Golf and more - Radius
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2 0 J A H R E G O L F P L A T Z P E T E R S b E R G<br />
Am Anfang war ein ...<br />
... Bauernhof in Petersberg.<br />
Ein traditioneller Hof mit Wiesen<br />
und Kühen und einer Familie,<br />
die ihn schon seit mehreren<br />
Generationen bewirtschaftete.<br />
In der vorletzten Generation paarte<br />
sich die Bauernmentalität mit Unternehmergeist.<br />
Das Ergebnis sind<br />
ein florierendes Hotel und der erste<br />
18-Loch-<strong>Golf</strong>platz in Südtirol. Der<br />
Name der Familie? Thaler. Arthur<br />
und Annamaria Thaler sind ein ideales<br />
Paar, das sich ergänzt und das<br />
seit knapp 50 Jahren. Ein Vollblutbauer<br />
voll Schaffenskraft – er, eine<br />
couragierte Frau mit unternehmerischem<br />
Spürsinn – sie. Und die drei<br />
Söhne Erich, Günther und Hans Peter<br />
eine gelungene Mischung aus<br />
beidem.<br />
Die Geschichte der Familie Thaler und<br />
ihres Steinacherhofs liest sich fast wie<br />
ein modernes Märchen. Anfang der<br />
70er Jahre beschlossen sie einen radikalen<br />
Wechsel. Weg vom Bauernhof,<br />
hinein ins Gastgewerbe. Zunächst eine<br />
Pension zusammen mit dem Bruder<br />
von Annemarie. Dann neun Jahre, von<br />
1974 bis 1983 Pächter in Maria Weißenstein<br />
und dann der große Schritt<br />
zu einem eigenen Hotel in Obereggen.<br />
Mittlerweile das schönste und größte<br />
am Platz.<br />
Ein bauernhof<br />
liegt brach<br />
Doch was tun<br />
mit dem Hof und<br />
den ca. 50 Hektar<br />
Grund? Die Wiesen<br />
waren verpachtet,<br />
der Hof am Zerfallen.<br />
Die Familie<br />
Thaler suchte nach<br />
dem erfolgreichen<br />
Einstieg in das<br />
Tourismusgeschäft<br />
eine Möglichkeit,<br />
den Hof sinnvoll<br />
zu nutzen. Ein Ver-<br />
Die Familie Thaler<br />
kauf des Heimathofes<br />
ist wäre die Alternative<br />
gewesen, welche aber für niem<strong>and</strong>en<br />
in der Familie in Frage kam. Und hier<br />
kommt der Zufall ins Spiel.<br />
Der Zufall, der zum rechten Zeitpunkt<br />
die rechten Leute zusammenbringt.<br />
Eine H<strong>and</strong>voll <strong>Golf</strong>er, allen voran Rudi<br />
Rimbl und Hartmann Gallmetzer,<br />
auf der Suche nach einem Platz in der<br />
Heimat und eine Familie mit Mut zum<br />
Wagnis. Dass eine ehemalige Bergbauernfamilie<br />
diese Herausforderung auf<br />
eigenes Risiko annimmt, ist auch heute<br />
noch zu bewundern.<br />
Über das komplette Neul<strong>and</strong>, welches<br />
mit dem <strong>Golf</strong>projekt betreten wurde,<br />
gab es damals schon hitzige<br />
Diskussionen um<br />
ein Für und Wider von<br />
<strong>Golf</strong>anlagen aus Sicht<br />
der Umweltschützer.<br />
Nachträglich könnte<br />
man sagen, dass gerade<br />
Arthur Thaler<br />
mit seiner Erfahrung<br />
in Wald- und L<strong>and</strong>wirtschaft,<br />
es gut<br />
überblicken konnte,<br />
was an Rodungen,<br />
E r d b e w e g u n g e n<br />
und Modellierugen<br />
auf seinem Grund<br />
und Boden anfallen<br />
würden. Ob<br />
es an den neun in<br />
Weißenstein verbrachten<br />
Jahren<br />
Der alte Steinacherhof lag oder reiner<br />
Zufall war, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen.<br />
Jedenfalls: Zum Papstbesuch<br />
1988 wurde mit dem Bau des<br />
ersten Neun-Loch-Platzes in Südtirol<br />
begonnen.<br />
Bereits im August 1989 konnte Einweihung<br />
gefeiert werden. Dank der<br />
tatkräftigen Unterstützung von Arthur<br />
Thaler und seinen Söhnen, konnte das<br />
von Stararchitekt Croze erstellte Projekt<br />
für einen Neun-Loch-<strong>Golf</strong>platz auf den<br />
welligen, von Wald gesäumten Wiesen<br />
des Steinacherhofs in Rekordzeit verwirklicht<br />
werden.<br />
Ein Familienunternehmen<br />
par excellence<br />
Und <strong>Golf</strong> wurde der ganzen Familie<br />
zum Schicksal. Annemarie widmet<br />
sich in ihrer Freizeit begeistert diesem<br />
faszinierenden Spiel, Sohn Hans Peter<br />
ist Direktor des Clubs, Schiedsrichter,<br />
Headgreenkeeper und angesehener<br />
Experte im italienischen <strong>Golf</strong>erverb<strong>and</strong>.<br />
Er kennt sein Metier von Grund<br />
auf.<br />
Günther spielt H<strong>and</strong>icap 9. Nur Vater<br />
Arthur und Sohn Erich ließen sich<br />
(bislang) nicht anstecken von diesem<br />
Fieber und betreiben <strong>Golf</strong> auf rein<br />
wirtschaftlicher Basis – mit einem sehr<br />
positiven Nebeneffekt: Die Petersberg<br />
Bertreibergesellschaft steht seit Anfang<br />
an auf wirtschaftlich gesunden Beinen;<br />
im Südtiroler <strong>Golf</strong>business nicht gerade<br />
selbstverständlich!<br />
Zwanzig Jahre – Sieben Pros<br />
Sieben Pros haben sich in den<br />
vergangenen zwanzig Jahren in<br />
Petersberg abgewechselt.<br />
Ein jeder hat Spuren hinterlassen.<br />
Chris Mawdsley war der erste und<br />
ist bisher am längsten geblieben,<br />
ganze sieben Jahre. Er geht als<br />
Lehrer der <strong>Golf</strong>pioniere in die<br />
Annalen ein.<br />
Im Winter 1988–1989 begann in einer<br />
angemieteten Bozner Turnhalle still<br />
und heimlich die Ausbildung der ersten<br />
<strong>Golf</strong>erinnen und <strong>Golf</strong>er des wenige<br />
Monate vorher gegründeten <strong>Golf</strong>clubs<br />
Petersberg. Unter der Anleitung des<br />
italienischen <strong>Golf</strong>lehrers Fortunato<br />
Ghezzo schlugen die Kursteilnehmer<br />
die ersten Bälle in drei mit Netzen ausgestattete<br />
kleine Tore. Sie lernten Griff<br />
(grip), St<strong>and</strong>, Schwung, Körperhaltung<br />
und mentale Einstellung, und da zeigte<br />
es sich gleich, dass der Sport gar nicht<br />
so einfach war.<br />
Dann, im Frühjahr 1989, gelang es,<br />
einen englischen Pro namens Chris<br />
Mawdsley nach Petersberg zu locken,<br />
wo die Arbeiten am Platz und am Clubhaus<br />
noch voll im Gang waren. Chris<br />
Der erste Pro in Petersber Chris Mawdsley<br />
kam, sah und erkannte die Chancen, die<br />
sich einem Lehrer boten, wenn ein Club<br />
von ganz vorne beginnt.<br />
Ein Engländer spricht Dialekt<br />
Er blieb bis 1995, und viele <strong>Golf</strong>erinnen<br />
und <strong>Golf</strong>er der ersten Stunde lernten bei<br />
Chris das H<strong>and</strong>werk. Der Lehrer war zudem<br />
ein Poet, er verfasste Gedichte, und<br />
einige bekamen das kleine Bändchen in<br />
die H<strong>and</strong>. Es waren in erster Linie Liebesgedichte.<br />
Chris war auch der erste englische <strong>Golf</strong>pro,<br />
der sich mit dem Südtiroler Dialekt<br />
anfreundete, und sein Schlagwort wurde<br />
„tgscherawengget“, das heißt, wenn ein<br />
Ball nach einem völlig daneben gegangenen<br />
Schlag irgendwo durch die Gegend<br />
flog, mehr kreuz und quer als gerade. In<br />
den Sommermonaten der Chris’schen<br />
Fünfjahresperiode kamen aushilfsweise<br />
auch <strong>and</strong>ere Lehrer hinzu: Romolo<br />
Napoleoni, Vincenzo Innocente, Roberto<br />
Ranzo, Jeremy Twitchett, Brian Cummains,<br />
Sean Bailey.<br />
1996 folgte auf Chris Mawdsley Alistair<br />
Halliday, ein sehr sanfter, ausgezeichneter<br />
Lehrer, der aber gegen Ende der<br />
Saison erkrankte und die Tätigkeit auf-<br />
geben musste. Er wurde abgelöst von<br />
Martin Turley, der bis Ende 1997 blieb<br />
und dann nach Seefeld abw<strong>and</strong>erte.<br />
<strong>Golf</strong> und Kindersegen<br />
Eine längere und gute Periode folgte<br />
1998 mit Malcolm Harrison, der bis<br />
2002 blieb, und dem die Petersberger<br />
Luft offenbar sehr bekam, denn er wurde<br />
mehrmals Vater. 2002 zog er nach<br />
Engl<strong>and</strong> zurück, damit die Kinder – inzwischen<br />
sind es deren vier – dort eine<br />
Ausbildung in ihrer Muttersprache<br />
erhalten konnten.<br />
2003 folgte Ben Mannix, der<br />
jedoch den Traum nicht aufgab,<br />
den Sprung in die europäische<br />
Tour zu schaffen,<br />
und im folgenden Jahr nicht<br />
mehr fix verpflichtet werden<br />
konnte. Er wurde durch Mike Phil Tolley<br />
Sullivan abgelöst, der Ende<br />
2005 die Saison vorzeitig beendete. Auf<br />
Vermittlung von Malcolm Harrison kam<br />
dessen Schwager Anthony Jackson nach<br />
Petersberg. Er ist derzeit der Head-Pro<br />
– und hat den Sommer über mit Phil Tolley<br />
einen tüchtigen Kollegen zur Seite.<br />
Mit Anthony in<br />
wenigen Wochen auf dem Platz<br />
Anthony hat sich mit seinem offenen,<br />
herzlichen Wesen und mit seiner außerordentlichen<br />
Kompetenz in der Vermittlung<br />
des <strong>Golf</strong>spiels die allgemeine<br />
Wertschätzung der Clubmitglieder,<br />
ganz besonders der<br />
Kinder und Jugendlichen,<br />
errungen. Anthony hat eine<br />
außergewöhnliche Gabe,<br />
Anfänger in kürzester Zeit<br />
so weit zu bringen, dass sie<br />
Freude am Sport haben und<br />
Anthony Jackson<br />
bereits nach einigen Wochen<br />
auf dem Platz spielen können.<br />
Das ist auch für das Clubleben wichtig.<br />
Jeder dieser Sieben hat dazu beigetragen,<br />
das golferische Niveau im Club<br />
zu heben, Neuankommende in diese<br />
„Kunst“ einzuführen, der Jugend die<br />
Anfangsgründe beizubringen und die<br />
Überzeugung zu vermitteln, dass <strong>Golf</strong> ein<br />
Sport ist, der viel Disziplin und Selbstbeherrschung<br />
erfordert.<br />
44 03/2009<br />
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