ELAN - Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe
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Adventszeit<br />
Konfirmation<br />
Die Konfirmation – der letzte Kontakt?<br />
In ein paar Wochen sind die Kirchen<br />
wieder ähnlich voll, wie an den Gottesdiensten<br />
zu Heilig Abend: es wird<br />
Konfirmation gefeiert. Die „Konfis“<br />
waren zwei Jahre im Unterricht, um<br />
sich auf diesen Tag vorzubereiten,<br />
der als persönliche Bestätigung der<br />
eigenen Taufe begangenen wird. Ein<br />
„Ja“ zum eigenen Glauben.<br />
Folge ich einer Studie der EKD<br />
(<strong>Ev</strong>angelische Kirche Deutschland),<br />
sind das in Deutschland<br />
immerhin ein Drittel eines Jahrgangs.<br />
Die Studie zeigt auch, dass sich etwa<br />
fünf Prozent dieser Jugendlichen zur<br />
Konfirmation taufen lassen. Das klingt<br />
optimistisch, ist aber bei genauerer<br />
Betrachtung oft nicht mehr als purer<br />
Pragmatismus. Bedingung zur Konfirmation<br />
ist die Taufe: Um in den<br />
Genuss der üblichen finanziellen<br />
Zuwendungen seitens der Familie zu<br />
kommen, lassen sich die bisher ungetauften<br />
Konfirmanden eben zur Konfirmation<br />
taufen.<br />
Wie viele Konfirmanden zugeben,<br />
steht hier nicht persönlicher Glaube<br />
oder Interesse an der Kirche im Vordergrund.<br />
In vielen Familien gilt die<br />
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Konfirmation immer noch als eine<br />
gute Tradition, als eine Art Initiations-<br />
Ritus, der nun mal irgendwie dazu<br />
gehört. Das führt bei vielen Jugendlichen<br />
auch zu einer Art Gruppendruck:<br />
Selbst wenn sie nicht an Gott glauben,<br />
geben sie das kaum zu und lassen den<br />
kirchlichen Unterricht klaglos über<br />
sich ergehen. Nicht mehr. Und es gibt<br />
wenige Konfis, die sich - wie von der<br />
EKD etwas schwammig erhofft - bei<br />
der „Ausbildung von Werten und ethischer<br />
Urteilskraft“ fördern lassen. Ihre<br />
Lebenswelt ist eine andere, Kirche als<br />
glaubwürdige Instanz kommt darin<br />
kaum vor. Ich weiß, dass das nicht<br />
Foto: ©ch<br />
gern gehört wird. Wissen und bedauern<br />
tun es aber eigentlich alle. So ist es<br />
kaum verwunderlich, wenn die Konfirmation<br />
vielfach der letzte Kontakt zu<br />
Kirche und Gemeinde ist: Der Ritus<br />
ist erfolgt und durchgehalten, Verpflichtungen<br />
gibt es keine mehr, zarte<br />
Bindungen verpuffen bald im Alltag.<br />
Das lässt nun alles beklagen und ich<br />
sehe schon die Mahner mit diffusen<br />
Schuldzuweisungen, die gesellschaftlichen<br />
Veränderungen, Leichtlebigkeit,<br />
laxe Gemeindearbeit und Moralverlust<br />
verantwortlich machen. Damit ist<br />
es nicht getan. Gott sagt nichts von<br />
Resignation. Sondern: „Gott hat uns<br />
nicht gegeben den Geist der Furcht,<br />
sondern der Kraft und der Liebe und<br />
der Besonnenheit“ [2.Timotheus 1 | 7].<br />
Das ist ein Versprechen zum Aufbruch.<br />
Der Begriff Konfirmation entstammt<br />
dem lateinischen „confirmatio“, was<br />
so viel wie „Befestigung, Bekräftigung“<br />
bedeutet. Es meint, dass wir unsere<br />
Verantwortung nicht abschieben<br />
auf „die Kirche“ oder „die Pastoren“.<br />
Wir sind verantwortlich. Wir müssen<br />
uns bemühen: Die Konfirmation fällt<br />
(gewollt) in einen unglaublich wichtigen<br />
Lebensabschnitt unserer Kinder.<br />
Die Umbrüche in dieser Zeit sind groß<br />
und fordern viel. Sie haben viele Fragen<br />
- auch, wenn diese nicht immer<br />
gleich laut gestellt werden.<br />
Wir müssen sie bekräftigen. In ihrer<br />
Lebenswelt. Nicht in unserer. Wir<br />
müssen auf Augenhöhe mit ihnen<br />
reden und sie ernst nehmen. Sie sind<br />
angewiesen auf unser Vorbild und<br />
unseren Schutz. Wir können sie ermutigen<br />
zu glauben. Wir müssen vorleben,<br />
was uns wichtig und heilig ist.<br />
Auch in der Kirche. Der Schriftsteller<br />
Antoine de Saint-Exupéry hat einmal<br />
gesagt, wenn jemand sich wünscht,<br />
dass Menschen ein Schiff bauen, solle<br />
er ihnen nicht Baupläne und Werkzeug<br />
geben, sondern die Sehnsucht<br />
nach dem Meer in ihnen verankern.<br />
Dieses „wir“ hat einen Namen:<br />
Wir sind die Eltern, Geschwister, Verwandte,<br />
Paten, Freunde. Mit der Kirche<br />
müssen wir sie ermutigen, nach<br />
der Konfirmation in Jugendkreise zu<br />
gehen oder sie zu gründen, Fragen<br />
zu stellen, aufzubrechen, Gemeinschaft<br />
zu finden. Sie sind die Gottesdienstbesucher,<br />
die wir vermissen,<br />
auch in Bibelstunden, Jugendkreisen<br />
und Gemeinderäten. Sie können<br />
unsere Gemeinden bunt und<br />
aufregend machen. Damit es nicht<br />
ihr letzter Kontakt zur Kirche bleibt.<br />
Christoph Hübener