April 2011 - Anwalt Aktuell
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Standespolitik die dem<br />
Rechtsstaat dient.<br />
„dies erfordert eine klare Positionierung der österreichischen Rechtsanwälte<br />
in der Öffentlichkeit“, weiß ÖRAK-Präsident dr. Gerhard Benn-Ibler.<br />
anwalt aktuell: Herr<br />
präsident, die österreichischen<br />
Rechtsanwälte<br />
haben in den letzten<br />
Jahren merklich eine<br />
offensivere Öffentlichkeitsarbeit<br />
entwickelt.<br />
Wie wichtig ist diese für<br />
die Standespolitik?<br />
Benn-ibler: unumgänglich<br />
wichtig würde ich sagen.<br />
Mehr denn je wird heute ein<br />
gutes Argument nur dann eine<br />
diskussion beeinflussen<br />
können, wenn es auch gehört<br />
wird. In Wahrheit haben wir ja<br />
nicht unsere Öffentlichkeitsarbeit<br />
als Selbstzweck entwickelt,<br />
sondern unser gesamtes<br />
Tun als Standespolitiker für<br />
die österreichischen Rechtsanwälte<br />
so optimiert, dass es einen<br />
möglichst hohen Grad an<br />
Wirkung entfalten kann. Eine<br />
durchdachte Kommunikationsarbeit<br />
ist dabei ein wichtiges<br />
Werkzeug um Aufmerksamkeit<br />
zu erzeugen und in<br />
der Öffentlichkeit überhaupt<br />
wahrgenommen zu werden.<br />
anwalt aktuell: Es ist<br />
tatsächlich evident, dass<br />
die Betätigung des<br />
österreichischen Rechtsanwaltskammertages<br />
insgesamt „politischer”<br />
wurde.<br />
Benn-ibler: Ich würde sagen<br />
vor allem strategischer. die<br />
beste Stellungnahme in einem<br />
„Ein gutes<br />
argument wird<br />
nur dann eine<br />
Diskussion<br />
beeinflussen<br />
können, wenn<br />
es auch gehört<br />
wird.”<br />
Begutachtungsverfahren ist<br />
zu wenig, wenn die Öffentlichkeit<br />
nichts von den Inhalten<br />
dieser Begutachtung erfährt.<br />
das Parlament als<br />
Gesetzgeber beziehungsweise<br />
die dort vertretenen Parteien<br />
lassen sich nicht nur von der<br />
Meinung einer Berufsgruppe<br />
beeindrucken, sondern auch<br />
davon wie Medien über diese<br />
Meinung berichten und die<br />
Bevölkerung mit dem damit<br />
verbundenen Informationsgewinn<br />
umgeht. und daher ist<br />
ein durchdachter öffentlicher<br />
Auftritt zur politischen Zielerreichung<br />
unumgänglich geworden.<br />
die Ziele anwaltlicher<br />
Standespolitik haben<br />
heute aber eine neue dimension<br />
erreicht. Man muss es in aller<br />
gebotenen Strenge sagen,<br />
unsere Arbeit ist das tägliche<br />
Zähneputzen für den Rechtsstaat<br />
geworden, um Karies<br />
vorzubeugen. Wir sind in vielen<br />
fragen der rechtsstaatlichen<br />
Entwicklung zu den oft<br />
einzigen opponenten gegen<br />
viele überschießenden Maßnahmen<br />
des Staates mutiert.<br />
die staatliche Justiz scheint<br />
viel mehr als früher von politischen<br />
Vorgaben getrieben<br />
und verliert daher zunehmend<br />
ihre bisherige Akzeptanz<br />
in der Bevölkerung.<br />
anwalt aktuell: Die österreichischen<br />
Rechtsanwälte<br />
finden sich also zunehmend<br />
in einer Rolle, die<br />
über die unmittelbare<br />
Standespolitik hinausgeht?<br />
Benn-ibler: notgedrungen<br />
würde ich sagen. der Schutz<br />
des ureigensten beruflichen<br />
umfeldes ist nach wie vor ein<br />
wesentlicher Teil von Standespolitik.<br />
unsere Stellungnahmen<br />
zu Gesetzesentwürfen<br />
sind sachpolitisch orientiert,<br />
wir nehmen hier in letzter Zeit<br />
vor allem auch die Rolle des<br />
Hüters von Rechtsstaat und<br />
Grundrechten ein, was, wie<br />
ich meine, auch in der Justiz<br />
anerkannt wird. der Schutz<br />
des Rechtsstaates ist einerseits<br />
das, was wir als rechtskundige<br />
Staatsbürger ohnehin wollen,<br />
andererseits natürlich auch<br />
das, was für uns als Rechtsanwälte<br />
unabdingbar ist, damit<br />
unser Beruf zu aller Zeit Bestand<br />
hat.<br />
anwalt aktuell: Wie<br />
funktioniert heute moderne<br />
Öffentlichkeitsarbeit im<br />
Österreichischen Rechtsanwaltskammertag?<br />
Benn-ibler: der zuständige<br />
ÖRAK-Arbeitskreis für Öffentlichkeitsarbeit<br />
hat dazu<br />
die Weichen sehr weitsichtig<br />
gestellt und die Rechtsanwälte<br />
hervorragend positioniert.<br />
Wir haben zur grundsätzlichen<br />
Erweckung von Aufmerksamkeit<br />
eine Werbekampagne<br />
konzipiert, die mit<br />
unseren eingeschränkten finanziellen<br />
Möglichkeiten einen<br />
optimalen Mix österreichischer<br />
Medienkonsumenten<br />
über die Aufgaben, leistungen<br />
und fähigkeiten der Rechts-<br />
anwältinnen und Rechtsanwälte<br />
informiert und seit drei<br />
Jahren sehr erfolgreich läuft.<br />
AnwAlt<strong>Aktuell</strong> 03/11<br />
ÖRaK<br />
Wir scheuen aber auch nicht<br />
davor zurück, zu Sonderwerbeformen<br />
zu greifen, wie etwa<br />
in form unserer ÖBB-Zugpatenschaft<br />
„die Österreichischen<br />
Rechtsanwälte“ zwischen<br />
landeck und Wien.<br />
Insgesamt gelten bei klassischer<br />
Werbung strategische,<br />
gute Planung und die definition<br />
eines klaren Ziels als<br />
Grundvoraussetzungen, nur<br />
so kann man mit überschaubarem<br />
Geldaufwand gute Ergebnisse<br />
erzielen, und das tun<br />
wir definitiv. Weiters gibt es<br />
bei uns mittlerweile eine sehr<br />
professionelle PR-Arbeit. Sowohl<br />
aktive als auch reaktive<br />
Medienarbeit wird von Experten<br />
strukturiert und von<br />
den Präsidiumsmitgliedern<br />
aber auch anderen im jeweiligen<br />
Thema profunden Kolleginnen<br />
und Kollegen wahrgenommen.<br />
und nicht zuletzt<br />
gehen auch die Rechtsanwaltskammern<br />
in den einzelnen<br />
Bundesländern immer<br />
mehr in die Kommunikationsoffensive.<br />
denn, wie ich an<br />
dieser Stelle schon einmal angemerkt<br />
habe, nur gemeinsam<br />
können wir etwas bewegen.<br />
anwalt aktuell: Herr<br />
präsident, danke für<br />
das Gespräch.<br />
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Foto: pressefotos.at/Niko Formanek