3DielebenslangeGewohnheitenindividuelleBedürfnisse26Begleitung und PflegeBedeutung der LebensgeschichteDie Möglichkeit, ihre lebenslangen Gewohnheiten so lange wiemöglich fortzuführen, ver<strong>mit</strong>telt <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz dasGefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Oft können die Erkranktenihre Wünsche und Bedürfnisse allerdings nicht mehr selbstäußern. Dann ist es besonders wichtig, dass Mitarbeiter der Pflegeund Betreuung Lebensthemen ansprechen und in die Alltagsaktivitäteneinbeziehen. Aus der Lebensgeschichte können auchErklärungen für Verhaltensweisen gewonnen werden, die ansonstenunverständlich blieben. Vieles wird verständlich, wenn mansich bewusst macht, dass sich <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz häufig ineiner Zeit erleben, in der sie selbst jung waren, im Berufslebenstanden oder einen eigenen Haushalt führten.Gelegentlich entwickeln <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz im Verlauf ihrerErkrankung aber auch neue und für ihre Umwelt erstaunliche Vorlieben.Sehr gut ist es, wenn die Pflegedienst<strong>mit</strong>arbeiter aufSignale der Erkrankten reagieren können und daraus entwederspontan Aktivitäten für alle entwickeln, wie gemeinsames Singenoder Erzählen, oder sich immer wieder gezielt <strong>mit</strong> einem Erkranktenbeschäftigen. Viele Tätigkeiten demenzkranker <strong>Menschen</strong> führenzu keinem Ziel mehr, sind aber für die Erkrankten selbst vonBedeutung und fördern ihr Wohlbefinden. Manchmal geht es fürdie Angehörigen oder den Pflegedienst auch „einfach“ darum, <strong>mit</strong>den Erkrankten nur da zu sein und auszuhalten, dass nichts ausihrer Sicht Sinnvolles geschieht.Das Befinden und Verhalten von <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz ist häufigunberechenbar und von ihrer jeweiligen Tagesform abhängig. Wassich an einem Tag bewährt hat, kann am nächsten Tag hinfälligsein.Für diejenigen, die früher einen eigenen Haushalt geführt habenoder einen großen Garten hatten, wird es vermutlich leichter sein,in der <strong>Wohngemeinschaft</strong> eine Beschäftigung zu finden, die ihrenalten Gewohnheiten entspricht. Schwieriger wird es für <strong>Menschen</strong>,die nie Haus- oder Gartenarbeit verrichtet haben und dasauch niemals als ihre Aufgabe betrachten würden. Es wird, daraufsei noch einmal nachdrücklich hingewiesen, nicht immer leichtsein, die richtige Anregung zu finden, zumal sich auch die Fähigkeitenim Verlauf der Erkrankung verändern. Aber wenn man dieLebensgeschichte der Erkrankten gut kennt, finden sich meistensAnknüpfungspunkte.
Foto: Nana Ziesche· Das Leben in der <strong>Wohngemeinschaft</strong> orientiert sich an denLebensumständen in einem Privathaushalt.· Die normalen Alltagsaktivitäten strukturieren den Tag (hauswirtschaftlicheTätigkeiten wie Kochen, Wäschewaschen,Gartenarbeit, gemeinsames Essen, Gäste empfangen,Spazierengehen, Musikhören, etc.).· Die Mieter beteiligen sich im Rahmen ihrer Möglichkeitenund Bedürfnisse an den Alltagsaktivitäten und werden dabeivon den Angehörigen und den Pflegediensten unterstützt.· Die Tagesgestaltung richtet sich nach dem individuellenRhythmus der WG-Bewohner (Aufstehen und Schlafengehen,Frühstücken, Besuch haben, etc.).· Die Lebensgeschichte der Einzelnen, ihre Vorlieben undAbneigungen werden berücksichtigt und ihre Gewohnheitenin den Alltag integriert.· Gemeinsame Aktivitäten (Mittag- und Abendessen, Singen,im Garten sitzen, Feste feiern) fördern das Zusammenlebenund Wohlbefinden.· Auch <strong>Menschen</strong> <strong>mit</strong> Demenz im fortgeschrittenen Stadiumkönnen am Gemeinschaftsleben teilnehmen (Liegesessel).· Ein Haustier (Vogel, Katze, Hund) kann anregend wirken.Zusammenfassung