ELAN - Ev.-Luth. Landeskirche Schaumburg-Lippe
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Es gehört in den heutigen Lehrbüchern<br />
zum Konfirmandenunterricht<br />
fast zum guten Ton, sich von allem<br />
abzusetzen, was früher den Konfirmandenunterricht<br />
geprägt hatte.<br />
Das Auswendiglernen von Liedern<br />
oder Inhalten des Katechismus sei<br />
überholt und insbesondere die<br />
„Konfirmandenprüfung… gehört<br />
in die Mottenkiste (und zwar nach<br />
ganz unten)“; so hat es mal jemand<br />
formuliert.<br />
Mit den Konfirmanden der<br />
Kirchengemeinde St. Katharinen<br />
in Bergkirchen sind<br />
wir den umgekehrten Weg gegangen.<br />
Wir haben die Konfirmandenprüfung<br />
in besonderer Weise aufgewertet und<br />
sie als feierlichen Gottesdienst in der<br />
<strong>Luth</strong>erstadt Wittenberg begangen.<br />
Der Prüfungsgottesdienst war der<br />
Höhepunkt einer sechstägigen Konfirmandenfreizeit,<br />
in der wir auf <strong>Luth</strong>ers<br />
Spuren wandelten. Wir sahen den <strong>Luth</strong>erfilm,<br />
machten eine Stadtführung,<br />
besichtigten die historische Druckerei,<br />
das Wohnhaus und Museum <strong>Luth</strong>ers<br />
und veranstalteten eine Ralley durch<br />
die Stadt, bei der Fragen zu beantworten<br />
waren.<br />
In den Räumen der alten Universität<br />
Wittenberg wurden den Konfirmanden<br />
originale Übersetzungen der Bibel ins<br />
Deutsche aus der Zeit vor Martin <strong>Luth</strong>er<br />
vorgelegt, die sie mit Hilfe einer<br />
Konfirmanden auf <strong>Luth</strong>ers Konfirmation<br />
Adventszeit Spuren<br />
Historische Konfirmandenprüfung<br />
Original <strong>Luth</strong>erbibel 1620<br />
Foto: ©kd<br />
Lehrkraft selbst entziffern konnten. Im<br />
Vergleich mit der <strong>Luth</strong>erübersetzung<br />
konnten sie selbst erkennen, um wie<br />
viel genauer seine Übersetzung war.<br />
Es war beeindruckend: Die Bücher, die<br />
Martin <strong>Luth</strong>er selbst zur Hand hatte,<br />
lernten unsere Konfirmanden zu lesen<br />
und zu handhaben. Mit weißen Handschuhen<br />
durften sie vorsichtig blättern<br />
und die zu übersetzende Bibelstelle<br />
suchen .<br />
Prüfungsgottesdienst der Konfirmanden in der Schloßkirche zu Wittenberg<br />
In unserem Prüfungsgottesdienst in der<br />
Schlosskirche, neben den Grabplatten<br />
von Dr. Martin <strong>Luth</strong>er und seinem Mitreformator<br />
Philipp Melanchthon , saßen<br />
die Konfirmanden dann im geschnitzten<br />
Gestühl des Chorraumes. Sie waren in<br />
historische Gewänder gekleidet, die wir<br />
im Trachtenverein Wittenberg entliehen<br />
hatten. Unter Orgelklängen zogen<br />
die Konfirmanden in den Gottesdienst<br />
ein. Sie haben Teile ihres Konfirmandenwissens<br />
zu Martin <strong>Luth</strong>er in einer<br />
Sprechmotette und als Theaterszenen<br />
vorgeführt.<br />
Dann kam die Prüfung von der Kanzel<br />
herab. Namentlich wurden sie aufgerufen,<br />
sagten Lieder, den 23. Psalm,<br />
Erklärungen zum 2. Hauptstück , das Vaterunser,<br />
die 10 Gebote und den Ablauf<br />
des Gottesdienstes auf. Wer bei einer<br />
Frage nicht antworten konnte, setzte<br />
sich wieder hin und konnte später etwas<br />
von seinem Wissen beitragen.<br />
Zuletzt erhielten sie eine prächtige Urkunde,<br />
die auf dem alten Druckgerät in<br />
der Werkstatt von Hans Lufft gedruckt<br />
wurde, dem Drucker der 95 Thesen, die<br />
<strong>Luth</strong>er 1517 an die Tür der Schlosskirche<br />
geheftet hatte.<br />
Foto: ©kd<br />
Welchen Sinn macht es, den Lernstoff<br />
des Konfirmandenunterrichts in einer<br />
Prüfung abzufragen? Ich denke, dass<br />
es an unseren Konfirmanden deutlich<br />
zu sehen war, dass sie die Würdigung<br />
ihres Unterrichts genossen haben. Es<br />
ist eben nicht belanglos, ob man am<br />
Konfirmandenunterricht teilnimmt<br />
oder was man dort aufnimmt. Es ist<br />
ein kostbares Wissen, das helfen soll,<br />
seinen Glauben zu verstehen und zu<br />
artikulieren.<br />
Aufgeregt waren die Konfirmanden<br />
und es waren auch beschwichtigende<br />
Gespräche gegenüber Angstgefühlen<br />
vor der Prüfung nötig. Ein Konfirmand<br />
brachte es aber hinterher auf den<br />
Punkt: „Gut, dass man in dieser Prüfung<br />
schon mal merkt, wie man später mit<br />
Prüfungen umgehen kann“. (hs)<br />
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