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April 2011 - Anwalt Aktuell

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BRiEF auS NEW YORK | Stephen M. Harnik<br />

Defense of Marriage act<br />

Präsident obamas Ankündigung vom 23. februar <strong>2011</strong>, den defense of<br />

Marriage Act („doMA”) – ein Bundesgesetz aus dem Jahr 1996, das die<br />

Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen untersagt – als verfassungswidrig<br />

anzusehen, und das Justizministerium („department of Justice”)<br />

anzuweisen, das Gesetz fortan nicht mehr gerichtlich zu verteidigen, hat<br />

eine weitere kontroverse politische debatte entfacht.<br />

Zwei Anlassfälle –<br />

Windsor v. United States<br />

und Pedersen v. OPM<br />

ll– könnten einen<br />

entscheidenden Wendepunkt<br />

für die Gleichberechtigunghomosexueller<br />

Paare darstellen. Im<br />

ersten fall erhebt Edith<br />

Windsor, eine 81 jährige,<br />

in new York lebende Witwe,<br />

Anspruch auf Erstattung<br />

der Erbschaftssteuer in<br />

Höhe von $ 360.000,–, die das<br />

amerikanische finanzamt<br />

nach dem Tod ihrer Ehe-<br />

partnerin eingehoben hatte,<br />

weil ihre in Toronto geschlossene,<br />

gleichgeschlechtliche<br />

Ehe entsprechend den Bestimmungen<br />

des doMA in<br />

den Vereinigten Staaten nicht<br />

anerkannt wurde.<br />

das Gericht in Pedersen beschäftigt<br />

sich mit der fra-<br />

ge, ob der in Artikel 3 des<br />

doMA enthaltene Grundsatz,<br />

dass die Ehe eine rechtliche<br />

Verbindung zwischen einem<br />

Mann und einer frau ist, dem<br />

in der Verfassung verankerten<br />

Gleichheitsgrundsatz widerspricht.<br />

die klagenden Parteien<br />

behaupten, die ungleichbehandlunggleichgeschlechtlicher<br />

Ehepartner sei insbesondere<br />

deshalb als Verletzung<br />

des Gleichheitsgrundsatzes<br />

anzusehen, weil keine<br />

Rechtfertigung für die benachteiligende<br />

Anwendung<br />

der Pensions-, Sozialversicherungs-<br />

und Steuergesetze vorliege.<br />

die Entscheidung, das Gesetz<br />

in den erstinstanzlichen Verfahren<br />

nicht zu verteidigen,<br />

wurde nur wenige Tage vor<br />

Ablauf der frist zur Einbrin-<br />

8<br />

AnwAlt<strong>Aktuell</strong> 03/11<br />

gung der Klagebeantwortungen<br />

(in beiden fällen der<br />

11. März) verkündet. Eric Holder,<br />

der die nachricht des<br />

Präsidenten in einem Brief an<br />

den Sprecher des Repräsentantenhauses<br />

(„Speaker of the<br />

House”) übermittelte, teilte<br />

mit, dass das rechtmäßig verabschiedete<br />

Gesetz weiterhin<br />

in Kraft sei und vollstreckt<br />

werde, solange es nicht aufgehoben<br />

oder die Verfassungswidrigkeit<br />

durch ein Gericht<br />

festgestellt wird. Jedoch werde<br />

das amerikanische Justizministerium<br />

das Gesetz nicht<br />

weiter gerichtlich verteidigen,<br />

wenn wie im Anlassfall ein<br />

Gericht zur feststellung der<br />

Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes<br />

angerufen wird.<br />

In der Zwischenzeit hat das<br />

Repräsentantenhaus beschlossen<br />

in diesen fällen von der<br />

Möglichkeit Gebrauch zu machen<br />

dem Verfahren als Partei<br />

beizutreten und statt dem department<br />

of Justice die Verteidigung<br />

des doMA zu übernehmen.<br />

der diesbezügliche<br />

Antrag in der Sache Windsor<br />

muss laut Gerichtsbeschluss<br />

bis 18. <strong>April</strong> <strong>2011</strong> eingebracht<br />

werden. Zugleich wurde für<br />

den 9. Mai eine Verhandlung<br />

anberaumt, in der das Gericht<br />

im Hinblick der Entscheidung<br />

des Präsidenten<br />

mit allen Beteiligten<br />

über die weiter Vorgangs-<br />

weise beraten wird.<br />

Ein ähnlicher fall ist derzeit<br />

in Kalifornien anhängig.<br />

In Perry v. Schwarzenegger<br />

wurde ein kalifor-<br />

nisches Gericht angehalten,<br />

die Verfassungswidrigkeit der<br />

sogenannten Proposition 8,<br />

dem im Jahr 2008 i n d i e<br />

kalifornische Verfassung ein-<br />

geführten Zusatz, der die<br />

Anerkennung von gleichgeschlechtlichen<br />

Ehen untersagt,<br />

festzustellen. nachdem<br />

der damalige kalifornische<br />

Attorney General Edmund<br />

Brown (mittlerweile als nach-<br />

folger von Arnold Schwar-<br />

zenegger zum kalifornischen<br />

Gouverneur gewählt) seine<br />

Absicht erklärt hatte, die<br />

Verfassungskonformität von<br />

Proposition 8 nicht zu verteidigen<br />

hatten politische organisationen<br />

einen Antrag eingebracht,<br />

wonach der Attorney<br />

General und Gouverneur Arnold<br />

Schwarzenegger gerade<br />

dazu verpflichtet wären. der<br />

Antrag wurde ohne Begründung<br />

abgewiesen und das ka-<br />

lifornische Gericht entschied,<br />

dass das Verbot gleichgeschlechtliche<br />

Ehen anzuerkennen,<br />

verfassungswidrig ist.<br />

das Gericht muss sich nun mit<br />

der frage befassen, ob eine<br />

von nebenintervenienten ein-<br />

gelegte Berufung zulässig<br />

ist, wenn die Hauptbeklagten<br />

das urteil anerkennen.<br />

Republikanische Kontrahenten<br />

werfen Präsidenten oba-<br />

Stephen M. Harnik<br />

ist Vertrauensanwalt der<br />

Republik Österreich in<br />

New York und partner<br />

der Sozietät „Harnik &<br />

Finkelstein LLp”, die unter<br />

anderem große öster-<br />

reichische unternehmen<br />

in den uSa vertritt.<br />

www.harnik.com<br />

ma vor, die Ankündigung sich<br />

für lesben- und Schwulenrechte<br />

einzusetzen, sei lediglich<br />

aus politischem Kalkül<br />

erfolgt, um von wichtigeren<br />

Problemen abzulenken. Es sei<br />

die Aufgabe des Präsidenten,<br />

sich in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit<br />

und wirtschaftlicher<br />

unsicherheit wichtigeren Themen<br />

zuzuwenden, sagte Michael<br />

Steel, Pressesprecher des<br />

republikanischen Abgeordneten<br />

und fraktionsführers John<br />

Boehner, in einer ersten Reaktion.<br />

Republikanische Abgeordnete<br />

bemängeln weiters,<br />

dass es die Aufgabe der legislative<br />

sei, das Gesetz aufzuheben,<br />

und der Präsident als<br />

oberhaupt der Exekutive das<br />

in einem ordentlichen Gesetzgebungsverfahrenbeschlossene<br />

Gesetz auszuführen<br />

habe. Allerdings stellt die<br />

Maßnahme des u.S. Präsidenten,<br />

ein verfassungswidriges<br />

Gesetz nicht zu verteidigen,<br />

kein novum dar. In einem

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