Manfred Coenen - Herzlich willkommen beim DBH Verlag Schüler
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Einführung der nomalspurigen Großraumförderung<br />
bei den ‘Frechener Werken’<br />
der RAG in den 1930er Jahren<br />
von <strong>Manfred</strong> <strong>Coenen</strong><br />
Mit dem Abriss der seit über zehn Jahren<br />
nicht mehr benutzten Stahlgitterbrücke der früheren<br />
Rheinbraun-Grubenbahn für die Versorgung<br />
der Brikettfabriken ‘Carl’ und ‘Grefrath’<br />
über die Landstraße von Frechen nach Habbelrath<br />
(L 277) ist — je nach persönlicher Einstellung<br />
zu Zeugnissen einstiger Industrie-<br />
Technik — entweder ein rostendes Relikt<br />
endlich beseitigt worden oder ein weiteres Mo-<br />
Innerhalb weniger Stunden war die Verbindungsbrücke<br />
über die Landstraße 277 bei Benzelrath zerlegt und auf<br />
Lkw abtransportiert worden.<br />
125<br />
nument aus den glanzvollen Zeiten der rheinischen<br />
Braunkohlenindustrie den Schneidbrennern<br />
der Schrotthändler zum Opfer gefallen.<br />
Bei dem am 9./10. Juli 2005 in drei Teile<br />
zerlegten Bauwerk handelte es sich um eine<br />
etwa 66 Meter lange und rund 180 Tonnen<br />
schwere Stahlkonstruktion. Sie wurde gegen<br />
Ende der 1940er Jahre errichtet und ersetzte<br />
damals die Notbrücke, die im November 1945<br />
von Mitarbeitern der RAG-Hauptwerkstatt in<br />
Grefrath gebaut worden war.<br />
Die ursprüngliche Eisenbahnbrücke über<br />
die alte Provinzialstraße von Köln nach Düren<br />
und die Reichsbahngleise — 1931 hochgezogen<br />
— hatten Pioniere der Wehrmacht bei ihrem<br />
Rückzug aus den schwachen Verteidigungsstellungen<br />
an der Erft und am Westhang<br />
der Ville Anfang März 1945 gesprengt.<br />
Diese Brücke war ein wichtiges Bindeglied<br />
in der Versorgung der Brikettfabriken ‘Carl’<br />
und ‘Grefrath’ der Rheinischen Aktiengesell-
schaft für Braunkohlenbergbau und Brikettindustrie<br />
mit Sitz in Köln. Die in den Gruben ‘Grefrath’<br />
und ‘Sibylla’ geförderte Rohkohle wurde in normalspurigen<br />
Großraumsattelwagen bis auf die<br />
Bunker der Brikettfabriken gefahren. Das Verfahren<br />
hatte sich für die Brikettfabrik ‘Clarenberg’ bereits<br />
bewährt und es bot sich an, auch die Brikettfabrik<br />
‘Sibylla’ in den zentralen Kohlen-Verkehrsverbund<br />
einzubinden.<br />
126<br />
Die Großraumförderung war Ende der<br />
1920er Jahre zunächst im mitteldeutschen<br />
Braunkohlenrevier eingeführt worden. Auf der<br />
Grundlage der dort gemachten Betriebserfahrungen<br />
stellten auch die Betriebe im rheinischen<br />
Braunkohlenrevier die Förderung nach<br />
und nach um. Hierzu zählten u. a. die ‘Vereinigte<br />
Ville’ und die ‘Grube Brühl’ der Braunkohlenund<br />
Briketwerke Roddergrube AG, das ‘Gruhl-<br />
Gleisplan der normalspurigen Großraumförderung<br />
für die<br />
Brikettfabriken ‘Carl’, ‘Sibylla’<br />
und ‘Grefrath’;<br />
Stand: 6. August 1931
Oben links: Normalspurige Großraumförderung in der Grube ‘Grefrath’ in den 1930er Jahren. Dampfspeicherlok Nr. 4<br />
wartet auf der Kohlenförderstrosse unter dem Eimerketten-Schwenkbagger auf Beladung. Oben rechts: Beim Kohlenzug<br />
mit Lok Nr. 2 ist die Beladung fast abgeschlossen. Unten: Der Grubenbahnhof ‘Sibylla’ für den Großraumbetrieb der<br />
Frechener Werke. Auf dem Bahndamm im Hintergrund verläuft die Reichsbahnstrecke<br />
zwischen Mödrath und Benzelrath.<br />
werk’, das seit 1907 zur RAG gehörte und auch<br />
das Braunkohlenbergwerk der BIAG ‘Zukunft’ in<br />
Weisweiler.<br />
Die Großraumförderung in den vorgenannten<br />
Gruben wurde ab Anfang der 1920er Jahre<br />
auf unterschiedliche Weise betrieben. Während<br />
die ‘Vereinigte Ville’ den elektrischen<br />
Schmalspurzugbetrieb mit Schrägaufzügen favorisierte,<br />
kam auf dem ‘Gruhlwerk’ eine Kom-<br />
127<br />
bination aus feuerlosen Lokomotiven und elektrischen<br />
Zahnradlokomotiven zum Einsatz.<br />
Etwa seit Mai 1929 wurde ‘Clarenberg’ mit<br />
Rohkohle aus dem Tagebau ‘Sibyllagrube’ südlich<br />
der Dürener Straße und aus dem Tagebau<br />
‘Grefrath’ nördlich der Dürener Straße in Großraumsattelwagen<br />
versorgt. Hersteller dieser<br />
normalspurigen (1.435 mm) Sattelwagen mit einer<br />
Nutzlast von 40 t waren die Firmen Oren-
Technische Daten der vierachsige<br />
Großraum-Sattelwagen<br />
Länge über die Puffer 11.000 mm<br />
Länge des Wagenkastens oben 10.000 mm<br />
Länge des Wagenkastens unten 9.300 mm<br />
Breite des Wagenkastens oben 3.130 mm<br />
Breite über die Rutschbleche gmessen 2.500 mm<br />
Pufferhöhe 1.65 mm<br />
Drehzapfenabstand 5.600 mm<br />
Inhalt des Wagenkastens 59 cbm<br />
Tragfähigkeit etwa 42.200 kg<br />
Gewicht p. lfdm. im beladenen Zustand 5,8 t/m<br />
Kleinster Krümmungshalbmesser 60 m<br />
128<br />
Technische Daten der Krupp<br />
Dampfspeicherlokomtiven<br />
Spurweite 1.435 mm<br />
Treibraddurchmesser 1050 mm<br />
Dampfüberdruck 21 atm.<br />
Wasserraum 18 cbm<br />
Dampfraum 4 cbm<br />
Leergewicht 33.000 kg<br />
Dienstgewicht etwa 48.00 kg<br />
Länge einschl. Puffer 8.700 mm<br />
Zugkraft 9.600 kg<br />
Größte Geschwindigkeit 35 km/h<br />
Fabriknummern 1183 - 1188
KFBE-Lok 22 (Humboldt Bau-Nr. 1741, Baujahr 1922, Dh2t) wartet im Bahnhof Frechen auf den weiteren Fahrbefehl für<br />
die Bedienfahrt zur Brikettfabrik ‘Clarenberg’. Je nach Bedarf konnten die Zuglängen bis zu<br />
zehn Wageneinheiten betragen. Foto: 25. Oktober 1934<br />
stein & Koppel und die Vereinigte Westdeutsche<br />
Waggon- Fabriken. Die vierachsigen<br />
Waggons wurden — bis zur Fertigstellung des<br />
neuen Grubenbahnnetzes — auf dem Fabrikgelände<br />
‘Sibylla’ unter dem Rohkohlenbunker<br />
gefüllt, in den Aufstellungsbahnhof zurückgeschoben<br />
und dann in den Anschlussbahnhof<br />
‘Sibylla’ gezogen. Dort wurden die Wagen von<br />
Lokomotiven der KFBE abgeholt — bis zur Anlieferung<br />
der ‘Feuerlosen’ waren Dampfloks im<br />
Einsatz, nach der Umstellung der Förderung im<br />
Tagebau ‘Grefrath’ wieder gemischter Betrieb<br />
— und über die zwischen 1911 und 1914 gebaute<br />
Güterstrecke in den Bahnhof Frechen<br />
gebracht. Nach der Freigabe der Fahrt durch<br />
das Stellwerk II wurde der Zug auf das Fabrikgleis<br />
bis in Höhe der seitlich liegenden Anschlußgleise<br />
Schallmauer und Wachtberg/<br />
Wildling/Wilhelma gedrückt und dort von einer<br />
werkseigenen Dampfspeicherlok (Henschel/<br />
20233, Baujahr 1926) für die Fahrt zum Rohkohlenbunker<br />
übernommen.<br />
Den Brikettfabriken ‘Grefrath’‚ ‘Carl’ und ‘Sibylla’<br />
wurde die erforderliche Kohle bis auf weiteres<br />
durch Kettenbahnen aus den eigenen<br />
Grubenfeldern zugeführt. Im Laufe der Jahre<br />
waren diese Kettenbahnwege immer länger<br />
und ihre Unterhaltung immer kostenträchtiger<br />
129<br />
geworden. Dazu kam, dass die Kettenbahnanlagen<br />
auch wegen der ständig steigenden Produktionen<br />
der Brikettfabriken an ihre Leistungsgrenzen<br />
stießen. Insbesondere aber litt der<br />
Betrieb in den Wintermonaten bei Frostwetter<br />
häufig unter Störungen, wodurch die Brikettherstellung<br />
oft beeinträchtigt wurde, und dies<br />
führte gerade in den Monaten erhöhter Nachfrage<br />
zu Schwierigkeiten. Das sollte sich nun<br />
durch eine Zusammenfassung der Kohlengewinnung,<br />
Förderung und Verteilung ändern.<br />
Es ging natürlich auch darum, durch eine<br />
Zusammenlegung der Abbaufelder den Geräteeinsatz<br />
kostenmäßig zu reduzieren und die<br />
KFBE-Lok 13
Blick in die Kesselschmiede der RAG Hauptwerkstatt in<br />
Grefrath in den 1930er Jahren.<br />
Leistung zu maximieren. Zudem konnte auf<br />
diese Weise die Lebensdauer der Brikettfabrik<br />
‘Grefrath’, deren Abbaufeld 1930 nur noch für<br />
etwa 8 Jahre ausreichte, verlängert werden.<br />
Nach dem am 15. Februar 1930 dem zuständigen<br />
Bergamt vorgelegten neuen Betriebsplan<br />
war vorgesehen, zunächst das westliche<br />
Restfeld nördlich der Dürener Straße, im<br />
Anschluss daran das östliche Restfeld nördlich<br />
der Dürener Straße und dann das südlich der<br />
Dürener Straße gelegene ‘Sibylla-Feld’ abzu-<br />
Betriebsnummern für vierachsige<br />
Großraum-Sattelwagen nach Hersteller<br />
130<br />
bauen. Die Kettenbahnstrecken der Brikettfabriken<br />
‘Carl’, ‘Grefrath’ und ‘Sibylla’ sollten nach<br />
und nach stillgelegt und abgerissen werden.<br />
Für die Verteilung der künftig unter den<br />
Kohlenbaggern gefüllten Großraumzüge sollte<br />
im Tagebau ‘Sibylla’ südlich der Reichsbahnstrecke<br />
Benzelrath—Mödrath—Oberbolheim<br />
(ursprüngliche Strecke der Bergheimer Kreisbahn<br />
BhKb) ein Aufstellungsbahnhof errichtet<br />
werden. Vorgesehen war, dass von dort aus<br />
das Gleis 1 auf den Rohkohlenbunker der Brikettfabrik<br />
‘Sibylla’ führte, das Gleis 2 in den Anschlussbahnhof<br />
‘Sibylla’, wo die für die Brikettfabrik<br />
‘Clarenberg’ bestimmten Großraumwagen<br />
von der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn<br />
übernommen wurden, und das Gleis<br />
3 nach der Brikettfabrik ‘Carl’ mit einer Verbindung<br />
zur Brikettfabrik ‘Grefrath’. Von Gleis 3<br />
zweigte ein Gleisstrang zur Hauptwerkstätte<br />
der RAG in Grefrath ab, der über den Anschlussbahnhof<br />
der Grube ‘Grefrath’ eine Verbindung<br />
mit der Reichsbahnstrecke Grefrath—<br />
Mödrath erhielt. Diese Verbindung zur<br />
Hauptwerkstatt war einzig und allein dafür vorgesehen,<br />
reparaturbedürftige Großraumwagen<br />
in die Hauptwerkstätte zu bringen, wo bisher<br />
auch die Einrichtungen der Kettenbahnen instandgesetzt<br />
wurden. Ein Übergang von<br />
Vereinigte Westdeutsche Waggon-Fabriken Orenstein & Koppel<br />
KFBE - Nr. 5603 5601 KFBE - Nr. 5607 5605<br />
5604 5602 5608 5606<br />
5611 5609 5628 5624<br />
5612 5610 5629 5625<br />
5617 5613 5630 5626<br />
5618 5614 5631 5627<br />
5619 5615 5632 5633<br />
5620 5616 5634 5638<br />
5645 5641 5635 5639<br />
5646 5642 5636 5640<br />
5647 5643 5637<br />
5648 5644
Oben links: Bauarbeiten am Verbindungstunnel zwischen den Tagebauen ‘Grefrath’ und ‘Sibylla’ im Oktober 1933.<br />
Oben rechts: Ein Kohlenzug der Großraumförderung am Tunnelmund im Bereich ‘Sibylla’.<br />
Reichsbahnwagen auf die Gleisanlagen der<br />
künftigen Großraumförderung kam weder an<br />
dieser Stelle noch über die Verbindung mit<br />
dem Anschlussbahnhof ‘Sibyllagrube’ in Frage.<br />
In Kilometer 1,530 der Reichsbahnstrecke<br />
Benzelrath—Mödrath sollte zur Verbindung der<br />
Tagebaue ‘Sibylla’ und ‘Grefrath’ unter der<br />
Reichsbahnstrecke und der Provinzialstraße<br />
von Köln nach Düren ein Tunnel (etwa 170 m<br />
lang, Ziegelstein auf Betonfundament, elektrisch<br />
beleuchtet, beiderseits Nischen in Abständen<br />
von 15 m versetzt) hergestellt werden.<br />
131<br />
DieArbeiten am Tunnel wurden Mitte Mai<br />
1930 vom Tagebau ‘Grefrath’ aus mit dem Vortrieb<br />
einer Strecke im Braunkohlenbergbau üblichen<br />
Querprofil begonnen. Sie sollten bis zum<br />
1. August abgeschlossen sein. Nachdem die<br />
Strecke durchschlägig war — der Kohlenpfeiler<br />
stand an dieser Stelle in einer Mächtigkeit von<br />
10 bis 13 m an und das Deckgebirge war<br />
gleich hoch — wurde die Herstellung des Stollens<br />
vom Mundloch im Tagebau ‘Sibyllagrube’<br />
aus vorangetrieben. Die Züge, die auf den<br />
Gleisanlagen (S 49 auf eisernen Schwellen)<br />
Die Brikettfabrik ‘Grefrath’ 1932 mit dem neuen Rohkohlenbunker für die Großraumförderung.
verkehren sollten, bestanden aus je 4 vierachsigen<br />
Normalspur-Großraum-Sattelwagen. Als<br />
Zugmittel waren C-Feuerlose-Lokomotiven mit<br />
einem Dienstgewicht von je 48 t vorgesehen.<br />
Je zwei Waggons erhielten Kunze-Knorr-Bremsen,<br />
die übrigen wurden mit durchgehender<br />
Bremsdruckluftleitung und zusätzlichen mechanischen<br />
Handspindelbremsen ausgerüstet.<br />
Für die gesamte Großraumwagenförderung<br />
entstand am Übergabebahnhof im Tagebau ‘Sibylla’<br />
eine moderne Stellwerks- und Signalanlage,<br />
von der aus auch der Fahrbetrieb im Stollen<br />
durch Zugblockierung gesichert wurde. Die<br />
Brikettfabrik ‘Grefrath’ erhielt einen Großraumbunker<br />
unmittelbar an der Straße Grefrath—<br />
Habbelrath im ausgekohlten Teil des Tagebaus,<br />
der mit Kohle über die Brikettfabrik ‘Carl’<br />
befüllt wurde. Unter dem in Eisenbeton ausgeführten<br />
Vorratsbunker (1.130 t) lief ein Band,<br />
das die vom Bunkerentleerungswagen (Bauart<br />
Zeitz) aufgegebene Kohle in einer Winkelstation<br />
auf ein ansteigendes Band zum Nassdienst<br />
beförderte. Dieses Band wurde durch<br />
den Stollen geführt, durch den bis dahin die<br />
Kettenbahnförderung lief.<br />
In ähnlicher Weise wurde die Großraumwagenförderung<br />
für die Brikettfabrik ‘Sibylla’ ausgerichtet.<br />
Hier warf das waagerecht geführte<br />
Band unter dem Bunker (1.079 t) die Kohle auf<br />
ein ansteigendes Muldentransportband zum<br />
Nassdienst ab. Dort wurde die Rohkohle<br />
mittels Schurren auf zwei Nassdienstsysteme<br />
verteilt.<br />
Auch die Brikettfabrik ‘Carl’ erhielt einen neuen<br />
Bunker (1.288 t). Die Kettenbahn aus dem im<br />
Dezember 1905 aufgeschlossenen Tagebau<br />
wurde abgerissen. Neu gebaut wurden u. a.:<br />
- die Bandbrücke zwischen Großraumbunker<br />
und neuem Nassdienst,<br />
- die Bandbrücke vom Nassdienst zum neuen<br />
Kesselhaus,<br />
- die Bandbrücke vom neuen zum alten<br />
Kesselhaus,<br />
- die Bandbrücke zum neuenTrocken- und<br />
Pressenhaus,<br />
- eine neue Kühlanlage,<br />
- eine neue elektrische Zentrale,<br />
132<br />
- eine neue Brikettverladung,<br />
- ein neuer Kamin,<br />
- einEntstaubungsschlot für den neuen Röh-<br />
rentrockner über der Zwillingspresse 13.<br />
Dampflok Nr. 10 der K.F.B.E. rangiert einen Materialzug<br />
mit neuen Röhrentrocknern für die Erweiterung<br />
der Brikettfabrik ‘Carl’.<br />
Mitte Juni 1930 zog die Reichsbahndirektion<br />
Köln ihre vorläufige Baugenehmigung für die<br />
Überführung der Grubenbahn über die Reichsbahnstrecke<br />
bei Benzelrath zurück. In der Begründung<br />
hieß es, durch die Verbindung zwischen<br />
den Brikettfabriken ‘Carl’ und ‘Grefrath’<br />
würde die RAG die Möglichkeit erhalten, über<br />
die Frechener Bahn und den Anschlussbahnhof<br />
‘Carl’ Leermaterial nach Grefrath zu bringen<br />
und beladene Wagen zurück nach ‘Carl’ und<br />
über die Frechener Bahn zu befördern. Dies<br />
könne der Reichsbahn nicht gleichgültig sein.<br />
Sie müsse ihren Besitzstand sichern und dafür<br />
sorgen, dass ihre Beförderungsanlagen nicht<br />
noch weiter verödeten.<br />
Nachdem von Seiten der Bergbaugesellschaft<br />
die verbindliche Zusage gegeben wurde,<br />
dass eine Verfrachtung von Briketts und Rohkohle<br />
von der Brikettfabrik ‘Grefrath’ über den<br />
Anschlussbahnhof ‘Carl’ und weiter über die<br />
KFBE nicht in Frage komme, erklärten sich die<br />
Vertreter der Reichsbahndirektion Köln bereit,<br />
den Antrag der RAG auf Errichtung einer eingleisigen<br />
Brücke über die Bezirksstraße/Reichsbahnstrecke<br />
in Kilometer 0,568 gegenüber der
Die beiden Brückenteile ruhten in der Mitte auf einer Pendelstütze.<br />
Gemäß einer Auflage des Bergamtes wurde die<br />
Brücke beidseitig mit Geländern ausgestattet. Unten:<br />
Großraumzüge mit feuerlosen Lokomotiven sicherten<br />
über diese Brücke den Bedarf der Brikettfabriken<br />
‘Grefrath’ und ‘Carl’.<br />
Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn in<br />
Berlin „zu befürworten“. Ferner stimmte Reichsbahn-Direktor<br />
Meyer mit Blick auf den engen<br />
Zeitrahmen dem Wunsch der RAG zu, mit dem<br />
Bau der Anlage auf eigene Verantwortung beginnen<br />
zu dürfen.<br />
Für die Dammanschüttung zwischen den<br />
Brikettfabriken ‘Sibylla’ und ‘Carl’ wurde die<br />
Straße ‘Auf dem Broich’ in Benzelrath für etwa<br />
5 Wochen von einem 900-mm-Abraumgleis gekreuzt.<br />
Um den Fuhrwerks- und Personenverkehr<br />
zu sichern, wurden beiderseitig Schranken<br />
und eine Beleuchtung eingerichtet. Ein<br />
Schrankenwärter stellte die gefahrlose Überfahrt<br />
der Züge sicher.<br />
Am 4. Februar 1930 hatte die RAG bei der<br />
133<br />
Firma Humboldt in Köln-Kalk die Brücke für die<br />
Grubenbahn bestellt. Der Bauantrag wurde am<br />
27. Februar bei der Gemeindeverwaltung Frechen<br />
eingereicht.<br />
Es kam zu Verzögerungen bei der Herstellung,<br />
so dass die Pendelstütze und die Teile<br />
des Hauptträgers erst Mitte Juni auf Lkw angefahren<br />
und hochgezogen werden konnten. Die<br />
eingerichtete Behelfsbrücke wurde einige Tage<br />
später abgerissen. Der Brückenteil über die<br />
Reichsbahnstrecke wurde am 22. Juni per<br />
Bahn angeliefert und hochgezogen. Nach der<br />
Fertigstellung konnten die Massen, die bei der<br />
Herstellung des Bahneinschnittes zwischen<br />
der Köln-Dürener Landstraße und der Brikettfabrik<br />
‘Carl’ anfielen, zum Abschluss der Dammarbeiten<br />
verstürzt werden. Endgültig fertiggestellt<br />
war die Brücke am 12. Juli 1930. Wenige<br />
Tage zuvor, am 8. Juli 1930, hatte Frechens<br />
Bürgermeister Dr. Toll die Baugenehmigung<br />
unterschrieben.<br />
Ende Januar 1930 hatte die RAG für die<br />
Großraumförderung aus den Tagebauen ‘Sibyllagrube’<br />
und ‘Grefrath’ sechs 3/3 gek. feuerlose<br />
Lokomotiven bei der Fried. Krupp AG, Abt. Lokomotiv-<br />
und Wagenbau, in Essen bestellt. Der<br />
Gesamtpreis betrug 213.000 RM.<br />
Die Lokomotiven (elektrische Beleuchtung<br />
durch Akkumulatorenbatterien) mussten mit<br />
Heißdampf von 430—440° C aus der Hochdruckkesselanlage<br />
unter Zwischenschaltung<br />
eines Reduzierventils aufgefüllt werden. Für<br />
die Auslieferung zu je zwei Maschinen waren<br />
die Termine 15. Juni, 10. Juli und 1. August<br />
1930 vereinbart worden.<br />
Bei voller Leistung der vier zu versorgenden<br />
Brikettfabriken stellte sich der Kohlenbedarf für<br />
Clarenberg auf 3.800 t<br />
Sibylla 2.700 t<br />
Carl 4.800 t<br />
Grefrath 2.500 t<br />
Für die Gewinnung dieser Kohlenmengen<br />
standen in der Grube Grefrath 2 Kratzbagger<br />
mit 250-Liter-Eimern sowie ein Tiefbagger mit<br />
300-Liter-Eimern zur Verfügung. Die drei Geräte<br />
mussten die gesamte Kohlenmenge von<br />
13.800 t im zweischichtigen Betrieb (je 8 Stun-
den) erbringen. Dazu hatte die Firma Krupp folgenden<br />
Betriebsplan ausgearbeitet:<br />
„Jede Lokomotive (befördert) 5 Wagen mit<br />
insgesamt 210 t Braunkohle [...] und die Füllung<br />
der feuerlosen Maschinen (erfolgt) mittels<br />
besonderer Fülleitung vom Werk Carl nach<br />
Bunker Sibylla und nach Bahnhof Sibylla. Der<br />
Füllanschluß am Bahnhof Sibylla ist erwünscht,<br />
damit größere Freiheit in der Leitung der Züge<br />
nach Bedarf nach Bunker Sibylla als auch nach<br />
Bahnhof Sibylla erfolgen kann. Nach Füllung<br />
am Bunker Sibylla fahren die Lokomotiven mit<br />
dem Leerzug zum Bagger, von dort mit einem<br />
beladenen Zug nach dem Aufstellbahnhof bei<br />
Benzelrath, nehmen dort einen Leerzug wieder<br />
mit zurück zum Bagger, und fahren alsdann mit<br />
beladenem Zug zum Aufstellungsbahnhof zurück<br />
nd nochmals zum Bagger zurück; sodann<br />
mit beladenem Zug zum Bunker oder zum<br />
Bahnhof Sibylla. Hier erfolgt die Neuladung der<br />
Lokomotive. Der Dampfdruck ist nach dieser<br />
Fahrt auf etwa 6,5 atm im Kessel der feuerlosen<br />
Lokomotive gesunken.<br />
Zur Einhaltung des Förderplans sind stets<br />
4 Züge mit 4 Lokomotiven auf der Strecke. Die<br />
Auffüllung der Lokomotive kann jeweils in den<br />
Wartezeiten am Bunker bzw. am Bahnhof<br />
134<br />
Sibylla erfolgen. Besser wäre es jedoch, wenn<br />
die mit dem vollen Zug ankommende Lokomotive<br />
gegen eine neugeladene ausgewechselt<br />
würde. Da in diesem Fall die Füllzeit bedeutend<br />
verlängert ist, wird eine stoßweise Belastung<br />
der ortsfesten Kesselanlage vermieden.<br />
Der Dampfverbrauch der Lokomotive für eine<br />
Rundfahrt beträgt etwa 1.250 kg. Stündlich<br />
werden etwa 2 Lokomotiven befüllt, sodaß sich<br />
durchschnittlich ein Dampfverbrauch von 2.500<br />
kg pro Stunde ergibt.<br />
Die für das Werk Grefrath und Carl bestimmten<br />
Züge werden im Bahnhof Benzelrath<br />
aufgestellt und können von dort aus laufend abbefördert<br />
werden. Es empfiehlt sich, an der unteren<br />
Seite der Aufstellgleise noch eine Doppelweiche<br />
einzubauen, um die vollen Züge von der<br />
Grubenseite her in das linke Gleis drücken zu<br />
können und aus dem mittleren Gleis die leeren<br />
Wagen abfahren zu können. Die beiden rechtsliegenden<br />
Gleise werden dabei für die Züge<br />
nach Bahnhof und Bunker Sibylla benutzt. Die<br />
Beförderung der Züge nach Carl und Grefrath<br />
könnte entweder durch 2 feuerlose Lokomotiven<br />
erfolgen, die für die Zentrale eine zusätzliche<br />
Belastung von etwa ebenfalls 2.500 kg<br />
stündlicher Dampfmenge ergeben oder durch<br />
Bis zur Auslieferung der bei Krupp in Essen bestellten feuerlosen C-Kuppler erfolgte der Transport der Kohlenzüge zur<br />
Versorgung der Fabriken ‘Carl’ und ‘Grefrath’ mit gefeuerten Lokomotiven der KFBE. Im Bild Lok 10 mit einem<br />
Großraumzug auf dem Kohlenbunker der Brikettfabrik ‘Carl’ Anfang 1932. Im Hintergrund: die neue Brikettverladung
Die Lokomotiven 25 und 10 der Köln-Frechen-Benzelrather Eiesenbahn, jeweils 3/3 gek. Maschinen mit je 42 t Dienstgewicht,<br />
befördern gemeisam einen Rohkohlenzug zur Brikettfabrik ‘Carl’. Im Hintergrund sind die Gebäude<br />
der Fabrik ‘Sibylla’ an der Provinzialstraße zu erkennen.<br />
2 gefeuerte Dampflokomotiven erfolgen, die<br />
ebenfalls 3/3 gek. sein müßten und ein Dienstgewicht<br />
von 41—42 t erhalten würden.“<br />
Der erste Teilbetrieb der Großraum-Kohlenförderung<br />
wurde am 16. September 1930 zur<br />
Versorgung der Brikettfabriken ‘Carl’ und ‘Grefrath’<br />
aufgenommen. Die übrigen Werke folgten<br />
im Laufe der nächsten Monate. Nur die Brikettfabrik<br />
‘Sibylla’ erhielt noch für etwa ein Jahr ein<br />
Drittel der erforderlichen Rohkohle über die<br />
Kettenbahn. Für den gesamten Betrieb der<br />
Grubenbahn (Großraumwagenförderung) war<br />
zunächst Obersteiger Karl Merkel, dann Obersteiger<br />
Schuppan verantwortlich; als sein Vertreter<br />
wurde Fahrsteiger Reibe benannt. Das<br />
Grubenbahnpersonal wurde auf der Brikettfabrik<br />
‘Carl’ stationiert. Die Züge von der Brikett-<br />
135<br />
fabrik ‘Carl’ zum Rohkohlenbunker der Fabrik<br />
‘Grefrath’ wurden gezogen, die Leerzüge in<br />
Richtung ‘Carl’ geschoben.<br />
In Abänderung des Betriebsplanes für 1930<br />
wurde 1931 zuerst das Restfeld im Tagebau<br />
‘Grefrath’ im Schwenkbetrieb, dann parallel bis<br />
zur Ortslage Grefrath abgebaut. Dann folgte<br />
das Nordfeld Grefrath mit dem ‘Röttgen-Feld’<br />
und schließlich der östliche Teil des Grefrather<br />
Feldes. Nach Abbau der nördlich der Dürener<br />
Straße gelegenen Feldesteile begann die Förderung<br />
im Feld westlich des Tagebaus ‘Sibyllagrube’.<br />
Im Mai 1931 waren 45 Großraumwagen für<br />
die Versorgung der Brikettfabriken ‘Sibylla’,<br />
‘Carl’, ‘Grefrath’ und ‘Clarenberg’ in Betrieb, die<br />
von der RAG gekauft und von der KFBE einge-
stellt wurden. Die Zahl der eingesetzten Waggons<br />
hätte wahrscheinlich geringer sein können,<br />
wenn nicht die Brikettfabrik ‘Clarenberg’<br />
über die Frechener Bahn mit Kohle hätte beliefert<br />
werden müssen. Dazu wurden Züge mit je<br />
12 Wagen (!) zusammengestellt. Diese Züge<br />
waren verhältnismäßig lange unterwegs, so<br />
dass die eingesetzten Waggons für die Versorgung<br />
der übrigen Werke nicht zur Verfügung<br />
standen.<br />
Am 25. September 1931 wurde die Großraumförderung<br />
von den Bergrevierbeamten<br />
Vogelsang und Müller-Tanneck in Anwesenheit<br />
von Frechens Bürgermeister Dr. Toll offiziell abgenommen.<br />
Beschreibung der Grubenbahn<br />
Die Grubenbahn diente zur Beförderung von<br />
Rohbraunkohle aus den Tagebaubetrieben<br />
‘Grefrath’ und ‘Sibyllagrube’ zu den Brikettfabriken<br />
‘Clarenberg’, ‘Sibylla’, ‘Carl’ und ‘Grefrath’.<br />
Sie führte aus den Tagebauen in östlicher Richtung<br />
zum Großraumbahnhof Sibylla, dem Knotenpunkt<br />
der Großraumförderbahn, von hier in<br />
einem Bogen in nördlicher Richtung zur Fabrik<br />
‘Carl’ in km 1,2 und in einem weiteren Bogen in<br />
westlicher Richtung zur Fabrik Grefrath, dem<br />
Endbahnhof der Grubenbahn. In km 3,5 zweigte<br />
ein Gleis zur RAG-Hauptwerkstätte Grefrath ab.<br />
Die Bahn war eingleisig ausgebaut, die Spurweite<br />
betrug 1.435 mm.<br />
Die Bahnanlagen im Tagebau Grefrath bestanden<br />
aus dem Hauptgleis (Gleis 1), dem<br />
Ausweichgleis (Gleis 2) und dem Abstellgleis<br />
(Gleis 3) sowie den beiden Baggergleisen<br />
(Gleis 1a und 2a). Die Weichen wurden durch<br />
einen besonderen Wärter von Hand bedient.<br />
Neben Gleis 1 und in Wiederholung vor und<br />
hinter dem Tunnel war ein an das Kraftstellwerk<br />
des Großraumbahnhofs ‘Sibylla’ angeschlossenes<br />
Tageslichtsignal (Signal A) aufgestellt<br />
für Züge vom Tagebau ‘Grefrath’ nach<br />
‘Sibylla’. Ein in der Nähe der Weiche 1 befindlicher<br />
Fernsprecher diente für die Zugmeldungen<br />
des hier postierten Wärters.<br />
Der Großraumbahnhof Sibylla bestand<br />
136<br />
Das östliche Bahnhofsende ‘Sibylla’ mit den Gleisen<br />
(v.l.n.r.) nach ‘Carl’, ‘Sibylla’ und Tonverladung<br />
zunächst aus den 4 Hauptgleisen 1—4. Aus<br />
dem östlichen Bahnhofsende zweigten ab:<br />
zur Fabrik ‘Carl’ und weiter nach ‘Grefrath’,<br />
zum Anschlußbahnhof ‘Sibylla’, zum Rohkohlenbunker<br />
‘Sibylla’ und das Nebengleis Ia für<br />
die Tonförderung.<br />
Aus dem westlichen Bahnhofsende zweigten<br />
ab: das Abstellgleis 4a, die Strecke in den<br />
‘Großraumzug’ mit der feuerlosen Krupp-Lok Nr. 5 vor der<br />
Kulisse der Brikettfabrik Carl in Frechen.
Die alte Bahnverladung der Brikettfabrik ‘Clarenberg’<br />
Der Rohkohlentransport zur Brikettfabrik ‘Clarenberg’ erfolgte ab Bahnhof ‘Sibylla’ bis zu den Übergabegleisen der Fabrik<br />
mit Lokomotiven der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn. Auf diesem Foto vom 25. Oktober 1934 schiebt KFBE-<br />
Lok 31 einen Großraumzug aus dem Bahnhof Frechen in Richtung Übergabebahnhof ‘Clarenberg’.<br />
137
Lageplan über die Erweiterung des Gleisanschlusses der Brikettfabrik<br />
‘Clarenberg’ in Frechen.<br />
Köln, im September 1927<br />
138
Gesamtübersicht der Bahn- und Industrieanlagen im Bereich Bahnhof Frechen aus dem Jahr 1955. Von links: Das Bahnhofsgebäude<br />
mit Ladestraße, die Betriebswerk- und Werkstattgebäude der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn, der<br />
Ringlokschuppen, die Brikettfabrik’ Clarenberg’ mit dem Rohkohlenbunker und dahinter die Firma Cremer & Breuer.<br />
Tagebaubetrieb ‘Grefrath’, ein Gleis zum Kohlen-Hochbagger<br />
im Tagebau ‘Sibylla’, ein Gleis<br />
zum Kohlen-Tiefbagger im Tagebau ‘Sibylla’<br />
und ein weiteres, aus diesem Gleis abzweigendes<br />
Nebengleis diente ausschließlich der<br />
Aschenanstürzung.<br />
Die Gleisanlagen der Brikettfabrik Carl bestanden<br />
aus dem durchgehenden Hauptgleis 1<br />
und dem Kreuzungsgleis 2. Aus dem Kreuzungsgleis<br />
2 zweigten mittels einer doppelten<br />
Kreuzungsweiche 14a/b, 14c/d Gleis 2a zur<br />
Füllstation für die Feuerlosen und Gleis 3 in<br />
den Rohkohlenbunker ab. Gleis 1 war Durchfahrtgleis<br />
für Züge vom Großraumbahnhof ‘Sibylla’<br />
nach Brikettfabrik ‘Grefrath’, Gleis 2 war<br />
ein Einfahrtgleis für Züge von Brikettfabrik<br />
‘Grefrath’ nach Großraumbahnhof ‘Sibylla’,<br />
139<br />
Gleis 2a Ein- und Ausfahrtgleis von und zur<br />
Füllstation, Gleis 3 war Ein- und Ausfahrtgleis<br />
für Züge zum Rohkohlenbunker ‘Carl’ und zurück<br />
zum Großraumbahnhof ‘Sibylla’.<br />
Die Gleisanlagen der Fabrik Grefrath bestanden<br />
aus dem durchgehenden Hauptgleis 1<br />
und dem Ausweichgleis 2. Das Hauptgleis 1<br />
führte in den Rohkohlenbunker. Es war Einund<br />
Ausfahrtgleis für die Züge von und nach<br />
Fabrik ‘Carl’. Das Ausweichgleis wurde nur bei<br />
Rangierfahrten benutzt.<br />
Das in km 3,5 der freien Strecke abzweigende<br />
Gleis verband mit der Hauptwerkstätte<br />
Grefrath. Die Weiche war in Ruhelage auf den<br />
geraden Strang verschlossen. Fernsprechanlagen<br />
waren vorhanden: im Tagebau ‘Grefrath’, im<br />
Rohkohlenbunker ‘Grefrath’, im Stellwerk ‘Sibyl-
Die Reichsbahnstrecke Benzelrath—Mödrath im Bereich<br />
Benzelrath; im Hintergrund die Verbindungsbrücke der<br />
Großraumförderung. Aufnahme aus den 1930er Jahren.<br />
la’, im Anschlussbahnhof ‘Sibylla’, im Stellwerk<br />
Fabrik ‘Carl’ und im Rohkohlenbunker ‘Carl’.<br />
Der Zugverkehr war folgendermaßen geregelt:<br />
Die Züge durften höchstens 6 Großraumwagen<br />
(!) oder 12 Reichsbahnwagen stark<br />
sein. Für je 100 t Zuggewicht mußten mindestens<br />
26 t Bremswerte vorhanden sein. Die<br />
Fahrgeschwindigkeit der Züge durfte in den<br />
Banhöfen 15 km/Std., auf freier Strecke zwischen<br />
dem Großraumbahnhof ‘Sibylla’ und<br />
dem Bahnhof der Brikettfabrik ‘Carl’ sowie zwischen<br />
dem Bahnhof der Brikettfabrik ‘Carl’ und<br />
dem Bahnhof Rohkohlenbunker ‘Grefrath’ 30<br />
140<br />
Mit einer Sonder-Genehmigung des Bergamtes konnten<br />
in den 1930er Jahren auf den Strecken der Großraumförderung<br />
auch Tagebau-Befahrungen durchgeführt werden.<br />
km/St., bei geschobenen Zügen 15 km/Std.<br />
nicht überschreiten. Ein Fahrplan für die Kohlenzüge<br />
bestand nicht; sie fuhren nach Bedarf.<br />
Die Privatanschlußgleisverträge<br />
der Clarenberg AG<br />
Die für die Brikettfabrik Clarenberg bestimmten<br />
Großraumwaggons wurden ab 1932<br />
nunmehr direkt unter den Baggern im Tagebau<br />
beladen, in den Bahnhof Sibylla gezogen, dort<br />
von der KFBE zur Weiterbeförderung über die<br />
eingleisige Strecke zum Frechener Bahnhof<br />
KFBE-Lok Nr. 22 (Humboldt Bau 1741, Baujahr 1922) verschiebt einen Leerwagenzug im Bahnhof Frechen.
Genutzte Gleislängen der RAG-Werke (Stand Juni 1930)<br />
Reichsbahn-Anschlüsse bahnseitige Unterhaltung eigene Unterhaltung zusammen<br />
Fortuna 3.417 m 7.739 m 11.156 m<br />
Kraftwerk Fortuna --- 2.163 m 2.163 m<br />
Grefrath 54 m 4.008 m 4.062 m<br />
HW Grefrath --- 1.782 m 1.782 m<br />
Donatus 2.610 m 3.765 m 6.375 m<br />
Beisselsgrube --- 5.270 m 5.270 m<br />
Gruhlwerk<br />
Hauptbahn<br />
Gruhlwerk<br />
Nebenbahn<br />
Privatanschlüsse<br />
übernommen und im Rohkohlenbunker der<br />
Fabrik entleert.<br />
Bekanntlich war bei der Standortwahl für<br />
den Bau der Brikettfabrik die Nähe zum damaligen<br />
Frechener Kleinbahnhof ausschlaggebend.<br />
Drei Faktoren dürften dabei eine wesentliche<br />
Rolle gespielt haben: die vergleichsweise<br />
unproblematische Anlieferung der schweren<br />
Maschinenteile (Pressen, Röhrentröckner) auf<br />
dem Schienenweg, die Brikettabfuhr zum firmeneigenen<br />
Auslieferungslager ‘Am Lindenthor-<br />
Platz’ am Stadtrand von Köln und der Zugang<br />
zum regelspurigen Gleisnetz der Preußischen<br />
Staatsbahn im Bahnhof Cöln-Ehrenfeld.<br />
--- 11.360 m 11.360 m<br />
61 m 1.218 m 1.279 m<br />
Carl 4.122 m --- 4.122 m<br />
Sibylla 2.692 m --- 2.692 m<br />
Clarenberg 3.050 m --- 3.050 m<br />
Lager Braunsfeld 245 m --- 245 m<br />
Louise --- 9.200 m 9.200 m<br />
Donatus (EKB) --- 1.230 m 1.230 m<br />
141<br />
Der erste Vertrag mit der dampfbetriebenen<br />
Kleinbahn der Gemeinde Frechen über einen<br />
voll- und schmalspurigen Privatgleisanschluss<br />
(drei Schienen) dürfte unmittelbar nach Gründung<br />
der Clarenberg Aktiengesellschaft geschlossen<br />
worden sein. Das genaue Datum ist<br />
nicht bekannt. Auch der Vertragstext ist bisher<br />
nicht aufgefunden worden.<br />
Mit der Weiterführung der Strecke vom<br />
Bahnhof nach Benzelrath im März 1894 waren<br />
die Voraussetzungen für den späteren Übergang<br />
auf die Bergheimer Kreisbahn gegeben.<br />
Am 21. Februar 1900 übernahm die ‘Continentale<br />
Eisenbahn-Bau- und Betriebs-Gesell-
Winter 1954 — die Pressenhäuser der Brikettfabrik ‘Clarenberg’ laufen auf Hochtouren. Zur Sicherung der Produktion<br />
wurden mehrmals am Tag Züge mit Rohbraunkohle auf den Fabrikbunker gefahren.<br />
schaft’ in Berlin den Betrieb der Cöln-Frechener<br />
Bahn. Mit der neuen Betriebsführung kam<br />
es alsbald zu ernsthaften Meinungsverschiedenheiten<br />
über die Zustellung und Abholung<br />
von Wagen. Die Brikettfabrik beklagte sich,<br />
dass für Waggons der Staatsbahn außer dem<br />
Rollgeld vielfach auch noch Standgeld gezahlt<br />
werden musste. Zudem war die Höhe der Beträge<br />
für Rangierbewegungen umstritten. In einer<br />
Stellungnahme von Nicolaus Müller, vermutlich<br />
dem Lademeister der Brikettfabrik, von<br />
Anfang Februar 1902 hieß es:<br />
„Es ist in letzter Zeit allerdings einigemale<br />
vorgekommen, dass Wagen über die festgesetzte<br />
Frist hinaus stehen geblieben sind und<br />
daher in Miete kamen. Solche Fälle treten z.B.<br />
ein, wenn von Holland geschlossene Sendungen<br />
in 10 tons Wagen verlangt werden und die<br />
nötige Anzahl dieser Wagen an einem Tag<br />
nicht gestellt wird. Ferner kommen hin und wie-<br />
142<br />
der Thonwagen in Miete, in der Regel aus dem<br />
Grund, weil die Wagen seitens der Bahn nicht<br />
rechtzeitig in das betr. Gleis gestellt werden.<br />
So sollte am Sonnabend, den 1. Februar, Thon<br />
verladen werden. Morgens gegen 9 Uhr sagte<br />
ich dem Rangirer, der mit der Locomotive noch<br />
in unserem Bahnhof stand, er möge den betr.<br />
Wagen doch an die Thonrutsche stellen; es geschah<br />
aber nicht.<br />
Ich bat dann im Laufe des Vormittages<br />
mehrmals persönlich an der Station um Anstellung<br />
des Wagens, der als erster in der Verladung<br />
stand und daher ohne alle Umstände zu<br />
erreichen war. Erst um 5 Uhr erfolgte die Anstellung.<br />
Der Wagen konnte bis 6 Uhr nicht<br />
mehr beladen werden und kam, da Nachts<br />
nicht gefördert wurde, natürlich in Miete. [...]<br />
Gestern, am 5. dess., standen 5 Wagen<br />
zum Abholen bereit. Vormittags sagte ich dem<br />
Stationsvorsteher, Herrn Richter, auf seine Mit-
Zwei Beispiele für den Maschinendienst bei den Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahnen. Ab 1938 beschaffte die<br />
K.F.B.E Lokomotiven mit einem Dienstgewicht von 70 t, u .a. auch von der Firma Jung. Hier eine Werbeaufnahme der<br />
Lok Nr 28. In den 1950er Jahren waren es leistungsfähige Diesellokomotiven, z. B. von KHD in Köln.<br />
Unten: die V 51 (KHD Bau 56216, Baujahr 1956, 800 PS Leistung) im Auslieferzustand 1956.<br />
143
teilung, daß 6 Uhr zwei Wagen in Miete ständen,<br />
es seien diese zwei Wagen für eine geschlossene<br />
Sendung bestimmt, welche Nachmittags<br />
rollen könne. Nach der Nachmittagspause<br />
schickte der p. Abels — wie dieser sagte<br />
— einen Jungen aus der Verladung mit den<br />
Frachtbriefen für beregte Sendung zur Bahn,<br />
die Annahme derselben wurde jedoch verweigert.<br />
Kurz nach 6 Uhr ging der Aufseher Sester<br />
zur Bahn, wo auch diesem gesagt wurde, dass<br />
die Wagen nicht abgeholt werden würden. Um<br />
7 Uhr wurde mir von dem Stationsbeamten Felten<br />
die Abholung der Wagen zugesagt. Um<br />
9 Uhr nahm der Rangirer Wingen die Wagen<br />
gegen das Verbot des Herrn Richter, wie W.<br />
selbst aussagte, mit nach Ehrenfeld, wo sie um<br />
12 Uhr Nachts zur Übergabe gelangten.<br />
Heute Morgen erkundigte ich mich nach<br />
dem Grund der obigen Vorkommnisses. Zuerst<br />
hiess es, man könne nicht für zwei Wagen<br />
nach Ehrenfeld fahren, dann, als ich erklärte,<br />
es seien doch fünf Wagen gewesen, waren die<br />
Frachtbriefe zu spät präsentirt worden, und<br />
schliesslich, es wäre vom Abholen überhaupt<br />
keine Rede gewesen. Herr Richter behauptete,<br />
die Wagen seien nicht eher wie morgens in Ehrenfeld<br />
übergeben worden.<br />
Im Übrigen stellte sich Herr Richter auf den<br />
144<br />
Standpunkt, als sei die Bahn zum Rangiren<br />
und Umsetzen unserer Wagen nicht verpflichtet<br />
und niemals verpflichtet gewesen; er schlug<br />
gelegentlich einer Unterredung selbst vor, die<br />
Rangirer durch Deputatbrikets für diese Arbeiten<br />
zu gewinnen.“<br />
Am 25. Juli 1903 schloss die Stadtgemeinde<br />
Cöln mit der Gemeinde Frechen (Oberbürgermeister<br />
Wilhelm Becker / Bürgermeister Anton<br />
Franz) einen Vertrag über den Ankauf der<br />
Bahn, der 1904 wirksam wurde. Dies hatte zur<br />
Folge, dass auch die ‘Clarenberg AG’ mit der<br />
Anschlussinhaberin am 30. 7. /21. 9. 1904 einen<br />
neuen Privatanschlussgleisvertrag abschließen<br />
musste. Darin festgelegt waren neben<br />
den Bestimmungen über die Unterhaltung,<br />
Erneuerung, Bedienung und Bewachung der<br />
Anschlussweiche die Sonderkonditionen für<br />
die Festungsverteidigung von Cöln und der Beförderungstarif<br />
— 50 Pfg. für jeden beladenen<br />
Waggon bis einschließlich 10.000 kg Ladung<br />
und für je angefangene 1.000 kg. 5 Pfg. mehr<br />
Rollgeld — festgeschrieben.<br />
Auf dem Fabrikgelände führten zwei normalspurige<br />
Gleise mit drei Weichen im Osten<br />
hinter den Gebäudekomplex Maschinenhaus,<br />
Nassdienst und Kesselhaus I. Das Gleisfeld<br />
am Ende des großen Brikettschuppens be-
Links: Der Fabrikbahnhof ‘Schallmauer’; auch die hier verladenen Güter wurden über Frechen abgefahren. Rechts: Die<br />
Übergabegleise der Brikettfabriken auf dem ‘Wachtberg’ im Bereich Bahnhof Frechen.<br />
stand aus einem normalspurigen Verladegleis,<br />
einem schmalspurigen Gleis und einem vierschienigen<br />
Gleis, die alle im Westen in einer<br />
mehrspurigen Drehscheibe endeten. Drei Weichen<br />
ermöglichten dann den Übergang in den<br />
Ab- schnitt dreischieniger Gleisführung, etwa in<br />
Höhe des Bürogebäudes/Arbeitersaal der Fabrik<br />
gegenüber dem Bahnhofsgebäude.<br />
Im März 1906 wurde ein Nachtragsvertrag<br />
geschlossen. Danach hatte die ‘Clarenberg<br />
145<br />
AG’ jährlich Gebühren für 106,7 m dreischieniges<br />
Gleis, 236,1 m zweischieniges Gleis,<br />
4 dreischienige und 3 zweischienige Weichen<br />
zu zahlen. Die Direktion der städtischen Vorortbahnen<br />
pachtete im Auftrag des Kölner Oberbürgermeister<br />
Max Wallraf ab 1. Oktober 1908<br />
zunächst auf zwei Jahre von der Clarenberg<br />
AG eine etwa 1.400 große Parzelle neben der<br />
Brauerei Katterbach und gegenüber der ‘Thonröhrenfabrik<br />
Geusgen und Cie.’ als Lagerplatz<br />
Blick auf die Fabrikanlagen ‘Clarenberg’ 1958 von der Ladestraße des Bahnhofs Frechen aus.
Die Brikettfabrik ‘Clarenberg’ in Frechen mit ihren Pressenhäusern, dem Nassdienst und den Verladeanlagen für den<br />
Bahnabsatz in den 1960er Jahren. Davor Betriebsanlagen der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn.<br />
<strong>beim</strong> Umbau und der Erweiterung des Bahnhofs<br />
Frechen. Zu dem Areal gehörten auch der<br />
Obstgarten und ein 60 qm großes Spargelbeet<br />
der Dienstwohnung von Direktor Vermeulen<br />
nahe der Fabrik.<br />
Die Umbaumaßnahmen betrafen westlich<br />
der Fabrik den Ring-Lokschuppen, die Wagenhalle,<br />
die Werkstatt und die Ladestraße an der<br />
Strecke nach Benzelrath bzw. gegenüber der<br />
Gastwirtschaft von Franz Kügelgen. Für die Zukunft<br />
bedeutsamer war der Ausbau der Übergabebahnhöfe<br />
der Brikettfabriken Schallmauer,<br />
Wachtberg I und Wilhelma im Vorfeld des Bahnhofs<br />
Frechen. Nach fast zweijährigen Verhandlungen<br />
über Grunderwerb, Grundstückstausch<br />
und Kostenverteilung wurde am 27. 3. / 23. 5.<br />
1912 neue Anschlussvertrag zwischen der ‘Clarenberg<br />
AG’ und der Stadtgemeinde Cöln geschlossen.<br />
Der völlige Umbau des Gleisfeldes<br />
und die Einrichtung einer Schrankenanlage im<br />
Bereich des Bahnhofs Frechen machte auch ei-<br />
146<br />
ne Verlegung der Anschlussweiche erforderlich.<br />
Gebühren waren zu entrichten:<br />
- für die Unterhaltung von 255 m Gleis (vom<br />
Stoße der Anschlußweiche bis zur ‘Grenze<br />
der Unterhaltung’)<br />
- für die Unterhaltung von vier einfachen<br />
Weichen, für die Beleuchtung und<br />
Schmierung eines Scheibensignals,<br />
- für die Gangbarhaltung und Schmierung<br />
einer Dahm’schen Entgleisungsweiche,<br />
- für die Unterhaltung eines Weichenhebels<br />
im Stellwerk II,<br />
- desgl. eines Signalhebels,<br />
für die Unterhaltung und Erleuchtung (!)<br />
der Schrankenanlage,<br />
- für die Bewachung und Bedienung der<br />
Weichen-Signal- und Schrankenanlagen<br />
durch einen Weichensteller und<br />
- für die Mitbenutzung und Instandhaltung<br />
des Stellwerksgebäudes.<br />
Der modifizierte Vertrag vom 21. 5. /20 .6.
147<br />
Nach dem Abriss der Eisenbahnbrücke überspannt nur<br />
noch die Rohrbrücke der 1953/54 gbauten Ferndampfleitungen<br />
vom Grubenkraftwerk Wachtberg via Forschungszentrum<br />
‘Sibylla’ nach Habbelrath/Grefrath die Dürener<br />
Straße.<br />
Unten: Die Beton-Brückenauflage mit den Resten des<br />
beidseitigen Geländers im Bereich der früheren Reichsbahnstrecke<br />
Benzelrath—Mödrath—Oberbolheim auf dem<br />
Gelände der ehemaligen Brikettfabrik ‘Sibylla’.<br />
1918 läßt erkennen, dass die Brikettfabrik ihre<br />
Gleisanlagen inzwischen erheblich ausgedehnt<br />
und zwei Gleiswaagen eingerichtet hatte. Die<br />
Erweiterung des Anschlusses erforderte auch<br />
eine teilweise Verschiebung und Verlängerung<br />
des Stumpfgleises, an das die im gemeinsamen<br />
Zustellungsgleis der Brikettwerke Schallmauer,<br />
Wachtberg I, Wilhelma und Wildling liegende<br />
Entgleisungsweiche anschloss. Die an<br />
die Stadt Cöln zu zahlenden Gebühren bezogen<br />
sich u .a. auf 1.380 lfde. Gleis, 7 einfache<br />
Weichen im Nebengleis und 1 Doppelweiche.<br />
In einem Nachtragsvertrag vom 24. 7./ 8. 9.<br />
1922 ging es im wesentlichen nur um die Anpassung<br />
der Nutzungsgebühren und der Anschlussfracht.<br />
Die Kosten die Abholung wurden für<br />
7.000 Wagen belademe Wagen innerhalb eines<br />
Jahres, für die nächsten 3.000 und für weitere,<br />
abhängig von der Entfernung, berechnet.<br />
Der Umstellung auf Großraumförderwagen<br />
und ihre Beförderung mit Lokomotiven der<br />
KFBE vom Bahnhof Frechen zum Vorratsbunker<br />
‘Sibylla’ und umgekehrt wurde im Anschlussvertrag<br />
vom 18. 2. /8. 3. 1928 Rechnung<br />
getragen. Im Zusammenwirken mit der<br />
I.G. Farben Industrie AG., Abt. Braunkohlenwerke<br />
Frechen (ehemals Wachtberg, Wilhelma,<br />
Wildling) und den Rheinischen Stahlwerken Essen,<br />
Abteilung Schallmauer, wurden die Übergabebahnhöfe<br />
ein weiteres Mal erweitert und<br />
das Bunkergleis am Bachemer Mühlenbach<br />
eingerichtet. Die ‘Clarenberg AG’ musste nun<br />
Gebühren für 3.050 m Gleis sowie zahlreiche<br />
einfache, Doppel- und Kreuzungsweichen zahlen.<br />
Dieser Vertrag hatte Bestand bis zur Stillsetzung<br />
der Brikettfabrik. Lediglich die Vertragspartner<br />
hatten im Laufe der Jahrzehnte<br />
neue Namen: Die Köln-Frechen-Benzelrather-
Der stillgelegte Frechener Bahnhof, das neue Gleisfeld und das automatische Gleisstellwerk am Clarenbergweg.<br />
Eisenbahn wurde von der Kölner Verkehrsbetriebe<br />
AG, Abt. Güterverkehr, übernommen. Die<br />
RAG bzw. die ‘Rheinischen Braunkohlenwerke<br />
(RBW) stiegen in die bestehenden Verträge ein.<br />
Mit dem Rückbau der Übergabebahnhöfe<br />
der Brikettfabriken ‘Schallmauer’ (wegen Stillsetzung<br />
Anfang der 1960er Jahre) und Wachtberg<br />
(im Vorfeld des geplanten Baus der neuen<br />
B 264 Ortsumgehung Frechen) reduzierte die<br />
KVB zwangsläufig ihre Aktivitäten auf dem Frechener<br />
Bahnhofgelände.<br />
Am 5. Februar 1968 kündigte die KVB mit<br />
Hinweis auf eine notwendige wirtschaftliche<br />
Neuordnung der Anschlussverhältnisse den<br />
Vertrag für die Brikettfabrik Clarenberg. Eine<br />
neue Vereinbarung kam nicht zustande, da<br />
sich ein Ende der Brikettherstellung deutlich<br />
abzeichnete. Mit dem Verkauf des Fabrikgeländes<br />
zum 1. Dezember 1972 gingen die<br />
noch verbliebenen Gleisanlagen an die Firma<br />
148<br />
Cremer & Breuer über.<br />
Die Gleis- und Signalanlagen sind im Laufe<br />
der Jahrzehnte teilweise zurückgebaut oder für<br />
die Abfuhr von Briketts oder Staubkohle aus<br />
der Fabrik Wachtberg umgerüstet worden. Wie<br />
vor mehr als 110 Jahren wird die Strecke vom<br />
ehemaligen Bahnhof Frechen nach Köln<br />
weiterhin von Güterzügen und elektrischen<br />
Straßenbahnen gemeinsam genutzt.<br />
Quellen- und Bildnachweis: Aus dem Akten- und Bildbestand<br />
des Zentralarchivs der RWE Power AG in Weisweiler:<br />
241/143; 244/143; 246/210; 240/211; 240/400. — Aus den Fotobeständen<br />
<strong>Manfred</strong> <strong>Coenen</strong>, Volker H.W. <strong>Schüler</strong>, Heinz<br />
Gerdes und Britta Havlicek.