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Physiotherapeutische Tests zur Symptomlokalisation im ... - Mt-omt.de

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HWS-Beschwer<strong>de</strong>n verlangen von Physiotherapeuten eine klinischeLokalisation <strong>de</strong>r Symptome, um einen geeigneten Ort fürdie Untersuchung und Behandlung zu fin<strong>de</strong>n. We<strong>de</strong>r <strong>im</strong> Inhaltsverzeichnisnoch <strong>im</strong> In<strong>de</strong>x <strong>de</strong>r englischsprachigen Standardwerke<strong>de</strong>r Autoren Boyling und Palastanga [12] sowie Grieve [33]fin<strong>de</strong>n sich die Begriffe Symptom localisation, provocation, localisationund alleviation. Auch physiotherapeutische Fachzeitschriften<strong>im</strong> <strong>de</strong>utsch- und englischsprachigen Raum berichtenkaum über die <strong>Symptomlokalisation</strong>, wohingegen sie in <strong>de</strong>utschsprachigenFachbüchern <strong>zur</strong> Manuellen Therapie häufig beschriebenwird [52, 57, 65, 73, 76, 95].Die <strong>Tests</strong> beruhen auf <strong>de</strong>r selektiven Bewegung einzelner Regionenbzw. Gelenke/Segmente, die an <strong>de</strong>r Symptom auslösen<strong>de</strong>nBewegung <strong>de</strong>s Patienten beteiligt sind. Kleine Unterschie<strong>de</strong> inAusführungs<strong>de</strong>tails und Interpretation erschweren die Vergleichbarkeit.In <strong>de</strong>n genannten Quellen fehlen Angaben <strong>zur</strong> Reliabilität(Zuverlässigkeit) und Validität (Gültigkeit) <strong>de</strong>r <strong>Tests</strong>. Dies mag einGrund dafür sein, warum sich in Leitlinien, die sich mit <strong>de</strong>r HWSbeschäftigen, keine Hinweise auf eine <strong>Symptomlokalisation</strong> alsTeil <strong>de</strong>r Untersuchung fin<strong>de</strong>n [4, 58, 61]. Selbst die Ausbildungsrichtlinien(Educational standards) <strong>de</strong>r IFOMT (International Fe<strong>de</strong>rationof Orthopaedic Manipulative Therapists) erwähnen die<strong>Symptomlokalisation</strong> nicht ausdrücklich [46].Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit versucht, diese Lücke durch die Suchenach Studien <strong>zur</strong> Reliabilität, Validität und notwendigen Genauigkeit<strong>de</strong>r <strong>Symptomlokalisation</strong> zu schließen.Vorkommen <strong>de</strong>s NackenschmerzesIhre weite Verbreitung macht HWS-Beschwer<strong>de</strong>n für Physiotherapeutenrelevant. Die Angaben <strong>zur</strong> Lebenszeitprävalenz von Nackenschmerzenvariieren zwischen 35–40% [58], fast 50 % [2]und 70 % [56]. Die Punktprävalenz (Schmerz am Tag <strong>de</strong>r Befragung)beläuft sich auf 5 – 10% [56] bzw. 9,5% für Männer und13,5% für Frauen ([84] Tab.1). Diese Häufigkeit erklärt die enormenGesamtkosten <strong>im</strong> Zusammenhang mit Nackenschmerz [55].Relevanz <strong>de</strong>r <strong>Symptomlokalisation</strong>Die <strong>Symptomlokalisation</strong> <strong>im</strong> HWS-Bereich ist wichtig, weil sichdie hier entstehen<strong>de</strong>n Beschwer<strong>de</strong>n auf vielfältige Weise äußernkönnen, sodass nicht von vornherein klar ist, ob und woher sieaus <strong>de</strong>r HWS kommen.Galm et al. [30] berichten beispielsweise von Schwin<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r sichbei 24 von 31 Patienten (77%) durch Behandlung von HWS-Dysfunktionenbesserte. Neumann [62] ist <strong>de</strong>r Ansicht, dass bei 40 %aller Schwin<strong>de</strong>larten die Ursache in <strong>de</strong>r HWS liegt. Reid undRivett [67] fan<strong>de</strong>n in ihrem systematischen Review zu zervikogenemSchwin<strong>de</strong>l 9 Studien mit nur niedriger methodologischerQualität, die jedoch alle als positives Ergebnis eine signifikanteVerbesserung <strong>de</strong>r Symptome und Schwin<strong>de</strong>lzeichen nach ManuellerTherapie <strong>de</strong>r oberen HWS zeigten.Aufgrund <strong>de</strong>r Nähe zu <strong>de</strong>n trigeminozervikalen Nuclei und <strong>de</strong>r erfolgreichenBehandlung von Dysfunktionen in diesem Bereichsteht <strong>de</strong>r zervikogene Kopfschmerz in enger Verbindung zu <strong>de</strong>noberen 3 Segmenten C0–C3 [10, 49]. Die KISS-Symptomatik (Kopfgelenk-induzierteSymmetriestörung) mit ihren vielfältigen Auswirkungenbe<strong>im</strong> Neugeborenen und Heranwachsen<strong>de</strong>n wird erfolgreichmit Manueller Therapie <strong>de</strong>r Kopfgelenke behan<strong>de</strong>lt [6,7]. Beson<strong>de</strong>rs Funktionsstörungen <strong>de</strong>s Segments C0–C1 gelten alsUrsache für viele Beschwer<strong>de</strong>n bis hin zu Wachstumsstörungenwie die Skoliose [17, 18]. Wolf [94] schreibt <strong>de</strong>n Kopfgelenken,<strong>de</strong>n Segmenten C2–C3 und <strong>de</strong>m zervikothorakalen Bereich als mechanischenÜbergangsregionen eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu, dasich hier häufig Funktionsstörungen fin<strong>de</strong>n. Die HWS-Segmenteunterhalb C3 bewirken lokale, in <strong>de</strong>n Arm und oberen Rumpf ausstrahlen<strong>de</strong>Beschwer<strong>de</strong>n, sicherlich auch aufgrund ihrer anatomischenBeziehung zu <strong>de</strong>n Nervenstämmen <strong>de</strong>s Plexus brachialis.Viele dieser Ansichten beruhen auf Erfahrung und Meinung <strong>de</strong>rAutoren und nicht auf wissenschaftlichen Studien. Bei diesen zahlreichenSymptomen muss die <strong>Symptomlokalisation</strong> herausfin<strong>de</strong>n,welche Region bzw. welches HWS-Segment mit <strong>de</strong>n Beschwer<strong>de</strong>nkorreliert und genauer untersucht bzw. therapiert wer<strong>de</strong>n muss.Seit langem fin<strong>de</strong>n die Bogengelenke große Beachtung alsSchmerz auslösen<strong>de</strong> Struktur, obwohl theoretisch alle HWS-Strukturen Schmerzen verursachen können. Schon Bogduk undMarsland [9] konnten bei 17 von 24 Patienten durch diagnostischeBlockierung mit Lokalanästhetikum <strong>de</strong>s medialen zervikalenNervenastes bzw. <strong>de</strong>r Zygapophysealgelenke <strong>de</strong>n idiopathischenNackenschmerz temporär ausschalten.Dwyer et al. [23] führten zum Dehnen <strong>de</strong>r Gelenkkapsel bis zumAuftreten von Schmerz bei 5 gesun<strong>de</strong>n Freiweilligen 11 Injektio-Originalarbeit61Tab. 1Epi<strong>de</strong>miologische Studien zum NackenschmerzAutoren Fragebogenaktion Rücklauf ErgebnisseGuez et al. [36]CotØ et al. [16]Bov<strong>im</strong> et al. [11]Im Rahmen <strong>de</strong>s WHO-MONICA-Projekts(Monitoring of Trends and Determinants inCardiovascular Disease) in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n nördlichstenRegionen Schwe<strong>de</strong>nsIn einer nordamerikanischen Befragung(Gebiet Saskatchewan) zum Gesundheitszustandvon ErwachsenenIn einer randomisierten Populationsgruppein Norwegen6.000 von 8.356(72 %)1.133 von 2.055(55 %)7.637 von 9.918(77 %)– Prävalenz <strong>de</strong>r Nackenschmerzen: 43 %, Frauen (48 %) mehr als Männer (38 %)– Chron. Nackenschmerz (> 6 Mon.): 19 %– Lebenszeitprävalenz: 66,7 %– Punktprävalenz 22,2 %– Nackenschmerzen und Fähigkeitseinschränkung mit geringer Intensität in<strong>de</strong>n letzten 6 Mon.: 39,7 %– Starke Nackenschmerzen mit geringen Fähigkeitseinschränkungen in <strong>de</strong>nletzten 6 Mon.: 10,1 %– <strong>de</strong>utliche Funktionseinschränkungen durch Nackenschmerz: 4,6 %– Nackenschmerz <strong>im</strong> vergangenen Jahr: 34,4 %– Chron. Nackenschmerz (> 6 Mon.): 13,8 % (Frauen > Männer)Schomacher J. <strong>Physiotherapeutische</strong> <strong>Tests</strong> <strong>zur</strong> … Manuelle Therapie 2006; 10: 60–68

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