. ZAEN-Kongress vom 29.9.-3.10.2010<br />
in Freudenstadt<br />
zaenmagazin<br />
Wichtige Daten<br />
Letzter Termin für <strong>di</strong>e ermäßigte Anmeldung<br />
01.04.2010<br />
Letzter Termin für <strong>di</strong>e ermäßigte Reservierung der Unterkunft<br />
01.04.2010<br />
Kontoinformationen<br />
Kontoinformationen für das Kongress 2010 in Istanbul<br />
Humanitas Tourizm Organisaszon Ldt. Sti.<br />
GARANTİ BANKASI ELMADAĞ ŞUBESİ 234<br />
Währung / Kontonummer / IBAN:<br />
TL 6297817 IBAN: TR40 0006 2000 2340 0006 2978 17<br />
EURO 9084327 IBAN: TR89 0006 2000 2340 0009 0843 27<br />
USD 9084328 IBAN: TR62 0006 2000 2340 0009 0843 28<br />
Teilnehmer/in bis zum 01.04.2010 300 Euro<br />
nach dem 01.04.2010 350 Euro<br />
vor Ort 400 Euro<br />
Begleitung jeweils 100 Euro<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
http://neuraltherapie.doktorlariz.biz/?cid=15528<br />
Dr. Jürgen Rehder,<br />
Dr. Uta Rehder<br />
Dr. Angelika Ruß,<br />
Dr. Helmut Haala<br />
Dr. Barbara Luxenburger,<br />
Dr. Antonia Camerer<br />
Dr. Gerd Droß,<br />
Dr. Ferenc Olchvary<br />
Robert Hammer,<br />
Dr. Simona Mangold<br />
Dr. Rudolph Hausammann,<br />
Dr. Michael Wildner<br />
19. Bad Meinberger Woche 17.-20. November 2010<br />
in Horn-Bad Meinberg<br />
Integrative <strong>Med</strong>izin<br />
Kongress<br />
vom 19.-20. Juni 2010<br />
in München<br />
in Kooperation mit dem ZAEN<br />
Integrative <strong>Med</strong>izin: Die Zukunft des<br />
Gesundheitswesens. Namhafte Referenten<br />
und wegweisende Vorträge.<br />
Für weitere Informationen bitte folgenden<br />
link anklicken:<br />
www.integrativeme<strong>di</strong>zinkongress.<br />
de/ 2010/index.php<br />
EAV-Arbeitskreis<br />
Hamburg<br />
Ort Praxis Dr.med.dent.<br />
Thomas Heinrici<br />
Neuer Wall 61<br />
20354 Hamburg<br />
Tel.: 040 / 34 68 88<br />
Fax: 040 / 35 27 10<br />
Zeit 15:00 – 18:00 Uhr<br />
Termine<br />
2010<br />
19.5.; 16.6.; 25.8.; 22.9.;<br />
20.10.; 17.11.<br />
55
zaenmagazin<br />
Donnerstag, 03.06.2010<br />
18.30 Begrüßung und Presseerklärung<br />
PD. Dr. Hüseyin NAZLIKUL – Kongressvorsitzender und Präsident der<br />
BNR<br />
Prof. Dr. Cihan AKSOY – Stellvetternder Kongressvorsitzender<br />
Prof. Dr. Lorenz FISCHER – Ehrenpräsident der BNR<br />
Dr. Hans BAROP – Ehrenpräsident der BNR<br />
Dr. Jürgen REHDER – Präsident der IGNH<br />
Dr. Wolfgang Ortner<br />
Freitag 04.06.2010<br />
8.30 Begrüßung, Eröffnung und Einführung<br />
Nazlikul, Aksoy, Rehder, Fischer und Barop<br />
I. Vorsitz: Prof. Dr. Cihan Aksoy<br />
9.15 Wirk Mechanismen der Neuraltherapie Dr. Hans Barop<br />
9.45 Die Grundlagen des übertragenen<br />
Schmerzes und den Sympathikus.<br />
Prof. Dr. Jürgen Giebel<br />
10.15 Kiefergelenkstörungen-Stomatognetiksystem<br />
aus ganzheitlicher und neuraltherapischer<br />
Sicht<br />
11.00 Kaffe Pause<br />
II. Vorsitz: PD. Dr. Hüseyin Nazlikul<br />
11.30 Wissenschaftlichen Grundlagen der<br />
Neuraltherapie<br />
12.00 Hormonelle Dysbalance und neuraltherapischer<br />
Behandlung<br />
12.20 Stellenwert der Neuraltherapie in der<br />
Inneren <strong>Med</strong>izin<br />
12.40 Stellenwert der Naturheilverfahren in der<br />
Physikalischen Rehabilitationsme<strong>di</strong>zin<br />
13.00 Mittagpause<br />
III. Vorsitz: Dr. Hans Barop<br />
14.30 Neuraltherapie : Neuro-endokrino-immunologische<br />
Aspekte<br />
15.00 Parallelen zwischen Psychotherapie<br />
(Integrative Gestalttherapie) und (primär<br />
somatischen) Regulationstherapien<br />
PD. Dr. H. Nazlikul<br />
Prof. Dr. Lorenz Fischer<br />
Dr. Barbara Doll<br />
Dr. med. Petja Piehler<br />
Prof. Dr. Cihan Aksoy<br />
Dr. G. Papathanasiou<br />
Dr. Roswitha Bergsmann<br />
15.30 Der neuraltherapeutische Alltag Dr. Frederic von Orelli<br />
16.00 Kaffe Pause<br />
IV. Vorsitz: ülkü Türk Börü/Dr.Murat Unan<br />
16.15 Säure-Basen Balance verstehen und<br />
therapieren<br />
Dr. Tijen Acarkan<br />
16.30 Avaskuläre Nekrose des Hüftkopfes mit<br />
Neuraltherapie behandeln<br />
Dr. Hasan Dogan<br />
16.45 Zerebrovasküläre Störungen Dr. ülkü Türk Börü<br />
17.15 Neuraltherapie bei Chronisches Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom<br />
17.30 Neuraltherapeutische Behandlung von<br />
Spannungs- und zervikogener Kopfschmerzen<br />
Dr. Demet Erdogan<br />
Dr. Ömer Karadas<br />
17.45 Sudeck Dystrophie mit NTH behandeln Dr. Neslihan Özkan<br />
18.00 Freie Vorträge<br />
18.00 Benign Positional Vertigo Dr. Serhan Yil<strong>di</strong>rim /<br />
Doc. Dr. ü.Türk Börü<br />
18.15 Der neuraltherapeutische Alltag bei<br />
chronischer Can<strong>di</strong>da<br />
18.30 Die i<strong>di</strong>opathische Faszialisparese NTH<br />
bedandeln<br />
18.45 Verein wählt<br />
3. Internationaler Neuraltherapie Kongress vom 4-6. Juni 2010 in Istanbul<br />
Dr. Tijen Acarkan<br />
Dr. Cigdem Cemberci/<br />
Doc. Dr. ü.Türk Börü<br />
Termine<br />
Samstag 05.06.2010<br />
V. Vorsitz: Prof. Dr. Lorenz Fischer/ PD. Dr. H. Nazlikul<br />
9.00 Pelvipathie Dr. Wolfgang Ortner<br />
9.20 Interventionelle Schmerztherapie –<br />
Neuraltherapie<br />
Dr. H. Liertzer<br />
9.40 Makuladegeneration Dr. Imke Plischko<br />
10.00 Neue Untersuchungen zum Sympathikus<br />
und <strong>di</strong>e Bedeutung für <strong>di</strong>e Neuraltherapie<br />
Prof. Dr. Jürgen Giebel<br />
10.15 Metabolisches Syndrom Dr. Hans Barop<br />
10.40 Die Rolle der Darmflora und Symbioselenkung<br />
PD. Dr. Hüseyin Nazlikul<br />
11.00 Kaffe Pause<br />
VI. Vorsitz: PD. Dr. H. Nazlikul/Dr. Tijen Acarkan<br />
11.15 Wissenschaftliche Grundlagen der<br />
Neuraltherapie<br />
Prof. Dr. Lorenz Fischer<br />
11.45 Diagnosemöglichkeiten in der<br />
Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
Dr. Peter Mölleney<br />
12.00 Neuraltherapie – Ausbildungen Dr. Jürgen Rehder<br />
12.15 FIMM – Manueltherapie Dr. Wolfgang von<br />
Heymann<br />
12.30 Neuraltherapie gegen Atemwegserkrankungen<br />
Dr. Demet Erdogan<br />
12.45 Zusammenhange bei der Schmerztherapie<br />
Dr. Esra Gümüs<br />
13.00 Mittagpause<br />
14.30 Workshop<br />
16.30 Kaffe Pause<br />
VII. Vorsitz: Dr. Wolfgang Ortner/Dr. Demet Erdogan<br />
16.45 100 Fälle von Epikondylitis lateralis hume- Dr. Tijen Acarkan/<br />
ri und <strong>di</strong>e Behandlung durch Neuraltherapie<br />
und manuelle Therapie<br />
PD.Dr. H. Nazlikul<br />
17.00 Wissenschaftlichen Grundlagen der<br />
Störfeld und dessen Therapien<br />
17.30 Vergleich der Allergenität vom Soforttyp<br />
von Lidocain und Procain bei neuraltherapeutischer<br />
Anwendung<br />
17.45 Löschung von Nackenreflexpunkten der<br />
HWS durch Neuraltherapie-Injektionen im<br />
Trigeminusbereich<br />
18.00 Freie Vortrage<br />
19.30 Galaabend<br />
Sonntag 06.06.2010<br />
VII. Vorsitz:<br />
9.00 Kombinationstherapie Neuraltherapie<br />
mit Ozon<br />
9.15 Neuraltherapie bei rheumatischer<br />
Arthritis<br />
10.30 Kaffe Pause<br />
11.00 Workshop<br />
13.15 Mittagpause<br />
Dr. Stefan Weinschenk<br />
Matthias Klum,<br />
Dr. S. Weinschenk<br />
Leo Diehl,<br />
Dr. S. Weinschenk<br />
Dr. Hasan Dogan<br />
Dr. Neslihan Özkan<br />
15.00 Resümee und Ausblick PD. Dr. Hüseyin Nazlikul<br />
Dr. Jürgen Rehder<br />
56 2/2010
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Tel.: 07441/864-0 · Fax: 07441/864-777<br />
E-Mail: touristinfo@freudenstadt.de<br />
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4Vag_ZAENKongress_4Vag 19.04.10 15:46 Seite 1<br />
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