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Grammatikalisierungsprozesse in Pidgin- und Kreolsprachen

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können, He<strong>in</strong>e et al. bezeichnen sie auch als Quellkonzepte) zu abstrakteren Entitäten <strong>und</strong> als<br />

weitere Folge zu völlig abstrahierten grammatischen Elementen entwickeln.<br />

Das gr<strong>und</strong>legende Pr<strong>in</strong>zip veranschaulichen sie am Beispiel des englischen back<br />

'Rücken'. Ursprünglich denotierte der lexikalische Ausdruck back den rückseitigen Teil des<br />

Körpers, unterhalb des Halses bis zum Ende der Wirbelsäule. Aus diesem Quellkonzept<br />

heraus hat sich mit der Zeit das Adverb back entwickelt, deren Gebrauch wir noch <strong>in</strong><br />

Äußerungen wie three miles back beobachten können. Auf dieser Stufe des<br />

Entwicklungsprozesses bezeichnet back jedoch ke<strong>in</strong>en konkreten Körperteil mehr, sondern<br />

vielmehr e<strong>in</strong>e räumliche Dimension, die der Sprecher bei se<strong>in</strong>er Fortbewegung h<strong>in</strong>ter sich<br />

(quasi h<strong>in</strong>ter se<strong>in</strong>em Rücken) gelassen hat. Dieser räumliche Ausdruck wiederum konnte sich<br />

ebenfalls weiterentwickeln zum Adverb back, welches vergangene (sich "h<strong>in</strong>ter uns<br />

bef<strong>in</strong>dliche") Zeiträume spezifiziert, wie z.B. <strong>in</strong> three years back. Dieser Ausdruck wiederum<br />

weist e<strong>in</strong>en noch größeren Grad an Abstraktheit im Vergleich zum ursprünglichen Lexem auf.<br />

Abbildung 1: Die Entwicklung des englischen back<br />

Der Entwicklungsprozess des Lexems / Konzeptes RÜCKEN, <strong>in</strong>terl<strong>in</strong>gual betrachtet,<br />

ist häufig <strong>in</strong> den verschiedenen Weltsprachen zu beobachten. Dies geschieht unabhängig<br />

davon, ob diese Sprachen genetisch oder historisch zue<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Bezug stehen. Am Beispiel<br />

der afrikanischen Sprache Ewe zeigen He<strong>in</strong>e et al., dass das Quellkonzept RÜCKEN sich dort<br />

<strong>in</strong> nahezu gleicher Weise entwickelt hat. Dabei gab sogar noch e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung, die<br />

über den englischen Prozess h<strong>in</strong>ausgeht. So hat sich aus dem Temporaladverb e<strong>in</strong> Begriff<br />

entwickelt, der e<strong>in</strong>e bestimmte Qualität ausdrückt. Im folgenden Beispiel bezeichnet megbé<br />

'back' den "zurückentwickelten / unterentwickelten" geistigen Zustand e<strong>in</strong>es Menschen:<br />

( 4 ) é tsí megbé<br />

3SG bleiben zurück<br />

"Er ist (geistig) zurückgeblieben."<br />

11<br />

(Ewe, He<strong>in</strong>e et al. 1991: 161)

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