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Oper von Giuseppe Verdi - Opera Viva.

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In ihrem Schloss wird Lady Macbeth <strong>von</strong> Angstträumen verfolgt. Sie erlebt<br />

schlafwandelnd, dem Wahnsinn nahe, die <strong>von</strong> ihr begangenen Bluttaten<br />

noch einmal. Wieder und wieder versucht sie, das imaginäre Blut <strong>von</strong> ihren<br />

Händen abzuwaschen.<br />

Macbeth erkennt die Sinnlosigkeit seines Lebens. Der Fluch des Mordens wird<br />

ihn bis ins Grab verfolgen. Auf die Nachricht vom Tod der Lady reagiert<br />

er mit verächtlicher Gleichgültigkeit. Als der Wald <strong>von</strong> Birnam sich auf das<br />

Schloss zubewegt, ahnt Macbeth, dass die höllische Weissagung sich erfüllt. Er<br />

wird <strong>von</strong> Macduff erstochen. Und auch die letzten Prophezeiungen werden<br />

wahr: Denn Macduff wurde nicht <strong>von</strong> einem Weib geboren, sondern aus<br />

ihm herausgeschnitten und Fleance, Bancos Sohn, wird neuer König <strong>von</strong><br />

Schottland.<br />

Gion Gieri Tuor/René Schnoz<br />

KOnZePt<br />

«EINE MÖRDERGRUBE IST DIES LAND GEWORDEN»<br />

«Macbeth» <strong>von</strong> <strong>Verdi</strong> ist die <strong>Oper</strong>, die die Ansprüche und Erwartungen des<br />

<strong>Oper</strong>npublikums erstmals ganz und gar nicht erfüllt: keine Liebesgeschichte,<br />

keine Identi� kations� guren, nichts Rührendes, keine Trauer, kein Mitleid, keine<br />

Sympathie, keine Schönheit, keine Entspannung, nur Hässlichkeit, Abgründe,<br />

Blut, Dreck und ewig gleiche Anspannung des Bösen. Diese Radikalität<br />

<strong>Verdi</strong>s (und Shakespeares) möchte ich auf die Bühne bringen.<br />

Natürlich nicht, um das Publikum zu vergraulen, im Gegenteil:<br />

Der Zuschauer soll fasziniert sein <strong>von</strong> so viel Boshaftigkeit, soll in den Bann<br />

gezogen werden <strong>von</strong> den dunklen Seiten des Menschen, vom Horror, der<br />

Lust des Mordens, <strong>von</strong> der skrupellosen Gier nach Macht, über die alles<br />

gestellt wird. Es gibt keine Erholung und Zurücklehnung in diesem Werk,<br />

unaufhaltsam steigert und windet sich das Geschehen bis zum erlösenden<br />

Schluss. Im besten Fall ist es eine Katharsis, die der Zuschauer durchmacht:<br />

Zerfall der Ordnung, sich fallen lassen ins Chaos, Erregung durch niedere<br />

Triebe und schliesslich Wiederherstellung der Ordnung am Schluss des Stücks.<br />

«Macbeth» ist ein durch und durch politisches Stück. In keinem anderen<br />

Werk Shakespeares/<strong>Verdi</strong>s zeigen sich die Mechanismen der Macht so exemplarisch<br />

wie in diesem Werk.<br />

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