PRAXIS POLITIK5 Der Entwicklungsstern findet sich in der Individuellen Lern- und Entwicklungsdokumentation(LED) der Freien <strong>Hans</strong>estadt <strong>Bremen</strong> aus 20056 Die Bedeutung von in Fachkreisen anerkannten Zertifikaten möchte ich keinesfallsherabsetzen - im Gegenteil, sie stellen ein Qualitätsmerkmal dar undsind nach meiner Auffassung grundsätzlich anzustreben7 Aus: Annelie Keil: Dem Leben begegnen - vom biologischen Überraschungseizur eigenen Biographie, Ariston Verlag, 2006sowohl im einzelnen Menschen selbst, als auch in seiner Umwelt, seinemsozialen System – zu dem wir auch gehören.Diese stärkenden Lebenserfahrungen können Kinder und ihre Familienmit uns in der Kita machen, an einem zuverlässigen Ort, der sich konzeptionellwie menschlich einer Verbesserung der armen und mitunterbedrückenden Verhältnisse in benachteiligten Wohngebieten verschriebenhat.Dabei sollten wir uns unserer Grenzen, der Grenzen unseres Handelnsebenso bewusst sein, wie der großen Möglichkeiten, die mituntermehr im Nicht-Tun liegen (nicht zu verwechseln mit Unterlassung und/oder gleichgültiger Haltung). Es ist nicht die Quantität unserer „Angebote“für Kinder und deren Familien, es kommt wesentlich auf unsere innereHaltung an, die immer auch nach außen wirkt. In ihr steckt die Kraft,die entscheidet, ob Begegnungen gelingen, auch und gerade im Sinne derEntwicklung einer subjektiv empfundenen lebenswerten Perspektive fürKinder und Familien in unserem Quartier.Auch sollten wir nicht vergessen, dass wir in unserer Rolle und persönlichenPräsens „vor Ort“ immer auch als Vorbilder dienen, wie auchimmer wir das bewerten - und erfüllen. Menschen haben zunächst denWunsch, etwas zu leisten, worauf sie stolz sein können und orientierensich an denen, die vertrauenswürdig erscheinen (und es hoffentlich auchsind) und von denen sie etwas lernen können. Das können Kinder sein, diezu uns kommen und auch Eltern, die im Umgang mit ihren Kindern Ratsuchen. Diese besondere Bedeutung, die unserem Wirken zukommt, verpflichtet.Sie verpflichtet uns zum Beispiel zu bewusster, professionellerKommunikation mit unseren Kunden/Familien. So ist esuns zum Beispiel nicht erlaubt, unreflektiert über unsereErfahrungen im Arbeitsalltag mit Eltern zu sprechen, dieeine Rückmeldung über die Entwicklung und das Verhaltenihres Kindes in der Kita wünschen. Wir nutzen dafürunter anderem ressourcenorientierte Instrumente wieden Entwicklungsstern 5 , der die Stärken und Fähigkeitenvon Kindern und die Frage, was das einzelne Kind selbstneu oder besser lernen will und wer und was ihm dabeihelfen kann, in den Mittelpunkt stellt.Wie „Stolpersteine“ zu nützlichen „Wegmarken“werdenAus lösungsorientierter Sicht interessiert uns zu allererstdie Frage, wie etwas gelingen kann, wie wir (auch kleine)Erfolge in der Zukunft sichern können und wie -falls fürbesser befunden- etwas anders werden könnte.Dabei sollten wir im Arbeitskontext kommunizieren,was bereits vorhanden und von Nutzen für die Beteiligtenist und ihnen bei der Umsetzung von Zielen hilft und zukünftig helfenkann. Hier geht es um das, was sich in der Vergangenheit bewährt hat- und dies gilt es zu würdigen.Auch in Veränderungsprozessen geht es nicht darum, alles „umzukrempeln“und neu zu erfinden. Abgesehen davon, dass es unklug wäre,auf Bewährtes zu verzichten, würde man den Schritten und Bemühungenbisheriger Geschichte und Geschaffenem nicht gerecht. Schauen wir alsozuerst auf das, was es schon gibt und was sich in unserer Arbeit mitKindern und Familien als nützlich erwiesen hat. Nach meiner Erfahrunghat dies viel weniger mit Strategien oder bestimmten fachlichen Interventionenund Weisungen zu tun, als vielmehr mit unserer Wertehaltung.Wir können noch so gut ausgebildet und mit anerkannten Zertifikaten 6ausgestattet sein - unsere Bemühungen werden nur dann von Erfolg „gekrönt“,wenn Wertschätzung und Respekt in unseren Begegnungen das„Herzstück“ bilden.Und auch wenn „große“ und messbare Erfolge in unserem Arbeitsfeldimmer wieder ausbleiben und uns die Erfahrung von „Rückschritten“mitunter zusetzt, zum Beispiel wenn sich Gewalt in Familien wiederholt,die wir nach allen Regeln der Kunst begleiten, beraten und unterstützen,sind wir herausgefordert, auch „kleine“ Schritte in eine gewünschte Richtungund die vielen „kleinen“ Erfolge anzuerkennen, die es neben allemanderen auch gibt.Um sie auszumachen, brauchen wir eine Haltung der Achtsamkeitund eine persönliche Unabhängigkeit von sichtbaren, vorzeigbaren Erfolgenund dies sehe ich als eine höchst persönliche Aufgabe im Lauf desLebens.Wie jedeR eine solche Souveränität erreichen kann, findet sich in keinemLehrbuch und hat viel mit persönlicher Lern- und Lebenserfahrungzu tun, mit Biographie. Und die können wir beeinflussen, so meint auchProf. Annelie Keil, wenn sie sagt: „Unser Leben ist das, wozu unsere Gedanken,Gefühle und Handlungen es machen.“ 7Stärkende Lebenserfahrungen können Kinder und ihre Familien mit uns in der Kita machen6die <strong>Eule</strong> . Frühjahr 2008
POLITIK PROFILIntegrationshilfein den Kindertageseinrichtungender <strong>Hans</strong>-<strong>Wendt</strong>-<strong>Stiftung</strong>Text: Dr. Uta LürssenFOTO: MATTHIAS HAUNDas KTH Fin-Kids der <strong>Hans</strong>-<strong>Wendt</strong>-<strong>Stiftung</strong>Förderung: Integrativ und individuellWir bieten für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, Entwicklungsbehinderungen undVerhaltensauffälligkeiten in den Kindertageseinrichtungen der <strong>Hans</strong>-<strong>Wendt</strong>-<strong>Stiftung</strong> eine integrativeund individuelle Entwicklungsförderung mit der dazugehörigen Elternarbeit an. DieEntwicklungsförderung für die Kinder bezieht sich auf die Bereiche Grob- und Feinmotorik,Sprache, Kognition, sozial-emotionales Verhalten und Lebenspraxis.Unsere ZieleUnsere Ziele sind, Kinder mit besonderem Förderbedarf vor Aussonderung und Fremdplatzierungzu bewahren. Wir wollen ihnen ermöglichen, am Alltag in der Kindertageseinrichtungoder im Hort so uneingeschränkt wie möglich teilzunehmen, damit sie sich bestmöglich entwickelnkönnen und so optimal wie möglich auf die Einschulung vorbereitetwerden.Gesetzliche GrundlagenUnsere Arbeit, Integrationshilfe für Kinder in Kindertageseinrichtungen,beruht auf dem VIII §§ 27, 32, 35a SGB und dem § 39,2 SGB XII.Unsere MitarbeiterInnenUnsere MitarbeiterInnen, die in den Kindertageseinrichtungen integrationspädagogischeArbeit leisten, sind diplomierte SozialpädagogInnenund BehindertenpädagogInnen. Durch Weiterentwicklung des Arbeitsfeldesund Weiterbildung der MitarbeiterInnen sowie regelmäßige Fachberatunggewährleisten wir ein hohes fachliches Niveau der integrationspädagogischenArbeit.Unsere Schwerpunkteinrichtungen für Integrative FrühförderungKinderhaus Fin Kids, Rudolf-Alexander-Schröder-Straße 174Kinderhaus Holler Wichtel, Im Holler Grund 67Kinderhaus Am Kammerberg, Am Kammerberg 12aKinderhaus Purzelbaum, Ackerstraße 1bKindertageseinrichtung für Schulkinder mit dem Angebot der IntegrationshilfeHort Ratz & Rübe, Erlebnisfarm Ohlenhof, Maria-Krüger-Straße 90Unsere AngeboteUnsere Integrationshilfe und Förderleistungen organisieren wir währendder Betreuungszeiten in den Kindertageseinrichtungen. Die Förderung erfolgtim Großgruppen- oder Kleingruppenkontext oder im Einzelkontext.Für jedes Kind mit einer genehmigten Integrationshilfemaßnahme wirdeine kindbezogene sozialpädagogische Diagnostik durchgeführt, auf derenGrundlage dann ein individueller Förderbericht mit Förderzielen sowieein Förderplan mit Inhalten und Methoden zur Entwicklungsförderungdes Kindes erstellt werden.Individuelle FörderungJedes Kind wird entsprechend seines Entwicklungsstandes unterstütztund gefördert. Mit der kindbezogenen sozialpädagogischen EingangsundVerlaufsdiagnostik stellen wir sicher, dass jedes Kind die Förderungbekommt, die es benötigt.ElternarbeitMit den Eltern finden regelmäßig Beratungsgespräche statt, in denen esum Erziehungsfragen, die Entwicklung des Kindes sowie um Inhalte undden Stand der integrativen Förderung des Kindes geht. Die Eltern und dasKind werden beim Übergang in die Schule begleitet und beraten.KooperationDurch die Zusammenarbeit mit therapeutischen, ärztlichen und sozialenDiensten sowie Schulen, stellen wir sicher, dass sich die Kinder körperlichund geistig bestmöglich entwickeln.VernetzungUm die Integration und Selbständigkeit der Familien zu fördern, arbeitenwir eng mit Institutionen und Einrichtungen im Stadtteil zusammen. BeiBedarf vermitteln wir ergänzende Hilfen und begleiten Familien wenn esnotwendig ist zu Einrichtungen, Institutionen oder Ärzten.Wir legen Wert darauf, dass das Wohl von Kindern und ihren Familienbestmöglich gesichert ist und die Kinder ihre Entwicklung so optimal wieindividuell möglich, durchlaufen können.die <strong>Eule</strong> . Frühjahr 2008 7