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Vegesacker Kinder, die bei der Ankunft<br />

eines Schiffes um die Wette zum Hafen<br />

liefen, um die angelandeten Waren zu<br />

inspizieren, oder die Torfbauern zu<br />

beobachten, wenn sie auf ihren flachen<br />

Kähnen mit den dunkeln Segeln den<br />

Brennstoff für die kalte Jahreszeit aus dem<br />

Teufelsmoor heranschafften.<br />

Durch den Umzug der Familie<br />

Wieting nach Bremen und die Romanze<br />

zwischen dem Senatorensohn Friedrich<br />

Lameyer und der Kapitänstocher Mar-<br />

garethe werden die Standesschranken in<br />

der konservativen <strong>Bremer</strong> Gesellschaft<br />

deutlich, die in ihren ersten Kreisen tra-<br />

ditionell unter sich blieben und die ehe-<br />

lichen Verbindungen zwischen ihren<br />

Kindern zu arrangieren pflegten. Ein-<br />

drucksvoll ist aber auch die selbst-<br />

verständliche Hilfsbereitschaft zwischen<br />

den verwandten Familien. Zu Beginn des<br />

19 Jahrhunderts stand die Medizin vielen<br />

Krankheitsbildern noch hilflos gegenüber,<br />

so dass für uns Heutige erschreckend oft<br />

junge Frauen nach der Geburt eines<br />

Kindes, junge Männer an Infek-<br />

tionskrankheiten starben, die verwaisten<br />

Kinder wurden von den Verwandten<br />

aufgezogen und ausgebildet. Andererseits<br />

zeigt sich am Beispiel des Senators<br />

Lameyer, dass Aufklärung und fort-<br />

schrittliches Denken diese Standes-<br />

schranken auch zu überwinden wussten,<br />

so dass M. Z. durch ihre Eheschließung<br />

voll akzeptiertes Mitglied einer der ersten<br />

Familien Bremens wurde. Man blieb in den<br />

ersten Kreisen traditionell unter sich; die<br />

Ehen wurden zwischen den eigenen<br />

Kindern arrangiert, wobei neben den<br />

Gefühlen der jungen Leute auch die<br />

Wahrung und Mehrung des Familienbe-<br />

sitzes eine große Rolle spielte. Die jungen<br />

Mädchen erhielten Gelegenheit, in den<br />

großbürgerlichen Häusern ihrer Tanten die<br />

Hauswirtschaft und das Repräsentieren zu<br />

erlernen.<br />

Diese gut funktionierende Sozial-<br />

ordnung konnte auch ein aufgeklärter und<br />

fortschrittlich denkender Mann wie Senator<br />

Lameyer nicht ohne Skrupel durchbre-<br />

chen. Dass sein Sohn eine Kapitänstoch-<br />

ter heiraten wollte, war nicht standes-<br />

gemäß. Als der Senator sich aber ent-<br />

schlossen hatte, das junge Paar zu<br />

unterstützen, war es zweifellos seinem<br />

hohen Ansehen zu verdanken, dass<br />

Margarethe mit ihrer Eheschließung zum<br />

voll akzeptierten Mitglied in einer der<br />

ersten Familien Bremens wurde.<br />

Die Damen der <strong>Bremer</strong> Ge-<br />

sellschaft sorgten nicht nur für das Wohl<br />

ihrer Angehörigen. Sie empfanden es als<br />

ihre Christenpflicht, den Armen zu helfen,<br />

und schlossen sich zu diesem Zweck in<br />

Vereinen zusammen. Ein solcher Frauen-<br />

verein, der armen Witwen Arbeit ver-<br />

mittelte, ihre Töchter in den weiblichen<br />

Handarbeiten ausbildete und auch eine<br />

Suppenküche betrieb, gründete sich 1837<br />

auch in Vegesack, zu einer Zeit, als<br />

Margarethe Lameyer wieder dort lebte. In<br />

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