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Globales Lernen in Österreich - Paulo Freire Zentrum

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20Hier wird e<strong>in</strong>e kosmopolitische Haltung beschrieben,die es ganz unabhängig von den juridischen undpolitischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>zunehmen gelte.E<strong>in</strong> anderer Ansatz geht umgekehrt vor und untersuchtdie strukturellen, politischen und kulturellen Voraussetzungenfür GlobalCitizenship. Davon ausgehendbeschreibt er die Handlungsmöglichkeiten für Individuenund Gruppen und leitet davon auch pädagogischeZiele ab. Die <strong>in</strong>tegrative Variante, die hier vertretenwerden soll, versucht, diese beiden Ansätze mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Beziehung zu br<strong>in</strong>gen: Ohne GlobalCitizenshipEthics abzulehnen, legt er doch den Schwerpunktauf die Strukturen. Dieser <strong>in</strong>tegrative Ansatz kannsich auch sehr stark auf das von der UNESCO entwickelteKonzept der CultureofPeace stützen: In diesemBegriff von culture ist der Gegensatz von Struktur undIndividuum aufgehoben. Hier wird e<strong>in</strong> ganzheitlicherZugang vorgeschlagen, wie er <strong>in</strong> der sozialwissenschaftlichenLiteratur etwa durch Derek Laydervertreten wird.Layder hat e<strong>in</strong> komplexes, zugleich aber durchausverständliches und praktikables Modell des Zusammenwirkens<strong>in</strong>dividueller, gesellschaftlicher, politischerund kultureller Faktoren vorgelegt. Er verzeichnet,ausgehend von den Habermas’schen KategorienSystem und Lebenswelt, zwei „subjektive“ und zwei„objektive“ Dimensionen der sozialen Welt. PsychobiographieistLayders Begriff für die „Identität“ desIndividuums, die zwar <strong>in</strong> vielfältiger Weise von densozialen Beziehungen geprägt und geformt ist, aberdennoch e<strong>in</strong>en eigenständigen Kern hat. Die zweitesubjektive Domäne, der Lebenswelt zugeordnet,bezeichnet Layder als situierteAktivität. Das ist dieSphäre der Intersubjektivität und der persönlichenBegegnungen. Diese können flüchtig, zum Beispieldie Begegnung mit Fremden, episodisch, etwa Treffenmit <strong>in</strong> der Ferne lebenden Familienmitgliedern, oderregelmäßig, zum Beispiel Kontakt am Arbeitsplatz,se<strong>in</strong>. Der Systemebene zuordenbar s<strong>in</strong>d sozialeSett<strong>in</strong>gs.Sett<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d relativ unabhängig von face-to-faceAktivitäten, sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>stitutionalisiert und drücken dieMachtverhältnisse aus, unter denen diese Aktivitätenstattf<strong>in</strong>den. Sie s<strong>in</strong>d teilweise mit dem Strukturbegriff<strong>in</strong> der traditionellen Diktion der Sozialwissenschaftengleichzusetzen. Schließlich unterscheidet Layder,ebenfalls auf der Systemebene, noch kontextuelleRessourcen. Dieser Begriff umfasst e<strong>in</strong>erseits Aspektevon Macht, aber auch Kultur im S<strong>in</strong>ne von Bedeutungszuschreibungenund Rechtfertigungen. Hier e<strong>in</strong> leichtvere<strong>in</strong>fachtes Schaubild (nach Layder 1997, 78):Die vier sozialen DomänenL E B E N S W E LTSituierte AktivitätSOZIALES HANDELNSituierte AktivitätSOZIALES HANDELNS Y S T E MSett<strong>in</strong>gsSTRUKTURENSett<strong>in</strong>gsSTRUKTURENDie Pfeile symbolisieren die Sozialen Beziehungen,Macht und Praktiken zwischen den Akteuren auf verschiedenenEbenen. Das s<strong>in</strong>d bei Layder ke<strong>in</strong>e eigenenDomänen, sondern entfalten sich <strong>in</strong> der Interaktionzwischen den vier Quadranten. Das Schaubild zeigt,dass es sechs verschiedene Interaktionsmöglichkeitengibt, entweder <strong>in</strong>nerhalb der Lebenswelt bzw. desSystems bzw. zwischen diesen beiden Bereichen.Individuen ebenso wie Gruppen können mit Strukturenoder kulturellen Praxen (contextual resources) agieren,diese nutzen oder sie zu verändern trachten.Für GlobalCitizenshipEducation (wie für jede politischeBildung) bedeutet das e<strong>in</strong>e Horizonterweiterung. Siekann an allen vier Quadranten ansetzen, aber nicht <strong>in</strong>jeder pädagogischen Situation und nicht immer <strong>in</strong>gleicher Weise. In der schulischen pädagogischenPraxis z.B. kann man die vier Quadranten gut nützen,um die Situation zu analysieren: Alle SchülerInnenbr<strong>in</strong>gen ihre Individualität mit, ihr Verhalten ist abergenauso geprägt von der „Kultur“ des Elternhauses(kontextuelle Ressourcen) und vom Verhalten derPeers (situierte Aktivität), doch auch das SystemSchule, das sich <strong>in</strong> den Sett<strong>in</strong>gs und den kontextuellenRessourcen manifestiert, ist von Bedeutung. Das istbesonders wichtig, wenn wir Tendenzen begegnenwollen, den <strong>in</strong>dividuellen und den <strong>in</strong>stitutionellenAnsatz gegen e<strong>in</strong>ander auszuspielen. Darauf wirdnoch zurückzukommen se<strong>in</strong>.

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