Globale Lösungen
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NET 7-8/08<br />
<strong>Globale</strong> <strong>Lösungen</strong><br />
Wie viele Standards muss ein Chip unterstützen?<br />
Stuart Pekowsky<br />
Das mobile Fernsehen ist seit Jahren<br />
ein heißes Thema, erkennbar durch<br />
die weltweite Herausgabe<br />
verschiedener Standards. Existierende<br />
Standards wie DVB-T, DVB-H, ISDB-T,<br />
ATSC/8VSB, T-DMB und MediaFLO<br />
sind schon in Betrieb und werden von<br />
Chipset-Herstellern unterstützt.<br />
Brandneue Standards wie DVB-SH,<br />
CMMB/StiMi und ATSC M/H werden<br />
fertiggestellt und zu den bereits<br />
existierenden hinzugefügt. Die<br />
Chipset-Hersteller haben die<br />
Nachfrage nach solchen All-in-One-<br />
<strong>Lösungen</strong> erkannt und stellen sich<br />
dieser Herausforderung.<br />
Stuart Pekowsky ist Vizepräsident für Strategic<br />
Partnerships bei Dibcom in Palaiseau, Frankreich<br />
Während die Standardisierung an sich<br />
nur positiv gesehen werden kann, hat<br />
die Annahme von so vielen konkurrierenden<br />
Standards zu einer Zersplittung<br />
des Marktes geführt. Mobilfunknetzbetreiber<br />
werden vor die Wahl<br />
gestellt, sich für einen Standard zu<br />
entscheiden. Das hat zur Folge, dass<br />
auf die Chiphersteller Druck ausgeübt<br />
wird, eine All-in-One-Lösung bereitzustellen,<br />
die alle Standards unterstützt.<br />
Das wäre natürlich eine wunderbare<br />
Lösung für die Endgerätehersteller. In<br />
Wirklichkeit ist es aber nicht nur<br />
schwer, eine solche Lösung zu entwerfen,<br />
sondern auch, diese zu fertigen.<br />
Die sich daraus ergebenden Kosten<br />
sind ein weiterer Faktor, der eine<br />
solche Lösung verhindern kann. Da<br />
jeder Standard systemimmanente Anforderungen<br />
wie z.B. nach der Speichergröße<br />
stellt, kann die eine Lösung<br />
teurer werden als eine andere.<br />
Ein weiterer Punkt sind die Modulationsschemata<br />
der verschiedenen Standards.<br />
DVB-T/H/SH, ISDB-T, T-DMB<br />
und MediaFLO verwenden alle die<br />
COFDM (Co-Orthogonal Frequency<br />
Division Modulation), ATSC (American<br />
Television Standards Committee) jedoch<br />
8VSB (8 Vestigial Side Band).<br />
COFDM ist ein Multi-Carrier-Modulationsschema,<br />
während 8VSB für<br />
Single Carrier entwickelt wurde. Die<br />
fundamentalen Unterschiede zwischen<br />
beiden Schemata können es<br />
unmöglich machen, alle Funktionen in<br />
einem einzigen Chipset zu implementieren.<br />
Viele Funktionen auf einem<br />
Chip<br />
Die bei der Entwicklung neuer Chipsets<br />
zu lösenden primären Herausforderungen<br />
sind:<br />
Reduzierung von Stromverbrauch,<br />
Größe und Kosten;<br />
Integration von analogen (RF-Tuner)<br />
MOBILE TV<br />
und digitalen Funktionen (Demodulation);<br />
Einsatz programmierbarer oder applikationsspezifischer<br />
Logik zur Unterstützung<br />
multipler Standards;<br />
spezifische Kostenminimierung auf<br />
Kosten anderer Standards;<br />
Optimierung der Speicheranforderungen;<br />
Power-Management: Kontrolle des<br />
Chip-Stromverbrauchs und somit<br />
des gesamten Systems zur Verbesserung<br />
der Batterielaufzeit;<br />
Lärm- und Interferenzreduzierung<br />
(Filter);<br />
Empfindlichkeit vs. Linearität vs. benachbarter<br />
Kanalablehnung;<br />
Diversity (Doppelantenne) vs. Einzelantenne<br />
(Standardempfänger);<br />
Modulationsschemata.<br />
Chipset-Hersteller können signalverarbeitende<br />
Algorithmen optimieren, um<br />
die Anforderungen der Rechenleistung<br />
zu reduzieren und hierbei den<br />
Stromverbrauch zu minimieren. Das<br />
stellt einen Entwicklungsprozess dar.<br />
Parallel dazu tragen Fortschritte in der<br />
Materialwissenschaft und in der Herstellungstechnologie<br />
zum Schrumpfen<br />
der Chipgröße bei, ohne dass die<br />
Zahl der Transistoren verkleinert werden<br />
muss. Das führt ebenso zu einer<br />
Einsparung im Stromverbrauch.<br />
In den vergangenen Jahren ging der<br />
Trend zu Single-Chip-<strong>Lösungen</strong>, entweder<br />
durch Ein-Chip-Systeme (SoC –<br />
System on Chip) oder System-in-Package<br />
(SIP, mehrere Chips). Das erlaubt<br />
dem Chipdesigner die Kombination<br />
verschiedener Funktionen wie<br />
z.B. einen RF-Tuner und eine digitale<br />
Demodulation in einem einzigen<br />
Chipset, was u.a. die Reduzierung der<br />
Größe und eine Leistungsverbesserung<br />
mit sich bringt.<br />
Konfigurierbare logische Plattformen<br />
ermöglichen es Chipdesignern, mehrere<br />
Algorithmen anbieten zu können.<br />
ASICs, entwickelt für Single-Use-Applikationen,<br />
können jetzt durch konfi-<br />
25
<strong>Globale</strong> <strong>Lösungen</strong><br />
gurierbare Logiklösungen ersetzt werden,<br />
die Multistandards unterstützen,<br />
indem sie die notwendige Firmware<br />
nach Bedarf aktualisieren. Theoretisch<br />
kann durch diesen Mechanismus jeder<br />
Standard unterstützt werden.<br />
Allen Standards liegen systemimmanente<br />
Speicheranforderungen zugrunde,<br />
die sich je nach Anzahl der<br />
Datenpakete, die für die Fehlerkorrektur<br />
gebuffert werden müssen, unterscheiden.<br />
Ein Standard wie ISDB-T<br />
verlangt z.B. mehr Speicher als DVB-<br />
H, der wiederum mehr Speicher als<br />
DVB-T erfordert.<br />
Speicherplatz kann teuer sein, und die<br />
Endgerätehersteller müssen die Betriebsumgebung<br />
des Empfängers in<br />
Betracht ziehen. Die Frage, ob eine<br />
Unterstützung für ISDB-T in Europa<br />
und den USA wirklich notwendig ist,<br />
drängt sich auf. Höchstwahrscheinlich<br />
nicht, also muss zwischen der Unterstützung<br />
multipler Standards und den<br />
Kosten abgewägt werden.<br />
TV-Tuner benötigen typischerweise<br />
mehrstufige Eingangsspannungen<br />
(Multiple Input Voltages), die konstant<br />
und sauber (geräuschfrei) sein müssen.<br />
Die Verwendung separater Spannungsversorger<br />
beansprucht wertvollen<br />
Platz und erhöht sowohl das Risiko<br />
der Klangbeeinflussung als auch die<br />
Notwendigkeit von zusätzlichen passiven<br />
Komponenten zur Rauschunterdrückung<br />
(Filter), womit wiederum eine<br />
Kostensteigerung einhergeht. Durch<br />
die Bereitstellung einer monolithischen<br />
Mehrfachspannungsversorgung<br />
kann der Systemdesigner eine saubere,<br />
konstante und effiziente Spannungsversorgung<br />
ermöglichen, was<br />
zu verbesserter Leistung und Reduzierung<br />
des Batterieverbrauchs führt.<br />
Die Empfindlichkeit eines jeden Empfängers<br />
ist ein Schlüsselindikator sei-<br />
ner Leistung. Die Arbeitsleistung des<br />
Tuners unter schwachen Signalen ist<br />
entscheidend für die Qualität des digitalen<br />
TV-Erlebnisses. Jedoch können<br />
die Mechanismen, die über die Empfindlichkeit<br />
entscheiden, die Linearität<br />
nachteilig beeinflussen (Höchstleistung,<br />
bevor eine unzulässige Anzahl<br />
an Intermodulationsprodukten erzeugt<br />
wird).<br />
Ein weiteres Problem in der aktuellen<br />
Umgebung ist, dass der Empfänger<br />
die leistungsstarken Analogkanäle in<br />
der Nähe von digitalen Kanälen zurückweisen<br />
muss. Die Situation wird<br />
sich jedoch ändern, sobald der Übergang<br />
zur digitalen Übertragung in<br />
den einzelnen Ländern abgeschlossen<br />
ist.<br />
Eine letzte Betrachtung gilt der Antennendiversität<br />
(Doppelantenne). In<br />
vielen Ländern werden mit den digitalen<br />
TV-Signalen Sendeparameter übertragen,<br />
die aber nicht für den mobilen<br />
digitalen Empfang optimiert sind.<br />
Bild 2: DIB29098-Referenz-Board<br />
Bild 1: Blockdiagramm<br />
des Chipset DIB29098<br />
Empfänger, die in Deutschland oder<br />
Taiwan gut funktionieren, können<br />
möglicherweise in Frankreich oder<br />
Großbritannien weniger gut arbeiten.<br />
Da die Produkte jedoch für den globalen<br />
Gebrauch bestimmt sind, kann<br />
das zu großer Enttäuschung bei den<br />
Verbrauchern und somit zu höheren<br />
Reklamationsraten führen. Die Verwendung<br />
von Diversity-<strong>Lösungen</strong><br />
(zwei oder mehr Tuner/Demodulationspfade)<br />
in einem Empfänger kann<br />
diese Mängel überwinden. Nachteilig<br />
wären eine Vergrößerung der Abmessungen,<br />
des Stromverbrauchs und der<br />
Kosten sowie die Forderung, zusätzliche<br />
Antennen zu integrieren.<br />
Komplettlösung für Handy-TV-<br />
Standards<br />
Ein Beispiel für ein Chipset, das viele<br />
der oben genannten Herausforderungen<br />
meistert, ist das DIB29098 von<br />
Dibcom (Bild 1). Es ist die erste Komponente<br />
mit Diversity-2 (Doppelantennenunterstützung)<br />
in einem einzigen<br />
Chip. Das DIB29098 steigert die<br />
Empfangsleistung, sowohl bezüglich<br />
mobiler Anwendungen, etwa in Fahrzeugen,<br />
als auch beim Empfang in Innenräumen.<br />
Außerdem stellt das<br />
Chipset einen Quadband-Empfänger<br />
mit Multimodus dar: Seine Dual-RF-<br />
Tuner unterstützen VHF, UHF, L-Band<br />
und S-Band, und er verfügt über einen<br />
doppelten Demodulator für DVB-<br />
T-, DVB-H- und DVB-SH-Signale sowie<br />
einen leistungsstarken Turbodecoder<br />
mit zugehörigem Speicher für DVB-SH<br />
FEC (Forward Error Correction). Mit ihm<br />
können Gerätehersteller eine Komplettlösung<br />
für Handy-TV-Standards<br />
anbieten. Ein nahtloser Übergang<br />
zwischen den Übertragungsnormen<br />
DVB-T, DVB-H und DVB-SH wird so<br />
möglich und erlaubt eine hohe Flexibilität<br />
in unterschiedlichen Zielregionen.<br />
Das Chipset bietet zwei entscheidende<br />
Leistungssteigerungen: einen beträchtlichen<br />
Gewinn in der Dopplerkompensation<br />
auf S-Band sowie eine<br />
bedeutende Steigerung der Empfangsempfindlichkeit<br />
aufgrund des<br />
eingebauten Diversity-Systems, ohne<br />
Platz für andere Komponenten opfern<br />
zu müssen. Dank schneller Entwicklungszyklen<br />
und der Bereitstellung<br />
kompletter Referenzdesigns (Bild 2)<br />
sind rasche Markteinführungen möglich.<br />
Wie bereits erwähnt, ist ein effizientes<br />
Strommanagement nötig, um die<br />
mehrfache Stromversorgung des Tuners<br />
und des Demodulatorblocks zu<br />
regulieren. Hierfür bietet das Unternehmen<br />
eine Lösung mit integriertem<br />
Power-Management an. (bk)<br />
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