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Schlesischer Gottesfreund - Gesev.de

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61. JAHRGANG – JULI 2010 – NR. 7ISSN 1861- 9746 Verkaufspreis: 2,50 Euro H 6114<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>NACHRICHTEN UND BEITRÄGE AUS DEM EVANGELISCHEN SCHLESIENLiebe Leser,Vor 60 Jahren, im Juli 1950wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Görlitzer Ruhmeshalle<strong>de</strong>r „Görlitzer Vertrag“unterzeichnet. Demwidmet sich ein Beitrag dieserAusgabe und, auch <strong>de</strong>rRückblick auf <strong>de</strong>n „<strong>Gottesfreund</strong>“<strong>de</strong>s Jahres 1950steht im Zeichen dieses Ereignisses.Das heute geteilte Görlitz auf einerAnsichtskarte aus <strong>de</strong>n 30er Jahren.


Geistliches Wort 98GEISTLICHES WORTGeöffnete Augen <strong>de</strong>s Herzens S. 98BEITRÄGEHat die ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichtenoch eine Zukunft? S. 99Die Heilandskirche in Grüssau S. 10260 Jahre<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong> S. 104Das ungeliebte Abkommen -60 Jahre Görlitzer Vertrag S. 106MELDUNGENMit <strong>de</strong>n Wurzeln verbun<strong>de</strong>n S. 108Bischof Abromeit wirdPolenbeauftragter S. 109Am 28. Mai war es soweit! S. 109TERMINE S. 110AUS DER LESERGEMEINDE S. 111FUNDSTÜCK S. 112Geöffnete Augen <strong>de</strong>s HerzensWer von uns kennt sie nicht, diese anrühren<strong>de</strong>nWorte <strong>de</strong>s „Kleinen Prinzen“ von (Antoine <strong>de</strong>)Saint Exupéry. Sie haben gera<strong>de</strong>zu Kult-Status:„Man sieht nur mit <strong>de</strong>m Herzen gut. Das Wesentliche ist fürdie Augen verborgen.“Ja, es gibt bei uns Menschen diese Vorstellung von einerWelt hinter unserer Welt. Es gibt bei uns Menschen die Vorstellungvon einer Wirklichkeit, die nicht zum Sehen, nichtzum Anfassen ist. Es gibt bei uns Menschen das Verlangennach einem Leben, das geprägt und bestimmt ist von Dingen,die ganz und gar nicht materieller Natur sind. Die aberwesentlich und wichtig sind für das Gelingen <strong>de</strong>s Lebens.Die man aber nicht sehen kann, weil das Wesentliche fürdas Auge verborgen sind. Diese spirituellen Bereiche, unsereHoffnungen, unser Glaube, das kann uns so tief berühren,daß äußere Lebensumstän<strong>de</strong> an Be<strong>de</strong>utung verlieren.Wo wir die Bibel auch aufschlagen, wir lesen von Menschen,die diese Erfahrung gemacht haben und darüberberichten. So bekennt <strong>de</strong>r Völkerapostel Paulus in einemBrief an die ersten Christen in Korinth (2. Korinther 4, 18):„Ich baue nicht auf das, was man sieht, son<strong>de</strong>rn auf das,was jetzt noch keiner sehen kann. Denn was wir jetzt sehen,besteht nur eine gewisse Zeit. Das Unsichtbare aberbesteht ewig.“Als Paulus diese Worte aufschreibt, geht es ihm wirklichnicht gut. Wir wissen von seinem Leid, das er als Wan<strong>de</strong>rprediger<strong>de</strong>s Evangeliums zu ertragen hatte. Denn er hatseine Verfolgungen und Verhaftungen notiert, ebenso auchvon seinen gesundheitlichen Problemen gesprochen: von<strong>de</strong>r Hinfälligkeit <strong>de</strong>s Körpers und <strong>de</strong>m unausweichlichenTod. Doch „Trübsal“ und alles Leid ist für sein Lebensgefühlnicht son<strong>de</strong>rlich von Be<strong>de</strong>utung. Ausschlaggebendfür ihn ist die geistliche, nicht sichtbare Welt, ist sein Glaube,seine Hoffnung. Er fühlt sich tief verbun<strong>de</strong>n in einerewigen Gemeinschaft mit Jesus, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Tod überwun<strong>de</strong>nhat. Das bestimmt sein Lebensgefühl, daraus schöpft erZuversicht und Kraft, mögen die äußeren Umstän<strong>de</strong> auchnoch so bedrohlich und lebensgefährlich sein!Mehr sehen, als vor Augen ist und so das Wesentlicheerfassen - das ist die Perspektive von Gläubigen in <strong>de</strong>rWelt. Darum wer<strong>de</strong>n sie nicht mü<strong>de</strong>. Darum verlieren sienicht <strong>de</strong>n Mut. Ihr Leben, das sie als Geschenk von Gottannehmen, erneuert sich je<strong>de</strong>n Tag. Wer auf die sichtbareGestalt unserer Kirche blickt, <strong>de</strong>n mögen schnell Sorgenund auch Traurigkeit überkommen. Denn die Zahl <strong>de</strong>rGemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r nimmt ab, die Finanzkraft schwin<strong>de</strong>t,Gemein<strong>de</strong>häuser und Kirchen müssen aufgegeben wer<strong>de</strong>n,Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihre Anstellung.Es mehren sich Menschengruppen o<strong>de</strong>r Milieus, die keineauch noch so gute Predigt o<strong>de</strong>r Evangelisation mehr erreicht.Paulus wür<strong>de</strong> uns zurufen: Seid nicht so verzagt! Dennwenn wir mehr sehen, als vor Augen ist - und so dasWesentliche erfassen - dann können wir Konturen einerösterlichen, einer wie<strong>de</strong>r auferstan<strong>de</strong>nen Kirche erkennen,eine neugeborene Gemeinschaft <strong>de</strong>r Heiligen und Glauben<strong>de</strong>n.Es gibt durchaus Anzeichen für eine zunehmen<strong>de</strong>Beteiligung, für größere Lebendigkeit, für eine ernsthafteNachfrage nach <strong>de</strong>m, was Hoffnung stiftet, <strong>de</strong>m LebenSinn gibt; Sehnsucht und Verlangen nach <strong>de</strong>r Welt hinterunserer Welt. Sehnsucht und Verlangen nach einer neuenKirche hinter unserer Kirche.Sich vorstellen, was noch nicht ist, was aber Gott in seinerLiebe für uns bereit hält, das verleiht uns Zuversichtund Energie, so daß wir uns nicht aufreiben lassen im täglichenLebenskampf und auch nicht resignieren. Ganz bewegendhabe ich dies wie<strong>de</strong>r erfahren, als ich in einemPflegeheim eine hoch betagte Dame besuchte. Lesen kannsie nicht mehr, gehen auch nicht; sie sitzt nur noch in ihremSessel. Hinaus an das Tageslicht kommt sie nur, wenn siejemand im Rollstuhl fährt. Ich sehe ihr die schweren Lastenan, die ihr das Alter aufbür<strong>de</strong>t. Die getragen wer<strong>de</strong>n müssenmit Gottes und <strong>de</strong>r Nächsten Hilfe. Aber mit klarenWorten erzählt sich mir von ihrem langen Leben. 91 Jahreist sie, seit zwanzig Jahren verwitwet. Im vergangenen Jahrstarb ihr Sohn, ihr einziges Kind. Sie sagt: „Ich glaube, daßwir uns irgendwann wie<strong>de</strong>r sehen. Ich wünsche es mir sosehr.“Da begegne ich ihm wie<strong>de</strong>r: diesem Blick über alleTrübsal hinweg, über alles Zeitliche, Sterbliche hinweg, hinauf das Unsichtbare, Ewige. Das ist alles an<strong>de</strong>re als billigerTrost o<strong>de</strong>r Vertröstung. Dieses Sehen macht uns stark undläßt uns leben.Martin Neß


99BEITRÄGEHat die ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichte noch eine Zukunft?PROF. DR. PETER MASERDie Nachricht über die Auflösung <strong>de</strong>s Vereins für ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichte wird manche nicht nur betrübt, son<strong>de</strong>rnauch erschreckt haben: Ist mit <strong>de</strong>m allmählichen Abtreten <strong>de</strong>r Erlebnisgeneration auch die ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichteam En<strong>de</strong>? Weshalb ich das nicht glaube und zugleich eine Neuformierung ost<strong>de</strong>utscher Kirchengeschichte voraussehe,habe ich in einem Vortrag in Jauernick im August <strong>de</strong>s vergangenen Jahres zu skizzieren versucht.Auch die ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichte hat je<strong>de</strong>Zukunft wie alle menschliche Geschichte, diezunächst und zuletzt immer die Geschichte Gottesmit <strong>de</strong>n Menschen ist und nur von diesem begrenzt o<strong>de</strong>rbeen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann. D.h.: Geschichte kann niemals verlorengehen o<strong>de</strong>r ihre Zukunft verlieren, weil sie in GottesHand ist, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Herr in <strong>de</strong>r Vergangenheit war und in allerZukunft sein wird. Gott ge<strong>de</strong>nkt seiner Menschen und damitihrer Geschichte. Das ist Teil seines Wesens!Da alle Menschen im Ge<strong>de</strong>nken Gottes aufgehoben sindbis ans En<strong>de</strong> aller Zeiten, hat auch alle Geschichte Anteilan <strong>de</strong>r Zukunft Gottes. Insbeson<strong>de</strong>re die Geschichte <strong>de</strong>rOpfer ist in seiner erbarmungsvollen Hand aufgehoben füralle Zeiten und in Ewigkeit. Nur in diesem Wissen lassensich überhaupt weite Teile unserer Geschichte ertragen un<strong>de</strong>rzählen. Das gilt in beson<strong>de</strong>rs exemplarischer Weise fürdie Geschichte <strong>de</strong>s „Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>de</strong>r Extreme“ bzw. <strong>de</strong>s„Zeitalters <strong>de</strong>r Katastrophen“, wie <strong>de</strong>r britische Historikerund lebenslange Kommunist Eric Hobsbawm das schreckliche20. Jahrhun<strong>de</strong>rt genannt hat.Nun wissen wir aber auch alle: Das erbarmungsvolleGe<strong>de</strong>nken Gottes ist eine Sache, und eine ganz an<strong>de</strong>re Sacheist es, wie wir Menschen mit unserer Geschichte umgehen.Menschen haben ihre Geschichte immer manipuliert.Vieles wird überhöht dargestellt, <strong>de</strong>r Hel<strong>de</strong>ngeschichten istkein En<strong>de</strong>, vieles aber auch unterdrückt und sehr bewußtbeschwiegen, weil es als störend, ja verstörend o<strong>de</strong>r garzerstörend eingestuft wird. Die Begründungen für solcheZensur können sehr verschie<strong>de</strong>n ausfallen, kommen abermeistens moralisch hochgerüstet o<strong>de</strong>r politisch korrekt,aber immer interessegeleitet einher.Diese Lei<strong>de</strong>rfahrungen, die mehrere Generationen auchin unseren Kirchen entwe<strong>de</strong>r in ein verbittertes Schweigeno<strong>de</strong>r hilfloses, weil nicht gehörtes Klagen in <strong>de</strong>r „kaltenHeimat“ ein zweites Mal vertrieben haben, gehören inzwischenauch zu unserer Geschichte. Aber ist das das En<strong>de</strong><strong>de</strong>r Geschichte? Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s „kurzen Jahrhun<strong>de</strong>rts“,als das das 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt ebenfalls bezeichnet wur<strong>de</strong> -auch dieser Begriff wur<strong>de</strong> von Eric Hobsbawm geprägt - ,konnte es so scheinen. Wir schienen nicht mehr begreifenzu können, welches Risiko wir mit dieser Manipulation undSelektion unserer Geschichte und unseres historischenBewußtseins eingingen.Wir durften ein Stück Rückkehr <strong>de</strong>s Vergangenen alsunfaßbares, weil nicht mehr erwartetes, kaum noch erhofftesWun<strong>de</strong>r erleben: <strong>de</strong>r Sturz <strong>de</strong>r kommunistischenRegime im östlichen Europa 1989/90! Damit ging das 20.Jahrhun<strong>de</strong>rt vorzeitig zu En<strong>de</strong> und das verdrängte, verleugnete,abgeschriebene „Vergangene“ kehrte zurück in daseuropäische Bewußtsein. Landschaften und historischeRegionen, die schon längst und scheinbar auf Dauer zu„Traumlandschaften“ in <strong>de</strong>r Erinnerung <strong>de</strong>r Überleben<strong>de</strong>n<strong>de</strong>generiert waren, mel<strong>de</strong>ten sich zurück, oft einschnei<strong>de</strong>ndverän<strong>de</strong>rt, oft erschreckend verwüstet, aber eben doch auchwie<strong>de</strong>rerkennbar. Und das nicht nur mit <strong>de</strong>r Weite <strong>de</strong>sHimmels, <strong>de</strong>r Offenheit <strong>de</strong>r östlichen Regionen mit ihrenKüsten, Strömen, Gebirgszügen, Störchen und Flußlandschaften,son<strong>de</strong>rn auch mit ihren Städten und Dörfern,Kirchen und Schlössern, Straßen und tausendfachenErinnerungsorten. Und das nicht nur als „Freizeitparks“ für„Heimwehtouristen“ auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m verlorenenElternhaus, <strong>de</strong>n versunkenen Gräbern <strong>de</strong>r Vorfahren, <strong>de</strong>nRezepten <strong>de</strong>r heimatlichen Küche, <strong>de</strong>n Gerüchen undKlängen <strong>de</strong>r Kindheit. Son<strong>de</strong>rn auch als Orte <strong>de</strong>rBegegnungen mit Menschen, die sich ihrerseits mit nochimmer anhalten<strong>de</strong>r Verstörung fragen, wie sie dauerhaftheimisch wer<strong>de</strong>n können in <strong>de</strong>n „frem<strong>de</strong>n Häusern“, in diesie oft genug selber vertrieben und umgesie<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Soviel Geschichte war nie zuvor: Geschichte nicht nur alsgelehrtes Glasperlenspiel o<strong>de</strong>r Raum einer bestenfalls versöhntenErinnerung, son<strong>de</strong>rn auch als Grundlage für dieGestaltung einer Zukunft, die aus <strong>de</strong>r Geschichte hervorwächst,diese integriert, um nicht zu sagen: instrumentalisiertim Interesse von Gegenwart und Zukunft, und jenseitsnationaler Grenzziehungen in europäische Beziehungsräumeeinordnet, die fast alle schon einmal existierten undfunktionierten, bevor die diversen Nationalismen <strong>de</strong>s 19.und 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts Europa bis zur Unkenntlichkeit fragmentierten.So viel Geschichte war nie! So intensiv ist Geschichtein <strong>de</strong>n Weiten <strong>de</strong>s östlichen Europas schon lange nichtmehr wie heute danach befragt wor<strong>de</strong>n, wie aus <strong>de</strong>r Vergangenheitheraus Gegenwart und Zukunft gestaltet wer<strong>de</strong>nkönnen. Genau in diesem Moment aber scheint sich dieost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichtsforschung endgültig aus<strong>de</strong>m öffentlichen Diskurs verabschie<strong>de</strong>n zu müssen. DasOstkirchen-Institut <strong>de</strong>r Universität Münster wur<strong>de</strong> zumJahresen<strong>de</strong> 2008 geschlossen. Die EKD und <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sbeauftragtefür Kultur und Medien sehen keinen Anlaßmehr, die internationale Tagungsarbeit <strong>de</strong>s Fachausschussesfür Kirchengeschichte <strong>de</strong>r EKMOE zu för<strong>de</strong>rn. Damitwer<strong>de</strong>n auch die „Beiträge zur ost<strong>de</strong>utschen Kirchengeschichte“zur Disposition gestellt. Das sind nur einigewenige aktuelle Hinweise darauf, daß die wissenschaftlicheKirchengeschichte ihre ost<strong>de</strong>utsche Komponente nunmehrendgültig abgeschrieben hat. Diese „klein<strong>de</strong>utsche“ Praxis


BEITRÄGE 100entkoppelt be<strong>de</strong>utsamste theologisch-kirchliche Entwicklungenund Persönlichkeiten von ihrem historischen Umfeldund konstruiert einen virtuellen historischen Raum,<strong>de</strong>r, wenn es <strong>de</strong>nn gar nicht zu vermei<strong>de</strong>n ist, allenfallsnoch schemenhaft in Erscheinung treten darf. Da kann mandann schon von durchaus interessierten Stu<strong>de</strong>nten gefragtwer<strong>de</strong>n, ob Dietrich Bonhoeffer polnisch o<strong>de</strong>r Edith Steinjiddisch gesprochen haben - und das in Breslau, wo 1910doch 95,71 Prozent <strong>de</strong>r Einwohner Deutsche waren. InBerlin war <strong>de</strong>r prozentuale Anteil von Polen an <strong>de</strong>r Bevölkerungfast immer höher als in Breslau!Machen wir uns also nur nichts vor: Die ost<strong>de</strong>utscheKirchengeschichtsforschung befin<strong>de</strong>t sich in ihrer klassisch-traditionellenForm in einer letalen (absterben<strong>de</strong>n)Situation! Die historischen Bemühungen im Rahmen <strong>de</strong>rHilfskomitees, <strong>de</strong>r Landsmannschaften und in allerlei Heimatstubensind zwar aller Ehren wert und haben vor allemdurch die Sicherung <strong>de</strong>r letzten Zeitzeugenberichte ihrenWert, aber das alles kommt weit zerstreut einher, genügt<strong>de</strong>n Ansprüchen wissenschaftlicher Forschung und Dokumentationoft nicht und wird vielfach unzureichend publiziert.Ein Blick auf das durchschnittliche Alter <strong>de</strong>r Autorinnenund Autoren vermag dann zusätzlich noch ver<strong>de</strong>utlichen,wie prekär die Situation <strong>de</strong>r überkommenen ost<strong>de</strong>utschenKirchengeschichte inzwischen gewor<strong>de</strong>n ist.Die Geschichte <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Kirchen wur<strong>de</strong> imFrühjahr 1945 mit einer Plötzlichkeit und Radikalität durchäußere Einwirkungen been<strong>de</strong>t, für die historische Parallelenkaum zu fin<strong>de</strong>n sein dürften. Wenn ansonsten Völkero<strong>de</strong>r Volksteile aus ihrer Heimat im Gefolge von Kriegeno<strong>de</strong>r imperialen Vereinbarungen vertrieben wur<strong>de</strong>n undwer<strong>de</strong>n, so bil<strong>de</strong>ten und bil<strong>de</strong>n sie üblicherweise im aufnehmen<strong>de</strong>nTerritorium über zumeist lange andauern<strong>de</strong>Zeitstrecken hinweg auch <strong>de</strong>utlich profilierte Gruppen, diesich etwa durch Sprache, Kultur und historisches Bewußtseinsowie Religion/Konfession von ihrer neuen Umweltunterschei<strong>de</strong>n. Dieses Schicksal blieb <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Vertriebenen- man wird wohl sagen dürfen: Gott sei Dank! -weitgehend erspart. Die Integration <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Heimatvertriebenenverlief, trotz aller heute wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlicher erinnertenFriktionen, immer noch vergleichsweise problemlosab. Sprache, Kultur und Religion, nicht aber unbedingtKonfession, waren Aufgenommenen und Aufnehmen<strong>de</strong>nim großen und ganzen doch gemeinsam. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<strong>de</strong>s Krieges und seiner schrecklichen Folgen gab eszu<strong>de</strong>m auch eine psychologische Disposition zur Integration,die das bald nach Kriegsen<strong>de</strong> einsetzen<strong>de</strong> „Wirtschaftswun<strong>de</strong>r“noch erheblich verstärkte.Für <strong>de</strong>n Kirchenhistoriker stellt sich das Spezialproblem,wie er mit <strong>de</strong>r Geschichte von Kirchen umzugehenhat, <strong>de</strong>ren Existenz gleichsam über Nacht ersatzlos been<strong>de</strong>twur<strong>de</strong>. Aber damit nicht genug! Schon allein die Definition<strong>de</strong>ssen, was unter „Deutschem Osten“ o<strong>de</strong>r „Ost<strong>de</strong>utschland“verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n soll, ist und bleibt ja schwierig,zumal Mittel<strong>de</strong>utschland heute oft genug als „Ost<strong>de</strong>utschland“firmiert, um nur ja allen Erfor<strong>de</strong>rnissen politischerCorrectness zu genügen. Müßten doch damit etwa <strong>de</strong>r su<strong>de</strong>ten<strong>de</strong>utscheRaum, das Kirchentum <strong>de</strong>r Rußland<strong>de</strong>utschen,die Kirche <strong>de</strong>r Dobrudscha und so manches an<strong>de</strong>re<strong>de</strong>utschgeprägte Kirchentum im östlichen Europa unbeachtetbleiben. Angesichts solcher <strong>de</strong>finitorischer Schwierigkeiten,die durch zeitliche Differenzierungen und die Konfessionsproblematikweiter vertieft wer<strong>de</strong>n, ist man wohlam besten beraten, wenn man als Arbeitsgebiet ost<strong>de</strong>utscherKirchengeschichtsforschung alle jene Gebietebenennt, die historisch-kirchlich durch eine bestimmte Bindungan Deutschland und durch <strong>de</strong>n alltäglichen und gottesdienstlichenGebrauch <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache geprägtwaren. O<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs gesagt: alle jene Gebiete, die durchHilfskomitees früher beim Ostkirchenausschuß <strong>de</strong>r EKDvertreten waren und bis heute im Konvent <strong>de</strong>r ehemaligenevangelischen Ostkirchen vereint sind. Damit wird praktisch<strong>de</strong>r gesamte osteuropäische Raum mit seinen vielfältigenund komplizierten Binnenstrukturen, Randlagen undverwischten Grenzsituationen zum Arbeitsfeld ost<strong>de</strong>utscherKirchengeschichte. Die dadurch in <strong>de</strong>n Blick genommeneAufgabe wird durch die Vielzahl und Vielfalt <strong>de</strong>r hieranzutreffen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>n gewesenen Kirchentümer,die sich unter unterschiedlichsten historischen Bedingungenund konfessionellen Prägungen entwickelten, zusätzlicherschwert. Führt man sich nun noch vor Augen, daß einwirkliches Verstehen <strong>de</strong>r Geschichte und Eigenarten dieserKirchentümer nur dann möglich sein wird, wenn man sichauch über <strong>de</strong>ren politisch-historisches und religiöses Umfeldklar wird, so wird erschreckend <strong>de</strong>utlich, welche umfassen<strong>de</strong>nAufgaben eine so verstan<strong>de</strong>ne ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichtezu lösen hat.Hier ist es nicht möglich, die Geschichte <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschenKirchengeschichtsschreibung seit 1945 nachzuzeichnen,obwohl die Erfüllung dieser Aufgabe doch auch wichtigwäre. Wenn ich nun darzulegen versuche, weshalb ichauch angesichts dieser eigentlich trostlosen Lage nicht bereitbin, das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Kirchengeschichtsforschunganzukündigen, und vielmehr beschreiben will, woraufes meiner Meinung nach in Zukunft ganz beson<strong>de</strong>rs ankommenwird, kann das nur in Thesenform geschehen:1.Die ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichtsforschung wirdinnerhalb <strong>de</strong>r aka<strong>de</strong>misch betriebenen Kirchengeschichte,aus <strong>de</strong>r sie ganz bewußt vertrieben wor<strong>de</strong>nist, auf absehbare Zeit keinen Platz mehr fin<strong>de</strong>n. DieseEntwicklung wirkt um so nachhaltiger, als die Zerstörung<strong>de</strong>r bis vor kurzem noch vorhan<strong>de</strong>nen Strukturen (Institutionen,Personal, Nachwuchs, Forschungsprojekte, Verknüpfungenmit <strong>de</strong>r nichttheologischen Forschung, Positionierungin <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rlandschaft von Kirchen, Stiftungenund staatlichen Maßnahmen) aus sich selber heraus kaumwie<strong>de</strong>raufgebaut wer<strong>de</strong>n kann. Hierzu bedürfte es einerein<strong>de</strong>utigen und entschlossenen Willensbildung im politischen,wissenschaftlichen und kirchlichen Raum auf höchsterEbene (Parlamente, Syno<strong>de</strong>n). Wann <strong>de</strong>r Kairos füreine solche Initiative zugunsten <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m öffentlichenBewußtsein vertriebenen ost<strong>de</strong>utschen Kirchengeschichteherankommen könnte, wage ich nicht zu prognostizieren.Aber immerhin: Das „Zentrum gegen Vertreibungen“, ge-


101BEITRÄGEgen das sich zunächst fast alle Mächte <strong>de</strong>s Himmels, <strong>de</strong>rEr<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Hölle - nehmen Sie das ruhig so ironisch, wiediese Entwicklungen nur ertragen wer<strong>de</strong>n können - verschworenhatten, wird nun doch kommen!2.Was wäre nun aber in institutioneller Hinsicht alszukünftiger Ort ost<strong>de</strong>utscher Kirchengeschichtsschreibunganzustreben? Ich plädiere für eineunabhängige Bun<strong>de</strong>sstiftung, an <strong>de</strong>r sich neben <strong>de</strong>m Bund,<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>n Kirchen auch die großen För<strong>de</strong>rstiftungenbeteiligen könnten. Diese Bun<strong>de</strong>sstiftung für ost<strong>de</strong>utscheKirchengeschichtsforschung hätte ein in diverseUnterabteilungen geglie<strong>de</strong>rtes Forschungsinstitut mit Außenstellenim östlichen Europa, eine umfassen<strong>de</strong> Bibliothek,ein Archiv sowie ein großzügig dimensioniertesStipendien- und För<strong>de</strong>rprogramm (Doktoran<strong>de</strong>n, postdoc-Projekte), das auch ausländischen Wissenschaftlern zugänglichist, zu ermöglichen. Dieses Forschungsinstitutsollte durch Stiftungslehrstühle an <strong>de</strong>n Universitäten begleitetund ergänzt wer<strong>de</strong>n.3.Welche Aufgaben hat sich die ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichtsforschungin Zukunft zu stellen?Diese lassen sich unter folgen<strong>de</strong>n Stichwortenzusammenfassen: Professionalisierung, Internationalisierung,Ökumenisierung im weitesten Sinn.a) Professionalisierung:Die ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichtsschreibung wird schonjetzt durch <strong>de</strong>n Übergang von <strong>de</strong>r Erlebnisgeneration zueiner Situation gekennzeichnet, in <strong>de</strong>r die Wahl eines ost<strong>de</strong>utschenThemas nichts mehr mit <strong>de</strong>m „Geburtsa<strong>de</strong>l“ <strong>de</strong>rHerkunft zu tun hat. Diese Ablösung wird in wenigenJahren zur Selbstverständlichkeit gewor<strong>de</strong>n sein. Dasbe<strong>de</strong>utet aber auch: Der Zugang zur ost<strong>de</strong>utschen Kirchengeschichtewird von vielen Punkten aus möglich und legitimsein. Die ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichte wird also aus<strong>de</strong>m „Ghetto“ einer Kirchengeschichtsschreibung heraustretenund sich profanhistorischen, sozialwissenschaftlichen,kulturgeschichtlichen, kunstgeschichtlichen, sprachwissenschaftlichen,<strong>de</strong>mographischen und ethnologischenFragestellungen öffnen müssen. Das Abarbeiten <strong>de</strong>r immergleichen Probleme ost<strong>de</strong>utscher Kirchengeschichtsforschung,noch dazu konzentriert auf historische Einzelgebiete,wird abgelöst wer<strong>de</strong>n durch vergleichen<strong>de</strong> undsystematisieren<strong>de</strong> Studien, die die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Kirchengeschichtefür eine gesamtgesellschaftliche und umfassen<strong>de</strong>historische Betrachtungsweise analysieren und zurDarstellung bringen. Damit wer<strong>de</strong>n Grenzen nicht unsichtbargemacht, aber immer wie<strong>de</strong>r bewußt überschritten, umgrößere Zusammenhänge sichtbar zu machen. DieseZielstellung verneint nicht die Be<strong>de</strong>utung diffizilerEinzelstudien, ordnet diese aber in eine Forschungsstrategieein, die das historische Gesamtphänomen <strong>de</strong>r Deutschenim Osten immer im Blick hat. Diese Zielstellung verneintauch nicht die Möglichkeit von Forschungen interessierterDilettanten, wobei <strong>de</strong>r Begriff hier nur meinen kann,daß es sich dabei um die Tätigkeit von Menschen han<strong>de</strong>lt,die über keine spezielle fachliche Ausbildung verfügen undnicht davon leben. Auf <strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Regionalgeschichteo<strong>de</strong>r beispielsweise <strong>de</strong>r Familienforschung, aber auch imBereich <strong>de</strong>r Denkmälererfassung (Kirchengebäu<strong>de</strong>, Friedhöfe,historische Orte) kann auf diese Leistungen überhauptnicht verzichtet wer<strong>de</strong>n. Im übrigen ist die von mirbeschriebene Professionalisierung ost<strong>de</strong>utscher Kirchengeschichtsschreibungbereits heute keineswegs nur Zukunftsmusik.An verschie<strong>de</strong>nen Orten und um einzelne Persönlichkeitenherum haben sich bereits „Kerne“ dieser Zukunftgebil<strong>de</strong>t, die allerdings in aller Regel institutionell nochnicht hinreichend abgesichert und untereinan<strong>de</strong>r vernetztsind. In <strong>de</strong>r breiteren Öffentlichkeit wer<strong>de</strong>n diese Entwicklungen- in <strong>de</strong>r Regel ohne Kenntnis <strong>de</strong>r Hintergrün<strong>de</strong> - in<strong>de</strong>r Regel schon jetzt sehr positiv aufgenommen. EinschlägigeBücher und Fernsehbeiträge können heute (wie<strong>de</strong>r) zuBestsellern wer<strong>de</strong>n, was im bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen Feuilletonallerdings mit <strong>de</strong>utlicher Beklommenheit wahrgenommenwird.b) Internationalisierung:In Zukunft wird es die ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichtsforschungimmer öfter und glücklicherweise erleben dürfen,daß die Akteure auf diesem Fel<strong>de</strong> auch nicht<strong>de</strong>utscher Herkunftsind. Der Multilingualismus <strong>de</strong>r jungen Intelligenzijaim östlichen Europa stellt die unentbehrliche Grundlagedieser Entwicklung dar. Natürlich haben die sehr viel besserenFör<strong>de</strong>rmöglichkeiten vor allem in Deutschland aucheine ganz erhebliche Be<strong>de</strong>utung für die Wahl <strong>de</strong>r bearbeitetenThemen. Ein familiärer <strong>de</strong>utscher Hintergrund spieltimmer seltener eine Rolle. Am Anfang steht das Interessefür einen bestimmten Sachzusammenhang, z.B. eben Kircheo<strong>de</strong>r Literatur, Kunst und Architektur, Wirtschaft undPolitik, aus <strong>de</strong>m heraus gefragt wird, mit welcher Spezialthematikbekomme ich mit meinen spezifischen Kenntnissendie unabdingbar notwendige För<strong>de</strong>rung. Da liegt esdann heute sehr nahe, an Themen aus <strong>de</strong>n nationalen, kulturellenund konfessionellen Grenzregionen <strong>de</strong>s östlichenEuropas zu <strong>de</strong>nken. Oft kommt dann noch die genaueKenntnis <strong>de</strong>r jeweilig einschlägigen Bibliotheks- undArchivlandschaft dazu - und vor allem ein unverstellterBlick, <strong>de</strong>n manche von uns naiv nennen mögen, <strong>de</strong>r aberimmer öfter neue Fragestellungen und unverhoffteEinsichten ermöglicht. Natürlich gibt es auch von <strong>de</strong>utscherSeite aus solche jungen „Grenzgänger“, aber die meistenpersonellen Ressourcen sehe ich da doch im Osten.Die international orientierte Fundierung dieser neuenForschergenerationen wird uns manches Abenteuer <strong>de</strong>sDenkens, das Aufgeben liebgewor<strong>de</strong>ner Klischees un<strong>de</strong>inen Blick „von außen“ auf unsere eigene Geschichtezumuten, aber das wird uns auch von einer aufgezwungenenProvinzialität unseres „Geschäfts“ befreien, die ganzwesentlich mit zum Nie<strong>de</strong>rgang <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Kirchengeschichtsforschungbeigetragen hat. Wir sollten dieseneuen Entwicklungen als große Chance begreifen und sieför<strong>de</strong>rnd, fragend und lernend begleiten, nicht frem<strong>de</strong>lnd,


BEITRÄGE 102mäkelnd o<strong>de</strong>r besserwisserisch. Wir wer<strong>de</strong>n da noch vielüber uns selber und unsere Geschichte lernen dürfen.c) Ökumenisierung:Ich möchte diesen ungefügen Begriff, <strong>de</strong>r bestimmt nochan<strong>de</strong>rs und besser gefaßt wer<strong>de</strong>n kann, hier benutzen, umeine Forschungsten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r Zukunft zu skizzieren, dieihrerseits entschei<strong>de</strong>nd dazu beitragen wird, die ost<strong>de</strong>utscheKirchengeschichtsforschung aus <strong>de</strong>r Enge in die Weitezu führen. Aus vielen nachvollziehbaren Grün<strong>de</strong>n habenwir uns in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten und schon lange zuvorfast ausschließlich um unsere eigenen „Gärtchen“ gekümmertund dabei nicht bemerkt, wie die Mauern eines geistigenGhettos in die Höhe wuchsen. Evangelische und Katholikensahen fast immer nur auf das je Eigene und bemerktendarüber oft nicht, wie das alles immer in viel weitere,oft überraschen<strong>de</strong> Zusammenhänge eingeordnet war,die gesehen wer<strong>de</strong>n müssen, will man das Phänomen insgesamtbegreifen. Heute müssen aber nicht nur die Gartenzäunezwischen Protestantismus und Katholizismus überwun<strong>de</strong>nwer<strong>de</strong>n. Oft wird es - je nach Thema - nicht mehrohne einen Blick in die orthodoxe Welt, die Lebensräume<strong>de</strong>r Freikirchen und Son<strong>de</strong>rgemeinschaften o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>nKosmos <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums abgehen können. Erst mit dieserWeite <strong>de</strong>s Blicks kann die Be<strong>de</strong>utsamkeit unserer Themenauch einer breiteren Öffentlichkeit einsichtig gemacht wer<strong>de</strong>n,die auf solche Einsichten ja nun eben nicht gera<strong>de</strong>wartet. Es geht nicht um das Vergleichen um je<strong>de</strong>n Preis,das heute mancherorts schon zu einer Marotte gewor<strong>de</strong>nist, son<strong>de</strong>rn um das Erkennen von Zusammenhängen, in<strong>de</strong>nen die Deutschen, ihre Kirchen und Gemein<strong>de</strong>n, imOsten gelebt haben.Alles das, was ich hier benannt habe, muß sich aberüber das reine wissenschaftliche Erkenntnisinteresse hinausauch in eine gesamteuropäische Erinnerungsarbeit einordnen,die die Gräben und Gräber <strong>de</strong>r Vergangenheit nichtleugnet, son<strong>de</strong>rn bereit ist, sehr genau hinzuschauen. ImFokus solcher Erinnerungsarbeit wer<strong>de</strong>n immer die Opferauf allen Seiten zu sehen sein. Ihrer zu ge<strong>de</strong>nken ist einetheologische, historische und politische Aufgabe, <strong>de</strong>r sichje<strong>de</strong> Generation neu stellen muß. Auch <strong>de</strong>shalb und gera<strong>de</strong><strong>de</strong>shalb hat ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichte eine Zukunft!Aus: Ostkirchliche Information, Ausgabe II-2010 Die Heilandskirche in GrüssauDIETMAR NEßEv. Heilandskirche GrüssauFoto: Archiv GESDie prachtvolle barocke Klosterkirche ist zu Recht„weltbekannt“ - aber wir evangelischen Schlesierdürfen doch auch an ein ganz beschei<strong>de</strong>nes evangelischesKirchlein erinnern, das es in dieser Hochburg katholischerFrömmigkeit ebenfalls gab, wenn auch nur fürein einziges Menschenalter. Eine polnische Stu<strong>de</strong>ntin ausWal<strong>de</strong>nburg, Natalia Po³udniak, übermittelte, als Dank füreine Auskunft, einige aktuelle Fotos <strong>de</strong>s Kirchleins: eintrostloser Anblick, aber nun eben ein Anlaß, ein wenig vonihm zu berichten.Der 4. Juli 1913 war <strong>de</strong>r Festtag <strong>de</strong>r Einweihung, dievom Generalsuperinten<strong>de</strong>nten D. Haupt vollzogen wur<strong>de</strong>.Man muß - und damals hat man es noch ganz stark empfun<strong>de</strong>n,Kirche und evangelische Gemein<strong>de</strong> im Gegenüberzum gera<strong>de</strong>zu übermächtigen Kloster sehen; man muß wissen,daß eine kurze Zeit lang im Reformationszeitalter auchdas Grüssauer Klosterland weithin evangelisch gewesenwar. Erst 1849 konnte in Liebau, 1882 in Schömberg eineGustav-Adolf-Kirche gebaut wer<strong>de</strong>n, nun als drittes Gotteshaus<strong>de</strong>s weitläufigen Kirchspiels also hier in Grüssaudie „Heilandskirche“ (1938 kommt noch eine Luther-Kapelle im Wallfahrtsort Albendorf hinzu); selbst diese Namensgebungist ein bewußtes Zeichen evangelischen Glaubens.Auch diesmal stellte <strong>de</strong>r Gustav-Adolf-Verein dieMittel für eine Gemein<strong>de</strong>, die im Ort selbst weniger als 200Glie<strong>de</strong>r umfaßte, im 1926 selbständig gewor<strong>de</strong>nenKirchspiel Schömberg-Grüssau nur etwa 10 % <strong>de</strong>r Bevölkerung.


103BEITRÄGEwar das Thema <strong>de</strong>r Predigt <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>pastors HermannNeugebauer; und wie gerne wür<strong>de</strong>n wir ein gutes Foto <strong>de</strong>sAltarfesters zeigen, das eben diesen „Heilandsruf“ zumBildthema hatte und von einem Lan<strong>de</strong>shuter Kommerzienratund Geheimrat Rinckel gestiftet wor<strong>de</strong>n war -wenn wir dieses Bild nur hätten; die Altarbibel mit eigenhändigerWidmung übrigens stiftete Kaiserin AugusteViktoria. Entworfen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bau vom Breslauer ArchitektenHenri; <strong>de</strong>n Künstler <strong>de</strong>s Glasfensters haben wir nichtfeststellen können.Denn, um zum Ausgangspunkt dieses kleinen Textes zurückzukehren:das Gotteshaus stand, nach<strong>de</strong>m die meistenBlick ins InnereFoto: Archiv GESDer Einweihungstag, so wird berichtet, war ein strahlen<strong>de</strong>rJuli-Sonntag, zu Hun<strong>de</strong>rten kamen sie zu einer Art evangelischemVolksfest. In einem kleinen Betsaal unmittelbarhinter <strong>de</strong>m Kloster hatte die Gemein<strong>de</strong> schon seit 21 JahrenGottesdienste feiern dürfen; von dort zog man zum neuenGotteshaus. Und weil das gera<strong>de</strong> nur ca. 200 Personen aufnehmenkonnte, fand parallel auf <strong>de</strong>m hinter <strong>de</strong>r Kirchegelegenen, für einen Friedhof vorgehaltenem Platz ein weitererGottesdienst im Freien statt. Im Waldgasthaus undWaldgarten „Bethlehem“ wur<strong>de</strong> bis in <strong>de</strong>n Nachmittagweitergefeiert, mit einem Abschlußkonzert im Grünen.„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und bela<strong>de</strong>nseid: ich will euch erquicken.“ Dieser Vers aus Matthäus 11Die Kirche heuteFoto: Natalia Po³udniakDie Kirche heuteFoto: Natalia Po³udniakGemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r mit ihrem Pastor Walter Kindler im Mai1946 vertrieben waren und <strong>de</strong>r „Rest“ noch für ein Jahrvom Lektor Willi Krügel betreut wor<strong>de</strong>n war, zunächst leer.Ein Foto aus <strong>de</strong>m Jahre 1978 zeigt, daß irgendjemand versuchthat, es zu einem Wohnhaus umzubauen - aber nachjetzt 30 Jahren liegt auch diese Baustelle verlassen ...Auch wenn auf diesen Text kein Echo im Sinne „schöner“Bil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Erinnerungen an uns kommt: kann irgendjemandaus <strong>de</strong>r Lesergemein<strong>de</strong> uns helfen?; uns fehltgänzlich eine Foto <strong>de</strong>r Kapelle in Albendorf; und überhaupt:wenn in irgend einem privaten Fotoalbum noch einBild gut behütet als An<strong>de</strong>nken, aber verborgen „schlummert,von <strong>de</strong>r Grüssauer, Schömberger, Liebauer Kirche,Pfarrhaus, einer Taufe, Konfirmation . . . eine gute Reproduktionfür unser Bildarchiv ist sehr, sehr willkommen. Mitteilung,Zusendung an <strong>de</strong>n unterzeichneten Schriftleiter.


60 JahreJuliFast ein Menschenleben ist es her, daß ein Vertrag vonweltpolitischer Be<strong>de</strong>utung geschlossen wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r in seinenFestlegungen bis heute Bestand hat und <strong>de</strong>r erst 1990durch <strong>de</strong>n „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ völkerrechtliche Legitimationerfuhr. Vor 60 Jahren, am 6. Juli 1950 unterzeichnetenin <strong>de</strong>r Görlitzer Ruhmeshalle DDR-Ministerpräsi<strong>de</strong>ntOtto Grotewohl und Polens Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Józef Cyrankiewiczdas Görlitzer Abkommen zur Anerkennung <strong>de</strong>rO<strong>de</strong>r-Neiße-Grenze. Sie sei, wie es damals hieß, eine „unantastbareFrie<strong>de</strong>ns- und Freundschaftsgrenze, die die bei<strong>de</strong>nVölker nicht trennt, son<strong>de</strong>rn einigt“. Von <strong>de</strong>r Ostseeaus entlang <strong>de</strong>r Linie Swinemün<strong>de</strong> - O<strong>de</strong>r - Lausitzer Neißebis zur tschechoslowakischen Grenze“, bil<strong>de</strong>te sie somitdie Staatsgrenze zwischen Deutschland und Polen. Unerwähntblieb in diesem Vertrag das Stettiner Gebiet. Auchüber die in Potsdam getroffene Festlegung, daß über <strong>de</strong>nendgültigen <strong>de</strong>utsch-polnischen Grenzverlauf erst in einemkünftigen Frie<strong>de</strong>nsvertrag Klarheit zu schaffen sei,übergingen seinerzeit die vertragschließen<strong>de</strong>n Seiten. So istes kaum verwun<strong>de</strong>rlich, daß we<strong>de</strong>r die USA noch Großbritanien<strong>de</strong>n Vertrag akzeptierten und die Bun<strong>de</strong>sregierungihn für „null und nichtig“ erklärte.In <strong>de</strong>r sowjetischen Besatzungszone, die seit Oktober1949 unter <strong>de</strong>m Namen „Deutsche Demokratische Republik“für sich <strong>de</strong>n Anspruch reklamierte, <strong>de</strong>r bessereStaat auf <strong>de</strong>utschem Bo<strong>de</strong>n zu sein, war man sich sehr wohlbewußt, daß sich dieses Vertragswerk keineswegs auf dieungeteilte Zustimmung in <strong>de</strong>r Bevölkerung stützen konnte.Daher ließen die kommunistischen Machthaber die Propagandamaschinerieauf vollen Touren laufen, um in einerMischung aus Indoktrination, Fehlinformation, Geschichtsglättungund unverholener Drohung sich <strong>de</strong>s nötigen Rückhaltsim Volke zu versichern.In <strong>de</strong>r Juli-Ausgabe <strong>de</strong>s Jahres 1950 griff <strong>de</strong>r Schriftleiter<strong>de</strong>s „<strong>Gottesfreund</strong>es einen solchen Propagandaartikelauf, um ihn <strong>de</strong>r Leserschaft zur Diskussion zu stellen.„60 Jahre <strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>“ und <strong>de</strong>r 60. Jahrestag<strong>de</strong>s „Görlitzer Vertrages“ sollten Grund genug sein,dieses interessante zeitgeschichtliche Dokument in Erinnerungzu rufen.Wir und die O<strong>de</strong>r-Neiße-GrenzeVorbemerkung <strong>de</strong>r Schriftleitung: Anfang Juni dieses Jahres vereinbarte eine Abordnung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Ostzonenregierungin Warschau mit <strong>de</strong>r polnischen Regierung die Markierung <strong>de</strong>r „festgelegten und bestehen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utsch-ponischenStaatsgrenze an <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r-Neiße-Linie“. Einen Monat zuvor hatte die in Berlin erscheinen<strong>de</strong> kommunistische Zeitung„Deutschlands Stimme“ das nachfolgen<strong>de</strong> „Gespräch“ veröffentlicht. Wir for<strong>de</strong>rn unsere Leser auf, sich als heimatvertriebeneevangelische Christen in dieses Gespräch einzuschalten, in<strong>de</strong>m sie ihre Ansicht nie<strong>de</strong>rschreiben und an <strong>de</strong>n„Schlesischen <strong>Gottesfreund</strong>“ ... sen<strong>de</strong>n. Die fünf treffendsten Antworten wer<strong>de</strong>n wir veröffentlichen ...Seit einigen Wochen kann man an <strong>de</strong>n Brenpunkten<strong>de</strong>s Berliner Verkehrs, vor allem an <strong>de</strong>n BahnhöfenAlexan<strong>de</strong>rplatz Friedrichstraße, Ansammlungenbeobachten, in <strong>de</strong>nen oft mit Lei<strong>de</strong>nschaft politischeFragen erörtert wer<strong>de</strong>n. Worum gehen die Gespräche? Wiewer<strong>de</strong>n sie geführt? „Deutschlands Stimme“ hat kürzlicheinen Pressestenographen zum Bahnhof Friedrichstraßegeschickt, <strong>de</strong>r die nachstehen<strong>de</strong> Diskussion im Wortlautaufnahm.Ein älterer Herr: „...Ja, aber warum tritt die NationaleFront für die O<strong>de</strong>r-Neiße-Grenze ein?“Ein Volkspolizist: „Erinnern Sie sich noch an die Schlagzeileim „VB“ (Völkischer Beobachter, Anm. d. Red.)„Feldzug <strong>de</strong>r 18 Tage been<strong>de</strong>t“? Das war, wie natürlichalles bei <strong>de</strong>n Nazis, übertrieben, aber tatsächlich hat <strong>de</strong>rKrieg gegen Polen nur etwa vier Wochen gedauert. WissenSie auch, wieviel Einwohner Polen vor 1939 hatte? Eswaren 32 Millionen. 1945 waren es aber nur noch 24Millionen. Wo sind die an<strong>de</strong>ren acht Millionen geblieben.Sie sind nicht in <strong>de</strong>m kurzen Feldzug auf <strong>de</strong>n Schlachtfel<strong>de</strong>rngefallen ...“Eine Frau: „Nein, man hat sie in Maidanek, Auschwitz,Lublin und Mauthausen vergast.“


10560 JAHRE SCHLESISCHER GOTTESFREUNDDer Volkspolizist: „Die Stadt Warschau allein hat mehrTo<strong>de</strong>sopfer zu beklagen, als die britische und amerikanischeArmee während <strong>de</strong>s ganzen Krieges zusammen.Können Sie nun verstehen, daß Polen Sicherheit vorDeutschland verlangt? Die polnische Bevölkerung for<strong>de</strong>rteeine Verschiebung <strong>de</strong>r Grenzen so weit nach Westen, daßDeutschland nie wie<strong>de</strong>r eine Gefahr für Polen wer<strong>de</strong>nkann. Wir Deutsche haben doch das dumme Gere<strong>de</strong> von<strong>de</strong>r Herrenrasse mitgemacht. Wenn sich dann die an<strong>de</strong>renihrer Haut wehren, stellen wir uns hin und sagen, sie seienkeine Demokraten. Wir sollten uns lieber mal in die SituationPolens hineinversetzen, dann wer<strong>de</strong>n wir nämlicherkennen, daß die polnische For<strong>de</strong>rung nach <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r-Neiße-Grenze berechtigt ist.“Der ältere Herr: „Aber schließlich war <strong>de</strong>r Krieg eineAngelegenheit <strong>de</strong>r Nazis. Dafür kann man uns doch nichtalle verantwortlich machen.“Ein FDJler: „Wenn Sie Ihre Blumen auf <strong>de</strong>m Balkonbegießen und mir dabei versehentlich einen Blumentopfauf <strong>de</strong>n Kopf werfen, haben Sie das auch nicht gewollt,aber trotz<strong>de</strong>m sind Sie scha<strong>de</strong>nsersatzpflichtig.“Der Volkspolizist: „Außer<strong>de</strong>m haben die Deutschen dochnichts unternommen, um <strong>de</strong>n Krieg zu verhin<strong>de</strong>rn. Hitlerund <strong>de</strong>r Nationalsozialismus sind bei uns groß gewor<strong>de</strong>n.“Eine Frau: Warum haben die Polen aber die Deutschen ausSchlesien und Pommern ausgewiesen?“Ein Arbeiter: „Meinen Sie, man hat in Polen vergessen,welche Rolle die Volks<strong>de</strong>utschen gespielt haben? Daswaren doch Hitlers „verfolgte <strong>de</strong>utsche Brü<strong>de</strong>r“, die erbefreien wollte. Sollten sich die Polen vielleicht noch einmaldarauf einlassen.“Der ältere Herr: „Aber heute ist die Lage doch an<strong>de</strong>rs.Hitler ist tot, und ein zweiter Hitler kommt nicht wie<strong>de</strong>r.“Der Arbeiter: „Aber in West<strong>de</strong>utschland sind die Hedlerund Remer schon wie<strong>de</strong>r groß im Kommen.“Der Volkspolizist: „Selbst Churchill hat im Dezember 1944im englischen Unterhaus erklärt, daß die Austreibung <strong>de</strong>rDeutschen aus <strong>de</strong>n O<strong>de</strong>r-Neiße-Gebieten erfolgen müsse,weil das die zufrie<strong>de</strong>nstellendste und dauerhafteste Metho<strong>de</strong>sei. Polens verständliche und berechtigte For<strong>de</strong>rung aufdie O<strong>de</strong>r-Neiße-Grenze ist auch von <strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn undAmerikanern anerkannt wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn die O<strong>de</strong>r-Neiße-Grenze wur<strong>de</strong> in Jalta und Potsdam festgesetzt. DieseVerträge hat aber nicht nur Stalin unterschrieben, son<strong>de</strong>rnauch Roosevelt und Truman, Churchill und Attlee. HabenSie übrigens 1945, als die Umsiedler zu uns kamen, etwasvon einem Protest <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r und Amerikaner gehört?“Der Arbeiter: „Nein, im Gegenteil. Damals haben sichEnglän<strong>de</strong>r und Amerikaner mit <strong>de</strong>n Sowjets zusammengesetztund genau aufgeteilt, wieviel Millionen Umsiedlerje<strong>de</strong>r in seiner Besatzungszone aufnehmen muß.“Der ältere Herr: „Aber im Potsdamer Abkommen steht,daß die endgültige Festlegung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-polnischenGrenze erst im Frie<strong>de</strong>nsvertrag erfolgen soll.“Der Volkspolizist: „Dabei hat man aber nur an die nachträglicheFestlegung eines Zustan<strong>de</strong>s gedacht, <strong>de</strong>n manbereits 1945 geschaffen hat. Sieben Millionen Umsiedler,die mit Zustimmung <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r und Amerikaner 1945Schlesien und Pommern verlassen mußten, sind nun maleine vollen<strong>de</strong>te Tatsache. Man hätte <strong>de</strong>r Umsiedlung voneinigen Millionen Menschen nicht zugestimmt, wenn mannicht die Grenze füt endgültig angesehen hätte. Die Englän<strong>de</strong>rund Amerikaner wollten ein starkes Polen. Aber essollte seine Bajonettspitze nach <strong>de</strong>m Osten gegen dieSowjetunion richten.“Der Arbeiter: „Das ist ja eine alte englische I<strong>de</strong>e, <strong>de</strong>shalbhat man nach <strong>de</strong>m ersten Weltkrieg überhaupt nur Polenund die baltischen Randstaaten geschaffen.“Der Volkspolizist: „Die ‘Liebe’ zu <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Umsiedlernist also erst erwacht, als sich die Polen dafür bedankten,die Vorhut in einem Krieg gegen die Sowjetunion, <strong>de</strong>nman schon damals plante, zu bil<strong>de</strong>n. Als Polen Volks<strong>de</strong>mokratiewur<strong>de</strong> und ein Freundschaftsbündnis mit <strong>de</strong>r Sowjetunioneinging, da brauchten die Anglo-Amerikaner natürlicheine neue Bajonettspitze gegen die Sowjetunion, unddie sollten wir Deutsche sein. Deshalb hetzt man uns gegenPolen und die Sowjetunion auf, <strong>de</strong>shalb benutzt man dieO<strong>de</strong>r-Neiße-Linie dazu, um das <strong>de</strong>utsch-polnische Verhältniszu stören.“Eine Frau: „Aber die Polen haben doch überhaupt nichtgenug Menschen, um die O<strong>de</strong>r-Neiße-Gebiete zu bebauen.“Ein Mann im Hintergrund: „Das stimmt ja gar nicht. Ichbin im vorigen Jahr auf <strong>de</strong>r Fahrt zur Messe nach Posen mit<strong>de</strong>m Auto durchgekommen. Alles war bestellt.“Der ältere Herr: „ Sie mögen im großen und ganzen rechthaben, aber warum fallen Sie immer von einem Extrem insan<strong>de</strong>re? Vielleicht kann man sich mit <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r-Neiße-Grenze abfin<strong>de</strong>n. Sie machen aber gleich eine Frie<strong>de</strong>nsgrenzedaraus. Sie nennen Breslau nicht mehr Breslau, son<strong>de</strong>rnWroclaw.“Der Volkspolizist: „Breslau hat Hitlers Festungskommandantin <strong>de</strong>n sinnlosen Kämpfen um die Stadt vernichtet.Was Polen jetzt neu aufgebaut hat, ist eben nicht mehrBreslau, son<strong>de</strong>rn Wroclaw. Natürlich ist die O<strong>de</strong>r-Neiße-Linie für je<strong>de</strong>n friedlieben<strong>de</strong>n Deutschen eine Frie<strong>de</strong>nsgrenze.Denn ich habe Ihnen ja eben gesagt, daß man siebenutzt um das <strong>de</strong>utsch-polnische Verhältnis zu vergiften,um die Kriegsstimmung unter Millionen Umsiedlern imWesten Deutschlands aufrecht zu erhalten. Aber eine Bo<strong>de</strong>nreform,die ihnen eine neue Heimat geben wür<strong>de</strong>, hatman dort nicht durchfeführt. Wir aber haben in fünf Jahrenpraktisch bewiesen, daß es möglich ist, in Zusammenarbeitmit <strong>de</strong>r Sowjetunion und mit Polen und <strong>de</strong>n übrigen Volks<strong>de</strong>mokratienaus eigener Kraft vorwärtszukommen. Selbstverständlichgeht es uns noch nicht gut, aber es geht unsbesser als in <strong>de</strong>n Jahren 1945, 1946 o<strong>de</strong>r 1947. Sollen wiruns da noch einmal in einen Krieg hetzen lassen?Schließlich kann nicht einmal das reiche Amerika allen seinenBewohnern Arbeit geben, von West<strong>de</strong>utschland ganzzu schweigen. Wollen Sie vielleicht für die Aufrechterhaltungdieses Systems <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit und <strong>de</strong>r Krisen ineinen neuen Krieg ziehen?“Der alte Herr: „Das will natürlich keiner.“Eine Frau: „Wir haben vom letzten Male noch Trümmergenug.“


Der Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Polens, Josef Cyrankiewicz, und <strong>de</strong>r Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r DDR, Otto Grotewohl, in Görlitz auf <strong>de</strong>m Wegzur Unterzeichnung <strong>de</strong>s Grenzabkommens. Deutsches Bun<strong>de</strong>sarchiv/Bild 183-R87570Das ungeliebte Abkommen - 60 Jahre Görlitzer VertragANDREAS NEUMANN-NOCHTENDamit Polen nach diesem Krieg seine Sicherheit erhaltenkann, müssen die Deutschen aus Ostpreußen,Schlesien und Westpommern vertrieben wer<strong>de</strong>n,aus Gebieten, die immer die Ausgangsgebiete für die<strong>de</strong>utschen Angriffe nach Osten waren. Dann besteht für diepolnische, aber zwangsweise germanisierte einheimischeBevölkerung die Möglichkeit zur Rückkehr ins Polentumund zur Befreiung von <strong>de</strong>r eingewan<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>utschenBevölkerung.“(Hilary Minc im Februar 1944, polnischer Wi<strong>de</strong>rstandskämpferund Kommunist - zwischen 1949 und 1954 Vorsitzen<strong>de</strong>r<strong>de</strong>r Staatlichen Kommission für Wirtschaftsplanungin Polen.)Die Demokratie wird in Deutschland nur dann lebensfähigsein, wenn das <strong>de</strong>utsche Volk <strong>de</strong>n Lebensraumbehält, <strong>de</strong>n es seiner Größe nach zu beanspruchenhat. In einem um ein Drittel verkleinerten Hauskann ein 65-Millionen-Volk nicht leben. Die Grenze kanndaher auch nicht die O<strong>de</strong>r-Neiße-Grenze sein. Um ein sogroßes Volk zu ernähren, benötigt man einen ausreichen<strong>de</strong>nLandbesitz o<strong>de</strong>r eine Industriekapazität, die uns in die Lageversetzt, durch Export unserer Erzeugnisse und <strong>de</strong>n Importvon Lebensmitteln die Ernährung sicherzustellen.(Otto Grotewohl am 11. 11. 1945 auf einer Festveranstaltung<strong>de</strong>r SPD zum Jahrestag <strong>de</strong>r Revolution von 1918.)Die <strong>de</strong>rzeitige kommunistische Regierung, die <strong>de</strong>rBevölkerung <strong>de</strong>r Sowjetzone aufgezwungen wur<strong>de</strong>,hat in einem Vertrage mit <strong>de</strong>r polnischen Regierungdie Festlegung <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r-Neiße-Linie als endgültigeGrenze zwischen Deutsch-and und Polen garantiert. Die Regierung<strong>de</strong>r Deutschen Bun<strong>de</strong>srepublik erkennt diese Festlegungnicht an. Die sogenannte Regierung <strong>de</strong>r Sowjetzonehat keinerlei Recht, für das <strong>de</strong>utsche Volk zu sprechen. Alleihre Abre<strong>de</strong>n und Vereinbarungen sind null und nichtig.Die Entscheidung über zur Zeit unter polnischer undsowjetischer Verwaltung stehen<strong>de</strong> <strong>de</strong>utsche Ostgebietekann und wird erst in einem mit Gesamt<strong>de</strong>utschland abzuschließen<strong>de</strong>nFrie<strong>de</strong>nsvertrage erfolgen. Die <strong>de</strong>utsche Bun<strong>de</strong>sregierungals Sprecherin <strong>de</strong>s gesamten <strong>de</strong>utschenVolkes wird sich niemals mit <strong>de</strong>r allen Grundsätzen <strong>de</strong>sRechts und <strong>de</strong>r Menschlichkeit wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong>n Wegnahmedieser rein <strong>de</strong>utschen Gebiete abfin<strong>de</strong>n.Die Bun<strong>de</strong>sregierung wird bei künftigen Frie<strong>de</strong>nsverhandlungenfür eine gerechte Lösung dieser Frage zwischeneinem wirklich <strong>de</strong>mokratischen Polen und einem<strong>de</strong>mokratischen Gesamt<strong>de</strong>utschland eintreten.“(Aus <strong>de</strong>r Regierungserklärung von Bun<strong>de</strong>skanzler KonradA<strong>de</strong>nauer im Deutschen Bun<strong>de</strong>stag am 9. Juni 1950.)I.Drei Zitate stehen am Beginn dieser historischen Skizze,die <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n lassen, daß das Görlitzer Abkommen inunter an<strong>de</strong>ren Vorzeichen zustan<strong>de</strong> kam, als es <strong>de</strong>ssenWortlaut vermuten läßt.Der zuerst zitierte Hilary Minc steht mit seiner lange vorKriegsen<strong>de</strong> aufgemachten For<strong>de</strong>rung in einer langen Traditionskette,die im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt ihren Anfang nahm. Derpolnische Historiker Wilhelm Bogus³awski äußerte sich imVorwort seiner vierbändigen „Geschichte <strong>de</strong>s nordwest-


107MELDUNGENlichen Slawentums bis zur Mitte <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts“ <strong>de</strong>rgestalt,daß er die rechtmäßige Grenze zwischen Germanenund Slawen seinen Lesern in Erinnerung rufen wolle.Dabei kam er zu <strong>de</strong>m wenig überraschen<strong>de</strong>n Ziel, daß <strong>de</strong>rGrenzverlauf eigentlich nicht an Saale und Elbe zu suchensei, son<strong>de</strong>rn noch viel weiter westlich läge. ‘Wenig überraschend’<strong>de</strong>shalb, weil kaum ernsthafte Wissenschaftlichkeit,als vielmehr politische Interessen ihm die Fe<strong>de</strong>r führten.Kurz vor <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s I. Weltkrieges, im Jahre 1917erschien in Moskau eine Broschüre <strong>de</strong>s polnischenJournalisten Boles³aw Jakimiak. Er stellte darin Überlegungenan, wie die „Germanisierungsprozesse“ vergangenerJahrhun<strong>de</strong>rte rückgängig zu machen seien. Die <strong>de</strong>utscheBesiedlung <strong>de</strong>s Ostens vollzog sich seiner Meinung nach in<strong>de</strong>r Weise, „daß das zahlenmäßig verhältnismäßig kleine,nur aus einer Handvoll Stämmen ... hervorgegangene undzwischen Rhein und Weser sie<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> <strong>de</strong>utsche Volk mitHilfe von Intrigen und Winkelzügen, teilweise auch mitHilfe einer besseren Bewaffnung und einer besseren Organisation,schrittweise ein um das vielfache größeresTerritorium seiner Herrschaft unterwarf, das nicht sein eigeneswar ... und <strong>de</strong>r alteingesessenen slawischen Bevölkerungdieses Territoriums seine Sprache aufzwang ... Manbe<strong>de</strong>nke, daß es ein Volk, welches <strong>de</strong>rart räuberischenInstinkten gehorcht und das bei <strong>de</strong>r Entnationalisierung <strong>de</strong>rBevölkerung <strong>de</strong>r einverleibten Gebiete <strong>de</strong>rart rücksichtslosvorgeht, kein zweites Mal auf <strong>de</strong>m Erdball gibt.“ Jakimiakwar es auch, <strong>de</strong>r als erster die O<strong>de</strong>r-Neiße-Linie als möglichenWestrand einer „neuen slawischen Nation“ benannte.Es wäre an dieser Stelle wichtig einen Exkurs, die „PolnischeWestforschung“ (polska myœl zachodnia - PolnischerWestgedanke) betreffend, einzuflechten. Diese entwickeltesich nach <strong>de</strong>m I. Weltkrieg im Zuge <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rgewonnenenEigenstaatlichkeit Polens. Zwischen <strong>de</strong>n Kriegenging es <strong>de</strong>r „Westforschung“ darum, Spuren slawischerKultur westlich <strong>de</strong>s gegenwärtigen Lebensraumes zu erforschen.Nach <strong>de</strong>m II. Weltkrieg beschränkte sie sich in ersterHinsicht darauf, die Polonisierung <strong>de</strong>r durch die O<strong>de</strong>r-Neiße-Grenzehinzugewonnenen Gebiete historisch zu legitimieren.Soviel statt eines Exkurses.Das von Minc hervorgehobene Sicherheitsbedürfnisseiner Nation ist allerdings nach <strong>de</strong>n äußerst leidvollenErfahrungen <strong>de</strong>r Jahre 1939-1945 nur allzu verständlich.Dennoch muß konstatiert wer<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-polnischeGrenzverlauf an O<strong>de</strong>r und Neiße eben nicht nur einErgebnis stalinscher Großmachtpolitik und alliierten Stillehaltensgewesen ist, son<strong>de</strong>rn daß er bereits viele Jahre früherin <strong>de</strong>n Köpfen nationalistisch gesinnter Polen konkreteGestalt angenommen hatte.II.Otto Grotewohl sprach aus, was damals die ganze ost<strong>de</strong>utscheNation bewegte. Auch nach <strong>de</strong>r Zwangsvereinigungvon SPD und KPD zur SED blieben die Genossen in ihrerHaltung zur Ostgrenze <strong>de</strong>r von Grotewohl ausgesprochenenRichtlinie treu. Es ging sogar soweit, daß die Lan<strong>de</strong>sleitung<strong>de</strong>r SED Mecklenburg-Vorpommern - hier warenbeson<strong>de</strong>rs viele Flüchtlinge zu betreuen - zu <strong>de</strong>nLandtagswahlen 1947 mit <strong>de</strong>m Slogan antrat: „Für dieRevision <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Ostgrenzen - für die EinheitDeutschlands“. Daß die SED mit <strong>de</strong>m für damalige Verhältnissetraumhaften Ergebnis von reichlich 63 Prozentaus <strong>de</strong>r Wahl hervorging, <strong>de</strong>utete Grotewohl als Bestätigung<strong>de</strong>r festen Haltung seiner Partei zur Frage <strong>de</strong>r Grenzziehung.Erst im letzten Viertel <strong>de</strong>r 40er Jahre beginnt diesePosition aufzuweichen. Zum einen mag dabei die Erkenntniseine Rolle gespielt haben, daß die westlichen Besatzungszonenin keiner Weise an einem geeinten Deutschlandunter sozialistischem Vorzeichen Moskauer Prägunginteressiert waren. Ebenso aber trat immer <strong>de</strong>utlicher zutage,daß Stalin mitnichten seiner Einflußsphäre wirklichenHandlungsspielraum einräumen wollte. Vielmehr drängteer auf die Schaffung eines osteuropäischen Blocksystemsund ließ keinen Zweifel daran, daß die SBZ <strong>de</strong>ren„Speerspitze“ gegen <strong>de</strong>n Imperialismus wer<strong>de</strong>n sollte. ImZuge dieser Neuorientierung begann sich auch die Sprache<strong>de</strong>r SED hinsichtlich <strong>de</strong>r Grenzziehung zu Polen zu än<strong>de</strong>rn.Auf <strong>de</strong>m 2. Deutschen Volkskongreß waren daher seitensOtto Grotewohls ganz und gar neue Töne zu vernehmen:„Durch die Schaffung eines freundschaftlichen Verhältnissesmit <strong>de</strong>m polnischen Nachbarn kann aber auch dieMöglichkeit wachsen, die Erträge und Erzeugnisse <strong>de</strong>runter die Verwaltung Polens gestellten Gebiete für die Verbesserung<strong>de</strong>r Lebensverhältnisse auch <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Volkenutzbar zu machen.“Fraglos ging es auch hier um Machterhalt. MehrereTreffen in Moskau hatten <strong>de</strong>r Führung in Berlin <strong>de</strong>utlichwer<strong>de</strong>n lassen, daß es Stalin allein um die inner<strong>de</strong>utscheGrenze ging, als „Bollwerk gegen <strong>de</strong>n Imperialismusanglo-amerikanischer Prägung“. Die Rolle, die dieSiegermächte <strong>de</strong>s I. Weltkrieges einst <strong>de</strong>m neu geschaffenenStaat Polen zugedacht hatten, Gewährsmann gegen <strong>de</strong>naufkommen<strong>de</strong>n Bolschewismus zu sein, fiel nun mit umgekehrterStoßrichtung <strong>de</strong>r Sowjetischen Besatzungszone zu.Allmählich erkannten die Genossen um Walter Ulbricht,daß sie, mehr noch als die Regieren<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rer neu geschaffener„Volks<strong>de</strong>mokratien“, Politiker von MoskausGna<strong>de</strong>n waren. Diese Erkenntnis führte zu einer weiteren:es war nicht mehr notwendig um Zustimmung und Anerkennungim eigenen Volk zu ringen, zumal hinsichtlich <strong>de</strong>rverlorenen Ostgebiete. Wie sehr sie in <strong>de</strong>r Einschätzung <strong>de</strong>reigenen Position richtig lagen, haben die Ereignisse <strong>de</strong>sJunis 1953 hinlänglich bewiesen.III.Es ist müßig darüber zu spekulieren, mit wieviel HerzblutKonrad A<strong>de</strong>nauer seinerzeit um <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschenOstgebiete gerungen hat. Er selbst, in keiner Weise vonFlucht und Vertreibung betroffen, verstand sich als Interessenvertreter<strong>de</strong>s gesamten <strong>de</strong>utschen Volkes. Daß sich diesesSelbstverständnis nicht nur auf die Menschen diesseitund jenseits <strong>de</strong>s sich abzeichnen<strong>de</strong>n „Eisernen Vorhangs“bezog, son<strong>de</strong>rn auch auf die territoriale Integrität


MELDUNGEN 108Deutschlands, bedarf nicht <strong>de</strong>r geson<strong>de</strong>rten Erwähnung.Aber auch in <strong>de</strong>n westlichen Besatzungszonen galtenZwänge und Befindlichkeiten <strong>de</strong>r Siegermächte, die fürsich <strong>de</strong>n Vorrang reklamierten. Die Londoner „Sechs-Mächte-Konferenz“ (USA, Großbritannien, Frankreich unddie drei Benelux-Län<strong>de</strong>r) <strong>de</strong>s Jahres 1948 leitete mit <strong>de</strong>nsogenannten „Londoner Empfehlungen“ die Gründung <strong>de</strong>rBun<strong>de</strong>srepublik ein. In <strong>de</strong>ren Folge wur<strong>de</strong>n die Ministerpräsi<strong>de</strong>ntenermächtigt eine „Verfassungsgeben<strong>de</strong> Versammlung“einzuberufen, um die Gründung eines west<strong>de</strong>utschenStaates mit „einer ... <strong>de</strong>mokratischen Regierungsform“vorzubereiten. Die Einbindung dieses neugegrün<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>utschen Staates in ein westliches Bündnis,das geographisch keinerlei Bezüge mehr zu <strong>de</strong>n verlorenenOstgebieten haben wür<strong>de</strong>, läßt die zitierte Regierunserklärungim Lichte einer Willenskundgebung erscheinen. Daßsich - wie vierzig Jahre später tatsächlich geschehen - Vertretereines „wirklich <strong>de</strong>mokratischen Polens und eines<strong>de</strong>mokratischen Gesamt<strong>de</strong>utschlands“ an einen Tisch setzenwür<strong>de</strong>n, zog dazumal kaum einer ernsthaft in Betracht.IV.Festzustellen bleibt, daß <strong>de</strong>r Görlitzer Vertrag bestenfallseine politische Deklaration, nicht aber eine Zustandsbeschreibung.Die O<strong>de</strong>r-Neiße-Grenze war 1950 keine Frie<strong>de</strong>nsgrenzeund noch viel weniger verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Elementzwischen in Freundschaft einan<strong>de</strong>r zugetaner Völker. DieseGrenze trennte von jeher - und tut es in gewisser Weiseauch heute noch.In <strong>de</strong>n vierzig Jahren befohlener Völkerfreundschaft habendie kommunistischen Parteiführungen bei<strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>rGrenze Versöhnung verordnet, ohne sie ernsthaft zu praktizieren.Was <strong>de</strong>m Görlitzer Abkommen hätte vorausgehenmüssen, Vergangenheitsbewältigung und sachlicher Umgangmit <strong>de</strong>n Kriegsfolgen, unterblieb auch in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>ndreißig Jahren.Aber es sollte in Würdigung <strong>de</strong>s Abkommens nicht vergessenwer<strong>de</strong>n, daß es in <strong>de</strong>n Verhandlungen <strong>de</strong>s Jahres1990 <strong>de</strong>r polnischen wie <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Nation eine ArtLeitfa<strong>de</strong>n war, ihren jeweils berechtigten For<strong>de</strong>rungen vermitteln<strong>de</strong>und verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Worte geben zu können. Mit <strong>de</strong>n Wurzeln verbun<strong>de</strong>nDie bun<strong>de</strong>sweite Haupt- und Zentralfeier zum 60jährigen Bestehen <strong>de</strong>r Gemeinschaft evangelischer Schlesier steht janoch bevor, vom 1. bis 3. Oktober in Darmstadt. Doch erreichte uns ein Zeitungsbericht über eine regionale Vor-Feier inZerbst, veranstaltet von <strong>de</strong>r Regionalgruppe in Anhalt, aus <strong>de</strong>m wir gerne folgen<strong>de</strong>n Auszug (Volksstimme, Verf. JudithKadow) weitergeben. Dort heißt es:Der in Zerbst bekannte Pfarrer i. R. Heinz Lischkeschüttelte am Sonntag, <strong>de</strong>n 9. Mai viele Hän<strong>de</strong>, un<strong>de</strong>r tat es gern. Viele Weggefährten aus Kirche undPolitik waren in die Zerbster Trinitatiskirche gekommen,um mit zahlreichen Schlesiern das 60jährige Bestehen <strong>de</strong>rGeS zu feiern. „Für uns Schlesier ist das ein bewegen<strong>de</strong>rMoment“, sagte Lischke in <strong>de</strong>r Begrüßung, die unter an<strong>de</strong>remInnenminister Holger Hövelmann galt, Pastor AndrzeyFober aus Breslau und <strong>de</strong>m Festprediger <strong>de</strong>s Gottesdienstes,<strong>de</strong>m Kirchenpräsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r evangelischen Lan<strong>de</strong>skircheAnhalt, Joachim Liebig. Grußworte sprachen auchHeinz Stumpe, <strong>de</strong>r mit Lischke zusammen im Jahre 1992,als es nach <strong>de</strong>r ´Wen<strong>de</strong>` möglich wur<strong>de</strong>, wie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>nehemals <strong>de</strong>utschen Ostgebieten zu sprechen, die Gemeinschaftin Anhalt grün<strong>de</strong>te. Und Otto Lillge aus Detmold,<strong>de</strong>r für die ´große` Gemeinschaft sprach, erläuterte, wofürdie Gemeinschaft steht: „Wir wollen das geistige und kulturelleErbe unserer Heimat pflegen und bewahren undBrücken bauen gen Osten.“Ein Problem freilich treibt Pfarrer Lischke um: <strong>de</strong>rzeithat die Gemeinschaft evg. Schlesier in Anhalt keinenLeiter. Aus gesundheitlichen Grün<strong>de</strong>n kann Pfarrer ThomasMeyer dieses Amt nicht weiterführen. „Ich habe darübermit Kirchenpräsi<strong>de</strong>nt Joachim Liebig gesprochen“, sagtLischke, „er hat eine I<strong>de</strong>e, aber die ist noch nicht spruchreif.“Und in Richtung Lan<strong>de</strong>skirche: „wenn sie Wert aufunsere Arbeit legt, müssen Jüngere gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, dieunsere Arbeit fortführen.“ So mag vielleicht die nächsteGeneration die Erinnerung an die verlorene Heimat in <strong>de</strong>rZukunft wach halten, die Schlesien nicht mehr erlebt hat,aber durch Familie und Geschichte mit diesen Wurzeln verbun<strong>de</strong>nist.Trinitatiskirche ZerbstFoto: privat


109MELDUNGENBischof Abromeit wird PolenbeauftragterDie Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat <strong>de</strong>npommerschen Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit auf dieneugeschaffene Position eines Beauftragten <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>rEKD für die <strong>de</strong>utsch-polnischen Beziehungen berufen.Abromeit sieht darin auch eine Würdigung <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>renVerbun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Pommerschen Evangelischen Kirchemit Polen. Seit elf Jahren verbin<strong>de</strong>t ein Partnerschaftsvertragdie Pommersche evangelische Kirche mit <strong>de</strong>n evangelischenGemein<strong>de</strong>n in Stettin, Köslin und Stolp, wo noch<strong>de</strong>utsche Gottesdienste gefeiert wer<strong>de</strong>n.„Die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Beziehungen zu Polen wirdfür das Leben in Mitteleuropa von ausschlaggeben<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utungsein. Als evangelische Kirche können wir dazueinen spezifischen Beitrag leisten“ erklärte <strong>de</strong>r Bischof ausGreifswald.© LWB/D.-M. GrötzschAm 28. Mai 2010 war es soweit!SABINE LIEHMANNDer schöne, alte, evangelische Friedhof in Herrnmotschelnitzim Kreise Wohlau in Nie<strong>de</strong>rschlesien ist instand gesetztund eingeweiht wor<strong>de</strong>n. Da <strong>de</strong>r Friedhof unter Denkmalschutzsteht und sich dort auch das Grab <strong>de</strong>s erstenZuckerrüben-Fabrikanten Franz Carl Achard (1753-1821)befin<strong>de</strong>t, wur<strong>de</strong> er in <strong>de</strong>n ursprünglichen Stand von vor1945 gebracht.Es hat einige Jahre <strong>de</strong>r Geduld und Hoffnung gebraucht,bis die Finanzierung gesichert war. Letztendlich hat diePolnische Zuckerindustrie gemeinsam mit <strong>de</strong>r Süd-ZuckerAG die Kosten getragen und es wur<strong>de</strong> nicht gespart.Teilweise mußte die Friedhofsmauer erneuert wer<strong>de</strong>n, dasabhan<strong>de</strong>n gekommene Eingangstor ist durch ein schönesschmie<strong>de</strong>eisernes ersetzt wor<strong>de</strong>n neue Wege wur<strong>de</strong>n angelegtund entlang <strong>de</strong>r Wege Bäume gepflanzt. Die zugewachsenenGräber sind freigelegt, sogar Bänke wur<strong>de</strong>naufgestellt - wenn man <strong>de</strong>n Friedhof vorher gesehen hat -unglaublich!Wir, die wir die Initiative ergriffen hatten, <strong>de</strong>n Friedhofinstand zu setzen, konnten von <strong>de</strong>n Beiträgen, die auf unserSpen<strong>de</strong>nkonto eingingen, einen schönen Ge<strong>de</strong>nksteinfinanzieren, <strong>de</strong>r gegenüber <strong>de</strong>r Ruhestätte von F.C.Achardplatziert wur<strong>de</strong>. An dieser Stelle möchte allen Spen<strong>de</strong>rn,beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>m Hilfskomitee <strong>de</strong>r evangelischen Schlesier,ganz herzlich für die Unterstützung danken.Nun muß ich noch von <strong>de</strong>m Einweihungsfest berichten:Wir trafen uns um 11 Uhr im Rathaus Wohlau zu einemEmpfang. Nach <strong>de</strong>r Begrüßung durch Bürgermeisterin BarbaraBroszkiewicz sahen wir einen Lichtbil<strong>de</strong>rvortrag vonHerrn J. Zietek, <strong>de</strong>r die Instandsetzungsarbeiten geleitetund nun dokumentiert hat, mit alten Bil<strong>de</strong>rn vom Friedhofund <strong>de</strong>n umgeben<strong>de</strong>n Dörfern; die Vorher-Nachher -Bil<strong>de</strong>rwaren sehr beeindruckend. Nach einem kleinen Frühstücksbuffetbrachten uns Busse nach Herrnmotschelnitz auf <strong>de</strong>nFriedhof. Nach <strong>de</strong>r Einweihung durch <strong>de</strong>n Bischof <strong>de</strong>r lutherischenKirche, Ryszard Bogusz aus Breslau, hatte auchich Gelegenheit, ein paar Worte <strong>de</strong>s Dankes zu sagen. Anschließendbrachten uns die Busse ins Kloster Leubus undwir durften an einer Führung teilnehmen, um dann im letzten,schönsten Saal vor einer großen, ge<strong>de</strong>ckten Tafel zustehen, mit allem, was das Herz begehrt. Da war auchGelegenheit für Gespräche und Kontakte, es wur<strong>de</strong>n Adressenausgetauscht und es war ein entspanntes Miteinan<strong>de</strong>r.Die Gemein<strong>de</strong> Wohlau hat für einen schönen Rahmen umdas Einweihungsfest gesorgt.Gegen 17 Uhr fuhren uns die Busse zurück nachWohlau und ein herzliches Abschiednehmen fand statt, mit<strong>de</strong>m Versprechen, wie<strong>de</strong>r zu kommen und <strong>de</strong>n Friedhof zupflegen, <strong>de</strong>nn mit <strong>de</strong>r Renovierung ist nur ein Anfanggemacht. Es gibt eine Achardschule in Wohlau, die sichkümmern wird, aber alleine kann sie das nicht schaffen.Wir müssen also dran bleiben. Ich hoffe, Deutsch-PolnischeJugendgruppen zu fin<strong>de</strong>n, die ähnlich <strong>de</strong>r Pflege vonSoldatenfriedhöfen, auch eine solche Pflege übernehmenwollen. Wir haben mehr erreicht, als man sich zunächstvorstellen konnte. Der Friedhof ist eine wür<strong>de</strong>volle Stättegewor<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>r man ohne Kummer und Gram seinerAhnen ge<strong>de</strong>nken kann.Feier auf <strong>de</strong>m FriedhofFoto: privat


MELDUNGEN / VERANSTALTUNGEN / TERMINE110Deutsche Urlauberseelsorgein Krummhübel5.7.- 27.7.: Pfr. Dieter LiebigAm Hang 5, 02748 BernstadtTel.: 035823/867 2028.7 - 17.8.: Pastor Volker ThammHolscherstraße 21, 30161 Hannover,0511/898 45 0618.8. - 6.9.: Pfr. Klaus-Dieter HärtelBurgblick 3, 55583 Bad MünsterTel.: 06708/616 7167.9. - 27.9.: Pfr. Klaus HankeSeelower Straße 13, 15306 Frie<strong>de</strong>rsdorfTel.: 03546/854 573Kirche WangFoto: ANNEVANGELISCHE GOTTESDIENSTEIN DEUTSCHER SPRACHE IN SCHLESIENPfarramt:ul. Partyzantów 60, PL 51-675 Wroc³aw,Pfarrer Andrzey Fober, Tel.: 0048-71-34 84 598Breslau: Christophorikircheje<strong>de</strong>n Sonntag, 10 Uhr, pl. Œw. Krzyzstofa 1Lauban: Frauenkircheje<strong>de</strong>r 2. Sonnabend, je<strong>de</strong>r 4. Sonntag im Monat,10 Uhraleja Kombatantów 2aLiegnitz: Liebfrauenkircheje<strong>de</strong>r 1. und 3. Sonntag im Monat, 13 Uhr,pl. Mariacki 1Schweidnitz: Frie<strong>de</strong>nskircheje<strong>de</strong>r 4. Sonnabend im Monat, 9 Uhr, pl. Pokoju 6Wal<strong>de</strong>nburg:je<strong>de</strong>r 2. Sonntag im Monat, 9 Uhrin <strong>de</strong>r Erlöserkirche, pl. Koœcielny 4Bad Warmbrunn: Erlöserkirchepl. Piastowski 18je<strong>de</strong>r 2. Sonnabend im Monat 14 Uhrje<strong>de</strong>r 4. Sonntag im Monat 14 UhrJauer: Frie<strong>de</strong>nskircheauf Anfrage:Park Pokoju 2, 59-400 JaworTel. (+48 76) 870 51 45Fax (+48 76) 870 32 73e-mail: jawor@luteranie.plVERANSTALTUNGSKALENDERDER GEMEINSCHAFT EVANGELISCHER SCHLESIERHamburg<strong>Schlesischer</strong> Gemein<strong>de</strong>nachmittagFreitag, <strong>de</strong>n 2. Juli und 6. AugustGemein<strong>de</strong>haus <strong>de</strong>r St. Petri-Kirche in Altona, Schillerstr. 22-24GEBURTSTAGE AUS DER LESERGEMEINDE96. Am 02.07. Frau Else Zeuke, 14109 Berlin, Königstraße24 a, früher Weißig. Am 13.07. Frau IngeborgTautz, 42719 Solingen, Adolf-Kolping-Str. 21, früherBreslau. Am 29.07. Herr Professor em. Dr. Hans-JoachimKanold, 38118 Braunschweig, Am Hohen Tore 4a,früher Breslau.93. Am 16.07. Frau Waltraut Stein, geb. Krause,30169 Hannover, Akazienstr. 12, früher Neuro<strong>de</strong> Krs.Glatz.90. Am 19.07. Frau Erna Hortig, 21271 Hanstedt/Nordhei<strong>de</strong>, Am Steinberg, früher Lan<strong>de</strong>shut.88. Am 01.07. Frau Magdalene Leupelt, 37581 BadGan<strong>de</strong>rsheim, Unter <strong>de</strong>r Clustrift 9 B, früher Breslau.86. Am 03.07. Frau Magdalene von Hey<strong>de</strong>brand, geb.von Wiedner, 29223 Celle, Wagnerweg 12, früher Kniegnitz,Krs. Lüben. Am 23.07. Frau Sibylle Schroth, 37085Göttingen, Charlottenburger Str. 19, früher Wal<strong>de</strong>nburg.85. Am 01.07. Frau Johanne Kirschke, 38102 Braunschweig,Kapellenstr. 11, früher Breslau. Am 19.07.Frau Christa Angele, 87674 Ru<strong>de</strong>ratshofen, Apfeltrang 11/2, früher Hirschfeldau.83. Am 02.07. Frau Helene Hanke, 59394 Nordkirchen,Rosenstr. 61, früher Neustadt O/S. Am 04.07. HerrMichael Missalek, 22880 We<strong>de</strong>l, Scharhörnstr. 1 F, früherBreslau. Am 04.07. Herr Professor Dr. Hubert Unverricht,55128 Mainz, Hans-Böckler-Str. 43 A. Am 08.07.Schwester Elsa Rath, 32756 Detmold, Sofienstr. 39a, früherWal<strong>de</strong>nburg. Am 12.07. Frau Ursula Schnei<strong>de</strong>r, geb.Unruh, 40822 Mettmann, Taunusweg 16, früher Breslau. Am 15.07. Frau Edith Weißhuhn, 91413 Neustadt/Eisch,Hermann-Ehlers-Str. 1 B, früher Breslau. Am 28.07.Herr Helmuth Göldner, 92224 Amberg, Martin-Schalling-Str. 3, früher Halbau/Sprottau.82. Am 27.07. Frau Erika Warnecke, 64404 Bickenbach,Ringstraße 49.81. Am 04.07. Herr Superinten<strong>de</strong>nt i.R. ReinhardLeue, 02929 Rothenburg OL, Görlitzer Str. 15, früherBreslau. Am 12.07. Herr Kantor Hans Hacke, 30559Hannover, Molanusweg 55, früher Wal<strong>de</strong>nburg.


111AUS DER LESERGEMEINDEAm 24.07. Frau Anneliese Köppke, 13583 Berlin,Seegefel<strong>de</strong>r Str. 45, früher Glatz. Am 25.07. FrauMarianne Springer, 80469 München, Arndtstr. 8.80. Am 04.07. Herr Pfarrer i.R. Bernhard Grundmann,32657 Lemgo, Mozartstr. 2 A, früher Breslau. Am 16.07.Schwester Ruth Hoffmann, 13589 Berlin, Stadtrandstr. 554A, früher Gna<strong>de</strong>nfrei. Am 18.07. Herr Hans-ManfredMil<strong>de</strong>, 96047 Bamberg, Friedrichstr. 7a, früher Wal<strong>de</strong>nburg/Schles.79. Am 19.07. Frau Ingeborg Gräfin v. Pfeil u. Klein-Ellguth, 02894 Reichenbach - Dittmannsdorf, An <strong>de</strong>r NieskyerStraße 9. Am 27.07. Frau Gisela Ludwig, 80689München, Wastl-Witt-Str. 9.78. Am 13.07. Herr Professor Dr. Eckehard Renner,51467 Bergisch Gladbach, Gemarkenweg 2, früher Wohlau. Am 17.07. Herr Werner Gensel, 40223 Düsseldorf,Im Dahlacker 6a, früher Breslau.76. Am 03.07. I.H. Gunhild Gräfin zu Dohna, 31832Springe, An <strong>de</strong>r Taubentränke 2, früher Militsch. Am09.07. Herr Werner Simon, 95173 Schönwald, Ascher Str.10, früher Giersdorf/Riesengeb.75. Am 02.07. Herr Richter i. R. Ingo Scholtz, 65307Bad Schwalbach, Grebertstr. 4, früher Peislerwitz, Krs. Ohlau. Am 23.07. Frau Waltraud Schüller, 26122 Ol<strong>de</strong>nburg,Hin<strong>de</strong>nburgstr. 17, früher Striegau. Am 29.07.Ernst-Achim Graf v. Beust, 97531 Theres, Klosterstr. 1, früherNimptsch.70. Am 10.07. Frau A<strong>de</strong>lheid Moschner, geb. Wei<strong>de</strong>(Wawrzinek), 38444 Wolfsburg, Hans-Böckler-Weg 10,früher Konstadt. Am 14.07. Herr Klaus-Dieter Le<strong>de</strong>r,34346 Hann. Mün<strong>de</strong>n, Am Schäferberg 7, früher Lauban. Am 21.07. Frau Anne-Rose Schulz, geb. Scholz, 02997Wittichenau, Neudorf - Klösterlich 14, früher Haynau u.Le<strong>de</strong>rose/Röchlitz Katzb. Eichendorff-Lie<strong>de</strong>r, neu vertontDas wird viele Schlesier interessieren: Johannes Leue,Kantor in Hoyerswerda, hat in zwei kleinen Heften zu 26bekannten und weniger bekannten Lie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s ausLubowitz in Oberschlesien stammen<strong>de</strong>n Dichters <strong>de</strong>rRomantik einfache Liedsätze komponiert mit i<strong>de</strong>ntischemInhalt für dreistimmigen bzw. vierstimmigen gemischtenChor. „Die z.T. überarbeiteten Verse sollen mit neuen Melodienund Chorsätzen unserem empfin<strong>de</strong>n und Verstehennäherkommen. So leuchten die vielen farbigen Bil<strong>de</strong>r undErlebnisse <strong>de</strong>s Romantikers Eichendorff in neuer Kraftund nehmen uns mit in die Natur, <strong>de</strong>n Frühling und dieLiebe ... und unsere Herzen öffnen für die Geschenke <strong>de</strong>rSchöpfung und unsere Seele für dankbaren Gesang.“Auf <strong>de</strong>r Rückseite dieser Ausgabe haben wir einen dieserChorsätze in einen graphischen Rahmen gesetzt - probierenSie es doch, ihn zu singen.Nachfragen wer<strong>de</strong>n ja unter uns Schlesiern nicht ausbleiben;<strong>de</strong>shalb hier die Kontaktadresse:Kantor Johannes Leue,Sprembergerstr. 36,02977 HoyerswerdaBeitrittserklärung:Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur Gemeinschaft evangelischerSchlesier e. V. bei einem Mitgliedsbeitrag von 30 Euro für das laufen<strong>de</strong>Kalen<strong>de</strong>rjahr; im Rahmen meiner Vereinsmitgliedschaft erhalteich die Zeitschrift „<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>“ kostenfrei.Ich möchte kein Mitglied wer<strong>de</strong>n, bestelle aber die Monatszeitschrift„<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>“ zum Preis von 30 Euro pro Abonnementsjahr.Bitte sen<strong>de</strong>n Sie mir eine Probenummer <strong>de</strong>r Zeitschrift „<strong>Schlesischer</strong><strong>Gottesfreund</strong>“ zu.Datum:Titel:Nachname:Vorname:Straße:PLZ, Ort:Geburtsdatum:Geburtsort:Beruf:Unterschrift:Bitte einsen<strong>de</strong>n an: Gemeinschaft evangelischer Schlesier e.V.Postfach 1410, D – 32440 Porta Westfalicao<strong>de</strong>r Stiftung Evangelisches SchlesienSchlaurother Straße 11, D – 02827 GörlitzBankverbindung: Stadtsparkasse Porta WestfalicaBLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997ImpressumHerausgeber:Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e.V.D 32440 Porta Westfalica, PF 1410, Tel.: 0571-971 99 74,Bankverbindung: Stadtsparkasse Porta WestfalicaBLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997E-mail: info@gesev.<strong>de</strong>Verantwortlich für <strong>de</strong>n Inhalt:Mag. phil. et theol. Dietmar NeßWittichenauer Straße 11a, D - 02999 Groß Särchen,Tel./Fax: 03 57 26 - 5 56 75E-mail: mag.ness@online.<strong>de</strong>.Andreas Neumann-NochtenGrüner Graben 3, D - 02826 GörlitzTel.: 03581 - 878988E-mail: gottesfreund@nochtenart.<strong>de</strong>Grafik/Satz/Layout: Andreas Neumann-NochtenHerausgegeben in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>rStiftung Evangelisches Schlesien und <strong>de</strong>rEvangelischen Diözese Breslau/Wroc³aw.Druck: MAXROI Graphics GmbH, Görlitz


FUNDSTÜCK112Grafik/Eichendorff-Porträt: ANN

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