Seumes Nachleben - bei Johann Gottfried Seume
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„�daß ich in Leipzig glücklich seyn werde �: Unterhaltsame literarische<br />
Spaziergänge durch das alte Leipzig“ (Otto Werner Förster, J.G. <strong>Seume</strong> Verlag,<br />
Leipzig 2012)<br />
Man sieht, <strong>Seume</strong> ist aus geistwissenschaftlicher Perspektive ebenso interessant,<br />
wie aus sportlicher und heimatkundlicher Sicht. Die meisten Autorinnen und Autoren<br />
schätzen ihren <strong>Seume</strong>. Etwa als Wanderer, Reiseführer, Rebell, Aufklärer,<br />
gelegentlich als Dichter. Selbst wer <strong>Seume</strong> als Autor oder Mensch kritisch gegenüber<br />
steht, kann sich der Faszination kaum entziehen, die er offenbar schon zu Lebzeiten<br />
auf seine Umgebung ausgeübt hat. Und sei es ob seiner skurrilen Persönlichkeit und<br />
seines bizarren Lebenslaufs.<br />
Seine Ansichten von der Welt im allgemeinen und der herrschenden Klasse im<br />
spezielle, lesen sich sehr apodiktisch – und oft genug widersprüchlich. Selbst sein<br />
Fürstenhass hat nicht daran gehindert, eine Ode auf Weimars Herzoginnen-Mutter<br />
Anna Amalia zu schreiben. Und 1798 schrieb er an seinen väterlichen Freund<br />
<strong>Johann</strong> Wilhelm Gleim: „� ich werde vielleicht gelegentlich wieder in Kriegsdienste<br />
zu gehen suchen“ 3 . Jahre später schäumte er: „Es ist ein unbegreiflicher Wahnsinn<br />
des menschlichen Geistes, wie der Name Soldat ein Ehrentitel werden konnte“. 4<br />
Es mag an der Fülle seiner, meist recht apodiktisch vorgetragenen Erkenntnisse<br />
liegen, dass es Exegeten seines Werk nicht schwer fällt, <strong>Seume</strong> gegen <strong>Seume</strong><br />
auszuspielen. Dass <strong>Johann</strong> <strong>Gottfried</strong> <strong><strong>Seume</strong>s</strong> Leben, Handeln und Schreiben<br />
interpretierbar ist, spricht jedoch nicht gegen die Qualität des Autoren und seines<br />
Werk: unkompliziertere Literaten sind längst vergessen.<br />
Nachrufe<br />
Seine Zeitgenossen kannten und schätzten ihren <strong>Seume</strong> vor allem als<br />
bemerkenswerte, eher skurrile Persönlichkeit und als guten Freund. 5 Jenseits des<br />
Kreises persönlicher Bekanntschaften war er vor allem als Verfasser weitschweifiger<br />
Gedichte und als Autor des „Spaziergangs nach Syrakus“ berühmt – und berüchtigt.<br />
Caroline Herder urteilte besonders harsch: „<strong><strong>Seume</strong>s</strong> Spaziergang ist unerträgliches<br />
Zeug voller Arroganz, Gemeinheit, Großtun im Nichts“. 6 Sie war nicht die einzige, die