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Globales Lernen in Österreich - Paulo Freire Zentrum

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AKTION & REFLEXION _ 10 _ WELTGESELLSCHAFT ALS HERAUSFORDERUNG FÜR DIE SCHULEund Werte sollen gelten und wie können dieselegitimiert werden?Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er riskanten und unsicher ersche<strong>in</strong>endenWelt, die durch Variationsvielfalt charakterisiert ist,was zu e<strong>in</strong>er Wahrnehmung von Unübersichtlichkeit,Schnelligkeit und Une<strong>in</strong>deutigkeit beiträgt. Gleichzeitigsehnen sich – und das ist anthropologisch wenigüberraschend – die meisten Menschen nach Sicherheit,die reflektiertes Handeln ermöglicht. Dies hat Konsequenzenfür Lernprozesse im lebenslangen Horizont.Es geht um vier zentrale Lernherausforderungen:1) Angesichts von Entgrenzung und Glokalisierungbraucht es Möglichkeiten, e<strong>in</strong>en Raumbezug(Begrenzung) im Lokalen herzustellen und <strong>in</strong>Beziehung zu Raumlosigkeit (Offenheit) im Globalenzu setzen.2) Angesichts der Komplexität von Informationen undder Schwierigkeit begründbarer Entscheidungen(Kont<strong>in</strong>genzerfahrungen) geht es darum, dieTatsache des wachsenden Nichtwissens aushaltenzu lernen und vor diesem H<strong>in</strong>tergrund Wissen zuentwickeln, das mögliche Wirkungen und Nebenwirkungenmit berücksichtigt, um mit der vorhandenenUnsicherheit der Entscheidung umgehenzu können.3) Angesichts von Entzeitlichung und beschleunigtemSozialen Wandel geht es darum, Ungewissheittrotz unplanbarer Zukunft aushalten zu lernen undbei der Suche nach Gewissheit auch <strong>in</strong> der Vergangenheitbewährte Strategien kritisch zu berücksichtigen;e<strong>in</strong>e klare Absage an fundamentalistischePositionen!4) Angesichts zunehmender Individualisierung unddamit wahrnehmbarer Pluralisierung geht es darum,Vertrautes und Fremdes gleichwertig zu würdigenund e<strong>in</strong>e Bereitschaft zu entwickeln, die dah<strong>in</strong>terliegende Spannung multiperspektivisch zubetrachten.Betrachtet man die Lernehrausforderungen <strong>in</strong> ihrerRelevanz für bildungsrelevante Lernofferten – im Anschlussan Wolfgang Klafki (1996) freie Entfaltung derPersönlichkeit, Selbstbestimmung – Mitbestimmung –Solidarität und e<strong>in</strong>er Orientierung an „EpochaltypischenSchlüsselproblemen“ – werden Kompetenzfelderim Kontext von Nachhaltigkeit (<strong>in</strong>kl. <strong>in</strong>ternationalerGerechtigkeit) sichtbar. Diese gehen weit über denpsychologisch anmoderierten, auf Leistungsmessungenggeführten Kompetenzdiskurs des letzten Jahrzehntsh<strong>in</strong>aus. Auf der Basis von Reife und Mündigkeitgeht es um Selbstkompetenz (verantwortlichesHandeln für sich selbst), Sachkompetenz (UrteilsundHandlungsfähigkeit für Themen und D<strong>in</strong>ge)sowie Sozialkompetenz (Urteils- und Handlungsfähigkeitfür sozial, gesellschaftlich und politisch relevanteBereiche (Roth 1971).In e<strong>in</strong>er Delphi-Studie im europäisch-late<strong>in</strong>amerikanischenVergleich von Marco Rieckmann (2010) g<strong>in</strong>ges um die Frage: „Welche <strong>in</strong>dividuellen Schlüssel -kompetenzen s<strong>in</strong>d von Bedeutung, um zentraleProbleme der Weltgesellschaft verstehen und dieseim S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung gestaltenzu können?“ (Rieckmann 2010, 16).Bezieht man die Ergebnisse dieser Studie auf diebeschriebenen Lernherausforderungen, so ergibt sichfolgende Systematik:1) UmgangmitOffenheitundBegrenzung:Gerechtes und umweltverträgliches Handeln,Planung/Umsetzung <strong>in</strong>novativer Projekte/Vorhaben,Vernetztes Denken und Umgang mit Komplexität2) UmgangmitWissenundNichtwissen:Bewerten, Ambiguitäts- und Frustrationstoleranz,Interdiszipl<strong>in</strong>äres Arbeiten, Kritisches Denken3) UmgangmitGewissheitundUngewissheit:Gerechtes und umweltverträgliches Handeln,Vorausschauendes Denken, Planung/Umsetzung<strong>in</strong>novativer Projekte/Vorhaben4) UmgangmitVertrautheitundFremdheit:Empathie und Perspektivenwechsel, Kommunikationund Mediennutzung, Zusammenarbeit <strong>in</strong>(heterogenen) GruppenSchule <strong>in</strong> der WeltgesellschaftInwieweit ist die Schule aufgrund ihrer Funktionalitätprädest<strong>in</strong>iert, e<strong>in</strong>en Ort anzubieten, <strong>in</strong> dem sich <strong>Lernen</strong><strong>in</strong> der und für die Weltgesellschaft ereignen kann?Betrachtet man den schultheoretischen Diskurs imdeutschsprachigen Raum ab 1965 im Schnittfeld vonSchule und Gesellschaft <strong>in</strong> der Theoriesystematik Globalen<strong>Lernen</strong>s, so lässt sich als Qu<strong>in</strong>tessenz festhalten:9

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