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Titelseite 1.pmd - Herzlich willkommen in Ueffeln-Balkum!

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- 18 -<br />

Satire - Satire - Satire<br />

Gegen Ende Mai ist es wieder soweit: der Eurovision<br />

Song Contest, e<strong>in</strong>e der überflüssigsten und<br />

nervtötendsten Veranstaltungen überhaupt, startet<br />

zum 57. Mal. Diesmal <strong>in</strong> Aserbaidschan. Mir doch<br />

egal. Gucke ich sowieso nicht. Warum ich das dann<br />

hier erwähne? Nun, weil ich der Klatschpresse entnehmen<br />

durfte, dass der Komponist Ralph Siegel,<br />

die olle Knallpfeife, tatsächlich auch wieder teilnehmen<br />

möchte. Sie wissen schon, e<strong>in</strong> bisschen Frieden<br />

und so. Nur – wo Siegel ist, ist selten Frieden.<br />

Der gnatzt doch immer so, wenn er nicht gew<strong>in</strong>nt.<br />

Als Lena Meyer-Landruth zum Beispiel den Sieg<br />

für uns nach Hause jaulte, kommentierte er <strong>in</strong> die<br />

allgeme<strong>in</strong>e Feierlaune: „Dem Dilettantismus s<strong>in</strong>d<br />

jetzt ke<strong>in</strong>e Grenzen mehr gesetzt.“ Immer schön die<br />

Erfolge der anderen herunterspielen, gerne mit<br />

dem Verweis, dass DER größte deutsche ESC-<br />

Sieg von ihm und se<strong>in</strong>er Kleidchen-Marionette<br />

Nicole erarbeitet wurde, und das zu e<strong>in</strong>er Zeit, wo<br />

wirkliche Arbeit <strong>in</strong> diesem Bereich noch wirklich geschätzt<br />

wurde. Damals war nämlich alles besser.<br />

Ralph Siegel ist Profi. Das verpflichtet natürlich zur<br />

Teilnahme am Eurovision Song Contest. E<strong>in</strong> Problem<br />

nur, dass niemand hier die verhärmte Gnatztröte<br />

für Deutschland <strong>in</strong>s Rennen schicken würde.<br />

Also musste er improvisieren. Die Schweiz und<br />

Montenegro, für die er 2006 und 2009 angetreten<br />

war, haben <strong>in</strong>zwischen ihre Erfahrungswerte, würden<br />

wohl lieber gar nicht teilnehmen als noch mal<br />

mit Ralph Siegel. G<strong>in</strong>g also auch nicht. Aber das<br />

Komponistengenie hat es auch diesmal wieder<br />

geschafft und startet für San Mar<strong>in</strong>o. Kennen Sie<br />

nicht? Nun, das ist so e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Pissel-Republik<br />

<strong>in</strong> Italien, die an ihrer breitesten Stelle ungefähr 18<br />

Kilometer misst. Ke<strong>in</strong>e Ahnung, wo der Siegel die<br />

so plötzlich her hat. Muss wohl länger gesucht haben.<br />

Jedenfalls startet der jetzt für die 30.000 E<strong>in</strong>wohner<br />

von San Mar<strong>in</strong>o, die wahrsche<strong>in</strong>lich nicht<br />

wirklich gefragt wurden, ob sie das tatsächlich wollen.<br />

Dazu hat Siegel, übrigens e<strong>in</strong>er der letzten<br />

Mohikaner des qualitativ hochwertigen Schlagers,<br />

e<strong>in</strong>en Hit mit dem Titel „Facebook, Uh oh oh (A<br />

satiricle song)“ komponiert, den e<strong>in</strong> grenzdebiles<br />

Opfer namens Valent<strong>in</strong>a Monetta dann s<strong>in</strong>gen<br />

musste.<br />

Star für Baku<br />

(von Dirk Bußmann)<br />

Weil Siegel auch thematisch immer am Puls der<br />

Zeit ist und er auch vor sozialkritischen Anmerkungen<br />

nicht zurückschreckt, hat er <strong>in</strong> dem Song die<br />

längst fällige Verknüpfung von Facebook und<br />

Cybersex geschaffen, zeigt Gefährdungen auf und<br />

schw<strong>in</strong>gt gesellschaftlich relevante Moralkeulen.<br />

Aber sehen Sie selbst, hier e<strong>in</strong>e Auswahl: „Oooooo,<br />

Ooo Ooooo, Ich mag es, Willst du mehr se<strong>in</strong> als<br />

nur e<strong>in</strong> Freund? Willst du spielen Cyber-Sex<br />

wieder? Wenn Sie diese Seite gekommen, um<br />

me<strong>in</strong> Haus, Dann klicken Sie mich mit Ihrer<br />

Maus.“ (Ich habe den Orig<strong>in</strong>altext e<strong>in</strong>fach von<br />

Google übersetzen lassen, im Englischen hört sich<br />

das natürlich viel cooler an.) „Und Ihr Computer ist<br />

schw<strong>in</strong>gend, Und nehmen Sie sich Zeit weg, Die<br />

Sünde ist der richtige, Für e<strong>in</strong>e Prom<strong>in</strong>ente, Jetzt<br />

bist du auf Facebook, Überall, jederzeit, Tag und<br />

Nacht.“ Dummerweise war dem Mohikaner nicht<br />

bewusst, dass die Verwendung des Firmennamens<br />

Facebook <strong>in</strong> den Bereich Product Placement fällt,<br />

will heißen: trotz der formschön geschwungenen<br />

Moralkeulen dann doch nur banale Werbung.<br />

E<strong>in</strong> bisschen blöd s<strong>in</strong>d die schon, diese Profis. Das<br />

wäre doch selbst mir aufgefallen. Ist doch dasselbe,<br />

als wenn ich e<strong>in</strong> Lied über Nutella, Maggi oder<br />

Ratiopharm beim Eurovision Song Contest e<strong>in</strong>reichen<br />

würde. Natürlich gab das Ärger. Inzwischen<br />

wurde Ralph Siegel von der Europäischen Rundfunkunion<br />

gezwungen, den Titel des Liedes zu ändern,<br />

da es ansonsten wegen der Verletzung der<br />

Richtl<strong>in</strong>ien nicht zugelassen würde. Selbstverständlich<br />

reagierte unser Komponistenprofi flexibel und<br />

nennt se<strong>in</strong>en Song nun: „Das Soziale Netzwerk<br />

Song (oh oh – uh – oh oh)“ (Übersetzung:<br />

Google) Das kl<strong>in</strong>gt ja nun auch sehr schön.<br />

Aber welchen Text das grenzdebile Siegel-<br />

Opfer gegen Ende des Monats auch immer<br />

zum Besten geben wird – es verbleibt die<br />

<strong>in</strong>zwischen dr<strong>in</strong>gliche Frage, ob diese Kolumne<br />

überhaupt veröffentlicht werden darf, wo<br />

doch <strong>in</strong> ihr so viele Markennamen auftauchen<br />

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