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Natur + Umwelt - Bund Naturschutz in Bayern eV

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Foto: privat<br />

Die Autor<strong>in</strong><br />

Dr. Gertrud Scherf<br />

hat mehrere<br />

Pflanzenbücher<br />

verfasst.<br />

Dabei hatte man die Heil- und Symbolpflanze<br />

erst im neunten Jahrhundert<br />

aus dem Mittelmeerraum <strong>in</strong> mitteleuropäische Klostergärten<br />

gebracht. Von dort gelangte sie <strong>in</strong> die heimische<br />

Flora und gesellte sich zu den anderen – duftlosen<br />

– Vertretern der Gattung Veilchen. Die niedrige Pflanze<br />

besiedelt lichte Laubwälder und Hecken, ersche<strong>in</strong>t als<br />

nährstoffliebender Siedlungsbegleiter an Straßen- und<br />

Wegrändern, zwischen Pflasterste<strong>in</strong>en, auf Brachflächen<br />

oder als Wildkraut <strong>in</strong> Gärten. Mit se<strong>in</strong>en dunkelviolettblauen<br />

duftenden Blüten – duftlose, sich nicht<br />

öffnende ersche<strong>in</strong>en im Sommer – verkündet das<br />

Märzveilchen den w<strong>in</strong>termüden Menschen: Der Frühl<strong>in</strong>g<br />

ist da.<br />

Wie andere Frühblüher überdauert das Märzveilchen<br />

unterirdisch. In se<strong>in</strong>em Wurzelstock speichert es<br />

Nährstoffe und legt bereits im Herbst Sprosse und Blüten<br />

an. So kann es schon früh im Jahr vor allem Bienen<br />

und Hummeln Nahrung bieten. Später schleppen<br />

naschhafte Ameisen die Samen mit den eiweißreichen<br />

Anhängseln weg und verbreiten so die Pflanze.<br />

Bücher von Gertrud Scherf<br />

Mit »Wildpflanzen neu entdecken« hat unsere Autor<strong>in</strong><br />

im blv-Verlag e<strong>in</strong>en ganz besonderen <strong>Natur</strong>führer veröffentlicht.<br />

150 Arten stellt sie dort<br />

nicht nur mit ihren Merkmalen, sondern<br />

vor allem mit ihrer Bedeutung für<br />

den Menschen vor. ISBN 978-3-8354-<br />

0062-7, Euro 14,95.<br />

In dem neuen, wunderschön illustrierten<br />

K<strong>in</strong>derkochbuch »Kessel, Feuer,<br />

Zauberstecken« zeigen der Fuchs Ra<strong>in</strong>er<br />

und die Hexe Kath<strong>in</strong>ka, wie spannend<br />

das Zubereiten gesunder Speisen<br />

se<strong>in</strong> kann. ISBN 978-3-934941-35-9,<br />

Euro 22,–.<br />

Bestellen unter Tel. 0 91 23 - 99 95 70,<br />

<strong>in</strong>fo@service.bund-naturschutz.de<br />

28 <strong>Natur</strong> + <strong>Umwelt</strong> BN-Magaz<strong>in</strong> [1-10]<br />

Wildpflanzen im Portrait<br />

Das Märzveilchen<br />

Konrad von Würzburgs »viol-pusch <strong>in</strong> merzen«,<br />

Goethes Gedicht »Das Veilchen«<br />

und viele andere Lyrik-Veilchen zeigen:<br />

Den deutschen Dichtern ist der Frühl<strong>in</strong>gsbote<br />

Viola odorata besonders lieb.<br />

Im Mittelalter wurde mancherorts das erste Märzveilchen<br />

feierlich begrüßt. Als bescheiden im Verborgenen<br />

blühende, aber köstlich duftende Pflanze war<br />

es auch Symbol der Gottesmutter Maria und ersche<strong>in</strong>t<br />

als solches auf spätmittelalterlichen Tafelbildern, etwa<br />

dem um 1410 entstandenen »Paradiesgärtle<strong>in</strong>«.<br />

In der Antike galt das Märzveilchen als hilfreich<br />

gegen die Folgen von Alkoholmissbrauch, und Hildegard<br />

von B<strong>in</strong>gen empfiehlt »viola« gegen »Verdunkelung<br />

der Augen«. Bis <strong>in</strong> die jüngere Vergangenheit<br />

schätzte man den blauvioletten Veilchensirup gegen<br />

Husten sowie zur Schlafförderung. Die Schulmediz<strong>in</strong><br />

kennt den Wurzelstock als auswurfförderndes Mittel.<br />

Veilchensaft war bereits im Mittelalter Speisenfärbemittel<br />

und noch <strong>in</strong> Kochbüchern des 19. Jahrhunderts<br />

f<strong>in</strong>det man dafür Rezepte. Heute verwendet man<br />

das Märzveilchen erneut kul<strong>in</strong>arisch: die Blüten als<br />

essbare Speisendekoration und zur Aromatisierung<br />

von Süßspeisen, Honig, Essig und Öl, die jungen Blätter<br />

<strong>in</strong> Wildsalaten und Wildgemüse.<br />

Se<strong>in</strong>e Treue zum Menschen und dessen Siedlungen<br />

wird dem Märzveilchen oft schlecht gelohnt – wenn<br />

»Unkräuter« im Siedlungsbereich mechanisch oder<br />

chemisch attackiert, wenn sämtliche Freiflächen <strong>in</strong><br />

Dorf oder Stadt mit Pflaster oder Asphalt überdeckt,<br />

wenn <strong>in</strong> Gärten ke<strong>in</strong>e Wildkräuter geduldet werden.<br />

Damit beraubt der Mensch die Wildtiere und sich<br />

selbst. Schon vor Jahrzehnten hat der <strong>Bund</strong> <strong>Natur</strong>schutz<br />

auf die Bedeutung der Wildpflanzen im Siedlungsbereich<br />

h<strong>in</strong>gewiesen, ihre besondere Ästhetik<br />

aufgezeigt und für ihren Schutz geworben. Leider s<strong>in</strong>d<br />

Aufklärungsarbeit und Aktionen ke<strong>in</strong>eswegs überflüssig<br />

geworden.<br />

Dr. Gertrud Scherf<br />

Vorsicht beim Bärlauch Sammeln<br />

Bald sprießen wieder die aus gesundheitlichen und<br />

kul<strong>in</strong>arischen Gründen geschätzten Blätter des Bärlauch.<br />

Doch unsachgemäßes Sammeln führt leider<br />

immer wieder zur Zerstörung von Bärlauchbeständen<br />

– und zu gefährlichen Verwechslungen mit Giftpflanzen.<br />

Wenn Sie selbst sammeln möchten, beachten Sie bitte<br />

unsere Tipps unter www.bund-naturschutz.de/magaz<strong>in</strong>.<br />

Zeichnung: Claus Caspari; BLV Buchverlag

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