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Globales Lernen in Österreich - Paulo Freire Zentrum

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AKTION & REFLEXION _ 10 _ BERICHTE AUS DEN ARBEITSGRUPPENAnerkennung als MachtfrageMenschen werden aber auch füretwas anerkannt(oder eben nicht). Doch wer bestimmt, wofür jemandanerkannt wird? Um es zugespitzt zu formulieren:Werentscheidet,werwannundwofürAnerkennung„verdient“? Anerkennungsfragen s<strong>in</strong>d also immerauch Machtfragen.In e<strong>in</strong>em derartig leistungsorientierten Sett<strong>in</strong>g wieder „modernen Schule“ sei es leider allzu oft so, dassAnerkennung an Leistung gekoppelt werde: K<strong>in</strong>der,die „gute Leistungen“ erbr<strong>in</strong>gen, erfahren mehr Anerkennungals K<strong>in</strong>der, die „weniger gute Leistungen“erbr<strong>in</strong>gen. Schon früh werde uns vermittelt: Weretwas leistet, verdient Anerkennung. Wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emBereich versagt, wird (zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> diesem Bereich)nicht anerkannt. Krobath formuliert es als <strong>in</strong> großesAnliegen, dass wir, die Gesellschaft, die Schule unsvon diesem „Defizitdenken“ entfernen. Es müsse umWertschätzung vor jeder Leistung gehen, um bed<strong>in</strong>gungsloseWertschätzung. Man sollte etwas wert se<strong>in</strong>,weil man ist, nicht, weil man „gut“ ist. „Die Schule lebtvon e<strong>in</strong>em grundsätzlichen Vertrauen <strong>in</strong> die Begabungenjedes e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des.“Perspektiven, Möglichkeitenund Grenzen des HandelnsWelche Werte und Haltungen s<strong>in</strong>d im pädagogischenHandeln im Kontext der Migrationsgesellschaft vongrößter Bedeutung? Und welche Kompetenzen benötigenLehrerInnen dafür? Diese Fragen wurden <strong>in</strong> derArbeitsgruppe kontrovers diskutiert. Die Teilnehmendenkonnten sich schließlich im Wesentlichen daraufe<strong>in</strong>igen, dass jedes pädagogische Handeln – nichtnur „im Kontext der Migrationsgesellschaft“ – aufden Allgeme<strong>in</strong>en Menschenrechten basieren muss.PädagogInnen müssten über die Fähigkeit verfügen,„Andersartigkeit“ akzeptieren und bestenfalls wertschätzenzu können. Sie sollten fähig zur Selbstreflexionse<strong>in</strong> und Offenheit sowie die Bereitschaft zur Ause<strong>in</strong>andersetzungmit Neuem mitbr<strong>in</strong>gen. PädagogischesHandeln müsse gekennzeichnet se<strong>in</strong> durch Respektfür Diversität.Daran anschließend diskutierten die Teilnehmenden,welche zentralen Aufgaben (bzw. Funktionen)Schulentwicklung <strong>in</strong> diesem Zusammenhang hat.Schulentwicklung als Prozess könne e<strong>in</strong>e Chancezur Veränderung des „Gesamtsystems“ darstellen.Die Aufgabe dieses Prozesses sei es, die Schule zu befähigen,mit den Herausforderungen e<strong>in</strong>er zunehmendglobalisierten Welt zurecht zu kommen, dies bedeuteeben auch den Umgang mit Vielfalt zu gestalten.Schulentwicklung ist außerdem als demokratischerProzess unter Mitwirkung aller Beteiligten zu sehen.„In der Schulentwicklung sollte es auch darum gehen,e<strong>in</strong>e alternative, neue Pädagogik zu entwickeln“, sodie Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>es Teilnehmers.Differenz und DialogDie letzte große Frage für das AG-Plenum war jenenach Perspektiven für die Weiterentwicklung desGlobalen <strong>Lernen</strong>s. Die Diskussion mündete <strong>in</strong> derFrage, wie <strong>Globales</strong> <strong>Lernen</strong> s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong> den Schulalltag<strong>in</strong>tegriert und im „System Schule“ verankert werdenkann. Die Teilnehmenden waren sich e<strong>in</strong>ig, dass sichdie Grundhaltung vieler PädagogInnen verändernmuss: weg von e<strong>in</strong>er Abwertung der Diversität h<strong>in</strong> zue<strong>in</strong>em Willkommen-heißen von Differenzen. „<strong>Globales</strong><strong>Lernen</strong> beg<strong>in</strong>nt im Kle<strong>in</strong>en. Bei dir, bei mir. Es beg<strong>in</strong>nt<strong>in</strong> unserem Dialog“, betonte e<strong>in</strong>e Teilnehmer<strong>in</strong>.Gleichzeitig war klar, dass die persönliche Ause<strong>in</strong>andersetzungmit dem Globalen <strong>Lernen</strong> zwar lobenswert,jedoch nicht ausreichend ist. Die <strong>in</strong>stitutionelle Basis,v.a. die Verankerung <strong>in</strong> Schulbüchern sowie <strong>in</strong> derAusbildung zukünftiger LehrerInnen wurden alsweitere zentrale Bereiche für die Stärkung von Globalem<strong>Lernen</strong> genannt.Bericht von Raphaela Bruckdorfer35

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