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Seumes Nachleben - bei Johann Gottfried Seume

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Nachwelt ‚lernen‘ soll“ 43 . Diese Einschätzung trifft nicht nur für die Kraft-Edition zu.<br />

Mit ihr kann man die Sicht der meisten traditionellen <strong>Seume</strong>-Interpreten beschreiben.<br />

Diese kritische Würdigung stammt von Inge Stephan, einer Wissenschaftlerin, die mit<br />

ihrer Dissertation „<strong>Johann</strong> <strong>Gottfried</strong> <strong>Seume</strong>, ein politischer Schriftsteller der<br />

deutschen Spätaufklärung“ 44 wirklich einen neuen Weg zum Verständnis von <strong>Seume</strong><br />

und seinem Werk beschritt 45 . Nicht zufällig erschien dieses Werk 1973, in einer Zeit,<br />

da die Studentenbewegung <strong>Seume</strong> zu entdecken begann. Und ich. Einer meiner<br />

einschlägigen Lieblingszitate: „Der Staat sollte die Wohlhabenheit Aller zu befördern<br />

suchen, befördert aber nur den Reichtum der Einzelnen.“ 46<br />

Mit diesem <strong>Seume</strong>-Zitaten könnte sich auch die Partei „Die Linke“ <strong>bei</strong> <strong>Seume</strong><br />

munitionieren. Ebenso mit der Apokryphe: „Wenn nur jeder sicher hätte, was er<br />

verdiente, so würde alles allgemein gut genug gehen.“ 47<br />

Tatsächlich musste und müssen jedoch auch politisch links orientierte Exegeten<br />

<strong><strong>Seume</strong>s</strong> Werk recht selektiv auswerten, um es in ihrem Sinn zu nutzen. Hatte doch<br />

schon Inge Stephan darauf verwiesen, dass <strong>Seume</strong> im Laufe seines Strebens zwar<br />

immer politisch argumentiert und polemisiert hat, da<strong>bei</strong> aber keineswegs konsequent<br />

war. Die Monarchie hat er meistens verteidigt und gelegentlich sogar die Religion als<br />

stabilisierendes Element in der Gesellschaft gewürdigt 48 .<br />

<strong>Seume</strong> schwärmte zwar für die Republik – aber war keineswegs der Einzige, der<br />

darunter einen vernünftig verfassten Staat verstand, wer immer ihn regierte. Lange<br />

gehörte zum Beispiel Napoleon Bonaparte zu seinen Hoffnungsträgern. Nur von den<br />

deutschen Fürsten seiner Zeit erwartete (meistens!) wenig: „Der gewöhnliche Schlag<br />

der deutschen sogenannten Großen und Fürsten frißt, säuft, jagt, hurt, prügelt und<br />

hat in dem Himmelreich der Privilegien das Privileg der Dummheit; und daraus will<br />

man ein gutes Resultat für die Nation erwarten“ 49 Freilich, <strong>Seume</strong> konnte auch ganz<br />

anders. 1807 (am 21. April) hatte <strong>Seume</strong> in der „Zeitung für die elegante Welt“ der<br />

kurz zuvor verstorbenen „Herzoginnenmutter“ Anna Amalia gehuldigt: „Lieb‘ und<br />

Verehrung werde das Monument / Für die erhabne Fürstenfrau �“ 50 .

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