14 ReportageKameramann David lässt kein Plakat und keinenClown am Straßenrand aus, um ihn zu filmen.Gesendet wird hinterher freilich nur ein kleiner Bruchteildes gesammelten Materials.fahren immer dort, wo Radfahrerin Gruppen unterwegs sind.Da Windschattenfahren beimTriathlon verboten ist, beobachtenSie die Gruppen genauund ermahnen - wenn erfor<strong>der</strong>lich- einzelne Athleten, dochmehr Abstand zu halten. Imschlimmsten Fall drohen einigeMinuten Pause in <strong>der</strong> PenaltyBox am Streckenrand. Auch dieMotorradfahrersindnatürlich angehalten,denRadfahrernkeinen Windschattenzugeben.Im nächstenDorf stehteine kleineTribüne,ein Mo<strong>der</strong>atorheizt dieStimmungz u s ä t z l i c hein. Davidmöchte hierdrehen, alsohalten wiram linkenStraßenrand,denn Davidfilmt nur seltenvom Bikeaus, arbeitetlieber mobil.Nach einpaar Minutengeht esweiter, aberwirklich weitkommen wirnicht. Auf einer Anhöhe hat maneinen guten Überblick und bekommtviele Radfahrer mit einereinzigen Einstellung auf denSpeicherchip.Stopp bei jedem PlakatSo geht es nun ständig weiter:wo immer drei Menschenversammelt sind und ein Plakathoch halten, stoppen wir, um zudrehen. Langsam mache ich mirum den Zeitplan ein wenig Sorgen.Um 10:30 Uhr muss Davidam Solarer Berg filmen, in seinenArbeitsanweisungen ist dieseUhrzeit als einzige fett undmit drei Ausrufezeichen markiert.Könnte ja wichtig sein.Aber noch ist viel Zeit und wirfahren weiter. Heideck, Selingstadt,Alfershausen, Thalmässing- alles Hotspots, die wirabklappern um die fantastischeStimmung <strong>der</strong> vielen Challenge-Fans einzufangen. Egal ob Tanzgruppen,verkleidete Menschen,kleine Bands am Straßenrand,fast überall gibt es hier etwasNeues zu entdecken, die Kreativität<strong>der</strong> Fans kennt keine Grenzen.In den Hochburgen werdendie Athleten namentlich von denSprechern angesagt, motiviertund angefeuert, das pusht natürlichund setzt neue Kräfte frei.Ein Highlight ist <strong>der</strong> Kalvarienbergin Greding, <strong>der</strong> südlichstePunkt <strong>der</strong> Strecke. Auchhier sind die Zuschauer wie<strong>der</strong>hautnah an den Athleten dran,die sich bei glühen<strong>der</strong> Hitze denBerg hinauf kämpfen. Auch mitdem Motorrad ist es schwierig,denn manche Teilnehmer sindhier noch einigermaßen schnell,während an<strong>der</strong>e schon schwerkämpfen, um nicht umzufallen.An <strong>der</strong> Versorgungsstation hinterdem Berg greifen die Athletennach Wasser, Isogetränken,Bananen, Energieriegeln undWährend <strong>der</strong> Kameramann Aktive und Zuschauer filmt, genießen Transporteur Gregor und seine GS immerwie<strong>der</strong> Verschnaufpausen.beinahe ungenießbarem Fruchtgeleein kleinen Beuteln, dasswohl von den Astronauten übriggeblieben ist. Auch wir nutzendie Gelegenheit uns kurzzu stärken und etwas abzukühlen.In meiner luftdurchlässigenKleidung ist das auf dem Bikegut auszuhalten, keine Ahnung,wie David das in seiner dickenLe<strong>der</strong>jacke macht.Bei Obermässing wird es nochmal spannend, denn an <strong>der</strong> Bergrennstreckekommen auch dieRadfahrer gut auf Tempo undschneiden jede Kurve. Ich suchemir eine große Lücke und versucheden Radfahrern so gut esgeht aus dem Weg zu gehen, wasaber immer schwieriger wird.Die Top Athleten sind bereitsauf <strong>der</strong> zweiten Runde und gebenimmer noch Gas, währendimmer mehr Hobby-Triathletenauf die Strecke kommen, die natürlichkein hohes Tempo gehenkönnen und auch in den Kurvenweniger sicher sind.Somit kommt es zu immermehr Überholmanövern, welchedie am Morgen noch so breiteStrecke extrem verengen. Hitze,Müdigkeit und Konzentrationsmängelführen dann nicht seltenzu Stürzen.Stimmungsnest SolarerBergDa die Zeit nun schon weitfortgeschritten ist ziehe ich mitDavid jetzt ohne weitere Zwischenstoppsbis zum SolarerBerg durch, wo für mich dannerst mal Pause ist, während Davidden Berg erklimmt um vomKamerapodest aus zu drehen.Als er nach einer guten Stundefertig ist, umfahren wir wie vorgesehenden Berg, bringen dieRunde noch zu Ende und kommenschließlich noch in den Genusseines Döners, ehe es wie<strong>der</strong>über die Kanalbrücke geht. Dochfür die geplante zweite Rundebleibt dann keine Zeit mehr,in Absprache mit <strong>der</strong> Regie vereinbarenwir einen Treffpunktan <strong>der</strong> Marathonstrecke inSchwand, wo auch die Speicherkarteausgetauscht wird. Einekleine Flotte von ortskundigenRollerfahrern ist den ganzenTag unterwegs, um die Daten<strong>der</strong> Kameraleute einzusammelnund zum Regiecontainer zu fahren.Noch geben die Datennetzeein Überragung per Handy nichther.Der Kameramannschläft einAuf dem Weg nach Schwandfahre ich ein Stück B2, umschneller voranzukommen. Zuvielfür meinen Kameramann,er nickt unter dem monotonen
Reportage 15Gebrumme des Boxers erschöpftein und fällt mir samt seinereckigen Kamera in’s Kreuz. Immerhin,kurz vor <strong>der</strong> Ankunftwird er wie<strong>der</strong> wach, Angstscheint er jedenfalls nicht zuhaben.Wie<strong>der</strong> erholt heftet er sichden Läufern an die Fersen, währendich zunächst mit einemZuschauer über Motorrä<strong>der</strong>plau<strong>der</strong>e und mich anschließendim Schatten eines Feuerwehrautosverstecke. Unvorstellbar, beidieser Hitze auch noch 42 km zulaufen.Als auch David reichlich abgekämpftzurückkommt ist esschon 16 Uhr, die Zeit reichtnoch für einen kurzen Dreh imIndustriegebiet an <strong>der</strong> Ländeöstlich von Roth. Auch auf dieserVerbindungsetappe nimmtsich David wie<strong>der</strong> eine kurze komatöseAuszeit auf <strong>der</strong> GS. Wirkämpfen uns durch viele Zuschauerbis zur Versorgungsstationdurch, wo die Stimmungrichtig am köcheln ist.Auch David ist im Laufe desTages immer besser in Fahrt gekommen,quatscht nun Leute an,die auf seine Anweisungen hinfast jeden Blödsinn vor <strong>der</strong> Kameramitmachen.Mit letzter Kraft zurImbissbudeWährend David noch Stimmungeneinfängt, robbe ichmich bis zu einer Imbissbudevor, ich brauche dringend etwaszu trinken, denn die eigenenGetränke im Topcase sindmittlerweise absolut ungenießbarheiß. Als wir uns wie<strong>der</strong> amBike treffen, fällt zum Glück dieEntscheidung, die restlichenHotspots <strong>der</strong> Laufstrecke nichtmehr anzufahren, denn Davidmuss um 17 Uhr mit dem restlichenMaterial in <strong>der</strong> Regie amFestplatz in Roth sein. Puh!In Roth verabschiede ich David,auf den nun sicher noch etwasArbeit wartet, denn auchwenn die besten Athleten schonseit über 2 Stunden im Ziel sind,wird <strong>der</strong> Strom an Triathleten,die erschöpft aber glücklich dasZiel erreichen bis spät in dieNacht nicht abreißen.Obwohl ich nur einen Bruchteil<strong>der</strong> Kalorien eines Triathletenverbraucht habe und gerade mal150 km weit gefahren bin, fühleich mich ein wenig erschöpft,wozu die hohen Temperaturenvon Sonne und Fahrzeug unddie etwas lückenhafte Flüssigkeitsversorgungsicher ihren Teilbeigetragen haben.Und nächstes Jahr? Naja, großenSpaß hat es schon gemacht.Vielleicht melde mich wie<strong>der</strong> –aber dann mit Kühlakkus imTopcase.Wer sich vorstellen kann, aucheinmal beim Challenge Rothals Motorradchauffeur für Kameramann,Liveticker o<strong>der</strong> Refereeteilzunehmen, <strong>der</strong> kanngerne einmal unverbindlichbeim Challenge Team anfragen:team@challenge-roth.de.Text und Fotos:Gregor SchinnerSie haben fertig: KameramannDavid (re.) und Gregor nacheinem langen hektischen undspannenden Tag .