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Heft 4/2010 - WITAJ-Sprachzentrums

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lange blieb das Mädchen nicht, denn esschick te sich nicht, dass ein Mädchen län -gere Zeit mit einem Burschen allein drau -ßen blieb.Gegen Ende der Spinnabende fand derSpinteball statt. Die versammelten Mäd -chen wurden von den Burschen und einerBlaskapelle abgeholt und mit Musik durchdas Dorf zum Tanzsaal geführt. Das wargleichzeitig die Einladung zum Tanz füralle anderen Dorfbewohner. Die Mädchenaus der Gegend um Hoyerswerda warenin einfacher Festkleidung mit schwarzerHau be, blauer Schürze und blauen Strümpfengekleidet. Spiele, Tanz und Späßewechselten einander ab. Beim Spinteballsollte man mit einem möglichst großenBurschen tanzen und dabei hoch und wildspringen. Das sollte bewirken, dass derFlachs im kommenden Jahr besonders gutwüchse. Gegen Ende des 19. Jahrhundertserlosch das vielerorts übliche Spinnen derfeinen Flachsfaser. Jedoch blieben einigeBräuche um die Spinte, wie der Spinteball,bis in die Gegenwart erhalten.ZAPUST UND ZAMPERNDie niederlausitzer Fastnacht ZAPUST istder fröhlichste Fastnachtsbrauch. Heutewird er mit dem Zampern, dem Festumzugder Trachtenpaare und dem Fastnachtstanzdrei Tage lang ausgelassen gefeiert. DasZampern ist der älteste Bestandteil derFastnachtsfeier und stammt vom Recht derHeischegänge des Gesindes im Mittelalterab. Mit Birkenruten zogen einst verklei -dete und vermummte Gestalten durch dasDorf und schlugen im Scherz Erwachseneund Kinder, denn so wurde die Lebenskraftder jungen Reiser auf den Menschen über -tragen. Typische Symbolfiguren wurdenmitgeführt: der Storch und der Schimmel -reiter als Zeichen des erwachendenFrühlings, der Bär für den abziehendenWinter oder der Strohmann für den totenWinter. Noch heute zampert die Dorfjugendlärmend von Gehöft zu Gehöft underheischt auf diese Weise Eier, Speck,Wurst und vor allem Geld. Als Dankeschönbietet man dem Hausherren ein Schnäpschen„palenc“ an und tanzt mit derHausfrau. Den Höhepunkt des Zapustes inder Niederlausitz bildet der Festumzug derTrachtenpaare. Man spricht sich ab, so dassbenachbarte Orte nicht den gleichen Ter -min wählen. Jeder Zug wird von einerBlaskapelle begleitet. Gegen Mittag tref -fen sich die ledigen Mädchen und Burschenin der Gaststätte. Die Burschenbekommen von den Mädchen einen ausPapierblumen gefertigten Zapust-Straußangesteckt. Beim Umzug durch das Dorfwird ein bunt geschmückter Weidenbesenmitgeführt, der symbolisch den Wintervertreiben soll. Ausgewählten Dorfbewohnernwird ein Ehrenbesuch abgestattet.Dazu spielt die Kapelle im Hof ein Ständchen,zu dem getanzt wird. Die Jugendlichenerhalten einen Imbiss und eine Spen -de in die Fastnachtskasse. Dafür schenkensie einen Zapust-Strauß. Am Abend treffensich alle zum Fastnachtstanz. Auch hiertragen die Mädchen und Frauen ihrefestliche Tanztracht.In vielen Orten der Lausitz ziehenverkleidete Kinder am Fastnachtstag mitBeuteln von Haus zu Haus und singeneinen Vers, wofür sie mit Süßigkeiten undKleingeld belohnt werden. Auch einigeKindergärten pflegen diesen Brauch undersingen Geld und Spenden für ihre Ein -richtung. Mit dem Aschermittwoch sinddie Festtage vorbei, und es beginnt dievierzigtägige Fastenzeit. Gisela BrukLUTKI 4 | <strong>2010</strong> 19

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