<strong>Reit</strong>ernachrichten 4/<strong>2009</strong><strong>Reit</strong>- <strong>und</strong> <strong>Fahrverein</strong> <strong>Leonberg</strong> e.V.<strong>Reit</strong>en ist auch Familiensport. Und dasganz besonders im <strong>Leonberg</strong>er RuFV.Von klein auf haben Nadine (22 Jahre),Patrick (24 Jahre) <strong>und</strong> Christian (28 Jahre)Kraft im <strong>Leonberg</strong>er <strong>Reit</strong>verein das<strong>Reit</strong>en gelernt.Mittlerweile starten die Geschwister erfolgreichin Prüfungen der Mittelschweren<strong>und</strong> Schweren Klasse. Dabei werdensie bis heute von ihrer ebenfalls reitsportbegeistertenMutter, Barbara Kraft, unterstützt.Nadine hat sich im Lauf ihrer reitsportlichenKarriere für den Springsport entschieden.Mit dem 12-jährigen HolsteinerCortex (Contender/Cor de la Bryer –Sacramento Son) startet sie in M*-/M** -<strong>und</strong> S-Springen. Siege bis Klasse M sowieeine 1. Reserveplatzierung in einemS-Springen zählen bisher zu ihren größtenreitsportlichen Erfolgen.Patrick kann gleich auf 3 Pferde des HessischenLandgestüts zurückgreifen: Mitdem 11-jährigen Hannoveraner Hengst D-Online (De Niro – Wanderbursch II), dem4-jährigen Hannoveraner Hengst HighCrusador (Hochadel – Lauries Crusador)sowie dem erst 3-jährigen HannoveranerHengst Götterfunke (Galvano – WanderburschII) stehen ihm sehr gute Pferdezu Verfügung, die er in Jungpferde- sowieDressurprüfungen bis zur Klasse S*vorstellt. Zahlreiche Siege bis zur KlasseS sowie aktuell 5 Siege in der KlasseS konnte er schon in seiner reiterlichenLaufbahn verbuchen.Der Dritte im B<strong>und</strong>e, Christian, reitetArktus, einen 7-jährigen Wallach (vonAskari/Galib ben Afas ox) mit Sachsen-Anhaltiner Brand. Derzeit ist Christianmit ihm überwiegend in Springprüfungender Klasse M* <strong>und</strong> M** unterwegs. AuchPatrick Kraft mit D-Online (HengstparadeLandgestüt Dillenburg <strong>2009</strong>).Foto: privater ist bis in die höchsten Klassen hineinerfolgreich (Siege bis Klasse M, Platzierungenbis Klasse S, größter Erfolg: 2.Platz in einem S*-Springen).Studium <strong>und</strong> BerufBeruflich tritt Nadine in die Fußstapfenihrer Mutter, die Chefärztin der chirurgischenKlinik am Bethesda-Krankenhausin Stuttgart ist. Nach einer Ausbildung zurRettungsassistentin studiert die 22-Jährigeseit Oktober 2008 Humanmedizin ander Medizinischen Fakultät Mannheim(Universität Heidelberg). Patrick ist inGiessen an der Uni eingeschrieben <strong>und</strong>studiert dort Agrarwissenschaften. Vorherabsolvierte er am Hessischen LandgestütDillenburg eine Ausbildung zum PferdewirtSchwerpunkt „<strong>Reit</strong>en“. Der einzige<strong>Reit</strong>sport-Profi in der Familie also.Christian, der älteste von den Dreien, arbeitetderzeit als Diplom-Ingenieur (Maschinenbau)bei Mercedes in Sindelfingenin der PKW-Entwicklung <strong>und</strong> schreibt anseiner Doktorarbeit.Über ihre reitsportliche Entwicklung,Trainingskonzepte sowie aktuellen Pläneberichten Nadine, Patrick <strong>und</strong> ChristianKraft im Sportreiter-Interview der <strong>Reit</strong>ernachrichten.<strong>RN</strong>: Wann habt ihr Euch jeweils fürden Schwerpunkt Spring- bzw.Dressurreiten entschieden?Nadine: Als meine Brüder beide aufGroßpferde umgestiegen waren, habeChristian Kraft mit Arktus(<strong>Leonberg</strong> <strong>2009</strong>).Foto: Roland Vosselerich unsere beiden Ponys Odine <strong>und</strong> Filouübernommen. Mit ihnen bin ich in beidenDisziplinen gestartet, doch hat mir schondamals das Springen mehr Spaß gemacht<strong>und</strong> ich war darin auch erfolgreicher. Alsich dann mein erstes Großpferd bekam,war für mich klar, dass ich weiterhin lieberspringen möchte.Patrick: Springreiten hat mir eigentlichimmer mehr Spaß gemacht, aber mit 16habe ich gemerkt, dass mir die größerenHöhen nicht so liegen. Da habe ich meindamaliges Springpferd Amidala an meineSchwester, die damals von Ponys aufGroßpferde umgestiegen ist, abgegeben.Christian: Auch ich bin zu Beginn in derDressur <strong>und</strong> im Springen gestartet. Ichhabe dann allerdings bald gemerkt, dassdas Springreiten mir einfach mehr liegt.Mein letzter Start in einer Dressur liegtinzwischen mindestens 12 oder 13 Jahrezurück. Und über (relativ erfolglose)Starts in L-Dressuren bin ich in der Dressurnie hinausgekommen.<strong>RN</strong>: Wieviele Turniere reitet ihr imJahr?Nadine: Ca. 15 bis 20 Turniere. Da ichseit Oktober 2008 in Mannheim studiere,muss ich mich mit meinen Turnierennach den Uni-Prüfungen richten. So kannes vorkommen, dass ich während des Semestersin Mannheim nur wenige Turnierereite <strong>und</strong> dafür eher in den Semesterferiennach geeigneten Turnieren suche.- 6 -
<strong>Reit</strong>ernachrichten 4/<strong>2009</strong><strong>Reit</strong>- <strong>und</strong> <strong>Fahrverein</strong> <strong>Leonberg</strong> e.V.Patrick: In der Regel ca. 10. Die Hengste,die ich auf Turnieren vorstelle, stehenwährend der Turniersaison im Deckeinsatz,weshalb es nicht möglich ist, jedesWochenende aufs Turnier zu fahren, dadie Belastung ansonsten zu groß wäre.Christian: Ca. 15 bis 20 Turniere im Jahr.Welche <strong>und</strong> wie viele Wochenenden fürTurniere „frei“ sind, hängt auch davon ab,wie ich beruflich unterwegs bin. LetztesJahr war ich Mitte der Saison beispielsweiseetwa einen Monat auf keinem Turnier,da ich auf einer längeren Geschäftsreiseunterwegs war. Außerdem reitetmeine Frau selbst nicht, sondern spieltTennis <strong>und</strong> läuft. Obwohl sie sehr tolerantist <strong>und</strong> zu vielen Turnieren mitfährt, achteich darauf, dass die Balance zwischen Privatleben<strong>und</strong> Sport stimmt, ich also nichtzu viel mit dem <strong>Reit</strong>en unterwegs bin.Nadine Kraft mit Cortex (<strong>Leonberg</strong> <strong>2009</strong>).Foto: www.foto-kehr.de<strong>RN</strong>: Wie oft trainiert ihr in derWoche? Wie unterscheidet sich dasTraining während <strong>und</strong> außerhalb derTurniersaison?Nadine: Mein Pferd reite ich eigentlichjeden Tag. Während der Turniersaisonhängt die Art des Trainings oft vom Turnierverlaufdes letzten Wochenendes ab.Meistens springe ich 1-mal die Woche<strong>und</strong> die restlichen Tage wird an der Rittigkeitgearbeitet, da diese bei meinem Pferdder Schlüssel zur fehlerfreien R<strong>und</strong>e ist.Über den Winter trainieren wir nie aufHöhe, sondern versuchen Technik <strong>und</strong>Rittigkeit durch Springgymnastik <strong>und</strong>Stangenparcours zu verbessern.Patrick: Ich arbeite jeden Tag mit meinenPferden, wobei ich auch während derTurniersaison viel Wert auf Abwechslunglege, um meine Sportpartner bei Launezu halten. Neben Lektionstraining arbeiteich meine Pferde an der Longe, lassesie freilaufen oder gehe ins Gelände. Außerhalbder Turniersaison arbeite ich mitden jungen Hengsten an neuen Lektionen,während ich mit den Älteren ganz lockerauf korrekte Gr<strong>und</strong>lagenarbeit <strong>und</strong> Verbesserungeinzelner Lektionen eingehe.Christian: Im Durchschnitt sitze ich ca.5-mal in der Woche auf dem Pferd. MeineMutter reitet unseren Wallach, wenn siedie Zeit findet, auch mit. In den Wintermonatenliegt der Fokus auf den dressurlichenGr<strong>und</strong>lagen, die Springarbeit beschränktsich überwiegend auf Gymnastik<strong>und</strong> Arbeit an der Technik. In der Turniersaisonrichtet sich das Training auch nachdem Turnierplan <strong>und</strong> den Resultaten derletzten Turniere. Falls notwendig versuchenwir gezielt auf dem Turnier aufgetreteneProbleme oder Schwachstellenzu verbessern. Generell springen wir imTraining eher selten auf Höhe.<strong>RN</strong>: Was ist Eurer Meinung nachwichtig, wenn man auf Turnieren erfolgreich(Platzierungen) sein möchte?Patrick: Natürlich ist es wichtig, einPferd zu haben, das die gewünschtenErwartungen auch erfüllen kann. Aberauch das beste Pferd muss gut trainiertwerden, um auf Turnieren erfolgreichzu sein. Wenn man das Training optimalauf das Pferd abstimmt, in der Lage ist,auf Stärken <strong>und</strong> Schwächen des Pferdeseinzugehen <strong>und</strong> sich gezielt auf Turnierevorbereitet, kann man allerdings immermehr aus jedem Pferd herausholen, alsman denkt. Nach dem Motto: Man kannnicht mehr rausholen als drinsteckt, aberman kann viel reinstecken, um das Bestmöglicheherauszuholen.Nadine: In diesem Punkt kann ich meinemBruder nur zustimmen. Klar brauchtman auch im Springen ein Pferd, dass dasnötige Potenzial mitbringt. Doch wennman ein Pferd einige Jahre lang kennt <strong>und</strong>an seinen Schwächen arbeitet, dann istaus jedem Pferd noch etwas mehr herauszuholenals man vielleicht davor gedachthat.- 7 -<strong>RN</strong>: An welches Turnier erinnert ihrEuch besonders gern <strong>und</strong> warum?Nadine: An das Turnier in <strong>Leonberg</strong> imJahr 2008 erinnere mich gerne. Dort istCortex am Freitag im M/A schon sehrschön gesprungen. Als ich dann am Samstagmein ersten S-Springen ritt, hatte ich,trotz des nicht einfachen Parcours, nur 2leichte Fehler. Mit diesem Ergebnis warich am Ende dann sogar noch 1. Reserve.Patrick: Dillenburger Dressurfestival2006. Dort habe ich meine erste S-Dressurgewonnen. Da ich der allererste Auszubildendeim Landgestüt Dillenburg war,der mit Deckhengsten an Turnieren teilnehmendurfte, war es besonders schön,beim Hausturnier in Dillenburg mit demLandbeschäler Dartagnan meinen bis dahingrößten Erfolg zu feiern.Christian: An das Springturnier inHeimsheim 2002. Die Stute Grawina, diedamals im Besitz unserer Familie war <strong>und</strong>die in der Zwischenzeit aufgr<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlicherProbleme leider aus dem Sportgehen musste, sprang dort wirklich fantastisch.Die Stute hatte in der komplettengroßen Tour (ein M**-Springen <strong>und</strong>incl. Stechen 3 S-Parcours) keinen einzigenFehler <strong>und</strong> platzierte sich in beidenS-Springen an zweiter Stelle. Zusätzlichwurden die Stute <strong>und</strong> ich am Sonntagnachmittagals erfolgreichstes Paar dergroßen Tour geehrt. An einem S-Sieg binich damals nur um XXX Sek<strong>und</strong>en vorbeigeschrammt.