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Elegie von einem polnischen Jungen - Kirchenmusik-Online.de

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Ein Schatten <strong>von</strong> <strong>einem</strong> Baum<br />

geistert über <strong>de</strong>n Mond.<br />

Man sieht ihn kaum.<br />

Ein Baum,<br />

ein Leben<br />

kann Schatten werfen<br />

Über <strong>de</strong>n Mond.<br />

Solo: Ulrike Kühn, Sopran<br />

11<br />

Selma Meerbaum-Eisinger (7.7.1941)<br />

Euch fehlt die Phantasie - Martin Gumpert<br />

Martin Gumpert wur<strong>de</strong> am 13.11.1897 in Berlin geboren. Er war im 1. Weltkrieg<br />

Sanitätssoldat, studierte Medizin in Berlin und Hei<strong>de</strong>lberg. Vor 1933<br />

war er Chefarzt und Schriftsteller. Er emigrierte 1936 in die USA, wo er als<br />

Arzt tätig war. 1949 kam Gumpert erstmals wie<strong>de</strong>r nach Europa und auch<br />

nach Deutschland. Eine endgültige Rückkehr kam für ihn, <strong>de</strong>r seit 1941<br />

amerikanischer Staatsbürger war, nicht in Betracht. Es folgten noch drei<br />

weitere Europareisen, u.a. 1954 nach London, wo er am Internationalen<br />

Gerontologen-Kongreß teilnahm. Am 18.4.1955 starb Martin Gumpert in New<br />

York an <strong>de</strong>n Folgen eines Herzlei<strong>de</strong>ns. (Quelle: http://www.onmeda.<strong>de</strong>/lexika/<br />

persoenlichkeiten/gumpert.html)<br />

Das Gedicht „Euch fehlt die Phantasie“, das die Entrechtung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n<br />

ohne Skrupel beschreibt, hat Martin Gumpert schon 1934 geschrieben. In<br />

visionärer Weise listet er die Formen <strong>de</strong>r Ausgrenzung, Entwürdigung,<br />

Entrechtung und Vernichtung auf: durch die Straßen gejagt wer<strong>de</strong>n, nicht<br />

mehr gegrüßt, geliebt, geachtet wer<strong>de</strong>n, hinter Stacheldraht gesperrt<br />

wer<strong>de</strong>n, ins Gesicht gespuckt wer<strong>de</strong>n, Telefonüberwachung und<br />

Bücherverbrennung. Und dies alles „ohne daß eine Hand sich hebt, ohne<br />

daß sich ein Sturm zusammenzieht, ohne daß eine Stimme aufschreit,<br />

ohne daß eine Träne vergossen wird.“<br />

Der Chor stottert diesen Text im gebrochenen 7/4-Takt, wie wenn er<br />

angesichts <strong>de</strong>r Unfassbarkeit <strong>de</strong>r Worte Zweifel an <strong>de</strong>r Gewißhheit <strong>de</strong>s<br />

Gesagten hätte.

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