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esonders geeignet war, den mit Haft-<br />

befehl Gesuchten die Flucht nach dem<br />

britischen Helgoland, nach London oder<br />

nach Übersee zu ermöglichen. Wenn dem<br />

Treiben der Demokraten nicht ein Ende<br />

gesetzt werde, ließ Bürgermeister Johann<br />

Smidt verlauten, drohe Bremen die Bun-<br />

desexekution und damit der Verlust der<br />

staatlichen Selbständigkeit. Das zog, da-<br />

mals wie heute, und so gelang es Smidt,<br />

den <strong>Bremer</strong>n die März-Errungenschaften<br />

nach und nach wieder zu entwinden.<br />

Anderes in der Ausstellung er-<br />

scheint uns sehr fern und fremd. Da ist<br />

das Schulsystem, über das Pastor Dulon<br />

in der Bürgerschaft sagte: »Kaum in den<br />

abgelegensten Dörfern des preußischen<br />

Staates würden Sie so schlechte Schulen<br />

finden wie hier in der reichen Stadt Bre-<br />

men!« Hierarchisch nach Gesellschafts-<br />

klassen gegliedert, hielt es die »niederen<br />

Stände« zuverlässig unten und das<br />

weibliche Geschlecht in der Sphäre des<br />

Hauses fest.<br />

Marie Mindermann, Tochter eines<br />

Drechslermeisters und hoch begabt, wie<br />

sich früh schon zeigte, hat es am eigenen<br />

Leibe erfahren. Nach der Klippschule für<br />

kleine Kinder besuchte sie sieben Jahre<br />

lang die Domschule und anschließend den<br />

Konfirmandenunterricht - das war alles,<br />

was ihr an Bildung gewährt wurde. Ihren<br />

Wunsch, Lehrerin zu werden, mochten<br />

weder der Domprediger Dr. Kottmeier<br />

noch die bekannte Pädagogin Betty Gleim<br />

unterstützen.<br />

Was ihr für ihre eigene Person<br />

gelang, selbständig sich weiterzubilden<br />

und sich den Zugang zu den »Quellen des<br />

Wissens« zu eröffnen, das forderte sie<br />

zeitlebens für alle Menschen und geißelte<br />

den Hochmut der Gebildeten, die sich als<br />

Folie für ihre Verfeinerung das Volk roh<br />

und dumm erhalten wollten.<br />

Erstaunen wird es vor allem junge<br />

Menschen, welche Bedeutung der für die<br />

<strong>Bremer</strong> Gesellschaft hatte. In der Kirche<br />

engagierten sich viele Frauen, denn der<br />

Bereich der Religion war einer der weni-<br />

gen Freiräume, die Frauen besaßen. Stan-<br />

den sie im bürgerlichen Leben unter<br />

Kuratel, d.h. unter der Vormundschaft des<br />

Vaters oder Ehemannes, so galt dies nicht<br />

für das religiöse Bekenntnis. Hier waren<br />

die Frauen selbstverantwortlich. Marie<br />

Mindermann neigte, wie ihre Biographin<br />

berichtet, »der freiesten Religionsansicht«<br />

zu. Die wurde auf der Kanzel von Unser<br />

Lieben Frauen vertreten von Pastor<br />

Rudolph Dulon, und deshalb war sie seine<br />

Anhängerin. Er war es auch, zu dessen<br />

Unterstützung sie anonym zur Feder griff,<br />

als der konservativ gesinnte Teil der<br />

Gemeinde den für Demokratie begei-<br />

sterten Pastor wieder loswerden wollte.<br />

Drei Schriften ohne Namensnennung ließ<br />

sie zu seiner Verteidigung erscheinen, und<br />

es wurde in Bremen viel spekuliert, wer<br />

der mit so viel Witz und Ironie, auch mit<br />

erstaunlichen Bibel- und Kirchenrechts-<br />

kenntnissen begabte Anonymus sei.<br />

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